Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 27. Sitzung / Seite 168

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Ich komme zum Schluß. Worum geht es uns von der ÖVP? – Wir wollen das Leistungsniveau sichern, wir wollen das, was der Bürger will: nämlich die Leute nicht bevormunden und bestimmen, welches Niveau für sie geschaffen werden soll. Wir wollen ein hohes Niveau. Wir wollen uns ein gutes System leisten, und wir wollen das Gesundheitssystem auch einmal mit den Augen der Kranken und Behinderten sehen. Wir sehen es immer mit den Augen der Gesunden, aber die Kranken und Behinderten haben dazu eine ganz andere Einstellung.

Ich glaube, wir sollten darauf achten, den achten Platz der Länder der westlichen Welt nicht zu verlassen, eher hinaufzurücken, aber jedenfalls nicht hinunterzurücken. Dazu braucht es erstens Sparsamkeit, zweitens ein Bekenntnis zu Reformen – das wurde heute auch schon gesagt –, drittens ein Bekenntnis, daß man auch zu den Kosten stehen soll – aber bei den Lohnnebenkosten wird weltweit im Gesundheitswesen nicht mehr viel zu machen sein –, und viertens – der wichtigste von allen Punkten – müssen wir weg von einem Reparatursystem hin zu einem Vorsorgesystem. (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Dr. Khol: Prophylaxe!)

19.23

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Als nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Haidlmayr. – Bitte.

19.23

Abgeordnete Theresia Haidlmayr (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Einiges von dem, was Herr Pumberger heute in seiner Rede erwähnt hat, habe ich selbst ungewollt schon einige Male erlebt. Und deshalb ist es für mich auch kein Wunder, wie die Krankenkassen jetzt dastehen. Ihr finanzielles Desaster haben sie sich selbst zuzuschreiben.

Ich spreche immer wieder über die Anliegen behinderter Menschen, weil es mich selbst betrifft; da weiß ich, wovon ich rede. Was da aufgeführt wird von seiten der Krankenkassen auf Kosten von behinderten Menschen, auf Kosten von kranken Menschen, das ist teilweise ungeheuerlich, und das mußte ich schon einige Male selbst über mich ergehen lassen. (Beifall bei den Grünen und den Freiheitlichen sowie Beifall des Abg. Hans Helmut Moser. )

Ich möchte ein Beispiel von wirklich höchster "Ideenbereitschaft" der Krankenkasse erzählen. Es liegt zwar schon über zehn Jahre zurück, aber die Zustände sind heute auch noch so. Vor 15 Jahren hatte ich das Problem, daß ich plötzlich auf einem Ohr nichts mehr gehört habe. Ich war gezwungen, ins Krankenhaus zu gehen. Als Diagnose hat man nicht viel feststellen können, aber es wurde auf jeden Fall einmal fürs erste, denn das könne ja nicht schaden, eine Operation verordnet. Ich bin also am Ohr operiert worden. Nach einem Jahr wurde ich wieder operiert, ein Jahr später wieder und dann noch ein viertes Mal. Beim vierten Mal hat man mir gesagt: Es wird nicht mehr operiert, wir haben einfach wieder zugemacht, das Ohr ist kaputt, das können Sie vergessen. Hoffentlich können Sie sich das zweite Ohr erhalten. – Mit dieser Diagnose wurde ich nach Hause geschickt.

Drei Jahre später hat das zweite Ohr plötzlich angefangen, seine Dienste nicht mehr zu tun. Da bin ich in Panik geraten, weil ich Angst gehabt habe, daß ich auch auf dem zweiten Ohr unter Umständen nach vier Operationen nichts mehr hören könnte. Da mir wieder nur empfohlen wurde, das Ohr operieren zu lassen, ich aber die totale Panik vor jeder weiteren Operation gehabt habe, bin ich selbst initiativ geworden und habe mir überlegt, was ich eigentlich tun könnte, um eine solche Operation zu verhindern.

Ich bin daher von einem Hörgeräte-Akustiker zum anderen gefahren, habe alles durchprobiert, was auf dem Markt war, und ein Gerät gesucht, mit dem ich hören konnte. Beim dritten Hörgeräte-Akustiker habe ich ein Hörgerät gefunden, das gepaßt hat und mit dem ich plötzlich gehört habe. Damit ausgerüstet bin ich nach Wien ins Krankenhaus gefahren und habe gesagt: Ich habe jetzt ein Hörgerät gefunden, mit dem ich hören kann. Bitte verordnet mir das Hörgerät, damit ich nicht operiert werden muß. Das Hörgerät ist mir lieber, und außerdem macht es mir weniger Streß.


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