Bundesrat Stenographisches Protokoll 640. Sitzung / Seite 17

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Es gibt keine "drogenverseuchten" Schulen in dem Sinne, sondern es gibt Schulen, wo es mehr Probleme gibt, und es gibt Schulen, wo es weniger Probleme gibt. Gerade durch diesen Aktionsmonat soll es verstärkte Kontrollen der Sicherheitswache rund um die Schulen geben – das ist mit dem Innenminister abgesprochen –, es soll verstärkte Kontaktnahme der Schulwarte mit der Sicherheitswache geben, denn die Schulwarte sehen ja, wenn vor der Schule etwas los ist. Das heißt, ich möchte mit dieser Aktion auch signalisieren, daß die Schule allein diese Probleme nicht bewältigen kann. Wir brauchen auch die Erwachsenen dazu, wir brauchen die Umgebung dazu, wir brauchen auch die Gesellschaft dazu.

Präsident Ludwig Bieringer: Wir gelangen nunmehr zur 8. Anfrage, 893/M, an die Frau Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten.

Ich bitte den Anfragesteller, Herrn Bundesrat Erhard Meier, um Verlesung der Anfrage.

Bundesrat Erhard Meier (SPÖ, Steiermark): Sehr geehrte Frau Ministerin! Meine Frage an Sie lautet:

893/M-BR/98

Welche Maßnahmen werden Sie endlich treffen, damit die unter dem Titel "Hauptschule im Abwärtstrend – Krise der Hauptschule" kürzlich erneut aufgezeigte Entwicklung des Schülerrückganges gebremst wird?

Präsident Ludwig Bieringer: Bitte, Frau Bundesministerin.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Ich glaube, zuerst sollte man einmal die Zahlen einigermaßen relativieren. Wenn österreichweit der Anteil der Hauptschule von 70,3 auf 69,8 Prozent sinkt, ist es trotzdem immer noch so, daß fast 70 Prozent der Zehn- bis Vierzehnjährigen in Österreich in eine Hauptschule gehen. Da gleich von einem "Abwärtstrend" zu sprechen, halte ich für leicht übertrieben.

Es wird aber auch deutlich, daß durch gezielte Informationen, die sich in einzelnen Bundesländern nur in Richtung AHS bewegen, besonders auch in städtischen Gebieten, der Trend ein anderer ist. Ich meine, daß Hauptschulen mehr in den Mittelpunkt gestellt werden müssen, und zwar durch die Öffentlichkeitsarbeit jedes einzelnen Landesschulrates/Stadtschulrates, daß aufgezeigt werden muß, daß Hauptschulen zu über 60 Prozent die Autonomie ernst nehmen, eigene Schwerpunkte anbieten, und daß manche Schüler glücklichere Jahre hätten, wenn sie in einer Hauptschule wären, anstatt in einer AHS mit jeder Menge Nachhilfe bis zur vierten Klasse "durchgeboxt" zu werden und dann ohnehin in eine andere Schule zu wechseln.

Es ist bekannt, daß etwa 50 Prozent der Jugendlichen nach der vierten Klasse AHS woandershin wechseln, also nicht die klassische Langform besuchen. Das heißt, es muß sich auch die AHS überlegen, ob sie überhaupt noch eine klassische Langform ist.

Präsident Ludwig Bieringer: Wird eine Zusatzfrage gewünscht?– Bitte.

Bundesrat Erhard Meier (SPÖ, Steiermark): Da bin ich beim Stichwort "Autonomie". Glauben Sie nicht, daß die Autonomie immer mehr dadurch eingeengt wird, daß der Schule durch die Vermehrung von Pflichtaufgaben innerhalb des bestehenden Rahmens, ohne diesen auszuweiten, Zusätzliches angelastet wird, sodaß bezüglich dieser von Ihnen erwähnten wichtigen Sonderangebote immer weniger Spielraum für autonome Beschlüsse an der jeweiligen Schule übrigbleibt?

Präsident Ludwig Bieringer: Bitte, Frau Bundesministerin.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Ich glaube einfach, daß man die Entwicklung grundsätzlich anders sehen muß. Es kann nicht angehen, daß immer nur Dinge dazukommen, es müssen auch Dinge wegfallen. Wenn ich in einer Schule Schwerpunkte setze, dann kommt zwar ein Schwerpunkt dazu, es fallen aber andere Stunden weg. Das heißt, die Schule kann nicht immer mehr "angefüllt" werden, sondern es


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