Bundesrat Stenographisches Protokoll 732. Sitzung / Seite 66

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nächsten Jahren, weil es eben keine effiziente Anti-Tabak-Strategie gibt, weiter fortset­zen.

Es ist ja bekannt, dass sich vor allem Lungenerkrankungen erst nach einer jahrelangen Verzögerung manifestieren. 85 Prozent aller Lungenkarzinome gehen auf das Rau­chen zurück, 30 Prozent der Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 30 Prozent aller Karzinome, jeder dritte Krebsfall könnte verhindert werden, wenn man das Rauchen vermeidet.

Angesichts dieser dramatischen Zahlen, die hier vorliegen – die kommen ja nicht von irgendwo her, das sind ja wissenschaftlich fundierte Zahlen –, ist es umso unverständli­cher, dass man hier nicht zu griffigen, effizienten, schlüssigen und zielorientierten Maß­nahmen greift, letztlich auch zum Schutz von Schülerinnen und Schülern, von Jugend­lichen, die da hinten sitzen. Wenn man weiß, dass heute 22 Prozent der 13-Jährigen, jeder fünfte 13-Jährige, mehr als fünf Zigaretten täglich rauchen und der Anteil unter den 15-Jährigen bereits 44 Prozent beträgt, dann verstehe ich es umso weniger, dass man in Österreich eigentlich immer nur halbherzig und augenzwinkernd Maßnahmen dagegen ergreift.

Ich stimme überein mit dem Kollegen Mayer, der gesagt hat, Österreich hat ein sehr gutes Gesundheitssystem; da stimmen wir völlig überein. Wir haben ein hervorragen­des System im Bereich ... (Beifall bei Bundesräten der ÖVP.) – Ja, es sind auch viele sozialdemokratische Gesundheitspolitiker am Werk. Nicht nur die Frau Ministerin macht gute Arbeit, auch in den Ländern wird gute Arbeit gemacht.

Wir haben ein hervorragendes Gesundheitssystem, eine hervorragende Reparaturme­dizin, überhaupt keine Frage, toll arbeitende Spitäler; da spielen wir in der Champions League mit. Aber bei der Bekämpfung der Ursachen vieler chronischer Krankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen, Leberzirrhosen, Selbstmor­de und so weiter, bei der Ursachenbekämpfung liegt Österreich international gesehen nicht sehr gut. Das heißt, wir stecken zu wenig Geld in die Gesundheitsförderung oder in die -prävention, wenn Sie so wollen. Da liegen wir nicht gut; das kann man nach­lesen.

Bei den Herz-Kreislauf-Erkrankungen zum Beispiel – sie bilden noch immer die häu­figste Todesursache in Österreich – liegt Österreich international gesehen an vorletz­ter Stelle, vor Irland, wo es noch mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen und daraus resul­tierende Tote gibt. Irland wird aber sehr bald diese letzte Stelle, die „rote Laterne“, an Österreich abgeben, denn Irland verfolgt bereits eine sehr effiziente Anti-Raucher-Stra­tegie, indem es zum Beispiel ein Rauchverbot in den Pubs eingeführt hat. Irland hat etwas getan – wir nicht! Das heißt, wir werden bald Letzter sein, wenn wir so weitertun.

Wir diskutieren immer noch darüber, ob man in Schulhöfen das Rauchen erlauben soll, darüber reden wir immer noch – von Pubs reden wir gar nicht. Es wird gesagt, im Schulgebäude selbst darf man nicht rauchen, aber im Hof könnte man es eventuell doch erlauben. Immer so augenzwinkernd wird hier versucht, Maßnahmen zu ergrei­fen.

Es muss unser gemeinsames Ziel sein, durch geeignete Maßnahmen, eben durch Ursachenbekämpfung, die Zahl der Neuerkrankungen und Todesfälle im Bereich so genannter Volkserkrankungen deutlich zu senken, und – das darf ich auch noch dazu sagen – die Präsidentschaft wäre ein sehr guter Anlass dafür gewesen. Irland hat seine EU-Präsidentschaft im Jahr 2004 zum Anlass genommen, entsprechende Maß­nahmen zu ergreifen. Der irische Gesundheitsminister Michael Martin hat gesagt, diese EU-Präsidentschaft ist ein idealer Zeitpunkt, die entsprechende Anti-Tabak-Strategie in Irland umzusetzen, um die Herz-Kreislauf-Erkrankungen in den nächsten zehn Jahren um 50 Prozent einzudämmen, und es wurde das bereits erwähnte Rauchverbot erlas­sen.

 


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