Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 116. Sitzung / 84

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Haidlmayr. Die Restredezeit Ihres Klubs beträgt 6 Minuten. - Bitte, Frau Abgeordnete.

13.42

Abgeordnete Theresia Haidlmayr (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Ich möchte nur kurz auf die Ausführungen von Frau Dr. Pittermann zum Bereich Genmedizin eingehen. Es ist unbestritten, daß im Rahmen der Genmedizin wesentliche Fortschritte erzielt wurden. Wenn wir zum Beispiel schon früher gewußt hätten, welche Möglichkeiten es für Bluter gibt, dann wären wahrscheinlich nicht so viele Bluter an HIV-infiziertem Blut gestorben.

Ich will überhaupt nicht in Abrede stellen, daß es im Bereich der Genmedizin gute und wichtige Erfolgt gibt. Aber Sie dürfen auch nicht vergessen, daß die Genmedizin jener Bereich der Medizin ist, der konkret sehr viele Menschen unter Druck setzt, weil man mit der Genmedizin nichts anderes erreichen möchte als eine leidensfreie Gesellschaft, eine Gesellschaft ohne Krankheit.

Meine Damen und Herren! Das werden wir nicht erreichen, und das sollten wir auch nicht erreichen. Ich finde, es ist ganz wichtig, daß alle Menschen - egal, mit welcher Behinderung und welchen Krankheiten - in unserer Gesellschaft Platz und ein Lebensrecht haben müssen. Es geht heute bereits so weit, daß die pränatale Diagnostik dazu verwendet wird, daß man Mütter und Väter unter Druck setzt, wenn die Gefahr besteht, daß ein behindertes Kind geboren werden könnte. Damit bewegt man sich schon weit über den Rahmen hinaus, der sinnvoll und nützlich ist.

Meine Damen und Herren! Eines dürfen Sie auch nicht vergessen: Sie wissen, daß das Klonen kein Bereich mehr ist, der auf Menschen nicht übertragbar wäre. Forscher geben seit langem zu, daß auch Menschen geklont werden können. Ich weiß, daß es Länder gibt, die bereits in diese Richtung arbeiten, und daß Länder Ersatzteillager von menschlichen Organen schaffen. Das sind die negativen Auswirkungen der Genmedizin.

Es darf einfach nicht so weit kommen, daß heute Menschen verdoppelt werden, also geklont werden. Es darf auch nicht dazu kommen, daß Gene ausgetauscht werden, daß man irgendwann aufgrund eines Kataloges bestellen kann, welche Vor- und Nachteile ein Kind haben soll und welche vielleicht negativen Faktoren bei einem Kind ausgeschlossen werden sollen. Soweit dürfen wir es nicht kommen lassen. Denn wenn wir soweit kämen, dann würden wir Gefahr laufen, daß bestimmte Menschengruppen selektiert werden, und man würde ihnen das Lebensrecht absprechen.

Meine Damen und Herren! Es ist ganz wichtig, daß es im Bereich der Genmedizin klare Grenzen gibt. Diese Grenzen werden aber derzeit Stück für Stück nach oben revidiert, und sie bedrohen seit langem sehr viele Menschen in Österreich - und nicht nur in Österreich.

Das Argument, man müßte Genmedizin in Österreich zulassen, weil das sehr viele Arbeitsplätze brächte, ist kein wahres Argument. Hätten Sie nur einen Bruchteil jener finanziellen Mittel, die Sie in der Genmedizin verwendet haben, in die Umweltmedizin investiert, dann würde es wahrscheinlich sehr viele Krankheiten, die es heute bei uns gibt, gar nicht mehr geben, oder bestimmte Risikogruppen würden vielleicht gar nicht mehr auftreten, weil wir eine bessere Umwelt hätten (Beifall bei den Grünen) und weil wir feststellen könnten, welche Krankheiten in gewissen Regionen vermehrt auftreten.

Widmen Sie das Geld um, investieren Sie es in die Umweltmedizin, dann werden Sie sehen, daß wir sehr große Erfolge erzielen können! Die Genmedizin ist nicht das Allheilmittel, sondern ich glaube, die Umweltmedizin sollte im Vordergrund stehen. Ein humanes Leben muß auch in Österreich für die Menschen sichergestellt werden.

Die Grenzen der Genmedizin dürfen nicht noch weiter ausgehöhlt werden! Menschen dürfen nicht zu Versuchsobjekten gemacht werden! Ich finde, das geht an den humanitären Zielen vorbei. Außerdem werden auch die ethischen Voraussetzungen in der Genmedizin bei weitem nicht mehr erfüllt, obwohl es eigentlich gälte, sie zu erfüllen. - Danke. (Beifall bei den Grünen.)

13.47


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