Parlamentskorrespondenz Nr. 229 vom 26.03.2012

Wissenschaftspreis der Margaretha Lupac-Stiftung verliehen

Nationalratspräsidentin Barbara Prammer nimmt Ehrung vor

Wien (PK) – Nationalratspräsidentin Barbara Prammer überreichte heute im Rahmen eines feierlichen Aktes die Wissenschaftspreise der Margaretha Lupac-Stiftung an jene vier WissenschaftlerInnen, die im Vorjahr von einer Jury unter Leitung von Manfried Welan mit dieser Ehrung ausgezeichnet worden waren. An der Zeremonie nahm ein ebenso zahlreiches wie interessiertes Publikum teil.

Prammer bezeichnete die Überreichung der Lupac-Preise als mittlerweile fixen Bestandteil im Jahresplan des Parlaments. Sie verwies auf die Güte des Kuratoriums und würdigte die Arbeit der Jury, die sich mit vielen Einreichungen auseinanderzusetzen und auf dieser Basis eine Entscheidung zu finden habe. Sie sei sehr froh gewesen, dass ausgerechnet die Projekt-Plattform zur "Jüdischen Repräsentation" ausgezeichnet wurde, da sie auch ein wenig Geburtshelferin für diese Arbeit sein konnte. Prammer wünschte sich eine Fortsetzung dieser wichtigen Arbeit und meinte abschließend, man könne Margaretha Lupac gar nicht genug dankbar dafür sein, dass sie das Parlament in die Lage versetzt habe, jedes Jahr einen solchen Preis vergeben zu können.

Welan würdigte zunächst Christiane Spiel. Ihr Weg von der Geschichtslehrerin zur Universitätsprofessorin sei einzigartig. Sie kam von der gelebten Empirie zur lebendigen Theorie. Welan ging auf den Lebensweg Spiels ein und hob dabei besonders deren höchst verdienstvolle Arbeit im Bereich der Gewaltprävention hervor, wobei er die fundamentale Bedeutung adäquater Bildung für eine lebendige Demokratie unterstrich. Die Bürger müssten mit dem Wissen der Welt verbunden sein, weshalb die Demokratie ihrer Jugend die besten Schulen und Hochschulen bieten müsse.

Sodann ging Welan auf die Projekt-Plattform ein, die sichtbar mache, welche tragende Rolle jüdische Bürger für Sprache und Geist in diesem Land gespielt hätten. Kreisky und ihr Team hätten hier Pionierarbeit geleistet, was die Jury entsprechend würdigte. Für diese wichtige Arbeit müsse man dankbar sein, zudem stehe zu hoffen, dass diese fortgesetzt werden könne.

In einem Podiumsgespräch erläuterte Eva Kreisky die Geschichte ihres Projekts. Es basiere auf einer Idee Leon Zelmans, die Barbara Prammer aufgegriffen habe. Von einer "Projekt-Plattform" sei deshalb zu sprechen, weil es verschiedene Geldgeber und vielfache Unterstützung von verschiedener Seite gegeben habe. Saskia Stachowitsch ergänzte, man habe im Rahmen des Projekts eine Biographiensammlung erstellt, die öffentlich zugänglich ist, um den Einfluss des Jüdischen in der Geschichte des Parlamentarismus sichtbar zu machen. Jüdische Geschichte sei nicht von österreichischer Geschichte zu trennen, vielmehr sei beides miteinander verknüpft und einander gegenseitig befruchtend. Matthias Falter gab schließlich einen Einblick in die Geschichte des Antisemitismus in Österreich und verwies dabei unter anderem auf eine Reportage Mark Twains, in welcher der antisemitische Grundton in den Reden einzelner Abgeordneter deutlich gemacht werde.

Spiel betonte schließlich die Bedeutung politischer Bildung für eine offene Gesellschaft und eine lebendige Demokratie. Man müsse sich um einen Ausgleich von Benachteiligung und um die Schaffung von Fairness und Vielfalt bemühen, müsse Bildungsmotivation schaffen, aber auch die Kompetenzen, diese Motivationen auch umsetzen zu können. Zielsetzung müsse, so Spiel, eine echte Zivilgesellschaft sein.

Die Preisträger

Christiane Spiel arbeitet insbesondere in den Themenfeldern Gewaltprävention in Schulen und Kindergärten, der Integration von MigrantInnen in multikulturellen Schulen und der Förderung von Geschlechtergerechtigkeit. Sie etablierte den Fachbereich Bildungspsychologie als wissenschaftliche Disziplin und konzipierte ein Strukturmodell, das Bildungskarriere und Lebenslanges Lernen in den Mittelpunkt stellt. Der zweite Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich Evaluation und Qualitätsmanagement. In diesem Zusammenhang führte sie Auftragsprojekte der Rektorenkonferenz durch, die sich mit dem Hochschulzugang, Auswahlverfahren sowie der Anerkennung non-formaler und informeller Lernerfahrungen auseinandersetzen.

Eva Kreisky hat gemeinsam mit den NachwuchsforscherInnen Matthias Falter und Saskia Stachowitsch seit 2007 mehrere Forschungsprojekte zu den Zusammenhängen zwischen Parlamentarismus, Demokratieentwicklung und jüdischer politischer Repräsentation und Partizipation in Österreich durchgeführt. Thema der Untersuchungen waren daher auch die Transformationen von Antisemitismus als politische Strategie im parlamentarischen Diskurs und seine Bedeutung als antiparlamentarische Ideologie. Die Projektplattform "Jüdische Repräsentation und Antisemitismus im österreichischen Parlament, 1861-1938" wird als Pionierarbeit angesehen, da damit erstmalig eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema der jüdischen Abgeordneten und ihrem Wirken in die Tat umgesetzt wurde. (Schluss)

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie – etwas zeitverzögert – auf der Website des Parlaments (www.parlament.gv.at) im Fotoalbum.