BundesratStenographisches Protokoll804. Sitzung / Seite 94

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sie müssen nichts mehr lernen. Ich bin der Meinung, dass sich oftmals auch die Ein­stellung ändern muss. Gibt es Schüler, die ausgezeichnete Leistungen erbringen, dann schimpfen die anderen: Was bist du denn für ein Streber? Gerade dieses System hat sich leider Gottes breitgemacht. Ich sage meinen Schülern immer: Wenn man vom Nachbarn abschreibt, ist das eine Schande, denn damit gesteht man ein, dass der Nachbar um vieles besser ist als man selbst. (Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.)

Diese Oberstufe neu ist einerseits dazu da, um jenen Hilfestellungen zu geben, die sie brauchen, und andererseits aber auch, um Leistung zu fordern und Begabte zu fördern. Ein weiterer positiver Aspekt in dem Gesetz ist die Integration in der neunten Schulstufe. Ich muss sagen, dass das auch ein erster Schritt ist. Es sollte ja weitergehen, sodass letztendlich diese Sonderschulen in Österreich verschwinden. Jeder weiß, dass, wenn ein Schüler kommt und sagt: Ich war in der Sonderschule, das Wort „Sonder“ einen eher negativen Beigeschmack hat. Wir sollten das vergessen.

Wir Tiroler schauen oft gerne über die Grenze nach Südtirol. In Südtirol gibt es keine Sonderschule, sondern alle Menschen mit Behinderungen sind im Regelschulwesen. Im Übrigen haben auch die Südtiroler seit Mitte der siebziger Jahre eine Gesamtschule, und die PISA-Ergebnisse sind ausgezeichnet.

Ein herzliches Dankeschön für dieses Gesetz, die SPÖ wird dem selbstverständlich gerne zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)

13.45


Präsident Gregor Hammerl: Als Nächster hat sich Herr Bundesrat Dönmez zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


13.45.09

Bundesrat Efgani Dönmez, PMM (Grüne, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! (Als der Redner die Höhe des Mikrofons verstellt, löst sich ein Teil desselben. – Heiterkeit.) – Wieder unser berühmter Protest (Der Redner bringt den Teil des Mikrofons wieder an.) – Bevor ich alles zerstöre! (Zwischenrufe der Bundesrätin Mühlwerth und bei der ÖVP. – Heiterkeit im Saal.) – Der Herr Präsident hat gesagt, natürlich ist es schöner.

Zur Tagesordnung: Die Überführung des Schulversuches zur Integration in der Poly­technischen Schule ins Regelschulwesen und die Ausweitung auf die einjährigen Haushaltungsschulen ist im Grunde ein Schritt in die richtige Richtung. Aber für uns geht das zu wenig voran. Zumindest die schrittweise Ausweitung in die berufs­bildenden mittleren und höheren Schulen sowie die AHS-Oberstufe sollten mit vor­bereitet werden. Weiterhin ist von einem inklusiven Unterricht nicht die Rede. Der Lehrplan der Sonderschule findet auch im Poly und in der Haushaltungsschule Anwendung. Sonderschulen bleiben erhalten. Sonderschullehrpläne am Poly und an einjährigen Schulen bleiben erhalten. Es gibt keine Vorbereitung auf Ausweitung auf mittlere und höhere Schulen, und es gibt weiterhin keinen inklusiven Unterricht.

Das Schuljahr dauert nicht mehr ein Jahr, sondern zwei Semester. Am Ende jedes Semesters gibt es ein Zeugnis. Der Lehrplan wird in Semester und weiter in Kompe­tenzmodule aufgeteilt. Die Frage, von wem und in wie viele Module aufgeteilt wird, bleibt offen. Unterrichtsveranstaltungen können klassen- und schulübergreifend ange­boten werden. Schulleiter müssen den Stundenplan so gestalten, dass das Über­springen von Unterrichtsgegenständen oder die Teilnahme am Unterricht in einem höheren Semester möglich wird. Schulstufen, Jahrgangsklassen, Klassenschüler­höchstzahlen bleiben weiterhin erhalten.

 


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