213/J XXIII. GP

Eingelangt am 21.12.2006
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ANFRAGE

 

des Abgeordneten Zinggl, Freundinnen und Freunde

 

an den Bundeskanzler

 

betreffend Frauen bei den Wiener Philharmonikern

 

Im Februar 1997, nachdem es zu internationalen Protesten und Boykottdrohungen gekommen war, sprachen sich die Wiener Philharmoniker offiziell für eine `Chancengleichheit ohne Geschlechterdiskriminierung' aus. Gleichzeitig wurde die Harfinistin Anna Lelkes zur ersten Wiener Philharmonikerin in der Geschichte des Orchesters.

Daraufhin legte der langjährige Vorstand, der Cellist Werner Resel, seine Funktion zurück. Er hat Frauen im Orchester immer abgelehnt. “Die Wiener Philharmoniker sind ein Orchester von weißen Männern, die von weißen Männern geschriebene Musik für weiße Männer spielen“, begründete er seine Ablehnung beim Besuch einer Schulklasse. (berichtet der Lehrer am 11.12.1996 auf Ö1) Die Berliner Zeitung schrieb, es läge nahe, „dass der Rücktritt im Zusammenhang mit der Entscheidung des Orchesters vom 27. Februar steht, künftig auch Frauen aufzunehmen. Resel hatte sich wiederholt gegen die Aufnahme von Musikerinnen ausgesprochen und war deswegen von Mitgliedern seines Orchesters kritisiert worden. Angesichts der internationalen Kritik an der Personalpolitik der Philharmoniker hatte Resel sogar mit der Auflösung des Orchesters gedroht" (04.04.1997)

 

Im September 2006 hat Staatsoperndirektor Ioan Holender die Position eines Orchesterdirektors der Staatsoper geschaffen und mit Werner Resel besetzt. Das Staatsopernorchester ist das Nadelöhr der Philharmoniker. Wer im Staatsopernorchester drei Jahre spielen durfte, wird üblicherweise auch bei den Wiener Philharmonikern aufgenommen.

Im November 2006 werden vom Orchester der Wiener Staatsoper fünf Frauen als Mitglieder angeführt. Die Wiener Philharmoniker weisen auf ihrer Homepage ein weibliches Mitglied aus, der Anteil von Frauen bei den Philharmonikern liegt somit weiter unter 0,8% und an den Geschlechterverhältnissen hat sich in zehn Jahren nichts geändert. Es ist das weltweit mit Abstand die schlechteste Quote. Die Tschechische Philharmonie hat zur gleichen Zeit wie die Wiener Philharmoniker die Diskriminierung beendet und mittlerweile mehr als acht Prozent Frauen aufgenommen, die Dresdner Philharmonie hat sich innerhalb von 14 Jahren auf 25 Prozent gesteigert.

 

 

Wenn auf der Musikuniversität mehr Frauen als Männer abschließen, dann aber dreimal so viele Männer wie Frauen das Probespiel im Staatsopernorchester bestehen und wenn danach 31 von 32 Männern die Probezeit bestehen, aber nur vier von sechs Frauen, dann stimmt etwas nicht.

 

Die Wiener Philharmoniker sind ein Aushängeschild Österreichs, nicht nur musikalisch sondern auch gesellschaftspolitisch. Seit 2002 erhalten sie eine Subvention die zehnmal höher als die vor zehn Jahren ist.

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

 

 

ANFRAGE:

 

 

1.      Wurde die Position einer Leitung des Orchesters der Wiener Staatsoper ausgeschrieben?

 

2.      Wenn nein, warum nicht?

 

3.      Wieso wurde die Leitung des Orchesters der Wiener Staatsoper einer Person übertragen, die sich gegen die Aufnahme von Frauen bei den Philharmonikern ausgesprochen hat?

 

4.      Wären Sie als Bundeskanzler mit der Subvention eines Vereins einverstanden, der Frauen diskriminiert?

 

5.      Wie hoch ist der Anteil von Frauen in Prozent im Staatsopernorchester und bei den Wiener Philharmonikern?

 

6.      Um wie viel Prozent ist in den vergangenen zehn Jahren jeweils der Frauenanteil bei den Wiener Philharmonikern und beim Orchester der Wiener Staatsoper gestiegen?

 

7.      Wie viele Dienste haben die Mitglieder des Orchesters der Wiener Staatsoper in den Monaten Mai und September 2006 geleistet?

 

8.      Wie viele Dienste im Staatsopernorchester wurden in den Monaten Mai und September 2006 von SubstitutInnen übernommen?

 

9.      Erhalten die Wiener Philharmoniker seit 2002 eine Subvention in der Größenordnung von 2,2 Millionen €  und warum erhielten sie zwischen 1997 und 2002 keine Subvention?

 

10.    Gibt es einen Vertrag zwischen der Republik Österreich und den Wiener Philharmonikern und welche Leistung garantiert Österreich und was im Gegenzug die Philharmoniker?

 

11.    Auf welche Dauer wurde der Vertrag zwischen der Republik Österreich und den Wiener Philharmonikern abgeschlossen, wie kann er gekündigt werden?

 

12.    Was steht genau in diesem Vertrag (bitte um Übermittlung des Vertragstextes)?