Parlamentskorrespondenz Nr. 107 vom 20.02.2012

Hohe jüdische Auszeichnung für NR-Präsidentin Barbara Prammer

Prammer erhält Prof. Allerhand Gedenk-Menorah von Bnai Brith

Wien (PK) – Eine besondere Ehrung erfuhr Nationalratspräsidentin Barbara Prammer: Im Haus der Europäischen Union wurde ihr am Sonntagabend von B’nai B’rith Europa die "Prof. Allerhand Gedenk-Menorah" überreicht. Diese selten vergebene Auszeichnung würdigt öffentliches Eintreten für Humanität und gegen jede Form von Diskriminierung.

Barbara Prammers politisches Wirken sei geprägt vom Engagement für Benachteiligte und vom beherzten Eintreten gegen den Faschismus, sagte Victor Wagner, Präsident von B’nai B’rith Österreich. Auch hob er ihre überzeugende soziale Gesinnung und ihre Dialogbereitschaft hervor. Jacob Allerhand sei ein Mann des Dialogs und der Toleranz gewesen, für beides stehe die Gedenk-Menorah.

Diese Ehrung hänge nicht alleine mit dem Amt zusammen, gelte nicht nur der ersten Frau im Staat, sagte Caspar Einem, Bundesminister a. D., in seiner Laudatio. Geehrt würden vielmehr die Person, ihre Haltung und ihr Handeln. Einem skizzierte Prammers Lebensweg und beschrieb sie als eine Frau, die ihre Ziele mit Disziplin, Ehrgeiz und Zähigkeit verfolge. "Sie nimmt dabei auch in Kauf, Widerstand überwinden zu müssen, eine Eigenschaft, die in der Politik heute selten geworden ist." Eine markante Facette in Prammers Leben sei konkretes soziales Engagement, insbesondere für Frauen und deren Chancen, aber auch für Homosexuelle und Lesben.

Nicht zuletzt sei Antifaschismus ein wesentliches Motiv für Barbara Prammers politisches Engagement, führte Einem aus. Er zitierte dazu aus ihrem vor kurzem erschienenen Buch: "Ich sehe mich als Bürgerin zur Wachsamkeit gegenüber allen Formen von Totalitarismus, Rassismus und Nationalsozialismus verpflichtet. Diese Verpflichtung leitet sich für mich aus der jüngeren Geschichte unseres Landes ab und hat sich auch mehr als 60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges keinesfalls überlebt." Es füge sich gut, dass Prammer Vorsitzende von Kuratorium und Komitee des Nationalfonds der Republik Österreich sei, sagte Einem: "Hier repräsentiert eine Persönlichkeit das österreichische Gemeinwesen bei einer Aufgabe, die kaum glaubwürdiger sein könnte."

"Um für Menschenrechte eintreten zu können, muss man wissen, was Menschlichkeit ist", sagte der Präsident von B’nai B’rith Europa, Ralph Hofmann, in seiner Festrede. B’nai B’rith wurde 1843 in New York von Einwanderern als Hilfsorganisation gegründet und gehört zu den bedeutendsten jüdischen Organisationen weltweit. Sie setzt sich für Wohltätigkeit, Toleranz und die Einheit des jüdischen Volkes ein, bekämpft Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. B’nai B‘rith ist derzeit in 29 europäischen Ländern vertreten.

Die Präsidentin des österreichischen Nationalrats sei in ihrem Eintreten für Humanität ein Vorbild, sagte Hofmann: "Wir sind sehr stolz, ihr heute diese Auszeichnung überreichen zu können."  Sie sei "mit großer Zivilcourage immer den richtigen Weg gegangen", ergänzte Oberrabbiner Chaim Eisenberg.

Prammer dankte für die Auszeichnung, die ihr freilich für etwas verliehen werde, das für sie Selbstverständlichkeit sei. Sie verstehe es als zentralen Auftrag an die Politik, sich für die Schwachen in der Gesellschaft stark zu machen und gegen Diskriminierung, Antisemitismus, Rassismus aufzutreten. Die Nationalratspräsidentin bekannte sich auch zur Verantwortung für die eigene Geschichte, die weder abgestreift noch selektiv wahrgenommen werden könne. Verpflichtung der Älteren sei es, diese Verantwortung weiterzugeben, sagte Prammer: "Wir müssen Flammen in die Herzen der jungen Menschen setzen und sie immun machen gegen Faschismus und Rassismus."

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website des Parlaments (www.parlament.gv.at) im Fotoalbum.

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