Bundesrat Stenographisches Protokoll 649. Sitzung / Seite 92

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FCKW-Hersteller daran beteiligt, weil sie ein Interesse daran hatten, ihre Firmenstrategien auf ein Verbot der FCKW auszurichten. Es wurde gewissermaßen weltweit verkündet, daß das in den FCKW enthaltene Chlor die Ozonschicht fresse, wodurch dann zuviel UV-Licht auf die Erde gelange und daß dadurch wiederum das Hautkrebsrisiko ansteige.

Eines der wichtigsten Argumente, die gegen diese Behauptungen sprechen, lautet: Das von Vulkanen in die Troposphäre und bei großen Ausbrüchen sogar direkt in die Stratosphäre abgegebene Chlor beträgt ein Vielfaches dessen, was in sämtlichen erzeugten FCKW enthalten ist. Die FCKW werden vor allem in der nördlichen Hemisphäre verwendet, weshalb unverständlich ist, wieso sich diese ausgerechnet in der Stratosphäre über dem Südpol befinden und zum Ozonloch führen sollen.

Zur Zeit der Entdeckung des Ozonlochs 1956/1957 gab es weltweit noch keine nennenswerte FCKW-Produktion. Die FCKW sind chemisch überaus träge, können also nur durch Energiezufuhr das in ihnen enthaltene Chlor freisetzen. Wer führt diese Energie zu? – Die FCKW sind vier- bis achtmal schwerer als Luft, können also, falls freigesetzt, nur in geringem Maß durch Verwirbelung in die Troposphäre und in noch weitaus geringerem Maß in die Stratosphäre gelangen.

Das in den Weinkellern so gefährliche CO2 ist nur doppelt so schwer wie Luft, aber es sinkt im Keller ab. Das Hautkrebsrisiko ist bei dunkel pigmentierten Menschen – es gibt ja seit geraumer Zeit keine Rassen mehr – so gering, daß es statistisch gar nicht erfaßt werden kann, ungeachtet der Tatsache, daß die UV-Einstrahlung im Äquatorbereich um das 50fache höher ist als an den Polen. Bei hellhäutigen Sonnenanbetern gibt es allerdings tatsächlich ein höheres Krebsrisiko.

Ich glaube, was Kollege Meier vorhin gesagt hat, sollte beachtet werden, nämlich daß bei all diesen Diskussionen auf Kostenwahrheit und Kostenstruktur Rücksicht genommen werden muß. Die Umwelt ist ein wesentlicher Punkt, um die Zukunft des Menschengeschlechtes zu sichern, und sie soll auch ohne Menschengeschlecht eine lebenswerte Umwelt sein. Vorsicht ist jedoch bei allen Dingen geboten, die wir in der Technik übernehmen und aufnehmen. Es ist daher immer der Auftrag zum Zweifel gegeben, sowohl bei technischen Errungenschaften als auch gegenüber dem Nutzen und dem Schaden des Ozons.

Da dieser Bericht für uns noch nicht stichhaltig genug ist, weil die Kostenaufstellungen nicht vorhanden sind, weil die langfristigen Umweltauswirkungen nicht erkennbar sind und weil wir gewissermaßen Zweifel an der Zukunftsorientiertheit dieser Vorgangsweise haben, lehnen wir diesen Bericht ab. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

15.49

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Zu Wort gemeldet ist der Herr Bundesminister. – Bitte.

15.49

Bundesminister für Umwelt, Jugend und Familie Dr. Martin Bartenstein: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren des Hohen Bundesrates! Herr Bundesrat Gudenus hat hier gerade einiges an naturwissenschaftlichem Diskurs präsentiert. Wiewohl ich in meiner früheren Vergangenheit der Chemie anheimgefallen bin und auch ein Studium darüber absolviert habe, möchte ich trotz allem die Diskussion von meiner Seite aus auf der politischen Ebene halten.

Gestatten Sie mir nur eine Anmerkung: Aus meiner Erfahrung als Chemiker, aber auch als Weinkonsument und daher Weinkellerbesucher wird die Gefahr im Weinkeller nicht von dem nach unten sinkenden Kohlendioxid verursacht, sondern das Kohlenmonoxid ist das Problem.

Gestatten Sie mir weiters die Anmerkung, daß ich mich hinsichtlich der Thematik Ozonloch, Ozonlochbildung, Gefährdung durch die Ausdehnung der Ozonschicht über den Polkappen, aber mittlerweile auch zum Beispiel über Mitteleuropa, mittlerweile auch über Österreich, tendentiell eher den Nobelpreisträgern für Atmosphärenchemie Rowland, Molina und Crutzen nähe


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