Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 86. Sitzung / Seite 195

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Der liebe Kollege Rieder hat gemeint, die Bevölkerung würde ein solches Verhalten der Beteiligten als doppelbödig betrachten. – Ich habe dem nichts mehr hinzuzufügen. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der Freiheitlichen.)

20.20

 


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Rest-Hinterseer. – Bitte.

 


20.20

Abgeordnete Heidemarie Rest-Hinterseer (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundes­kanzler! Herr Bundesminister! Herr Staatssekretär! Ich möchte noch ein wenig beim Finanzausgleich und bei den Unsicherheiten für die Gemeinden verweilen.

Sie, Herr Bundesminister Grasser, haben in einer Anfragebeantwortung sehr eupho­risch auf die dynamische Entwicklung der Mehreinnahmen der Gemeinden durch die Bindung an das Umsatzsteueraufkommen hingewiesen. Und Sie haben prognostiziert, dass der Anteil in der Höhe von 343 Millionen € auf 392 Millionen € ansteigen wird, also ein rasanter Anstieg. Was ist aber, wenn wie heuer die Umsatzsteuer um 600 Millionen € hinter dem Voranschlag zurückbleiben wird? – Das ist Ihnen ein großes Mysterium gewesen, Herr Minister Grasser! Für die Gemeinden bedeutet das eine sehr große Unsicherheit.

Noch eine Grasser’sche Jubelmeldung: Der Verwaltungsaufwand der Gemeinden für die Einhebung der Getränkesteuer entfällt. Das ist eine gute Nachricht, aber es ist auch anzuerkennen, dass den Gemeinden derzeit noch ein beträchtlicher Aufwand aus der Vollziehung der Getränkesteuer auf Grund der offenen Verfahren im Zusammenhang mit Rückforderungsansprüchen entsteht. Die Gemeinden wissen noch immer nicht, was auf sie zukommen wird. Auch da besteht totale Unsicherheit bei den Gemeinden. (Unruhe im Saal. – Präsident Dipl.-Ing. Prinzhorn gibt das Glockenzeichen.)

Sie, Herr Minister Grasser, schreiben weiter in Ihrer Anfragebeantwortung, die Ziele des Bundes für das Finanzausgleichsgesetz 2005 seien zum einen der Abschluss eines neuen Stabilitätspaktes und zum anderen das Fortsetzen des Reformkurses. Um dies zu erreichen, sei es notwendig, Wachstumsimpulse zu setzen und einen ausgegli­chenen Haushalt über den Konjunkturzyklus zu erreichen. Bisher hätten die Gemein­den und die Länder zwar ihre Vorgaben eingehalten, aber nicht der Bund.

Selbst ein als nicht besonders aufgeregt bekannter Mann wie Professor Helmut Frisch, Präsident des Staatsschuldenausschusses, glaubt, dass das Budgetdefizit auf jeden Fall auf 2 Prozent des BIP – das entspricht einer Neuverschuldung in der Höhe von mehr als 4 Milliarden € – anwachsen wird. Woher kommen also diese Prognosen, dass es zu einem ausgeglichenen Haushalt kommen wird? – Wiederum entsteht völlige Verunsicherung bei den Gemeinden dahin gehend, wann der Finanzminister dann wie­der an den Ertragsanteilen zu drehen beginnt.

Der Bundesvoranschlag sieht keine Vorsorge für allfällige Rückzahlungen der Geträn­kesteuer vor. Bisher erfolgten keine, aber sie werden im Jahr 2005 wahrscheinlich fällig und sind mit 1,1 Milliarden € angesetzt. Das ist wieder eine Unwägbarkeit, mit der die Gemeinden allein gelassen werden.

Sie werden aber andererseits mit immer teueren Aufgaben konfrontiert. Ob das jetzt rechtliche Beurteilungen über Verträge mit großen Konzernen betrifft, wie zum Beispiel bei Betriebsansiedlungen, oder ob das hohe Ausgaben für die kommunale Grundver­sorgung oder auch für den öffentlichen Nahverkehr sind, die Gemeinden sind verunsi­chert und bleiben allein.

Beispiel Raumordnung: Es gibt mittlerweile im EU-Raum schon Klagen gegen Kom­munen, die Betrieben Hoffnung auf Niederlassung gemacht haben und dann wegen


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