Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 116. Sitzung / 201

In der Frauenpolitik ist es für mich sehr wichtig, eklatante Benachteiligungen der Frauen zu bekämpfen. Im Sozialrecht wurden zum Beispiel bei der letzten Änderung allen Frauen, die nach dem 1. September 1941 geboren sind, die Anspruchsvoraussetzungen für die Pension um fünf Jahre erhöht. Sie haben nicht damit gerechnet. Dies ist umso dramatischer, als diese Frauen - es trifft auch viele Frauen im landwirtschaftlichen Bereich, aber nicht nur dort - kaum die Möglichkeit haben, diese Voraussetzungen zu erfüllen, sondern gezwungen sein werden, um fünf Jahre länger im Berufsleben zu bleiben. Ich glaube, daß diese Maßnahme neben den daraus entstehenden familienpolitischen Nachteilen auch das Vertrauen der Frauen in die Sozialpolitik und Sozialgesetzgebung empfindlich gestört hat. Eine stufenweise Übergangslösung, gerade für diese vier Jahre, um die es sich hier handelt, wäre dringend notwendig, und ich fordere Sie auf, Frau Minister, sich dafür einzusetzen! (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Vorrednerinnen sind auf unsere Initiativanträge schon näher eingegangen. Wichtig scheint mir besonders der Entschließungsantrag betreffend Weiterentwicklung der gesetzlichen Pensionsversicherung in Richtung eigenständiger Alterssicherung für jede Frau zu sein. Es geht dabei sicherlich auch darum, Kindererziehungszeiten pensionsbegründend zu machen. Für mich wäre auch der Weg - er ist heute schon mehrmals angesprochen worden - des Kinderbetreuungsschecks, verknüpft mit der Verpflichtung, Pensionsbeiträge zu bezahlen, eine mögliche Lösung. Dann bestünde nämlich tatsächlich Wahlfreiheit für die Frauen. (Beifall bei der ÖVP.)

Dabei sage ich ganz klar, daß es mein Wunsch wäre - und bei der ganzen langen Frauendebatte wurden die Kinder noch kaum erwähnt -, wenn möglichst viele Mütter in den ersten und wichtigsten vier Lebensjahren im Leben eines Kindes bei ihren Kindern bleiben könnten und würden. Die Wiedereinstiegshilfen - dafür ist auch ein Antrag vorhanden - müßten allerdings wesentlich verbessert werden. Jene Jahre, in denen die Mütter ganz für ihre Kinder da sind und ihnen Geborgenheit und Wärme für ein ganzes Leben mitgeben, sind wohl auch im Leben der Frauen sehr kostbare Jahre und sehr wesentlich für die Zukunft ihrer Kinder.

Manche werden sich jetzt denken: Jetzt redet die Letzte von gestern. Aber wenn Sie mit jungen Müttern reden und wenn Sie die Studie lesen, in der es heißt, daß über 80 Prozent der jungen Mütter es vorziehen würden, die ersten vier Jahre beim Kind zu bleiben, dann sind wir mit unseren Forderungen vielleicht die Ersten von morgen. Vielleicht gibt es ein Umdenken über die Wertigkeit, auch bei den Vätern. Denn auch die Väter gehören viel mehr zu den Kindern, als es bisher der Fall ist! (Beifall bei der ÖVP.)

Heute haben wir hinsichtlich der Kinderbetreuung eine sehr ungerechte Situation. Denken Sie einmal darüber nach! Wenn ein Mann und eine Frau jeweils einen guten Beruf haben, sehr viel Geld verdienen und die Frau dieses Kind mit eineinhalb Jahren in die Kinderkrippe gibt, so zahlen sie dafür im Schnitt etwa 3 000 S monatlich, und die öffentliche Hand zahlt noch 12 000 S dazu. Hat eine Frau jedoch vier Kinder und bleibt bei diesen vier Kindern zu Hause, dann gibt es nur einen Verdiener und für die Kinderbetreuung gibt es nichts. Die Frau hat keine Möglichkeit, sich einen Pensionsanspruch zu erkaufen, und sie kann die Kindererziehungszeiten nirgends aufrechnen, weil kein Pensionsanspruch besteht. Ihre Kinder werden die Pensionen für Frauen zahlen, die keine Kinder aufgezogen haben, die eigene Mutter hat jedoch keinen Anspruch. Gerecht finde ich das nicht! (Beifall bei der ÖVP.)

Die Grünen verstehe ich in dieser Sache eigentlich nicht. Sie müßten in diesem Punkt eigentlich voll mit uns gehen. Ihr Grünen setzt euch für alles Schützenswerte ein - das gestehe ich euch auch ehrlich zu -: Ihr schützt die Kröte, ihr schützt den Haselnußstrauch, ihr wollt keine Natur aus zweiter Hand, aber die Kinder, das Wertvollste, das wir haben, sollen mit der zweitbesten Lösung vorliebnehmen, nämlich mit der staatlichen Kinderbetreuung. Das Beste und Natürlichste für jedes Kind ist in den ersten Jahren die Betreuung durch die eigene Mutter und den eigenen Vater. Dafür gibt es keinen Ersatz! (Beifall bei der ÖVP.) Ab dem vierten Lebensjahr ist es dann aber sinnvoll, daß die Kinder in den Kindergarten kommen.

Frauen haben Männern einiges voraus, so etwa die Mütterlichkeit, das heißt Behutsamkeit im Umgang mit menschlichem Leben. Wenn Sie mit Frauen reden, so gilt ihre Sorge fast immer


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