Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 116. Sitzung / 214

Dazu sage ich Ihnen: Wir können nur zu einem flächendeckenden Angebot kommen, wenn wir wirklich alle möglichen Ressourcen, die wir anzubieten haben, kombinieren. (Beifall bei der SPÖ.) Es läuft gerade jetzt ein Projekt, das sehr spannend ist: Neutrale außenstehende Personen versuchen in einer bestimmten Region, verschiedene Einrichtungen verschiedener Kommunen, von den Tagesmüttern bis zu den Horten, so zu vernetzen, daß wir in diesem einen Gebiet im Rahmen dieses Projektes tatsächlich zu einem flächendeckenden Angebot kommen, und zwar für Kinder von eineinhalb Jahren bis zu dem Alter, in dem die Kinder das nicht mehr brauchen. Ich meine, daß es in der nächsten Zeit darum gehen wird, daß alle miteinander auch über diese Hürde springen, um die entsprechenden Angebote garantieren zu können.

Ich komme noch einmal - ich habe das heute schon bei meiner ersten Wortmeldung gesagt - zum Kinderbetreuungsscheck: Dieser ist keine Alternative, wenn entsprechende Einrichtungen nicht bestehen. Ein Scheck, der nicht eingelöst werden kann, weil es die Einrichtungen nicht gibt beziehungsweise diese nicht weiterentwickelt werden, ist nicht die Perspektive, die Frauen brauchen - auch die Männer nicht. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Ich habe vor mittlerweile schon geraumer Zeit, wenn auch noch nicht allzu lang zurückliegend, fünf Jahre lang mit arbeitslosen Frauen gearbeitet. Ich habe in diesen fünf Jahren versucht, Frauen den Wiedereinstieg zu erleichtern. Viele von diesen Frauen waren so um die 40 - schon sehr "alt", aber sie waren damals jünger, als ich heute bin -, und für viele dieser Frauen war vor kurzem eine Welt zusammengestürzt. Es handelte sich meist um Frauen, die immer zu Hause waren und geglaubt haben, daß ihnen nie etwas passieren und nie etwas über sie hereinbrechen kann. Es waren dies Frauen, die gemerkt haben, wie ihnen plötzlich der Mann abhanden kommt, Frauen, die ursprünglich gute Qualifikationen hatten und plötzlich feststellen mußten, daß diese Qualifikationen nichts mehr wert sind.

Seit diesem Zeitpunkt weiß ich, daß das, was Frau Abgeordnete Brinek gesagt hat, das Wichtige und Wesentliche ist: Berufsunterbrechung so kurz wie möglich. - Dafür müssen aber entsprechende Rahmenbedingungen vorhanden sein: Kinderbetreuungseinrichtungen, das Recht auf Teilzeit und Rückkehr zur Vollzeit und vieles andere mehr. Frauen sollen nicht in die Berufstätigkeit gezwungen werden, wenn sie das nicht wollen. Aber es muß ihnen auch die Tragweite einer Entscheidung für das Zuhausebleiben bewußt sein.

Junge Frauen wissen das, und junge Frauen entscheiden sich aus diesem Grund nicht mehr für das eine oder das andere, sondern wollen beides. Das ist dramatisch, und die diesbezüglichen Herausforderungen sind groß, gerade auch, was unseren Nationalen Aktionsplan betrifft, doch wir müssen bedenken: Die nach wie vor steigende Arbeitslosigkeit ist darauf zurückzuführen, daß Frauen jetzt intensiv auf den Arbeitsmarkt drängen. In Anbetracht dessen dürfen wir aber nicht sagen, daß die Frauen jetzt wieder zu Hause bleiben sollen. Ganz das Gegenteil: Wir müssen Frauen genauso wie Männern die Arbeitsplätze garantieren, und zwar unter akzeptablen und den Menschen zumutbaren Bedingungen.

Meine Damen und Herren! Die Frauenförderung ist ein weiterer sehr wesentlicher Punkt und ein weiteres sehr wesentliches Standbein. Frauenförderung und Frauenförderpläne dürfen nicht mit Familienförderungsplänen verglichen werden. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, daß sich Betriebe unter dem Titel Frauenförderung der Familienförderung verschreiben und Rollen nur einzementiert und nicht aufgelöst werden. Genau das muß immer wieder hinterfragt und beobachtet werden! (Beifall bei der SPÖ.)

In Anbetracht dessen wundere ich mich natürlich, wenn es immer wieder heißt, daß Betriebe frauenfördernde und - wie ohnedies gleich darunter steht - familienfördernde Maßnahmen setzen, warum es dann keine entsprechenden Betriebsvereinbarungen gibt und nicht gleich Nägel mit Köpfen gemacht werden.

Ich möchte gerne aus dem projekthaften Stadium, in dem ich mich jetzt befinde, Kontinuität ableiten können. Denn es ist wirklich wichtig und notwendig - übrigens auch hinsichtlich des Inhalts des Nationalen Aktionsplanes -, daß jenen Betrieben, die es ernst meinen und die tatsächlich Frauenförderung im Sinne des Rollenauflösens machen wollen, die entsprechende


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