11821/J XXIV. GP
Eingelangt am 13.06.2012
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ANFRAGE
der Abgeordneten Dr. Spadiut, Stefan Markowitz, Ursula Haubner
Kolleginnen und Kollegen
an den Bundesminister für Gesundheit
betreffend aktuell an Kindern angewendete psychopharmakologische Substanzen
Um in Österreich eine faktenbasierende Diskussion für Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen zu unterstützen, welches dieses Jahr auch als Schwerpunkt der österreichischen Regierung gilt (siehe auch Gesundheitstage Forum Alpbach), ist eine genaue Aushebung verschiedener Statistiken unbedingt erforderlich.
Auch die UN Kommission für Kinderrechte befasst sich als Schwerpunkt mit der Entwicklung der Verabreichung von Psychopharmaka an Kinder und fordert dazu diese Daten in jedem Land sorgfältig zu erfassen.
Wie die folgenden Grafiken und Informationen zeigen, hat sich ein expansiver Trend zur psychopharmakologischen Medikation bei Kindern in Österreich entwickelt, der in medizinischen Fachkreisen sehr kritisch wahrgenommen wird. Beispielsweise spricht Kinder- u. Jugendpsychiater Dr. Peter Scheer davon, dass Antidepressiva bei Jugendlichen die Suizidgefahr erhöhen:
Zitat aus einem Interview der Ärztezeitung 2008:
„Es gab schon lange den Verdacht, dass diese Medikamente den Mut zum Suizid des jungen Jugendlichen erhöhen. Heutzutage gilt das als erwiesen“, sagt der Grazer Kinderarzt. Er rät daher jedenfalls zu einer Kombinationstherapie. Die Erhöhung der Suizidneigung bezieht sich nämlich auf sämtliche Medikamente im Bereich der Antidepressiva, also sowohl auf tricyclische Antidepressiva (wie etwa Anafranil®, Tofranil®, Saroten® usw.), als auch auf die selektiven Seratonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs wie Fluctine®, Seropram® usw.)
Zitat ORF-News 20.11.2011:
„Laut Zahlen des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger haben Arzneimittel gegen ADHS Konjunktur: 2010 wurden die Kosten von 87.018 Rezepten für Mittel wie Ritalin und Strattera übernommen. Im Jahr 2006 waren es noch 48.712 Verordnungen gewesen. Damit
ist die Zahl der Rezepte in den vergangenen fünf Jahren um 79 Prozent gestiegen. Jede zweite Verordnung erfolgt für Kinder unter 14 Jahre. Die Apothekerkammer bestätigte gegenüber ORF.at diesen Trend: Im Vergleich zu 2006 wurden 2010 um 75 Prozent mehr Packungen von Mitteln wie Ritalin, Concerta, Medikinet und Strattera in den Apotheken abgegeben.“
Grafik: Verordnung von Psychopharmaka an Kinder
http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/AB/AB_02454/imfname_166241.pdf
Zitat Sozialpädagoge Hermann Spielhofer 2009:
„In Österreich hat der Verbrauch von Psychopharmaka bei Kindern im Alter zwischen 5 bis 14 Jahren, laut Hauptverband der Sozialversicherungen in den Jahren 2006 bis 2008 um 50 % zugenommen, wobei der Löwenanteil auf die ADHS Präparate ging und das obwohl die Langzeit-Nebenwirkungen bisher kaum untersucht worden sind. Inzwischen wird Ritalin auch an gesunde Kinder zur Leistungssteigerung verabreicht, da es die Konzentrationsfähigkeit verbessert.“
Die Zahlen der Heilmittelverordnungen und des Heilmittelaufwandes in den Jahren 2004 bis 2008 zeigen jedenfalls eine alarmierende Tendenz nach oben (Grafik). Insbesondere bei der Verabreichung von psychopharmakologischen Substanzen an Kinder und Jugendliche muss von Seiten der Politik darauf geachtet und jedenfalls gegengesteuert werden, wenn fehlende kostenfreie Therapiemöglichkeiten bei Psychologen und Psychotherapeuten mit der Gabe von Medikamenten kompensiert werden, die im Gegensatz zu den Therapien auf „Kassenkosten“ erhältlich sind.
Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher an den Herrn Bundesminister für Gesundheit folgende
A N F R A G E
1. Wie
hoch waren in Österreich in den Jahren 2005, 2006,
2007, 2008, 2009, 2010, 2011
- der Verbrauch – Angabe in DDD
- die Anzahl der Verordnungen
- die Höhe der Kosten
folgender therapeutischer Substanzen, gegliedert nach Krankenkassen, gesamt Österreich und den Altersgruppen 0-5, 6-10, 11-15 und 16-18 (bzw. 20 Jahre) betreffend
a. den Wirkstoff Methylphenidat (Ritalin, Medikinet, Concerta, und weitere)
b. den Wirkstoff Risperidon (Risperdal)
c. den Wirkstoff Antemoxetin (Strattera)
d. den Wirkstoff Levomepromazin (Nozinan)
e. den Wirkstoff Aripiprazol (Abilify)
f. den Wirkstoff Olanzapin (Zyprexa, und weitere)
g. Lithium?
2. Wie
hoch waren in Österreich in den Jahren 2005, 2006,
2007, 2008, 2009, 2010, 2011
- der Verbrauch – Angabe in DDD
- die Anzahl der Verordnungen
- die
Höhe der Kosten
der folgender Gruppen nach dem ATC Classification System der WHO für die
Codes
N05A, N05B, N05C, N06A, N06B, N06C
gegliedert nach den Altersgruppen 0-5, 6-10, 11-15 und 16-18 (bzw. 20 Jahre)?