1300/J XXIII. GP

Eingelangt am 06.07.2007
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Schittenhelm, Rauch-Kallat
Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Frauen, Medien und Öffentlichen Dienst
betreffend traditionsbedingte Gewalt gegen Frauen

Aufgrund einer Podiumsdiskussion zum Thema Migrantinnen in zweiter
Generation" am Internationalen Frauentag 2004 wurde von der damaligen
Gesundheits- und Frauenministerin Maria Rauch-Kallat gemeinsam mit den
Bundesministerinnen f
ür Äußeres, Inneres, Bildung, Wissenschaft und Kultur,
Justiz und soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz eine
umfassende Initiative gegen traditionsbedingte Gewalt gegen Frauen gestartet.

Im Laufe des Jahres 2005 fanden im Bundesministerium für Gesundheit und
Frauen Fachgespräche zu den beiden in Österreich größten Problemfeldern der
traditionsbedingten Gewalt gegen Frauen - Zwangsverheiratung und
Genitalverst
ümmelung - statt. Im Zuge dieser Fachgespräche, an denen nicht
nur Expertinnen und Experten aller an dieser Initiative beteiligten
Bundesministerien, sondern zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter
österreichischer NGOs und Beratungs- und Betreuungseinrichtungen
teilgenommen haben, kam es zur Erarbeitung eines Maßnahmenkatalogs, der
den Grundstein f
ür gezielte Präventionsarbeit liefern sollte. Dieser
Maßnahmenkatalog ist nach wie vor auf der Homepage der Frauensektion im
Bundeskanzleramt in deutscher

(http://www.frauen.bka.gv.at/DocView.axd?CobId = 20261) und englischer
Sprache (http://www.frauen.bka.gv.at/DocView.axd?CobId = 20262)verfügbar.

Aus diesen Fachgesprächen haben sich in weiterer Folge Fachtagungen für
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wie etwa Pädagoginnen und Pädagogen,
Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, Polizistinnen und Polizisten,
Gynäkologinnen und Gynäkologen, Kinderärztinnen und Kinderärzte usw.
ergeben. Die Fachtagungen boten durch gezielte Workshops allen Beteiligten die
Möglichkeit, an Lösungsansätzen zu arbeiten.

Wichtig war es für die damalige Gesundheits- und Frauenministerin Maria Rauch-
Kallat auch, dieses Thema zu einem EU-weiten und in weiterer Folge auch
internationalen enttabuisierten Thema zu machen. Daher stellte sie das Treffen
der EU-Gleichstellungsministerinnen und -minister am 25. Jänner 2006 in Brüssel
unter das Thema Joint Action of Member States against Harmful Traditional
Practices". Dabei konnte nicht nur eine gemeinsame Deklaration erarbeitet
werden, sondern wurde auch im Zuge der Konferenz das
Network against
Harmful Traditions - NAHT" (www.naht.info) von der damaligen Bundesministerin
Rauch-Kallat und EU-Kommissarin Dr. Benita Ferrero-Waldner ins Leben gerufen,
das in weiterer Folge auch in New York im Rahmen der 50. Sitzung der
Frauenstatuskommission der Vereinten Nationen präsentiert wurde und auf
großes internationales Interesse stieß.

Des weiteren richtete das Bundesministerium für Gesundheit und Frauen
mehrere Arbeitsgruppen ein, die sich mit den unterschiedlichsten Thematiken
auseinandersetzen, zB. eine Arbeitsgruppe, die an der Umsetzung der Errichtung


einer Notunterkunft für Mädchen und junge minderjährige Frauen, die von
Zwangsverheiratung bedroht bzw. betroffen sind.

Aufgrund des fehlenden Datenmaterials zur Abschätzung des Ausmaßes der
traditionsbedingten Gewalt gegen Frauen hat das Bundesministerium für
Gesundheit und Frauen am 1. März 2006 Meldedatenbanken zur Erfassung von
Fällen von Genitalverstümmelungen und Zwangsverheiratungen eingerichtet.
Diese Datenbanken stehen allen Multiplikatorinnen- und Multiplikatorengruppen
zur Aufzeichnung von ihnen bekannten F
ällen zur Verfügung. Das System kann
unter www.htp-datenbanken.at abgerufen werden.

Da auch die Aufklärung von medizinischem Personal sehr wichtig erscheint, hat
das Bundesministerium f
ür Gesundheit und Frauen gemeinsam mit UNICEF
Österreich eine Studie in dieser Zielgruppe durchgeführt. Das alarmierende
Ergebnis - der Großteil der Ärztinnen und Ärzte hatte zumindest bereits eine
betroffene Patientin - hat die damalige Gesundheits- und Frauenministerin dazu
veranlasst, in die Curricula der Gyn
äkologinnen und Gynäkologen
Genitalverstümmelung aufzunehmen.

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für
Frauen, Medien und Öffentlichen Dienst folgende

Anfrage:

1.             Was haben Sie in den ersten sechs Monaten Ihrer Amtszeit getan, um die
umfassenden Arbeiten Ihrer Vorg
ängerin auf diesem Gebiet fortzusetzen?

2.             Welche Maßnahmen werden Sie in den nächsten 6 Monaten in diesem
Bereich setzen?

3.             Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in der Frauensektion des
Bundeskanzleramts mit den Agenden der traditionsbedingten Gewalt
gegen Frauen betraut?

4.      Wie ist der Umsetzungsstand der Errichtung einer Notunterkunft für
Mädchen und junge minderjährige Frauen, die von Zwangsverheiratung
bedroht bzw. betroffen sind?

5.             Wann ist mit der Eröffnung dieser Notunterkunft zu rechnen?

6.             Mit welchen Budgetmitteln werden Sie diese Notunterkunft ausstatten?

7.             Welche Organisation werden Sie mit der Betreuung dieser Notunterkunft
beauftragen?

8.             Welche politischen Maßnahmen werden Sie aufgrund der Ergebnisse der
Studie
FGM in Österreich" setzen?

9.             Sind Sie diesbezüglich in Gespräche mit dem Bundesministerium für
Gesundheit, Familie und Jugend eingetreten?


10.Koordinieren Sie sich generell in der Frage der Genitalverstümmelung mit
dem Bundesministerium f
ür Gesundheit, Familie und Jugend?

11.Wenn nein, warum nicht?

12.Wenn ja, in welcher Weise erfolgt die ressortübergreifende
Zusammenarbeit?

13.Planen Sie gemeinsam mit UNICEF Österreich eine Folgestudie zu FGM in
Österreich"?

14.Wenn ja, wann beabsichtigen Sie diese durchzuführen?

15.Wie viele Meldungen gibt es seit Ihrem Amtsantritt in den
Meldedatenbanken über Fälle von Genitalverstümmelung und
Zwangsheirat?

16.Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Frauensektion des
Bundeskanzleramts sind mit der Betreuung der Meldedatenbanken
betraut?

17.Wie werden Sie die Ergebnisse der Meldedatenbanken verwerten?

18.Informieren Sie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren im Bereich

traditionsbedingte Gewalt gegen Frauen in regelmäßigen Abständen über
die Ergebnisse der Meldedatenbanken?

19.Welche konkreten Informations- und Schulungsmaßnahmen setzen Sie für
Multiplikatorinnen und Multiplikatoren im Bereich traditionsbedingter
Gewalt gegen Frauen?

20.Beabsichtigen Sie eine Fortsetzung der erfolgreich durchgeführten
Fachgespräche und Fachtagungen zu den Themen Zwangsheirat und
Genitalverstümmelung für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und auf
interministerieller Ebene?

21.Welche weiteren Maßnahmen zur Aufklärung von Gynäkologinnen und
Gynäkologen, Hebammen und Kinderärztinnen und Kinderärzten werden
Ihrerseits gesetzt werden?

22.Arbeiten Sie diesbezüglich auch mit dem Bundesministerium für
Gesundheit, Familie und Jugend zusammen?

23.Wenn ja, wurden bereits Maßnahmen ausgearbeitet?

24.Werden Sie das Network against harmful traditions - NAHT"
weiterf
ühren?

25.Wenn ja, wann ist mit einer Aktualisierung der projekteigenen Homepage
www.naht.info zu rechnen?

26.Haben Sie für die Fortführung des Network against harmful traditions -
NAHT" Budgetmittel reserviert?


27.Wenn ja, in welcher Höhe?

28.Beabsichtigen Sie die Auslagerung des Network against harmful traditions
- NAHT" an eine externe Einrichtung?

29.Wenn ja, an welche bzw. haben Sie diesbezüglich schon konkrete
Verhandlungen aufgenommen?

30.Sind Sie in ständigem Kontakt mit Institutionen betreffend

traditionsbedingter Gewalt gegen Frauen auf EU- bzw. internationaler
Ebene?

31.Wenn ja, mit welchen und wie konkret ist die Zusammenarbeit mit diesen?