Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 103. Sitzung / Seite 77

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lich der Gesetzgeber reagieren. Es ist aber genau das Gegenteil der Fall: Die Einführung der Studienbeiträge hat einen enormen Studienbeendigungsschub, einen Akademisierungsgrad gebracht, den man in den vergangenen Jahren nicht hatte. Das muss man so zur Kenntnis nehmen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Die Bildungspolitik dieser Koalition ist daher ausgezeichnet und wird sich durch die Propaganda und Angst-Propaganda der Opposition sicherlich nicht beeinflussen lassen. (Beifall bei den Freiheitlichen und bei Abgeordneten der ÖVP.)

11.52

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Muttonen. – Bitte.

11.52

Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren! Es gibt eben unterschiedliche Sichtweisen, und ich denke, in dieser Debatte zeigt sich sehr deutlich, was die blau-schwarze Bundesregierung im Schulbereich unter einer Bildungsoffensive versteht. Die Antwort ist Sparen, Kürzen, Wegrationalisieren oder Klassen zum Überquellen zu bringen, statt Chancengleichheit, statt freien Zuganges zur Bildung – zu allen Bildungseinrichtungen.

Gerade im Bildungsbereich wird die Einfallslosigkeit der derzeitigen Regierung sehr sichtbar – oder vielleicht will sie auch keine Veränderungen im Schulbereich. Es werden Scheinverhandlungen geführt, und anstatt sich die Tausenden von Unterschriften unter dem Bildungs-Volksbegehren zu Herzen zu nehmen und neue Konzepte zu entwickeln, wird auf dem Alten beharrt und das Korsett einfach enger geschnürt.

Eine der Forderungen des Bildungs-Volksbegehrens ist die Senkung der Klassenschülerhöchstzahlen. Diese Forderung nach einer Klassenschülerhöchstzahl von 25 wird untermauert durch unzählige Petitionen und Bürgerinitiativen, die bereits im Herbst von besorgten Eltern und LehrerInnen eingebracht wurden. Das sollten Sie sich zu Herzen nehmen, meine Damen und Herren, das ist ein wichtiger Punkt, sich die Sorgen der Eltern und LehrerInnen genau anzuschauen. Das ist keineswegs paradox, wie Kollege Amon es gesagt hat, paradox ist allerdings, dass die Schülerzahlen generell sinken, die Klassenschülerzahlen aber steigen.

Bei der rückwärts gerichteten Familienpolitik und bei der nicht vorhandenen Frauenpolitik der derzeitigen Regierung wird die Geburtenrate weiter sinken, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Kampichler: Sie ist im Steigen begriffen! Sie sind nicht auf dem letzten Stand!)

Es lässt sich nicht leugnen – und es ist auch belegbar –, dass eine beachtliche Zahl von Jugendlichen in Klassen sitzt, die überfüllt sind, in Klassen mit 36 oder mehr Schülern und Schülerinnen. Besonders dramatisch – das wurde heute auch zugegeben – ist die Situation in den ersten Klassen der berufsbildenden höheren Schulen.

Wie schaut das Konzept der derzeitigen Regierung gegen diese zu hohen Klassenschülerzahlen aus? – Es gibt kein Konzept dagegen, sehr geehrte Damen und Herren! Statt notwendige Plätze zu schaffen, statt sich noch einmal über das System Schule wirklich Gedanken zu machen, werden mehr Kinder in Klassen gepfercht, die baulich zum Teil nicht dafür geeignet sind, und das ist eine unzumutbare Situation.

Neuerdings schleichen sich allerdings immer wieder Ängste ein, dass Aggression unter Jugendlichen vielleicht besonders unter ungünstigen Bedingungen gut gedeihen könnte. Was kann man also tun? – Eine Binsenweisheit besagt, dass zwischenmenschliche Kommunikation und zwischenmenschlicher Kontakt helfen könnten. Das ist aber wiederum nur dann möglich, wenn die Gruppe nicht zu groß ist, das ist nur dann möglich, wenn die Zeit vorhanden ist, um Konfliktmanagement einzuüben, um soziale Kompetenzen zu üben. In übervollen Klassen ist das einfach nicht möglich. Die Lehrerinnen und Lehrer sind dazu auch nicht in der Lage, wenn die Klassen so groß sind.


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