Parlamentskorrespondenz Nr. 818 vom 23.10.2012

Parlament: Hohe Auszeichnung für Barbara Coudenhove-Kalergi

Prammer überreicht Publizistin Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst

Wien (PK) – Der österreichischen Bevölkerung wurde sie vor allem als Mitarbeiterin der Osteuropa-Redaktion des ORF bekannt. Heuer feierte sie ihren 80. Geburtstag und ist immer noch als Journalistin und Kolumnistin gefragt. Nun kann Barbara Coudenhove-Kalergi zu den vielen Auszeichnungen, die sie im Laufe ihres Berufslebens erhalten hat, eine weitere hinzufügen. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer überreichte der renommierten Publizistin und Osteuropa-Expertin das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse, das ihr vom Bundespräsidenten verliehen wurde.

Beim Festakt im Parlament erinnerte Prammer nicht nur an die "exzellenten und gründlichst recherchierten Reportagen" Coudenhove-Kalergis aus den Ländern des früheren Ostblocks. Sie würdigte die Journalistin auch als kritische Beobachterin des politischen und sozialen Geschehens in Österreich, die mit deutlicher Sprache auf Defizite und Missstände hinweise, ohne polemisch zu sein. Coudenhove-Kalergi erhebe auch immer wieder ihre Stimme gegen Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus und setze sich für Menschenrechte ein, sagte Prammer und schloss sich in diesem Sinn dem Urteil von Paul Lendvai an, der die Publizistin einmal als "Gewissen des guten Österreich" bezeichnet hat.

Franz Kössler, langjähriger ORF-Journalist, unterstrich in seiner Laudatio, mit Coudenhove-Kalergi werde eine kritische Stimme gegen die Macht ausgezeichnet. Coudenhove-Kalergi habe sich nie einer Autorität unterworfen und immer großes Interesse an einfachen, engagierten Menschen gezeigt. Das sei auch der Grund, warum sie "im großen Tross der internationalen Berichterstatter" immer früher gewusst habe, wo sich eine Massenbewegung formiere und Spannungen aufbauten. Zu Coudenhove-Kalergis Besonderheiten gehöre es auch, ständig zu fragen, zu fragen, zu fragen, sagte Kössler, und zwar ohne vorgefasste Meinung.

Coudenhove-Kalergi selbst zeigte sich darüber erfreut, die Auszeichnung im Parlament und von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, "eine der nicht zu zahlreichen PolitikerInnen, die ich schätze", überreicht zu bekommen. Sie nehme das Ehrenzeichen auch als Ermutigung für junge JournalistInnen entgegen, die es aufgrund des Sparzwangs der Zeitungen und des Drucks von Seiten der Inserenten und der Politik ihrer Meinung nach heute sehr schwer haben. Positiv wertete Coudenhove-Kalergi, dass heute viel mehr Frauen im Journalismus tätig sind, zu ihren Anfängen seien sie "rare Einzelwesen" gewesen.

Barbara Coudenhove-Kalergi

Barbara Coudenhove-Kalergi wurde 1932 in Prag geboren und kam nach ihrer Vertreibung aus der damaligen Tschechoslowakei 1945 nach Österreich. Sie schrieb unter anderem für das "Neue Österreich", "Die Presse", den "Kurier" und die "Arbeiter-Zeitung" und wurde 1975 schließlich in den ORF geholt, wo sie sich bald einen Namen als Osteuropa-Expertin machte. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs war sie einige Jahre auch als ORF-Korrespondentin in Prag tätig. Seit geraumer Zeit ist Coudenhove-Kalergi Kolumnistin des "Standard". Zu den von der Journalistin veröffentlichten Publikationen gehört auch ein gemeinsam mit Oliver Rathkolb herausgegebenes Buch über die Benes-Dekrete. Im Jänner wird, wie Kössler berichtete, ihre Autobiographie erscheinen.

HINWEIS: Fotos vom Festakt finden Sie – etwas zeitverzögert – auf der Website des Parlaments (www.parlament.gv.at) im Fotoalbum.