Parlamentskorrespondenz Nr. 671 vom 27.09.2007

Für lückenlose schulärztliche Untersuchungen, gegen Doping

Fraktionen verabschieden Anträge einhellig

Wien (PK) – Unter einem debattierte der Nationalrat zwei Anträge der Koalition. Im ersten Antrag geht es um lückenlose schulärztliche Untersuchungen, im zweiten Antrag um Maßnahmen gegen Doping. Abgeordnete SCHASCHING (S) befasste sich mit dem Projekt "Gesunde Schule", das eine umfassende Betrachtung der Gesundheit der SchülerInnen zum Ziel hat. Daher sei es wünschenswert, dass bei Gesundheitsuntersuchungen alle schulpflichtigen Kinder in Österreich erfasst werden, auch die, die häuslichen Unterricht erhalten.

Im Zusammenhang mit dem Anti-Doping-Gesetz verwies die Abgeordnete darauf, dass man auch im Schulbereich darauf reagieren und die LehrerInnen mit entsprechendem Material ausstatten sollte, damit sie das Thema Doping besonders in Sportschwerpunktschulen an die Schüler herantragen können. "Doping ist Betrug an sich selbst, an der eigenen Mannschaft, an den anderen Wettkampfteilnehmern sowie an Veranstaltern, Sponsoren und Publikum", sagte Schasching wörtlich. Auch der Breitensport sei von der Anti-Doping-Problematik betroffen, denn SpitzensportlerInnen seien Dopingkontrollen unterworfen und wüssten zum Großteil um die Gefahr, der Breitensportler hingegen wisse das oft nicht und sei gerade durch den Internet-Vertrieb oder durch Angebote in Fitness-Studios verleitet, Substanzen zu sich zu nehmen, von denen er nicht weiß, welchen Schaden sie anrichten können.

Abgeordnete Dr. EDER-GITSCHTHALER (V) machte darauf aufmerksam, dass es in Österreich keine Schulpflicht gibt, sondern seit 1774 eine Unterrichtspflicht bestehe. Kinder können unter bestimmten Voraussetzungen auch von den Erziehungsberechtigten zum häuslichen Unterricht angemeldet werden; 0,5 % der Eltern nehmen diese Möglichkeit in Anspruch. Diese Kinder müssen aber in entsprechenden Abständen externe Prüfungen ablegen. Nicht berücksichtigt wird nach dem derzeitigen Schulgesetz das Wohlbefinden und die Gesundheit der Kinder, denn diese Kinder müssen sich keiner regelmäßigen ärztlichen Untersuchung unterziehen. Die Untersuchung durch den Schularzt wird von den V-S-Antragstellern als Serviceangebot angesehen, von dem niemand ausgeschlossen werden soll. Alle Kinder haben das Recht, über Krankheiten aufgeklärt, über gesundheitsfördernde Maßnahmen informiert und zu allfälligen Verhaltensänderungen angehalten zu werden, unterstrich sie.

Abgeordnete ZWERSCHITZ (G) sprach von den Reihenuntersuchungen in den Schulen und wies darauf hin, dass ungefähr ein Viertel der Kinder an andere Ärzte, großteils Zahnärzte, weiterverwiesen wird. Laut einer OECD-Studie befinden sich die österreichischen Kinder an 19. Stelle von 25 OECD-Staaten, was die Gesundheitsvorsorge betrifft. An den Schulen muss aber noch mehr passieren, betonte die Rednerin und trat dafür ein, dass eine Schulkantine, die Fast Food austeilt oder klebrige Limonaden verkauft, auch unter dem Gesundheitsaspekt beurteilt werden sollte. Hinzu kommt, dass die Bewegungsstunden zugunsten anderer Stunden verringert werden.

Abgeordneter Mag. HAUSER (F) gab bekannt, dass seine Fraktion den beiden Initiativen zustimmen werde, wenngleich die FPÖ mit den geplanten Maßnahmen nicht ganz glücklich sei. Auch die Schulärzte sollte man für Doping-Aufklärung einsetzen, denn die Ärzte können in einem Vier-Augen-Gespräch mit einem Schüler viel leichter auf Probleme – auch des Trinkens und Rauchens - eingehen. Der Abgeordnete meinte in Richtung der Ressortleiterin, wenn schon in der Schule politisiert werden soll, dann müssten alle Parteien die Möglichkeit erhalten, ihre politischen Ansichten darzulegen, denn die Schüler haben ein Recht, die Meinung aller Fraktionen zu hören.

Abgeordnete HAUBNER (B) erinnerte an das Jahr 2004 und an den damaligen Sportstaatssekretär Schweitzer, der etliche Projekte gestartet habe. Diese Projekte könnten ihrem Dafürhalten nach weitergeführt werden. Die Rechnung "1 € Vorsorge erspart 3,2 € Reparaturmedizin" sollte man beherzigen und auch daran denken, dass jede Investition in Gesundheitsprojekte eine gute Investition in die Zukunft darstellt.

Abgeordnete Mag. MUTTONEN (S) sprach das Projekt "Gesunde Schule" an und sah es als Ziel an, durch Entwicklung und Umsetzung einer nationalen Strategie zur Gesundheitsförderung an den Schulen eine gesündere Gesellschaft zu erreichen. Es gehe um Programme speziell in Bereichen wie Ernährung, Bewegung oder auch im Umgang mit Alkohol und Nikotin. Viele Erkrankungen im Erwachsenenalter sind das Resultat von Verhaltensmustern und von Lebensstilen im Jugendalter, betonte sie.

Abgeordneter HAUBNER (V) bezeichnete es als eine große Gefahr für den Sport, wenn gedopte Spitzensportler erfolgreicher sind als ehrliche Sportler und unterstrich in diesem Zusammenhang auch die Vorbildwirkung der Spitzensportler für die Jugend. Da vereinzelt bereits 14-jährige zu Mitteln greifen, um ihre Leistungsfähigkeit zu erhöhen, sei es dringend notwendig, die Lehrer in den Kampf gegen das Doping einzubeziehen und generell die Informationstätigkeit bei diesem Thema zu intensivieren.

Abgeordneter BROSZ (G) unterstützte die Initiative gegen Doping im Sport an den Schulen, wobei er darauf hinwies, dass es längst nicht mehr nur um Doping im Spitzensport gehe, sondern darum, junge Menschen von Anabolika fernzuhalten, mit denen sie in Fitnessstudios in Kontakt kommen können.

Abgeordneter Dr. KURZMANN (F) unterstrich die Notwendigkeit lückenloser Gesundheitsuntersuchungen für Schülerinnen und Schüler, indem er darauf hinwies, dass sich der Gesundheitszustand der jungen Menschen in den letzten Jahren nicht verbessert sondern verschlechtert habe. Im Jahr 2006 waren 13,4 % der stellungspflichtigen jungen Männer untauglich, 25 % der Untauglichen hatten psychische Probleme, 11 % Fehlbildungen im Bewegungsapparat und 10 % Gehörschäden.

Abgeordnete FUHRMANN (V) verlangte, die Gesundheit der Kinder in den Mittelpunkt der Schulen zu stellen und lückenlose Untersuchungen einzuführen. Dies sei überdies notwendig, um Fälle psychischer und physischer Gewalt sowie von Verwahrlosung bei Kindern aufzudecken. Das Thema Doping sollte in der Lehreraus- und -weiterbildung verstärkt berücksichtigt werden, verlangte die Rednerin.

Abgeordneter Dr. SCHELLING (V) machte auf den Todesfall eines jungen Fitnesscenterbesuchers nach dem Gebrauch von Anabolika aufmerksam und unterstrich die Notwendigkeit, junge Menschen über die Folgen des Missbrauchs von Medikamenten, Stimulantien und Narkotika im Sport aufzuklären. "Nein zum Doping im Hobby- sowie im Breiten- und Spitzensport" lautete die Devise für Abgeordneten Schelling.

Auch Abgeordnete MIKESCH (V) drängte darauf, den Kampf gegen das Doping nicht nur im Spitzensport zu führen, sondern diesen auch in den Breitensport und in die Fitnesscenter hinauszutragen. Die Information der Lehrer und Lehrerinnen sei dabei besonders wichtig, betonte Mikesch.

Freude mit beiden in Verhandlung stehenden Initiativanträgen bekundete Bundesministerin Dr. SCHMIED. Sie informierte die Abgeordneten über das Projekt "Gesunde Schule" und unterstrich die Notwendigkeit einer Kooperation zwischen allen Gebietskörperschaften sowie innerhalb der Bundesregierung bei den Themen Gesundheit und Umwelt in den Schulen. Das Thema Doping werde verstärkt in den pädagogischen Akademien thematisiert, in der politischen Bildung stehe man durch die Senkung des Wahlalters vor der Herausforderung nicht nur Institutionenwissen zu vermitteln, sondern die Schüler zur politischen Teilhabe zu ermuntern.

Beide Entschließungsanträge wurden einstimmig verabschiedet.

(Schluss Schule/Forts. NR)