Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 128. Sitzung / 56

vem Schulabschluß, der in eine Lehrlingsstiftung kommt, 2 985 S verdient. Da versteht wirklich überhaupt niemand mehr, wie da herumgerechnet wird!

Weil heute die "Seriosität der Bundesregierung" vom Abgeordneten Nowotny mehrfach hervorgehoben worden ist, möchte ich folgendes klarstellen: Vor der Ausschußsitzung gab es einen Antrag betreffend Lehrlingsbeschäftigung mit einer Förderungssumme von 500 Millionen Schilling. Während der Ausschußsitzung ist man draufgekommen, daß es eigentlich gescheiter wäre, es für 4 000 Lehrlinge zu machen und 1,8 Milliarden Schilling vorzusehen. - Frau Bundesminister, das war so! Wir von der Opposition haben diese Unterlagen erst während der Ausschußsitzung bekommen. Das ist Ihre Form "seriöser" Politik und "wirtschaftlicher" Maßnahmen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Auch die Vorlehre muß hinterfragt werden. Damit öffnet man ein Tor, das man besser nicht geöffnet hätte, und zwar aus folgendem Grund: Sie haben heute die größten Probleme, Lehrlinge mit seriösen und soliden Abschlußzeugnissen unterzubringen. Jetzt wollen Sie auch noch die anderen zusätzlich auf den Arbeitsmarkt bringen! Dazu kann ich Ihnen nur "viel Vergnügen!" wünschen, denn das wird Ihnen mit Sicherheit nicht gelingen. Es wird zu nichts anderem kommen, als daß auf diese Weise billige Aushilfskräfte herangezogen werden.

Zum dualen Ausbildungssystem bekennen wir uns mit einem deutlichen Ja! Aber man sollte sich einmal überlegen, ob nicht Blockschulzeiten forciert werden sollten. Die unsinnigen wöchentlichen - jeweils eintägigen oder eineinhalbtägigen - Schulzeiten, die ständig dem Lehrling ... (Abg. Kiermaier: Das wird ja geändert!) Ja, in einzelnen Teilbereichen, aber warum erweitert man das nicht, Frau Bundesminister?

Es ist immer wieder so: Aus der Not geboren, werden bei uns Gesetze beschlossen! Wenn wir jetzt keine Lehrstellen zur Verfügung haben, dann werden die Schulabgänger in irgendwelchen dubiosen Kursen weiterbeschäftigt. Es ist geradezu absurd, wenn Lehrlingsförderungen ins Leben gerufen werden, die jene Betriebe, die ständig Lehrlinge ausbilden, ausschließen, und wenn andere Firmen aufgrund der finanziell lukrativen Angebote frische Lehrlinge nur deshalb nehmen, weil sie eine finanzielle Zubuße erhalten.

Das ist eine Ungerechtigkeit, die - Gott sei Dank! - abgeschafft wurde. Aber es gibt viele Bereiche, von denen ich überzeugt bin, daß die Wirtschaft heute bereit wäre, mehr Lehrlinge auszubilden, wenn - ich sage es noch einmal - ein entsprechendes Einkommen gesichert ist und wenn es auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zulassen. Wenn ich allein daran denke, daß ein Unternehmen in der Tischlereibranche mit 80 Mitarbeitern für die Evaluierung jährlich 150 000 S aufzuwenden hat, muß ich sagen: Das ist skandalös! Denn, liebe Frau Minister, das Geld könnte viel vernünftiger für Lehrlinge verwendet werden, und das wäre ein sinnvoller Beitrag zur Jugendbeschäftigung! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

21.03

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Trinkl. 5 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. - Bitte, Herr Abgeordneter.

21.03

Abgeordneter Mag. Dr. Josef Trinkl (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! "Manchmal fühle ich mich nutzlos", ist heute ein Artikel in der "Presse" betitelt. Ich zitiere weiter: "Zornig und ratlos - das sind die Jugendlichen, die auf ihre Lehrstelle warten müssen."

Die Volkspartei hat das herankommende Problem frühzeitig erkannt, und wir arbeiten seit Jahren hartnäckig an der Verbesserung der Rahmenbedingungen für die duale Ausbildung. Tatsächlich ist uns vieles gelungen. Die Schulabgänger der Jahre 1998 und 1999 stellen uns aber neuerlich vor große Herausforderungen, und wir sind gefordert, das brennende Problem der Jugendbeschäftigung zu lösen. Dabei muß die duale Ausbildung nach wie vor im Zentrum unseres Interesses stehen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)


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