Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 144. Sitzung / Seite 68

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Meine Damen und Herren, diskutiert man über Beschäftigungs- und Wachstumschan­cen in der EU, kommt man relativ rasch und zwangsweise zu einer Branche – Gott sei Dank –, welche in Österreich zu den bedeutendsten Branchen zählt, nämlich zur Frei­zeit- und Tourismuswirtschaft. Allein in den neuen Mitgliedsstaaten schätzt die EU den Bedarf an neuen Arbeitsplätzen auf rund 3 Millionen. Immerhin entfallen in der EU be­reits jetzt 12 Prozent der Gesamtbeschäftigung auf den Freizeit- und Tourismussektor, vornehmlich im Bereich der KMU.

Österreich verfügt da zweifelsfrei über komparative Wettbewerbsvorteile. Dennoch darf man nicht die Augen davor verschließen, dass Österreich bei den internationalen Tou­rismusankünften Marktanteile verliert. Im Zeitraum 1990 bis 2002 sanken diese euro­paweit etwa von 6,8 Prozent auf 4,66 Prozent. Ohne jetzt dramatisieren zu wollen, muss ich doch sagen, es besteht da doch unzweifelhaft Handlungsbedarf. Nicht um­sonst hat Kommissar Verheugen bei der Tourismusministerkonferenz, die vergangene Woche in Wien stattgefunden hat, festgehalten, dass aus europäischer Sicht die Frei­zeit- und Tourismuswirtschaft eine Schlüsselindustrie darstellt, und dies ohne die Sub­sidiarität in Frage zu stellen.

Zahllose Aspekte der Branche beziehen sich nämlich auf die europäische Ebene. Das sind Fragen wie Ferienzeitenstaffelung, internationale Verkehrsplanung, Alpenkonven­tion, steuerliche Aspekte wie die Frage des ermäßigten Umsatzsteuersatzes, Finanzie­rungsfragen wie Basel II bis hin zur Problematik der Inanspruchnahme von Kofinanzie­rungsmitteln, wo die heimische Tourismuswirtschaft erheblichen Nachholbedarf und noch große Chancen hat. So waren es etwa im Zeitraum 2000 bis 2004 knapp 80 Pro­jekte mit nicht einmal 10 Millionen €, die da in Anspruch genommen wurden.

Ich glaube, Österreich sollte die Speerspitze bei der Unterstützung von Kommissar Verheugen in seiner Strategie zur Förderung des Tourismus in Europa darstellen. Ich hätte mir da von der österreichischen Ratspräsidentschaft wesentlich mehr Engage­ment gewünscht als die bloße Abhaltung einer knapp zweitägigen Konferenz.

Eines der konkreten Probleme, welche die EU in diesem Bereich thematisiert, ist die Nachfolgeproblematik bei den KMUs. Und auch in Österreich stehen, wie wir wissen, in dieser Branche in den nächsten Jahren Tausende Betriebe vor der Übergabe. Die EU denkt hier etwa an nationale Nachfolgebörsen oder auch an moderne Beratungs­systeme. Auch wir haben hiezu Anträge, etwa zur Gewerbeordnung, eingebracht, die selbstverständlich, möchte ich fast sagen, von den Regierungsparteien wie immer ignoriert wurden. (Abg. Wattaul: Weil ihr keine Kompetenz habt!)

Abschließend auch noch zum Kollegen Stummvoll. Herr Kollege Stummvoll hat gestern im Rahmen der ersten Lesung zum Einkommensteuergesetz gemeint, dass ich es mir einfach mache, ich würde hier den Lobbyisten des Tourismus abgeben. – Zum Ersten bin ich Tourismussprecher, das ist meine Aufgabe. Und zum Zweiten sage ich Ihnen, Herr Kollege Stummvoll, ich bin stolz darauf, für diese Branche zu lobbyieren. Es sind nämlich Hunderttausende fleißige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Zehntausende ebenso fleißige und erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wattaul: Aber keine roten!) Dass es die ÖVP aufgegeben hat, in diesem Bereich zu lobbyieren, das ist ihr Problem. – Mich werden Sie davon nicht abhalten! (Beifall bei der SPÖ.)

14.14


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Von der Regierungsbank aus zu Wort ge­meldet hat sich Herr Bundesminister Dr. Bartenstein. – Bitte.

 


14.14.46

Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Dr. Martin Bartenstein: Herr Präsident! Hohes Haus! Gestatten Sie mir, dass ich kurz zu einigen Redebeiträgen von Abgeord-


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite