1171/AB XXIII. GP

Eingelangt am 31.08.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Bundeskanzler

Anfragebeantwortung

 

Die Abgeordneten zum Nationalrat Mag. Hakl, Kolleginnen und Kollegen haben am 10. Juli 2007 unter der Nr. 1350/J an mich eine schriftliche parlamentarische Anfrage betreffend Auftritt der Republik Österreich im Rahmen von Second Life" gerichtet.

Einleitend möchte ich ein offenkundig vorliegendes Missverständnis ausräumen, das sich durch die vorliegende Anfrage zieht:

Das private Unternehmen Next-Horizon Web 2.0 Consultations (Next-Horizon) mit Sitz in 2381 Laab im Walde hat vor einiger Zeit von Linden Lab, die US-amerika­nische Betreiberin von Second Life (SL), sukzessive drei virtuelle Inseln gekauft" und sie im virtuellem Raum "Austria Island", Austria City" und Styria" benannt.

Auf diesen virtuellen Inseln hat Next-Horizon das Austria House, die Austria Gallery, das Riesenrad u.v.m errichtet und zugleich Plätze auf diesen Inseln Dritten zur Un­termiete" angeboten. Von dieser Möglichkeit hat das Bundeskanzleramt Gebrauch gemacht, im Austria House einen Raum angemietet und in diesem die virtuelle Amts­stube einrichten lassen. Auch andere, wie das Freud Museum oder der Inhaber von Michi's Bar haben davon Gebrauch gemacht. Sie stehen aber in keinerlei Zusam­menhang mit dem Bundeskanzleramt. Die einzige Gemeinsamkeit besteht darin, dass sie alle Untermieter" einer virtuellen Insel der Firma Next-Horizon sind.

Das Bundeskanzleramt hat keine SL Insel Republik Österreich" eingerichtet, sondern eine Fläche auf der von Next-Horizon eingerichteten Austria Insel angemietet. Alle Aktivitäten außerhalb dieses Raumes stehen in keinerlei Zusammenhang mit dem Bundeskanzleramt.

Diese Fakten sind auch bei einem oberflächlichen Blick in die zugänglichen Informa­tionsquellen und auch bei einer nur geringen Kenntnis der Rahmenbedingungen des Second Life erkennbar, sodass wohl niemandem gegenüber ein anderer und unzu­treffender Eindruck entstehen kann.

Weiters möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass das Bundeskanzleramt betreffend help.gv ständig bemüht ist, innovative neue Technologien anzuwenden und damit neue Zielgruppen zu erschließen. Daher wurde auch als erste Behörde weltweit eine virtuelle Amtsstube im SL eröffnet. Österreich beweist dadurch wieder einmal mehr seine Vorreiterrolle auf dem Sektor von E-Govemment. Dieses Vorgehen bestätigt die nunmehr 10-jährige Erfolgsgeschichte von help.gv.

Die einzelnen Fragen beantworte ich wie folgt:

Zu Frage 1:

Ø  Wie hoch waren die Kosten für den Internetauftritt der Republik in SL in L$ (Lin­den Dollar) bzw. Euro, die für die virtuelle Nutzfläche bzw. virtuelle Einrichtungs­gegenstände etc. angefallen sind?

Für die Einrichtung der virtuellen Amtsstube im Austria House ist ein Pauschalbetrag in Höhe von 9.600,- angefallen.

Zu Frage 2:

Ø  Wie hoch sind die jährlichen (laufenden) Kosten für die Republik in L$ bzw. Euro für dieses Projekt?

Die Kosten für die technische Betreuung und Flächennutzung betragen pro Monat EUR 300,-.

Zu Frage 3:

Ø  Wie hoch sind die gesamten Projektkosten für die Umsetzung des SL-Auftrittes?

Siehe Beantwortung zu den Fragen 1 und 2.


Zu Frage 4:

Ø  Im virtuellen Auftritt der Republik im Austria-House" ist der Vizekanzler und Fi­nanzminister Mag Wilhelm Molterer unter dem Titel designierter Bundespartei­obmann der ÖVP" mit Foto und kurzem Lebenslauf präsentiert. Darüber hinaus sind der Bundeskanzler sowie der Bürgermeister und Landeshauptmann der Stadt Wien abgebildet. Ist Ihnen bekannt, dass Vizekanzler Molterer bereits seit 21.4.2007 der gewählte Bundesparteiobmann der ÖVP ist?

Ja.

Zu Frage 5:

Ø  Wenn ja, warum wird diesem Umstand im SL Auftritt der Republik nicht Rechnung getragen?

Aus dem Umstand, dass das angesprochene Faktum mir bekannt ist, kann nicht zwingend abgeleitet werden, dass es allgemein bekannt ist. Die angesprochene Dar­stellung erfolgt nicht im Rahmen des SL Auftritts des Bundeskanzleramtes. Der Vize­kanzler wird im Austria House vorgestellt. Dieses wurde vom privaten Unternehmen Next-Horizon errichtet und wird von diesem betreut.

Das Bundeskanzleramt hat allerdings im Rahmen seiner Bürgerserviceaktivitäten Next-Horizon auf den Aktualisierungsbedarf hingewiesen.

Zu den Fragen 6, 10, 11 sowie 16 bis 19:

Ø       Neben  Bundeskanzler und Vizekanzler  wird als  einziger weiterer Politiker Dr. Michael Häupl mit Foto und Lebenslauf präsentiert. Warum wurde auf die Präsentation der anderen Österreichischen Landeshauptleute verzichtet?

Ø       Wie fügt sich das Bild von Bürgermeister Dr. Michael Häupl in das Bild von ver­meintlichen Wahrzeichen der Stadt Wien (Lipizzaner, Hundertwasserhaus, Ste­phansdom, Riesenrad...)?

 

Ø       Weshalb werden andere wesentliche Kulturinstitutionen bzw. Architekturdenkmä­ler der Bundeshauptstadt (Staatsoper, Burgtheater, Karl-Marx-Hof, uvm.) nicht in SL präsentiert?

Ø       Auf den beiden im virtuellen Auftritt präsentierten Österreich-Karten sind die Lan­deshauptstädte von Niederösterreich (St. Pölten) und dem Burgenland (Eisen­stadt) nicht enthalten. Worin liegt dies begründet?

Ø       Unter den Austria Facts", der Präsentation diverser Eckdaten der Republik und der Regierungsform von Österreich, ist genannt, dass Österreich von einer ÖVP-FPÖ Regierung geführt ist. Warum wurde dieser Punkt nicht aktualisiert?

Ø       Nach welchen Kriterien werden die Informationen, die auf der SL-Insel Republik Österreich" zur Verfügung stehen, ausgewählt?

Ø       In welcher Form und wie oft finden Aktualisierungen statt?


Diese Fragen betreffen keinen Gegenstand der Vollziehung des Bundeskanzleramts. Der Aktualisierungsbedarf wurde an Next Horizon weitergegeben. Im Übrigen verwei­se ich auf die einleitenden Bemerkungen.

Zu Frage 7:

Ø  Haben die übrigen acht Bundesländer und deren Landeshauptleute nach Ihrer Auffassung einen geringeren Stellenwert als Wien?

Nein.

Zu den Fragen 8 und 9:

Ø       Sind Sie der Ansicht, dass auf eine Präsentation der anderen Bundesländer ver­zichtet werden kann?

Ø       Wenn nein, warum wurde darauf verzichtet?

Es wäre bestimmt wünschenswert, wenn alle Bundesländer gleichermaßen in SL präsentiert werden würden. Das Bundeskanzleramt kann aber keinen dahingehen­den Einfluss auf ein privates Unternehmen ausüben. Next-Horizon scheint im Übri­gen eine solche Präsentation vorzubereiten.

Zu Frage 12:

Ø  Auf der SL-Insel Republik Österreich" existiert auch Michi's Shop", wo eine Fla­sche Wein um 30 L$ und ein T-Shirt der Stadt Wien um 10 L$ erworben werden können. Ein Glas Spritzer wird dort jedoch kostenlos abgegeben. Erachten Sie die kostenlose virtuelle Abgabe von Alkohol im Hinblick auf die derzeitige Debatte über den Alkoholkonsum von Jugendlichen angesichts des altersunabhängigen Zuganges zu SL für pädagogisch wertvoll?

Nein, doch das Bundeskanzleramt hat keinerlei Einfluss auf das Getränkeangebot von anderen SL Benutzern. Im Übrigen existiert im SL nach meinen Informationen keine Insel namens Republik Österreich".

Zu den Fragen 13 bis 15:

Ø       Wer trägt die Kosten für die Errichtung dieses Online Shops?

Ø       Wurde dieser Shop nach dem Bürgermeister der Stadt Wien benannt?

Ø       Wenn nein, warum wurde der Name für den Shop zum Verkauf von Wien T-Shirts" und Alkohol entsprechend gewählt?

Diese Fragen sind an den Inhaber von Michi's Shop bzw. Next Horizon zu richten.


  Ich kenne die Person des Inhabers nicht.

Zu den Fragen 20 und 21:

Ø       14 Tage nach dem Launch der Plattform waren im Infocenter unter help.gv.at in SL noch die alten Studienbeihilfesätze enthalten. Wissen Sie um die auf Initiative von Bundesminister Dr. Johannes Hahn verhandelten neuen, wesentlich höheren Studienbeihilfesätze Bescheid?

Ø       Wenn ja, warum finden sich die aktualisierten Sätze nicht auf der Plattform?

Ja, ich bin über die neuen Studienbeihilfesätze informiert.

Das Informationsangebot wurde aus help.gv.at übernommen. In help.gv.at werden tagesaktuelle Informationen angeboten, d.h. Regelungen, wie sie gelten und keine Informationen über geplante Änderungen. Daher findet sich die mit September in Kraft tretende Erhöhung der Studienbeihilfensätze richtigerweise noch nicht auf help.gv.at. Die Aktualisierung der Plattform findet synchron mit der Aktualisierung im help.gv statt.

Zu Frage 22:

Ø  In der einleitend genannten Pressekonferenz der Staatssekretärin Silhavy wurde angekündigt, dass Besucher der SL-Plattform sich hilfesuchend an einen Avatar namens Sizzi Winkler" wenden können, der von einer Mitarbeiterin des BKA be­treut wird. Sizzi Winkler" ist in SL nicht anzutreffen. Ist an eine Betreuung der Plattform noch immer gedacht?

Das Betreuungskonzept basiert auf der Möglichkeit einer Terminvereinbarung mit dem Avartar Sizzi Winkler, so wie dies auch in der Pressekonferenz angekündigt wurde. Der Besucher der virtuellen Amtsstube wird gleich beim Schreibtisch auf die­se Möglichkeit hingewiesen und kann dort mittels notecards" eine Terminanfrage stellen. Des Weiteren wird punktuelle Anwesenheit sichergestellt.

Zu den Fragen 23 bis 27:

Ø         Auf der Freud Säule" (Station 8) des Auftrittes der Republik Österreich fällt ein Witz ins Auge, der als aus der Witzesammlung von Dr. Sigmund Freud stammend gekennzeichnet ist. Der lautet wie folgt:

          „Zwei Juden treffen in der Nähe des Badehauses zusammen. Hast du genom­men

          ein Bad?" fragt der eine. Wieso?" fragte der andere dagegen, fehlt eins?".

       Durch diese unkommentierte und missverständliche Form der Präsentation könnte

      der Eindruck entstehen, dass die Republik Österreich Witze mit antisemiti­schem

      Inhalt verbreitet. Nach welchen Kriterien und von wem wurden die Inhalte der

      Station 8 ausgewählt?

Ø       In der so genannten Austria Gallery" wird derzeit die Künstlerin Manu Nitsch präsentiert. Haben Sie selbst oder die Staatssekretärin im Bundeskanzleramt, Heidrun Silhavy, diese Künstlerin zur Präsentation ausgewählt?

Ø       Wenn nein, wer wählt aus, wer und was in diesem Forum präsentiert wird?

Ø       Wohin können interessierte Künstlerinnen und Künstler eine Bewerbung um Ausstellung ihrer Exponate in der Austria Gallery" richten?

Ø       Gibt es einen Grund, weshalb die Vielzahl von renommierten österreichischen Künstlern, wie etwa Klimt, Schiele, Kokoschka, Deix etc. nicht im Rahmen des Auftritts der Republik im SL vertreten sind?

Das Bundeskanzleramt steht mit diesen Aktivitäten in keinerlei Zusammenhang.

Zu Frage 28:

Ø  Wie hoch sind die Besucherzahlen im Austria House" bis zum heutigen Tag?

Diese Informationen liegen dem Bundeskanzleramt nicht vor. Diese Frage wäre an die Firma Next Horizon als Betreiber dieser Fläche in Second life zu stellen.

Zu Frage 29:

Ø  Wie viele Besucher hat SL insgesamt?

Laut Angeben beim Einstieg in SL sind ca. 8 Mio. Benutzer weltweit registriert. Je nach Tageszeit sind zwischen 20.000 und 50.000 Benutzer weltweit online.