13129/J XXIV. GP

Eingelangt am 20.11.2012
Dieser Text ist elektronisch textinterpretiert. Abweichungen vom Original sind möglich.

Anfrage

der Abgeordneten Werner Amon, MBA

Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Sexualerziehungsbroschüre „Ganz schön intim“

Die Broschüre zur Sexualaufklärung von 6 bis 12-jährigen Kindern mit dem Titel      „Ganz schön intim“ wurde im Auftrag des BMUKK vom Verein „Selbstlaut" erstellt.

Sie ist online zugänglich unter

http://www.selbstlaut.org/_TCgi_lmages/selbstlaut/20121027204152_Selbstlaut_GSI

_WEB_korr.pdf.

Nach mehreren Anfragen von besorgten Eltern, die mit der Broschüre in Berührung kamen und bei deren Kindern sie zu verstörten Fragestellungen führte, muss die öffentlich geförderte Publikation hinterfragt werden.

Im vorliegenden Unterrichtsmaterial des BMUKK wird die sogenannte „Kernfamilie“ diskreditiert und in Frage gestellt. Die Thematik der Intersexualität zieht sich in unverhältnismäßiger Relation durch die ganze Broschüre. Leihmutterschaft und Samendatenbanken werden – trotz des bestehenden Verbots in Österreich! – als mögliche Optionen dargestellt. Die vermittelten Werte in Bezug auf Sexualität und Familie entsprechen keineswegs der Meinung vieler Eltern.

Die Unterzeichneten Abgeordneten richten daher an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kulturfolgende

Anfrage:

1.    Wie hoch waren die Gesamtkosten der Broschüre inkl. Druck, Veröffentlichung und Verbreitung?

2.    Wie hoch war der Anteil der Förderung des BMUKK an den Gesamtkosten?

3.    Welche Förderungen für welche Projekte sind in den letzten fünf Jahren an      den Verein „Selbstlaut“ geflossen?

4.    Wer hat die Inhalte dieser Broschüre im BMUKK abgenommen?

5.    Wurde das Unterrichtsmaterial von einer Fachkommission des BMUKK approbiert?

6.   Wenn ja, wie lautet die Stellungnahme der Fachkommission des BMUKK?

7.   Wurde vom Verein „Selbstlaut“ ein Konzept zur Broschüre „Ganz schön intim“ abgegeben und welche Inhalte und Zielsetzungen sind darin seitens des     BMUKK festgesetzt worden?

8.   Entspricht die fertige Broschüre dem Konzept des Vereins „Selbstlaut“?

9.   Wer hat die Broschüre im BMUKK in Auftrag gegeben?

10.   Auf Seite 43 der Broschüre heißt es: „Trotz vieler Bearbeitungen von Schulbüchern und sonstigen Medien, die auf die Diversitäten der       Lebensformen von jungen Menschen reagieren, hält sich das Bild der    klassischen Mutter-Vater-Kind-Familie als anzustrebendes Ideal hartnäckig, ungeachtet der Tatsache, dass knapp die Hälfte aller Kinder in Österreich in anderen Verhältnissen leben. “

Diese Aussage ist offensichtlich unrichtig. Zwar entsprechen rund die Hälfte   aller Familien nicht dem klassischen Bild, richtig ist aber auch, dass nahezu     3/4 aller Kinder in einem gemeinsamen Familienhaushalt mit ihren leiblichen Eltern leben.

11. Wie stehen Sie zu dieser Aussage?

12. Sehen Sie es nicht als erstrebenswert, die so genannte „Kernfamilie“ Vater- Mutter-Kind als Ideal hochzuhalten – natürlich unter Bedacht darauf, dass es auch andere Familienkonstellationen wie z.B. Patchwork-Familien gibt?

13.   Auch wenn nicht jede Ehe gutgeht und es nicht jede Familie schafft, die      hehren Ideale zu leben, sollen wir diese Ideale deshalb aufgeben?

14.   Wie sehen Sie die Vermischung von Liebe und Sexualität, die sich durch die Broschüre zieht?

15.   Auf Seite 125 der Broschüre ist wie folgt zu lesen: „Leihmutterschaft: Eine      Frau trägt für eine andere Frau deren Baby aus. Samenbank: Die Samenbank     ist ein „Geschäft“, in dem Menschen Sperma (Samenzellen) kaufen. Das     machen zum Beispiel Paare, die keine Kinder kriegen können oder Frauen,         die ohne einen Mann leben, aber trotzdem schwanger werden und ein Kind bekommen möchten. Oder lesbische Leute, die gerne mit einem Kind leben möchten."

Wie stehen Sie zu dieser Aussage, insbesondere in Hinblick auf § 2 (1) des Fortpflanzungsmedizingesetzes, wonach eine medizinisch unterstützte Fortpflanzung nur in einer Ehe oder Lebensgemeinschaft von Personen verschiedenen Geschlechts zulässig ist?

16.   Leihmutterschaft ist in Österreich gesetzlich verboten und wurde auch zuletzt durch eine Stellungnahme der Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt abgelehnt. Warum wird in der Broschüre die Leihmutterschaft positiv und als mögliche Alternative für die Erfüllung eines Kindeswunsches dargestellt?

17.   Wie kann eine vom BMUKK in Auftrag gegebene Broschüre „vergessen“, auf    die in Österreich gültige Gesetzeslage hinzuweisen?

18.   Wie sehen Sie die Leihmutterschaft, insbesondere das damit verbundene       Leid, die Ausbeutung von finanziell in Not geratenen Frauen und die     „Vermietung“ der Gebärmutter gegen Bezahlung?

19.   Warum nimmt die Broschüre nicht Bezug auf kritische Aspekte der Leihmutterschaft?

20.   Finden Sie es nicht problematisch und überfordernd, dass sich 6-jährige Kinder im Schulunterricht mit der Transgender-/Transsexualität-Thematik auseinandersetzen sollen?

21.   Gedenken Sie die Weiterverbreitung der Broschüre zu stoppen und sie    inhaltlich überarbeiten zu lassen?