Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 63. Sitzung / Seite 102

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Ich habe mir gedacht, jetzt kommt ein Applaus von der ÖVP. Da meine Fraktion nicht anwesend ist, breche ich meine Rede ab. (Beifall bei Abgeordneten der SPÖ und des Liberalen Forums.)

17.38

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Gradwohl. – Da Herr Abgeordneter Gradwohl nicht da ist, frage ich Frau Abgeordnete Huber, ob sie für die SP-Position das Wort ergreift. (Abg. Huber bejaht dies.) – Bitte sehr.

17.38

Abgeordnete Anna Huber (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Was hat der Konsumentenschutz mit dem Tierschutz zu tun? Diese Frage habe ich bereits bei der ersten Lesung gestellt. Ich möchte heute noch einmal betonen, daß meiner Ansicht nach ein sehr enger Zusammenhang zwischen beiden Bereichen besteht. Denn wenn sich der vermeintlich leckere Rindsbraten in letzter Konsequenz nach ein paar Jahren mit neurologischen Ausfällen – sprich: Jacob-Creutzfeldt-Syndrom – beim Tafelspitzfan zurückmeldet, wenn man am besten schon vor dem Verzehr eines Hendls einen Termin beim Arzt haben sollte und wenn das Schnitzel – überspitzt formuliert – das Antibiotikum ersetzt, dann hat das sehr viel mit den unterschiedlichen Bestimmungen in den einzelnen Ländern betreffend Tiertransporte zu tun, vor allem aber auch mit den Zuständen in den Ställen und mit der Befindlichkeit der Nutztiere.

Denn exzessive Massentierhaltung – ohne Rücksicht auf die Bedürfnisse der lebenden Kreatur – und die Mutation von Schwein und Kuh zum reinen Fleischlieferanten sind jene negativen Voraussetzungen, die die Tiere krank machen. Diese Krankheiten müssen dann mit Arzneien bekämpft werden, deren Rückstände sich in letzter Konsequenz auf unseren Tellern wiederfinden.

Eine artgerechte Tierhaltung braucht keine Leistungsförderer und keine medikamentöse Prävention. Daher plädiere ich für ein bundeseinheitliches Tierschutzgesetz, das für möglichst hohe Standards eintritt: ein Gesetz, das auf das Wohlergehen unserer Nutztiere abstellt, ein Gesetz, das die Voraussetzungen für gesundes und gutes Fleisch schafft, und ein Gesetz, das auch dem Konsumenten Sicherheit bietet.

Bevor die Vertreter des ÖVP-Agrarflügels gleich wieder empört aufschreien, möchte ich eines klarstellen: Bei uns Bauern hat Gott sei Dank rechtzeitig ein Umdenkprozeß eingesetzt. Ich kann den österreichischen Bauern nur "Bravo!" zurufen, weil sie immer stärker auf naturnahe Landwirtschaft umstellen. Dabei möchte ich ausdrücklich festhalten, daß der illegale Pharmacocktail in den Futtertrögen bei uns nicht nur nicht erlaubt, sondern auch Gott sei Dank nicht üblich ist.

Wohin die Reise geht, wenn es keine strengen Haltungs- und Fütterungsvorschriften gibt, hat eine in der Februar-Ausgabe des Magazins "Konsument" publizierte Untersuchung ans Tageslicht gebracht. EU-weit wurden in 2 Prozent der Proben Antibiotika im Schnitzel nachgewiesen. In Österreich wurde lediglich ein schwarzes Schaf unter 300 Proben ausgemacht. Das ist zwar ein Fall zuviel, aber dennoch ist das ein relativ gutes Zeugnis für die österreichischen Bauern. In Irland hingegen fand man in jeder sechsten Schweinefleischprobe 17 Prozent Bestandteile, die nicht ins gesunde Schwein gehören. Daher stimme ich der ÖVP zu, daß es jetzt wichtig und hoch an der Zeit ist, sich europaweit für bessere Tierschutzbestimmungen einzusetzen. Ich frage Sie aber: Warum beginnen wir damit nicht in unserem Land und versuchen, die neun unterschiedlichen Tierschutzgesetze auf möglichst hohe und gute Standards zu vereinigen?

Ich als Konsumentensprecherin muß für dieses einheitliche Tierschutzgesetz eintreten, weil wir Regelungen brauchen, die mit der nicht artgerechten Tierhaltung aufräumen. Hühner in Legebatterien, angebundene Schweine, gemästete Gänse stehen unter Streß, und Streß erzeugt Krankheit, und Krankheiten müssen behandelt werden. Damit schließt sich der Kreis. Daher fordere ich mit allem Nachdruck speziell von den Damen und Herren von der ÖVP: Stimmen Sie im Ausschuß einem bundeseinheitlichen Tierschutzgesetz zu, denn Tierschutz ist nicht zuletzt auch Konsumentenschutz! – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

17.43


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