Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 160

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Zuletzt möchte ich noch auf den von Frau Kollegin Bauer genannten Appell eingehen, daß wir Frauen doch einiges beitragen sollten bei der Erziehung unserer Söhne, daß diese in einem partnerschaftlichen Sinne heranwachsen und das mitkriegen und begreifen. – Der Appell ist schon richtig, den kann ich akzeptieren. Das große Aber folgt jedoch auf dem Fuße. Denn ich meine – und auch das sollte eine Selbstverständlichkeit sein –, daß Frauen nur der eine Teil derjenigen sind, die an der Erziehung mitwirken. Es sind ja zumindest auch noch Väter da, die an der Erziehung mitwirken und das Ihrige tun könnten: Sie haben eine Vorbildfunktion betreffend die Vorstellung, was es heißt, ein partnerschaftliches Leben zu führen. Diese Einstellung können sie vermitteln.

Das ist der eine Bereich – ganz zu schweigen davon, daß die heranwachsenden Söhne nur einen relativ geringen Anteil ihrer Sozialisation in der Familie und durch die Mutter erfahren, einen weitaus größeren jedoch in Kindergärten, in Schulen, wo immer sie sich nachher befinden – sei das jetzt Lehre, Arbeitsplatz, Hochschule oder sonstwo –, durchmachen. Daher ist diesem Bereich mindestens soviel Augenmerk zu schenken wie dem Anteil der Mutter an der Erziehung ihrer Söhne.

Nun aber mein Schlußsatz: Die Vorbildfunktion des ÖVP-Klubobmannes Dr. Khol mag für die Aussage der Frau Kollegin Bauer bestimmend gewesen sein. Denn wenn jemand wie er der Meinung ist, daß sich die Familienangelegenheiten und Erziehungsarbeit beim Sonntagsfrühstück regeln lassen und daß man die Erziehungsarbeit und die Aufsicht der Enkelkinder auch der Großmutter überlassen kann, dann ist es leicht möglich, daß solche Beurteilungen zustande kommen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dr. Khol: Sie haben wahrscheinlich gar keine Familie und reden wie die Blinde von der Farbe!)

21.50

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist nun Frau Bundesministerin Dr. Konrad. – Bitte, Frau Bundesministerin.

21.50

Bundesministerin für Frauenangelegenheiten Dr. Helga Konrad: Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Ich möchte kurz auf einige Ihrer Überlegungen eingehen.

Viele von Ihnen haben sehr wohl konzediert, daß sich in den vergangenen 20 Jahren für die Frauen etwas zum Positiven geändert hat. Trotzdem – das ist eine Tatsache, die alle kennen – sind die Frauen nach wie vor einem vernetzten System an Benachteiligungen ausgesetzt, und diesem vernetzten System an Benachteiligungen ist nur mit einem ganzen Bündel von Maßnahmen zu begegnen. Die einzige Maßnahme, die allen Frauen gleiche Rechte gibt, gibt es nicht. Das wissen wir alle, die wir uns damit befassen. Wenn wir daher an verschiedenen Punkten ansetzen, dann sollte von Frauenpolitikerinnen zumindest nicht immer das Argument kommen: Man soll doch nicht gerade das oder jenes tun, denn irgend etwas anderes wäre wichtiger!

Damit komme ich zu einem Thema, das heute vielfach angeschnitten wurde, zum Teil zustimmend, zum Teil auch mit Unverständnis, nämlich zur Frage der Umverteilung der Versorgungsarbeit: Viele von Ihnen sehen – vielleicht auch bewußt – die Zusammenhänge nicht. Da wird gesagt: Die Frauenministerin soll sich lieber darum kümmern, daß die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern einmal verringert werden.

Erstens muß ich dazu sagen – und das hat meine Vorgängerin schon immer getan –: Die Lohnverhandlungen und die Verhandlungen der Sozialpartner werden nicht unter der Leitung der Frauenministerin geführt, denn sonst würden sie wahrscheinlich anders aussehen. – Das ist das eine.

Zweitens: Gerade die Tatsache, daß Frauen allein für die Versorgungsarbeit zuständig sind, hat zur Konsequenz, daß Frauen als sogenannte unsichere Arbeitskräfte gelten. Der Grund dafür, daß die Frauen Teilzeitarbeit oder prekäre Arbeitsverhältnisse in Anspruch nehmen müssen, ist nicht, weil die Frauen das so gerne tun, sondern weil sie eben alles unter einen Hut bringen müssen. Und wer diese Zusammenhänge nicht sieht, der tut mir wirklich leid. Denn das ist ja die


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite