Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 141

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reform gemacht hat, haben Sie sich auch nicht durchringen können, weil Sie wieder Angst gehabt haben, dass Sie mit Ihrer Klientel nicht zu Rande kommen.

Für eine reine Geldbeschaffungsaktion, wie Sie sie vorhaben, indem Sie immer nur an zwei Schrauben drehen, wenn es um eine Pensionsreform geht – nämlich länger zu arbeiten und das Pensionsantrittsalter hinaufzusetzen sowie weniger Pension zu bekommen –, für solch eine Pensionsreform stehen wir Ihnen auch als Gewerkschafter nicht zur Verfügung, sehr geehrte Damen und Herren von der Regierung! (Beifall bei der SPÖ.)

Wir stehen Ihnen zur Verfügung – und dieses Angebot gilt, auch in Opposition stehen wir Ihnen als Gewerkschafter zur Verfügung –, wenn Sie eine umfassende Reform machen, eine um­fassende Reform, die zu mehr Gerechtigkeit in unserem Pensionssystem führt. Das beginnt bei den Beiträgen: Es soll jeder den gleichen Beitrag bezahlen, und dann soll jeder das Gleiche heraus­bekommen. Aber wieder nur an der Schraube des ASVG zu drehen, wobei die ASVG-Versicherten den geringsten Bundeszuschuss brauchen, nämlich nur 14 Prozent, weil sie 86 Prozent selbst bezahlen, ist nicht richtig. Dann müssen wir gerechterweise auch über die Selbstän­digen reden, die nur 46 Prozent beitragen, und die Bauern, bei denen es nur 28 Prozent sind. Es geht auch darum, dass wir zu einer gleichen Bemessungsgrundlage kommen und nicht bei dem einen den Durchrechnungszeitraum über das ganze Leben haben, hingegen der andere womöglich mit 80 Prozent des letzten Bezugs in Pension geht. Für eine umfassende Reform werden wir Ihnen zur Verfügung stehen.

Das Ergebnis Ihrer letzten Reform hat es ja gezeigt: Wir hatten ein rasches Ansteigen, nachdem man das Frühpensionsalter um nur eineinhalb Jahre hinaufgesetzt hatte. Die Zahl der arbeitslosen Frauen über 55 Jahre ist explosionsartig, um 80 Prozent, angestiegen, und bei den Männern waren es 117 Prozent. Vielleicht haben Sie es nicht registriert, aber die Hälfte jener Menschen, die heute in Pension gehen, gehen nicht aus dem aktiven Berufsleben heraus in Pension, sondern sie gehen aus der Notstandshilfe oder aus der Arbeitslosigkeit heraus in Pension.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, für eine derartige Politik stehen wir nicht zur Ver­fügung! Wenn Sie mit uns über vernünftige Reformen reden wollen, dann sind wir ge­sprächsbereit. (Beifall bei der SPÖ.)

17.35


Präsident Dr. Heinz Fischer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Spindelegger. – Bitte.

17.36


Abgeordneter Dr. Michael Spindelegger (ÖVP): Sehr geschätzter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Meine Herren Bundesminister! Meine Damen und Herren! Der Succus dieser Dringlichen Anfrage ist ein interessanter: Heute hat die SPÖ beklagt und bejammert, dass sie in dieser Regierungskonstellation der Zukunft nicht vertreten sein wird. Das war der Succus. Aber, meine Damen und Herren von der SPÖ, es ist in dieser Debatte auch zutage getreten, wo Ihre Defizite liegen. Auf diese möchte ich ein wenig eingehen.

Das erste große Defizit bei Ihnen, meine Damen und Herren von der SPÖ, ist die Frage der Führung. Während Ihr Vorsitzender, Herr Dr. Gusenbauer, noch im Wahlkampf erklärt hat: Beim zweiten Platz die Opposition, das ist so!, hat sich nach der Wahl alles geändert. (Abg. Verzetnitsch: Wie war das bei Ihnen? – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.) Warten Sie, Kollegen von den Sozialdemokraten! Das möchte ich ihm zugute halten, dass er nach der Wahl ein Einsehen gehabt hat, dass man verhandeln muss. Aber während er verhandelt hat, hat die zweite Reihe schon den Oppositionsmarsch geblasen, meine Damen und Herren. Das war das Interessante, das offenbar auf die Führungsstruktur Ihrer Partei große Schlüsse zulässt. (Abg. Mag. Mainoni: Chaotisch!)

Wenn ich heute in der APA schon lese, was Frau Burgstaller morgen in „NEWS“ sagen wird, nämlich dass sie sich schon wieder neue Gesichter in der SPÖ-Parteizentrale wünscht, dann kann ich nur sagen: Meine Damen und Herren, das ist der Zustand der SPÖ! Ganz offenbar gibt


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