Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 89. Sitzung / Seite 62

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Wir wissen nicht, wann die letzten Wochen und wann die letzten Monate des Betreffenden sind, und jeder, der Arzt ist, hat schon Erstaunliches auf diesem Gebiet erlebt. Auch ich kann eine Zahl nennen, die unglaublich klingt. In einem Hospiz im Rahmen eines konfessionellen Spitals, in einem Bereich, wo ich selbst als Arzt tätig war, habe ich erlebt, dass 68 Prozent der Patienten, die im Hospiz gelegen sind, dieses auch wieder lebend verlassen haben. Sie haben also nur eine bestimmte Zeit ihres Lebensendes dort in entsprechender Betreuung verbracht.

Ich stimme auch völlig damit überein, dass Palliativmedizin nicht ausschließlich mit Sterbenden zu tun hat, sondern auch mit behinderten und schwerbehinderten Menschen. Ich empfehle jedem einmal einen Gang – es ist nicht weit von hier – in das Haus der Barmherzigkeit, um zu sehen, was Palliativmedizin bewirken kann und wofür sie notwendig ist.

In diesem Sinn bin ich sehr froh und sehr glücklich darüber, dass Sie sich zu dieser Vier-Parteien-Einigung entschließen konnten. Sämtliche Anregungen, die Sie in der Debatte getroffen haben, die Aufforderungen an die Regierung und auch an mein Ressort sind sehr ernst zu nehmen. Ich kann Ihnen versichern, wir sind erstens schon dabei, sie umzusetzen, und zweitens werden Sie mich in Zukunft auch an dem Grad der Umsetzung messen können. Ich kann Ihnen versichern, dass ich dafür sorgen werde, dass wir Ihrem Auftrag hier nach bestem Wissen und Gewissen nachkommen werden. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP sowie des Abg. Dr. Grünewald. )

17.49

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Hakl. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 6 Minuten. – Bitte.

17.49

Abgeordnete Mag. Karin Hakl (ÖVP): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Hohes Haus! An der Enquete, die wir abgehalten haben, konnte ich leider nicht teilnehmen. Ich habe mir aber dann den gesamten Text durchgelesen, und das, was mir am meisten und am intensivsten in Erinnerung geblieben ist, war der Satz: Das Leben dauert bis zum Tod.

Das heißt, dass der Prozess des Sterbens Teil des Lebens ist und noch lange nicht Teil unseres Todes. Das verpflichtet uns und die gesamte Gesellschaft dazu, diesen Teil des Lebens anzunehmen und sich intensiv damit auseinander zu setzen.

Ich freue mich darüber, dass dieser gemeinsame Entschließungsantrag in einer Zeit zustande gekommen ist, in der in den Medien sehr viel davon zu lesen war, wie viele Leute auch in Österreich die Sterbehilfe, das Töten eines kranken Menschen, akzeptabel finden. Ich finde es besonders bemerkenswert, dass trotz dieser medialen Darstellung ein derartiger Konsens im Parlament möglich war, und ich danke hier im Besonderen den gesundheitspolitischen Sprechern aller vier Fraktionen. Ich finde, das war eine ganz großartige Leistung von Ihnen, unter Mitarbeit unseres Klubsekretärs Roman Kunyik.

Warum ist die Stimmung der Bevölkerung derzeit so? Warum ist bei Umfragen, bei denen es sicherlich darauf ankommt, wie die Frage gestellt wird, die Akzeptanz, getötet zu werden, so hoch? – Ich glaube, das ist einer der springenden Punkte, mit denen wir uns beschäftigt haben und uns auch weiterhin beschäftigen müssen.

Es wurde schon von vielen gesagt, dass für die meisten Menschen die Angst vor Schmerz der am meisten ausschlaggebende Faktor ist, aber ich glaube, als Erklärung greift das nicht tief genug. In unserer Gesellschaft ist Jugend, ist die Möglichkeit, sich zu bewegen, Sport zu treiben, glücklich, fröhlich zu sein, ein Wert an sich, in einem, wie ich glaube, doch übersteigerten Ausmaß. Wir alle sind aufgerufen, das in all unseren Reden und in unserem Tun immer wieder zu berücksichtigen.

Ich finde es auch wichtig, dass es die Sterbekarenz nicht nur gibt, damit der Sterbende nicht alleine sterben muss, sondern auch, um den nächsten Generationen die Möglichkeit zu geben, sich mit dem Sterben zu konfrontieren und das eigene Sterben dadurch besser anzunehmen.


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