Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 62. Sitzung / Seite 79

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Ich kann Ihnen versichern  –  ich war selbst einmal Lehrerin, nicht sehr rühmlich, aber trotzdem –: Kinder und Jugendliche brauchen einen Ordnungsrahmen. Sie brauchen Erziehungsvereinbarungen.

Herr Brosz, wenn Sie zum Beispiel sagen, die Klassenschülerzahlen sollen von 30 auf 25 gesenkt werden, und als Argument dafür bringen – es hat mir sehr imponiert, was Sie da gesagt haben –, dass der Lehrer bei einer 50-Minuten-Stunde für jeden Schüler nur 1 Minute 40 Sekunden Zeit hat, dann muss ich Sie fragen: Haben Sie schon nachgerechnet, wie viel Zeit der Lehrer für einen Schüler hätte, wenn man die Schülerzahl auf 25, wie Sie es vorschlagen, senken könnte, was allerdings angesichts der jetzigen Budgetlage absurd ist? – Ich kann es Ihnen sagen, ich habe es nachgerechnet: Die Zeit, die der Lehrer dann für jeden einzelnen Schüler zur Verfügung hätte, würde sich um unglaubliche 20 Sekunden verlängern. Damit kann man "sehr viel" erreichen! (Zwischenruf des Abg. Schwemlein. )

Ich denke, dass einem guten Pädagogen, der sein Lehrziel erreichen will, weit mehr gedient ist, wenn er sein Wissen, seine methodischen Kenntnisse einer disziplinierten Klasse problemlos zur Verfügung stellen kann. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.21

Präsident Dr. Werner Fasslabend: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Muttonen. – Bitte.

13.21

Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Hohes Haus! Hart zu sich selbst und zu anderen, das ist nicht die Pädagogik der SPÖ, Frau Wochesländer. Ich habe lange unterrichtet und keine Ego-Monster und auch keine Schlaraffenland-Kinder gefunden. (Abg. Wochesländer: Wo haben Sie da unterrichtet?) Ich habe lange unterrichtet und bin irgendwie "schwer beeindruckt", negativ beeindruckt von dem, was Sie gesagt haben. (Abg. Wochesländer: In welchem Bezirk? – Abg. Dr. Fekter: Das war ein Freudscher Versprecher!) Ich bin "schwer beeindruckt", unter Anführungszeichen, ich hoffe, Sie haben sie gesehen.

Es wurde sehr viel gesprochen von Vereinbaren statt Anordnen, von Aushandeln war die Rede. Ich möchte das aber herunterbringen auf die Ebene, die wir heute verhandeln, und zwar den Entschließungsantrag, der heute zur Diskussion steht, und da ist die Rede von Erziehungsmitteln, von Ordnungsrahmen und Erziehungsräten. (Abg. Wochesländer: Was sind das für Erziehungsmittel?)

Ich möchte auf die vom Kollegen Riepl schon angesprochenen Bildungs- und SchülerberaterInnen eingehen und auf ihre äußerst wichtige Funktion hinweisen. Eine Bemerkung am Rande: Es gibt den Begriff "Schüler- und Bildungsberater". Diese ausgebildeten Pädagogen haben dieselbe Funktion, haben dieselbe Ausbildung. Es wird ihnen allerdings ein anderer Titel zugeteilt, je nachdem, wo sie gerade unterrichten.

Vielleicht ist in der Öffentlichkeit über die Arbeit dieser Bildungs- und SchülerberaterInnen nicht sehr viel bekannt, weil es ihnen nicht darum geht, Shows oder Events zu veranstalten, sondern es geht ihnen um Hilfeleistung, Hilfestellung, die meist in Form von persönlichen Gesprächen stattfindet.

Sehr geehrte Damen und Herren! In Zeiten des "neu Regierens", in denen sich Bildung scheinbar auf die technischen Bereiche und Informationsbereiche zurückzieht und reduziert – diese Bereiche sind sicherlich sehr wichtig, aber eben nicht nur –, weiß man, wenn man das beobachtet und auch aufmerksam liest, dass von der Wirtschaft ganz besonders auch soziale Kompetenz eingefordert wird.

In Zeiten, in denen Persönlichkeitsentwicklung nicht mehr gefragt ist, in Zeiten, in denen Maßnahmen nicht mehr modern sind, die zu einem guten Klassenklima führen, damit zu einer besseren Leistung und eben in weiterer Folge zu dieser besseren Kompetenz, in solchen Zeiten,


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