Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 137

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Präsident Dr. Heinrich Neisser: Es liegt dazu keine Wortmeldung mehr vor. Die Debatte ist geschlossen.

Ich weise den Antrag 442/A dem Finanzausschuß zu.

4. Punkt

Erste Lesung des Antrages 465/A der Abgeordneten Maria Schaffenrath und Genossen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Berufsausbildungsgesetz 1969 (BGBl. 1969/142) in der geltenden Fassung geändert wird

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Wir gehen in die Debatte ein.

Herr Abgeordneter Peter, Sie sind zu Wort gemeldet. Ich erteile Ihnen als Erstredner das Wort.

18.12

Abgeordneter Mag. Helmut Peter (Liberales Forum): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich darf Sie nun noch mit einer Materie heute befassen, die wir Liberalen genau so wie Sie für besonders wichtig halten. Wir haben schon am Beginn dieser zwei Parlamentstage über die Jugendbeschäftigung gesprochen, und es ist meine feste Überzeugung, daß Probleme der Jugendbeschäftigung nicht durch kurzfristige Maßnahmen zu lösen sind, sondern daß wir tiefgreifende Reformen in der dualen Ausbildung machen müssen werden.

Wir geben heute für Sonderförderungen viele, viele hundert Millionen Schilling aus, mit dem Effekt, daß junge Menschen – Gott sei Dank! – zumindest kurzfristig einen Lehr- oder Ausbildungsplatz bekommen. Wir wissen aber genau, daß das Problem Ende des Schuljahres 1998 noch viel, viel drückender werden wird. Denn die Lehrlinge, die jetzt aufgenommen wurden, verbleiben drei Jahre im Betrieb. Was machen wir also mit jenen, die jetzt ein Jahr in der Schule "geparkt" sind? Dieses Problem müssen wir, glaube ich, tiefgreifend lösen.

Lassen Sie mich vorweg folgendes festhalten: Als jemand, der Lehrlingsausbildung seit über 25 Jahren mit wirklicher Überzeugung betreibt, weiß ich, daß dazu eine Menge Emotion gehört. – Es prüfe sich einmal jeder, was er durch unbedachte Aussagen und Interesse an parteipolitischem Kleingeld an dieser Emotion der lehrausbildenden Betriebe kaputtgemacht hat. Diesbezüglich möge sich jeder einmal prüfen! Ich werfe das niemandem vor. Aber prüfen Sie einmal die unbedachten Äußerungen, in Anbetracht welcher die Lehrausbilder, die Lehrherren oder Lehrfrauen, gesagt haben: Eigentlich habe ich das nicht notwendig.

Die Ausbildung eines Lehrlings ist viel mehr als ein Arbeitsverhältnis. Es handelt sich hiebei um die Auseinandersetzung mit einer jungen Persönlichkeit, mit einer jungen Frau oder einem jungen Mann mit all den Schwierigkeiten von pubertierenden Menschen, die es gibt. Das ist vielleicht der wichtigste Punkt in der Lehrlingsausbildung überhaupt, und die Mißachtung dieses Aspekts ist eine der größten Sünden, die begangen wurde. Das hat dazu geführt, daß heute die Anzahl der Lehrstellen – beziehungsweise eigentlich schon seit 1992, wir reagieren viel zu spät – zurückgegangen ist.

Der zweite Grund ist der oft diskutierte gesetzliche Rahmen, der dritte steht im Zusammenhang mit den Kosten, und der vierte ist die Qualifikation nach den Pflichtschulen.

Wir müssen also die Lehre in Form der dualen Ausbildung zu einem wirklich gleichberechtigten Pfeiler in die sekundäre Bildungsstufe stellen. Ich bin davon überzeugt, daß es in gar nicht so ferner Zukunft eine Ausbildungspflicht bis zum 18. Lebensjahr geben wird, denn die Informationsgesellschaft in einem gemeinsamen Europa wird so schwierig und so komplex sein, daß wir ein Mehr an Grundausbildung brauchen werden, um diese Gesellschaft zu meistern.

Heute geht es um die drei Anträge, mit welchen wir das Berufsausbildungsgesetz ändern wollen. Es sind nur kleine Reparaturen, wir sind jedoch überzeugt, daß unter anderem – es gibt


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