Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 63. Sitzung / Seite 158

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Das wichtigste für uns von der Volkspartei ist nicht der Titel, sondern die Tatsache, daß Frauen in diese Funktion kommen können. Und ich glaube, in den Köpfen der ÖVP hat das Umdenken insofern funktioniert, als erstmals eine Frau die Spitzenfunktion eines Landes ausübt. Das ist das wichtigste! (Beifall bei der ÖVP.)

Viele Funktionsbezeichnungen sind nach wie vor auf Männer zugeschnitten. Wie Kollegin Kammerlander bereits ausgeführt hat, glaube auch ich, daß es heutzutage nicht mehr sinnvoll ist, aus der Militärsprache übernommene Funktionsbezeichnungen beizubehalten. Ich glaube, wir sollen uns über neue Funktionsbezeichnungen, in denen weder der Begriff "Mann" noch "Frau" dezidiert enthalten ist, Gedanken machen und wirklich Funktionsbezeichnungen finden und anwenden, die sowohl Frauen als auch Männer tragen können und die leicht adaptierbar sind. Deswegen meine ich, daß wir den längeren Weg wählen und noch nachdenken sollten, einen Weg, der à la longue sicherlich der beste und der sinnvollste ist. (Beifall bei der ÖVP).

Ich glaube, Kollegin Kammerlander hat schon davon gesprochen. Ich möchte aber auch an die ehemalige Präsidentin des Nationalrates Marga Hubinek erinnern, die hier ganz vorbildhaft dafür gearbeitet hat, daß Funktionsbezeichnungen wie zum Beispiel "Amtsrätin" möglich wurden. Auf diese Weise ist es viel leichter, auf die Frauen Rücksicht zu nehmen. Seit der Verfassungsänderung 1988 ist klargestellt, daß alle Funktionsbezeichnungen in einer Form verwendet werden können, die das Geschlecht des Amtsinhabers beziehungsweise der Amtsinhaberin zum Ausdruck bringen. – Ich glaube, das ist ganz wichtig.

Wir müssen auch – und ich bin froh, daß das in Ihrem Antrag enthalten ist – selbstbewußt sagen, daß wir bei neueren Gesetzen sehr wohl peinlichst genau versuchen, diese geschlechtsneutral zu formulieren. Manchmal führt das fast zu Sprachverwirrungen. Ich möchte zum Beispiel aus dem Universitätsstudiengesetz ganz kurz zitieren:

"Mit der Zulassung wird die Antragstellerin oder der Antragsteller als ordentliche oder außerordentliche Studierende oder außerordentlicher oder ordentlicher Studierender Angehörige oder Angehöriger dieser Universität oder Hochschule."

Ich glaube, manchmal wird diese Art der geschlechtsneutralen Formulierung schon in einem Maße betrieben, daß wir nicht Klarheit, sondern eher Sprachverwirrung schaffen, indem wir bemüht sind, Frauen und Männer in jedem Satz vorkommen zu lassen. Wir sollten uns in diesem Zusammenhang Gedanken machen, wie wir das besser machen könnten! (Abg. Schieder: Am verwirrendsten ist das Wort "Generalsekretärin", denn darin sind Mann und Frau, General und Sekretärin, enthalten!)

Da Sie gerade "Sekretärin" sagen, fällt mir noch etwas ein. Die grundsätzlichen Gedanken meiner Fraktion habe ich bereits eingebracht. Ich möchte nur noch sagen: Ich glaube, das wichtigste ist, daß das Umdenken in den Köpfen stattfindet. Daß das noch nicht der Fall ist, zeigte sich heute wieder, als Kollege Jung bei der Neutralitätsdebatte sagte: "Ach, nur die Frau Staatssekretärin ist hier!" – Das ist das Problem! In den Köpfen muß eine Änderung stattfinden. Daß dieser Wandel auf dem Papier vollzogen wird, genügt nicht! (Beifall bei der ÖVP.)

21.46

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Die nächste Wortmeldung liegt von Herrn Abgeordnetem Mag. Stadler vor. – Bitte.

21.46

Abgeordneter Mag. Johann Ewald Stadler (Freiheitliche): Meine Damen und Herren! Frau Abgeordnete Pollet-Kammerlander! Ich weiß nicht, wie ich Sie ansprechen soll! Ihr Name hat auch eine sehr männliche Form. Soll ich sagen: Kammerländerin, Kammerlanderin oder – die russische Version – Kammerlanderova? (Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.)

Frau Kollegin! Diese Debatte ist mit Sicherheit nicht lächerlich, aber sie ist die unnötigste und nachrangigste Debatte dieser Legislaturperiode. Meine Damen und Herren! Wegen Frau Landeshauptfrau Klasnic die Bundesverfassung zu ändern ... (Abg. Nürnberger: Das ist eine Verhöhnung!) Ich mache Ihnen noch ein paar Vorschläge! (Weiterer Zwischenruf des


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