Bundesrat Stenographisches Protokoll 732. Sitzung / Seite 74

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Verlust an Lebensqualität, Schädigungen, Lungenkrebs, Brustkrebs – wir wissen, dass alle Krebsarten auch durch Rauchen verstärkt werden – und vieles andere mehr. Und ich sage Ihnen, ich weiß, wovon ich rede: Mein Vater, selbst ein schwerer Raucher, doppelt belastet, weil Gastwirt, ist mit 58 an Lungenkrebs gestorben. Ich war damals 17. Ich weiß also, wovon ich rede.

Ich bin als Kind im Rauch aufgewachsen, im Gasthaus und natürlich auch in der eige­nen Wohnung. Beide Brüder, die um zehn und elf Jahre älter waren, waren schwere Raucher. Also ich habe als Kind viel mitbekommen.

Ich habe dann bis zu meinem 35. Lebensjahr keine Zigarette angerührt – ich war mit einem militanten Nichtraucher verheiratet. Ein Teil meiner Emanzipationsbewegung war dann, dass ich begonnen habe zu rauchen – allerdings maximal ein Päckchen pro Monat, und das auch nicht inhaliert. (Heiterkeit und Zwischenruf der Bundesrätin Kerschbaum.) – Da kann ich daher nicht mitreden.

Am Tag meiner Angelobung war mir allerdings klar, dass es keine Zigarette mehr in meinem Leben geben wird – vor allem seit ich jetzt auch so deutlich sehe, welche Schäden dabei angerichtet werden. Das überzeugt letztendlich.

Herr Kollege Einwallner hat mich gefragt, was mein Ziel ist, und das möchte ich Ihnen gerne sagen: Mein Ziel ist der größtmögliche Schutz aller Nichtraucherinnen und Nicht­raucher und vor allem der Kinder. In diesem Zusammenhang ist natürlich auch der Schutz der Ungeborenen und somit der schwangeren Frauen von großer Bedeutung. Ferner ist auch der größtmögliche Gesundheitsschutz der Raucherinnen und Raucher wichtig, indem wir ihnen Hilfen und Unterstützung beim Ausstieg aus der Sucht anbie­ten.

Frau Kollegin Lichtenecker hat es bereits vollkommen richtig gesagt: Nikotin bedingt Suchtverhalten, und zwar in noch stärkerem Maß als Alkohol. Ich will jetzt den Alkohol nicht verharmlosen – Gott bewahre! –, und ich bin bei Ihnen, dass wir auch diesbezüg­lich ganz starke Maßnahmen setzen müssen, vor allem bei den harten Getränken. Aber wir wissen, dass die Sucht bei Nikotin weitaus früher einsetzt als bei Alkohol, dass Alkohol nicht süchtig macht, wenn er in kleinen Dosen regelmäßig getrunken wird. Alkohol muss in sehr hohen Dosen getrunken werden, bei Zigaretten hingegen tritt das Suchtverhalten – je nach Konstitution, das ist auch unterschiedlich –nach sehr wenigen Zigaretten ein. Wir wissen von Raucherinnen und Rauchern, die jahrelang nicht geraucht haben, dass viele nach der ersten Zigarette, die sie wieder rauchen, wiederum voll in der Sucht drinnen sind und mit derselben Menge fortsetzen, bei der sie Jahre davor aufgehört haben. – Wie gesagt: Das Suchtpotential ist bei Nikotin weit­aus höher.

Was will ich? – Das zu betonen, ist mir ganz wichtig: Ich will niemanden, der erwach­sen ist, bevormunden. Das sei auch den Trafikanten gesagt, die eine Zeit lang behaup­tet haben, dass ich Menschen entmündigen will. Nichts liegt mir ferner! Jeder kann sich entscheiden. Nikotin ist ein legales Suchtgift, das soll man ruhig sagen. Es gibt auch illegale Suchtgifte, aber Nikotin ist ein legales Suchtmittel in Österreich, und ich habe nicht vor, irgendjemanden zu bevormunden.

Ich habe jedoch vor, die Kinder nach Möglichkeit am Einstieg zu hindern. Das muss uns ein Anliegen sein! (Beifall bei der ÖVP, bei Bundesräten der Freiheitlichen und der SPÖ.) Wir wissen, dass in diesem Alter die Suchtgefährdung im Hinblick auf das ganze Leben besonders groß ist und in diesem Alter natürlich auch die Gesundheitsschäden von im Aufbau begriffenen Körpern ganz enorm sind.

 


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