Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 119. Sitzung / 58

nete! Nennen Sie mir einen Behinderten, der glücklich darüber ist, daß er für 270 S im Monat arbeiten darf!) Frau Kollegin! Lassen Sie mich bitte ausreden! Ich berichte Ihnen aus meinem Erfahrungsschatz: Die Behinderten, die in der geschützten Werkstätte des Burgenlandes gearbeitet haben, haben sich vehement dagegen ausgesprochen, als nur in Ansätzen ruchbar wurde, daß diese geschützte Werkstätte geschlossen werden soll. - Soviel dazu, mehr kann ich dazu nicht sagen. Es hat keinen Sinn, wenn wir beide jetzt streiten.

Mein Anliegen in dieser Rede ist es eigentlich, die Verbesserung der Jobchancen für die Jugendlichen im Aktionsplan hervorzuheben. Sie sollen bessere Qualifikationen erhalten und dadurch einen besseren Start im Berufsleben haben. Denn die Verbesserung der Qualifikation ist, wie wir alle wissen, auch eine sehr wichtige strategische Maßnahme, wenn es darum geht, die Qualität des Wirtschaftsstandortes Österreich in den Vordergrund zu rücken. Neue Technologien und der stärkere Konkurrenzdruck erfordern bestens ausgebildete Mitarbeiter. Daher ist es eine wichtige Voraussetzung, daß die Mitarbeiter ein ausbildungsmäßig solides Fundament haben, und dieses Fundament muß man den jungen Menschen in Form einer guten Grundausbildung geben. Erst aufbauend auf einer guten Grundausbildung und einem soliden Fundament kann man von Fortbildung, von Weiterbildung und von lebenslangem Lernen reden, das Abgeordneter Peter in seiner Rede mehrmals angesprochen hat. Dieses lebenslange Lernen ist notwendig, aber dazu ist ein entsprechendes Fundament vonnöten. Man muß auf einem Grundgerüst aufbauen können. Sonst bin ich, was das lebenslange Lernen betrifft, ganz Ihrer Meinung!

Es gibt aber viele junge Menschen, die zwar den Willen haben zu lernen, die aber nicht nur in eine Schule gehen, sondern eine Berufsausbildung haben wollen. Leider gibt es trotz vieler Bemühungen für viele oder für einige nicht beziehungsweise noch nicht die Möglichkeit dazu, weil Lehrstellen fehlen und die Kinder Ausbildungsstellen für das, was sie gerade gerne lernen würden und interessant fänden, in ihrem Umkreis nicht vorfinden. Und ich sehe wirklich keinen Fehler darin - ich habe es Abgeordnetem Öllinger ohnehin schon gesagt -, wenn man diese jüngeren Leute in die Schule schickt. Ich sage das im Auftrag der Lehrer an berufsbildenden Schulen, daß man zwar diese Überbrückungslehrgänge am WIFI und am BFI und bei "Jugend am Werk" abhält, diese Kinder aber an die berufsbildenden Schulen offensichtlich nicht heranlassen will.

Frau Minister! Ich meine, daß es sinnvoll wäre, einen Vorbereitungslehrgang auch an einer berufsbildenden Schule zuzulassen, um den Kindern, die keine Lehrstelle finden, ein Jahr lang ein gewisses Grundwissen zu vermitteln, etwa die Fremdsprache Englisch in Grundzügen oder die Grundbegriffe der Buchhaltung. Das braucht heutzutage jeder, der ein Gewerbe ausübt. Die berufsbildenden Schulen würden sich nach dem Dafürhalten der Lehrer an diesen Schulen als Überbrückungsstelle ideal anbieten. Es gibt dort die entsprechende Ausstattung und Klassen, und es gibt entsprechend ausgebildete Lehrer. Man braucht heute in fast jedem Beruf ein bestimmtes kaufmännisches Grundwissen. Dieses Grundgerüst könnte an den kaufmännischen Schulen ohne weiteres vermittelt werden, und wenn das Überbrückungsjahr um ist, dann hätten die Kinder natürlich die Möglichkeit, weiter in die Berufsschule zu gehen und eine Lehre anzutreten. Dann sind sie auf alle Fälle besser ausgebildet, und ein Lehrherr wird einem derart ausgebildeten Kind auf alle Fälle den Vorzug geben. (Zwischenruf des Abg. Böhacker.) Machen Sie nicht alles mies! (Zwischenruf der Abg. Madl.) Machen Sie nicht alles nieder, was diese Regierung heute macht! Sie haben für heute genug Butter am Kopf, Sie haben heute einen ganzen Butterberg am Kopf, und der wird noch lange nicht schmelzen. Beherrschen Sie sich daher! Halten Sie sich zurück! Weil Ihr "Chef und Meister" heute nicht da ist, dürfen Sie auch etwas sagen! Aber passen Sie auf, was Sie sagen, sonst sind Sie morgen vielleicht schon abgesetzt! (Beifall bei der SPÖ. - Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Ich möchte die Frau Bundesministerin bitten, vielleicht ein bißchen nachzudenken, ob man nicht doch solche Schulversuche im berufsbildenden Schulwesen machen kann. Wenn nämlich auch diese Kinder eine Ausbildung erhalten, dann haben auch für sie Weiterbildung, Fortbildung und das lebenslange Lernen einen Sinn.

Frau Kollegin Schaffenrath! In einem Punkt bin ich Ihrer Meinung. Auch ich fürchte, daß, wenn die Kinder für dieses Überbrückungsjahr 2 000 S bekommen, viele nicht mehr bereit sein wer


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