Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 37. Sitzung / Seite 133

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grenzt sind, ist höchste Priorität und Wiedergutmachung für die Opfer angezeigt (Abg. Dr. Schmidt: Um weitere Opfer zu vermeiden, deswegen muß man sie therapieren! Verstehen Sie das nicht?) Ich verstehe das schon, Frau Abgeordnete, aber ich glaube, aus Ihren Worten ist das nicht richtig herausgekommen. Sie haben den Anschein erweckt, als würden Sie höchste Priorität für die Täter fordern. Wir sind für die höchste Priorität für das Kind, und ich wollte das hier klargestellt wissen.

Frau Abgeordnete Stoisits – Sie ist jetzt leider nicht im Saal – hat gesagt, daß in den Bereichen Bewußtseinsmachung und konkrete Hilfe nichts geschehen sei. Ich muß auch das verneinen. Es gibt eine Reihe von Organisationen, die auch entsprechend unterstützt werden, nicht zuletzt die Familienberatungsstellen des Bundes, die angehalten sind, auf diese Problematik aufmerksam zu machen. Es ist kein Zufall, daß vor knapp zwei Wochen eine Ausstellung des Familienministeriums zu diesem Thema eröffnet wurde. Sie werden nicht annehmen, daß sie erst konzipiert wurde, als die furchtbaren Ereignisse in Belgien bekannt wurden, sondern sie ist von langer Hand vorbereitet worden, um gerade auf diese Problematik neuerlich öffentlich aufmerksam zu machen und damit die entsprechende Bewußtseinsbildung für eine legistische Änderung zu schaffen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

17.44

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Gabriele Binder. – Bitte.

17.44

Abgeordnete Gabriele Binder (SPÖ): Frau Ministerin! Herr Minister! Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Erlauben Sie mir zu Beginn zwei Stellungnahmen oder Eindrücke zu den Ausführungen meiner Vorrednerinnen.

Frau Kollegin Schmidt! Ich war am Dienstag im Zuge meiner Tätigkeit in der Vollzugskommission in der Schwarzau. Es arbeiten dort eine Psychologin, eine Psychotherapeutin, es arbeitet dort der Soziale Dienst. Ich gehe mit Ihnen d’accord und sage: Es ist die Betreuung der Frauen noch immer zu wenig. Worauf wir aber noch stärker unser Augenmerk lenken müssen, ist, meine ich, die Nachbetreuung nach der Haftentlassung.

Zweiter Punkt: zu den Kolleginnen und Kollegen der Freiheitlichen Partei. Meine Damen und Herren! Ich bin sehr enttäuscht darüber, daß dieses Thema nach wie vor Anlaß für Populismus und Polemik ist. Ich habe wirklich Probleme mit Ihren Aussagen. Sie haben am Montag eine Enquete zu diesem Thema abgehalten, und entgegen der Meinung der Experten sagen Sie hier Dinge, die einfach nicht stimmen. Ihr Experte hat gemeint, die Emotionalität in dieser Thematik sei verständlich, härtere Strafen seien aber nicht judizierbar.

Weiters sagt zum Werteverfall – von Frau Kollegin Haller bejammert – der Psychotherapeut in Ihrer Enquete: "Das Problem des Mißbrauchs ist so alt wie die Menschheit. Verändert haben sich nur die Medien, die die Pornographie jetzt anbieten." – Soviel dazu.

Meine Damen und Herren! Zum Einstieg ein Zitat von Helmut Ruge aus "Zwischen Wut und Sehnsucht":

"Bei einem Schulausflug im letzten Sommer wagte ein Schüler nicht zu sagen, daß er nicht schwimmen kann. Er ist einfach den anderen ins Wasser gefolgt und wortlos ertrunken. Dabei wollte er in dieser Gesellschaft nur nicht untergehen.

Meine Damen und Herren! Wut und Zorn sammeln sich in mir – wahrscheinlich auch in Ihnen –, wenn es um den Mißbrauch von Kindern geht, wenn es um Gewalt gegen Kinder geht. Ich bin fest davon überzeugt, daß wir dieser Wortlosigkeit der betroffenen Kinder eine Stimme geben müssen und daß wir ihre Signale hören müssen. Ich bin aber auch überzeugt davon, daß dieses Thema nicht neu ist und daß viele Maßnahmen schon getroffen worden sind, um diese Probleme ein bißchen in den Griff zu bekommen. Es geht um Kinderrechte, um Menschenrechte, wie schon angeführt worden ist, die meiner Meinung nach mit den Füßen getreten und mißachtet werden. Diese Rechte werden einfach nicht respektiert. Ich versuche in meinem


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