Parlamentskorrespondenz Nr. 338 vom 26.04.2012

Bauen: Entscheidungen zukunftsfähig, bürgernah und kompetent treffen

Bundesregierung legt Baukulturreport 2011 vor

Wien (PK) – "Den größten Teil unseres Lebens verbringen wir in gebauter oder gestalteter Umwelt. Baukultur ist damit eine Frage, die weit über unsere unmittelbare Bauentscheidung hinausgeht." Mit diesen Worten leitet Staatssekretär Josef Ostermayer den "Baukulturreport 2011" ein, welchen die Bundesregierung dem Parlament zuleitete. (III-313 d.B.)

Ostermayer sieht in der Art, "wie wir Bauwerke und Räume planen, bauen oder sanieren", die gesellschaftliche Antwort auf die Qualität unserer gestalteten Umwelt, auf die Wohn- und Lebensqualität in Stadt und Land. Dies stelle gemeinsam mit der Qualität von Bildung, Arbeit und wirtschaftlicher Entwicklung "die Zukunft unseres Gemeinwesens" dar.

Gerade in einem föderalen Staat wie Österreich erfordere, so Ostermayer weiter, die Baukultur die aktive Mitarbeit aller Verantwortungsträger von Bund, Ländern und Gemeinden, von den Sozialpartnern wie auch von der Zivilgesellschaft. Baukultur entstehe aus einem Prozess der gemeinsamen Abstimmung des Handelns, Bewertens und Lernens, mit dem Ziel, das Bestmögliche zu erreichen, denn zu Recht forderten die Bürgerinnen und Bürger eine immer höhere Qualität des Bauens und Planens ein, wobei letztendlich das Ergebnis entscheidend sei.

Anspruch

Der Baukulturreport 2011 stellt den Anspruch, Verbesserungsvorschläge in den genannten Bereichen vorzubringen. Zur Umsetzung solcher Vorschläge bedürfe es freilich des aktiven Zusammenwirkens aller Betroffenen. Um zu diesem Zutun zu ermuntern, präsentiert der Bericht zahlreiche erfolgreiche Beispiele, die zudem auch zeigen sollen, dass Österreich auch im internationalen Vergleich Wichtiges geleistet hat. Um diesen erfolgreichen Weg fortsetzen zu können, bietet der Report Orientierungsmarken für weitere mutige Fortschritte und Weiterentwicklungen im Bauen und Planen. Damit soll Politik und Verwaltung, aber auch Bauträgern die erforderliche Hilfe geboten werden, Entscheidungen bewusst, kompetent und zukunftsfähig treffen zu können.

Generell gliedert sich der Report in drei große Kapitel: zukunftsfähig, bürgernah und kompetent. Vorab wird festgehalten, der Sinn des Bauens sei die Schaffung von Lebensraum und Entwicklungsmöglichkeit für die Menschen. Eine "Kultur des Bauens" schließe alle Beteiligten an diesem Prozess mit ein, von der Idee über die Planung und Errichtung bis hin zur Nutzung: "Nur wenn Baukultur als umfassendes Anliegen wahrgenommen wird, können soziale, ökonomische, ökologische und kulturelle Rahmenbedingungen für ein lebenswertes Umfeld gesichert werden. Baukultur ist keine Frage des Geldes, sondern des Qualitätsanspruchs."

Zukunftsfähig

Im Schwerpunkt "zukunftsfähig" werden die wesentlichen Säulen der Nachhaltigkeit mit ihren Zusammenhängen und Wechselwirkungen dargestellt. Analysiert werden gesellschaftliche Entwicklungen sowie die ökologische Dimension, insbesondere auch die energetischen Herausforderungen, und die ökonomische Dimension der Nachhaltigkeit. Des Weiteren wird das wirtschaftliche Potential von Innovationsförderungen in Architektur und Bauforschung untersucht.

Bürgernah

Im Schwerpunkt "bürgernah" setzt sich der Report mit der Verankerung von Baukultur auf kommunaler Ebene auseinander. Von den Kommunen wird der größte Teil öffentlicher Bauaufgaben beauftragt und genutzt, somit wird hier auch ein wesentlicher Anteil an Steuermitteln investiert. Darüber hinaus sind die Gemeinden für die Baubewilligung und für die Flächenwidmungs- und Bebauungspläne verantwortlich. Da diese Aufgaben jede Gemeinde unabhängig von ihrer Größe wahrzunehmen hat, wurden in diesem Report in erster Linie kleinere – und damit für die heimische Gesamtstruktur repräsentative - Gemeinden untersucht.

Kompetent

Im Schwerpunktthema "kompetent" wird der Schulbau als prominentestes Beispiel für eine zentrale öffentliche Bauaufgabe untersucht. Die schulpolitischen Entscheidungen der letzten Jahre – etwa die ganztägigen Betreuungsformen – haben wesentliche Auswirkungen auf die Schulgebäude. Außerdem stehen in den nächsten Jahren umfassende Sanierungsarbeiten an jenen Gebäuden an, die während der Bildungsoffensive der "Kreisky-Jahre" errichtet worden sind, was die Chance einer Anpassung an die aktuellen Anforderungen bietet.

Der Report kommt im Rahmen seiner Untersuchungen zu dem Schluss, dass, auch wenn manche der angesprochenen Handlungsfelder nicht in die Kompetenz des Bundes fallen, die Bundespolitik dennoch dazu angehalten ist, ihren Einfluss dahingehend geltend zu machen, die dringend nötigen Veränderungen auch auf Landes- und Gemeindeebene entschlossen anzugehen. Insgesamt müsse der Bund Vorbildwirkung haben, heißt es in dem Report.

Die drei Schwerpunktthemen weisen sodann wieder eigene Untergliederungen auf. So befasst sich der Abschnitt zum Thema Nachhaltigkeit auch mit der "thermischen Sanierung", mit den Lebenszykluskosten und mit innovativen Ansätzen, während der Abschnitt zum Thema "bürgernah" auf die Rolle der Kommune als Baubehörde bzw. als Bauherr eingeht. Ein eigenes Kapitel ist schließlich auch der Baukulturvermittlung für junge Menschen  gewidmet. Ein statistischer Anhang rundet den Report ab. (Schluss)