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Stenographisches Protokoll

 

 

 

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10. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

 

XXIV. Gesetzgebungsperiode

 

Mittwoch, 21. Jänner 2009

 

 


Stenographisches Protokoll

10. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXIV. Gesetzgebungsperiode             Mittwoch, 21. Jänner 2009

Dauer der Sitzung

Mittwoch, 21. Jänner 2009: 9.04 – 23.14 Uhr

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Tagesordnung

1. Punkt: Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Ab­satz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates betreffend Ernennung eines neuen Re­gierungsmitgliedes

2. Punkt: Erklärungen des Bundeskanzlers und des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates zur österreichischen EU-Politik

3. Punkt: Bericht über den Antrag 269/A der Abgeordneten Günter Kößl, Otto Pendl, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Passgesetz 1992, das Gebührengesetz 1957 und das Konsulargebührengesetz 1992 geändert werden

4. Punkt: Bericht über den Antrag 270/A der Abgeordneten Günter Kößl, Otto Pendl, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Zivildienstge­setz 1986 geändert wird

5. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitslosenversicherungsgesetz 1977 (ALVG) geändert wird (12/A)

6. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Telekommunikationsgesetz (Tele­kommunikationsgesetz 2003 – TKG 2003, BGBl. I Nr. 70/2003, zuletzt geändert durch Bundesgesetz BGBl I Nr. 133/2005), geändert wird (13/A)

7. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Führerscheingesetz geändert wird (14/A)

8. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das „Öffentlicher Personennah- und Regionalverkehrsgesetz“ (ÖPNRV-G) geändert wird (15/A)

9. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Albert Steinhauser, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend ein Gesetz, mit dem das Bundesgesetz vom 23. Jän­ner 1974 über die mit gerichtlicher Strafe bedrohten Handlungen (Strafgesetzbuch – StGB) geändert wird (17/A)

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Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 2

Inhalt

Personalien

Verhinderungen .............................................................................................................. 44

Ordnungsrufe ..............................................................................................  118, 222, 274

Geschäftsbehandlung

Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeant­wortung 231/AB gemäß § 92 Abs. 1 der Geschäftsordnung .................................................................................................... 67

Durchführung einer kurzen Debatte gemäß § 57a Abs. 1 der Geschäftsordnung         199

Redner/Rednerinnen:

Harald Vilimsky ....................................................................................................... ... 199

Bundesministerin Mag. Dr. Maria Theresia Fekter ................................................ 202

Rudolf Plessl ............................................................................................................... 204

Gabriele Tamandl ................................................................................................... ... 205

Herbert Kickl ........................................................................................................... ... 207

Gerald Grosz ........................................................................................................... ... 209

Dr. Peter Pilz ............................................................................................................ ... 210

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z. 2 der Geschäftsordnung .......................................................................................................... 68

Unterbrechung der Sitzung ........................................................................................ 109

Antrag des Abgeordneten Dr. Alexander Van der Bellen auf Durchführung einer Debatte gemäß § 59 GOG – Zurückweisung ................................................................................  109, 113

Wortmeldungen in diesem Zusammenhang:

Heinz-Christian Strache ......................................................................................... ... 110

Karlheinz Kopf ........................................................................................................ ... 111

Dr. Josef Cap ........................................................................................................... ... 111

Josef Bucher ........................................................................................................... ... 112

Ersuchen des Abgeordneten Dr. Wolfgang Schüssel auf Erteilung eines Ord­nungsrufes                        207

Aktuelle Stunde (2.)

Thema: „Sichere Energieversorgung für Österreich“ .......................................... 45

Redner/Rednerinnen:

Dr. Martin Bartenstein ............................................................................................ ..... 45

Bundesminister Dr. Reinhold Mitterlehner ......................................................... ..... 48

Wolfgang Katzian .................................................................................................... ..... 50

Ing. Hermann Schultes ........................................................................................... ..... 52

Ing. Norbert Hofer ................................................................................................... ..... 53

Mag. Rainer Widmann ............................................................................................ ..... 55

Mag. Christiane Brunner ............................................................................................. 57

Petra Bayr ..................................................................................................................... 58

Silvia Fuhrmann ...................................................................................................... ..... 60

Bernhard Themessl ................................................................................................ ..... 61

Erich Tadler ............................................................................................................. ..... 63

Dr. Ruperta Lichtenecker ....................................................................................... ..... 64


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 3

Bundesregierung

Schreiben des Bundeskanzlers Werner Faymann betreffend Enthebung der Bundesministerin ohne Portefeuille Gabriele Heinisch-Hosek vom Amt sowie gleichzeitige Ernennung von Frau Gabriele Heinisch-Hosek zur Bundesminis­terin im Bundeskanzleramt mit der Bezeichnung Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst durch den Bundespräsidenten ..................................................... 44

Schreiben des Bundeskanzlers Werner Faymann betreffend Enthebung des Bundesministers Dr. Johannes Hahn von seiner vorläufigen Betrauung mit dem Bundesministerium für Justiz sowie gleichzeitige Ernennung von Frau Mag. Claudia Bandion-Ortner zur Bundesministerin für Justiz durch den Bun­despräsidenten ................................................................................................. 44

Ausschüsse

Zuweisungen .........................................................................  66, 275, 280, 285, 289, 295

Auslieferungsbegehren

gegen den Abgeordneten Gabriel Obernosterer ......................................................... 66

gegen den Abgeordneten Gerald Grosz – Zurückziehung ........................................... 66

Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Versagen und Orientie­rungslosigkeit der Bundesregierung in der Energiepolitik (675/J) .................................................................................................... 138

Begründung: Dr. Eva Glawischnig-Piesczek ............................................................ 144

Bundesminister Dr. Reinhold Mitterlehner ............................................................. 150

Debatte:

Mag. Christiane Brunner ....................................................................................... ... 157

Wolfgang Katzian .................................................................................................... ... 164

Dr. Martin Bartenstein ............................................................................................ ... 165

Ing. Norbert Hofer ................................................................................................... ... 167

Ing. Robert Lugar .................................................................................................... ... 170

Mag. Werner Kogler ............................................................................................... ... 172

Ing. Kurt Gartlehner ................................................................................................ ... 174

Erwin Hornek .......................................................................................................... ... 175

Werner Neubauer .................................................................................................... ... 179

Mag. Rainer Widmann ............................................................................................ ... 182

Dr. Ruperta Lichtenecker ....................................................................................... ... 185

Andrea Gessl-Ranftl ............................................................................................... ... 188

Johann Rädler ......................................................................................................... ... 190

Bernhard Themessl ................................................................................................ ... 191

Herbert Scheibner .................................................................................................. ... 195

Petra Bayr ................................................................................................................ ... 196

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend einen Ausbaustopp für neue Gaskraftwerke und neue Gasleitungen, insbesondere die Tauerngasleitung – Ablehnung ............................................................................................................  159, 198

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend Vorlage eines Energieplans für Österreich bis 2030 – Ablehnung .....................  160, 198


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 4

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Martin Bartenstein, Wolfgang Katzian, Kolleginnen und Kollegen betreffend eine energiepolitische Gesamtstra­tegie – Annahme (E 4) .  177, 198

Entschließungsantrag der Abgeordneten Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausstieg Österreichs aus dem EURATOM-Vertrag – Ableh­nung .....................................  181, 198

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Masterplan für ein energieautarkes Österreich – Ableh­nung ..............................  184, 199

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kollegin­nen und Kollegen betreffend Anti-Atom-Paket – Ablehnung ..............................................................................  187, 199

Entschließungsantrag der Abgeordneten Bernhard Themessl, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Ausstattung neuer Wohnungen und Häuser mit Ka­minen – Ablehnung ............  194, 199

Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Halbierung der Mehrwertsteuer auf Energie aus erneuer­baren heimischen Ressourcen – Ablehnung     194, 199

Verhandlungen

1. Punkt: Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates betreffend Ernennung eines neuen Regierungsmitgliedes              ............................................................................................................................... 69

Bundeskanzler Werner Faymann ............................................................................... 69

Vizekanzler Dipl.-Ing. Josef Pröll ................................................................................ 70

Verlangen auf Durchführung einer Debatte gemäß § 81 Abs. 1 der Geschäfts­ordnung                   69


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 5

Redner/Rednerinnen:

Heinz-Christian Strache ......................................................................................... ..... 72

Karlheinz Kopf ........................................................................................................ ..... 74

Josef Bucher ........................................................................................................... ..... 76

Dr. Josef Cap ........................................................................................................... ..... 78

Mag. Albert Steinhauser ........................................................................................ ..... 81

Bundesministerin Mag. Claudia Bandion-Ortner .................................................... 83

Dr. Johannes Jarolim .................................................................................................. 85

Mag. Heribert Donnerbauer ................................................................................... ..... 87

Dr. Peter Fichtenbauer ........................................................................................... ..... 88

Mag. Ewald Stadler ................................................................................................. ..... 89

Dr. Peter Pilz ............................................................................................................ ..... 91

2. Punkt: Erklärungen des Bundeskanzlers und des Bundesministers für euro­päische und internationale Angelegenheiten gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäfts­ordnung des Nationalrates zur österreichischen EU-Politik .............................................................................................................................. 93

Bundeskanzler Werner Faymann ............................................................................... 93

Bundesminister Dr. Michael Spindelegger ............................................................... 97

Verlangen auf Durchführung einer Debatte gemäß § 81 Abs. 1 der Geschäfts­ordnung                   93

Redner/Rednerinnen:

Heinz-Christian Strache ......................................................................................... ... 101

Dr. Josef Cap ........................................................................................................... ... 103

Mag. Ewald Stadler ................................................................................................. ... 106

Dr. Wolfgang Schüssel .............................................................................................. 113

Mag. Ulrike Lunacek .........................................................................................  115, 237

Mag. Elisabeth Grossmann ................................................................................... ... 118

Dr. Ursula Plassnik ................................................................................................. ... 120

Dr. Johannes Hübner ............................................................................................. ... 122

Herbert Scheibner .................................................................................................. ... 124

Dr. Alexander Van der Bellen ................................................................................ ... 126

Dr. Christoph Matznetter ....................................................................................... ... 127

Fritz Grillitsch .......................................................................................................... ... 129

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner ........................................................................... ... 129

Ing. Peter Westenthaler .......................................................................................... ... 130

Mag. Birgit Schatz .................................................................................................. ... 132

Mag. Johann Maier ................................................................................................. ... 132

Peter Haubner ......................................................................................................... ... 133

Dr. Gerhard Kurzmann .......................................................................................... ... 134

Stefan Petzner ......................................................................................................... ... 136

Mag. Werner Kogler ............................................................................................... ... 137

Walter Schopf .......................................................................................................... ... 212

Wolfgang Großruck ................................................................................................ ... 213

DDr. Werner Königshofer ...................................................................................... ... 214

Mag. Gernot Darmann ........................................................................................... ... 216

Mag. Gisela Wurm .................................................................................................. ... 217

Karl Donabauer ....................................................................................................... ... 220

Werner Neubauer .................................................................................................... ... 222

Maximilian Linder ................................................................................................... ... 225

Marianne Hagenhofer ............................................................................................. ... 227

Franz Glaser ............................................................................................................ ... 228

Gerald Grosz ........................................................................................................... ... 229

Josef Muchitsch ...................................................................................................... ... 234

Hannes Weninger ................................................................................................... ... 234

Ing. Kurt Gartlehner ................................................................................................ ... 236

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Gerhard Kurzmann, Kollegin-
nen und Kollegen betreffend die gleichberechtigte Verwendung der deutschen Spra­che als EU-Verfahrenssprache neben Englisch und Französisch – Zurück­ziehung ............  135, 229

Entschließungsantrag der Abgeordneten DDr. Werner Königshofer, Kollegin­nen und Kollegen betreffend EU-Migrationspolitik – Ablehnung ........................................................................  215, 237

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Elisabeth Grossmann, Dr. Ursula Plassnik, Herbert Scheibner, Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Situation im Nahen Osten nach Beginn der Waffen­ruhe am 18.1.2009 – Annahme (E 5) ....................................  219, 237

Entschließungsantrag der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Kollegin­nen und Kollegen betreffend die Neuorientierung der österreichischen EU-Poli­tik – Ablehnung ...........................  224, 238

Entschließungsantrag der Abgeordneten Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abbruch der Beitrittsverhandlungen der Europäischen Union mit der Türkei – Ablehnung  225, 238


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 6

Entschließungsantrag der Abgeordneten Herbert Scheibner, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Dringlichkeit eines EU-weit akkordierten Bevorratungs- und Distributionsmanagements der Gasreserven für Krisenfälle nach Vorbild Ös­terreichs – Ablehnung ..............................................  226, 238

Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Ewald Stadler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Neuverhandlung eines Vertrages für Europa sowie generelle Verpflichtung der Durchführung von Volksabstimmungen über grundsätzliche Fragen der Europäischen Integration – Ablehnung       231, 238

Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Gerhard Kurzmann, Mag. Elisa­beth Grossmann, Franz Glaser, Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen be­treffend die gleichberechtigte Verwendung der deutschen Sprache als EU-Ver­fahrenssprache neben Englisch und Französisch – Annahme (E 6) ..........  235, 238

3. Punkt: Bericht des Ausschusses für innere Angelegenheiten über den An­trag 269/A der Abgeordneten Günter Kößl, Otto Pendl, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Passgesetz 1992, das Gebührenge­setz 1957 und das Konsulargebührengesetz 1992 geändert werden (42 d.B.) ........................................................................................................................ 238

Redner/Rednerinnen:

Harald Vilimsky .......................................................................................................... 238

Mag. Johann Maier (tatsächliche Berichtigungen) ...........................................  240, 256

Günter Kößl ............................................................................................................. ... 240

Dr. Peter Pilz ............................................................................................................ ... 242

Mag. Johann Maier ..................................................................................................... 243

Dr. Peter Fichtenbauer ........................................................................................... ... 245

Ing. Peter Westenthaler .......................................................................................... ... 246

Bundesministerin Mag. Dr. Maria Theresia Fekter ............................................. ... 248

Tanja Windbüchler-Souschill ................................................................................ ... 249

Hermann Gahr ........................................................................................................ ... 250

Mag. Gisela Wurm .................................................................................................. ... 251

Gerald Grosz ............................................................................................................... 252

Adelheid Irina Fürntrath-Moretti ............................................................................... 254

Hannes Fazekas .......................................................................................................... 255

Christoph Hagen ........................................................................................................ 256

Entschließungsantrag der Abgeordneten Günter Kößl, Otto Pendl, Harald Vi­limsky, Ing. Peter Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen betreffend eine ver­günstigte Ausstellung von Reisepässen für Kinder und Jugendliche unter 12 Jah­ren nach Änderung der diesbezüglichen EU-Verordnung – Annahme (E 7)            241, 257

Entschließungsantrag der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend die sofortige Abstandnahme vom Projekt eines „Schubhaftzen­trums“ in Leoben sowie von der Errichtung einer weiteren Erstaufnahmestelle „Süd“ – Ablehnung ..............................................................  253, 257

Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 257

4. Punkt: Bericht des Ausschusses für innere Angelegenheiten über den An­trag 270/A der Abgeordneten Günter Kößl, Otto Pendl, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Zivildienstgesetz 1986 geändert wird (43 d.B.) ............................................................ 257

Redner/Rednerinnen:

August Wöginger ....................................................................................................... 257

Ulrike Königsberger-Ludwig ................................................................................. ... 259

Ing. Norbert Hofer ................................................................................................... ... 260


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 7

Christoph Hagen ..................................................................................................... ... 261

Tanja Windbüchler-Souschill ................................................................................ ... 262

Bundesministerin Mag. Dr. Maria Theresia Fekter ................................................ 262

Johann Singer ............................................................................................................ 263

Anton Heinzl ............................................................................................................ ... 264

Gabriel Obernosterer ............................................................................................. ... 265

Angela Lueger ......................................................................................................... ... 265

Rudolf Plessl ........................................................................................................... ... 266

Herbert Scheibner .................................................................................................. ... 267

Annahme des Gesetzentwurfes ................................................................................... 269

Annahme der dem schriftlichen Ausschussbericht 43 d.B. beigedruckten Ent­schließung betreffend Erhöhung des Verpflegungsgeldes für Zivildiener (E 8) ................................................................ 269

5. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitslosenversicherungs­gesetz 1977 (ALVG) geändert wird (12/A)         ............................................................................................................................. 269

Redner/Rednerinnen:

Karl Öllinger ............................................................................................................ ... 269

Ulrike Königsberger-Ludwig ................................................................................. ... 271

Ridi Maria Steibl ...................................................................................................... ... 272

Herbert Kickl ........................................................................................................... ... 273

Sigisbert Dolinschek .............................................................................................. ... 275

Zuweisung des Antrages 12/A an den Ausschuss für Arbeit und Soziales ................. 275

6. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kollegin­nen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Telekommunika­tionsgesetz (Telekommunikationsgesetz 2003 – TKG 2003, BGBl. I Nr. 70/2003, zuletzt geändert durch Bundesgesetz BGBl I Nr. 133/2005), geändert wird (13/A)                                                                                                                                                              276

Redner/Rednerinnen:

Dr. Gabriela Moser ................................................................................................. ... 276

Ing. Kurt Gartlehner ................................................................................................ ... 277

Mag. Karin Hakl ....................................................................................................... ... 278

Mag. Roman Haider ................................................................................................... 279

Josef Jury .................................................................................................................... 280

Zuweisung des Antrages 13/A an den Ausschuss für Forschung, Innovation und Technologie                  280

7. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kollegin­nen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Führerscheingesetz geändert wird (14/A) ..................... 280

Redner/Rednerinnen:

Dr. Gabriela Moser ..................................................................................................... 281

Anton Heinzl ............................................................................................................ ... 282

Dr. Ferdinand Maier ................................................................................................ ... 283

Leopold Mayerhofer ................................................................................................... 283

Kurt List ....................................................................................................................... 284

Zuweisung des Antrages 14/A an den Verkehrsausschuss ........................................ 285

8. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kollegin­nen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das „Öffentlicher Perso­nennah- und Regionalverkehrsgesetz“ (ÖPNRV-G) geändert wird (15/A) .................................................................................................................... 285


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 8

Redner/Rednerinnen:

Dr. Gabriela Moser ................................................................................................. ... 285

Anton Heinzl ............................................................................................................ ... 287

Johann Rädler ............................................................................................................ 287

Bernhard Vock ............................................................................................................ 288

Gerhard Huber ............................................................................................................ 289

Zuweisung des Antrages 15/A an den Verkehrsausschuss ........................................ 289

9. Punkt: Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Albert Steinhauser, Kol­leginnen und Kollegen betreffend ein Gesetz, mit dem das Bundesgesetz vom 23. Jänner 1974 über die mit gerichtlicher Strafe bedrohten Handlungen (Strafge­setzbuch – StGB) geändert wird (17/A) ..................... 290

Redner/Rednerinnen:

Mag. Albert Steinhauser ........................................................................................ ... 290

Dr. Johannes Jarolim ............................................................................................. ... 291

Mag. Heribert Donnerbauer ................................................................................... ... 292

Dr. Walter Rosenkranz ........................................................................................... ... 293

Mag. Ewald Stadler ................................................................................................. ... 294

Zuweisung des Antrages 17/A an den Justizausschuss ............................................. 295

Eingebracht wurden

Petitionen ...................................................................................................................... 66

Petition betreffend „Verjährungsverbot für Sexualstraftaten“ (Ordnungsnummer 1) (überreicht vom Abgeordneten August Wöginger)

Petition betreffend „Bahnausbau Pass Lueg (Tunnelkette Golling-Werfen)“ (Ord­nungsnummer 2) (überreicht von den Abgeordneten Mag. Rosa Lohfeyer und Mag. Johann Maier)

Petition betreffend „Gegen die Auflassung von Hainburger Haltestellen“ (Ord­nungsnummer 3) (überreicht vom Abgeordneten Werner Herbert)

Petition betreffend „Fahrplanänderung der ÖBB im Weinviertel“ (Ordnungsnum­mer 4) (überreicht von den Abgeordneten Harald Vilimsky, Mag. Dr. Martin Graf und Dr. Walter Rosenkranz)

Petition betreffend „Handymasten NEIN DANKE – Gesundheit geht vor!“ (Ord­nungsnummer 5) (überreicht vom Abgeordneten Sigisbert Dolinschek)

Bürgerinitiativen .......................................................................................................... 66

Bürgerinitiative betreffend „Free Acro – Legalisierung und somit Anerkennung des Kunstfluges für Hänge- und Paragleiten“ (Ordnungsnummer 1)

Bürgerinitiative betreffend „Stopp Mochovce 3 & 4!“ (Ordnungsnummer 2)

Regierungsvorlagen ................................................................................................... 65

32: Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Übertragung von Bun­desbeteiligungen in das Eigentum der ÖIAG geändert wird

33: Bundesgesetz betreffend die Veräußerung von unbeweglichem Bundesver­mögen

34: Bundesgesetz, mit dem das Schiffahrtsgesetz geändert wird


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 9

36: Bundesgesetz, mit dem das Klima- und Energiefondsgesetz (KLI.EN-FondsG) geändert wird

37: EU-Finanzstrafvollstreckungsgesetz – EU-FinStrVG

38: Abgabenverwaltungsreformgesetz – AbgVRefG

44: Bundesgesetz über die Leistung eines österreichischen Beitrages an den HIPC Trust Fund zur Entschuldung Liberias

45: Bundesgesetz, mit dem das Bankwesengesetz, das Wertpapieraufsichtsge­setz 2007, das Börsegesetz 1989, das Sparkassengesetz, das Bundesfinanzie­rungsgesetz, das Finanzmarktaufsichtsbehördengesetz, das Versicherungsauf­sichtsgesetz, das Betriebspensionsgesetz und das Finanzkonglomerategesetz geändert und das Börsefondsgesetz 1993 und das Börsefondsüberleitungsge­setz aufgehoben werden

Berichte ......................................................................................................................... 66

III-12: Bericht Reihe Bund 2008/13; Rechnungshof

III-13: Bericht gemäß Art. 1 § 8 Bezügebegrenzungsgesetz für die Jahre 2006 und 2007; Rechnungshof

III-16: Bericht Reihe Bund 2009/1; Band 1 – WIEDERVORLAGE; Rechnungshof

III-17: Bericht Reihe Bund 2009/1; Band 2 – WIEDERVORLAGE; Rechnungshof

III-18: Bericht Reihe Bund 2009/1; Band 3 – WIEDERVORLAGE; Rechnungshof

III-19: Bericht Reihe Bund 2009/1; Band 4 – WIEDERVORLAGE; Rechnungshof

III-20: Bericht Reihe Bund 2009/1; Band 5 – WIEDERVORLAGE; Rechnungshof

III-21: Bericht Reihe Bund 2009/1; Band 6 – WIEDERVORLAGE; Rechnungshof

III-22: Universitätsbericht 2008; BM f. Wissenschaft und Forschung

III-23: Bericht über die Lage von Menschen mit Behinderungen 2008; Bundesre­gierung

III-24: Bericht Reihe Bund 2009/2; Rechnungshof

III-25: Bericht aufgrund der Entschließung des Nationalrates vom 5. Dezember 2007 (52/E-XXIII.GP) über die Pauschalabgeltung für Ärzte nach den Tarifen des Gebührenanspruchsgesetzes; BM f. Justiz

Zu III-22: Änderung zum Universitätsbericht 2008; BM f. Wissenschaft und For­schung

Anträge der Abgeordneten

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schutz österreichischer Kul­turgüter (316/A)(E)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend strafrechtliche Verant­wortlichkeit krimineller Bank- und Finanzdienstleistungsmanager (317/A)(E)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der fahrleistungs­abhängigen Maut für Busse (318/A)(E)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Lkw-Überholverbot (319/A)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 10

Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über Zuschussleistungen zu Fernsprechentgelten (Fernsprech­entgeltzuschussgesetz – FeZG) geändert wird (320/A)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Mauteinhebung auf Bundesstraßen (Bundesstraßen-Maut­gesetz 2002 – BStMG) geändert wird (321/A)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend Pflegefrei­stellung bei stationärem Aufenthalt von Kindern (322/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Förderung des Ankaufes von Pelletkaminöfen für Personen mit Anspruch auf Heizkostenzuschuss (323/A)(E)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Koppelung einer rückzahlungs­freien Sozialhilfe an einen allgemeinen Sozialdienst (324/A)(E)

Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kündigungswelle und Massenarbeitslosigkeit im Zuge der Finanzmarktkrise (325/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Anpassung der Rund­funkgebühr (326/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend das Erstellen eines Etappen­plans zum Abbau von sprachlichen Barrieren im Bereich des ORF Sendeangebotes (327/A)(E)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend Mindesthöhe von Verkehrszei­chen zum Schutze blinder und stark sehbehinderter Personen (328/A)(E)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend Infrastrukturinvestitionsplan für die Weststeiermark (329/A)(E)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem die Straßenverkehrsordnung 1960 (StVO 1960) geändert wird (330/A)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend 1:1-Zählregel in jedem Bus – jedem Kind sein Platz im Autobus (331/A)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend eine qualitativ hochwertige, flä­chendeckende und allgemein erschwingliche Versorgung mit Postdienstleistungen (332/A)(E)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend Liberalisierung der notwendigen Voraussetzungen zum Betrieb von Fahrschulen und Neuausrichtung des Berufes „Fahrlehrer“ (333/A)(E)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung der vierten Donau­brücke samt Westring im Sinne einer seit 30 Jahren längst überfälligen Strukturverbes­serung zum Wohle der Bürger (334/A)(E)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Westring samt 4. Donaubrü­cke für Linz (335/A)(E)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausweitung der ÖBB-Aktion „7-Euro-Senioren-Ticket“ (336/A)(E)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungs­gesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz (B-VG), BGBl. Nr. 1/1930, geändert wird (337/A)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 11

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beteiligung des Bundes am Bau einer Umfahrung für Schützen am Gebirge (338/A)(E)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen betreffend Entfall des Pensionssicherungs­beitrages bis zur Höhe der ASVG-Höchstpension (339/A)(E)

Bernhard Vock, Kolleginnen und Kollegen betreffend verfassungsmäßige Veranke­rung des Tierschutzes in Form einer Staatszielbestimmung (340/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Neuregelung der Netzge­bühren (341/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortigen Planungs- und Baustopp für eine 3. Piste beim Flughafen Wien-Schwechat (342/A)(E)

Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen betreffend Harmonisierung der Pensions- und Dienst- und Besoldungsrechte von Bund, Ländern und Gemeinden (343/A)(E)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend das Verhalten Tschechiens beim Ausbau des AKW Temelίn (344/A)(E)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Neuregelung des ÖPNRV in­klusive einer Aufrechterhaltung der Buslinie 890 der steiermärkischen Landesbahnen (345/A)(E)

Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Verankerung der Schutzmachtfunktion Österreichs für die Südtiroler deutscher und ladinischer Mutter­sprache (346/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Strategiekonferenz Elektro­mobilität (347/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Streichung des Selbstbehal­tes von Kindern bei stationärem Krankenhausaufenthalt (348/A)(E)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend transparente Regelungen im Zusammenhang mit Mehrwertdiensten (349/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Telefonvermittlungsdienst für gehörlose, hör- und sprechbehinderte Menschen (350/A)(E)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend Wechselkennzeichen Auto – Motorrad (351/A)(E)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Vereinheitlichung der Rück­trittsrechte (352/A)(E)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend Installation eines Gepäckscan­ners in der Justizanstalt Wien Josefstadt (353/A)(E)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Luftfahrzeugregister (354/A)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung einer Halbjahres-Pkw-Vignette (355/A)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Bemessungsgrundlage der Versicherungssteuer bei Kraftfahrzeugen (356/A)(E)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung der Mitfahrmöglich­keit in Schulbussen für Nichtschüler (357/A)(E)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 12

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bun­desgesetz, mit dem das Bundesgesetz, mit dem ein Fonds zur Finanzierung der In-vitro-Fertilisation eingerichtet wird (IVF-Fonds-Gesetz), geändert wird (358/A)

Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anrechnung des Partnereinkom­mens bei der Notstandshilfe (359/A)(E)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betreffend sofortige Wiedereinführung des Tasers bei der Justizwache (360/A)(E)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung klarer Strukturen für die Pränataldiagnostik (361/A)(E)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend einen Ausbaustopp für neue Gasleitungen, insbesondere die Tauerngasleitung (362/A)(E)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend eine konse­quente Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln (363/A)(E)

Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Masterplan für ein ener­gieautarkes Österreich (364/A)(E)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Gleichstellung von LehrerIn­nen am Landesinstitut für Hörbehinderte in Salzburg mit jenen anderer Institute für Hör­behinderte (365/A)(E)

Renate Csörgits, Barbara Riener, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundes­gesetz, mit dem das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz, das Gewerbliche Sozial­versicherungsgesetz und das Bauern-Sozialversicherungsgesetz geändert werden (366/A)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend eine konse­quente Herkunftskennzeichnung bei Lebensmitteln (367/A)(E)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Investitionsfreibetrag für thermische Sanierungsmaßnahmen (368/A)(E)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Radmitnahme im Zug – Op­timierung der Bahn-Fahrrad-Schnittstelle im Interesse des Radtourismus in Österreich (369/A)(E)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend zügigen Ausbau des Lkw-Kontrollstellennetzes (370/A)(E)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beseitigung von Benachteili­gungen für Radfahrende beim Kilometergeld (371/A)(E)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Kooperation ÖBB-Touris­musbetriebe (372/A)(E)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbesserung der staatli­chen Rahmenbedingungen für thermisch-energetische Sanierungen von Betrieben und Gebäuden der Tourismus- und Freizeitwirtschaft, insbesondere aus dem KMU-Seg­ment (373/A)(E)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem NS-Unrechtsurteile aufgehoben werden (NS-Aufhebungsgesetz) (374/A)

Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen für eine aktive Menschenrechtspolitik in Österreich (375/A)(E)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 13

Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ratifizierung des 12. Zusatz­protokolles zur EMRK (376/A)(E)

Mag. Daniela Musiol, Kolleginnen und Kollegen betreffend frühere Auszahlung von Familienleistungen sowie monatliche Auszahlung der Familienbeihilfe (377/A)(E)

Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Schlechterstel­lung von PensionsbezieherInnen im K-SVFG (378/A)(E)

Mag. Daniela Musiol, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Auslandsadoptionsge­setz (379/A)(E)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Qualitätsmanagement an Schulen, Bildungsstandards als Grundlage der Lehrerfortbildung und Personalentwick­lung (380/A)(E)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anti-Atom-Paket (381/A)(E)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Vorlage eines Ener­gieplans für Österreich bis 2030 (382/A)(E)

Mag. Birgit Schatz, Kolleginnen und Kollegen betreffend Verbrauchs- und Emissions­werte von Kraftfahrzeugen (383/A)(E)

Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einrichtung einer Pflicht­schule in den Erstaufnahmelagern Traiskirchen und Thalham nach dem Vorbild der Heilstättenschulen (384/A)(E)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Aktionsplan für gesunde Ernährung und Bewegung (385/A)(E)

Ridi Steibl, Gabriele Binder-Maier, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundes­gesetz, mit dem das Kinderbetreuungsgeldgesetz geändert wird (386/A)

Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beendigung der steuerlichen Un­gleichbehandlung von pauschalierten Land- und Forstwirten (387/A)(E)

Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Notwendigkeit trans­parenter, nachvollziehbarer und vergleichbarer Stromrechnungen und Tarifgestaltun­gen (388/A)(E)

Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Notwendigkeit trans­parenter, nachvollziehbarer und vergleichbarer Stromrechnungen und Tarifgestaltun­gen (389/A)(E)

Karlheinz Kopf, Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesge­setz, mit dem die Europawahlordnung, das Europa-Wählerevidenzgesetz, die National­rats-Wahlordnung 1992, das Wählerevidenzgesetz 1973 und das Bundespräsidenten­wahlgesetz 1971 geändert werden (390/A)

Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhöhung der Verkehrs­sicherheit an schallgeschützten Autobahnstrecken (391/A)(E)

Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen zur Bekämp­fung von Handydiebstählen (392/A)(E)

Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend Umsetzung eines Maßnahmenpa­kets für freiwillige Helferinnen und Helfer (393/A)(E)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 14

Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Einführung einer 6-Mo­nats-Vignette (394/A)(E)

Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhöhung der monatlichen Beitragsleistung in der Mitarbeiter- und Selbständigenvorsorge (395/A)(E)

Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend finanzielle Unterstützung von Menschen mit Behinderungen aufgrund von Diskriminierung (396/A)(E)

Anfragen der Abgeordneten

Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Vermisstenfall Aeryn Gillern (422/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz be­treffend Finanzierung des Gebäude-Energieausweises (423/J)

Maximilian Linder, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Unzulänglichkeiten bei der Festlegung der Höhe von Verzugszinsen im Bereich der ÖPUL Fördergelder (424/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend RFID-Chips (425/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Haftungsanspruch nach Unfällen am Schulgelände (426/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit, Familie und Jugend betreffend Qualitätssicherung im Rettungswesen und Wartezeiten vor medizinischer Versorgung (427/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend den AUA-Verkauf (428/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 15

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Zusammenarbeit mit geeigneten weißrussischen Dienststellen bezüglich Schlepperbekämpfungsmaßnahmen (429/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend die Zusammenarbeit mit geeigneten Dienststellen der Russischen Födera­tion bezüglich Schlepperbekämpfungsmaßnahmen (430/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Zusammenarbeit mit geeigneten moldawischen Dienststellen bezüglich Schlepperbekämpfungsmaßnahmen (431/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Zusammenarbeit mit geeigneten serbischen Dienststellen bezüglich Schlep­perbekämpfungsmaßnahmen (432/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Zusammenarbeit mit geeigneten slowakischen Dienststellen bezüglich Schlepperbekämpfungsmaßnahmen (433/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Zusammenarbeit mit geeigneten slowenischen Dienststellen bezüglich Schlepperbekämpfungsmaßnahmen (434/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Zusammenarbeit mit geeigneten ukrainischen Dienststellen bezüglich Schlepperbekämpfungsmaßnahmen (435/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Zusammenarbeit mit geeigneten ungarischen Dienststellen bezüglich Schlepperbekämpfungsmaßnahmen (436/J)

Carmen Gartelgruber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend die Fortschritte hinsicht­lich der Anhebung des Anteils erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch der Republik Österreich (437/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Betreuungsstellen und Dolmetschkosten (438/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 16

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend Verlegung des VR 1 in die Hakher-Kaserne (439/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Zuverlässigkeitsprüfungen von Personen mit Dienst­ort Flughafen (440/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend Auto-Schwarzfahrer (441/J)

Ing. Christian Höbart, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesund­heit, Familie und Jugend betreffend soziale Kosten des Drogenmissbrauchs (442/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesvertei­digung betreffend Sicherheit des Simulators am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg (443/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung betreffend Altlasten im Abwehramt (444/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend „Direktorenbesetzung an der HBLA für Tourismus in Krems“ (445/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Flucht aufgrund einer Straftat (446/J)

Carmen Gartelgruber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Verzögerungen des Baus der Nordtangente Wörgl (447/J)

Carmen Gartelgruber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend die Ausbildungssituation von Mädchen aus dem isla­mischen Kulturkreis (448/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Fremdenkriminalität 2008 (449/J)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landes­verteidigung betreffend Nachfolge Leiter Militärakademie (450/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend Flottenstruktur (451/J)

DDr. Werner Königshofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Fi­nanzen betreffend BAWAG (452/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend Evaluierung Assistenzeinsatz an der österreichischen Grenze (453/J)

Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend Assistenzeinsatz an der österreichischen Grenze (454/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Erfolg des Assistenzeinsatzes an der österreichischen Grenze (455/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Geheimhaltung des Berger-Gutachtens zur AUA (456/J)

Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend „Provokations-Theater“ mit Passanten-Be­schimpfung (457/J)

Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Gebarung und Subventionierung „Wiener Lust­spielhaus“ (458/J)

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend dramatischen Personalnotstand bei der Exekutive im Bezirk Liezen (459/J)

Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend Führungen in der Justizanstalt Wien Josefstadt (460/J)

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend mögliche Immobilien zur Errichtung der Erstaufnahmestelle in der Steiermark (461/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Gesundheit, Familie und Jugend betreffend Beschwerden von Patienten (462/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend finanzielle Einsparungen durch die Staats- und Verwaltungsreform (463/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesvertei­digung betreffend Festnahme von osteuropäischen Spionen am Fliegerhorst Hinter­stoisser in Zeltweg (464/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend die ungenügende Inanspruchnahme von Kontrollmöglichkeiten der Regierung beim Bankenpaket (465/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Festnahme von osteuropäischen Spionen am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg (466/J)

Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend Festnahme von osteuropäischen Spionen am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zelt­weg (467/J)

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend überraschendes Aus des steirischen Revitalisierungsfonds (468/J)

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Errichtung einer Erstaufnahmestelle in der Steiermark (469/J)

Dr. Susanne Winter, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend rasanten Anstieg von kriminellen Delikten in Graz (470/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 17

Edith Mühlberghuber, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend der Situation an der Bundeshandelsschule Steyr (471/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Erhebungskriterien für die Feststellung der Volksgruppenzugehörigkeit (472/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend ÖBB-Gratisfahrscheine (473/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend ÖBB-Gratisfahrscheine (474/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend ÖBB-Gratisfahrscheine (475/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit, Familie und Jugend betreffend ÖBB-Gratisfahrscheine (476/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend ÖBB-Gratisfahrscheine (477/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend ÖBB-Gratisfahrscheine (478/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend ÖBB-Gratisfahrscheine (479/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend ÖBB-Gratisfahrscheine (480/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz betreffend ÖBB-Gratisfahrscheine (481/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend ÖBB-Gratisfahrscheine (482/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend ÖBB-Gratisfahrscheine (483/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend ÖBB-Gratisfahrscheine (484/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend ÖBB-Gratisfahrscheine (485/J)

Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Un­terricht, Kunst und Kultur betreffend die Werkverträge Wilfried Seipels (486/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend „Taser-Experte der Justiz beschießt Abgeordneten Vilimsky“ (487/J)

Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend den dringend notwendigen Ausbau der S 80 (488/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend die aufge­blähten Ministerbüros und Staatssekretariate der neuen Bundesregierung (489/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 18

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin ohne Portefeuille be­treffend die aufgeblähten Ministerbüros und Staatssekretariate der neuen Bundesregie­rung (490/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend die aufgeblähten Ministerbüros und Staats­sekretariate der neuen Bundesregierung (491/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend die aufgeblähten Ministerbüros und Staatssekretariate der neuen Bundesregie­rung (492/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit, Fami­lie und Jugend betreffend die aufgeblähten Ministerbüros und Staatssekretariate der neuen Bundesregierung (493/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend die aufgeblähten Ministerbüros und Staatssekretariate der neuen Bundesregie­rung (494/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend die aufgeblähten Ministerbüros und Staatssekretariate der neuen Bundesregierung (495/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend die aufgeblähten Ministerbüros und Staatssekretariate der neuen Bun­desregierung (496/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend die aufgeblähten Ministerbüros und Staatssekretariate der neuen Bundesregierung (497/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Kon­sumentenschutz betreffend die aufgeblähten Ministerbüros und Staatssekretariate der neuen Bundesregierung (498/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend die aufgeblähten Ministerbüros und Staatssekretariate der neuen Bundesregierung (499/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend die aufgeblähten Ministerbüros und Staatssekretariate der neuen Bundesregierung (500/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Ar­beit betreffend die aufgeblähten Ministerbüros und Staatssekretariate der neuen Bun­desregierung (501/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend die aufgeblähten Ministerbüros und Staatssekretariate der neuen Bundesregierung (502/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend wahren Wert der AUA (503/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend „Fremdwährungskredite und Konsumentenschutz“ (504/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin ohne Porte­feuille betreffend „Meldedatenbanken Zwangsverheiratung und Genitalverstümmelung“ (505/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 19

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz be­treffend „Organhandel und organisierte Kriminalität (Menschenhandel) – Falcone Re­port – Konsequenzen“ (506/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Kriminalität und Spielsucht (Glücksspiel & Wetten) – Zahlen 2008“ (507/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Überfälle und Einbrüche in Juweliere in Österreich“ (508/J)

Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Verga­be der RichterInnenstellen beim Asylgerichtshof (509/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Schrottverwertungsanla­ge in Wien-Liesing (510/J)

Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Un­terricht, Kunst und Kultur betreffend das Innsbrucker Riesenrundgemälde „Die Schlacht am Bergisel 1809“ (511/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend unzutreffende Antworten in der Anfragebeantwor­tung 4891/AB (XXIII. GP) (512/J)

Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz betreffend aktuelle Ungerechtigkeiten bei der Witwerpension (513/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend die Überprüfung u.a. eines Obsorgeverfahrens (514/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend die Bedeutung von Kennzahlen (KZ) in diversen Schriftstücken der Fi­nanzämter (515/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Auslieferung des mutmaßlichen NS-Kriegsverbrechers Milivoj Ašner (516/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Strafverfahren in der Causa Meinl (517/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Umsetzung der Wasser­rahmenrichtlinie (WRRL) in Bezug auf den Gewässerbewirtschaftungsplan und die Öf­fentlichkeitsbeteiligung (518/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Einbrüche und Überfälle in Apotheken“ (519/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Abfrageberechtigungen nach dem Meldegesetz“ (520/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Internetkriminalität – Strafdelikte durch IT-Medium“ (521/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 20

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz be­treffend „Meldedatenbanken Zwangsverheiratung und Genitalverstümmelung“ (522/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz be­treffend „Gerichtsgebühren – Eintragungsgebühren, etc. nach dem GGG im Jahr 2008“ (523/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, In­novation und Technologie betreffend Nichtdurchführung eines ordentlichen UVP-Ver­fahrens im Zuge der Erweiterung des AKW Temelίn (524/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Nichtdurchführung eines ordentlichen UVP-Verfahrens im Zuge der Erweiterung des AKW Temelίn (525/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Nichtdurchführung eines or­dentlichen UVP-Verfahrens im Zuge der Erweiterung des AKW Temelίn (526/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Nichtdurchführung eines ordentlichen UVP-Verfahrens im Zuge der Erweite­rung des AKW Temelίn (527/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Nichtdurchführung eines ordentlichen UVP-Verfahrens im Zuge der Erweiterung des AKW Temelίn (528/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Nicht­durchführung eines ordentlichen UVP-Verfahrens im Zuge der Erweiterung des AKW Temelίn (529/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend Kostenexplosion beim Verein „Gesellschaft zur För­derung der Digitalisierung des Kulturgutes“ (530/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend Linz 2009 „Kulturhauptstadt“ Europas (531/J)

Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inne­res betreffend Messerstecherei in Wien Favoriten (532/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend ungenügende Beantwortung der Anfra­ge 51/J, XXIV. GP – 1 (533/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend ungenügende Beantwortung der Anfra­ge 51/J, XXIV. GP – 2 (534/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend ungenügende Beantwortung der Anfra­ge 51/J, XXIV. GP – 3 (535/J)

Mag. Ewald Stadler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend die jahrzehntelange vergessenen „Spiegelgrundkinder“ (536/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 21

Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft und Forschung betreffend Geldverschwendung bei der Universität für Ange­wandte Kunst Wien im Zusammenhang mit der Continuing Education GmbH (537/J)

Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft und Forschung betreffend Verschwendung von Steuergeld bei der Universität für angewandte Kunst Wien im Zusammenhang mit Studienprojekten (538/J)

Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft und Forschung betreffend Verschwendung bei der Universität für angewandte Kunst Wien bei der Anmietung von Räumlichkeiten und der Vergabe von Machbar­keitsstudien – Standortanalysen (539/J)

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finan­zen betreffend Auswirkung der geplanten Steuerreform auf Frauen und Männer (540/J)

Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Un­terricht, Kunst und Kultur betreffend geschlechtsspezifische Unterschiede in der Schule (541/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirt­schaft und Arbeit betreffend Energieeffizienz und Umsetzung der Energieeffizienzricht­linie (542/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Anhebung von Energie­effizienzstandards für Lampen und Auslaufen von Glühlampen in der EU (543/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirt­schaft und Arbeit betreffend Anhebung von Energieeffizienzstandards für Lampen und Auslaufen von Glühlampen in der EU (544/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Sozia­les und Konsumentenschutz betreffend Anhebung von Energieeffizienzstandards für Lampen und Auslaufen von Glühlampen in der EU (545/J)

Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissen­schaft und Forschung betreffend fragwürdige Interessenverflechtungen von Angehöri­gen Medizinischer Universitäten mit Pharmafirmen (546/J)

Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend öffentlich zugängliche Sperrlisten bei der ÖBB (547/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Überbeglaubigung von Urkunden durch das Legalisierungsbüro (548/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Gesundheit, Familie und Jugend betreffend Änderungen bei den Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen (549/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend gefälschte Urkunden und Dokumente von Asylwerbern (550/J)

Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend die Situation von Migranten in Österreich (551/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Eheschließungen von Asylwerbern (552/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend Eingehen und Vermittlung von Aufenthaltsehen (553/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 22

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz betreffend Ausgaben für Langzeitpflege (554/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz betreffend Pflegegeldstufen (555/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz betreffend Pflegegeldbezieher aus dem Ausland (556/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Öffentlich­keitsarbeit 2008 (557/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öf­fentlichen Dienst betreffend Öffentlichkeitsarbeit 2008 (558/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Öffentlichkeitsarbeit 2008 (559/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Öffentlichkeitsarbeit 2008 (560/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit, Fami­lie und Jugend betreffend Öffentlichkeitsarbeit 2008 (561/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Öffentlichkeitsarbeit 2008 (562/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Öffentlichkeitsarbeit 2008 (563/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend Öffentlichkeitsarbeit 2008 (564/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Öffentlichkeitsarbeit 2008 (565/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Kon­sumentenschutz betreffend Öffentlichkeitsarbeit 2008 (566/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Öffentlichkeitsarbeit 2008 (567/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend Öffentlichkeitsarbeit 2008 (568/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Ar­beit betreffend Öffentlichkeitsarbeit 2008 (569/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend Öffentlichkeitsarbeit 2008 (570/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inne­res betreffend die technische Überwachungsmöglichkeit von IP-Telefonie (571/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Kontakte Marcus V. zur Neonazi-Szene um Gottfried Küssel (572/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Wirkungen des Haftentlastungspakets im Jahr 2008 (573/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend die strafprozessuale Zulässigkeit der Überwachung der IP-Telefonie (574/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Organhandel und organisierte Kriminalität“ (575/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 23

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend „Vollziehung Preisauszeichnungsgesetz – im Jahr 2008 – Markt­beobachtung in Österreich – Kontrollprogramm – Situation der Preisauszeichnung in Österreich“ (576/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Treibjagden: Verletzte und tote Jäger“ (577/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „EU-weite heimliche Online-Durchsuchungen?“ (578/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit, Familie und Jugend betreffend „Alkoholisierung von Jugendlichen – Behandlung von Alkoholvergiftungen“ (579/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz be­treffend „Justizombudsmann – Entwicklung“ (580/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Verwendung der behaupteten Ersparnisse aus dem Eurofighter­vergleich (581/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesund­heit, Familie und Jugend betreffend Konsensüberschreitung im Schotterwerk Meidling der Fa. Asamer & Hufnagel GesmbH, vormals Fa. Hans Wanko KG (582/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Eheschließungen von Fremden in Österreich (583/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend Asylwerber ohne Reisedokumente (584/J)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Kritik an Salzburger Gerichtsgutachtern (585/J)

Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betref­fend den Kaufmann Ernst St. (586/J)

Dr. Peter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend den Verdacht der „Vertuschung“ im Zusammenhang mit „Missbrauch der Amtsgewalt“ und „Verletzung des Amtsgeheimnisses“ (587/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung betreffend Lizenzen für den Datenfunk und GPS beim System Eurofighter (588/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung betreffend möglichen Konsulentenvertrag für D. (589/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung betreffend Sondervertrag für Genmjr Erwin Jeloschek (590/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidigung betreffend Verwendung der behaupteten Ersparnisse aus dem Eurofightervergleich (591/J)

Dr. Walter Rosenkranz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Konsensüberschreitung im Schotterwerk Meidling der Fa. Asamer & Hufnagel GesmbH, vormals Fa. Hans Wanko KG (592/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 24

Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unter­richt, Kunst und Kultur betreffend die Zusammenhänge zwischen Ausbildung und Er­werbssituation von Migranten in Österreich (593/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend unbeschrankte Bahnübergänge (594/J)

Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Steueroasen (595/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend die Gesamtkosten der Regierungsinserate im Jahr 2008 (596/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend die Ge­samtkosten der Regierungsinserate im Jahr 2008 (597/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 25

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öf­fentlichen Dienst betreffend die Gesamtkosten der Regierungsinserate im Jahr 2008 (598/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend die Gesamtkosten der Regierungsinserate im Jahr 2008 (599/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend die Gesamtkosten der Regierungsinserate im Jahr 2008 (600/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit, Fa­milie und Jugend betreffend die Gesamtkosten der Regierungsinserate im Jahr 2008 (601/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend die Gesamtkosten der Regierungsinserate im Jahr 2008 (602/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend die Gesamtkosten der Regierungsinserate im Jahr 2008 (603/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend die Gesamtkosten der Regierungsinserate im Jahr 2008 (604/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend die Gesamtkosten der Regierungs­inserate im Jahr 2008 (605/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Kon­sumentenschutz betreffend die Gesamtkosten der Regierungsinserate im Jahr 2008 (606/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend die Gesamtkosten der Regierungsinserate im Jahr 2008 (607/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Ar­beit betreffend die Gesamtkosten der Regierungsinserate im Jahr 2008 (608/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend die Gesamtkosten der Regierungsinserate im Jahr 2008 (609/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend die Ge­samtkosten für die Ministerbüros und Staatssekretariate im Jahr 2008 (610/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öf­fentlichen Dienst betreffend die Gesamtkosten für die Ministerbüros und Staatssekreta­riate im Jahr 2008 (611/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend die Gesamtkosten für die Ministerbüros und Staatssekretariate im Jahr 2008 (612/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen be­treffend die Gesamtkosten für die Ministerbüros und Staatssekretariate im Jahr 2008 (613/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit, Fami­lie und Jugend betreffend die Gesamtkosten für die Ministerbüros und Staatssekreta­riate im Jahr 2008 (614/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend die Gesamtkosten für die Ministerbüros und Staatssekretariate im Jahr 2008 (615/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend die Gesamtkosten für die Ministerbüros und Staatssekretariate im Jahr 2008 (616/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesvertei­digung betreffend die Gesamtkosten für die Ministerbüros und Staatssekretariate im Jahr 2008 (617/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend die Gesamtkosten für die Minister­büros und Staatssekretariate im Jahr 2008 (618/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Kon­sumentenschutz betreffend die Gesamtkosten für die Ministerbüros und Staatssekreta­riate im Jahr 2008 (619/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend die Gesamtkosten für die Ministerbüros und Staatssekretariate im Jahr 2008 (620/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Inno­vation und Technologie betreffend die Gesamtkosten für die Ministerbüros und Staats­sekretariate im Jahr 2008 (621/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend die Gesamtkosten für die Ministerbüros und Staatssekretariate im Jahr 2008 (622/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend die Gesamtkosten für die Ministerbüros und Staatssekretariate im Jahr 2008 (623/J)

Mag. Werner Kogler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend Finanzberatung der Gemeinden (624/J)

Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend LangzeitasylwerberInnen und Vergabe humanitärer Aufenthaltsgenehmigun­gen (625/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 26

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Summerauerbahn (626/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie betreffend Schienenverbindung Wien–Bratislava: Nutzen für Bahn-KundInnen oder Steuergeldverschwendung für die Bauindustrie (627/J)

Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Budget der Österreich Werbung (628/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend Datenver­luste und Datensicherheit 2008 (629/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öf­fentlichen Dienst betreffend Datenverluste und Datensicherheit 2008 (630/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend Datenverluste und Datensicherheit 2008 (631/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend Datenverluste und Datensicherheit 2008 (632/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit, Fami­lie und Jugend betreffend Datenverluste und Datensicherheit 2008 (633/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Datenverluste und Datensicherheit 2008 (634/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Justiz betreffend Datenverluste und Datensicherheit 2008 (635/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend Datenverluste und Datensicherheit 2008 (636/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend Datenverluste und Datensicher­heit 2008 (637/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Kon­sumentenschutz betreffend Datenverluste und Datensicherheit 2008 (638/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Datenverluste und Datensicherheit 2008 (639/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend Datenverluste und Datensicherheit 2008 (640/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Ar­beit betreffend Datenverluste und Datensicherheit 2008 (641/J)

Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend Datenverluste und Datensicherheit 2008 (642/J)

Mag. Josef Lettenbichler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Ver­kehr, Innovation und Technologie betreffend den 2. Bauabschnitt der Unterinntaltrasse in Tirol (643/J)

Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler be­treffend Kulturauftrag der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt ORF (644/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 27

Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Kulturauftrag der öffentlich-rechtlichen Rund­funkanstalt ORF (645/J)

Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend steuerliche Absetzbarkeit für Spenden an Kunst- und Kulturschaffende beziehungsweise Kunst- und Kulturinstitutionen (646/J)

Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesund­heit, Familie und Jugend betreffend die Situation von Migranten in Österreich – Familie (647/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Vergabe von Staatsbürgerschaften (648/J)

Mag. Dr. Manfred Haimbuchner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend illegale Einreise der Zogajs (649/J)

Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend das „e-voting“ (650/J)

Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Genderwahnsinn – Dear Anus (651/J)

Christoph Hagen, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend den dramatischen Anstieg von Wohnungseinbrüchen im Bundesland Vorarl­berg im Jahr 2008 (652/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 28

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit, Familie und Jugend betreffend Maßnahmen anlässlich des Dioxin-Skandals bei Schweinefleisch aus Irland (653/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend UN-Übereinkommen gegen Korruption (654/J)

Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend ange­fallene Kosten für den Klimaschutzbeauftragten (655/J)

Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäi­sche und internationale Angelegenheiten betreffend Entwicklungszusammenarbeit und Entwicklungshilfe der Republik Österreich mit der Republik Mali und der Sozialistisch Libysch-Arabischen Volks-Dschamahirija (656/J)

Dr. Johannes Hübner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäi­sche und internationale Angelegenheiten betreffend österreichische Vertretungsbehör­de in der Republik Portugal (Lissabon) (657/J)

Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminis­ter für Gesundheit, Familie und Jugend betreffend Verbesserungen für Patienten und Vermeiden falscher Behandlungen (658/J)

Leopold Mayerhofer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend Ermittlungen aufgrund fingierter Rechnungsbelege (659/J)

Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Kriminalität zu Weihnachten (660/J)

Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend „Heldendenkmal der Roten Armee“ (661/J)

Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Abgehen von der Koedukation im schulischen Unterricht (662/J)

Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit, Familie und Jugend betreffend Maßnahmen zur Bekämpfung der Blau­zungenkrankheit (663/J)

Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Ge­sundheit, Familie und Jugend betreffend Weigerung von Eierproduzenten, das österrei­chische Legebatterie-Verbot einzuhalten (664/J)

Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Anzahl der Schubhäftlinge (665/J)

Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend Sicherheitsschleuse in der JA Josefstadt (666/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend „Gewalt gegen Kinder – Kindermisshandlungen in Österreich“ (667/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betreffend „Betrugsbekämpfung 2008 – Dopingmittel (Arzneimittel und Nahrungsergän­zungsmittel)“ (668/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Überfälle auf Banken 2008“ (669/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend „Gewalt gegen Kinder in Österreich 2008“ (670/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend „Bundesfinanzierung von Alm- und Forststraßen in Österreich“ (671/J)

Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend „Tourismusförderung 2008 – Österreichische Hotel- und Touris­musbank GmbH (ÖHT)“ (672/J)

Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend Abgehen von der Koedukation im schuli­schen Unterricht (673/J)

Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Konsulentenvertrag Dr. Wilfried Seipel (674/J)

Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Versagen und Orientierungslosigkeit der Bundesregie­rung in der Energiepolitik (675/J)

Sonja Ablinger, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betref­fend „Nachfolge Präsident des LG Steyr“ (676/J)

Mag. Ewald Stadler, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz be­treffend die vorsätzliche Nichtverfolgung einer durch ein gerichtliches Gutachten nach­gewiesenen und bereits angezeigten Körperverletzung (677/J)

Ing. Norbert Kapeller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend Anerkennung der Ausbildung von Unteroffizieren im öffentlichen und zivilen Bereich (678/J)

Ing. Norbert Kapeller, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst betreffend Verlängerung des Sozialpaketes im Bereich der Lan­desverteidigung (679/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 29

Herbert Scheibner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend Begrenzung des Anteils nicht deutschsprachiger Schülerin­nen und Schüler an den Wiener Pflichtschulen auf 30 Prozent (680/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend die organisierte Bettelkriminalität in Österreich (681/J)

Ing. Peter Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Lan­desverteidigung betreffend Bundes-Sportförderung (682/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend die Ergebnisse der „Sicherheitspartnerschaft für Graz“ (683/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend die Reprä­sentationsausgaben der Bundesregierung im Jahr 2008 (684/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öf­fentlichen Dienst betreffend die Repräsentationsausgaben der Bundesregierung im Jahr 2008 (685/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend die Repräsentationsausgaben der Bundes­regierung im Jahr 2008 (686/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend die Repräsentationsausgaben der Bundesregierung im Jahr 2008 (687/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit, Fa­milie und Jugend betreffend die Repräsentationsausgaben der Bundesregierung im Jahr 2008 (688/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend die Repräsentationsausgaben der Bundesregierung im Jahr 2008 (689/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend die Repräsentationsausgaben der Bundesregierung im Jahr 2008 (690/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend die Repräsentationsausgaben der Bundesregierung im Jahr 2008 (691/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend die Repräsentationsausgaben der Bundesregierung im Jahr 2008 (692/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Kon­sumentenschutz betreffend die Repräsentationsausgaben der Bundesregierung im Jahr 2008 (693/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend die Repräsentationsausgaben der Bundesregierung im Jahr 2008 (694/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend die Repräsentationsausgaben der Bundesregierung im Jahr 2008 (695/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Ar­beit betreffend die Repräsentationsausgaben der Bundesregierung im Jahr 2008 (696/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 30

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend die Repräsentationsausgaben der Bundesregierung im Jahr 2008 (697/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundeskanzler betreffend das „Kör­berlgeld“ bei der Entsendung von Aufsichtsräten, Beiräten, Staatskommissaren durch die Bundesregierung (698/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Frauen und öf­fentlichen Dienst betreffend das „Körberlgeld“ bei der Entsendung von Aufsichtsräten, Beiräten, Staatskommissaren durch die Bundesregierung (699/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten betreffend das „Körberlgeld“ bei der Entsendung von Aufsichtsräten, Beiräten, Staatskommissaren durch die Bundesregierung (700/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Finanzen betref­fend das „Körberlgeld“ bei der Entsendung von Aufsichtsräten, Beiräten, Staatskom­missaren durch die Bundesregierung (701/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Gesundheit, Fami­lie und Jugend betreffend das „Körberlgeld“ bei der Entsendung von Aufsichtsräten, Beiräten, Staatskommissaren durch die Bundesregierung (702/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend das „Körberlgeld“ bei der Entsendung von Aufsichtsräten, Beiräten, Staatskom­missaren durch die Bundesregierung (703/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Justiz betreffend das „Körberlgeld“ bei der Entsendung von Aufsichtsräten, Beiräten, Staatskommissa­ren durch die Bundesregierung (704/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Landesverteidi­gung betreffend das „Körberlgeld“ bei der Entsendung von Aufsichtsräten, Beiräten, Staatskommissaren durch die Bundesregierung (705/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Land- und Forst­wirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft betreffend das „Körberlgeld“ bei der Ent­sendung von Aufsichtsräten, Beiräten, Staatskommissaren durch die Bundesregierung (706/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Soziales und Kon­sumentenschutz betreffend das „Körberlgeld“ bei der Entsendung von Aufsichtsräten, Beiräten, Staatskommissaren durch die Bundesregierung (707/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur betreffend das „Körberlgeld“ bei der Entsendung von Aufsichtsräten, Beirä­ten, Staatskommissaren durch die Bundesregierung (708/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Verkehr, Innova­tion und Technologie betreffend das „Körberlgeld“ bei der Entsendung von Aufsichtsrä­ten, Beiräten, Staatskommissaren durch die Bundesregierung (709/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Ar­beit betreffend das „Körberlgeld“ bei der Entsendung von Aufsichtsräten, Beiräten, Staatskommissaren durch die Bundesregierung (710/J)

Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wissenschaft und Forschung betreffend das „Körberlgeld“ bei der Entsendung von Aufsichtsräten, Beirä­ten, Staatskommissaren durch die Bundesregierung (711/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 31

Mag. Josef Auer, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres be­treffend Verleihung der Staatsbürgerschaft aufgrund des Dienstantritts als Universitäts­professor (712/J)

Anfragebeantwortungen

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (25/AB zu 118/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (26/AB zu 13/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (27/AB zu 14/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (28/AB zu 96/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (29/AB zu 110/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (30/AB zu 19/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (31/AB zu 156/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Norbert Ho­fer, Kolleginnen und Kollegen (32/AB zu 344/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Elmar Mayer, Kolle­ginnen und Kollegen (33/AB zu 27/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (34/AB zu 101/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (35/AB zu 115/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (36/AB zu 161/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen (37/AB zu 218/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen (38/AB zu 2/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (39/AB zu 11/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (40/AB zu 37/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (41/AB zu 82/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (42/AB zu 122/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 32

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen (43/AB zu 28/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (44/AB zu 95/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Daniela Musiol, Kolleginnen und Kollegen (45/AB zu 139/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen (46/AB zu 343/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (47/AB zu 104/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen (48/AB zu 9/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 33

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (49/AB zu 107/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (50/AB zu 72/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (51/AB zu 85/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Ernest Windholz, Kolleginnen und Kollegen (52/AB zu 149/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen (53/AB zu 8/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (54/AB zu 24/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Gerhard Steier, Kolleginnen und Kollegen (55/AB zu 1/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (56/AB zu 159/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen (57/AB zu 4/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen (58/AB zu 6/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen (59/AB zu 10/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (60/AB zu 44/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (61/AB zu 45/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (62/AB zu 46/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (63/AB zu 66/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (64/AB zu 68/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (65/AB zu 74/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (66/AB zu 93/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (67/AB zu 99/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (68/AB zu 153/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (69/AB zu 155/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen (70/AB zu 168/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (71/AB zu 198/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (72/AB zu 253/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen (73/AB zu 347/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (74/AB zu 12/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (75/AB zu 15/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (76/AB zu 16/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (77/AB zu 17/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (78/AB zu 18/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (79/AB zu 21/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Alois Gradauer, Kolleginnen und Kollegen (80/AB zu 22/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (81/AB zu 25/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 34

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (82/AB zu 29/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 35

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (83/AB zu 30/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (84/AB zu 31/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (85/AB zu 32/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (86/AB zu 40/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Gabriela Moser Kolleginnen und Kollegen (87/AB zu 41/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (88/AB zu 43/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (89/AB zu 58/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (90/AB zu 61/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (91/AB zu 75/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (92/AB zu 88/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (93/AB zu 102/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (94/AB zu 116/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (95/AB zu 134/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (96/AB zu 136/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (97/AB zu 214/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen (98/AB zu 350/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (99/AB zu 20/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Norbert Ho­fer, Kolleginnen und Kollegen (100/AB zu 23/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Leopold Mayer­hofer, Kolleginnen und Kollegen (101/AB zu 33/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Leopold Mayer­hofer, Kolleginnen und Kollegen (102/AB zu 121/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (103/AB zu 131/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (104/AB zu 76/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (105/AB zu 89/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (106/AB zu 162/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (107/AB zu 257/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Alois Gradauer, Kolleginnen und Kollegen (108/AB zu 324/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Norbert Ho­fer, Kolleginnen und Kollegen (109/AB zu 34/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (110/AB zu 38/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (111/AB zu 39/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (112/AB zu 87/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Ste­fan, Kolleginnen und Kollegen (113/AB zu 52/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Mo­ser, Kolleginnen und Kollegen (114/AB zu 59J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (115/AB zu 67/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (116/AB zu 80/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (117/AB zu 90/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (118/AB zu 94/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen (119/AB zu 352/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (120/AB zu 297/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (121/AB zu 194/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (122/AB zu 148/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 36

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (123/AB zu 49/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (124/AB zu 50/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (125/AB zu 54/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (126/AB zu 77/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (127/AB zu 53/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (128/AB zu 69/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolle­ginnen und Kollegen (129/AB zu 70/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (130/AB zu 71/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolle­ginnen und Kollegen (131/AB zu 83/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (132/AB zu 84/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolle­ginnen und Kollegen (133/AB zu 97/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (134/AB zu 98/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolle­ginnen und Kollegen (135/AB zu 111/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (136/AB zu 112/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (137/AB zu 55/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (138/AB zu 56/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 37

des Bundesministers für Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (139/AB zu 73/J)

des Bundesministers für Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (140/AB zu 86/J)

des Bundesministers für Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (141/AB zu 100/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen (142/AB zu 144/J)

des Bundesministers für Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (143/AB zu 114/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen (144/AB zu 146/J)

des Präsidenten des Rechnungshofes auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (145/AB zu 63/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (146/AB zu 120/J)

des Bundesministers für Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abge­ordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (147/AB zu 60/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (148/AB zu 119/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (149/AB zu 147/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Christine Brunner, Kolleginnen und Kollegen (150/AB zu 185/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen (151/AB zu 188/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (152/AB zu 205/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Erwin Spindelberger, Kolleginnen und Kollegen (153/AB zu 229/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen (154/AB zu 319/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen (155/AB zu 375/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (156/AB zu 123/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (157/AB zu 124/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (158/AB zu 169/J)

des Bundesministers für Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (159/AB zu 160/J)

des Bundesministers für Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abge­ordneten Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen (160/AB zu 166/J)

der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (161/AB zu 65/J)

der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (162/AB zu 92/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 38

der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abgeord­neten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen (163/AB zu 340/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (164/AB zu 78/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (165/AB zu 91/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (166/AB zu 105/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Stefan, Kollegin­nen und Kollegen (167/AB zu 126/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (168/AB zu 190/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (169/AB zu 245/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kollegin­nen und Kollegen (170/AB zu 339/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (171/AB zu 64/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen (172/AB zu 127/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Mo­ser, Kolleginnen und Kollegen (173/AB zu 133/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Neubauer, Kollegin­nen und Kollegen (174/AB zu 325/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Alexander Van der Bellen, Kolleginnen und Kolle­gen (175/AB zu 138/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (176/AB zu 137/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Pe­ter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen (177/AB zu 128/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen (178/AB zu 145/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (179/AB zu 158/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Mag. Harald Stefan, Kolleginnen und Kollegen (180/AB zu 181/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (181/AB zu 201/J)

des Bundeskanzlers auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (182/AB zu 151/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 39

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Peter Stauber, Kolleginnen und Kollegen (183/AB zu 170/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (184/AB zu 200/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (185/AB zu 202/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (186/AB zu 255/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen (187/AB zu 351/J)

der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (188/AB zu 152/J)

der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (189/AB zu 191/J)

der Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (190/AB zu 246/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen (191/AB zu 165/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (192/AB zu 140/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (193/AB zu 141/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Dr. Wolfgang Zinggl, Kolleginnen und Kollegen (194/AB zu 142/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolle­ginnen und Kollegen (195/AB zu 157/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen (196/AB zu 392/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (197/AB zu 163/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (198/AB zu 203/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (199/AB zu 258/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Daniela Musiol, Kolleginnen und Kollegen (200/AB zu 130/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Mo­ser, Kolleginnen und Kollegen (201/AB zu 132/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Mo­ser, Kolleginnen und Kollegen (202/AB zu 135/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 40

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen (203/AB zu 143/J)

des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung auf die Anfrage der Abgeordne­ten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (204/AB zu 150/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (205/AB zu 154/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Ger­hard Deimek, Kolleginnen und Kollegen (206/AB zu 164/J)

des Bundesministers für Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (207/AB zu 199/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (208/AB zu 187/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (209/AB zu 249/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (210/AB zu 208/J)

des Präsidenten des Rechnungshofes auf die Anfrage der Abgeordneten DDr. Werner Königshofer, Kolleginnen und Kollegen (211/AB zu 175/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Dr. Peter Pilz, Kolleginnen und Kollegen (212/AB zu 226/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen (213/AB zu 171/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Günter Kößl, Kolleginnen und Kollegen (214/AB zu 186/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Ab­geordneten Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen (215/AB zu 221/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Her­bert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (216/AB zu 182/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen (217/AB zu 220/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (218/AB zu 215/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen (219/AB zu 239/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (220/AB zu 381/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Pe­ter Fichtenbauer, Kolleginnen und Kollegen (221/AB zu 173/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Mario Kunasek, Kolleginnen und Kollegen (222/AB zu 174/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 41

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Dr. Martin Graf, Kolleginnen und Kollegen (223/AB zu 213/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Heidemarie Unterreiner, Kolleginnen und Kollegen (224/AB zu 269/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (225/AB zu 177/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (226/AB zu 178/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (227/AB zu 179/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Harald Ste­fan, Kolleginnen und Kollegen (228/AB zu 180/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen (229/AB zu 183/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (230/AB zu 206/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Heinz-Christian Strache, Kolleginnen und Kollegen (231/AB zu 207/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (232/AB zu 172/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (233/AB zu 184/J)

des Bundesministers für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolle­ginnen und Kollegen (234/AB zu 196/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Peter Stauber, Kolleginnen und Kollegen (235/AB zu 176/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (236/AB zu 192/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die An­frage der Abgeordneten Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen (237/AB zu 238/J)

des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (238/AB zu 247/J)

der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur auf die Anfrage der Abgeordne­ten Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen (239/AB zu 189/J)

des Bundesministers für Landesverteidigung auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (240/AB zu 197/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (241/AB zu 195/J)

des Bundesministers für Finanzen auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (242/AB zu 193/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 42

der Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abge­ordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen (243/AB zu 308/J)

des Bundesministers für Gesundheit, Familie und Jugend auf die Anfrage der Abgeord­neten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen (244/AB zu 427J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (245/AB zu 216/J)

des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft auf die Anfrage der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen (246/AB zu 217/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (247/AB zu 210/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (248/AB zu 211/J)

der Bundesministerin für Justiz auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (249/AB zu 212/J)

des Bundesministers für Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerhard Köfer, Kolleginnen und Kollegen (250/AB zu 240/J)

des Bundesministers für Soziales und Konsumentenschutz auf die Anfrage der Abge­ordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (251/AB zu 254/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen (252/AB zu 219/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Anneliese Kitzmüller, Kolleginnen und Kollegen (253/AB zu 320/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Die­ter Brosz, Kolleginnen und Kollegen (254/AB zu 332/J)

des Bundesministers für Wirtschaft und Arbeit auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (255/AB zu 484/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (256/AB zu 209/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (257/AB zu 223/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Albert Stein­hauser, Kolleginnen und Kollegen (258/AB zu 224/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Gerald Grosz, Kolleginnen und Kollegen (259/AB zu 233/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen (260/AB zu 236/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Christian Lausch, Kolleginnen und Kollegen (261/AB zu 262/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (262/AB zu 271/J)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 43

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen (263/AB zu 272/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (264/AB zu 276/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (265/AB zu 280/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (266/AB zu 282/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (267/AB zu 283/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (268/AB zu 284/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (269/AB zu 285/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (270/AB zu 286/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (271/AB zu 334/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (272/AB zu 385/J)

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen (273/AB zu 388/J)

der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie auf die Anfrage der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen (103/AB zu 131/J) (Zu 103/AB zu 131/J)

*****

der Präsidentin des Nationalrates auf die Anfrage der Abgeordneten Herbert Kickl, Kolleginnen und Kollegen (1/ABPR zu 1/JPR)

 


09.04.09


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 44

Beginn der Sitzung: 9.04 Uhr

Vorsitzende: Präsidentin Mag. Barbara Prammer, Zweiter Präsident Fritz Neuge­bauer, Dritter Präsident Mag. Dr. Martin Graf.

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Guten Morgen, meine Damen und Herren! Ich eröffne die Sitzung.

Die Amtlichen Protokolle der 8. und 9. Sitzung vom 10. Dezember 2008 sind in der Parlamentsdirektion aufgelegen und unbeanstandet geblieben.

Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Mag. Muttonen, Praßl, Herbert, Jan­nach und Dr. Winter.

09.04.33Einlauf

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Vom Bundeskanzler ist folgendes Schreiben eingelangt:

„Sehr geehrte Frau Präsidentin!

Ich beehre mich mitzuteilen, dass der Herr Bundespräsident mit Entschließung vom 18. Dezember 2008, ..., auf meinen Vorschlag die Bundesministerin ohne Portefeuille Gabriele Heinisch-Hosek gemäß Artikel 74 Absatz 3 des Bundes-Verfassungsgesetzes vom Amte enthoben und sie gleichzeitig gemäß Artikel 70 Absatz 1 in Verbindung mit Artikel 77 Absatz 3 des Bundes-Verfassungsgesetzes zur Bundesministerin im Bun­deskanzleramt ernannt hat.

Sie wird die Bezeichnung ,Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst‘ führen.

Mit besten Grüßen

Werner Faymann

*****

Vom Bundeskanzler ist weiters folgendes Schreiben eingelangt:

„Sehr geehrte Frau Präsidentin!

Ich beehre mich mitzuteilen, dass der Herr Bundespräsident mit Entschließung vom 15. Jänner 2009, ..., gemäß Artikel 74 Absatz 3 Bundes-Verfassungsgesetz Bundesmi­nister Dr. Johannes Hahn von seiner vorläufigen Betrauung mit dem Bundesministe­rium für Justiz enthoben hat.

Gleichzeitig hat der Herr Bundespräsident auf meinen Vorschlag gemäß Artikel 70 Ab­satz 1 Bundes-Verfassungsgesetz Frau Mag. Claudia Bandion-Ortner zur Bundesmi­nisterin für Justiz ernannt.

Mit besten Grüßen

Werner Faymann

*****

Ich wünsche der neu ernannten Bundesministerin den besten Erfolg für ihre Arbeit im Dienste der Republik Österreich. (Allgemeiner Beifall.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 45

09.06.18Aktuelle Stunde

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nunmehr zur Aktuellen Stunde mit dem Thema:

„Sichere Energieversorgung für Österreich“

Ich gebe bekannt, dass die Sitzung im Zeitraum von 9.05 Uhr bis 15.05 Uhr vom ORF live übertragen wird.

Als Erster zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Dr. Bartenstein. Ich erteile ihm das Wort und mache darauf aufmerksam, dass die Redezeit 10 Minuten beträgt. – Bit­te, Herr Abgeordneter.

 


9.06.43

Abgeordneter Dr. Martin Bartenstein (ÖVP): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Meine sehr verehrten Damen und Herren des Hohen Hauses! 14 Tage ist es her, seit aufgrund des russisch-ukrainischen Gaspreisstreites kein russisches Gas mehr nach Österreich, nach Mitteleuropa gepumpt worden ist, geflossen ist. – Jetzt kommt es wie­der, Gott sei Dank, und das ist gut so.

In manchem hatten wir ein Déjà-vu-Erlebnis: Vor drei Jahren hat es ähnlich ausgese­hen, als sich auch auf Basis eines Gaspreisstreites – die handelnden Personen sowohl in Russland als auch in der Ukraine waren damals dieselben, nicht nur Gazprom und Naftogaz – Ähnliches angekündigt hat. Allerdings war es damals möglich – wohl auch aufgrund einer sehr frühzeitigen Aktivierung seitens der incoming österreichischen Prä­sidentschaft einiger wichtiger EU-Mitgliedsländer, der Kommission, einer Sensibilisie­rung auch in Moskau und in der Ukraine –, sehr rasch, und zwar innerhalb von 24 Stunden, die Gasversorgung, die auch damals zumindest zurückgefahren wurde, wieder aufzunehmen. Wenn man so will: der erste Erfolg unserer österreichischen EU-Präsidentschaft am 1. Jänner 2006.

Diesmal war es, zugegebenermaßen, etwas schwieriger und ist es zu einer Eskalation gekommen, die uns natürlich Sorgen bereitet hat. Ich möchte mich an dieser Stelle bei den verantwortlichen Personen in diesem Lande herzlich bedanken: beim neu bestell­ten Energieminister Reinhold Mitterlehner, bei den Verantwortlichen der Gasunterneh­mungen, letztlich auch bei den hohen Beamten des Energieressorts. Sie haben die Sa­che gut gehandlet. Auf der Basis einer Gasspeicherverfügbarkeit, die in Europa ihres­gleichen sucht – fast der halbe Jahresbedarf, nämlich 5 Milliarden Kubikmeter, liegen unter der Erde als unsere Reserve –, war es möglich, Österreichs Wirtschaft, aber ge­rade auch Österreichs Haushalte in einer sehr, sehr kalten Phase des Winters zu je­dem Zeitpunkt optimal zu versorgen. Danke dafür Reinhold Mitterlehner und seinem Team! (Beifall bei der ÖVP.)

Andererseits: Wir müssen aus diesem Konflikt und aus dieser Entwicklung unsere Leh­ren ziehen. Vor drei Jahren konnte man noch sagen: einmal ist keinmal! Meine sehr verehrten Damen und Herren, vor drei Jahren konnte man noch sagen, dass im Kreml und wohl auch in der Gazprom-Zentrale die Auswirkungen unterschätzt worden wären, da konnte man noch sagen, dass Gazprom und die Russen ja nicht damit rechnen mussten, dass die Ukraine vielleicht doch Gas für die eigene Verwendung abzweigt, und davon ausgehen konnten, dass ausreichend und die für Europa bestimmte Gas­menge auch hier und in Baumgarten ankäme. Dass dem nicht so war, konnte man ja noch als Überraschung für Moskau qualifizieren.

Diesmal muss man den Verantwortlichen zwischen Moskau und Brüssel einschließlich Kiew aber schon sagen, dass man das ein wenig besser vorhersehen hätte müssen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 46

Und diesmal muss man wohl auch analysieren, dass seitens des Kremls die Gaswaffe wohl auch bewusst politisch eingesetzt worden ist – und das über einen Zeitraum von 14 Tagen.

Die Versorgungssicherheit – eine der drei Grundsäulen der europäischen und auch der österreichischen Energiepolitik – steht in diesen Tagen im Mittelpunkt unserer Sor­gen. Versorgungssicherheit also auf der einen Seite – und die beiden anderen Ecken dieses magischen Dreieckes sind Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit, Dinge, die uns in diesen Wochen und Monaten immer wieder zu schaffen machen.

Denken Sie etwa daran, meine Damen und Herren, dass im Mittelpunkt des Europäi­schen Rates vom Dezember 2008 das Thema Nachhaltigkeit, eben mit der Verab­schiedung des Klimapaketes, gestanden ist. Erfreulicherweise konnte – sozusagen im letzten Moment – auch eine akzeptable und industriefreundliche Lösung gefunden wer­den, nämlich die 20/20/20-Regelung: bis zum Jahre 2020 20 Prozent CO2 einzusparen, die Energieeffizienz um 20 Prozent zu verbessern und den Einsatz erneuerbarer Ener­gieträger auf 20 Prozent zu erhöhen.

Österreich ist da in manchem Vorbild – und soll auch in manchem Vorbild sein –, wenn ich etwa daran denke, dass sich Österreich in Sachen erneuerbarer Energieträger als Ziel eine Erhöhung auf 34 Prozent gesetzt hat. Der europäische Durchschnitt liegt bei 20 Prozent, in Österreich sind es 34 Prozent. Das ist also schon exzeptionell und wirk­lich sehr, sehr herzeigbar.

Auch in Sachen Wettbewerbsfähigkeit und Preise haben wir in den letzten zwölf Mo­naten, würde ich sagen, Überraschungen erlebt, wobei dazu auch noch zu sagen ist, dass diese Preisentwicklung auf den Weltenergiemärkten alles andere als nachhaltig war. Der Ölpreis hat sich zunächst, und zwar innerhalb eines Jahres, von 70 auf 150 US-Dollar je Barrel verdoppelt und ist dann innerhalb von drei Monaten von 150 US-Dollar auf etwas über 40 US-Dollar gesunken. – Da kenne sich noch einer aus, da mache noch einer eine Investitionsrechnung für Raffineriekapazitäten, auch für er­neuerbare Energieträger!

Wo immer im Energiebereich investiert werden soll, muss man ja mittel- und auch lang­fristig mit erwartbaren Preisen kalkulieren können. Daher: Solche Bocksprünge ma­chen es nicht gerade einfacher. So sehr 150 US-Dollar pro Barrel viel zu hoch sind, sind 40 US-Dollar wahrscheinlich zu niedrig. Uns wäre es natürlich am liebsten, wir hätten einen stabilen und nicht so volatilen Weltölpreis, der sich ja dann auch auf den Gaspreis auswirkt; also irgendwo in der Mitte, zwar deutlich unter 150 US-Dollar je Barrel und über diesen 40 US-Dollar.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, was sind also die To-dos now? – An obers­ter Stelle unserer Energiepolitik muss weiterhin die Verbesserung der Energieeffizienz stehen. Ich habe schon gesagt, Verpflichtung auf europäischer Ebene: plus 20 Pro­zent. Das klingt allerdings leichter als es ist. Das geht vom Auto bis zu den Haushalten, und das reicht auch – auch wenn Sie, Frau Kollegin Glawischnig, es nicht hören wol­len – bis zur Verbesserung der Energieeffizienz durch die Schließung des 380-KV-Rin­ges in unserem Lande. Dadurch können ganze Donau-Kraftwerke eingespart werden.

An zweiter Stelle liegt – durchaus gleichgewichtig – der Einsatz erneuerbarer Energie­träger. Meine sehr verehrten Damen und Herren, bei aller Wertschätzung für Biomasse, Biogas, Windkraft: All das hat seinen Stellenwert, soll seinen Stellenwert haben, direkte Energie aus Sonne, Photovoltaik, ja, ich bin zuversichtlich, dass in der Mitte des kommenden Jahrzehnts die Preiswürdigkeit von Strom aus Photovoltaik, die Marktgerechtigkeit gefunden werden kann, das sieht recht gut aus, aber Österreich hat


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 47

hier ein Asset, Österreich hat hier eine Stärke in Sachen erneuerbarer Energieträger – und das ist die Wasserkraft, das ist unsere Nummer eins unter den Energieträgern. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wenn wir in Sachen erneuerbarer Energieträger auf eine Energiegewinnungsmethode setzen, dann muss das die Wasserkraft sein.

Vor rund einem halben Jahr habe ich gemeinsam mit der Energiewirtschaft den „Mas­terplan Wasserkraft“ vorgestellt. Selbst unter Außerachtlassung kritischer Kraftwerk­standorte – niemand will Hainburg, niemand will die Wachau verbauen; kommt nicht in Frage – und wenn man das verwirklicht, was verwirklichbar ist, was ökologisch vertret­bar ist, natürlich unter Einbindung der Bürgerinnen und Bürger, dann sind im Laufe von zehn Jahren mit diesem „Masterplan Wasserkraft“ etwa 7 Milliarden Kilowattstunden an zusätzlicher Erzeugungskapazität zu erzielen. 7 Milliarden Kilowattstunden!

Und nicht zufällig, meine Damen und Herren, ist das etwa die Menge, die Österreich zurzeit netto pro Jahr importiert. Österreich ist leider Gottes in den letzten Jahrzehn-
ten zu einem Stromnettoimporteur geworden. – Wollen wir aus dieser Falle heraus, dann braucht es Investitionen in die Wasserkraft. (Beifall bei der ÖVP sowie des
Abg. Mag. Gaßner.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, in Sachen Gas gilt es gleichfalls, die richti­gen Schlüsse zu ziehen. Wir müssen anerkennen, dass auch in den nächsten Jahren russisches Gas für Österreich, für Europa weiterhin das Rückgrat der Gasversorgung darstellen wird. Wir sollten auch die gute, traditionelle Verbindung zwischen Gazprom und der OMV keinesfalls gering schätzen, darauf soll man weiter aufbauen, und wir sollten auch weiterhin in Speicher investieren; das ist der richtige Weg.

Ebenso sollten wir das Projekt „Nabucco“ vorantreiben, denn selbst Russland aner­kennt mittlerweile, dass es gescheit ist, nicht nur eine ukrainische Pipeline zur Versor­gung Europas zu haben – und dass es in Sachen Herkunftsquellen von Gas nicht klug ist, nur auf russisches Gas zu setzen, das ist nach den letzten zwei Wochen wohl allen klar.

„Nabucco“ also im Vordergrund, Österreich als Führungsland innerhalb eines Konsor­tiums aus fünf oder sechs Ländern. Es gibt allerdings auch einen türkischen Premier­minister, der in diesen Tagen – ganz kurz, aber doch – so etwas wie eine „Energiewaf­fe“ in Brüssel aufblitzen ließ: Erdogan konnte es sich nicht verkneifen, zu sagen: Wenn das Energiekapitel in den Verhandlungen mit der Türkei nicht geöffnet werde, dann würde „Nabucco“ wohl ein wenig in Frage gestellt werden.

Nun zum Thema Kernkraft, weil das zu einer Energiedebatte natürlich dazugehört. Meine sehr verehrten Damen und Herren, völlig klar, auch, wie ich meine, aus der Sicht des Hohen Hauses: Österreich wird auch in Zukunft auf Kernkraft verzichten, und wir können uns das leisten. Wir können es uns aufgrund der Wasserkraftstärke Öster­reichs leisten, auf Kernkraft zu verzichten. Kernkraftwerke in unserem Lande sind heu­te und auch in Zukunft keine Option. Das machen wir auch immer wieder sehr ge­schlossen klar, wenn es darum geht, in Sachen Dauerabschaltung des AKW Bohunice auf unserem Recht zu beharren; natürlich ebenso was die AKWs Kosloduj und Ignalina betrifft. Sicherheitsfragen müssen da im Vordergrund stehen; das steht eindeutig fest. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

So wie andere über ihren Energie-Mix entscheiden, wollen und werden auch wir in Ös­terreich das in Zukunft tun, genauso, wie wir das auch heute halten. Meine sehr verehr­ten Damen und Herren, das ist einmal mehr die Fokussierung auf Wasserkraft und


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auch weiterhin der Verzicht auf Kernkraft, weil die Menschen in unserem Lande das wollen und weil uns das die Sicherheit unseres Landes wert sein muss. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

9.17


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu einer einleitenden Stellungnahme hat sich Herr Bundesminister Dr. Mitterlehner zu Wort gemeldet. Ich mache darauf aufmerk­sam, dass auch Ihre Redezeit 10 Minuten nicht überschreiten soll. – Bitte, Herr Bun­desminister.

 


9.17.23

Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Dr. Reinhold Mitterlehner: Frau Präsi­dentin! Herr Kollege Berlakovich! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Seit ges­tern, 19.20 Uhr, ist die Gasversorgung Österreichs seitens Gazprom mit 100 Prozent wiederhergestellt. (Beifall bei der ÖVP.)

In einem Land, in dem die Versorgungssicherheit zu leistbaren Preisen ein ganz wichti­ges Asset für die Bevölkerung, aber auch für die heimische Wirtschaft ist, ist das eine ganz, ganz wichtige Sache. Ich aber, meine Damen und Herren, bin nicht derjenige, der sagt: Jetzt ist wieder alles gut, gehen wir daher zur Tagesordnung über!, sondern ich sage, es gilt nun, die notwendigen Konsequenzen daraus zu ziehen. (Beifall bei der ÖVP.)

Klar ist, dass diese „Nullversorgung“ mit 7. Jänner 2009 – ich zitiere da OMV-General­direktor Ruttenstorfer – der Super-GAU war, was die Gasversorgung anlangt. Was das diesbezügliche Krisenmanagement anlangt, hat sich bestätigt, dass erstens die Ener­gielenkung in Österreich, was die gesetzliche Situation und die Rahmenbedingungen anlangt, in Ordnung ist. Da hat die Bundesregierung, da hat das Parlament gute Vo­raussetzungen geschaffen, und da können wir dort anknüpfen, wo Bundesminister Bar­tenstein sozusagen aufgehört hat, denn in Österreich haben wir, gemessen am Ener­gieverbrauch, die höchsten Lagerkapazitäten in ganz Europa – und das hat uns in die­ser Krise genützt. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Zweiter Punkt: die Managementqualitäten. Wir in Österreich konnten diese Krise ohne Lenkungsverordnung bewältigen und haben in diesem Zusammenhang auf vernünftige Zusammenarbeit gesetzt. Ich darf mich daher auch hier und heute allen voran bei der OMV, bei der AGGM – das ist der Regelzonenführer –, aber auch bei der RAG und der E-Control recht herzlich für diese Kooperation bedanken. Niemand in Österreich muss­te frieren, niemand im Industriebereich musste sich wesentlich einschränken. Daher nochmals: danke vielmals! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Dritter Punkt: Wir in Österreich, meine Damen und Herren, haben diese Krise auch marktwirtschaftlich bewältigt, und zwar auf Basis langfristiger Verträge. Es wird ja im­mer die Frage gestellt, ob es schlecht ist, wenn wir solch langfristige Verträge abschlie­ßen. Könnte man nicht kostengünstiger agieren, und zwar nach Angebot und Nachfra­ge? – Dazu kann ich nur sagten: Unser Vorteil war in dieser Situation, dass es langfris­tige Verträge gibt, und es wurde warenmäßig in Europa getauscht. Wir haben keine Preisnachteile. Daher: Dieses System ist das richtige.

Auch die Rolle der EU wurde kritisch hinterfragt, meine Damen und Herren, und ich möchte die Rolle der Präsidentschaft nicht bewerten, aber die Rolle der Kommission schon: Die Kommission war vorbildlich! Ich habe am 7. Jänner, genau als die Krise be­gonnen hat, mit dem EU-Kommissar telefoniert; da war er gerade auf dem Weg nach Prag und dann nach Moskau. Die Kommission hat, glaube ich, auch die richtige Linie gefahren, nämlich sich nicht zu beteiligen an dem bilateralen Konflikt zwischen Ukraine und Russland – da wäre das ganze Problem nur verlängert worden –, sondern zu tren-


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nen: hier die Durchleitung – dort der bilaterale Vertrag, und die anderen Verhandlun­gen zu begleiten. Das hat sich im Endeffekt genauso bewährt wie die Haltung, dass wir am letzten Samstag nicht nach Moskau gefahren sind, denn es war die Linie Russ­lands, dass man uns dort möglicherweise auseinanderdividiert. Daher glaube ich, das, was die Kommission gemacht hat, war sehr gut.

Das haben wir auch bemerkt bei Bohunice: Es war die Rolle der Kommission, hier auf den Vertragsbruch aufmerksam zu machen, wenn die Slowakei Bohunice wieder hoch­fährt. Auf der anderen Seite würde ich auch sagen, das entschlossene und geschlos­sene Zusammenwirken der österreichischen Bundesregierung, allen voran des Bun­deskanzlers, aber auch der Fachminister, hat dazu beigetragen, dass Bohunice nicht eingeschaltet worden ist. Ich finde auch: ein großer Erfolg! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Meine Damen und Herren, damit auch zu den Konsequenzen. Herbert Scheibner hat beispielsweise im Nationalen Sicherheitsrat gefragt: Sollte nicht eine Börse entwickelt werden, um die Problematik in diesem Bereich besser ausräumen zu können? – Ich habe mich erkundigt: Der Antrag ist schon erledigt, er wird umgesetzt. Wir werden im Herbst die größte europäische Gasbörse in Europa haben, und zwar eine Warenbörse, nicht ... (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Der ist vertraulich, der Sicherheitsrat – übri­gens!) – In diesem Punkt ist das ja aufgehoben worden. Sie haben ja gesehen, dass diesbezüglich der entsprechende Beschluss gefasst worden ist. (Abg. Dr. Glawisch­nig-Piesczek: Der Antrag!) Und dass Herbert Scheibner diese Frage gestellt hat, dazu wird er gerne stehen. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Der Antrag!)

Frau Kollegin, ich glaube, es ist auch im Sachinteresse, hier festzuhalten, dass dieses Element auch aus anderen Informationsquellen zu mir gelangt ist und daher der Ver­traulichkeit nicht unterliegt. (Beifall bei der ÖVP.)

Zweiter Punkt: Was werden wir jetzt tun? – Wir werden eine Vertragsanalyse vorneh­men: Was hat sich auf Basis der konkreten Vertragsänderungen ergeben? Wir werden eine Schadensbewertung machen. Wir werden zum Dritten aber auch die Konsequen­zen in Richtung alternativer Möglichkeiten ziehen. Und da geht die EU meines Erach­tens einen richtigen Weg. Wir werden alternative Systeme entsprechend präferieren, wie Liquidgas. Wir werden zweitens die Versorgungsalternativen ausweiten – Beispiel „Nabucco“; das ist ein Projekt, bei dem Sie gar nicht den Iran brauchen, denn in Turk­menistan, Aserbaidschan sind sehr große Gasreserven, und das wird uns unabhängi­ger machen. Ich glaube, das ist auch ein richtiger Weg. Und die Europäische Union wird das Frühwarnsystem verbessern und auch andere Staaten einladen, so ähnlich wie Österreich Gasspeicher anzulegen. Aber die Gesamtlinie in diesem Bereich ist auf marktwirtschaftlicher Basis, im Rahmen einer Art von Börsensystem auf handelbarer Basis zu sehen.

Damit, meine Damen und Herren, sind wir auch bei der Zukunftsbewertung. Frau Gla­wischnig und viele andere diskutieren ja die Energiewende und die Autarkie. Und es geht da gar nicht darum, einen Konflikt entstehen zu lassen, denn auch Niki Berlako­vich hat Autarkie angesprochen. Als Ziel, möglichst unabhängig zu werden – wunder­bar und in Ordnung!, aber schauen Sie doch einmal nur auf den praktischen Aspekt: Wir haben hier Gazprom, Baumgarten; wir werden „Nabucco“ haben. Solche Leitungen sind auf 30 bis 50 Jahre, ja auf noch länger ausgelegt. Jetzt stellen Sie sich einmal vor, wir haben die Leitung in Baumgarten, haben alles da, handeln für ganz Europa – und dann wären wir diejenigen, die sagen: Nein, wir sind nur Durchleiter, wir stellen nur un­sere Kapazitäten zur Verfügung, nutzen aber werden wir das nicht!? Und das, wo doch Erdgas eine der saubersten Energien überhaupt ist und die Kapazitäten für 100 Jahre reichen! – Sie von den Grünen stellen heute eine Dringliche Anfrage an mich. Ich gebe Sie Ihnen zurück: Fragen Sie sich vielleicht selbst, ob diese Konzeption richtig ist. (Bei­fall und Bravorufe bei der ÖVP sowie Beifall bei Abgeordneten der SPÖ.)


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In diesem Zusammenhang ist klar – Herr Minister außer Dienst Bartenstein hat es an­gesprochen –: Energieeffizienz ist das Thema!

Aber auch hier eine zweite Sache: Wir haben uns verpflichtet, bis zum Jahr 2020 unse­ren erneuerbaren Anteil auf 34 Prozent auszubauen. Bis 2020, also praktisch in den nächsten zehn Jahren. Sie sehen hier (der Redner zeigt eine Graphik) – ich weiß, aus dieser Distanz ist es schwierig zu sehen, aber Sie kennen alle diese Graphik –: Diese zwei kleinen Tortenstücke, das ist der Anteil an Wasserkraft, die wir bis zum Jahr 2020 auf 34 Prozent ausbauen.

34 Prozent, also rund ein Drittel – da werden wir alles zu tun haben, um alles zu nutzen im Bereich der Wasserkraft, dort, wo es sie überhaupt gibt. Da werden möglicherweise die Freudenau und andere Kraftwerke an der Donau wieder diskutiert werden – ich bin auf Ihre (in Richtung Grüne) Position gespannt. (Ruf bei den Grünen: Freudenau gibt’s nicht! – Ruf beim BZÖ: Was ist mit der Freudenau?) Aber in diesem Zusammenhang ist eines klar: dass wir Jahr für Jahr in einem Revisionsprozess unsere Maßnahmen vorlegen wollen und müssen. Und wenn wir das nicht erreichen, diesen schmerzhaften Prozess nicht bewältigen – der sich aber lohnt, das gebe ich auch zu! –, dann werden wir über Leitungen in Richtung Rumänien, Bulgarien von Donaukraftwerken alternati­ven Strom beziehen müssen. Diesen müssen wir auch bezahlen. Und daher ist die Frage, wo man da dann von Autarkie reden kann, gar nicht so weit hergeholt.

Ich würde Ihnen auf der anderen Seite schon auch sagen: Wenn Sie wirklich unabhän­gig sein wollen, dann würde das bedeuten, dass Sie diesen Anteil von 34 Prozent noch einmal mehr als verdoppeln wollen und das auch müssen. Wenn ich mich seriös damit auseinandersetze, dass Sie die Energiewende eingeleitet haben und dass das ja in zwei Komponenten erfolgen soll – der erste Teil 2020, was Wärme und Strom anbe­langt, und der zweite Teil erst 2030 –, dann muss ich schon darauf hinweisen: Betrach­ten Sie die Zeitschiene, betrachten Sie die möglichen Maßnahmen, und Sie werden draufkommen, hier ist einiges wirklich nicht realistisch!

Jetzt könnte man zu dem Standpunkt kommen: Ist ja egal, das Ziel eint uns! – Es eint uns das Ziel, einen Gesamtplan zu entwickeln. Aber wir sollten der Bevölkerung keine Illusionen machen: Dass wir in den nächsten zehn, 15 Jahren auf Öl, auf Gas komplett verzichten werden, das ist von den Zahlen, von den Daten, von den Entwicklungen her nicht machbar!

Dazu sollten wir stehen, aber gemeinsam so weit wie möglich daran arbeiten, die er­neuerbare Energie zu entwickeln und damit auch Technologie zu fördern, die wir insge­samt zur Problembewältigung brauchen werden. – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

9.26


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich mache darauf aufmerksam, dass die Rede­zeit aller weiteren Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Aktuellen Stunde laut § 97a Abs. 6 der Geschäftsordnung 5 Minuten nicht übersteigen darf.

Als Erster gelangt Herr Abgeordneter Katzian zu Wort. – Bitte.

 


9.26.53

Abgeordneter Wolfgang Katzian (SPÖ): Meine Damen und Herren! Ich glaube, je­dem von uns ist gestern ein Stein vom Herzen gefallen und alle waren erleichtert, als die Information kam, dass das russische Gas wieder fließt. Aber auf der anderen Seite ist, glaube ich, durch die aktuelle Gasversorgungskrise auch jedem von uns klar ge­worden, dass wir eine sehr hohe Abhängigkeit von den russischen Gaslieferungen ha­ben.

Obwohl dank vorausschauender Maßnahmen, die ja schon angesprochen wurden, ins­besondere im Bereich der OMV, entsprechende Reserven vorhanden waren, um derar-


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tige Lieferausfälle zu kompensieren, und dadurch die Lage nie wirklich dramatisch ge­worden ist, gibt es auf der anderen Seite sehr viele Menschen, die gerade durch diese Entwicklung in den letzten Wochen nachzudenken begonnen haben und denen klar wurde, dass es kein langfristiger Weg sein darf, in totaler Abhängigkeit von fossilen Energiequellen, also von Gas und Öl, zu sein.

Ich meine, dass die Krise der letzten Wochen in der Bevölkerung und bei wichtigen energiepolitischen AkteurInnen ein nie dagewesenes Bewusstsein für die Bedeutung erneuerbarer Energien entstehen hat lassen. In diesem Sinne könnten wir die Krise auch als Chance sehen, erste wichtige Schritte in Richtung einer energiepolitischen Wende zu setzen. Ich denke, wir sind Realisten genug, um zu wissen, dass wir auch morgen noch fossile Energien brauchen werden. Daher geht es nicht um einzelne Maßnahmen, sondern um einen Maßnahmenmix, der den Ausbau erneuerbarer Ener­gien ebenso vorsieht wie Anreize zum Energiesparen und zur Energieeffizienz. Wichti­ge Maßnahmen dazu wurden von der Bundesregierung im Regierungsprogramm vor­weggenommen.

Ein Punkt dabei ist, wenn man die Abhängigkeit Europas vom russischen Gas verrin­gern möchte, dass es wichtig ist, sich Zugang zu möglichst vielen Energiemärkten zu verschaffen. Das Regierungsprogramm sieht hier folgerichtig vor, dass Österreich sich für einen verstärkten Dialog mit den Energieproduzentenländern einsetzen soll, mit Ös­terreich als Initiator, als Gastgeber und unter Einbeziehung wichtiger österreichischer Unternehmen.

Ein wichtiger Schritt in Richtung Zugang zu weiteren Energiemärkten ist das bereits an­gesprochene Projekt „Nabucco“-Pipeline. Ich bin der Meinung, dass dieses oberste Priorität in der österreichischen Energieaußenpolitik haben muss. Als sinnvolle Ergän­zung zu „Nabucco“ ist auch das Projekt „South Stream“ anzusehen, wobei es da noch darum gehen wird, ehest möglich die dafür notwendigen gesetzlichen Voraussetzun­gen zu schaffen.

Ganz entscheidend wird es in Zukunft allerdings auch sein, weniger Energie zu ver­brauchen. Wir müssen daher jedenfalls auch eine Erhöhung der Energieeffizienz an­streben. So ist im Regierungsprogramm auch die Erstellung eines „Masterplans Ener­gieeffizienz“ festgelegt. Im Konjunkturpaket II für das Jahr 2009 sind insgesamt 100 Millionen € für thermische Sanierung vorgesehen. 50 Millionen € davon sollen als Förderung für die privaten Haushalte zur Verfügung stehen, und 10 000 Haushalte könnten dadurch bis zu 5 000 € an Zuschüssen bekommen. (Abg. Mag. Kogler: Die Ministerien wissen noch nicht einmal, wie sie das organisieren sollen!)

Weitere 50 Millionen € sollen für Förderungen thermischer Sanierung bei Unternehmen fließen. Zudem wird der Bund in die Sanierung von öffentlichen Gebäuden investie­ren. – Diese Maßnahmen haben aus meiner Sicht in zweierlei Hinsicht Top-Priorität: Einerseits sind sie ganz wesentlich als Konjunkturimpuls zu verstehen, und zum ande­ren sind Investitionen in die thermische Sanierung wichtige Beiträge zur Energieeffi­zienz. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Was wir im Übrigen bei all der Diskussion um Energieeffizienz, Energiesparen und thermische Sanierung immer mit bedenken müssen (Abg. Mag. Kogler: Das ist „su­per“, wenn die Gewerkschaft bei der Industrie am Schoß sitzt, ...!); ist auch das Thema Energiearmut. Energie ist und bleibt eine wichtige Lebensgrundlage der Menschen, und Energie muss daher jedenfalls für alle leistbar bleiben. Genauso muss der Fens­ter- oder Kesseltausch auch für Menschen mit geringem Einkommen möglich gemacht werden. Lassen wir nicht zu, dass sinnvolle Maßnahmen in der Energiepolitik an der sozialen Frage und an der Leistbarkeit scheitern! Da haben wir, glaube ich, eine sehr, sehr wichtige Aufgabe. (Beifall bei der SPÖ.)


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Meine Damen und Herren, auch in Zukunft wird die heimische Energieversorgung auf einem Mix traditioneller und erneuerbarer Energieerzeugung basieren. Obwohl wir oh­ne Zweifel auf erneuerbare Energie setzen müssen, dürfen wir uns nicht der Illusion hingeben, dass wir fossile Energieträger von heute auf morgen zu 100 Prozent erset­zen können. Daher wird es den angekündigten Masterplan „Erneuerbare Energie“ ge­ben und das Ziel, einen Anteil von 34 Prozent zu erreichen, im Vordergrund stehen. Aber beim Ausbau der weiteren Aktivitäten muss eine zentrale Rolle der Wasserkraft zukommen. Das zu einem Schwerpunkt zu machen, dafür werden wir uns gemeinsam einsetzen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

9.32


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Ing. Schultes zu Wort. 5 Minuten. – Bitte.

 


9.32.30

Abgeordneter Ing. Hermann Schultes (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine geschätzten Bundesminister! Geschätztes Hohes Haus! Tatsächlich, der Druck in der Gasleitung steigt wieder – aber der Druck in der Diskussion um das Energiethema auch. In den letzten Jahren war die Energiefrage für alle Experten wichtig, in der Bevöl­kerung war das nicht so sehr ein Thema. Trotzdem ist viel geschehen: Wir haben die Biomasse ausgebaut – und wir sind heute froh darüber. Im letzten Jahr, in dem viele Dinge passiert sind, die uns ziemlich erschreckt haben, haben wir gesehen, dass die­ser Weg richtig war.

Was ist im letzten Jahr passiert? – Wir haben die Ölpreisexplosion erlebt, wir haben den Georgien-Krieg erlebt, wir haben die Dieselkrise vor Allerheiligen erlebt und jetzt den kalten Gaskrieg zwischen der Ukraine und Russland. Das war kein Spaß mehr, und das war nicht eine wirtschaftliche Auseinandersetzung, sondern das war Krieg. Und es ging darum, die Menschen, die frieren, als Geiseln zu nehmen in einer Ausein­andersetzung, in der es um Geld und Macht gegangen ist.

Gott sei Dank haben wir in Österreich diese Auswirkungen nicht so erlebt. Wir können uns dafür bedanken, vor allem bei der Industrie und bei jenen Betrieben, die in dieser Zeit das Gasnetz nicht mit Volllast beansprucht haben. Wir haben in Österreich Gasla­ger – es wurde schon gesagt –, und das ist äußerst wichtig. Die Gaslager haben wir, weil Erdgas im Sommer gut geliefert, aber wenig verbraucht wird und weil im Winter viel verbraucht, aber doch unverlässlich geliefert wird.

Das Problem ist aber: Wie viel Gas bekommen wir aus dem Lager heraus, wenn wir es brauchen? Und gerade heuer hat sich gezeigt, wie eng diese Stelle ist. 1,8 Millionen Kubikmeter Gas bekommen wir aus den Lagern heraus und aus der eigenen Förde­rung. Verbraucht hätten wir bei Normalbetrieb im Jänner 2,2 bis 2,4 Millionen Kubikme­ter. Die Industrie hat zurückgeschaltet, daher ist es sich für die Haushalte ausgegan­gen. Und die politische Koordination – lieber Herr Bundesminister, ich möchte mich wirklich bedanken (Abg. Weinzinger: „Hervorragend“!) – hat hervorragend funktioniert. (Beifall bei der ÖVP.)

Aber eines muss uns auch klar sein: Hätten wir in den letzten zehn Jahren die Biomas­se nicht ausgebaut, hätten wir deutlich mehr Gas gebraucht. Die Biomasse, die die Menschen verwenden, um in ihren Häusern damit zu heizen, die wir verwenden, um große oder kleinere gemeinsame Anlagen damit zu betreiben, hat uns so viel Wärme gebracht, wie 1 Million Kubikmeter Erdgas in der Stunde gebracht hätte. 1,8 Millionen bringen wir aus den Lagern heraus, 1 Million Kubikmeter hat uns die Biomasse ersetzt. Und in Summe können wir sagen, wir alle haben es warm gehabt in diesen kritischen Tagen. Deshalb: Danke auch dir, lieber Niki Berlakovich, und allen deinen Vorgängern. Die Biomasse und ihr Ausbau in den Bundesländern und im Bund haben uns gezeigt,


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dass wir den richtigen Weg gehen. (Beifall bei der ÖVP. – Ironische Heiterkeit sowie Zwischenruf des Abg. Vilimsky.)

Meine Damen und Herren, Pellets, Hackschnitzel, Heizöl, Erdgas – das ist das Thema im Winter. Aber wenn die Menschen darüber nachdenken, dass sie das bezahlen müs­sen, dann reduziert sich das Thema sehr schnell, und es ist kein Wunder, dass in den ländlichen Gebieten immer mehr Menschen auf Pellets und Hackschnitzel umstellen. Und recht haben sie! Und gut haben sie sich gefühlt in diesem Winter, und wohl haben sie sich gefühlt, und warm haben sie es gehabt! Und leisten können sie es sich! Und das ist der springende Punkt: Auch jetzt, wo Heizöl angeblich billig ist und bald wieder teurer werden wird, kostet 1 Kilowattstunde ungefähr 5,5 Cent. Beim Heizen mit Pellets kostet 1 Kilowattstunde 4 Cent, und bei Erdgas 7 Cent. Wer mit Pellets heizt, heizt auch jetzt billiger, und er heizt sicherer, und das Geld bleibt im Land. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren, es hat Leute gegeben, die haben gesagt, wir können uns auf die Russen und die 40-jährige Freundschaft verlassen – wer sich auf Putin verlässt, der ist verlassen! –, und die, die das gesagt haben, sind im Augenblick ziemlich bla­miert. Putin geht es um Geld, Putin geht es um Macht, und er ist in diesen Fragen rela­tiv gnadenlos; wir haben das erlebt. Alle, die uns einreden wollten, dass wir auf Putin vertrauen können (Abg. Weinzinger: ..., a blonde, so a liabe! – Ruf bei der FPÖ: Was spielt die Ukraine für eine Rolle?), wissen, dass sie das falsche Wort verwendet haben. Wir sollten den Verstand einschalten und ganz normal darüber nachdenken, wie es weitergeht.

Deshalb sind die europäischen Vorgaben die richtigen. Wir haben sie gemeinsam erar­beitet, wir werden sie gemeinsam umsetzen. Wasserkraft, Biomasse, die Sonne, die Erdwärme – wir werden gemeinsam diese Bereiche ausbauen und in den notwendigen weiteren Verwendungen fossiler Energie unsere Abhängigkeit dadurch reduzieren, dass wir zusätzliche Quellen in Anspruch nehmen.

„Nabucco“ ist eine zusätzliche Quelle, aber die Türken haben dann natürlich auch die Hand am Gashahn. Es ist auch so, dass „South Stream“ eine zusätzliche Quelle ist. Aber die beste Quelle ist das Sparen, das, was wir aus dem eigenen Land herausbrin­gen. Es geht dabei um unsere Menschen, um unsere Wertschöpfung und um unsere Arbeitsplätze. Deshalb: Tun wir das, was wir in Österreich am besten können, nämlich sparen, arbeiten und neu schaffen! (Beifall bei der ÖVP.)

9.38


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Ing. Hofer zu Wort. 5 Minuten. – Bitte.

 


9.38.05

Abgeordneter Ing. Norbert Hofer (FPÖ): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Meine Herren Bundesminister! Hohes Haus! Man darf nicht immer nur kritisieren. Frei­lich ist es so – das müssen auch wir als Opposition unterstreichen –, dass die heimi­sche Energiewirtschaft und auch die Bundesregierung diese Krise gut gemeistert ha­ben – das sagen wir auch ganz offen –, weil wir in Österreich mit 51 Prozent des Jah­resbedarfs sehr, sehr große Reserven haben. Aber wir wollen ja in Zukunft nicht nur Krisen meistern, sondern wir müssen uns auch darauf vorbereiten, dass wir unabhän­giger werden von Öl und Gas, meine Damen und Herren. Natürlich gebe ich Ihnen recht, Herr Bundesminister, wenn Sie sagen, in den nächsten 10 bis 15 Jahren werden wir nicht aus Öl und Gas aussteigen können – so realistisch müssen wir natürlich sein! –, aber Tatsache ist auch, dass Öl und Gas in Zukunft immer teuerer werden – weil es Ressourcen sind, die auch enden werden – und dass wir natürlich das große


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Glück, das wir in Österreich haben, dass wir nämlich einen reichen Schatz an erneuer­barer Energie haben, auch für uns nützen müssen und so schnell wie möglich auf die­se erneuerbaren Ressourcen umsteigen müssen.

Da bin ich eben nicht überzeugt davon, dass „Nabucco“ der Weisheit letzter Schluss ist – nicht deshalb, weil ich dem Iran misstraue und sage, der Iran würde das Gas nicht liefern, nein, sondern deswegen, weil ich mir Sorgen mache hinsichtlich der Türkei, wenn ich jetzt lesen muss, dass uns damit gedroht wird, dass, falls das Energiekapitel bei den Beitrittsgesprächen mit der Türkei nicht eröffnet wird, sich dann die Türkei überlegen wird, ob „Nabucco“ überhaupt gebaut werden darf. Das, meine Damen und Herren, ist politische Erpressung, und da müssten wir eigentlich schon heute sagen: Wenn die Türkei so vorgeht und uns so erpressen will, dann sollten wir die Beitrittsge­spräche mit der Türkei sowieso umgehend stoppen. Das wäre eine richtige Maß­nahme!

Da wollen wir auch nicht warten, dass es irgendwann eine Volksabstimmung in Öster­reich geben wird, ob wir gemeinsam mit der Türkei in einem Boot in der Europäischen Union sitzen wollen, sondern wir wollen, dass die Volksabstimmung darüber jetzt durchgeführt wird, damit die Menschen in Österreich entscheiden können: Wollen wir uns von der Türkei erpressen lassen, oder wollen wir das nicht? Wir wollen das nicht, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Eigentlich ist dieses Thema so wichtig, dass es wert gewesen wäre, zum Thema Ener­gie, Energiekrise, Energieversorgungskrise eine Sondersitzung im Nationalrat abzuhal­ten. Ich bedauere sehr, dass diese Sondersitzung am Widerstand der Grünen geschei­tert ist. Wir hätten wirklich Zeit gebraucht, um über dieses Thema, um über die Versor­gungssicherheit für Österreich zu diskutieren, meine Damen und Herren.

Unsere Zukunft liegt in der Photovoltaik, in der Solarthermie, in Biomasse, in Windkraft und in Geothermie, und, ja, sie liegt auch in der Wasserkraft. Wir müssen die vorhan­denen Ressourcen in Österreich nutzen – auch die Wasserkraft! Daher haben Sie, meine Damen und Herren von der Bundesregierung, auch unsere Unterstützung, wenn es darum geht, die Wasserkraftwerke weiter auszubauen.

Wesentlich für uns ist auch, die Photovoltaikförderung weiter zu verbessern. Sie wis­sen, bei einem ersten Ansatz war die Förderung innerhalb von wenigen Minuten verge­ben. Das Interesse ist gegeben, die Menschen wollen Photovoltaik nützen. Das heißt, wir müssen dafür die notwendigen finanziellen Mittel in die Hand nehmen.

Nun zur thermischen Sanierungsoffensive, die von einem meiner Vorredner schon an­gesprochen worden ist. Sie müssen wissen, meine Damen und Herren, dass es 80 Mil­liarden € kostet, den gesamten Althaus- und Altwohnungsbestand in Österreich ther­misch zu sanieren. Wir müssten 8 Milliarden € an Förderungen flüssigmachen, um die­se Investitionen auszulösen. Das heißt, es gibt einen richtigen Schritt in der Energie­politik, nämlich in die thermische Sanierung zu investieren, aber die Mittel dafür sind zu wenig. Ich glaube, dass es ein guter Schritt wäre, dafür in den nächsten zehn Jahren die notwendigen Fördermittel bereitzustellen. Das geht es um 800 Millionen € pro Jahr, viel Geld, aber genau damit würden wir die heimische Wirtschaft unterstützen. Denn: Wer nimmt die Wärmedämmungsmaßnahmen vor Ort vor? Das sind vor allem heimi­sche Klein- und Mittelbetriebe, meine Damen und Herren. Daher können wir mit dieser Fördermaßnahme vor allem die ansässige Wirtschaft unterstützen und damit auch Ar­beitsplätze schaffen. (Beifall bei der FPÖ.)

Eine weitere Maßnahme, die ich vorschlage, meine Damen und Herren, ist: Senken wir doch die Mehrwertsteuer auf Energie aus erneuerbaren Quellen! Bei Holz ist es bereits der Fall, aber machen wir das auch bei der Energiegewinnung aus Wasserkraft, Wind­kraft, Geothermie, Fotovoltaik. Setzen wir die Steuer hier runter von 20 Prozent auf


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10 Prozent! Damit unterstützen wir auch die vielen ansässigen Energiebetriebe, die kleinen Kraftwerke, die kleinen Wasserkraftwerke, die es auch gibt, und damit wird Strom aus erneuerbarer Energie auch günstiger.

Ganz zum Schluss, meine Damen und Herren, möchte ich Ihnen noch ein Buch ans Herz legen, und zwar ein Buch von Johann Haidlmair, das heißt „Der Sicherheitska­min“. Ich halte es für dringend notwendig, dass wir darauf achten, dass es in Österreich in unseren Haushalten, in den Wohnungen, in den Häusern auch einen Kamin gibt. Das ist nicht in allen Bauordnungen vorgesehen – leider! Der Sicherheitskamin schützt uns dann, wenn es eine Gaskrise gibt. Wenn wir unsere Wohnung nicht heizen kön­nen, das Haus nicht heizen können, dann habt man mit einem Kamin die Möglichkeit, zumindest einen Raum im Haus warmzuhalten. (Beifall bei der FPÖ.)

9.43


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordne­ter Mag. Widmann. 5 Minuten. – Bitte.

 


9.43.21

Abgeordneter Mag. Rainer Widmann (BZÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ich bin schon etwas verwundert, dass die ÖVP meint, der Herr Wirtschaftsminister habe so großartige Leistungen in der Energiepolitik vollbracht und dies dadurch bekundet, dass Sie ihm fest applaudiert. Dazu muss ich schon be­merken: Ein Siebenschläfer ist ja nahezu ein Energiebündel gegen das, was man beim Herrn Wirtschaftsminister in der letzten Zeit hinsichtlich seiner Leistungen wahrnehmen konnte. (Heiterkeit und Beifall beim BZÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich werde das auch erläutern. Ich schätze Bundesminister Mitterlehner als Person, ich mag ihn, er ist ein Mühlviertler, aber im Prinzip hat er nichts anderes getan, als die Gasreserven Österreichs wie aus einem großen Luftballon ausgelassen. Und das war schon die „Meisterleistung“ des Wirt­schaftsministers? (Abg. Hornek: Was haben Sie gegen einen Luftballon?) Herr Kollege von der ÖVP, es war die „Meisterleistung“ des Wirtschaftsministers, dass er Reserven ausgelassen hat – anstatt kreativ und innovativ die Zukunft der Energiepolitik in Öster­reich zu gestalten. Das hat er nämlich nicht getan! (Beifall beim BZÖ.)

Dazu muss man wissen, dass wir in Österreich rund 70 Prozent der Energie importie­ren. 10 Milliarden € zahlen wir an das Ausland für Energieimporte. Wäre es da nicht gescheiter, Herr Kollege von der ÖVP, wenn wir diese Geldsumme nehmen würden, um damit Biomassebauern, etwa im Mühlviertel, zu unterstützen (weitere Zwischenrufe bei der ÖVP) und die Photovoltaik auszubauen, um die Windkraft auszubauen, um Ihre Klientel, nämlich die Bauern, zu Energiewirten zu machen? Wäre das nicht gescheiter, liebe Kollegen von der ÖVP? (Beifall beim BZÖ.)

70 Prozent Energieimporte in Österreich, 50 Prozent Energieimporte in der EU. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir sind „Gas-Junkies“ in der EU – Tendenz stei­gend. Wir sind „Energie-Junkies“ mit zunehmender Abhängigkeit vom Ausland, auch von Russland. Und bitte, machen Sie mir den Putin nicht schlecht, denn nicht der Herr Wirtschaftsminister Mitterlehner hat den Gashahn aufgedreht, sondern es war der Herr Putin, der dies tat. Daher: Danke, Herr Putin! (Beifall beim BZÖ. – Ironische Heiterkeit bei der ÖVP.)

Liebe Kollegen von der ÖVP, weil Sie so lachen, sage ich Ihnen noch etwas: Sie haben in das Regierungsprogramm hineingeschrieben (Abg. Rädler: Sind Sie bei der KPÖ?) – horchen Sie einmal zu! –, dass Sie gegen jede Art der Förderung der Atom­energie eintreten werden. Warum haben Sie dann beim letzten Mal unseren BZÖ-An­trag betreffend EURATOM-Ausstieg abgelehnt? Warum haben Sie das getan?


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Oder: Im Regierungsprogramm haben Sie drinnen stehen, Sie werden alles – auch rechtlich! – ausschöpfen, um Österreich vor der Atomkraft zu schützen. Wo sind denn Ihre völkerrechtlichen Schritte gegen Temelín, gegen Tschechien, die dieses Parla­ment beschlossen hat. Wo sind sie denn? (Beifall beim BZÖ.)

Wo ist Ihre Intervention, dass Krško nicht ausgebaut werden soll? Wo ist Ihre Inter­vention, dass das Informationsübereinkommen zu Temelίn eingehalten werden muss, Herr Kollege? Wo ist sie denn? Na, was ist jetzt? Wo ist sie? Sie ist nicht da! Sie leis­ten sich ein teures Regierungsmodel mit dem Herrn Wirtschaftsminister, der aber in wichtigen Dingen nichts tut. Das ist der Punkt! (Beifall beim BZÖ.)

Ich werde Ihnen jetzt einige Vorschläge präsentieren, wie man wirklich Energiepolitik machen kann. Einiges ist bereits angesprochen worden, aber das Erste – und das fehlt überhaupt – ist eben, eine Potentialstudie zu machen, damit wir wissen: Wo sind Re­serven in Österreich vorhanden? (Abg. Hornek: Die gibt es ja!) – Die gibt es nicht! Sa­gen Sie nicht so einen Blödsinn, Herr Kollege von der ÖVP! Sie kennen sich wirklich nicht aus! Machen Sie eine Potentialstudie, damit Sie wissen, wo wir in Zukunft noch Ausbaumöglichkeiten haben, um die Energieversorgung auf festere Füße zu stellen!

Bauen wir die Wasserkraft aus! Das hat der Herr Wirtschaftsminister gesagt. – Wissen Sie, Herr Kollege, was das bedeuten würde? Fragen Sie einmal die Experten! Mit dem Ausbau der Wasserkraft könnten Sie nicht einmal die Energie für die jährliche Strom­verbrauchssteigerung in Österreich abdecken! Das schaffen Sie nicht, weil es zu wenig ist. Das Zauberwort heißt in Wirklichkeit Energieeffizienz. Das ist der Punkt!

Windkraft, Biomasse, Photovoltaik – da müsste man mehr Mittel hineinstecken!

Oder Industrieabwärme – das ist auch ein wichtiges Thema! Allein in Oberösterreich sind es 1 000 Megawatt, die in die Luft geblasen werden. 1 000 Megawatt: Das ist die Energiegewinnung von fünf Donaukraftwerken, die hier verlorengeht. Es wäre daher an der Zeit, in der Raumordnung anzusetzen, Dinge gemeinsam zu machen und die Nut­zer und die Erzeuger zusammenzubringen. (Beifall beim BZÖ.)

Schaffen wir neue Berufsbilder! Schaffen wir ein Berufsbild des Solartechnikers, schu­len wir die Dachdecker besser ein und auch die Architekten im Hinblick auf erneuerba­re Energie!

Herr Bundesminister Mitterlehner, die Vision muss schon ein energieautarkes Öster­reich sein, und das können wir auch schaffen. Wir schaffen es bei der Raumwärme, wir könnten es auch beim Strom schaffen mit Energieeffizienz und beim Verkehr mit neuen Technologien. Schaffen wir, so wie in Berlin, eine Universität für erneuerbare Energien! Machen wir das! Schauen wir in die Zukunft und werden wir dort Weltmeister! Das Stichwort heißt Elektromobilität.

Auch das Projekt „Nabucco“ ist bereits angesprochen worden, zu dem ich sagen möch­te: Begeben wir uns nicht in die Abhängigkeit von Turkmenistan, von Indien, von Chi­na! Das ist genauso unsicher wie das, was wir jetzt gehabt haben. Wenn im Regie­rungsprogramm steht, das hätte Top-Priorität, dann muss ich sagen: Das stimmt nicht, sondern das ist nur eine Möglichkeit. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glocken­zeichen.)

Herr Minister, abschließend sei Ihnen gesagt: Sie sind säumig beim Ökostromgesetz, Sie sind säumig bei der Ökostromverordnung, Sie sind säumig bei der Umsetzung der Energierichtlinie, und Sie sind säumig, die 100 Millionen € einzusetzen, die im Pro­gramm stehen! Im März/April beginnt die Bauphase. Wenn Sie thermische Energie wollen, dann schaffen Sie jetzt Programme dafür. (Beifall beim BZÖ.)

9.48



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 57

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Widmann, das Wort „Blöd­sinn“, vor allem als Vorwurf, haben wir im Konsens hier herinnen aus dem Wortschatz, dessen man sich hier bedient, gestrichen. Ich glaube, dabei soll es auch bleiben. (Abg. Ing. Westenthaler: Außer dann, wenn es stimmt! Wenn es stimmt, kann man es sa­gen! Die Wahrheit ist zumutbar!)

Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Mag. Brunner. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


9.49.20

Abgeordnete Mag. Christiane Brunner (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Minister! Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte zunächst einmal auf den Kommentar der FPÖ zur Sondersitzung eingehen. Die Sondersitzung wurde so spät beantragt, dass sie erst nach diesen Plenartagen stattgefunden hätte. Wir Grüne wollten dieses Thema der Energiekrise vorantreiben und stellen daher heute eine Dringliche Anfrage an Minister Mitterlehner, in der wir ihn ganz genau fragen werden, wie mit der Energiekrise umgegangen wurde und wie sich die Bundesregierung die Zukunft der österreichischen Energieversorgung vorstellt. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Ing. Westenthaler: Wie war das? Können Sie uns das genau erklären!)

Wenn die Antworten nicht entsprechend ausfallen, dann werden wir selbstverständlich auch die Möglichkeit einer Sondersitzung in Betracht ziehen. (Abg. Ing. Westenthaler: Blau, Rot, Grün marschieren jetzt gemeinsam! – Abg. Strache: Linkischer als Orange, das geht nicht mehr!)

Die Energieversorgung Österreichs ist leider nicht sicher. Das hat uns diese Krise ganz deutlich gezeigt. Diese Krise ist aber leider nicht von Ungefähr gekommen (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von BZÖ und FPÖ – Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen), und ich stelle mir schon die Frage, wer dafür die Verantwor­tung trägt, dass Österreich so massiv von dieser Krise betroffen war.

Es waren die letzten Bundesregierungen, die es dazu gebracht haben, dass Österreich zu 70 Prozent von Energieimporten abhängig ist, dass 10 Milliarden € im Jahr ins Aus­land fließen für Energieimporte, Geld, das auch hier in Österreich für Arbeitsplätze vor Ort eingesetzt werden könnte, und dass wir mittlerweile auf Platz 50 im Klimaschutzin­dex – hinter China! – liegen.

Die Grünen haben hier schon vor langer Zeit Vorschläge für eine Energiewende einge­bracht, diese sind aber leider nicht ernst genommen worden. Wären diese Vorschläge umgesetzt worden, dann wäre Österreich ganz sicher nicht so massiv von dieser Krise betroffen gewesen. (Beifall bei den Grünen.)

Die Frage ist nun: Was tut diese Bundesregierung? Handeln Sie nun endlich, leiten Sie eine Trendwende ein, oder geben Sie sich damit zufrieden, die Energiekrise verwaltet zu haben, und warten Sie einfach auf die nächste Krise? – Wenn man Ihre Aussagen und auch Ihr Regierungsprogramm liest, dann ist eher Zweiteres anzunehmen, denn Sie setzen nach wie auf den Ausbau von Gaskraftwerken, auf den Ausbau von Gas­pipelines. Die machen uns nicht unabhängiger, die machen uns vielleicht einfach nur von jemand anderem abhängig. Sie investieren 4 Milliarden € in diesen Ausbau. Mit diesen 4 Milliarden € erhöhen Sie unsere Abhängigkeit, und diese 4 Milliarden € gehen uns leider dann beim Ausbau der erneuerbaren Energien ab. Dort haben Sie sich nach wie vor kein Ziel gesetzt, das Ihnen nicht von der EU vorgegeben wurde. Wir finden keine diesbezüglichen Maßnahmen, und wir haben noch immer kein funktionierendes Ökostromgesetz, ein Mangel, durch den, nebenbei bemerkt, auch noch Arbeitsplätze verhindert werden.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 58

Der Stromverbrauch in Österreich steigt an, die Atomstromimporte steigen an, und die Diskussionen um Atomstrom sind ja auch in Österreich wieder aufgeflammt. Es hatten vorangegangene Bundesregierungen eigentlich eindeutigere Statements der Ableh­nung der friedlichen Nutzung der Atomkraft in Österreich, nämlich ein klares Nein zur Atomkraft, in ihrem Regierungsprogramm, auch was das Bemühen um einen Ausstieg aus der Atomkraft in Europa angeht.

Der Herr Bundeskanzler ist jetzt leider nicht hier, aber wir erwarten uns hier schon auch eine klare Stellungnahme dazu, wie die SPÖ-Position zur Atomkraft in Österreich jetzt ist, ob es bei einem Nein in der Atompolitik bleibt, oder ob nun die Meinung des Beraters des Herrn Bundeskanzlers, des Herrn Androsch, dass wir auch in Österreich Atomkraftwerke brauchen, Ihre Position wird. Das wäre doch eine Kehrtwende in der Atompolitik Österreichs. (Beifall bei den Grünen.)

Für eine sichere Energieversorgung in Österreich brauchen wir einen Energieplan, einen einheitlichen, einen integrierten Energieplan, der ganz klar auf Effizienz setzt, auf Effizienzkriterien in allen Bereichen und auf Energiesparen. Hier könnten wir vor allem in der Gebäudesanierung einiges erreichen. Wir haben gestern in der Sendung „Re­port“ vernommen, dass vor allem die öffentlichen Gebäude da weit hinterherhinken. Hier sollte die öffentliche Hand eine Vorreiterrolle einnehmen. Wir müssen aber auch die Haushalte unterstützen. Mit der Gebäudesanierung könnten zwei Drittel des Wär­mebedarfs reduziert werden, was den Leuten natürlich auch helfen würde, Geld zu sparen.

Österreich muss ganz klar zum Ziel haben, unabhängig von Atomstromimporten zu werden und unabhängig von Importen fossiler Energie. Unsere Strom- und Wärmever­sorgung umzustellen, das geht. Wir haben in Österreich die notwendigen Ressourcen dazu. Wir können bis 2020 unabhängig werden im Bereich Strom, bis 2030 unabhän­gig im Bereich Wärme.

Es hängt einfach nur davon ab, ob dafür etwas getan wird oder nicht. Es reicht jetzt einfach nicht mehr aus, grüne Ideen in Sonntagsreden einzubauen, sondern es muss gehandelt werden. Wer jetzt nicht handelt, der nimmt nicht nur zukünftige Krisen fahr­lässig in Kauf, sondern führt diese geradezu vorsätzlich herbei. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

9.54


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Bayr. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


9.54.35

Abgeordnete Petra Bayr (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Um eine sichere Energieversorgung für Österreich zu gewährleisten, werden wir unser größtes brachliegendes „Kraftwerk“ endlich in Betrieb nehmen müssen, und das ist das Potential des Energiesparens, das Potential des effizienteren Verbrauches von Ener­gie.

Das setzt voraus, dass es wirklich ein breites Bewusstsein für das Energiesparen gibt. Da betrifft öffentliche Gebäude – wie wahr! – genauso wie Betriebe oder wie private Haushalte. Alle können Energie sparen und Energie effizienter einsetzen, ohne auf Qualität – auf Lebensqualität, auf Arbeitsqualität, auf Produktionsqualität – verzichten zu müssen.

Aber es wird sich mit der Bewusstseinsbildung dahingehend alleine nicht machen las­sen, wir werden auch einen legistischen Rahmen dazu brauchen, und aus meiner Sicht ist ein ganz wichtiges Instrument dabei ein Energieeffizienzgesetz, was auch im Regie­rungsprogramm drinnen steht.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 59

Ich kann mir dazu sehr viel vorstellen, etwa einerseits, dass die Klassifizierung von Produkten nach A, B, C und nach unten immer schlechter werdend, was Energieeffi­zienz betrifft, weiter fortgesetzt wird, ausgedehnt wird auf andere Produkte des Alltags. Jetzt haben wir es nur bei Kühlschränken, Geschirrspülern und Ähnlichem, aber auch Autos, PCs und vieles mehr könnte danach klassifiziert werden, um denen, die es kau­fen, auch ein Bewusstsein dafür zu vermitteln, dass ihnen Energieeffizienz über die ganze Lebensdauer dieses Produkts sparen helfen wird. Wir werden darüber hinaus auch Lenkungsmaßnahmen brauchen, damit eben solche PCs, Fahrzeuge, Kühl­schränke – was auch immer –, die energieeffizient sind, eher gekauft werden als sol­che, die Energiefresser sind. Mit freiwilligen Selbstverpflichtungen wird es nicht getan sein, wir werden einen legistischen Rahmen dazu brauchen.

Energieeffizienz unter Einsatz von erneuerbarer Energie hat aber auch eine ganz wich­tige soziale Dimension. Es gibt einen Rechnungshofrohbericht, wie heute in der Früh kolportiert wurde, der bescheinigt, dass in fast allen Bundesländern gerade im Bereich der Raumwärme noch sehr, sehr viel zu machen ist. Wir werden daher als Staat wichti­ge Anreize dafür setzen müssen, dass wir Heizsysteme umstellen, Häuser dämmen, das Wohnklima verbessern und so auch den Menschen sparen helfen.

Diese Heizsystem-Umstellungen sind zwar sehr teuer, aber sie sind auch wirklich nach­haltig. Wir werden unsere Förderungs-Leistungen allerdings so designen müssen, dass wir nicht einfach für eine Umstellung, die 10 000 € kostet, 2 000 € zuschießen. Das ist gut und schön für jene, die 8 000 € einfach locker haben, um so eine Investition zu täti­gen, aber das sind bei weitem nicht alle Menschen. Ich denke, wir werden viel eher mit Maßnahmen ansetzen müssen, wo es darum geht, dass man mit dem, was man sich nach einer Umstellung jährlich an Energiekosten erspart, eventuell einen zinsenlosen Kredit zurückzahlt und quasi ein Energie-Contracting mit dem Staat abschließt. Das würde langfristig helfen, gerade die ärmsten Österreicherinnen und Österreicher aus der Energiepreisfalle zu befreien. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Neugebauer.)

Den Anteil erneuerbarer Energie werden wir massiv steigern müssen. Die Europäische Union gibt uns bei ihrem internen Burden Sharing 34 Prozent an erneuerbarer Energie vor. Das werden wir nur dann erreichen können, wenn wir unseren Gesamtenergiever­brauch massiv und drastisch senken, sonst jappeln wir da ewig hinter den Zielen her, aber wir müssen eben auch Energieeffizienz steigern, Heizsysteme tauschen, Energie­bewusstsein schaffen. Und wir dürfen – das ist meiner Meinung nach das wirklich Wichtige – diese 34 Prozent nicht als Bürde sehen, sondern sie als unendliche Chance begreifen – als Chance auf dem Arbeitsmarkt, als Chance, unabhängig von Energie-Importen zu werden, wodurch wir auch außenpolitisch unabhängiger werden, zum Bei­spiel in der Frage von Menschenrechtskonzessionen gegenüber Russland und ande­ren Ländern.

Natürlich ist es auch im Sinne des Umweltschutzes und des Klimaschutzes – das ist mir als Umweltsprecherin der SPÖ ganz besonders wichtig – eine massive Chance, auf erneuerbare Energien umzustellen, weil wir damit radikal Treibhausgase eindäm­men, gegen die Klimaerwärmung arbeiten und Maßnahmen im Inland setzen, die nach­haltig etwas bringen und uns nicht abhängig davon machen, dass wir Zertifikatszukäu­fe im Ausland tätigen müssen.

Eine ernsthafte Energiepolitik ist ein Puzzle von sehr vielen unterschiedlichen Stei­nen – aus meiner Sicht gehört da auch noch eine ganzheitliche Anti-Atompolitik dazu –, und nur dann, wenn wir unsere erneuerbaren Energieanteile massiv steigern, werden wir zum Beispiel nicht gezwungen sein, weiterhin Atomstrom zu importieren, und wer­den uns selber in unserer Anti-Atompolitik glaubhafter machen. Wir werden daran arbeiten, dass der EURATOM-Vertrag geändert wird, und wir werden auch versuchen, aus anderen Irrwegen, wie der Atomenergie, herauszufinden, zum Beispiel was


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 60

den Einsatz von nicht nachhaltig produzierten Agrartreibstoffen betrifft. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Ich glaube, es gibt eine ganze Reihe von properen Maßnahmen für eine sichere Ener­gieversorgung, die diese Bundesregierung und hoffentlich auch eine sehr breite Mehr­heit in diesem Haus forcieren und damit Österreich sicherer und noch lebensfreundli­cher machen wird. – Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ.)

9.59


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Fuhrmann. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


10.00.12

Abgeordnete Silvia Fuhrmann (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Bundes­kanzler! Meine Herren Minister! Frau Minister! Ich möchte kurz auf das eingehen, was vorhin seitens des BZÖ zum Ausdruck gebracht wurde, und zwar in Bezug auf die Atomkraft. Wenn Sie hier den EURATOM-Vertrag in Frage stellen, so ist das schon et­was, was man auch in diesem Rahmen diskutieren sollte, denn es geht hier, wie Sie wissen, natürlich um die Finanzierung der verstärkten Sicherheit von ehemaligen Ost­reaktoren. Das ist das eine. Was wir natürlich nicht in Frage stellen und was wir auch deutlich zum Ausdruck bringen, das ist, dass es wie auch bisher von unserer Seite ein klares Nein zur Atomkraft gibt.

Wenn Herr Widmann das so formuliert, sollte man das, wie ich meine, richtigstellen. Und wenn er hier Putin dankt, so möchte ich das schon insofern zurechtrücken, als man wissen muss – und das wissen wir natürlich alle –, dass es sich hier um keine Goodwill-Aktion von Putin gehandelt hat. Es war schon eine wirtschaftliche Frage, die es zu lösen galt, denn immerhin hat es zu hohen Einkommensverlusten geführt. Das heißt, ich glaube, derjenige, dem wir in Österreich für das gelungene Krisenmanage­ment danken müssen, das ist unser Wirtschaftsminister, und ihm gebührt auch unser Dank, da durch die Einberufung des Energielenkungsbeirates die Situation in Öster­reich rasch analysiert wurde und die notwendigen Maßnahmen erörtert wurden. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir haben den Lieferausfall der Gasversorgung in Österreich sichern können – durch Importe aus anderen Ländern, durch Eigenförderung und vor allem auch durch Gas­speicher. Dadurch wurde die Flächenversorgung weiterhin problemlos gewährleistet.

Es ist bereits angesprochen worden: Es gab schon 2006 eine Krise, und diese hat auch dazu geführt, dass wir 2006 die notwendigen Schritte für eine vorausschauende Planung gesetzt haben. Es wurde damals ein Energielenkungsgesetz geschaffen, was natürlich auch die heutige Sicherheit gewährleistet.

Ich muss aber, weil hier auch über die Europapolitik gewettert wird – die Europawahlen finden ja in Kürze statt –, schon auch bemerken, dass in Zusammenhang mit der Gas­krise das Zusammenspiel innerhalb der europäischen Mitgliedstaaten gut funktioniert hat und es die EU geschafft hat, ohne sich vehement einzumischen, zwischen Russ­land und der Ukraine zu vermitteln.

Ich glaube, so wie die Europäische Union in wirtschaftlichen Belangen vorgeht, ist das auch für uns Österreicher unverzichtbar. Österreich liegt natürlich im Herzen der Euro­päischen Union, und das bedeutet letztlich auch, dass wir zu einem zentralen Punkt der Energieversorgung geworden sind. Ich meine, dass Einrichtungen wie zum Beispiel Gas-Hub Baumgarten oder der Speicher Haidach ein Vorbild sein können. Und diese Position, nämlich auch diese Rolle der EU, müssen wir als Österreicher forcieren und verstärken.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 61

Die EU hat sich ja bereit erklärt, den Bau neuer Pipelines zu unterstützen und die Ab­hängigkeit von Russland zu minimieren. Sie fördert ja auch Projekte wie den Bau der „Nabucco-Pipeline“, was finanziell und politisch wichtig ist. Das heißt, die EU muss auch in Sachen Energiepolitik mit gemeinsamen Mitteln vorgehen und vor allem auch um Einheit in der Darstellung bemüht sein.

Wir hier in Österreich haben immer auf verschiedene Energiequellen gesetzt, und die Vorreiterrolle, die wir bis jetzt in Bezug auf innovative Technologien innegehabt haben, gilt es weiter auszubauen. Ich denke da an Forschungsbereiche wie zum Beispiel die Brennstoffzelle oder an Photovoltaik.

Auch die thermische Gebäudesanierung ist hier bereits angesprochen worden, wo ich meine, dass sie einen ganz zentralen Punkt im Rahmen der Erhöhung der Energieeffi­zienz darstellt. Wer in diesem Bereich – und da meine ich jeden Einzelnen und jede Einzelne von uns – einen Beitrag leistet und auch den Richtlinien entspricht und diese einhält, soll natürlich auch Förderungen erhalten.

Es gibt auch Bundesländer, die in diesem Zusammenhang eine Vorreiterrolle einge­nommen haben und bereits auch aktiv sind, wie zum Beispiel Niederösterreich. Ich denke, es ist, was die thermische Gebäudesanierung betrifft, auch wichtig, mit den Ge­meinden in einen Dialog zu treten, weil es hier auch einige Beispiele gibt, die durchaus herzeigbar sind.

Energieeffizienz muss ein wesentlicher, ein stärkerer Bestandteil unserer Energiepolitik werden. Erdgas ist ein zuverlässiger Energieträger, das ist klar, und es hat sich auch in den letzten 40 Jahren gezeigt, dass die Versorgung mit Gas im Grunde genommen störungsfrei funktioniert hat. Dennoch sollte Österreich auf jene Energiestoffe setzen, bei denen wir autark sind, und das ist etwa die Wasserkraft. Und das ist hier schon vielfach aufgezeigt worden. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich meine, dass wir Österreicher auch sei­tens der Politik dafür Sorge tragen müssen, dass Österreich zur Drehscheibe einer europäischen Energiepolitik wird. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

10.05


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordne­ter Themessl. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


10.05.48

Abgeordneter Bernhard Themessl (FPÖ): Frau Präsidentin! Meine Damen und Her­ren auf der Regierungsbank! Hohes Haus! Allen Damen und Herren an den Fernseh­schirmen einen schönen „Guten Morgen“! Kurz zu meiner Vorrednerin Silvia Fuhr­mann: Ich glaube, Sie haben das nicht ganz verstanden mit dem EURATOM-Vertrag, und dass aus Geldern daraus Schrottreaktoren womöglich auf den aktuellen Stand ge­bracht werden sollen. Ich glaube, Sie haben auch nicht verstanden, dass die jetzigen neuen Mitglieder, die ehemaligen osteuropäischen Staaten, sich im Rahmen des EU-Beitrittsvertrages bereit erklärt haben, ihre Schrottreaktoren vom Netz zu nehmen. Und da ist auch der österreichischen Regierung ein Vorwurf zu machen, denn man hat da­bei den Passus vergessen, diese Reaktoren natürlich nicht nur vom Netz zu nehmen, sondern auch zu verschrotten. Das ist der Punkt! (Beifall bei der FPÖ.)

Herr Bundesminister Mitterlehner, dass Sie und Ihre ÖVP-Gefährten die EU natürlich immer über den grünen Klee loben, das wissen wir, aber was Sie so positiv daran fin­den, dass sich die EU bei der Ukraine nicht eingemischt hat, und warum Sie meinen, dass die EU-Kommission hier vorbildlich gehandelt hat, das kann niemand nachvollzie­hen, denn Tatsache ist eines: Die Russen wollen liefern, und der Unsicherheitsfaktor in dieser Gaskrise war nicht Russland, sondern der Unsicherheitsfaktor war das Tran­sitland Ukraine. (Beifall bei der FPÖ.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 62

Ich verstehe nicht, warum Sie Ihre EU-Kollegen nicht darauf aufmerksam gemacht ha­ben, dass man hier sehr wohl Druck auf die Ukraine hätte ausüben müssen.

Wenn Sie heute sagen, man sollte nicht von Transitländern abhängig sein, aber gleich­zeitig dem Projekt „Nabucco“ das Wort reden, dann verstehe ich das nicht ganz, denn Sie wissen, dass das die nächste Abhängigkeit sein wird, und zwar eine von der Tür­kei! Die Türkei wird das natürlich als Druckmittel für einen EU-Beitritt verwenden. Ich bin schon gespannt, wie die Kollegen von der SPÖ dann reagieren werden, wenn es um eine Volksabstimmung zum EU-Beitritt der Türkei geben wird. – So viel zur Gaslei­tung „Nabucco“ und einer weiteren Abhängigkeit von einem Transitland.

Herr Kollege Mitterlehner, das, was die EU in den letzten Jahren anzugehen generell versäumt hat, ist ja gerade die Energie- und Rohstofffrage in allen Bereichen. Die EU beschäftigt sich nur noch damit, noch mehr neue Gesetze, noch mehr Vorschriften auf den Tisch zu legen, und sie riskiert mit ihrer USA-Hörigkeit seit Jahren einen Streit mit Russland, obwohl Russland ein ungeheuer wertvolles Land auch für Europa wäre, was Sie schon dann erkennen können, wenn Sie sich nur Russlands Nachholbedarf im wirt­schaftlichen Bereich vor Augen führen. Russland ist ein riesiges Land und ein wesent­lich verlässlicherer Partner als viele andere auf dieser Welt, doch Sie riskieren mit Ihrer USA-Hörigkeit in der EU laufend einen Streit mit Russland.

Wenn man heute Industrienationen wie Indien oder China betrachtet, die stark ge­wachsen sind, und wenn man weiß, dass Vertreter dieser Länder seit Jahren quer durch alle afrikanischen Länder reisen, sich Rohstofflieferungen auf Jahrzehnte hinaus sichern, sich Energielieferungen auf Jahrzehnte hinaus sichern, dann muss man mit Bedauern feststellen: Das alles hat die EU verschlafen, das hat sie überhaupt nicht ge­macht in den letzten Jahren! Jetzt kommen wir dorthin als Zweite oder Dritte, als Bitt­steller, müssen nehmen, was übrig ist, oder wir bezahlen den doppelten Preis. Wenn das sinnvolle Außenpolitik und Wirtschaftspolitik der EU ist, dann weiß ich nicht, Herr Dr. Mitterlehner, wie Sie zu dieser Aussage kommen! (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn wir heute von Energiesicherheit reden, dann wissen wir, dass wir wesentlich mehr tun müssen, um Österreich energieautark zu machen. Ja, wir haben entspre­chende Möglichkeiten! Es haben viele meiner Vorredner schon darauf hingewiesen, welche Möglichkeiten nach wie vor in der Wasserkraft vorhanden sind, welche Möglich­keiten in der Windkraft vorhanden sind und was man vor allen Dingen mit thermischer Sanierung in diesem Land erreichen kann.

Herr Kollege Katzian, da Sie sagten, die thermische Sanierung sei so unheimlich wich­tig, werde Ihnen jetzt einmal ein paar Zahlen sagen. Sie wollen sage und schreibe 100 Millionen € für thermische Gebäudesanierung ausgeben. (Vizekanzler Dipl.-Ing. Pröll: Zusätzlich!) Ja, zusätzlich zu dem ohnehin schon sehr Wenigen, das Sie bis jetzt ausgeben. – Und dann wissen Sie spätestens seit der gestrigen Abendsendung „Report“, dass Sie in Ihren eigenen Ministerien, in Ihren eigenen Staatsgebäuden über­haupt nichts machen. Da ist thermischer Sanierungsbedarf gegeben, da könnte un­heimlich viel Energie gespart werden – aber da tun Sie gar nichts!

Auf der einen Seite haben Sie innerhalb kürzester Zeit ein Bankenpaket geschnürt, bei dem man von 100 Milliarden € gesprochen hat – eine große Summe, doch wenn Sie die heutige Ausgabe des „standard“ lesen, dann werden Sie wissen, dass die Bankver­bindlichkeiten der österreichischen Banken in den ehemaligen osteuropäischen Staa­ten allein 230 Milliarden € ausmachen, und das bedeutet, dass die 100 Milliarden wahr­scheinlich nicht reichen werden; ich hoffe, es wird nicht schlagend –, aber auf der an­deren Seite sind Sie nur bereit, lächerliche 100 Millionen für thermische Gebäudesa­nierung auszugeben.

Fassen Sie doch endlich mehr Mut! Tun Sie etwas! Wenn Sie ein Konjunkturpaket schnüren wollen, mit dem Sie die heimische Wirtschaft unterstützen wollen und den


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 63

heimischen Betrieben etwas Gutes tun wollen, dann müssen Sie hier drastisch die Mit­tel erhöhen. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.)

Vor einem Jahr waren wir bereit, in den nächsten Jahren 500 Millionen € für Umwelt­zertifikate – ich nenne das immer so schön „Verschmutzungsrechte“ – auszugeben, et­was, bei dem die Wertschöpfung nicht im Land bleibt, bei dem das alles verschleudert wird. Man könnte das in unserem Land wesentlich besser nutzen. Fassen Sie ein biss­chen mehr Mut und tun Sie etwas, dann werden wir auch in Zukunft über Energiesi­cherheit reden können! (Beifall bei der FPÖ.)

10.11


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Tadler. – Bitte.

 


10.11.15

Abgeordneter Erich Tadler (BZÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Gas strömt wieder aus Russland über die Ukraine (Ruf bei der SPÖ: Bravo!) – bravo! Gas über eine Tauerngasleitung, eine reine Transitleitung, brauchen wir im Salzburger Land sicher nicht, vor allem nicht ohne volle Einbindung der Bevölkerung. Die Salzburg AG bezahlt 150 Millionen € dafür. Da müssen wir zuerst die Bevölkerung fragen.

Wir in Salzburg haben aber mehrere Möglichkeiten für eine sichere Energieversorgung. Bei einer Podiumsdiskussion einer großen Salzburger Tageszeitung, der „Salzburger Nachrichten“, waren wir vom BZÖ natürlich nicht eingeladen, denn wir sind ja noch nicht – noch nicht! (Beifall beim BZÖ) – im Salzburger Landtag. Aber wir werden dort am 1. März einziehen. Wir werden dort einziehen! (Beifall beim BZÖ. – Abg. Dr. Gla­wischnig-Piesczek: In Kärnten !) Im wunderschönen Lungau hat diese Veranstal­tung stattgefunden. Ein Windpark am Aineck ist fix und fertig geplant, Peter Haubner, nicht? Wir müssen ihn nur bauen, wie ein verdutzter Bürger aus Tamsweg festgestellt hat.

Wer Ökoenergie forcieren will, darf den Ausbau nicht verhindern und nicht verzögern, wie man am Beispiel des Wasserkraftwerkes in Stegenwald sieht. Da gibt es auch poli­tische Mitbewerber, die das wieder verhindern wollen. In Stegenwald können wir einen CO2-Ausstoß von 1,7 Millionen Tonnen pro Jahr einsparen.

Wir wollen auch noch mehr Kleinwasserkraftwerke fördern, wie zum Beispiel ein Kolle­ge von mir in Vorarlberg, wo wir 101,5 Millionen Kilowattstunden jährlich produzieren können.

In den letzten paar Jahren hatten wir drei große Sturmkatastrophen, drei ganz große: den „Kyrill“, die „Emma“ und die „Paula“. Alle drei sind wahrscheinlich auf den Klima­wandel zurückzuführen. Viel Holz wurde – unter Anführungszeichen – „geerntet“, viel Holz verfault aber in unseren Wäldern und fällt dem Borkenkäfer und nicht dem Hack­schnitzel- oder Pelletswerk zum Opfer. (Beifall beim BZÖ.)

Wir müssen die Energieträger vor unserer Haustüre nützen! Pellets sind bei diesen Energiepreisen gefragter denn je, denn sie bedeuten regionale Verfügbarkeit, Umwelt­verträglichkeit, Arbeitsplatzsicherung und darüber hinaus Wertschöpfung im Inland. (Beifall beim BZÖ.)

Photovoltaik brauchen wir nicht nur im Oberpinzgau und in unserem gesamten Bun­desland, sondern es gibt zum Beispiel einen Vorschlag von einem Kollegen von der FPÖ, dass wir die Photovoltaik-Anlagen auch an der Tauernautobahn, an den Lärm­schutzwänden integrieren. Diesbezüglich gibt es dann einen Entschließungsantrag des Herrn Abgeordneten Ing. Hofer.

Erdwärmenutzung sollte von Geologen geprüft werden, wie schon bei vielen Sondie­rungsbohrungen für Thermenprojekte, die bei uns stattgefunden haben.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 64

Dass die Energie, der Strom auch transportiert werden muss, dessen sind wir uns alle bewusst, aber nicht über die Köpfe der Anrainer hinweg, über die direkt Betroffenen hinweg, mit 65 Meter hohen Monster-Masten, die unsere wertvolle Kulturlandschaft verschandeln und die Menschen bedrohen! (Beifall beim BZÖ.) Wir vom BZÖ setzen uns für eine Verkabelung ein, die nicht nur technisch möglich ist, sondern auch be­herrschbar und finanzierbar in Salzburg. Das Erdkabel soll kein leeres Wahlverspre­chen sein. Wir wollen die Teilverkabelung in sensiblen Bereichen, wie es im neuen Salzburger Landesenergiegesetz versprochen worden ist. (Abg. Weinzinger: ... von Kärnten reden!) Österreich, speziell Salzburg, kann von der Energieversorgung her autark sein. – Wir müssen es nur anpacken! (Beifall beim BZÖ.)

10.15


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Dr. Lichtenecker zu Wort. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


10.15.47

Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Frau Präsidentin! Geschätzte Da­men und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Mi­nister Mitterlehner, Sie sprechen von „Energieeffizienz“ – und sagen im selben Atem­zug: Ausbau der Wasserkraft.

Zwei Fakten: Die Energieeffizienz hat sich in den letzten Jahren, ja sogar Jahrzehnten in Österreich nicht wirklich verbessert. Das Märchen von der Entkoppelung von Wirt­schaftswachstum und Energieverbrauch hat Herr Bartenstein immer wiederholt – es ist zu unserem großen Bedauern ein Märchen –, und auch beim Ausbau der erneuer­baren Energien hat es nicht wirklich Fortschritte gegeben. Im Gegenteil: Der Anteil ist seit 1997 von 70 Prozent auf 57 Prozent gesunken.

Und da sind nicht nur ÖVP und SPÖ beteiligt, sondern sehr wohl auch zu Regierungs­zeiten FPÖ und SPÖ. Sie haben dafür gesorgt, dass Österreich in Abhängigkeit von Gas, Öl und Kohle bleibt.

Insofern ist jetzt natürlich die Frage: Welchen Weg geht man? Den der Gasleitungen – „Nabucco“, Tauerngasleitungen, wie immer sie heißen? Meine Damen und Herren! Es braucht nicht die Phantasie eines Drehbuchs von James Bond, um zu wissen, dass es nicht nur politische Machthaber sind, die da Probleme und Lieferstopps verursachen können, sondern sehr wohl auch Terroranschläge. Außerdem ist es eine endliche Res­source, mit der man sorgsam umgehen muss, die man für Zwecke nutzen muss, für die es tatsächlich notwendig ist. Das ist klar, ebenso wie die Abhängigkeit von den Preis­steigerungen.

Der präsentierte Masterplan Wasserkraft – seien wir uns ehrlich – ist ja nichts anderes als ein Wunschkonzert der Energiewirtschaft, präsentiert mit dem ehemaligen Wirt­schaftsminister. Wenn Sie das nämlich genau betrachten, erkennen Sie: 70 Prozent – 70 Prozent! – der wirtschaftlich-technischen Möglichkeiten und Kapazitäten bei der Wasserkraft sind ausgebaut, und – offen gestanden – 15 Prozent sind gesetzlich ver­ankerte Tabu-Zonen. Das sind Nationalparks, Naturschutzgebiete, Europaschutzgebie­te, Naturparks – alles gesetzlich verankert. Seien Sie ehrlich und schauen Sie es sich an: Was ist das für ein Potential? Damit, Herr Minister, werden Sie die Energiekrise nicht lösen!

Letztendlich ist die Frage: Welchen Weg geht man jetzt? Verlässt man den unsicheren Weg der Abhängigkeit und biegt in die Straße der Sicherheit ein? Dann gibt es eine Menge an Vorteilen, die wir lukrieren können, und genau daran muss auch mit voller Kraft gearbeitet werden. Die Energiezukunft nicht verwalten, sondern gestalten, das muss die Devise sein!


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 65

Dass die Menschen in Österreich schon längst so weit sind, zeigt eine aktuelle Studie, eine aktuelle Umfrage in Oberösterreich. In Oberösterreich ist auf Initiative der Grünen, auf Initiative des grünen Landesrates Rudi Anschober, die Energiewende eingeleitet worden. (Abg. Dr. Haimbuchner: Des Immer-noch-Landesrates!)

Energiesparen und erneuerbare Energien stehen im Vordergrund, und das findet große Zustimmung. 93 Prozent der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher unterstützen diese Energiewende. 75 Prozent sehen die Chancen, die die Energiewende bringt. 89 Prozent begrüßen die Umstellungsförderung von Öl auf Pellets und auch die Alt­haussanierung, und beinahe 100 Prozent – 98 Prozent – begrüßen die Solaroffensi­ve – also alles Signale, die klar sagen, in welche Zukunft es gehen muss.

Herr Minister Mitterlehner, die Energiewende ist möglich! Es ist möglich, die Energie­versorgung hinsichtlich Strom und Wärme in Österreich bis zum Jahr 2030 auf erneu­erbare Energie umzustellen. Das ist aber nur mit dem vollen Einsatz und der vollen Konzentration auf Energieeffizienz möglich.

Oberösterreich hat das erkannt. In Oberösterreich ist auf Initiative der Grünen die Ener­giewende 2030 im Landtag, in der Landesregierung beschlossen worden. Da ist natür­lich die Frage: Ist die ÖVP aufgrund der Initiative der Grünen engagierter, ehrgeiziger geworden? Wenn dem so ist, dann kann das ja nur ein Vorteil sein.

Abschließend: Der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern und der Umstieg auf die erneuerbaren Energien sind der Schlüssel für ein modernes, selbstbestimmtes Wirt­schaften, ein modernes, selbstbestimmtes Leben. Nehmen Sie den Schlüssel! Öffnen Sie die Tür in die Zukunft! (Beifall bei den Grünen.)

10.21


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.

Die Debatte ist geschlossen.

10.21.09Einlauf und Zuweisungen

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsge­genstände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäftsord­nung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

A. Eingelangte Verhandlungsgegenstände:

1. Schriftliche Anfragen: 422/J bis 674/J;

2. Anfragebeantwortungen: 25/AB bis 273/AB;

Ergänzung zur Anfragebeantwortung: Zu 103/AB;

Anfragebeantwortung (Präsidentin des Nationalrates): 1/ABPR;

3. Regierungsvorlagen:

Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Übertragung von Bundesbeteili­gungen in das Eigentum der ÖIAG geändert wird (32 d.B.),

Bundesgesetz betreffend die Veräußerung von unbeweglichem Bundesvermögen (33 d.B.),

Bundesgesetz, mit dem das Schifffahrtsgesetz geändert wird (34 d.B.),


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Bundesgesetz, mit dem das Klima- und Energiefondsgesetz (KLI.EN-FondsG) geän­dert wird (36 d.B.),

EU-Finanzstrafvollstreckungsgesetz – EU-FinStrVG (37 d.B.),

Abgabenverwaltungsreformgesetz – AbgVRefG (38 d.B.),

Bundesgesetz über die Leistung eines österreichischen Beitrages an den HIPC Trust Fund zur Entschuldung Liberias (44 d.B.),

Bundesgesetz, mit dem das Bankwesengesetz, das Wertpapieraufsichtsgesetz 2007, das Börsegesetz 1989, das Sparkassengesetz, das Bundesfinanzierungsgesetz, das Finanzmarktaufsichtsbehördengesetz, das Versicherungsaufsichtsgesetz, das Be­triebspensionsgesetz und das Finanzkonglomerategesetz geändert und das Börse­fondsgesetz 1993 und das Börsefondsüberleitungsgesetz aufgehoben werden (45 d.B.);

4. Ergänzung oder Änderung von Regierungsvorlagen oder Berichten:

Änderung zum Universitätsbericht 2008 des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung (Zu III-22 d.B.).

B. Zuweisungen:

1. Zuweisungen seit der letzten Sitzung gemäß §§ 32a Abs. 4, 80 Abs. 1, 100 Abs. 4, 100b Abs. 1 und 100c Abs. 1:

Immunitätsausschuss:

Ersuchen der Staatsanwaltschaft Klagenfurt (12 St 114/08p) um Zustimmung zur be­hördlichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Gabriel Obernosterer wegen des Verdachtes einer strafbaren Handlung nach § 35 der Geschäftsordnung des Kärnt­ner Landtages – K-LTGO;

Zurückziehung:

Ersuchen des Landesgerichtes für Strafsachen Wien (095 Hv 121/08x) um Zustim­mung zur behördlichen Verfolgung des Abgeordneten zum Nationalrat Gerald Grosz wegen des Verdachtes einer strafbaren Handlung nach §§ 111 Abs. 1 und 2 sowie 115 Abs. 1 StGB;

Ausschuss für Petitionen und Bürgerinitiativen:

Petition Nr. 1 betreffend „Verjährungsverbot für Sexualstraftaten“, überreicht vom Ab­geordneten August Wöginger,

Petition Nr. 2 betreffend „Bahnausbau Pass Lueg (Tunnelkette Golling-Werfen)“, über­reicht von den Abgeordneten Mag. Rosa Lohfeyer und Mag. Johann Maier,

Petition Nr. 3 betreffend „Gegen die Auflassung von Hainburger Haltestellen“, über­reicht vom Abgeordneten Werner Herbert,

Petition Nr. 4 betreffend „Fahrplanänderung der ÖBB im Weinviertel“, überreicht von den Abgeordneten Harald Vilimsky, Mag. Dr. Martin Graf und Dr. Walter Rosenkranz,

Petition Nr. 5 betreffend „Handymasten NEIN DANKE – Gesundheit geht vor!“, über­reicht vom Abgeordneten Sigisbert Dolinschek,

Bürgerinitiative Nr. 1 betreffend „Free Acro – Legalisierung und somit Anerkennung des Kunstfluges für Hänge- und Paragleiten“,

Bürgerinitiative Nr. 2 betreffend „Stopp Mochovce 3 & 4!“;

2. Zuweisungen in dieser Sitzung:

a) zur Vorberatung:

Rechnungshofausschuss:

Bericht des Rechnungshofes, Reihe Bund 2008/13 (III-12 d.B.),


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Bericht des Rechnungshofes gemäß Art. 1 § 8 Bezügebegrenzungsgesetz für die Jah­re 2006 und 2007 (III-13 d.B.),

Bericht des Rechnungshofes, Reihe Bund 2009/1; Band 1 – WIEDERVORLAGE
(III-16 d.B.),

Bericht des Rechnungshofes, Reihe Bund 2009/1; Band 2 – WIEDERVORLAGE
(III-17 d.B.),

Bericht des Rechnungshofes, Reihe Bund 2009/1; Band 3 – WIEDERVORLAGE
(III-18 d.B.),

Bericht des Rechnungshofes, Reihe Bund 2009/1; Band 4 – WIEDERVORLAGE
(III-19 d.B.),

Bericht des Rechnungshofes, Reihe Bund 2009/1; Band 5 – WIEDERVORLAGE
(III-20 d.B.),

Bericht des Rechnungshofes, Reihe Bund 2009/1; Band 6 – WIEDERVORLAGE
(III-21 d.B.),

Bericht des Rechnungshofes, Reihe Bund 2009/2 (III-24 d.B.);

b) zur Enderledigung im Sinne des § 28b GOG (vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung des Ausschusses):

Ausschuss für Arbeit und Soziales:

Bericht der Bundesregierung über die Lage von Menschen mit Behinderungen 2008
(III-23 d.B.);

Justizausschuss:

Bericht des Bundesministers für Justiz aufgrund der Entschließung des Nationalrates vom 5. Dezember 2007 (52/E-XXIII.GP) über die Pauschalabgeltung für Ärzte nach den Tarifen des Gebührenanspruchsgesetzes (III-25 d.B.);

Wissenschaftsausschuss:

Universitätsbericht 2008 des Bundesministers für Wissenschaft und Forschung
(III-22 und Zu III-22 d.B.).

*****

Ankündigung einer Dringlichen Anfrage

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Der Klub der Grünen hat gemäß § 93 Abs. 2 der Geschäftsordnung das Verlangen gestellt, die vor Eingang in die Tagesordnung einge­brachte schriftliche Anfrage 675/J der Abgeordneten Klubobfrau Dr. Glawischnig-Pies­czek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betref­fend Versagen und Orientierungslosigkeit der Bundesregierung in der Energiepolitik dringlich zu behandeln.

Gemäß der Geschäftsordnung wird die Dringliche Anfrage um 15 Uhr behandelt wer­den.

Verlangen auf Durchführung einer kurzen Debatte über die Anfragebeantwortung 231/AB

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Vor Eingang in die Tagesordnung teile ich wei­ters mit, dass das gemäß § 92 der Geschäftsordnung gestellte Verlangen vorliegt, eine


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kurze Debatte über die Beantwortung 231/AB – der Anfrage 207/J – der Abgeordneten Klubobmann Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend linke Gewaltexzesse gegen Wahlkampfveranstaltung durch die Frau Bundesministerin für Inneres abzuhalten.

Da für die heutige Sitzung die dringliche Behandlung einer schriftlichen Anfrage ver­langt wurde, wird die kurze Debatte im Anschluss an diese stattfinden.

Wir gehen in die Tagesordnung ein.

Redezeitbeschränkung

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: In der Präsidialkonferenz wurde folgender Kon­sens erzielt:

Es wurde eine Tagesblockzeit von 8 „Wiener Stunden“ vereinbart, sodass sich folgen­de Redezeiten ergeben: SPÖ und ÖVP je 108 Minuten, FPÖ 96 Minuten sowie BZÖ und Grüne je 84 Minuten.

Weiters wurde eine Vereinbarung über Gestaltung und Dauer der Debatten zu den Ta­gesordnungspunkten 1 und 2 für die Zeit der Direktübertragung bis 15.05 Uhr getrof­fen.

Für die Erklärungen des Bundeskanzlers und Vizekanzlers betreffend Ernennung eines Regierungsmitgliedes samt Debatte wurde vereinbart:

Erklärung des Bundeskanzlers und Erklärung des Vizekanzlers mit je 10 Minuten, eine Redner-/Rednerinnenrunde pro Fraktion mit je 9 Minuten pro Wortmeldung, die Bun­desministerin für Justiz mit 10 Minuten sowie eine weitere Runde pro Fraktion mit je 6 Minuten.

Die Redner-/Rednerinnenreihenfolge: Erste Runde: FPÖ, ÖVP, BZÖ, SPÖ, Grüne; zweite Runde: nach Fraktionsstärke.

Für die Erklärungen des Bundeskanzlers und des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten zur österreichischen EU-Politik samt Debatte wur­de vereinbart:

Erklärung des Bundeskanzlers mit 15 Minuten sowie Erklärung des Herrn Außenminis­ters mit 15 Minuten, eine Redner-/Rednerinnenrunde pro Fraktion mit je 9 Minuten, eine Runde pro Fraktion mit je 7 Minuten sowie zwei weitere Runden pro Fraktion mit je 4 Minuten.

Die Reihenfolge der Redner und Rednerinnen: Erste Runde: FPÖ, SPÖ, BZÖ, ÖVP, Grüne. Alle folgenden Runden: nach Fraktionsstärke.

Bei der Europadebatte verteilt der vorsitzführende Präsident vor Beginn der letzten Runde – nach Rücksprache mit den Klubvorsitzenden – die verbleibende Redezeit auf die fünf Fraktionen in der Weise, dass noch alle Fraktionen gleichmäßig zu Wort kom­men.

Allfällige tatsächliche Berichtigungen bei der Europadebatte gelangen erst nach Been­digung der Fernsehübertragung zum Aufruf.

Ferner wurde vereinbart, die Sitzung von 13 Uhr bis 13.15 Uhr zu unterbrechen.

Wir kommen sogleich zur Abstimmung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Vorschlag zustimmen, um ein diesbezüg­liches Zeichen. – Das ist einstimmig angenommen.


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10.24.341. Punkt

Erklärungen des Bundeskanzlers und des Vizekanzlers gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates betreffend Ernennung eines neuen Regie­rungsmitgliedes

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zum 1. Punkt der Tagesord­nung.

Im Anschluss an diese Erklärungen wird im Sinne des § 81 der Geschäftsordnung ent­sprechend dem vorliegenden Verlangen von fünf Abgeordneten eine Debatte stattfin­den.

Ich erteile nunmehr dem Herrn Bundeskanzler zur Abgabe der Erklärung das Wort. – Bitte, Herr Bundeskanzler.

 


10.25.02

Bundeskanzler Werner Faymann: Sehr verehrte Frau Präsidentin! Herr Vizekanzler! Liebe Kolleginnen und Kollegen der Regierung! Sehr verehrte Damen und Herren! Die Gelegenheit, Ihnen Frau Mag. Claudia Bandion-Ortner vorzustellen und sie bei uns be­sonders willkommen zu heißen, ist auch eine gute Gelegenheit, darauf zu verweisen, dass das Justizressort in unserem Land auch in den letzten Jahren eine herausragend positive Rolle gespielt hat – wie es natürlich zu jedem Ressort eine ausführliche Be­gründung gibt, warum es ein bedeutendes Ressort ist.

Ich möchte – gerade auch bei der Vorstellung eines neuen Regierungsmitgliedes – nicht vergessen zu sagen, dass die Kontinuität im Justizressort, unabhängig und fair zu arbeiten, parteipolitische Polemiken möglichst hintanzustellen und der Sache der Ob­jektivität den nötigen Raum und Stellenwert und die nötige Priorität einzuräumen, auch von Frau Ministerin Berger sehr deutlich, klar und korrekt wahrgenommen wurde. (Bei­fall bei SPÖ und ÖVP.)

Die Familienrechtsreform und das Gewaltschutzpaket, das Frau Ministerin Berger ein besonderes Anliegen war, wurden in weiten Bereichen vorangetrieben. Das Gewalt­schutzpaket steht in den Abschlussverhandlungen.

„Gewaltschutzpaket“ klingt so, als wäre es eben irgendeine Maßnahme, die man auch so beschließt, aber gerade der Schutz vor Gewalt ist eine der entscheidenden Aufga­ben von Justiz und Gesetzgebung in unserem Lande und stellt damit eine Gesamtver­antwortung des Parlaments und der Regierung dar.

Aber auch viele Maßnahmen im Bereich der Wirtschaft, viele Weiterentwicklungen im Bereich des Familienrechts sind davon abhängig, dass an der Spitze des Ressorts je­mand steht, der unabhängig und engagiert für die gemeinsame Sache eintritt.

Am 15. Jänner 2009 wurde Frau Mag. Claudia Bandion-Ortner vom Herrn Bundesprä­sidenten angelobt. Sie war mehr als ein Jahrzehnt lang als Richterin in der Justiz tätig und hat – wie wir alle wissen – mehrere umfangreiche Strafprozesse geleitet. Es ist da­her die große Justizerfahrung nicht besonders zu betonen, denn diese ergibt sich schon aus ihrem Lebenslauf und auch aus der öffentlichen Bekanntheit, die sie durch ihre objektive, entschlossene und faire Führung bei diesen umfangreichen Strafprozes­sen in der Öffentlichkeit erlangt hat.

Das Justizressort ist ein wichtiges Ressort im gesellschaftlichen und politischen Wan­del. Es gibt neue Herausforderungen im Bereich der Jugendgerichtsbarkeit sowie in den von mir schon genannten Fragen des Schutzes vor Gewalt, insbesondere des Schutzes von Kindern.


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Die Rechtsprechung, deren oberstes Prinzip immer Fairness ist, hat nun auch an der Spitze jemanden, der für diese Fairness und für diese Objektivität steht. Ich bin daher froh, dass Josef Pröll in den Koalitionsverhandlungen jemanden vorgeschlagen hat, der als unabhängig zu bezeichnen ist und sich auch selbst als unabhängig versteht.

Die gute Zusammenarbeit zwischen der Bundesregierung und dem Parlament ist in Justizfragen von besonderer Bedeutung – in allen Ressorts, aber eben auch im Justiz­ressort. Die gute Vorbereitung, die Einbeziehung des Parlaments, die von den Parla­mentariern immer wieder geforderte ausreichende Zeit, sachlicher Tiefgang in der Dis­kussion, nachdem man die Analyse gemeinsam getätigt hat, auch die gemeinsame Er­arbeitung von Maßnahmen und die gemeinsame Überprüfung der Erreichung von Zie­len brauchen diese gute Zusammenarbeit zwischen der Justizministerin, den anderen Regierungsmitgliedern und dem Parlament.

Ich möchte zum Abschluss noch jemandem danken, der die Leitung des Ressorts inte­rimistisch innehatte und das Ministerium geführt hat, nämlich Dr. Johannes Hahn.

Ich bitte Sie daher alle, unser neues Regierungsmitglied so zu unterstützen, wie es die Bedeutung der Justiz und die Aufgabe einer unabhängigen Justiz in unserem Land ver­dient. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

10.29


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich erteile nun dem Herrn Vizekanzler das Wort zur Abgabe seiner Erklärung. – Bitte, Herr Vizekanzler.

 


10.30.25

Bundesminister für Finanzen Vizekanzler Dipl.-Ing. Josef Pröll: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Bundeskanzler! Meine Kolleginnen und Kollegen auf der Regierungs­bank! Vor allem: liebe Claudia Bandion-Ortner, die heute das erste Mal an dieser Bank Platz genommen hat! Ich darf mich eingangs auch herzlich bei Gio Hahn (Bundesmi­nister Dr. Johannes Hahn nimmt auf der Regierungsbank Platz), der zeitgerecht einge­troffen ist (Rufe bei der FPÖ: „Gio“!), für die interimistische Führung dieses verantwor­tungsvollen Ressorts seit Angelobung der Regierung Anfang Dezember bis Mitte Jän­ner bedanken. Er hat diese Aufgabe in einer Doppelbelastung bravourös gemeistert. Herzlichen Dank dafür! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wir wissen, dass die Leitung des Justizministeriums eine ganz besondere Verantwor­tung mit sich bringt. Die Justizgesetzgebung greift in zahlreiche private, persönliche Le­bensbereiche ein und ist daher auch mit gravierenden Eingriffen in die Rechtssphäre des Einzelnen verbunden. Deshalb braucht es im Justizressort eine Leitung, die durch einen hohen Sachverstand, aber auch durch soziale Kompetenz gewährleistet, dass diese hohe Verantwortung in unserem Land auch entsprechend wahrgenommen wird.

Es war mir ein ganz besonderes Anliegen, einen absoluten Vollprofi für die Leitung des Justizressorts zu gewinnen. Mit Claudia Bandion-Ortner ist das hervorragend gelun­gen, da bin ich hundertprozentig sicher! Nochmals willkommen an Bord! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, klar ist auch, dass in der öffentlichen Diskus­sion natürlich vor allem spektakuläre Strafrechtsfälle und die Bekämpfung der Krimina­lität im Vordergrund stehen und die Frage der Sicherheit der Bürger selbstverständlich zentrale Aufgabe einer Regierung und ein wichtiges Thema ist. Es wird aber oftmals übersehen, dass die Justizpolitik wie kaum ein anderes Ressort auch die Gesell­schaftspolitik in einem Land prägt und gestaltet und federführend dafür verantwortlich zeichnet. Es ist sozusagen auch das Ministerium für Gesellschaftspolitik. Es werden zum Beispiel durch die Gestaltung des Familienrechts oder auch des Wohnrechts we­sentliche Weichen für das Leben der Menschen in Österreich gestellt und damit auch für das individuelle Wohlergehen jeder und jedes Einzelnen vorgenommen.


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Der Blick ins Justizkapitel zeigt auch, dass wichtige Aufgaben warten, und unterstreicht durch die Schwerpunktsetzung die gesellschaftspolitische Ausrichtung, das ge­sellschaftspolitische Potenzial der Justizpolitik. Es finden sich dort Themen wie Erb­rechtsreform, Familienrechtsreform, Reform des Sachwalterschaftsrechts, Weiterent­wicklung des Verbraucherrechts. Das sind alles Aufgaben, die es gilt anzugehen, wo Änderungen herbeizuführen sind, zu modernisieren ist und die richtigen Antworten zu geben sind.

Ein zweiter großer Punkt neben der Frage der gesellschaftspolitischen Verantwortung des Justizministers – und der Justizministerin im Konkreten – ist auch die Frage der Mitorganisation des Wirtschaftsstandortes Österreich. Ich komme gerade vom Ecofin-Rat, vom Finanzministerrat in der Europäischen Union, der in den letzten zwei Tagen stattfand. Die Vorschaurechnungen, was die Fragen der Wirtschaftsentwicklung betref­fen, die Modalitäten, die zu treffen sind, geben Anlass zur Sorge. Wir werden sehr gut aufgestellt sein müssen, nicht nur aus wirtschaftspolitischer Sicht, sondern auch von den rechtlichen Rahmenbedingungen, damit wir mit der entsprechenden Energie durch die Krise und möglichst schnell wieder aus dieser Krise herauskommen.

Es ist deshalb für erfolgreiche Unternehmerinnen und Unternehmer in Österreich not­wendig, dass es faire rechtliche Spielregeln gibt und dass die Einhaltung dieser Spiel­regeln im Interesse der Rechtssicherheit auch sorgsam verfolgt wird. Wir wissen, dass das beste Recht nichts wert ist, wenn es nicht durchsetzbar ist.

Wirtschaftliches Handeln braucht klare und verlässliche Rahmenbedingungen. Öster­reich hat in diesem Bereich einen sehr guten Ruf zu verlieren und zu verteidigen. Wir wollen ihn gemeinsam auch verbessern.

Ich sehe daher die Justiz als eine der zentralen Staatsaufgaben. Justizpolitik heißt kon­krete Gestaltung, die die Bürger und die Unternehmen unmittelbar betrifft, in ihren per­sönlichen Lebensverhältnissen und auch in der Gestaltung der Wettbewerbsfähigkeit.

Aufgabe der Justiz ist es auch, Rechtssicherheit zu geben und Rechtsschutz zu ge­währleisten. Wir werden alle miteinander die Aufgabe haben, die Justizministerin bei ihrer sehr anspruchsvollen Tätigkeit zu unterstützen. Ich ersuche, dass nicht nur die Regierungsmitglieder, sondern über die Regierungsfraktionen hinaus alle Fraktionen ihren Beitrag dazu leisten.

Als klar war, dass das Justizministerium bei der Bildung der neuen Bundesregierung von der ÖVP zu besetzen sein wird, habe ich mich dazu entschlossen, einen personel­len Vorschlag einzubringen, der zeigt, dass wir auf eine unabhängige Ministerin setzen. Es ist ein Signal für die Unabhängigkeit der Rechtssprechung, für die Unvoreingenom­menheit der Justizverwaltung und auch für die Objektivität der Strafverfolgung. (Beifall bei der ÖVP.)

Es liegt ein ambitioniertes Justizprogramm vor, das wir in dem Regierungsübereinkom­men gemeinsam determiniert haben. Es wartet sehr viel Arbeit auf unsere neue Minis­terin – ich freue mich sehr, dass wir diesen Weg gemeinsam gehen können! –: Fami­lienrechtsreform, Lösung der brennenden Frage, wie mit dem Kultur- und Sportsponso­ring in Österreich weiter vorgegangen werden soll, Verbesserungen im Wirtschafts­recht. Ich könnte diese Liste jetzt noch fortsetzen, will es aber aufgrund der gebotenen Kürze nicht tun. Claudia Bandion-Ortner wird diese Themen Punkt für Punkt abarbei­ten.

Gute Justizpolitik ist ein Beitrag zum sozialen Frieden, ist ein wichtiger Beitrag zum Dialog zwischen den gesellschaftlichen Kräften unseres Landes. Claudia Bandion-Ort­ner ist der Garant dafür, dass erstens der enge Kontakt zur Justiz hält, dass Probleme auch frühzeitig erkannt werden und dass rasch entsprechende Lösungen gefunden werden können.


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Frau Mag. Bandion-Ortner kennt als ehemalige Richterin wohl wie keine andere das „Rechtsleben“ – unter Anführungszeichen – aus der täglichen Berufspraxis. Sie weiß auch, wie wichtig es ist, dass die Bürger Vertrauen in unsere Justiz haben.

Ich wünsche alles Gute für diese spannende Aufgabe, viel Kraft, viel Erfolg, nicht nur im Sinne der Regierung, sondern des gesamten Landes! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

10.37


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gehen nun in die Debatte über die Erklärun­gen ein. Die Redezeiten sind bekannt.

Als Erster zu Wort gelangt Herr Klubobmann Strache. 9 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


10.37.41

Abgeordneter Heinz-Christian Strache (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Regierungsmannschaft! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Bun­deskanzler, Herr Vizekanzler, man darf Ihnen heute wirklich gratulieren, dass Sie es nach fast eineinhalb Monaten seit der Regierungsbildung geschafft haben, jetzt endlich auch vollständig zu sein, was Ihre Regierungsriege betrifft – und dass Sie jetzt endlich auch eine Justizministerin an Bord haben. Da kann man nur sagen: wirklich eine „star­ke Leistung“, Hut ab!

Sie haben natürlich allen Grund, sich in Ihren Redebeiträgen, die Sie jetzt gerade auch zum Besten gegeben haben, selbst zu beweihräuchern – das sind wir nicht anders ge­wohnt –, sich gegenseitig auf die Schulter zu klopfen und zu sagen, wie toll alles läuft und welch großartige Arbeit in den letzten eineinhalb Monaten schon geleistet wurde.

Das Problem ist nur, dass in der Bevölkerung draußen eigentlich niemand etwas davon merken kann. Man merkt vonseiten der Bevölkerung nicht wirklich, dass Sie arbeiten, dass Sie die Probleme der Menschen ernst nehmen. Was man bisher gehört hat, sind reine Absichtserklärungen – das hat die Bevölkerung wahrgenommen –, die nicht son­derlich berauschend sind. Sie setzen die Politik der letzten Gesetzgebungsperiode nahtlos fort. Das ist durchaus eine Politik der vagen Versprechungen, eine Politik, von der wir nicht allzu große Erwartungen haben dürfen.

Das „dynamische Duo“ der letzten Regierungsspitze kennen wir, das lautete Gusen­bauer/Molterer; heute heißt es Faymann/Pröll. Nur, die Menschen merken nicht wirklich einen Unterschied. Die Österreicher merken ihn nicht. (Zwischenruf der Abg. Mag. Lapp.) Es gibt ein Dahindümpeln bei vielen Problemen, die nachhaltig zu lösen wären, und man kann nicht wirklich merken und spüren, dass Sie die Maßnahmen, die für den Mittelstand notwendig wären, auch tatsächlich setzen, dass Sie Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit oder Kriminalitätsbekämpfung ernsthaft in Angriff nehmen. Wir haben teilweise ein kleines Finanzpaketchen erlebt, auch Ankündigungen in vielen Bereichen, aber zu wenig von dem, was man angesichts der Krise in Richtung Kon­junkturpaket und Wirtschaftsankurbelung erwarten müsste.

Aber kommen wir zur neuen Frau Justizminister, die sich ja heute hier dem Parlament präsentiert. Frau Mag. Bandion-Ortner hat auf Grund des BAWAG-Prozesses, den sie sehr kompetent und auch herausragend geführt hat, einiges an Vorschusslorbeeren er­halten – und das auch zu Recht –, wobei man zum Thema BAWAG vielleicht noch an­merken muss: Hätte Helmut Elsner es geschafft, noch zwei Jahre durchzutauchen, dann stünden wir heute vor der obskuren Situation, dass sich auch Helmut Elsner von Seiten der BAWAG für einen Staatskredit anstellen würde – und wahrscheinlich würde er auch noch einen erhalten. (Beifall bei der FPÖ. Abg. Mag. Stadler: Strache zitiert Stadler!)

Das ist wirklich eine sehr skurrile und verkehrte Welt. Ich bin froh, dass Elsner verurteilt wurde, und – um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen – ich befürworte und


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begrüße seine richtige Verurteilung. Es war richtig und notwendig, aber mit genau der gleichen Schärfe muss gegen jedes Missmanagement im Bankensektor vorgegangen werden. Genau darauf kommt es an! (Beifall bei der SPÖ.)

Laut heimischer Finanzmarktaufsicht haben die österreichischen Banken in den ost­europäischen Staaten offene Forderungen – und das ist heute auch das erste Mal ver­öffentlicht worden – von sage und schreibe 300 Milliarden Dollar beziehungsweise 230 Milliarden €. Das entspricht in etwa 68 Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts. Würde das schlagend werden, dann wäre Österreich bankrott. Die „Financial Times Deutschland“ spricht von einem „Brandherd Osteuropa“. Diese Zahlen, die heute erst­mals veröffentlicht wurden, zeigen, wie es wirklich um die österreichischen Banken steht.

Gerade da frage ich mich, wie auch Sie, Frau Justizministerin, damit umgehen werden, denn Sie gehören jetzt einer Regierung an, die es in dieser Frage bis dato nicht für notwendig erachtet hat, die nötigen Kontrollmechanismen sicherzustellen: dafür zu sor­gen, dass der Rechnungshof auch die Bilanzkontrolle jener Banken sicherstellt, die um einen Staatskredit ansuchen, für den wir Steuerzahler ja geradezustehen haben. Ge­nau das sind notwendige Prinzipien: dass der Rechnungshof auch die Bilanzen jener Banken überprüft, die Geld erhalten wollen, und auch erst dann Geld übermittelt und überwiesen wird, wenn die Bilanzen ordentlich sind, wenn die Manager, die versagt ha­ben, zur Verantwortung gezogen werden und das auch bedeutet, dass sie nicht mit ho­hen Abfertigungssummen oder hohen Pensionsbeiträgen nach Hause geschickt wer­den. (Beifall bei der FPÖ.)

Man muss auch sicherstellen, das das Geld, das österreichische Banken über Staats­kredite erhalten, selbstverständlich für die österreichische Wirtschaft eingesetzt wird, für österreichische kleinere und mittlere Unternehmen, genauso für die österreichische Industrie, dass dieses Geld also für den Wirtschaftsstandort Österreich verwendet wird, für leichtere Kreditvergabemöglichkeiten, ja, zur Stärkung des österreichischen Binnen­marktes. (Beifall bei der FPÖ.) Das ist das Gebot der Stunde, und genau das wollen wir sicherstellen und nicht, so wie das bis heute der Fall ist, einfach Zusagen treffen und dann Angst haben müssen, dass dieses unser Steuergeld vielleicht zum Stopfen irgendwelcher Spekulationslöcher im Osten Europas verwendet wird und es dann in Wirklichkeit erst Recht zu einem großen Einbruch bei den Banken kommen könnte.

Das gilt es zu verhindern, und da hoffe ich und erwarte ich auch von Ihnen, dass Sie, Frau Justizministerin, in Ihrer Eigenschaft als erfolgreiche Richterin nicht nur im BAWAG-Prozess, wo Sie ja auch einen tiefen Einblick in die Geschäftspraktiken eines Geldinstitutes gewinnen konnten, all Ihre moralische Verantwortung einbringen wer­den.

Ansprechen möchte ich aber noch etwas, das zu einer schiefen Optik geführt hat, dass Ihnen nämlich angeblich laut Zeugenaussagen der Raiffeisen-General Konrad bereits im Juli des vergangen Jahres – als ja der BAWAG-Prozess noch gelaufen ist – in einem Wiener Gasthaus bei einem persönlichen Gespräch während eines Mittages­sens vor Zeugen das Angebot gemacht haben soll, dass Sie Justizministerin werden können.

Wenn dem so sein sollte – und da hoffe ich schon auf eine Klarstellung von Ihrer Sei­te –, dann ist das eine sehr eigenartige Vorgangsweise, denn wer bestimmt denn dann Ministerämter? Wer bestimmt denn dann über diese Regierung? Wer steht denn dann wirklich hinter dieser Regierung? Ist es vielleicht doch ein „Giebelkreuz-Regime“, das wir da wahrnehmen können? Wer ist denn dann der politisch Mächtige im Land, der sich zwar keiner Wahl stellt, aber offensichtlich versucht, im Hintergrund die Fäden zu ziehen, oder sie gar tatsächlich zieht? – Diese Fragen werden wir sehr wohl zu stellen haben und hoffentlich auch korrekte Antworten darauf erhalten.


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Was Ihre Amtsführung betrifft, werden wir Sie an Ihren Taten messen. Absichtserklä­rungen kennen wir von dieser Regierung zur Genüge, insbesondere vom Bundeskanz­ler und vom Vizekanzler.

Dass Sie sich verstärkt für den Kinderschutz und gegen Kinderpornographie einsetzen wollen, begrüßen wir besonders. Gerade für den Schutz der Schwächsten in unserer Gesellschaft und unserer Kinder kann man nicht genug tun. Auch der Kampf gegen die Korruption muss entschieden geführt werden. Was die Strafrahmen bei Delikten gegen Leib und Leben betrifft, hoffen wir, dass eine Optimierung und Verbesserung stattfin­den wird, denn die Bevölkerung versteht oftmals die geringen Strafen, die da heute teil­weise ausgesprochen werden, bei Gott nicht mehr.

Die Justiz leidet auch unter einem Personalmangel. Sie haben in einem Interview an­gekündigt, „wie eine Löwin“ um Ressourcen kämpfen zu wollen. – Wir werden sehen, ob Sie dabei auch erfolgreich sind. Ich sage, wir brauchen unbedingt auch eine ent­sprechende Aufstockung des Personals der Justizwachebeamten (Beifall bei der FPÖ), aber auch eine Optimierung der Ausrüstung für die Justizwachebeamten, die man in den letzten Jahren sehr im Regen stehen hat lassen – vor allen Dingen auch die nicht mehr vorhandene ehemalige SPÖ-Justizministerin.

Tun Sie Ihr Bestes, Frau Justizministerin! Wir werden Sie dabei genau beobachten. Wenn es nötig sein sollte und Sie auch gute Arbeit leisten, werden Sie selbstverständ­lich unsere Unterstützung erhalten. Sollte Kritik anzubringen sein, so werden wir unse­re Stimme aber selbstverständlich laut erheben. (Beifall bei der FPÖ. Abg. Strache begibt sich zur Regierungsbank und reicht Bundesministerin Mag. Bandion-Ortner die Hand.)

10.46


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Klubobmann Kopf. 9 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


10.46.30

Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP): Frau Präsidentin! Geschätzte Damen und Her­ren auf der Regierungsbank, insbesondere geschätzte Frau Justizministerin! Hohes Haus! Die wohl wichtigste Aufgabe des Staates ist es, die Freiheit der Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Die Menschen in Österreich müssen sich zu jeder Zeit auf einen starken, auf einen effizienten Rechtsstaat verlassen können, das heißt, sich auch da­rauf verlassen können, dass Recht bei uns Recht bleibt.

Ein moderner, ein effizienter, ein verlässlicher Rechtsstaat, das ist die beste Grundlage für Sicherheit, für die Standortqualität und auch für die Lebensqualität der Menschen in unserem Land.

Recht, meine Damen und Herren, bedeutet Schutz, auch Schutz – das soll auch ge­sagt sein – vor unberechtigten Eingriffen des Staates in das Leben der Menschen. Der Staat soll unserer Freiheit dienen, aber er soll ihr nicht im Wege stehen. Das heißt, aus all diesen Gründen, die ich jetzt genannt habe, ist die Unabhängigkeit der Justiz ein ganz besonders wertvolles Gut, und nur eine unabhängige Justiz kann tatsächlich si­cherstellen, dass, wie ich schon gesagt habe, Recht in unserem Land auch Recht bleibt.

Neben der Unabhängigkeit der Justiz bedarf es aber auch eines besonderen Maßes an Bürgernähe in der Justiz. Das ist wichtig, denn das Maß für die Akzeptanz des Rechtsstaates und der Justiz ist immer noch mitten im Leben der Menschen zu neh­men. Meine Damen und Herren, das heißt, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in den Rechtsstaat ist die wohl wertvollste Ressource für Recht und Ordnung bei uns. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)


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Meine Damen und Herren! Österreich bekommt nach 53 Jahren erstmals wieder eine Richterin an die Spitze des Justizressorts. Claudia Bandion-Ortner kommt aus dem in­nersten Kreis und aus dem innersten Kern der Justiz. Sie ist für viele Österreicherinnen und Österreicher in den letzten Jahren so etwas wie eine Vertrauensperson des öster­reichischen Rechtsstaates geworden.

Der Parteiobmann der ÖVP, Sepp Pröll, hat mit der Nominierung von Claudia Bandion-Ortner dafür gesorgt (Abg. Strache: War es nicht der Herr Konrad? War es jetzt doch der Herr Konrad oder nicht?), dass Österreich mit ihr eine von der Parteipolitik unab­hängige, hochkompetente, geachtete Justizministerin bekommt. Meine Damen und Herren, ich denke, wir von der ÖVP haben damit unser Vorschlagsrecht für das Justiz­ressort auf eine sehr staatspolitisch verantwortungsvolle Weise wahrgenommen und dabei gleichzeitig auch Mut gezeigt, nämlich Mut zu einer innovativen personellen Lö­sung. – Herzlich willkommen in diesem Ressort, Mag. Claudia Bandion-Ortner! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine Damen und Herren, neben der Sicherstellung einer unabhängigen, bürgernahen Rechtsprechung ist das Justizressort wie kaum ein anderes aber auch zentrales Res­sort für die Gestaltung des Rechtsrahmens in unserem Land. Viele Rechtsbereiche werden von diesem Ministerium ausgehend gestaltet, und die sind von grundlegender Bedeutung für das Zusammenleben der Menschen in unserem Lande.

Das Justizressort darf gerade deswegen kein Ideologieressort sein. – Das hatten wir auch schon. (Abg. Bucher: In der letzten Regierung hatten wir das!) Meine Damen und Herren, der Rechtsstaat ist kein Instrument zur Durchsetzung von parteipolitischen Vorstellungen, ganz im Gegenteil: Er soll uns vielmehr davor schützen, dass unsere Freiheitsrechte durch ideologisch motivierte staatliche Maßnahmen beschnitten wer­den. Das Justizressort ist aber auch keine Institution für jene, denen der Maßstab dafür abhanden gekommen ist, wen man im Rechtsstaat eigentlich schützen muss – die Op­fer oder die Täter. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren, das Justizressort ist auch kein Ressort für Angstmacher und Populisten, die auf der anderen Seite des politischen Spektrums unterwegs sind. Der Schutz unserer Rechtsordnung gilt für alle, die hier in Österreich sind, und daran wird bei uns auch nicht gerüttelt werden. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren, es warten zahlreiche Reformvorhaben auf unsere neue Jus­tizministerin. Wir haben im Regierungsprogramm sehr viele davon festgehalten, die gilt es jetzt in Angriff zu nehmen. Wenn ich vorhin von der Schutzfunktion des Rechtsstaa­tes gesprochen habe, dann ist klar, dass wir uns beispielsweise der Verbesserung des Schutzes der Persönlichkeitsrechte besonders zuwenden müssen. Dazu gehört auch der medienrechtliche Schutz von Opfern strafbarer Handlungen. Opfer dürfen nicht auch noch zu Opfern der veröffentlichten Meinung werden, meine Damen und Herren! (Beifall bei der ÖVP.)

Wir müssen uns auch generell dem Schutz der Opfer zuwenden. Dazu gehört zum Bei­spiel auch, dass Schadenersatzforderungen des Opfers Vorrang haben – auch Vor­rang vor dem Vollzug von Geldstrafen der öffentlichen Hand. Die Opfer zuerst, das muss auch in finanzieller Hinsicht gelten. (Neuerlicher Beifall bei der ÖVP.)

Im Sinne eines verstärkten Schutzes der Opfer begrüße ich es daher ganz besonders, meine Damen und Herren, dass unsere neue Justizministerin zu einem Kampf um den Schutz der Kinder aufgerufen hat – Stichwort „Kinderpornographie“. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Ing. Hofer.)

Die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft – und das sind nun einmal die Kin­der – brauchen den besten Schutz. Das ist gerade uns in der Familienpartei ÖVP ein zentrales Anliegen. (Abg. Weinzinger: Was seid ihr? Da bin ich aber erstaunt!)


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Wir müssen weiters auch auf ein Phänomen reagieren, meine Damen und Herren, und zwar darauf, dass Täter immer jünger werden und dass vor allem das Unrechtsbe­wusstsein auch von Unmündigen gestärkt werden muss, denn mangelndes Unrechts­bewusstsein finden wir leider auch in anderen Bereichen, zum Beispiel in Bereichen der traditionsbedingten Gewalt. Was in Österreich zählt und zählen muss, das ist un­ser Recht. Traditionen, Weltanschauungen oder Religion können niemals eine Gewalt­tat rechtfertigen, und sie dürfen auch niemals als strafmildernd anerkannt werden. (Bei­fall bei der ÖVP sowie des Abg. Weinzinger.)

Das heißt, die Palette an Themen, die auf dem Schreibtisch unserer neuen Justizminis­terin liegen, ist breit. Es ist auch manches aufzuholen. Es ist viel zu tun für einen star­ken, verlässlichen, modernen Rechtsstaat und für die Sicherung der hohen Standards, die wir in Bezug auf die Unabhängigkeit unserer Justiz genießen.

Ich bin davon überzeugt, dass Mag. Claudia Bandion-Ortner als Bundesministerin für Justiz diese Aufgaben nicht nur exzellent bewältigen, sondern als Persönlichkeit auch neue Maßstäbe setzten wird. Frau Bundesministerin, wir heißen dich hier in der ge­setzgebenden Körperschaft der Republik Österreich herzlich willkommen! Wir freuen uns auf eine fruchtbare und intensive Zusammenarbeit und wünschen dir viel Erfolg! Alles Gute! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

10.54


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Klubobmann Bucher zu Wort. Ebenfalls 9 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte. (Rufe bei der SPÖ in Richtung
des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Bucher: Koalabär! 
Bundeskanzler Fay­mann: Kein Bär für uns? – Abg. Bucher: Es gibt Klubobmänner, die haben überhaupt kein Image! – Heiterkeit.)

 


10.54.46

Abgeordneter Josef Bucher (BZÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Regierungsmitglieder! Hohes Haus! Das BZÖ hat sich immer schon für eine parteifreie, unabhängige Justiz ausgesprochen. Daher dürfen wir Sie, sehr ge­ehrte Frau Mag. Bandion-Ortner, sehr herzlich willkommen heißen im Hohen Haus. Wir schätzen Ihre Kompetenz, die Sie für die großen Herausforderungen mitbringen, die mit diesem Amt verbunden sind – vom neuen Familienrecht bis hin zum Wirtschafts­recht haben Sie eine große Palette an Aufgaben und Herausforderungen vor sich, die auch die Zeit mit sich bringt.

Wir glauben, dass Sie eine sehr gute Performance liefern können, was Sie ja letztend­lich schon im BAWAG-Prozess gezeigt haben. Wir setzen auch sehr darauf, dass Sie keine parteipolitische Schlagseite bekommen, wie das bei Ihrer Vorgängerin der Fall war, die ja nicht immer in allen Bereichen so gehandelt hat, wie man sich das von einer Justizministerin erwarten darf. (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ. Zwischenrufe bei der SPÖ. Abg. Dr. Cap: Hallo, hallo!)

Wir haben mit großer Genugtuung aus Ihren ersten Stellungnahmen in der Öffentlich­keit vernommen, dass Sie sich um den Schutz der Kinder besonders annehmen wol­len. Das ist auch ein Herzensanliegen des BZÖ. Etwas weniger erfreut war ich darü­ber, dass Sie auch eine Anklage, was den Herrn Landeshauptmann von Kärnten an­langt, überprüfen wollen. Ich bin darüber sehr im Zweifel, denn eines, glaube ich, darf man auf alle Fälle schon einmal vorwegnehmen: Wäre irgendeine Anklage gerechtfer­tigt (Abg. Mag. Stadler: Dann hätte man nicht gewartet!), dann wäre sie in der Vergan­genheit schon längst erfolgt, weil Frau Justizministerin Berger keinen Moment ausge­lassen hätte, um Kärnten in irgendeiner Weise Schaden zuzufügen. (Beifall beim BZÖ. Zwischenruf der Abg. Silhavy.)


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Das darf ich einmal als gegeben annehmen, wenngleich wir aus Kärntner Sicht sagen, dass diese Ortstafelproblematik auf Bundesebene sehr oft falsch verstanden wird, aus welchen Gründen auch immer. Auf alle Fälle gibt es in Kärnten keinen Ortstafelkon­flikt. – Das darf ich Ihnen von dieser Stelle ausrichten. (Beifall beim BZÖ.)

Es gibt einen aufrechten Beschluss des Kärntner Landtages vom Dezember letzten Jahres – der ist also nur wenige Wochen alt –, dass es keine weiteren zweisprachigen Ortstafeln in Kärnten geben darf, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Das BZÖ ist ein Garant dafür, dass das auch nicht eintreten wird. Zum Verständnis lie­fere ich nach, dass wir die slowenische Volksgruppe, die slowenischen Kärntner be­sonders schätzen, auch stolz darauf sind, was das freundschaftliche Zusammenleben dieser beiden Volksgruppen anlangt, und dass dafür sehr viel – beispiellos viel! – getan wird in Kärnten. (Abg. Mag. Lunacek: Warum wollen Sie dann die Ortstafeln nicht? Gegenrufe beim BZÖ. Abg. Ing. Westenthaler: Das hat der Josef Cap verhindert! Persönlich!)

Das haben letztlich auch die „drei Weisen“ aus Brüssel im Jahre 2001 bestätigt: Nir­gendwo in diesem Land kommt so viel Geld für die Bildungspolitik, für die Kinder, für die Schulen zum Einsatz wie in Kärnten. Das heißt, dass in Kärnten eine vorbildliche Volksgruppenpolitik durchgeführt wird, an der sich andere Länder ein Beispiel nehmen können. (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Aber Österreich steht ja angesichts der Wirtschaftskrise, angesichts der Finanzmarkt­krise vor viel größeren Problemen, und diese großen Herausforderungen, vor allem die Spielregeln, werden auch für die Justizministerin – für Sie, Frau Magister – eine große Herausforderung darstellen. (Abg. Ing. Westenthaler auf Abg. Dr. Cap deutend, der an der Regierungsbank mit Bundesministerin Mag. Bandion-Ortner spricht : Josef Cap beeinflusst die Justizministerin! Das ist nicht mehr die Frau Berger, Herr Cap!)

Daher wollen wir diese Bundesregierung auch positiv motivieren, dass Sie jetzt nach eineinhalb Monaten, da Sie nun komplett sind, endlich zur Tat schreiten. Die Flitterwo­chen sind vorbei. Herr Faymann und Herr Pröll, endlich können Sie die Maschinen voll anwerfen, auch die Mitarbeiter motivieren. Der Herr Obama sollte Ihnen ein leuchten­des Beispiel sein. Der hat ja schon wichtige Entscheidungen getroffen, noch bevor er in Amt und Würden war. Sie sind jetzt seit eineinhalb Monaten im Amt, und wir warten auf große Regierungsvorlagen.

Hätten wir nicht eine Fülle von Anträgen der Oppositionsparteien, wüssten wir ja gar nicht, was wir heute und morgen hier im Hohen Haus diskutieren sollten. Das ist ja die Wahrheit! (Beifall beim BZÖ.)

Sie vonseiten der Bundesregierung machen Kurzarbeit, und das ist in Anbetracht der schwierigen Situation, nämlich einer Rezession, auf die wir in Österreich zusteuern, kein Ruhmesblatt. Die Bevölkerung erwartet sich Taten, erwartet sich, dass Sie endlich diese Wirtschaftskrise in Angriff nehmen, dass Sie die Konjunktur ankurbeln, dass Sie auch einsehen, dass diese Maßnahmen, die Sie bis dato getroffen haben, wirkungslos geblieben sind. Die Konjunkturpakete sind im Sand verlaufen. Sie sind wirkungslos! Sie zeigen überhaupt keine Investitionsbelebung am Markt. (Präsident Neugebauer über­nimmt den Vorsitz.)

Auch die Kaufkraft ist nicht gestärkt, wird auch nicht gestärkt mit diesen 2,2 Milliarden € des Steuerentlastungspakets, das Sie geschnürt haben. Und Sie haben vor allem eines völlig missverstanden, nämlich das Bankenrettungspaket so auszulegen, dass es auch von der Realwirtschaft angenommen wird. Da geht es ja nicht darum, dass wir in erster Linie die Banken retten, sondern es geht in erster Linie darum, dass wir der Wirt-


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schaft wieder das Kapital zur Verfügung stellen, damit sie arbeiten kann, damit Arbeits­plätze gesichert werden, damit Investitionen getätigt werden. (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

Dieses Konjunkturpaket ist eine große Pleite! Und das ist einfach darstellbar. Es nützt nichts, wenn Sie eine degressive Abschreibung festlegen. Was nützt das einem Unter­nehmer? Selbst wenn Sie ihm eine 50-prozentige Investitionsprämie geben, nützt das dem Unternehmer nichts, weil er die anderen 50 Prozent, die er für diese Investition braucht, nicht bekommt – von keiner Bank bekommt. Das heißt, diese Investition geht völlig ins Leere. Sie müssen endlich dafür sorgen, dass die Banken das Geld heraus­geben, die Tresore aufsperren, das Geld wieder der Wirtschaft zur Verfügung stellen. Es wäre jetzt wichtig, auch im Zuge eines Bankengipfels sicherzustellen, dass die Wirt­schaft wieder mit frischem Geld versorgt wird. (Beifall beim BZÖ.)

Sehr geehrte Frau Justizministerin, eine wesentliche Aufgabe kommt Ihnen zu. Sie ha­ben aus dem BAWAG-Prozess, so glaube ich, jetzt auch vieles in Ihre Position mitge­nommen. Wir brauchen klare Spielregeln. Wir brauchen klare Gesetze, die exekutiert und kontrolliert werden können. Es gibt zahnlose Aufsichtsräte in unzähligen Banken, die nicht einmal Fragen stellen. Es gibt Staatskommissäre, die nicht einmal Fragen stellen dürfen. Das heißt, die Kontrolle ist in weiten Bereichen auch bei den Banken nicht möglich.

Wir wollen sichergehen, dass zukünftig das Geld nicht verzockt wird, sondern dass auch der Kredithandel unter den Banken unterbunden wird, dass keine Vermögenswer­te in den Firmen mit Fantasiewerten verwechselt werden können, sondern dass es in Zukunft klare Spielregeln für die Banken gibt, die unser Geld verwalten, und dass sie in erster Linie das Geld, das sie haben, der Realwirtschaft zur Verfügung stellen. – Danke schön. (Anhaltender Beifall beim BZÖ.)

11.02


Präsident Fritz Neugebauer: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolle­ginnen und Kollegen! Ich nutze diese Gelegenheit, um Ihnen allen und allen Mitbürge­rinnen und Mitbürgern, die uns über die Medien verbunden sind, ein gutes Neues Jahr zu wünschen und uns allen kluge Entscheidungen für die Menschen in diesem Lande. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Ing. Westenthaler: Lei lei! – Beifall beim BZÖ.)

Zu Wort gelangt nun Herr Klubobmann Dr. Cap. – Bitte.

 


11.03.20

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Herzlichen Dank für die Glückwünsche. Auch Mitte Jänner sind sie berechtigt. – Ich möchte kurz auf die Ausführungen meines Vorredners eingehen, bevor ich dann die Frau Ministerin herz­lich hier im Haus begrüßen darf.

Ihren Redebeitrag hätte ich mir gewünscht, als es um die Hypo Alpe-Adria in Kärnten gegangen ist. (Abg. Bucher: Die stellt das Geld der Wirtschaft bereits zur Verfügung! Sie waren dagegen!) Da hätten Sie sich vom BZÖ wirklich massiv einbringen können. Aber hier herkommen und den „Mister Klug“ spielen ist ein bisschen spät. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Petzner: BAWAG! – Abg. Ing. Westenthaler: Bis zum Hals im BAWAG-Sumpf!)

Ich sage das nur, denn vielleicht sind das Ihre Erkenntnisse aus den Ereignissen rund um die Hypo Alpe-Adria. (Abg. Bucher: Kein neues Thema!) – Diese Nervosität verste­he ich jetzt nicht, aber vielleicht zum zweiten Punkt. (Abg. Bucher: Androsch ist der Wirtschaftsberater von Faymann!)

Ich würde davor warnen, wenn wir jetzt eine Bankendebatte in die Richtung führen würden, dass hier apokalyptische Bilder gezeichnet werden. Das hat überhaupt keinen


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Sinn. Was wir jetzt brauchen, das ist Vertrauen. Was wir brauchen, ist, dass wirklich die Banken auch zu arbeiten beginnen. (Abg. Strache: Das Geld in den Rauchfang schießen!)

Ich glaube, seitens der Regierung sind Schritte gesetzt worden, einstimmig hier im Haus, zur Unterstützung und zur Stärkung der Banken. Wenn Gesetzesübertretungen vorkommen, dann ist ja sowieso die von Ihnen und von mir so gelobte unabhängige Justiz gefordert, dann diese Schritte zu setzen. Das steht ja außer Zweifel. Aber Miss­trauen zu säen, apokalyptische Bilder, dass man sagt, der Bankenkomet kommt, und, liebe Österreicherinnen und Österreicher, seid vorsichtig, wer weiß, wie lange die ös­terreichischen Banken noch aktiv und liquid sein können (Abg. Strache: Nicht unser Staatsgeld den Banken geben!), das ist schlicht unverantwortlich und wird jedenfalls keine Wende in der wirtschaftlichen Entwicklung bringen können! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe beim BZÖ.)

Ich möchte nun zum eigentlichen Thema kommen und Folgendes sagen: Frau Ministe­rin Maria Berger hat ein wirklich gut bestelltes Haus zurückgelassen (Ruf beim BZÖ: Schlechte Politik gemacht!), und sie ist hier sehr engagiert ihrer Arbeit nachgekommen. (Abg. Strache: Der „weibliche Broda“ der Regierung ist zum Glück nicht mehr da!) Mi­nisterin Berger hat sehr erfolgreich ihre Budgetverhandlung geführt – darüber werden alle noch sehr froh sein im Hause der Justiz –, damit auch die Verfahren mit dem ent­sprechenden Engagement, mit der entsprechenden Schnelligkeit durchgeführt werden können und auch wirklich die Möglichkeiten dafür gegeben sind.

Und Ministerin Berger hat auch sehr viele positive Schritte gesetzt: Das Gewaltschutz­paket wurde hier schon erwähnt. (Ruf beim BZÖ: Wir warten seit eineinhalb Jahren!) Die Einrichtung der Justiz-Ombudsstellen war auch einer der Punkte.

Ich möchte bei dieser Gelegenheit die neue Justizministerin, Frau Ministerin Claudia Bandion-Ortner recht herzlich hier im Haus begrüßen, eine kompetente, eine sehr en­gagierte Richterin, die ja wirklich mit großem Engagement ihre bisherige Tätigkeit voll­zogen hat und die hier sicherlich auch die Erfahrungen und dieses Wissen in ihre Tä­tigkeit im Justizministerium einbringen wird können.

Weil die Vorredner gesagt haben, unabhängige Justiz, keine parteipolitische Einfluss­nahme. – Ich gehe davon aus, dass die Frau Ministerin genau diesem Anforderungs­profil entsprechen wird. Was ich seltsam in der Rede des Kollegen Bucher gefunden habe, war, dass er gleich Drohungen von sich gegeben hat, dass da jetzt ja keine An­klage aus dem Justizministerium kommt. (Abg. Bucher: Das habe ich nicht gesagt!) – Na ja, schon! – Also wenn die Justiz unabhängig ist, dann kann sich hier nicht jemand seitens der Politik herstellen und kurz einmal Vorschriften machen und drohen, dass da ja in der einen Causa, die Kärnten betrifft, keine Anklage erhoben wird! Das ist Sache der Justiz. Und es ist hier einmal ein ganz unabhängiger Prozess im Gange. (Abg. Ing. Westenthaler: Ihr seid schuld, dass es keine Ortstafel-Lösung in Kärnten gibt!) Da müssen nicht Drohungen vom Rednerpult hier im Hohen Haus ausgesprochen werden. Das sei einmal hier deutlich gesagt. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Ing. Westenthaler: Ihr habt es verhindert! Unglaublich!)

Wie wir wissen, hat es in den Regierungsverhandlungen für dieses Regierungspro­gramm sehr intensive Gespräche gegeben. Der Justizteil umfasst an die 26 Seiten. Ich denke, dass das, was der Herr Vizekanzler gesagt hat, dass hier gerade auch im Jus­tizministerium sehr viel an Gesellschaftspolitik gemacht wird, und dass das ein sehr in­teressanter und auch ein Bereich ist, über den man auch sehr viel diskutieren kann, beweist, dass die Familiengerichtsbarkeit, die Jugendgerichtsbarkeit wichtig sind, dass es weiters um die Frage der Bekämpfung der Korruption gegangen ist, und dass es viele Bereiche gibt, die ganz entscheidend sind.


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Bei der Familienrechtsreform gibt es einen Punkt, der mit Sicherheit auch unter dem positiven Begriff „Gesellschaftspolitik“ zu werten ist, nämlich wo es um die Stärkung der Position von Kindern in Patchwork-Familien geht, wo es um die Einbindung der Stiefeltern in die Verantwortung um das Kind geht, wo es wichtig ist, dass die Unter­haltssicherung für die Kinder verbessert und sichergestellt wird, dass ein Unterhaltsvor­schuss immer möglich ist, wenn ein Unterhaltsanspruch besteht. Kurzum: Das ist auch Gesellschaftspolitik.

Das ist auch die Stärkung dieser modernen Entwicklung im Familienbereich, wo es ver­schiedene Formen und eine Vielfalt von Familienstrukturen gibt, wo dann die rechtliche Begleitung und wo dann auch im Justizbereich die entsprechenden ordnungspoliti­schen Maßnahmen im Parlament und in der Umsetzung natürlich auch zu fassen sind.

Ich finde das positiv, weil da sehr viele fortschrittliche Elemente enthalten sind. Und da­zu gehört auch die Frage der gleichgeschlechtlichen Partnerschaften, wo es endlich zu einem geeigneten Partnerschaftsgesetz kommen wird, wo die Diskriminierung beseitigt wird und echte Gleichberechtigung hergestellt werden muss – auch ein Punkt, bei dem ich meine, dass es um Gesellschaftspolitik geht, der nicht unumstritten war, wo viele, viele Jahre hier darüber diskutiert wurde.

Ich kann mich erinnern, auch hier im Haus hat es – nicht ein Mal – eine Abstimmung gegeben, wo es vorher heftige Diskussionen zu diesem Thema gegeben hat. Ich bin sehr froh darüber, dass in diesem Programm der künftigen Regierungsarbeit auch die­ser Punkt und viele andere Punkte ein Beitrag sind, um an der weiteren Modernisie­rung des Rechts zu arbeiten, damit auf die weitere Modernisierung unserer Gesell­schaft und auf das Eingehen von Realität und Wirklichkeiten auch wirklich Bezug ge­nommen wird.

Das Gewaltschutzgesetzespaket – ich finde es besonders positiv, Frau Ministerin, dass Sie quasi zu Beginn Ihrer Tätigkeit als Titel „Schutz des Kindes, Schutz der Kinder“ ge­nommen haben – ist ein ganz wesentlicher Punkt, wo ich meine, dass auch Ihre Amts­vorgängerin, Maria Berger, da schon sehr viel Vorarbeit geleistet und wirklich vieles eingebracht hat. Das ist ebenfalls ein Aspekt, der wichtig ist.

Es wird in Ihrer Arbeit für die nächste Zeit um eine verbesserte Rechtsstellung des Op­fers gehen. Es wird um eine effiziente Bekämpfung der Korruption gehen – ein eben­falls ganz wesentlicher Punkt, der, wie ich meine, hier besondere Sorgfalt erfordert.

Es wird weiters um die Bekämpfung des sogenannten Kriminaltourismus gehen. Wir sind sehr froh, dass wir davon ausgehen können, dass Justiz- und Innenministerium mit Sicherheit hiebei eine gute Zusammenarbeit finden werden. Die Bekämpfung des Kriminaltourismus ist auch etwas, das den Österreicherinnen und Österreichern ganz besonders am Herzen liegt, weil sie Sicherheit wollen, weil sie wollen, dass nicht nur eine effiziente Sicherheit ausgehend von der Polizei und ihren Aufgaben zu erwarten ist, sondern auch von der Justiz her. Sie erwarten, dass es klare und gerechte Urteile gibt, dass die Justiz ihren Auftrag auch wirklich erfüllt. Und das wird sie mit Sicherheit auch tun.

Ein weiterer Aspekt ist, dass der strafrechtliche Schutz vor Rassismus und Fremden­feindlichkeit noch wirksamer zu gestalten ist.

Ich könnte hier noch einige weitere Punkte anführen, die mir ganz besonders am Her­zen liegen und wo ich glaube, dass im Regierungsprogramm noch sehr viele andere wichtige Punkte enthalten sind.

Wir können also davon ausgehen: Die Justiz ist ein ganz wesentlicher Bereich auf dem Boden der Verfassung, auf dem Boden der Gesetze. Sie wird jedenfalls ohne politische Einflussnahmen ihre Arbeit verrichten. Und sie wird natürlich wie immer in der Vergan-


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genheit auch in Zukunft unter einer öffentlichen Beobachtung, ja auch eines öffentli­chen Diskurses stehen. Man kann ja ruhig auch bei den vielen Maßnahmen, die ge­plant sind, davon ausgehen, dass es öffentliche Debatten geben soll – sollen sie auch kontrovers sein. Hier ist ja auch der Ort, hier im Parlament, wo man dann bei der Um­setzung dieser Themen diese Diskussionen führt, wo man sorgfältig in den Ausschüs­sen darauf schaut, für Österreich die besten Gesetzesvorlagen zu erarbeiten.

Ich gehe davon aus, dass das in Zukunft möglich sein wird, und wünsche der Frau Mi­nisterin alles Gute und viel Erfolg. (Beifall bei der SPÖ.)

11.12


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Stein­hauser. – Bitte.

 


11.12.47

Abgeordneter Mag. Albert Steinhauser (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Bundesregierung! Sehr geehrte Frau Justizministerin, Sie übernehmen eine interessante Aufgabe – auch eine schwierige Aufgabe. Eine schwierige Aufgabe deshalb, weil Ihnen Rot und Schwarz mit dem Koalitionsübereinkommen einen Ruck­sack geschnürt haben, den Sie jetzt abarbeiten müssen.

Sie haben zwei Möglichkeiten: Entweder Sie arbeiten diesen rot-schwarzen Rucksack ab oder Sie setzen eigene Akzente. – Meine Erwartungshaltung ist relativ klar: Setzen Sie eigene Akzente, schnüren Sie das Koalitionsübereinkommen im Justizbereich auf! Niemand würde verstehen, wenn Sie einfach hergehen und das abarbeiten, was Ihnen andere vorgegeben haben. Das heißt ganz klar: Vollstrecken Sie bloß das, was Ihnen vorgegeben wurde, oder sind Sie wirklich die unabhängige Justizministerin, die ihren eigenen Weg gehen wird? – Das ist die entscheidende Frage. Wir werden das an eini­gen Punkten messen, und sehr schnell wird sich zeigen, für welchen Weg Sie sich ent­schieden haben.

Erste Frage: Wie stehen Sie zum ÖVP-Vorhaben, den Überwachungsstaat in Öster­reich weiter auszubauen?

Es ist im Regierungsübereinkommen eine Passage enthalten, die vorsieht, dass die Möglichkeit der Online-Durchsuchung geschaffen wird. Damit erreicht Österreich eine Debatte, die in Deutschland bereits heftig geführt wird, nämlich die Debatte um den Bundestrojaner. Das ist eine Bespitzelungssoftware, um Computerdaten auszuspionie­ren. Und viele Experten gehen davon aus, dass diese Software ihren Zweck nicht erfül­len wird, denn diejenigen, die es betrifft – Terroristen, die organisierte Kriminalität –, werden sich gegen diese Software schützen, und was bleibt, ist die Gefahr des Miss­brauchs und des überschießenden Einsatzes.

Daher die entscheidende Frage – diskutieren wir es direkt –: Sind Sie der verlängerte Arm der Innenministerin? Oder werden Sie sich als Lobbyistin des Rechtsstaates posi­tionieren? (Beifall bei den Grünen.)

Zweite Frage, Frau Justizministerin: Werden Sie als politisch Verantwortliche dafür sor­gen, dass die Staatsanwaltschaften in heiklen Verfahren konsequent arbeiten können?

Es wird in nächster Zeit einige heikle Verfahren geben. Einige Beispiele: das Strafver­fahren gegen Mensdorff-Pouilly, einen Waffen-Lobbyisten aus dem Dunstkreis der ÖVP. Thema der Ermittlungen: Verdacht der Geldwäsche und Bestechung im Zusam­menhang mit der Eurofighter-Beschaffung. – Da werden wir sehr schnell beim Thema Parteienfinanzierung sein. Vielleicht ist auch jetzt für die SPÖ nachvollziehbar, warum wir mit dem Wechsel des Justizministeriums von der SPÖ zur ÖVP nicht glücklich wa­ren. Aber es liegt an Ihnen, Frau Justizministerin, diese Bedenken zu zerstreuen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 82

Zweites Beispiel: Strafverfahren gegen Grasser und Julius Meinl. – Wieder eine Person aus dem Nahbereich der ÖVP. Das Thema ist relativ klar im Zusammenhang mit dem Finanzminister: schwerer Betrug und Untreue im Zusammenhang mit Meinl European Land und Meinl International Power.

Es geht schlicht um die Frage: Sind tausende Kleinanleger in diesem Land durch den Namen des Finanzministers geblendet und abgezockt worden? – Das soll dieses Ver­fahren klären. Seit dem Jahr 2007 gibt es diesbezüglich eine Anzeige, aber kein Ergeb­nis. Und auch hier liegt es an Ihnen, Frau Justizministerin, klar zu machen, dass gute Kontakte zur Politik jedenfalls nicht davor schützen, dass dieser Sachverhalt konse­quent und schnell untersucht wird. (Beifall bei den Grünen.)

Nächstes Beispiel – diesmal nicht im Nahbereich und diesmal nicht im Dunstkreis der ÖVP, sondern im Herzen der ÖVP –: der ehemalige Innenminister Platter. Verfahrens­gegenstand: Verdacht auf Amtsmissbrauch. – Rückblende, 2007: Erstmals kommt die Familie Zogaj in die mediale Debatte, und das Innenministerium in die Defensive. Da ist etwas passiert, was für den Rechtsstaat einzigartig ist: Der Polizeicomputer wurde massiv beschäftigt, es hat Abfragen gegeben. Und am nächsten Tag hat eine beispiel­lose Medienoffensive des Innenministeriums begonnen, um die öffentliche Stimmung gegen die Familie Zogaj zu beeinflussen. (Zwischenruf des Abg. Dr. Haimbuchner.) Das ist der Gegenstand dieses Verfahrens. Es hat 38 Einvernahmen gegeben. Auch dieses Verfahren läuft seit 2007 – immer noch ohne Ergebnis.

Frau Bundesministerin, auch hier das Ersuchen: Die Behörden sollen das konsequent untersuchen.

Nächstes und letztes Beispiel: das Strafverfahren gegen den Staatsanwalt Schön. – Diese Sache ist hier weniger bekannt. Eines Tages kommt der Anwalt Eichenseder zum Staatsanwalt Schön und übergibt ihm – er vertritt einen Promianwalt in einem Scheidungskrieg – eine Strafanzeige. Allein diese Vorgangsweise ist unüblich. Norma­lerweise läuft eine derartige Strafanzeige in der Einlaufstelle ein. Wie sich herausstellt, sind Eichenseder und Schön gute Freunde. Wie sich weiter herausstellt, ist Schön für diese Strafanzeige an sich gar nicht zuständig. Er zieht die Strafanzeige an sich. Das hat den Vorteil, dass er dadurch indirekt auch zuständig wird für eine Strafanzeige, die gegen den Promianwalt gerichtet ist.

Was macht der nicht zuständige Staatsanwalt? – Er stellt die Anzeige gegen den Pro­mianwalt ein und erhebt Anklage gegen die Ehefrau des Promianwalts.

Da ist mein Appell auch relativ klar: Das gehört aufgearbeitet und untersucht. Ist das die Spitze eines Eisbergs oder ist das ein Einzelfall? – Es liegt in Ihrer Verantwortung, hier Licht ins Dunkel zu bekommen.

Und, damit kein Missverständnis entsteht, ich habe da ein gerüttelt Maß an Distanz. Ich verlange nicht von Ihnen, dass bestimmte Ergebnisse durch die Staatsanwaltschaft er­zielt werden, sondern ich will eines sichergestellt wissen: Ich will, dass Sie sicher­stellen, dass die Staatsanwaltschaft in diesen heiklen Verfahren konsequent ermitteln darf und dann im Sinne des Rechtsstaats die notwendigen Schritte in die eine oder an­dere Richtung einleitet. (Beifall bei den Grünen.)

Ich habe auch mit einer gewissen Freude, Frau Bundesministerin, gelesen, dass Sie sich der Korruptionsbekämpfung widmen wollen. Da würde ich Sie ersuchen, einen Blick in das Regierungsübereinkommen zu werfen, denn dort ist die Korruptionsbe­kämpfung auch ein Thema. Da ist von Präzisierung und Adaptierung die Rede, und der „gelernte Österreicher“ weiß, wenn manche Politikerinnen und Politiker von „Präzisie­rung“ und „Adaptierung“ reden, dann meinen sie eigentlich die Lockerung der Korrup­tionsbestimmungen. Und genau das ist hier der Fall.


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Wir haben hier sehr strenge Korruptionsstrafbestimmungen beschlossen – und unter dem Stichwort „Kultur-Sponsoring“ sollen diese strengen Korruptionsbestimmungen, was die Geschenkannahme bei Beamten betrifft, jetzt wieder gelockert werden. Ich hoffe, dass Sie hier Gegenakzente setzen werden. – Alles Punkte, wo Sie sich profilie­ren können, wo Sie zeigen können, dass Sie unabhängig sind, dass Sie nicht der ver­längerte Arm einer Partei sind.

Sorgen Sie dafür, dass die Antikorruptions-Staatsanwaltschaft unabhängig agieren kann, dass sie weisungsfrei gestellt wird! Dort ist Reformbedarf gegeben. Lösen Sie die Finanzierungsfragen! In Bezug auf die Antikorruptions-Staatsanwaltschaft ist ein Fi­nanzierungsvorbehalt im Regierungsprogramm festgeschrieben, und das heißt, das Ganze muss aus dem Ermessensbudget des Justizressorts finanziert werden. Das ist unmöglich, weil erstens schon jetzt eine angespannte Situation vorherrscht, weil zwei­tens der Finanzminister dieses Ermessensbudget um 5 Prozent kürzen will und weil es des Weiteren viele andere Forderungen gibt, die auch verwirklicht werden müssen. Ich erwähne nur folgende: Finanzierung der Bewährungshilfe, Kinderbeistand, Jugendge­richts-Ziele – alles Vorhaben, die umgesetzt werden müssen.

Das heißt, Frau Bundesministerin, auch hier werden Sie wirklich wie eine Löwin kämp­fen müssen, und zwar gegen Ihren eigenen Finanzminister, um die Budgetierung der Justiz sicherzustellen. Es fehlen 500 Planstellen! Ich wünsche Ihnen alles Gute und freue mich schon auf Ihre Erklärung. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

11.21


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster erteile ich Frau Bundesministerin Mag. Bandion-Ortner das Wort. – Bitte.

 


11.21.32

Bundesministerin für Justiz Mag. Claudia Bandion-Ortner: Sehr geehrter Herr Prä­sident! Sehr geehrter Herr Bundeskanzler! Sehr geehrter Herr Vizekanzler! Liebe Kolle­ginnen und Kollegen! Es wäre eine Lüge, würde ich sagen, dass ich jetzt nicht nervös bin. Es ist schon ein bewegender Moment, das erste Mal hier im Hohen Haus sprechen zu dürfen. Obwohl – ein bisschen ungewohnt ist das schon, muss ich Ihnen ganz ehr­lich sagen, das mit den Zwischenrufen und so. Im Gerichtssaal war das anders. Hier muss ich schön still bleiben, und das wird mir wahrscheinlich schwerfallen, aber ich werde mich daran gewöhnen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Die Justiz ist die Visitenkarte eines Staates. – Diesen Satz kann man nicht oft genug aussprechen. Es ist daher sehr, sehr wichtig – und ich schaue auch in Richtung Fi­nanzminister –, dass die Justiz mit den notwendigen personellen und materiellen Res­sourcen ausgestattet wird. Das können mir meine RichterkollegInnen, die heute hier zu Besuch sind – worüber ich mich auch sehr freue –, bestätigen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.) Aber natürlich muss man auch intern überprüfen: Wo kann man in der Justiz Ressourcen freilegen? Richter und Staatsanwälte sollten ermitteln, sie sollten judizie­ren, aber sie sollten nicht unbedingt Verwaltungsaufgaben wahrnehmen müssen.

Ich habe 15 Jahre lang meine richterliche Unabhängigkeit genossen, und ich möchte das auch weiterhin so halten mit der Unabhängigkeit. Ich möchte wirklich mit allen Par­teien Kontakt halten, Expertinnen und Experten aller Parteien bei meinen Vorhaben einbinden.

Stichwort Vorhaben. Was sind meine Vorhaben? – Natürlich ist das Regierungspro­gramm Basis für meine Arbeit. Ich stimme mit dem Regierungsprogramm überein, sonst hätte ich dieses Amt auch nicht angetreten, aber ich habe auch eigene Vorstel­lungen, eigene Ziele, die ich rasch verwirklichen möchte. Vorrangiges Motto ist Schutz durch Recht, und das wird sich durch alle Rechtsbereiche ziehen, durch alle Bereiche der Rechtsetzung, Rechtsanwendung, Rechtsumsetzung. Rechte und Gesetze sind


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nichts Statisches, man muss das Gesetz dem Geist der Zeit anpassen, und das wird sich bei verschiedenen Reformvorhaben auch zeigen. Zum Beispiel: Das GmbH-Recht muss geändert werden, Unternehmensgründungen müssen vereinfacht werden. Wir müssen hier einem internationalen Trend folgen, damit der Wirtschaftsstandort Öster­reich wirklich attraktiv bleibt. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und BZÖ.)

Änderungen im Insolvenzrecht sind angedacht. Ich möchte auch ein modernes, effi­zientes Haupt- und Rechtsmittelverfahren im Strafprozess schaffen. Ein besonderes Anliegen ist mir die Reform der Laiengerichtsbarkeit; ich denke hier insbesondere an die Geschworenengerichtsbarkeit.

Familienrechtsreform, Umsetzung des Familienrechtspaketes, die Verankerung von Patchwork-Familien im Gesetz – auch etwas sehr Wichtiges.

Was fällt mir noch ein? – Das Korruptionsstrafrecht zum Beispiel, ein Thema, das in letzter Zeit für große Aufregung sorgt, ein sehr sensibles Thema, gebe ich zu. Korrup­tionsbekämpfung ist ein großes Anliegen von mir, denn Korruption ist schleichendes Gift für Rechtsstaat und Wirtschaft. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, FPÖ und BZÖ.)

Der erste Schritt ist getan: Die Korruptions-Staatsanwaltschaft hat ihre Arbeit begon­nen, sie muss jetzt noch mit den notwendigen Ressourcen ausgestattet werden. Natür­lich muss man das Korruptionsstrafrecht noch präzisieren. Das ist so, denn es besteht derzeit noch höchste Unsicherheit. Es kann nicht sein, dass jede Sponsoring-Leistung kriminalisiert wird. Das ist nicht der richtige Weg! (Beifall bei ÖVP, SPÖ, FPÖ und BZÖ.) Aber wir müssen hier wirklich sehr sensibel vorgehen, das wird sicher eine legis­tische Herausforderung werden.

Wie Sie bereits den Medien haben entnehmen können, ist mir der Schutz der Kinder ein besonderes Anliegen. Kinder sind das schwächste Glied in der Gesellschaft, sie gehören geschützt vor sexuellen Übergriffen, vor gewaltsamen Übergriffen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, FPÖ und BZÖ.)

Ich möchte den Kampf gegen die Kinderpornographie verstärken durch die Schaffung eines neuen Tatbestandes: Es sollen auch das bloße Ansehen von kinderpornographi­schen Darstellungen, der wissentliche Zugriff auf derartige Websites kriminalisiert wer­den (Beifall bei ÖVP, SPÖ, FPÖ und BZÖ), denn man muss das Übel an der Wurzel bekämpfen. Ich möchte dieses Vorhaben wirklich schnell umsetzen, ich möchte es noch im Rahmen des zweiten Gewaltschutzpaketes umsetzen – also bald.

Weitere Anliegen meinerseits sind zum Beispiel die Institutionalisierung des Kinderbei­standes, Änderungen im Unterhaltsvorschussrecht oder – natürlich ganz wichtig – der Bereich der Prävention zur Verhinderung der Jugendkriminalität. Die ansteigende Ju­gendkriminalität bereitet mir natürlich große Sorge, so wie Ihnen auch, aber das ist ein sehr vielschichtiges Problem. Meine Kollegin Fekter und ich werden dieses Problem nicht allein lösen können. Gefragt sind auch Schulen, Lehrer, Jugendorganisationen, Jugendämter. (Abg. Weinzinger: Eine Frage der intakten Familie!) Wir müssen alle ge­meinsam an einem Strang ziehen. Es ist sicher nicht der einzig mögliche Weg, Kinder einzusperren, es ist sicher nicht das alleinige Allheilmittel, die Strafmündigkeit herabzu­setzen, sondern ich denke eher an pflegschaftsgerichtliche Maßnahmen gegen straffäl­lige Unmündige. Man muss den Jugendlichen altersgerecht beibringen, dass das nicht richtig ist, was sie tun, und dass sie andere Personen so behandeln, wie sie selbst gerne behandelt werden möchten. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, FPÖ und BZÖ sowie der Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek.)

Noch ein Anliegen meinerseits: die Sicherheit im Strafvollzug, die Sicherheit nach in­nen und nach außen; Sicherheit für die Bevölkerung, aber auch Sicherheit für unsere Strafvollzugsbeamten. Unsere Vollzugsbeamten in Österreich haben wirklich einen


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sehr, sehr schwierigen Job, sie leisten wirklich Bravouröses. Ich finde, sie müssen auch geschützt werden. Ich denke zum Beispiel an den Ausbau des Personalstandes, aber auch an den effizienteren Einsatz der vorhandenen Ressourcen.

Die Wiedereinführung des Tasers ist ein sehr sensibles Thema. Es gibt Gutachten, es gibt Erfahrungsberichte, die jetzt ausgewertet werden, und ich verspreche Ihnen, in dieser Frage die Experten und Expertinnen aller Parteien miteinzubinden. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Zum Schluss möchte ich noch kurz auf die Ausführungen von Herrn Abgeordnetem Strache eingehen: Ich habe gar nicht gewusst, dass Generalanwalt Konrad Minister­posten zu vergeben hat. – Das stimmt auch nicht, das möchte ich vorab festhalten, aber wir sprechen uns noch, Herr Strache. (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Strache: Waren Sie nicht im Wirtshaus?)

Zu guter Letzt noch: Es ist die Verpflichtung des Staates, die Bürgerinnen und Bürger durch Recht zu schützen. Deshalb würde ich sagen: Tun wir es doch gemeinsam!

Und eines noch: Sie wissen, Justitia trägt eine Augenbinde – ich finde, sie sollte in Zu­kunft Brille tragen. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP, SPÖ, FPÖ und BZÖ.)

11.29


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dr. Jarolim. – Bitte.

 


11.30.15

Abgeordneter Dr. Johannes Jarolim (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Meine Damen und Herren von der Regierung! Kolleginnen und Kolle­gen! Frau Ministerin, herzlich willkommen hier im Hohen Haus und auch Gratulation zu Ihrer ersten Rede! Wir alle hier freuen uns auf die Zusammenarbeit. Sie sind seit Jah­ren die erste Richterin, die dieses Amt übernimmt, und ich meine, dass Ihre Ausführun­gen ja schon gezeigt haben, wie wichtig es ist, gerade in diesem sensiblen Thema Jus­tizpolitik, wo natürlich Gesellschaftspolitik in ganz besonderem Ausmaß betrieben wird, sehr sachlich miteinander umzugehen, die Diskussion zu suchen und wenigstmöglich Emotionalität miteinzubeziehen.

Frau Ministerin, ich gratuliere Ihnen auch zu Ihrem Haus. Das Justizministerium mit all seinen Expertinnen und Experten ist sicherlich ein sehr gutes, ein sehr voraussehen­des, ein sehr internationales Ministerium, weshalb es uns auch immer wieder gelingt, im internationalen Zusammenspiel in Europa Spitzenpositionen inhaltlicher Natur dar­zulegen. Ich darf allerdings auch erwähnen, dass Sie ein gut bestelltes Haus überneh­men, da Frau Ministerin Berger die Justiz sehr umsichtig, sehr europäisch, sehr inter­national und sehr sorgsam sehr gut weiterentwickelt hat. Sie haben heute hier gesagt, wir stehen vor der Umsetzung des Gewaltschutzpaketes, wir stehen vor der Umset­zung eines neuen Familienrechtspaketes – und das ist natürlich auch darauf zurückzu­führen, dass diese Vorarbeiten geleistet worden sind, die schlussendlich umgesetzt werden können.

Wir werden auch immer wieder damit konfrontiert, dass die Ombudsstelle im Justizbe­reich sehr gut ankommt, weshalb ich mich freue, Frau Ministerin, dass Sie – wie Sie auch erwähnt haben – an einem Ausbau dieser Stelle interessiert sind. Es ist uns durch die Einrichtung einer unabhängigen Stelle in der Justiz erstmals geglückt, für vie­le Bürgerinnen und Bürger eine Ansprechstelle zu schaffen, wenn sie die eine oder an­dere Frage zu den einzelnen Verfahren haben, wenn sie unzufrieden sind mit Verfah­ren. Nichts ist für Rechtsfrieden, Rechtssicherheit notwendiger, als auch eine entspre­chende Ansprechstelle zu finden.

Das Antikorruptionsgesetz ist angesprochen worden. Ich finde es gut, dass wir eine Antikorruptions-Staatsanwaltschaft haben. Ich finde es auch gut, dass dort in Zukunft


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eine prononcierte Persönlichkeit die Leitung übernimmt und sich diesem sehr wichtigen Segment widmet. Ich darf Ihnen allerdings auch zustimmen, Frau Ministerin: Wir haben die derzeitigen gesetzlichen Regelungen so gestaltet, dass es oft in der Diskussion da­zu kommt, dass man sagen muss: In Auslegung dieser Antikorruptionsbestimmungen müssen wir zunächst einmal abwarten, was der Oberste Gerichtshof sagt. – Das führt dazu, dass eine Rechtsunsicherheit eintritt und letztlich nicht absehbar ist, was der Ge­setzgeber will, was der Gesetzgeber eigentlich wirklich wollte. Ich glaube, meine Da­men und Herren, Sie werden mir alle zustimmen: Es kann nicht vertretbar sein für ein Parlament, für den Gesetzgeber selbst, mehr oder weniger zu erklären: Wir wissen nicht, was wir mit dieser Regelung wirklich konkret gemeint haben, der Oberste Ge­richtshof, die Rechtsprechung, soll – bei aller Wertschätzung natürlich der Gerichtsbar­keit – eine Regelung schaffen!

Ich denke, dass es irrsinnig wichtig ist, zu versuchen, diese Unsicherheitsfaktoren ab­zustellen, weil es in der Praxis wirklich dazu gekommen ist, dass sehr wichtige Spon­sorentätigkeiten für Kunst und für Sport mehr oder weniger in vielen Bereichen einge­froren worden sind. Das schadet natürlich dem Standort insgesamt. Es handelt sich hiebei nicht um Großkulturveranstaltungen wie die Salzburger Festspiele, sondern es handelt sich um Kleinbühnen, es handelt sich um Sportvereine, die sehr wichtig sind. Wir haben eigentlich nie gedacht, dass das Gesetz, so wie wir es beschlossen haben, in diese Richtung geht und prohibitiv wirkt.

Meine Damen und Herren, es wurde auch die Jugendgerichtsbarkeit, die Bekämpfung der steigenden Gewaltbereitschaft angesprochen. Frau Minister, Sie haben uns überall dort an Ihrer Seite, wo es darum geht, sich gegen Gewalt in der Familie, Gewalt in der Gesellschaft, gegen die Ellbogentechnik, dass der Stärkere zeigt, dass er im Recht ist, durchzusetzen. Das ist überhaupt keine Frage. Ich darf allerdings auch darauf hinwei­sen, dass wir seinerzeit mit dem Jugendgerichtshof, mit unserer Jugendgerichtsbarkeit in Europa eine Vorrangstellung eingenommen hatten, die uns als einen Leuchtturm ausgewiesen hat. Aus ganz Europa kamen Expertinnen und Experten zum Jugendge­richtshof, weil es uns damit gelungen ist, Jugendliche, die auf die schiefe Bahn zu kom­men drohten, abzufangen.

Das Wichtigste ist, dass man bei Jugendlichen, die gefährdet sind, kriminell zu werden, wirklich alle Maßnahmen setzt, gute Richter, gute Staatsanwälte, aber auch Psycholo­gen einsetzt, also ein Umfeld schafft, das sicherstellt, dass die Kriminalitätspotenziale wieder zurückgenommen werden und somit die Gewalt eingedämmt wird. Das ist irrsin­nig wichtig.

Wir haben noch ein zweites ganz wichtiges Thema, und zwar ist das die derzeitige Weltwirtschaftssituation. – Meine Damen und Herren, selbstverständlich kommt das aus den USA, selbstverständlich kommt das deshalb, weil es, offensichtlich ohne Kon­trollmaßnahmen, ohne Kapitalmarktregelungen ausreichender Natur, möglich war, völ­lig absurde Kredite zu vergeben; Kredite an Personen, die diese nie zurückzahlen konnten. Das war bekannt. Diese Kredite haben mehr oder weniger wirtschaftliche Werte, die in Wahrheit nie existiert haben, vorgetäuscht. Als dieses Gerüst zusammen­gebrochen war, ist das ganze System nicht mehr finanzierbar gewesen, und darunter leiden wir natürlich heute alle weltweit.

Aber – und das ist ja schon angesprochen worden – auch in Österreich gab es einige bedauerliche Entwicklungen; Meinl ist angesprochen worden, Immofinanz ist ebenfalls eines der Themen, wo sich zeigt, dass hier Entwicklungen stattgefunden haben, die verhinderbar gewesen wären. Es ist absolut nicht akzeptabel, dass Tausende Kleinan­leger geschädigt wurden durch Maßnahmen, die intransparent waren, durch Vorgauke­lung von Maßnahmen. Sie alle können sich noch daran erinnern, was wir etwa in Be­zug auf die Firma Meinl im Fernsehen gesehen haben: Verzichten Sie auf Ihr Spar-


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schwein, wir haben etwas Besseres! – Die Leute haben massenhaft angelegt und sind dann um ihre gesamten Einlagen umgefallen.

Das geht nicht, Frau Bundesministerin! Wir werden daher gemeinsam Richtlinien aus­zuarbeiten haben, Kapitalmarktrichtlinien, damit das zukünftig nicht mehr funktioniert. Wir werden durch Transparenz und entsprechende Schärfe Rahmenbedingungen schaffen – die Justiz kann das –, die zukünftig derartige Dinge verhindern.

Eine gute Justizpolitik kann, soll und wird dazu beitragen, dass wir diese momentane Wirtschaftskrise in Österreich meistern, dass wir es schaffen und dass wir am Ende der Krise die Situation geschaffen haben, dass wir wieder mit voller Kraft in die Zukunft starten können. Das können wir gemeinsam schaffen. Frau Ministerin, wir sind hier auf Ihrer Seite. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

11.37


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster spricht Herr Abgeordneter Mag. Donner­bauer. – Bitte.

 


11.37.59

Abgeordneter Mag. Heribert Donnerbauer (ÖVP): Werter Herr Präsident! Werter Herr Bundeskanzler! Herr Vizekanzler! Meine sehr geehrten Damen und Herren auf der Regierungsbank, vor allem natürlich liebe Frau Neo-Ministerin Bandion-Ortner! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Würden wir uns zusammensetzen und versu­chen, ein ideales Anforderungsprofil für einen Justizminister oder im konkreten Fall eine Justizministerin zu finden, so würden wohl folgende Kriterien jedenfalls ihren Nie­derschlag finden: Sie soll natürlich fachlich kompetent sein und auch erfahren im wei­ten und vielfältigen Feld der Justizmaterien. Sie soll seriös sein, aber auch gelassen genug im Umgang mit Problemen und vielen Konflikten, die gerade in diesem Feld auf­treten können. Sie soll natürlich – und ich glaube, das ist ganz besonders wichtig – auch unabhängig sein, und zwar vor allem in ihrer Meinungsbildung und in ihrer Ent­scheidungsfindung. Sie soll aber dennoch wohl auch mitten im Leben stehen, offen sein für die Gesellschaft, für deren Weiterentwicklung, engagiert, hartnäckig und voll Durchsetzungswillen, und sie soll natürlich auch mit Menschen können, mit Menschen umgehen, sympathisch sein, bereit sein, Probleme, Lösungen, aber auch Notwendig­keiten jenen Menschen, die betroffen sind, zu erklären.

Wenn man jetzt dieses Anforderungsprofil vergleicht mit der neu angelobten Justizmi­nisterin Claudia Bandion-Ortner, so ergibt dieser Vergleich wohl, dass diese Jobbe­schreibung unserer neuen Justizministerin wie auf den Leib geschneidert ist. Ihre fach­liche Kompetenz und natürlich auch ihre Erfahrung als Richterin wurden nicht erst nach dieser Entscheidung, sie als Justizministerin in diese Bundesregierung aufzunehmen, rundherum, in und außerhalb der Justiz hervorgestrichen.

Ihre Erfahrung hat Mag. Bandion-Ortner als Richterin in den letzten Jahren in einigen prominenten Fällen, die im Licht der Öffentlichkeit gestanden sind, unter Beweis ge­stellt, aber auch in vielen anderen Verfahren, die nicht so prominent in der Öffentlich­keit gestanden sind.

Ihre Seriosität und ihre Objektivität, aber auch ihre Gelassenheit in manchen Konflikt­fällen und gegenüber manchen Provokationen, die wir im letzten Jahr in diesem be­kannten Verfahren erleben durften und die sie auch in den nächsten Jahren als Justiz­ministerin, als Politikerin erleben wird, hat sie schon unter Beweis stellen können, wie wir miterleben konnten.

Mag. Bandion-Ortner ist parteiunabhängig und hat auch heute wieder betont, wie wich­tig ihr die Einbeziehung aller relevanten, aller betroffenen Gruppen, aber auch aller im Parlament vertretenen Parteien in die Justizarbeit ist. Ich glaube, das ist eine gute, eine bewährte Tradition, und es freut mich, dass sie diese Tradition auch fortsetzen wird.


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Dass Mag. Bandion-Ortner engagiert ist, dass sie eine echte Kämpfernatur ist, das be­zweifelt wohl niemand mehr. Es wird vor allem der Herr Vizekanzler und Finanzminis­ter, du, lieber Sepp Pröll, als Erster bei den Budgetverhandlungen erleben dürfen, dass hier eine Kämpfernatur um die entsprechende Ausstattung ihres Ressorts kämpfen wird.

Nicht zuletzt – auch das konnten wir heute wieder bei ihrer Antrittsrede sehen – ist Mag. Bandion-Ortner eine sympathische Frau, eine junge Mutter und jemand, der auch gern mit Menschen umgeht und der gerne auf die Menschen zugeht. Mit einem Wort, glaube ich, wirklich eine Idealbesetzung für dieses wichtige Ressort, für ein Schlüssel­ressort für die Sicherheit unseres Landes und seiner Bürger, aber auch für ein Schlüs­selressort für den Wirtschaftsstandort Österreich – und damit gerade in dieser durch­aus kritischen Situation, in der wir uns befinden, für die Arbeitsplätze in unserem Land.

Sehr verehrte Frau Justizministerin, Sie werden diese positiven und vielversprechen­den Eigenschaften – und das sollen jetzt keine Vorschusslorbeeren sein – auch alle brauchen, denn die Herausforderungen liegen vor uns, und die sind keine kleinen. Das sind vielmehr solche, die durchaus unsere gesamte Kraft benötigen und die auch keine lange Einarbeitungszeit zulassen werden.

Das Gewaltschutzpaket haben Sie ja bereits angesprochen: ein wichtiges Vorhaben zum Schutz vor Gewalt und sexuellem Missbrauch. Im Bereich des Familien- und Un­terhaltsrechts gibt es die Notwendigkeit von Anpassungen und Reformen. Ein ausge­wogener Strafenkatalog soll hier durchaus geprüft werden. Bürgerinnen und Bürger müssen noch besser und ausreichend vor Straftätern und Straftaten geschützt werden.

Ich glaube, gerade in einer Zeit, in der das Vertrauen in den Kapitalmarkt in den letzten Monaten sehr massiv geschwächt wurde, wird es auch notwendig sein, Signale für mehr Transparenz, für eine bessere Mitbestimmung von Aktionären und Gesellschaf­tern zu setzen.

Als Vorsitzender des parlamentarischen Justizausschusses darf ich Sie, sehr geehrte Frau Bundesministerin, sehr herzlich in diesem Hause begrüßen. Ich freue mich auf eine gute, auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit und wünsche Ihnen auch persönlich alles Gute für Ihre neue Aufgabe und sehr, sehr viel Erfolg. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

11.43


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster spricht Herr Abgeordneter Dr. Fichten­bauer. – Bitte.

 


11.43.20

Abgeordneter Dr. Peter Fichtenbauer (FPÖ): Herr Präsident! Auch Ihnen herzlichen Dank für die Neujahrswünsche! Die können wir alle gut gebrauchen. – Hohe Regie­rungsbank! Sehr geehrte Frau Mag. Bandion-Ortner, Sie haben die „Wärmestube“ als unabhängige Richterin verlassen und sich in die „kalte Luft“ der Politik gestellt. Es sind Ihnen viele Vorschusslorbeeren zuteil geworden, zu denen ich Ihnen gratuliere und de­nen ich mich gerne anschließe.

Ich beziehe mich darauf, dass Sie eingangs unter einigen anderen Dingen, die Sie er­wähnt haben, zu Recht gesagt haben, dass Sie sich für die materielle und personelle Ausstattung der Gerichte massiv einsetzen wollen und werden. Sie haben hier unsere vollste Unterstützung. Ich möchte nur objektiv darauf hinweisen, das Justizbudget hat einen Betrag von rund 1,1 Milliarden € zur Verfügung und ungefähr 70 oder 80 Prozent als Quote, welche durch die Justiz selbst verdient wird. Also der Überhang ist überwie­gend, das ergibt sich schon aus Untersuchungen aus der vorigen Legislaturperiode, hauptsächlich dadurch verursacht, dass hohe Kosten im Strafvollzug auftreten und da


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wieder 50 Prozent auf ausländische Straftäter entfallen. Diesem Thema haben wir uns ja schon einige Male gewidmet.

Das heißt in Richtung des leider nicht anwesenden Finanzministers: Aus Sicht eines Justizpolitikers ist es nicht zu akzeptieren, dass gerade bei der Justiz, die unzweifel­haft, wie richtig gesagt wurde, einen Teil und einen wesentlichen Teil der Visitenkarte des Landes darstellt, ein Sparprogramm gefahren werden muss, denn die Einkünfte der Justiz fließen ja dem allgemeinen Budget zu. Das heißt, in Wahrheit haben wir der­zeit einen Nettoaufwand von 300 Millionen € aus dem allgemeinen Budget. Da lasse ich Spargedanken beziehungsweise Sparintentionen nicht wirklich gelten, wie sie mög­licherweise für andere Ressorts gelten sollen. (Beifall bei der FPÖ.)

Sie, Frau Justizministerin, haben gesagt, dass der vorsätzliche Zugriff auf Kinderpor­nos künftig strafbar sein soll. Das wird von uns unterstützt, das ist ganz klar. (Beifall bei der FPÖ.) Aber es fehlt mir bisher national und international im Bereich der Kinderpor­nographie, die zu den abscheulichsten Dingen gehört, die weltweit derzeit wahrge­nommen werden müssen, der Angriff auf die Wurzel: Das ist das Providersystem.

Ich fordere, dass sich Österreich an die Spitze einer internationalen Ächtung der Kin­derpornographie und der Bereitstellung im Bereich des EDV-Systems stellt! (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten des BZÖ.) Setzen wir mit aller Entschlossenheit den ersten Schritt in Österreich, dass jegliche Form des Providertums im Bereich der Kin­derpornographie unter schärfste Strafe gestellt wird! Ich fordere, dass sich Österreich auf EU-Ebene und auf Ebene der Vereinten Nationen als Speerspitze profiliert, dar­stellt, denn es kann nicht sein, dass wir faktisch mit der Fliegenklatsche den einzelnen Täter, der herunterlädt, bestrafen, zu Recht bestrafen, aber die Schurkenbanden, die damit das Geld im Providerbereich verdienen, ungestraft davonkommen lassen! Das geht nicht! (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten des BZÖ.)

Ich begrüße, dass das Gewaltschutzpaket umgesetzt werden wird. Ein wesentlicher Teil der Zivilkultur – die Zeit ist zu kurz, um auf alles zu sprechen zu kommen – ist der Rechtsschutz, wie Sie ganz richtig gesagt haben. Im Bereich des Strafrechtes, des Strafprozessrechtes ersuche ich dringend zunächst um die Reform des Rechtsmittel­verfahrens, das ist sehr wichtig.

Wir haben derzeit ein strafrechtliches Rechtsmittelverfahren, dass tief aus dem 19. Jahrhundert stammt, das heute in keinster Weise mehr verstehbar ist. Es verhas­pelt sich in artifiziellen Formalismen, die teilweise durchaus die Möglichkeit bieten, ge­rechtfertigte Rechtsmittel aus rein formellen Gründen abzuschmettern. Da spreche ich natürlich von den Rechtsmitteln im Bereich der Schöffengerichtsbarkeit, die den Haupt­teil der Schwerkriminalität abarbeitet. Das ist ein wesentlicher Punkt, der mir vor­schwebt.

Abschließend: Es gehört zu den guten Kulturen, die in Österreich eigentlich durch die Jahrzehnte hindurch gepflegt worden sind, im Bereich des Justizwesens konsensuale Lösungen anzustreben. An der Mitwirkung der Freiheitlichen Partei auch in diesem Punkt wird es nicht fehlen. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

11.49


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster kommt Herr Abgeordneter Mag. Stadler zu Wort. – Bitte.

 


11.49.04

Abgeordneter Mag. Ewald Stadler (BZÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Meine Da­men und Herren! Frau Bundesminister, Sie brauchen nicht nervös zu sein. Ich verstehe auch nicht, warum. Ihnen müsste ja schon bald der halbe Plenarsaal bekannt vorkom­men. (Heiterkeit und Beifall beim BZÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ.) – Da sind genau


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die Richtigen am Wort, meine Damen und Herren! – Als Vorsitzende im Senat zur Ab­haltung des Prozesses über die BAWAG müsste Ihnen ja die halbe SPÖ-Fraktion schon aus der Zeugenschaft bekannt sein. (Heiterkeit und Beifall bei Abgeordneten von BZÖ und FPÖ.)

Sie, Frau Justizministerin, haben ja Ihren eigenen Hauptbelastungszeugen, den Herrn Sozialminister Hundstorfer, in der Bundesregierung. Der wird Sie doch nicht wirklich nervös machen. Er hat Sie ja im Verhandlungssaal auch nicht nervös gemacht. Der Herr Präsident war ja selbst Zeuge im BAWAG-Prozess. Also Sie kennen ja schon die halbe SPÖ-Fraktion. Kollege Haberzettl, waren Sie nicht auch dort? Ich dachte mir doch. Kollegin Csörgits war, glaube ich, auch als Zeugin geladen. (Beifall beim BZÖ.) Das halbe Haus müsste Ihnen ja schon aus dem BAWAG-Prozess bekannt vorkom­men. Sie haben also keinen Grund, hier nervös zu sein.

Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Ich möchte mich bei Ihnen, Frau Bundesmi­nister, im Namen der österreichischen Bevölkerung bedanken, dass Sie so spät ange­lobt wurden, denn Ihre Angelobung hat ja wieder in Erinnerung gerufen, dass es über­haupt eine neue Bundesregierung gibt. Das hat die österreichische Bevölkerung näm­lich schon wieder vergessen. (Beifall beim BZÖ.) Diese Regierung schläft und dümpelt dermaßen vor sich hin, dass man in Zukunft wahrscheinlich die Bundesregierung etap­penweise angelobt, damit man sich mehr und länger inszenieren kann.

Wir haben auf der heutigen Tagesordnung keine einzige Regierungsvorlage dieser Bundesregierung, meine Damen und Herren, keine einzige! Und morgen ist die Tages­ordnung mit ganzen zwei Regierungsvorlagen dieser dahindümpelnden und dahin­schlafenden Bundesregierung gesegnet: Eine davon betrifft das epochale Abliefern von Medienerzeugnissen bei der Nationalbibliothek – ein unglaubliches Thema! Dafür hat diese Bundesregierung eineinhalb Monate hart gearbeitet, um das regeln zu kön­nen, meine Damen und Herren! (Heiterkeit und Beifall beim BZÖ.)

Wir haben eine dahinschlafende Bundesregierung. Ich glaube, Josef Pröll und Werner Faymann leben in der Regierung nach der Devise: Wenn wir schlafen, können wir nicht streiten, denn das bringen nicht einmal Schlafwandler zusammen, und wenn man so­zusagen nichts tut, kann man auch über nichts streiten. Das ist ja das oberste Postulat dieser Regierung: nur nicht streiten! Das heißt am Schluss, wir werden auch nichts von dieser Bundesregierung zu erwarten haben.

Sie, Frau Bundesminister, müssen die löbliche Ausnahme sein, denn Sie sind hoffent­lich weder dem Herrn Pröll noch dem Herrn Faymann verpflichtet. Auch dem Herrn Konrad nicht; das glaube ich nicht, dass Sie das wirklich sind – Pröll schon, aber Sie nicht! (Heiterkeit und Beifall beim BZÖ.)

Sie, Frau Justizministerin, sind der Hoffnungsträger dieser Bundesregierung, dass wirklich auch das Haus von Ihnen etwas bekommt. Ich habe eine lange Wunschliste, wie Sie wissen. Das, was Sie zum Schutz der Kinder vorhaben, hat meine vollste Un­terstützung, das sage ich Ihnen als sechsfacher Familienvater. Ich habe den Wunsch, dass Sie die alten Vorschläge, die ich schon als Volksanwalt an Ihr Ministerium heran­getragen habe, was die generelle Unterhaltsbevorschussung anlangt, aufgreifen. Die SPÖ hat es einmal gemacht und dann wieder schubladisiert; im Regierungsprogramm kommt diesbezüglich nämlich nichts vor.

Ihre Damen aus Ihrer Riege, Herr Kollege Cap, haben eine Zeitlang diese Vorstellung aufgegriffen, die Situation alleinerziehender Mütter und alleinerziehender Väter da­durch zu verbessern, dass sie nicht dauernd zu Gericht rennen müssen. Sie müssen einen Job haben, können die Miete oft nicht mehr zahlen, wissen nicht, wie sie die Kin­der erziehen sollen, und müssen sich dann andauernd noch bei Gericht anstellen, weil der unterhaltspflichtige andere Elternteil seiner Verpflichtung nicht nachkommt. Da, meine Damen und Herren, wäre sehr viel zu regeln. (Beifall beim BZÖ.)


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Auch in den Haftanstalten gibt es viel zu tun, das haben Sie selber schon gesagt. Wenn ich heute die Kriminalstatistik anschaue, wonach im vergangenen Jahr alleine rund 10 000 Asylwerber – nach der Kriminalstatistik Ihrer Kollegin Dr. Fekter – straffäl­lig wurden, jeder dritte Straftäter praktisch ein Ausländer ist, dann, muss ich Ihnen sa­gen, ist der alte Böhmdorfer-Vorschlag, die Haftanstalten in den Ländern zu bauen, die die Hauptherkunftsländer der Straftäter sind, wieder aufzugreifen. Das ist nämlich eine gute Idee gewesen, die die Kollegin Berger leider wieder hat einschlafen lassen. Ma­chen Sie das, denn dort ist der Strafvollzug wesentlich weniger attraktiv als bei uns! (Beifall beim BZÖ.)

Sie wissen, dass ich die Vorschläge des Kollegen Pilz unterstütze, was den Kampf ge­gen Finanzhaie anlangt, dass ich mit meiner Fraktion alle Versuche unterstütze, die Pyramidenspiele, diesen Betrug, Massenbetrug abzustellen.

Ich selber habe noch den Wunsch, dass nicht nur bei der Kollegin Dr. Winter der § 188 StGB zur Anwendung kommt, wenn es um den Herrn Mohammed geht, sondern dass man den § 188, der bisher totes Recht war, auch hinsichtlich des Schutzes unserer re­ligiösen Symbole wieder belebt, meine Damen und Herren. In der letzten „profil“-Num­mer vor Weihnachten war ein ganzes Sammelsurium von strafbaren Handlungen ent­halten, wie man glaubt, die katholische Religion verächtlich machen zu können.

Unter den Vorschlägen der Richtervereinigung sind sehr gute Vorschläge dabei: etwa das Verlassenschaftsverfahren zu verbessern, stärker auf das Notariat zu verlagern, damit die Gerichte entlastet werden. Es gibt sehr gute Vorschläge im Zusammenhang mit der Entlastung der Gerichte, die vonseiten der Notariatskammer an Sie herangetra­gen wurden. Ich will sie hier nicht alle wiederholen. Ich habe mit der Notariatskammer einzelne Gespräche geführt, ich nenne nur als Stichwort etwa die Stärkung des Nota­riats im Außerstreitverfahren, die Entlastung der Gerichte auch im Zusammenhang mit dem Verlassenschaftsverfahren, etwa durch die stärkere Rolle, die der Verlassen­schaftskurator spielen könnte. Auch die Vorschläge, die die Notariatskammer im Be­reich der Besserstellung des Ehepartners im Erbrecht gemacht hat, verdienen große Beachtung. Hier gibt es ein großes Erwartungspotenzial in Ihre Richtung.

Oder ein weiterer Vorschlag ist die Einführung eines Registerpfandrechtes zur Verbes­serung der Situation der kleinen und mittleren Unternehmen, die durch Basel II schlicht und einfach kaum mehr Sicherheiten leisten können. Für den Zuhörer: Es geht um ein Registerpfandrecht für bewegliche Sachen, also nicht im Grundbuch. Auch Erleichte­rungen bei Unternehmensübertragungen und Unternehmensübergaben sind ein gro­ßes und wichtiges Gebiet.

Frau Bundesminister! Unserer Hoffnung habe ich Ausdruck verliehen, dass Sie wenigs­tens der einzig verbleibende aktive Teil dieser Bundesregierung sein mögen. Enttäu­schen Sie uns nicht, Sie sind unsere letzte Hoffnung in der Regierung! (Heiterkeit und Beifall beim BZÖ.)

11.56


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Pilz. – Bitte.

 


11.56.09

Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Meine sehr verehrten Damen und Herren! Frau Bundesministerin, herzlich willkommen in diesem Hause! Na selbstverständlich bekom­men Sie den Vertrauensvorschuss, um den Sie auch unsere Fraktion ersucht haben. Ich würde Ihnen nur dringend empfehlen, sich bereits vom heutigen Tag an dieses Ver­trauens als würdig zu erweisen, und mache Ihnen dazu ein paar Vorschläge.

Der erste Vorschlag lautet: Sorgen Sie rasch für Aufklärung, wie es möglich ist, dass ohne jeglichen Schutz durch die österreichische Exekutive und durch den Verfassungs-


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schutz, trotz mehrmaliger intensiver Vorwarnungen, ein tschetschenischer Flüchtling von Auftragsmördern in Wien hingerichtet werden kann! Was ist hier geschehen? Was ist hier geschehen im Innenministerium? Und ist es richtig, dass im Vorlauf zu diesem Auftragsmord mehrere Male ein hoher Offizier des russischen Inlandsgeheimdienstes im Innenministerium und im Verfassungsschutz war? Ist es richtig, dass der russische Inlandsgeheimdienst Daten von tschetschenischen Flüchtlingen in Österreich bekom­men wollte? Und ist es richtig, dass genau darüber Gespräche und Verhandlungen ge­führt wurden?

Frau Justizministerin und in dem Fall auch Frau Bundesministerin für Inneres! Auch im Interesse der öffentlichen Sicherheit und der Rechtsstaatlichkeit haben wir das Recht, auf diese Fragen Antworten zu bekommen. (Beifall bei den Grünen.) Es kann nicht sein, dass ein Auftragsmord und seine politischen und behördlichen Hintergründe un­aufgeklärt bleiben!

Zum Zweiten: Frau Justizministerin! Ich fordere Sie auf, wirken Sie auf die Innenminis­terin und die führenden Beamten des Innenministeriums ein, wieder im Interesse der öffentlichen Sicherheit der Republik Österreich und nicht primär im Interesse der Si­cherheit der Österreichischen Volkspartei tätig zu sein!

Sie wissen selbst, dass in Ihrem Haus und in Ihren Strafgerichten gegen einen großen Teil der Spitze des Innenministeriums Strafverfahren geführt werden. Der Leiter der Rechtssektion im Innenministerium, Herr Mathias Vogl, ist selbst Beschuldigter in einem wichtigen Strafverfahren. Der ehemalige Innenminister Günther Platter ist Be­schuldigter in einem wichtigen gerichtlichen Strafverfahren – und ich könnte die Liste fortsetzen.

Wir haben ein großes Problem, und ich nenne Ihnen nur eine Zahl: In der Zeit, in der die ÖVP das Innenministerium übernommen und geführt hat, ist die Aufklärungsquote bei Massendelikten wie dem Einbruchsdiebstahl auf die Hälfte gesunken! Mir hat letz­te Woche ein hoher Kriminalbeamter ein E-Mail geschickt, das ich gesondert veröffent­lichen möchte, ich zitiere nur kurz: Es zählt leider nicht mehr die Aufklärung, sondern der persönliche Werdegang einzelner Beamter. Interessant ist nicht die Kriminalstatis­tik, sondern der Sicherheitsmonitor, und dort sieht man, dass wir den Kampf gegen das Verbrechen nicht mehr gewinnen können. – Das sagt ein führender Kriminalbeamter.

Frau Justizministerin, Sie werden sehen, die Situation ist dramatisch, und es ist not­wendig, darauf einzuwirken, dass es wieder eine objektive und nur dem Rechtsstaat verpflichtete Führung des Innenministeriums, der österreichischen Polizei und insbe­sondere der Kriminalpolizei gibt.

Das Problem ist, dass im Innenministerium und in Teilen der Justiz – und das ist der nächste Punkt, den ich anspreche – nicht die Missstände verfolgt werden, sondern die, die die Missstände aufdecken. Das begann bei Kleindienst, geht weiter zu Haidinger, und ich schildere Ihnen heute einen anderen Fall.

Mir liegt ein Schreiben der Staatsanwaltschaft Wien an das Büro für Interne Angele­genheiten vom 6. Oktober 2008 vor, in welchem Staatsanwalt Christian Walzi anregt, auf Grund einer Strafanzeige des ehemaligen Innenministers Ernst Strasser in der Affäre um die sogenannten Strasser-E-Mails meinen Computer beschlagnahmen zu lassen. Das kommt aus der Staatsanwaltschaft Wien! (Abg. Ing. Westenthaler: Das ist wirklich ein Skandal! Das ist unglaublich, was sich dort abspielt!)

Ich werde Ihnen, Frau Justizministerin, dieses Dokument dann vorlegen. Die BIA-Be­amten waren bei mir, sie haben mich gefragt, ob auf diesem Computer (der Redner hält einen Laptop in die Höhe) die sogenannten Strasser-E-Mails sind. Damals waren sie nicht drauf, und er ist nicht beschlagnahmt worden. Ich sage Ihnen nur eines, damit


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wir bei der Wahrheitspflicht bleiben: Heute sind die sogenannten Strasser-E-Mails auf diesem Computer, und Sie werden zu entscheiden haben, ob der Computer eines Ab­geordneten beschlagnahmt wird oder ob Sie bereit sind, die parlamentarische Kontrolle mit allen Konsequenzen zu respektieren und, wenn es notwendig ist, auch vor politisch geleiteten Staatsanwälten zu schützen! (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordne­ten des BZÖ.)

Auch in diesem Sinne, Frau Bundesministerin, wünsche ich Ihnen – und dem österrei­chischen Parlament! – viel Erfolg bei Ihrer Arbeit! – Danke schön. (Neuerlicher Beifall bei den Grünen sowie Beifall bei Abgeordneten von BZÖ und FPÖ. – Abg. Dr. Pilz überreicht der auf der Regierungsbank sitzenden Bundesministerin für Justiz Mag. Bandion-Ortner ein Schriftstück.)

12.01


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.

Die Debatte ist geschlossen.

12.01.352. Punkt

Erklärungen des Bundeskanzlers und des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten gemäß § 19 Absatz 2 der Geschäftsordnung des Nationalrates zur österreichischen EU-Politik

 


Präsident Fritz Neugebauer: Wir kommen nun zum 2. Punkt der Tagesordnung.

Im Anschluss an die Erklärungen des Bundeskanzlers und des Außenministers zur ös­terreichischen EU-Politik wird in Entsprechung des vorliegenden Verlangens eine De­batte stattfinden.

Zur Abgabe seiner Erklärung erteile ich nun dem Herrn Bundeskanzler das Wort. – Bitte.

 


12.02.14

Bundeskanzler Werner Faymann: Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen auf der Regierungsbank! Sehr verehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Die europapolitische Erklärung und die wichtigen Themen, die von uns zu diskutieren und die im Rahmen der europäischen Politik von uns mit zu gestalten sind, zu denen auch Stellung zu neh­men wir aufgerufen sind, aber auch darüber Bericht zu legen, sind vielfältig. Ich habe daher mit dem Herrn Außenminister eine Themenaufteilung vereinbart, was nicht be­deutet, dass sich er nicht für die Themen der Wirtschaftspolitik und der Energiepolitik interessieren würde oder ich mich nicht im selben Ausmaß für den Bereich des Nahen Ostens oder für die Akzeptanz der Europäischen Union generell engagieren würde, sondern es ist dies lediglich ein Ausdruck des Respekts vor dem Hohen Haus, nicht das Gleiche zu berichten.

Ich möchte nun zur wirtschaftlichen Situation einige Bemerkungen machen.

Ich bin überzeugt davon, dass die europäische Zusammenarbeit im Kampf gegen die Wirtschaftskrise das Hauptthema bleiben wird, zumindest in diesem Jahr, und das be­dauere ich. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich vor einigen Monaten – da­mals noch in meiner Funktion als Infrastrukturminister – gesagt habe, die Wirtschafts­forscher bringen jedes Mal, wenn sie eine neue Prognose machen, eine noch schlech­tere. Ich glaube, wenn wir das Wort „Rezession“ bei dieser Wirtschaftskrise gebrau­chen, dann liegen wir richtig, ohne deshalb die Sache schlechtreden oder gar Panik verbreiten zu wollen.


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Tatsächlich sind die letzten Interims-Prognosen der Europäischen Kommission vom 19. Jänner 2009 so, dass für Österreich ein Minus des BIP – es heißt zwar noch Wachstum, aber ist tatsächlich ein Minus – von 1,2 Prozent ausgewiesen ist, für den Euro-Raum ein solches von 1,9 Prozent und für die EU-27 ein solches von 1,8 Prozent.

Nun könnte jemand sagen: Das heißt, kurz gefasst, Österreich geht es besser als den anderen EU-Ländern im Durchschnitt und dem Euro-Raum.

Auch bei der Arbeitslosenquote ist der Euro-Raum laut der letzten Prognose, die von 9,3 Prozent spricht, in einer extrem besorgniserregenden Situation, denn man muss dabei an die vielen Betroffenen denken. Man darf sich nicht nur mit den Prozentsätzen befassen, sondern man muss auch sehen, wie viele Millionen Menschen von Arbeitslo­sigkeit betroffen sind, jüngere und ältere Menschen, und deren Hoffnungslosigkeit in Bezug auf ihre wirtschaftliche Situation, aber auch ihre emotionale Verfassung auf­grund dessen mitbedenken. Man muss auch bedenken, welche, auch soziale, Dysba­lance entstehen würde, wenn die Arbeitslosenquote diese Prozentsätze im Euro-Raum tatsächlich erreichen sollte, weil ja zusätzlich zu den arbeitslosen Menschen noch ein hoher Anteil an Menschen indirekt davon betroffen ist, nämlich entweder durch prekäre Arbeitsverhältnisse oder durch weniger gute Arbeitsverhältnisse, wo diese Menschen an der Grenze zur Arbeitslosigkeit oder zur unfreiwilligen Teilzeit stehen.

Auch wenn für Österreich 5,1 Prozent prognostiziert sind, kann uns auch diese Zahl, die besser als die für den Euro-Raum oder für die EU-27 ist, wo von 8,7 Prozent die Rede ist, keinesfalls zur Zufriedenheit oder zu Beschönigungserklärungen veranlassen. Es stehen die wirtschaftspolitischen Maßnahmen, die in der Europäischen Union zu treffen sind und die von den EU-Mitgliedstaaten verstärkt und intensiv im eigenen Land mitzutragen sind, nicht in Widerspruch zu der Erklärung, dass wir recht behalten ha­ben, dass die gute Nachricht, wir schneiden besser ab, und die schlechte Nachricht, die Rezession ist schwerer, als noch vor einigen Wochen gedacht, richtig sind.

Jene die uns zurufen, wir sollen so tun, als wären wir nicht betroffen, etwa von den Außenhandelsbeziehungen, den Exportbeziehungen, auch mit jenen der Nachbarlän­der, den unmittelbaren Zusammenhängen mit unseren Nachbarn, wir sollen uns im eigenen Bundesgebiet so verhalten, als wären wir nahezu autark, haben genauso un­recht wie jene, die sagen, man könne nichts dagegen unternehmen, es sei so etwas wie Schicksal, wir seien nur mehr die Kommentatoren des Schicksals.

Dazu muss ich sagen: Da ist die Handlungsfähigkeit das Entscheidende! Es ist daher das engagierte Konjunkturprogramm, das man im Detail mit viel Engagement und na­türlich auch begleitet von einer kontroversiellen Debatte erarbeitet hat – ein Konjunktur­programm, das gemeinsam mit den Ländern bereits ein Volumen von 8 Milliarden € er­reicht hat –, danach zu messen, ob es auch in der Umsetzung, im Zeitplan so eingehal­ten wird, wie wir es vereinbart haben.

Es gibt keinen Monat in diesem Jahr, in welchem nicht eine oder mehrere der Maßnah­men des 8-Milliarden-€-Konjunkturpaketes – Bundes- und Landeskonjunkturpaketes –, umgesetzt werden. Da geht es nicht um Kosmetik, wo man etwas als Ausgabe, die man ohnehin im selben Jahr vorhatte, zusammenrechnet, sondern da geht es um den Nachweis, dass etwa Maßnahmen im Bereich der Infrastruktur, beispielsweise Bil­dungsbauten, vorzuziehen sind. Das Wort „vorziehen“ sagt schon aus, dass etwas, was für später geplant war, jetzt vorgezogen wird. Es werden also schon im heurigen und im nächsten Jahr die Investitionen vorgenommen werden.

Es gibt auch Entscheidungsabläufe, in Bezug auf welche europaweit diskutiert wird, ob diese nicht verkürzt werden sollten, weil viele dieser Maßnahmen gar nicht so rasch in den von der Kommission zu bewertenden Verfahren durchgezogen werden können. Ich glaube, dass die Europäische Union, im Besonderen die EU-Kommission, beim


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letzten Europäischen Rat diesbezüglich einen Arbeitsauftrag erhalten hat, weil viele Länder aufgezeigt haben, dass die Verfahrensabläufe, die Zustimmungen, die man von der Kommission braucht, sehr viel Zeit kosten und der Aufforderung zum „engagierten Vorziehen der Maßnahmen“ widersprechen, ohne sich deshalb dafür auszusprechen, dass Ausschreibungen überhaupt nicht mehr nach Regeln vor sich gehen sollen, son­dern nur mehr nach irgendwelchen Zuweisungen. Also Ausschreibungen, die Fairness in Europa bewirken, aber verkürzte Verfahren sicherstellen, sind sicher ein Auftrag, dem die Europäische Union nachkommen muss.

Wenn man weiß, dass die Importe aus Nicht-EU-Ländern im Durchschnitt zirka 10 Pro­zent ausmachen, während die EU-Mitgliedstaaten durchschnittlich 40 Prozent ihres BIP für Importe verwenden, dann sieht man schon, dass die Europäische Union natür­lich nicht unabhängig von anderen Entwicklungen, etwa in den Vereinigten Staaten oder auf asiatischen Märkten, ist – das würde ja niemand behaupten – und daher Maß­nahmen, was die Möglichkeit des Handels, der Importe und Exporte innerhalb der Europäischen Union betrifft – wir sind da etwa im Automotive-Bereich sehr stark mit dem deutschen Nachbarn verflochten –, sinnvoll sind.

Internationale Wirtschaftsforscher haben hochgerechnet, dass ein Prozent mehr an Staatsausgaben – natürlich nicht irgendwelche, sondern zielgerichtete! – einen BIP-An­stieg von 0,73 Prozent bringen könnte und ein Prozent mehr an Staatsausgaben 1,18 Prozent BIP-Wachstum zur Folge hätte, wenn diese abgestimmt wären, nämlich wenn es in der Europäischen Union ein Vorziehen der Maßnahmen gäbe, im Automo­tive-Sektor, Forschungssektor, Infrastrukturbereich, etwa den Bau von Korridoren, im Bereich der Infrastruktur, etwa den Ausbau der TEN-Strecken, wenn all diese Maßnah­men, bis hin zu der sooft diskutierten Verschrottungsprämie, die einmal Öko-Bonus und einmal Verschrottungsprämie heißt, vorgezogen würden. Dazu gehören die klei­nen, oft in der Diskussion überschätzten Maßnahmen, und die großen, die Steuersen­kungen, die Vereinfachungen der Abläufe, die zusätzlichen Impulse.

Das bedeutet natürlich auch – und da haben wir heute über die internationalen Presse­meldungen die Zahlen geliefert bekommen –, dass viele europäische Länder, sieben oder acht, die 3-Prozent-Verschuldensgrenze, nämlich die Stabilitätskriterien, im heuri­gen Jahr nicht erfüllen können. Auch in der Europäischen Union weiß man sehr genau, dass die sogenannten Stabilitätskriterien, die mit einer 3-Prozent-Verschuldungsgrenze festgelegt sind, jetzt schon sieben oder acht Länder in Europa nicht erfüllen können, weil sie nicht gleichzeitig auf der einen Seite Konjunkturpakete mit vollem Einsatz fah­ren können und auf der anderen Seite so viel einsparen können, dass sie diese 3-Pro­zent-Verschuldungsgrenze sozusagen zum Heiligtum erklären könnten.

Daher wird auch da Flexibilität gefragt sein, die Maastricht-Kriterien dort außer Kraft zu setzen, wo es für die Konjunktur sinnvoll ist, und zwar temporär, nur für einen bestimm­ten Zeitraum und natürlich auch mit dem Nachweis, dass die Maßnahmen für die Kon­junktur, für der Beschäftigung notwendig sind.

Das ist erst der Anfang der Diskussion, die aber in einem Punkt sehr positiv begonnen hat, nämlich sich darüber klar zu werden, dass Finanzmärkte und Banken, die in Insol­venzen geraten würden, nicht nur jene mitreißen würden, die spekuliert haben, wo viel­leicht einige sagen würden, dass es vielleicht die Richtigen getroffen hat, sondern dass die Finanzmärkte und die europäischen Banken – auch die Banken in unserem Lan­de – im Falle einer Insolvenz auch Hunderttausende Arbeitsplätze vernichten und zahl­reiche Betriebe mit in die Tiefe reißen würden, die bei ihren Finanzierungen Vertrauen in Bankinstitute und Finanzmärkte hatten, ohne je selbst spekuliert zu haben.

Daher: Es dürfen weder die Arbeiter noch die kleinen und mittleren Betriebe sein, noch jene Industriebetriebe, die in der Vergangenheit auf Realwirtschaft gesetzt haben, die da überbleiben, sondern es muss hier ein klarer Trennstrich gezogen werden: Es sind


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jene zu unterstützen, die dafür sorgen, dass die Finanzierungen, die Kreditvergaben wieder in Fluss kommen. Es sind jene zu unterstützen, die schon in der Vergangenheit auf Realwirtschaft gesetzt haben und nicht der Produktion oder der Leistung, der Dienstleistung im Betrieb eine Finanzspekulation vorgezogen haben, weil man dabei über einige Monate oder, wie manche sogar sagen, über einige Jahre mehr verdienen konnte als mit Realwirtschaft.

Genau diese Gruppe, die eben von Finanzspekulationen Abstand genommen hat, ist zu unterstützen, so wie wir es mit dem Bankenpaket getan haben und wie es mit der Unterstützung des Finanzmarktes in ganz Europa gemacht wurde. Wir haben in Öster­reich mit der Übernahme der Haftung für die Sparbücher von natürlichen Personen je­nen Menschen geholfen, die Sorge um ihre Sparbucheinlagen hatten. Mehrere – ich darf daran erinnern – haben sich bei den Bankinstituten schon angestellt gehabt in Sor­ge um ihre Sparguthaben. Diese Angst scheint überwunden zu sein, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, auch wenn diese Haftungen nicht alles gelöst haben, aber weil die­se Haftungen in einem wesentlichen Bereich wieder Vertrauen geschaffen haben.

Noch kein Vertrauen haben die Haftungen in ganz Europa bewirkt. Wir können die Mo­delle vergleichen, nämlich jenes Bankenpaket, das wir hier gemeinsam beschlossen haben, mit jenen Maßnahmen, die in anderen Ländern gesetzt wurden, und egal, wel­chen Vergleich man anstellt – und ich mache es mir da nicht leicht und sage, wir wis­sen alles besser und interessieren uns nicht dafür, was andere machen –, man kann sagen: Es konnte das Grundvertrauen des Sparers, sodass er nicht auf die Bank geht und in Sorge um seine Sparguthaben das Geld abhebt, weitgehend wiederhergestellt werden.

Es ist die Angst, dass eine Bank insolvent wird, durch die Haftungsmöglichkeiten weit­gehend gewichen, aber es ist das Vertrauen der Klein- und Mittelbetriebe, wenn Sie Kredite für Finanzierungen brauchen, nicht zurückgewonnen, denn die haben noch große Schwierigkeiten, weil plötzlich viel mehr an Sicherheit von ihnen verlangt wird, als das noch vor einigen Monaten der Fall war.

Dieses Vertrauen, diese Sicherheit zurückzugewinnen, ist ein psychologischer Faktor, aber es ist auch ein realer, und daher bin ich überzeugt, dass die 15 Milliarden €, die wir für die Verbesserung des Eigenkapitals durch Partizipationsmodelle der Banken festgelegt haben, da Hilfe geben können. Dabei ist aber zu sagen, dass erst eine Bank das Geld überhaupt hat. Wir müssen jetzt abwarten, ob das Ziel überhaupt erreicht wird, das Vertrauen bei den kleineren und mittleren Betrieben und bei der Industrie wiederherzustellen und damit die Wirtschaft wieder anzukurbeln.

Wir müssen schauen, ob dieses Ziel, nämlich das Vertrauen, das gegenseitige Vertrau­en, auch unter den Banken, wiederherzustellen, damit erreicht werden kann. Das kann man zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht sagen, weil ja erst eine Bank das Geld abgeholt hat. Daher sind die fiktiven Diskussionen, wo einige jetzt schon wissen, wie viel es bringt und wie viel es nicht bringt und ob wir die Banken zu stark oder zu wenig mit Verpflichtungen konfrontieren, nicht dienlich.

Wir werden die 15 Milliarden €, die wir festgesetzt haben, und die Überweisungen und Maßnahmen und Verpflichtungen der Banken, Kredite zu geben, penibel beobachten, aber ich würde sagen, dass es noch nicht geklärt ist, ob wir nicht noch zusätzliche Maßnahmen benötigen, damit all diese Geldflüsse und Finanzierungen stattfinden und wir das Vertrauen in den Finanzmarkt wieder zurückgewinnen.

Die Europäische Union muss die sozialen Auswirkungen der Krise mildern, sie muss das Augenmerk auf den Wohnungsmarkt, die Finanzdienstleistungen, die sozialen Si­cherheitsnetze, die Pensionssysteme richten, sie muss all das, was Stabilität für den Bürger bringt, gemeinsam entwickeln.


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Allein die Armutsbekämpfung, die hohe Zahl an armutsgefährdeten Personen ist ein Auftrag und ein Beweis dafür, dass europäische Politik nicht nur darin bestehen kann, sich allgemein über die Frage der Finanzmärkte und der Geldflüsse zu unterhalten, sondern auch darin bestehen muss, sehr viel an sozialer Verantwortung wahrzuneh­men.

Wir sind in Österreich auf Grund unseres sozialen Netzes, auf Grund der Aufgaben des Staates, auf Grund der Stabilität, auf Grund der Sicherung der Gesundheitsversorgung, der Bildung und der Pensionen in einer besseren Situation als viele andere Staaten. Das gilt auch für den Bereich der Energieversorgung. Aber es ist Europa in Anbetracht der Gaskrise aufgerufen, erneuerbare Energien mit vollem Engagement zu forcieren. Man darf nicht zur Tagesordnung übergehen, wenn es wieder funktioniert, mit Gas ver­sorgt zu werden, sondern wir sind dazu aufgerufen, die festgesetzten Ziele für Österreich, bis 2020 34 Prozent erneuerbare Energie zu erreichen, voll in Angriff zu nehmen. Allein das wäre es wert, einen eigenen Masterplan dafür europaweit zu erarbeiten, der nicht den verstärkten Ausbau der Atomenergie zum Ziel hat, son-
dern die verstärkte Förderung erneuerbarer Energien. (Beifall bei der SPÖ und des Abg. Mag. Donnerbauer.)

Daher ist bei diesen Maßnahmen, die in Europa und die von den Nationalstaaten ge­setzt werden, der soziale Ausgleich und die genaue Kontrolle, dass diese Konjunktur­pakete zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit eingesetzt werden und dass die Gelder, die zur Verfügung stehen, für erneuerbare Energien verwendet werden, das oberste Ziel. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.19


Präsident Fritz Neugebauer: Ich danke dem Herrn Bundeskanzler für seine Ausfüh­rungen.

Ich bitte nun den Herrn Bundesminister für europäische und internationale Angelegen­heiten, das Wort zu ergreifen.

 


12.19.49

Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten Dr. Michael Spindelegger: Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Geschätzte Mitglieder der Bun­desregierung! Meine sehr geschätzten Damen und Herren des Hohen Hauses! Ich möchte meine heutige Erklärung – in Abstimmung mit dem Herrn Bundeskanzler – be­sonders auf jene Themen konzentrieren, die die Auswirkungen der Beschlüsse beim Europäischen Rat für Österreich beleuchten, und danach auch auf einige aktuelle Fra­gen für Österreich in der Außen- und Europapolitik eingehen.

Zunächst möchte ich, in Ergänzung des Herrn Bundeskanzlers, zu den Fragen der Wirtschafts- und Finanzkrise und den Beschlüssen beim Europäischen Rat eines her­vorheben: Ich glaube, wir alle haben erkannt, wie verletzlich unser System ist. Nach dieser Krise müssen auch Beschlüsse darüber erfolgen, dass die finanziellen Sicher­heiten, die die Möglichkeiten der einzelnen Mitgliedstaaten und der Bürger sichern hel­fen, so ausgestaltet sein müssen, dass Instrumente geschaffen werden, um eine sol­che Krise durch eine Art Frühwarnmechanismus, durch Kontrollinstrumente, auch durch eine stärkere Überwachung von Rating-Agenturen zukünftig in den Griff bekom­men zu können. Ich glaube, dass diese Möglichkeiten – auch beim Europäischen Rat, auch in der Diskussion und in den Schlussfolgerungen, die vor allem unter französi­scher Präsidentschaft erarbeitet wurden – durchaus eine gute Basis dafür bieten, in Zukunft eine solche Krise rechtzeitig zu erkennen und vorweg dagegen zu arbeiten.

Ich möchte in diesem Zusammenhang besonders darauf verweisen – als eine der Schlussfolgerungen, die auch für unser Land erfreulich sind –, dass Österreich durch


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die Teilnahme am Euro, durch dieses Eingebettetsein in der Eurozone, diese Krise weit besser als andere Länder durchhalten und durchsteuern kann. Denn blicken Sie nur in unsere Nachbarschaft: Die Länder, die jetzt an der Eurozone teilnehmen – Slowenien, die Slowakei –, sind weit besser aufgestellt als diejenigen, die nicht daran teilnehmen können. Allein ein Blick auf unser Nachbarland Ungarn zeigt, wie wichtig es ist, in der Eurozone zu sein, und wie sehr auch der Euro nützt und damit Europa nützt, in einer solchen Krise zu bestehen. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich glaube daher, dass sich der Grundsatz „Europa nützt“ in dieser Frage eindrucksvoll bestätigt hat.

Lassen Sie mich eine zweite Schlussfolgerung aus dem Klima- und Energiepaket zie­hen. Wir haben dabei als Österreicher bestätigt, dass die ambitionierten Ziele der Euro­päischen Union eingehalten und auch in Maßnahmen umgesetzt werden. Wir haben aber auch gesehen, dass unsere eigene Zielsetzung, nämlich 34 Prozent an erneuer­baren Energien zu erreichen, ein wirklich großes Paket erfordert und eine große He­rausforderung darstellt, sodass wir das nicht so einfach erreichen werden.

Es war daher uns beiden sehr wichtig, dass wir beim Europäischen Rat auch eine Er­klärung der Kommission erreicht haben, dass Länder wie Österreich, die schon jetzt ein Niveau an erneuerbaren Energien haben, das sich im europäischen Vergleich durchaus sehen lassen kann, vor dem Erreichen der letzten Prozentsätze noch einmal eine Art Evaluierung werden durchführen können. Das bedeutet, dass dann die Kos­ten-Nutzen-Relation in den letzten Prozentsätzen noch einmal von der Kommission überprüft wird und wir nicht vor der Situation stehen, nur mit unverhältnismäßigen Mit­teln die Ziele erreichen zu müssen. Das war uns beiden wichtig, und ich glaube, dies ist auch ein guter Erfolg für Österreich beim Europäischen Rat. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang festhalten: Europa ist der einzige Konti­nent, der mit einer gemeinsamen Politik, was das Erreichen von Klimazielen anlangt, heute auf der Weltebene punkten kann. Wir allein sind es, die klare Ziele festgelegt und jedem Staat auch mitgegeben haben, was er zu erreichen hat. Das darf uns mit Zuversicht ausstatten, dass der Klimawandel nicht nur erkannt wurde, sondern dass auch Maßnahmen gesetzt werden, die wohl im Interesse aller Österreicherinnen und Österreicher liegen.

Lassen Sie mich auf den Vertrag von Lissabon zu sprechen kommen. Beim Europäi­schen Rat haben wir darüber ausgiebig diskutiert, und es war richtig so. Wir haben in dieser Diskussion für Irland einen Weg gewiesen (Abg. Vilimsky: Volksabstimmung!), der jetzt die Möglichkeit bietet, dass das irische Volk noch einmal über den Vertrag ab­stimmt (Abg. Strache: So lange abstimmen, bis das Ergebnis passt! – Abg. Vilimsky: Wir wollen abstimmen!) – aber, meine Damen und Herren, mit Begleiterscheinungen, die aus meiner Sicht richtig und gut sind. (Abg. Strache: Wo ist da der Weg für Öster­reich? – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich komme gleich auf die Konsequenzen für Österreich zu sprechen. (Abg. Vilimsky: Volksabstimmung!)

In diesen Schlussfolgerungen des Rates wird festgelegt, dass auch zukünftig der Grundsatz gelten wird: Ein Kommissar pro Land! Wir Österreicher werden davon profi­tieren, es ist ein Vorteil für uns. Wir wollten das, weil in der Kommission als dem Motor der Europäischen Union Entscheidungen fallen und Vorbereitungen getroffen werden (Abg. Strache: Hauptsache, bei den Posten ist man wieder dabei! Aber sonst vergisst man auf Österreich!), sodass es wichtig ist, dass Österreich dort mit Sitz und Stimme vertreten ist. (Abg. Strache: Hauptsache Posten!) Wir können uns daher freuen, dass dieser Grundsatz, der dort festgelegt wurde, auch für uns positive Auswirkungen hat. (Beifall bei der ÖVP. – Ruf bei der FPÖ: Verhaltener Applaus bei der ÖVP!)


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Zum Zweiten: Meine Damen und Herren, mit dem Inkrafttreten des Vertrages von Lis­sabon wird es auch möglich sein, die Zahl der Abgeordneten, also unserer Repräsen­tanten im Europäischen Parlament, zu erhöhen: Wir haben derzeit 18 und nach dem Vertrag von Nizza bei der nächsten Europawahl 17; mit dem Vertrag von Lissabon wer­den es 19 sein. Das heißt, gegenüber dem Szenario, das bei den nächsten Europa­wahlen eine Rolle spielen wird, wird Österreich mit zwei Abgeordneten mehr vertreten sein. (Abg. Strache: Unglaublich!) Ich glaube, dass das demokratiepolitisch für uns gut ist, dass es gut ist, dass Österreich Abgeordnete wählen kann (Abg. Strache: Da wird das Volk jubeln!), die auch im Europäischen Parlament unsere Interessen vertreten. Darauf kommt es an, meine Damen und Herren! (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Strache: Da wird die Bevölkerung jubeln! Jubelgeschrei bricht aus!)

Ich glaube, dass auch die aktuelle Krise uns zeigt, dass wir im Bereich Energie ein Mehr an Europa brauchen. Im Artikel 176a des Vertrages von Lissabon ist eine der Konsequenzen dargestellt, die wir aus der Energiekrise im Jahr 2006 gezogen haben: dass Europa auch dort mehr an Kompetenzen braucht, wo es um eine gemeinsame Si­cherstellung der Energieversorgung, um eine gemeinsame Vernetzung der Energie­netze geht. Das ist in diesem Vertrag vorgesehen. Ich glaube daher, dass es uns auch eine Anleitung sein kann, wenn wir den Vertrag von Lissabon in Kraft setzen, dass Europa zukünftig besser gemeinsam auf eine solche Energiekrise reagieren kann. Ich halte das für einen Vorteil, damit insgesamt für einen Vorteil für Österreich. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich auch auf zwei aktuelle Fragen eingehen, die uns derzeit sehr beschäftigen. Österreich ist seit 1. Jänner im UNO-Sicherheitsrat, als ein nicht permanentes Mitglied, mit Sitz und Stimme ausgestattet. Das ist eine he­rausfordernde Aufgabe, eine sehr schwierige Aufgabe, da dort eine Vielzahl von Kon­flikten behandelt wird (Abg. Strache: Der Tschad-Einsatz war die Bedingung!) und Ös­terreich sich auch entscheiden muss, wie es sich in einer Frage verhält und abstimmt, wie es auch in Vorgesprächen dazu beiträgt, dass man zu Lösungen kommt oder auch nicht.

Wir haben gerade im Zusammenhang mit dem Gaza-Konflikt, mit diesem Krieg erlebt, wie schnell Österreich, auch im Zusammenhang mit anderen Partnern, eine Stellung einzunehmen und diese auch mit Vehemenz zu vertreten hat. Ich bin sehr froh darü­ber, dass unsere österreichischen Mitarbeiter in New York, bei unserer Vertretungsbe­hörde, das nicht nur hervorragend vorbereiten, sondern auch in diesen Fragen mit Qualität, mit Professionalität agiert haben und uns gute Grundlagen dafür geliefert ha­ben, dass Österreich sich in diesem Konflikt richtig verhalten hat, nämlich sich dafür einzusetzen, dass der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen in diesem Konflikt mit einer Stimme spricht, sich dafür einzusetzen, dass es eine Resolution gibt, die einen sofortigen Waffenstillstand verlangt, dass humanitäre Hilfe möglich wird und – das hal­te ich besonders jetzt für notwendig – dass auch die Anfänge dieses Friedensprozes­ses nun mit neuem Leben erfüllt werden.

Ich möchte mich herzlich bedanken: bei unserem Botschafter Mayr-Harting, bei unse­ren dortigen Mitarbeitern, die sich nicht nur gut eingearbeitet haben, sondern hervorra­gende Arbeit im Interesse Österreichs leisten! (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie bei Ab­geordneten der Grünen.)

Lassen Sie mich zum Thema Gaza Folgendes erwähnen: Es ist heute in den Morgen­stunden geglückt, dass alle österreichischen Doppelstaatsbürger, die im Gaza-Streifen leben und ausreisewillig waren, heute herausgebracht wurden. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Es ist dies für die Betroffenen gut, es ist aber auch eine tolle Leistung unserer Angehö­rigen der Botschaft in Tel Aviv, die mit dem Botschafter Michael Rendi eine sehr gute


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Art der Versorgung, der Betreuung unserer Österreicher im Gaza-Streifen sicherge­stellt haben, in ständigem telefonischen Kontakt waren und es jetzt auch geschafft ha­ben, sie herauszubringen. Ich freue mich darüber und bedanke mich besonders bei Botschafter Rendi für seine außerordentlich gute Arbeit! (Beifall bei ÖVP und SPÖ so­wie bei Abgeordneten der Grünen.)

Meine geschätzten Damen und Herren, ich weiß aber, dass bei allen Fragen in diesem Zusammenhang auch die Europäische Union und unser Beitrag in der Europäischen Union in diesem Gaza-Konflikt auf dem Prüfstand stehen. Ich weiß auch, dass das eine oder andere kritische Wort gefallen ist. Ich darf Ihnen aber aus meiner Beobachtung und meinen bisherigen Erfahrungen sagen, dass sehr wohl die französische Präsident­schaft – da besonders der französische Außenminister Bernard Kouchner – hervorra­gende Arbeit geleistet hat. Außenminister Kouchner hat den Ball aufgenommen, genau an der Stelle, an der es notwendig war. Am 30. Dezember des letzten Jahres gab es dazu ein Ad-hoc-Außenministertreffen in Paris; dort wurde eine gemeinsame Route für ganz Europa festgelegt, die sich auch in den Verhandlungen im Sicherheitsrat der Ver­einten Nationen fortgesetzt hat.

Ich möchte – allen Unkenrufen zum Trotz – auch sagen, dass die tschechische Präsi­dentschaft, und hier besonders der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg, in dieser Frage eine sehr gute Figur gemacht hat. Er hat die Initiative aufgenommen, gemeinsam mit der Troika in die Region zu reisen und den Druck auf die Konfliktpar­teien aufzubauen, der notwendig war.

Manche haben kritisiert, dass dort zu viele Europäer unterwegs gewesen wären. Aus meiner Sicht muss in einer solchen Krise der Druck auf alle Konfliktparteien ständig er­höht werden. So ist es auch gelungen, mit dem Engagement der Europäischen Union im Rahmen des Quartetts, also im Zusammenhang mit der UNO, mit Russland und mit den Vereinigten Staaten von Amerika, zu einer solchen Lösung zu kommen.

Jetzt gibt es einen Waffenstillstand, jetzt ist es notwendig, dass man humanitäre Hilfe leistet und dass man wieder zu einem Friedensprozess kommt. Eine Lösung für den Nahen Osten wird es nur dann geben, wenn es in Gaza beginnt, das ist meine feste Überzeugung. Wir alle sollten einen Beitrag dazu leisten! Wir werden uns bemühen, was die humanitäre Hilfe anlangt, diese jetzt sehr schnell auch von österreichischer Seite mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu gewährleisten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Erlauben Sie mir zum Abschluss noch eine Bemerkung. Ich weiß, viele Österreicher haben trotz der Möglichkeiten, die ich jetzt erwähnt habe, dass Europa nützt, dass Europa schützt und auch in Konflikten stark unterwegs ist, immer noch Zweifel und Skepsis gegenüber dem europäischen Projekt. Ich möchte gerne einen Beitrag dazu leisten, dass wir im Sinne einer guten österreichischen Tradition, nämlich des Miteinan­der-Redens, auch als Regierungsmitglieder vor Ort mit den Bürgern in Kontakt treten.

Ich werde heute Abend meine Zuhör-Tour durch die Bundesländer in meinem Heimat-Bundesland starten – in Niederösterreich, im Stift Seitenstetten –, und ich hoffe sehr, dass ich mit diesen Beiträgen, mit diesen unmittelbaren Erfahrungen, diese Skepsis ein wenig mehr verstehen lerne. Ich glaube, es ist nicht sinnvoll, gleich mit Kampagnen zu reagieren, sondern es geht zuerst einmal darum, zuzuhören und zu sammeln, was sich hier an Skepsis aufgestaut und zusammengebraut hat. Ich glaube, dass wir erst dann, wenn wir verstehen können, wo das herkommt, auch entsprechende Maßnahmen set­zen können.

Ich werde mich bemühen, im Sinn der österreichischen Tradition zuzuhören, mitein­ander zu reden – und nicht aneinander vorbeizureden, und ich möchte Sie alle diesbe­züglich um Mithilfe bitten. Wir alle haben nichts davon, das Projekt Europa zu verteu-


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feln, wir alle haben nur dann etwas davon, wenn dieses Projekt Europa und damit Österreich erfolgreich ist. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Strache: Europa verteufelt niemand!)

12.33


Präsident Fritz Neugebauer: Ich danke dem Herrn Bundesminister. – Zu Wort gelangt als Nächster Herr Klubobmann Strache. – Bitte.

 


12.33.24

Abgeordneter Heinz-Christian Strache (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Werter Bundeskanzler! Werte Bundesregierungsmitglieder! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn man heute den Erklärungen des Bundeskanzlers und des Herrn Außen­ministers zugehört hat, dann kann man sagen (Ruf bei der SPÖ: Super!), da muss je­der den Eindruck haben – genau das, was Sie soeben dazwischengerufen haben –: In dieser Europäischen Union fließen Milch und Honig, da fliegen den Menschen die ge­bratenen Tauben geradezu von selbst in den Mund. (Zwischenbemerkung von Bun­desministerin Dr. Fekter.) Das ist genau dieses Prinzip, das wir immer wieder erleben können.

Aber da kann und muss Ihnen einmal entgegengehalten werden: Die Wirklichkeit sieht doch anders aus! Nehmen auch Sie einmal zur Kenntnis, dass die Wirklichkeit in dieser Frage kein Märchen ist. Hören Sie mit dieser Europäische-Union-Märchenstunde auf, die tagtäglich, seit Monaten und Jahren, der Bevölkerung zugemutet wird! Hier gibt es Fehlentwicklungen – Fehlentwicklungen, über die wir offen reden müssen und die wir auch verändern wollen.

Ich sage ganz offen, Sie setzen leider Gottes genau den bisher gelebten EU-Politik-Kurs der alten, abgewählten Bundesregierung fort. Genau jenen EU-Kurs, der unter Gusenbauer/Molterer, aber auch Außenministerin Plassnik gelebt wurde, darf jetzt eben Herr Spindelegger als neuer Außenminister fortsetzen. Er hat jetzt das Vergnü­gen, diese EU-Lobeshymne weiterzusingen. Das ist der einzige Unterschied. Es wur­den teilweise Personen ausgetauscht, aber inhaltlich ist der Weg genau der gleiche ge­blieben. (Ruf bei der ÖVP: Weil er richtig ist!) Das ist ein Weg der Bürgerferne, ein Weg der Bürgerverhöhnung, ein Weg, auf dem man nicht bereit ist, endlich auch das Recht auf Volksabstimmung für die Österreicher sicherzustellen. Das wollen wir mög­lich machen, und darum geht es! (Beifall bei der FPÖ.)

Wenn Sie, Herr Bundesminister Spindelegger, vom Zuhören reden, dann haben Sie schon recht: All die letzten Jahre und Jahrzehnte haben rote und schwarze Parteien und Politiker weggehört statt zugehört. Zuhören, damit beginnt eine vernünftige Politik und vor allen Dingen eine demokratische Politik! Denn man sollte zuhören, man sollte das Ohr beim Bürger haben: Die Bürger wollen in einer überwiegenden Mehrheit, zu 80 Prozent, eine Volksabstimmung und sind entsetzt darüber, dass SPÖ, ÖVP, aber auch Grüne und BZÖ diesem Verfassungsvertrag hier zugestimmt haben und keine Volksabstimmung möglich gemacht haben! (Beifall bei der FPÖ.)

Wir Freiheitliche waren die einzige Partei im Parlament, damals zwar nur mit einer Ab­geordneten vertreten, aber Barbara Rosenkranz ist als einzige damals vorhandene FPÖ-Abgeordnete im Parlament vehement für diese Volksabstimmung eingetreten. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Da sind wir auch die konsequente Österreichvertretungs-Partei.

Bürgerverhöhnung: Jawohl, Bürgerverhöhnung haben Sie gelebt, Herr Faymann! Ich erinnere Sie auch an einen gewissen Brief, den Sie im Juli an eine Tageszeitung ge­schrieben haben. Darin haben Sie eine Volksabstimmung über das EU-Verfassungs­diktat versprochen, nämlich über alle Änderungen dieses EU-Vertrages, sollten sie sich ergeben. Gerade hier – ich weiß schon, dieses Thema ist Ihnen natürlich unangenehm,


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daran denken Sie nicht gerne zurück, das war ja auch eines Ihrer wesentlichsten Wahl­versprechen bei der vergangenen Wahl – setzen Sie lieber auf die Vergesslichkeit der Menschen. Aber ich kann Ihnen eines sagen: Die Menschen werden Ihnen das nicht vergessen!

Herr Bundeskanzler, wir werden Sie permanent an Ihr Versprechen erinnern, das Sie im Regierungsübereinkommen längst gebrochen haben. Die Österreicher haben auch längst schon registriert, was in diesem Regierungsübereinkommen steht und wodurch Sie Ihr Wahlversprechen gebrochen haben. Ein Herzstück Ihrer Wahlkampagne haben Sie im Regierungsprogramm aufgegeben! Dort haben Sie locker und lässig formuliert, dass Sie in dieser Regierung selbstverständlich die ÖVP in dieser Frage nicht über­stimmen werden, sondern dass Sie brav das tun, was die ÖVP in dieser Frage will und was Herr Vizekanzler Pröll in dieser Frage will.

Was die ÖVP will, wissen wir: Keine Volksabstimmung! Unser Recht auf Volksabstim­mung weiter verhindern, über unsere Interessen drüberfahren, dieses EU-Verfassungs­diktat mit allen Tricks auch weiter durchpeitschen! Dabei vertritt man das Interesse, dass in Irland so lange abgestimmt werden soll, bis man endlich das entsprechende Ergebnis hat, das man sich von Seiten der EU-Technokraten und EU-Zentralisten wünscht. Aber was hat denn das mit Demokratie zu tun? Was hat das mit direkter De­mokratie zu tun, wenn man in Irland so lange abstimmen lässt, bis man dann endlich einmal – hoffentlich im Sinne der EU-Technokraten – das jeweilige Ergebnis hat, das einem passt, und sonst überall die direkte Demokratie verhindert?

Direkte Demokratie – sagen wir das doch einmal ganz offen! – ist für die Brüsseler Eurokraten und ihre Helfershelfer hier im österreichischen Parlament überhaupt kein Thema. Das ist ein Fremdwort bei Ihnen von der SPÖ, bei Ihnen von den Grünen und der Österreichischen Volkspartei. Bei jeder Initiative der FPÖ für eine Volksabstim­mung, mit unzähligen Anträgen hier im Hohen Haus, haben Sie dagegen gestimmt, diese überall abgelehnt und sich dagegen ausgesprochen.

Wer die Herrschaften in Brüssel kennt, der weiß ganz genau, was die weiteren Ziele in nächster Zeit sein werden. (Abg. Großruck: Wen kennen Sie denn in Brüssel?) Wenn man den Widerstand der Bevölkerung in Irland nach wiederholten Anläufen endlich ge­brochen hat, dann will man nicht nur die Verfassung durchgepeitscht wissen, sondern dann soll auch der nächste Schritt folgen, nämlich die Türkei als nichteuropäisches Land in die Europäische Union zu holen, auch ohne Volksabstimmung. Das ist doch der Plan, und genau das gilt es zu verhindern! (Beifall bei der FPÖ.)

Genau da wollen wir auch vehement Widerstand leisten, weil die Türkei nichts in der Europäische Union verloren hat und weder in hundert noch in zweihundert Jahren ein europäisches Land werden wird. Sie hat daher auch als Mitglied in der Europäischen Union nichts verloren.

Da nehmen Sie alle negativen Folgen in Kauf! Da kann die Masse der Bevölkerung in Österreich von einer Zuwanderungswelle nach der anderen überrollt werden, wie es in den letzten Jahrzehnten der Fall war. Da öffnet man radikal-islamistischen Strömungen Tür und Tor und unterstützt so auch den falschen Weg in Parallel- und Gegengesell­schaften, wie wir sie hier in Österreich leidvoll erleben müssen. Und die Bevölkerung nimmt diese Entwicklungen auch als negativ wahr. Da ist Ihnen auf gut Deutsch gesagt alles wurscht, wenn es dafür nur einigen wenigen Lobbyisten in dieser Europäischen Union wirtschaftlich vielleicht dienlich sein kann. Das sind die Realitäten, über die wir offen reden müssen!

Deshalb ist es so wichtig, auch in dieser Frage und gerade in dieser Frage entschlos­senen Widerstand zu leisten, von unserer freiheitlichen Seite deutlich festzuhalten, dass die kommende EU-Wahl im Juni eine Abrechnung werden wird mit jenen im Ho­hen Haus, die die Volksabstimmung verhindert haben. (Beifall bei der FPÖ.)


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Das wird eine Abrechnung werden mit jenen Parteien hier im Hohen Haus, die unsere österreichischen Interessen permanent mit Füßen getreten haben und auch noch die Türkei als Mitglied in die Europäische Union holen wollen.

Wo bleiben denn die großen Lösungskompetenzen der Europäischen Union bei der Bewältigung der Finanzkrise? Da hat es keinen großen Wurf der Europäischen Union gegeben. Auch beim Konflikt im Nahen Osten, den Sie, Herr Außenminister, angespro­chen haben, habe ich eher den Eindruck gehabt, dass man hier eigentlich auf Tauch­station war. Ähnlich bei der Gaskrise, wo man es nicht gewagt hat, die Ukraine zur Rä­son zu rufen. (Abg. Großruck: So stellt sich halt der kleine Maxl die Welt vor!)

An dieser Stelle sage ich sehr deutlich: Wir von den Freiheitlichen sind nicht europa­feindlich, aber unsere Losung ist: „Österreich zuerst!“ (Zwischenrufe bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

Es geht also darum, unsere österreichischen Interessen zu vertreten. Den Verein Euro­päische Union, bitte, den gilt es zu kritisieren in seinen Fehlentwicklungen, um endlich ein soziales, gerechtes, föderales Europa der Vaterländer sicherzustellen. (Beifall bei der FPÖ).

Ein Europa, das besser ist, das für die Bürger da ist, das nicht über die Bürger drüber­walzt, das die Bürger nicht als Manövriermasse für Brüssel betrachtet, für einen Neoli­beralismus. Wir sagen, die Völker müssen die Handelnden im Geschehen sein und dürfen nicht zu Statisten degradiert werden, wie Sie das tun und alle Völker nach der Brüsseler Pfeife tanzen lassen. Ich garantiere Ihnen, dass die kommende EU-Wahl auch eine Abrechnung damit darstellen wird.

Ich sage Ihnen zum Abschluss: Wir wollen ein eigenständiges, neutrales Österreich. Die Europapolitik dieser Bundesregierung ist aber in vielen Bereichen eine Politik der Selbstaufgabe österreichischer Interessen und vor allen Dingen auch von Verfassungs­grundsätzen. (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.)

Die Art und Weise, wie diese Bundesregierung gehandelt hat, schadet in vielen Berei­chen dem europäischen Gedanken. Wir werden in diesem Punkt dagegen halten, wir werden ein Gegengewicht sein, und wir schämen uns nicht, Österreicher zu sein. Wir sind stolz darauf, Österreicher zu sein in einem Europa, das wir anders und besser ge­staltet wissen wollen. (Beifall bei der FPÖ.)

12.42


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster spricht Herr Klubobmann Dr. Cap. – Bitte.

 


12.42.59

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Kollege Strache, am Ende Ihrer Rede haben Sie gesagt, Sie wollen ein anderes Europa. Sie haben uns aber die ganze Redezeit über im Verborgenen suchen lassen, was für ein Europa Sie eigentlich wollen. (Abg. Stra­che: Föderal, bürgernahe, sozial gerecht!)

Ja, das sind Schlagwörter. Mit Überschriften können wir nicht leben. Was ist das blaue Modell? Ich sitze genug weit vorne, um alles zu hören. Was ist das blaue Modell? – Sie können keine Antwort darauf geben. (Abg. Strache: Volksabstimmung zum Beispiel!)

Offenbar war Ihre ganze Rede vom falschen Chip gesteuert, den Sie da irrtümlich ein­geworfen haben, denn das ist nicht mehr die Wirklichkeit, was Sie da geschildert ha­ben. (Abg. Strache: Die Volksabstimmung wurde leider nicht Wirklichkeit, weil ÖVP, SPÖ und Grüne sie verhindert haben!) Es gibt nun einmal die Wirtschafts- und Finanz­krise, und der entscheidende Unterschied zu 1929 ist unter anderem auch der, dass es in Europa diese Europäische Union gibt, die konzertiert und gemeinsam auftreten kann – und sie ist auch gemeinsam aufgetreten, wenn ich beispielsweise an das 200-Milliarden-€-Paket denke. Das zeigt den wirklich qualitativen Fortschritt in der Bewälti-


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gung solcher Krisen, wenn es diese Art von Organisationsform, wie die Europäische Union eine ist, gibt. (Abg. Strache: Das schauen wir uns noch an, wie die Krise bewäl­tigt werden wird!) Deswegen sind wir auch Verfechter dessen, dass es diese Europäi­sche Union auch weiterhin geben soll, und sie soll hier nicht in Frage gestellt werden.

Auch wir sagen jedoch, dass man da natürlich Verbesserungen und Reformen anden­ken kann. Auch wir sagen, es muss eigentlich über eine „EU neu“ nachgedacht wer­den, denn wir wissen, dass es hier Kritik der Bürgerinnen und Bürger gibt. (Abg. Stra­che: Da geben Sie mir ja doch recht!)

Ja, wir wollen sie aber nicht zerstören. Wir wollen, dass die Europäische Union die Aufgaben erfüllt, die sie zu erfüllen hat in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, und dass sie dabei – und das wird auch einer der Punkte sein – demokratischer funktioniert, selbstverständlich bürgernäher. Deswegen haben wir auch die Volksabstimmung in die Diskussion gebracht. Für uns ist das eines der möglichen Instrumentarien, um größere Bürgernähe zu erreichen.

Wir sagen auch, dass die Europäische Union sozialer sein muss. Es soll eine Europäi­sche Union sein, die nicht nach dem Takt neoliberaler Wirtschaftsstrategien funktio­niert, sondern es geht darum, dass sich die Bürgerinnen und Bürger, die Österreiche­rinnen und Österreicher in ihr wohlfühlen und sich in diesem Konzept wiederfinden.

Die Europäische Union soll auch eine Schutzfunktion gegenüber negativen Auswirkun­gen der Globalisierung erfüllen. Dank ihrer Größe, und da liegt viel Stärke drinnen, kann die Europäische Union ein Bollwerk sein, ein wichtiges Instrumentarium, um ge­gen die negativen Folgen der Globalisierung gefeit zu sein. Das entspricht, so glaube ich, durchaus der Stimmung in der Bevölkerung. Deshalb habe ich Ihnen vorgeworfen, Sie hätten den falschen Chip drinnen, denn in der Bevölkerung wird diese Funktion mittlerweile sehr wohl geschätzt.

Die Europäische Union wird in Österreich an sich nicht in Frage gestellt, aber dass wir Änderungen und Verbesserungen anstreben, das ist auch unbestritten. Das soll man jedoch so konstruktiv machen, dass am Ende des Tages die EU stärker und nicht schwächer ist und eine Perspektive hat und nicht letztlich implodiert oder zerstört wird. Das ist der entscheidende Unterschied, und den sollte man auch immer wieder heraus­arbeiten. (Beifall bei SPÖ. – Abg. Strache: Jetzt glauben Sie schon selbst an Ihre ma­nipulierten Umfragen!)

Ich möchte noch auf einen Punkt eingehen, weil ich bislang eigentlich nur auf den Vor­redner eingegangen bin. Ich bin ja für Diskurs und für Diskussion. Es ist heute der Tag eins der neuen Präsidentschaft der USA. Gestern war die Angelobung von Barack Obama. (Abg. Bucher: Es ist auch der Tag eins für unsere Bundesregierung!) Wer das gesehen hat, konnte feststellen, dass 1,5 oder 2 Millionen Menschen dem neuen Präsi­denten zugejubelt haben. Obama ist der erste schwarze Präsident der Vereinigten Staaten, und er versprüht mit den Satz: Wir nehmen die Herausforderung an!, sehr viel Optimismus, sehr viel Zukunftsperspektive.

Wir haben gesehen, dass die Wirtschaftskrise ihren Ausgang in Amerika genommen hat, und wir wissen auch, dass es wichtig ist, dass es in Amerika wieder eine Entwick­lung gibt, die uns mit Optimismus erfüllt. Es wird dort jetzt wirklich versucht, unter Ein­beziehung aller ethnischen und religiösen Gruppierungen, kurz der gesamten Bevölke­rung, einen neuen Aufbruch anzustreben. (Abg. Strache: Sie verlassen sich auf Oba­ma? Da wird man bald verlassen sein!) Das kann auch für die wirtschaftliche Entwick­lung, für die Stimmung bedeutsam sein. Da ist nämlich viel Psychologie dabei. Das Ge­genteil bewirken apokalyptische Bilder. Wenn Sie reden, geht das Licht im Saal aus und dunkle Bilder erscheinen an den Wänden. Das ist dann die Quintessenz Ihrer Rede.


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Wofür wir sorgen müssen, ist, dass es hier Licht, Aufbruchstimmung gibt, dass die He­rausforderung angenommen wird. (Abg. Strache: Die Menschen sollen Aufbruchstim­mung spüren! Wo spüren denn die Menschen bei uns Aufbruchstimmung?) – Für Sie drehe ich das Licht gleich noch einmal heller auf, damit Sie besser lesen können! – Ich sage Ihnen jedenfalls: Das ist eine entscheidende Perspektive, und das wird mögli­cherweise weltweit von der Vereinigten Staaten ausgehen.

Das ist positiv, und man sollte das, wenn wir einmal ein bisschen über den engen Raum dieses Saales hinaussehen, würdigen, was sich in den Vereinigten Staaten von Amerika an revolutionärer Veränderung andeutet. Das wird Auswirkungen auf die transatlantische Zusammenarbeit haben. Die Achse der USA und der Europäischen Union wird nicht nur in wirtschaftlichen Fragen eine wesentliche Rolle spielen. (Abg. Vi­limsky: In Afghanistan!)

Ich sage Ihnen noch etwas: Der erste Schritt war, Guantanamo zu schließen, diese Praxis einzustellen. Das war die erste Unterschrift! Das war auch ein Signal der Rechtsstaatlichkeit, es wird aber zugleich auch Auswirkungen auf Europa haben. Das ist unbestritten, und das sollte man einmal zur Kenntnis nehmen. Der Herr Außenmi­nister hat das vorhin auch geschildert. Der Nahost-Konflikt und die Ereignisse in Gaza haben Auswirkungen auf unser Verhältnis zu den anderen Erdöl produzierenden Län­dern in dieser Region, was wirtschaftspolitisch und geopolitisch nicht ganz unbedeu­tend ist.

Alles hängt davon ab, welche Entscheidungen in Amerika gefällt werden, welche Aus­wirkungen das hat und welche Position die Europäische Union einnimmt. Da muss die Europäische Union zum Beispiel natürlich auch geeinter auftreten, eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik entwickeln und auch in wirtschaftspolitischen Fragen ge­eint auftreten.

Da heißt es jetzt, keinen Spalt hineinzutreiben, nationalistische Vorurteile nicht wieder in Gang zu setzen. Die Vorteile lassen sich nur dann lukrieren, wenn man diese Einig­keit entwickelt. Es ist wirklich eine große Chance gegeben. Ich glaube, dass nach dem Ende der Bush-Administration mit Barack Obama diese Chance ergriffen werden muss. Er wird sie ergreifen, er hat es angekündigt. Er wird vieles nicht gleich erfüllen können, aber die Stimmung, die Psychologie, die Aufbruchstimmung, das ist schon ein­mal die Hälfte des Weges.

Das ist es, was ich als so wichtig empfinde für Europa und auch für Österreich: Wir müssen die Herausforderung annehmen. Die Regierung hat bereits signalisiert, dass sie das will. Es geht darum, dass wir hier im Parlament gemeinsam an diesem Prozess mitwirken. Wir sollten da keine kleinlichen Streite ausfechten, sondern gemeinsam, auf einem nationalen Grundkonsens aller fünf Parteien basierend diese Herausforderung annehmen, diese Chance erkennen, die Chance, die sich jetzt ergibt. Jede Krise ist ne­gativ, jede Krise hat zerstörerische Elemente, aber sie hat auch etwas Positives, sie bietet die Chance, einen neuen Anlauf zu nehmen, um auch wirklich Lösungen anzu­streben. (Abg. Grosz: Das funktioniert aber nicht! Ihre Regierung ist der krasse Gegen­satz zu Obama!)

Hans Rauscher hat im „Standard“ geschrieben, dass auch Israel einen Kurswechsel brauchen wird. Das Ergebnis des x-ten Krieges ist noch immer nicht, dass hier zwei anerkannte Staaten friedlich nebeneinander leben. Auch die Hamas, auch die arabi­schen Länder werden umdenken müssen, aber bei all diesen Prozessen spielen die guten Dienste eines Landes wie Österreich eine Rolle. Es spielen aber auch die macht­politische Nachhaltigkeit und das Gewicht der USA eine wichtige Rolle. – So könnte man das Punkt für Punkt fortsetzen.


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Da wird Frankreich mitwirken, da werden Sarkozy und viele andere eine entscheidende Rolle spielen. Man kann so einen Tag wie heute nicht einfach vorbeigehen lassen, ohne auf das Bezug zu nehmen, was wir gestern in dieser Live-Übertragung gesehen haben.

Einen letzten Gedanken noch: Es ist im Rahmen der Europäischen Union auch gelun­gen, das geplante Hochfahren des Reaktor in Bohunice zu verhindern. Es droht eine Renaissance der Atomenergie, und das halte ich für ein Verhängnis. Ich bin der Mei­nung, dass wir alles unternehmen müssen, auch in Europa, die Lösung nicht in der ge­fährlichen, immer und ewig gefährlichen Atomenergie zu suchen. Dabei ist wichtig, dass sich Österreich einbringt. Da haben wir uns eingebracht, auch bei den grenzna­hen Atomkraftwerken, und da sollte man sich auch bei allen anderen Mitgliedsländern in der Europäischen Union einbringen.

Österreich kann sein Gesellschaftsmodell, sein Sozialmodell, seine Erfahrungen in vie­len anderen Bereichen einbringen. Österreich kann seine traditionell guten Dienste als neutrales Land in der Europäischen Union bei der Lösung von Konflikten einbringen. Auf diesem Gebiet kann, so meine ich, sehr viel geschehen. Die Quelle all dessen soll­te der Optimismus, die Zukunftsorientierung sein. Es geht darum, dass wir diese Stim­mung mittragen, die seit gestern wiederum so deutlich auch aus Amerika kommt. (Bei­fall bei der SPÖ.)

12.52


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gemeldet ist Herr Kollege Mag. Stadler. – Bitte.

 


12.52.22

Abgeordneter Mag. Ewald Stadler (BZÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Tempora mu­tantur, Kollege Cap, was? Ich habe noch in Erinnerung, wie ich als ganz junger, fri­scher Staatsbürger Josef Cap bei seiner Wahlbewegung beobachtet habe. Da hat er noch einen Vorzugsstimmen-Wahlkampf geführt, ein Palästinensertuch um den Hals getragen und fleißig auf Amerika geschimpft. Auf das andere Land will ich gar nicht eingehen. – Heute ist Cap geradezu euphorisch von einer „Droge“ namens Obama er­fasst, und er kann sich vor lauter Amerikanophilie und Begeisterung für Amerika kaum mehr halten. (Abg. Ing. Westenthaler: Cap soll doch gleich ein Dauervisum für die USA beantragen!)

Was das jetzt genau mit der Integrationserklärung des Bundeskanzlers zu tun hat, ist den meisten hier im Haus schleierhaft geblieben, es sei denn, dass die Europäische Union sich sozusagen Obama holen soll. War das dein Lösungsansatz in Reaktion auf den fehlenden Lösungsansatz des Kollegen Strache? – Das war auch kein Lösungs­ansatz!

Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Das Problem mit dieser Europäischen Union ist, dass dauernd Sinnvolles mit völlig Unsinnigem vermischt ist. Niemand, der vernünf­tig ist, sagt, dass diese Europäische Union oder eine europäische Integration gänzlich abgelehnt wird. Das sagt niemand, der vernünftig ist. (Abg. Strache: Stadler früher!) Es gibt ein paar im Haus, das wissen wir schon, die glauben, es würde alles besser werden, wenn man die Europäische Union möglichst rasch zerstampfen, zerschlagen würde. (Abg. Strache: Der Schürzerlträger führt sich wieder auf!) – Bitte? – Ja genau! Kollege Strache – ich hätte beinahe vergessen, wie er heißt – ist zum Beispiel so einer, der das glaubt. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Strache: Das ist Strache-Phobie!) – Nein, ich habe keine Strache-Phobie. Um Gottes willen! Das bist du gar nicht wert. Was glaubst du denn? Sei doch nicht so eingebildet! – Nein! (Abg. Strache: Logenbruder!)

Wenn man aber glaubt, dass die Welt besser wird, wenn man die Europäische Union zerschlägt, dann ist man bei HC Strache. Es gibt sogar welche, die glauben, man hätte


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die Finanzkrise in Österreich gar nicht gespürt, wenn wir nicht in der Europäischen Uni­on wären oder nicht in der Eurozone wären. Solche gibt es auch. Das sind aber ganz Naive, das sind die ganz einfältigen Gemüter. Das will ich nicht einmal Kollegen Stra­che unterstellen.

Meine Damen und Herren, das Problem ist aber, dass es durchaus vernünftige Ansät­ze gerade angesichts dieser Finanzkrise gegeben hat, insbesondere bei der französi­schen Präsidentschaft. Herr Bundeskanzler, man soll jedoch jetzt nicht so tun, als ob die Europäische Union sie gelöst hätte, denn am Schluss sind wieder die Steuerzahler der europäischen Mitgliedstaaten diejenigen, die die Haftung zu tragen haben. Die Europäische Union hat nur gesagt, wie viel wir dazu leisten sollen, aber letztlich muss­ten wieder die Nationalparlamente und die einzelnen Mitgliedsstaaten für Banken Haf­tungen übernehmen – und damit letztlich der Steuerzahler. Das heißt also: Da ist noch nicht der große Wurf aus der Europäischen Union erfolgt, den Sie uns hier weiszuma­chen versuchen.

Wir anerkennen mit der Mehrheit der Österreicher, dass es besser war, eine größere Einheit zu haben, die mehr Widerstand leisten konnte und vor allem nicht so anfällig war für Spekulationen, die anderen Ländern gedroht haben. Das will niemand in Abre­de stellen, der seine fünf Groschen beieinander hat. Meine Damen und Herren, tun wir aber nicht so, als ob die Europäische Union das Problem schon gelöst hätte.

Vernünftig ist es, sich zusammenzuschließen, wenn es um große Fragen geht. Da gä­be es einiges zu tun; ich will Ihnen dann gleich ein paar Beispiele nennen. Aber was die Österreicher ärgert, sind diese Dinge – Herr Bundeskanzler, diese Zeitung ist Ihnen ja nicht so fremd. (Abg. Mag. Stadler hält eine Kopie der „Kronen-Zeitung“ in die Hö­he.) Wie ich weiß, ist das fast die einzige Zeitung, die Sie lesen.

Herr Bundeskanzler, wenn ich lese, dass die Europäische Union mir jetzt in ihrem ge­sundheitsreligiösen Wahnsinn sagen will, wie viel Salz ich noch auf meinem Salzstan­gerl haben darf, dann geht nicht nur mir das „Geimpfte“ auf, meine Damen und Herren! (Beifall beim BZÖ.)

Das ist es, was die Leute die ganze Zeit über ärgert: Dass hier wieder ein paar Heils­apostel glauben, sie müssen über die Union die „große“ Politik betreiben und entschei­den, wie viel Salz auf dem Salzstangerl ist, wie viel man noch rauchen darf in einer öf­fentlichen Gaststätte, wie groß der berüchtigte Radius der Gurkenkrümmung sein darf, meine Damen und Herren! Das sind die Dinge, die den Leuten auf den Nerv gehen! Dafür brauchen wir keine Union. Das sehen auch die Menschen nicht ein, warum es dafür eine Union geben soll. Herr Kollege Schüssel, Sie schmunzeln. Es gäbe große Probleme, nur versagt dort die Europäische Union leider. Leider versagt sie dort!

Ich hätte mir gewünscht, dass die Europäische Union frühzeitig erkannt hätte, in wel­cher Abhängigkeit die nationalen Volkswirtschaften bei der Energieversorgung gelan­det sind. Anstatt auf Herrn Schröder einzuprügeln, als er mit Putin über die Ostsee eine Leitung projektieren wollte, die nicht durch ein Mitgliedsland führt, das jederzeit Er­pressungsmanöver veranstalten kann, hätte ich mir gewünscht, dass man dort ansetzt und sagt: Das ist eine Aufgabe, die nur die Union bewältigen kann. Diese Aufgabe kann der einzelne Mitgliedstaat nämlich gar nicht in dem Ausmaß bewältigen.

Es gibt Sicherheitsprobleme, die die Union besser lösen kann als der einzelne Mitglied­staat. Das müsste einmal herausgearbeitet werden. Es gibt eben auch Probleme, die im Zusammenhang mit der Bevorratung von Gas, aber auch mit anderen Energieträ­gern im Zusammenhang stehen. Man müsste dafür sorgen, dass nicht einzelne Mit­gliedsländer geradezu fahrlässig in eine Abhängigkeit von der täglichen Versorgung durch andere Staaten außerhalb der Europäischen Union geraten.


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Meine Damen und Herren! Das wäre eine Aufgabe gewesen, die seit 10, 15 Jahren auf dem Tisch ist, aber diese Aufgabe wird auf Unionsebene nicht erledigt. Das könnte die Union aber sehr wohl machen.

Ein anderes Problem, weil wir gerade bei der Energieversorgung sind, ist die Frage, wie man nachvollziehbar, unionsweit einheitlich Energietarife für den Konsumenten ab­rechnet, damit die Leute wissen, wen sie europaweit mit vergleichbaren Angeboten als Lieferanten in Betracht ziehen sollen und wen nicht. Wir haben ja nicht einmal in Öster­reich einheitliche Abrechnungstarife, einheitliche Abrechnungsschemata, sodass selbst die Verbraucherschutzverbände heute schon zugeben müssen, dass nichts uneinheitli­cher ist als die Stromabrechnungen und die Gasabrechnungen.

Das kann der Bürger gar nicht mehr nachvollziehen, aber das sollte europaweit nach­vollziehbar sein. Die Europäische Union sollte sich nicht um Salzstangerl und nicht um irgendwelche Gurkenkrümmungen, sondern um diese Dinge kümmern, meine Damen und Herren! Das erwartet sich der Bürger von der Europäischen Union! (Beifall beim BZÖ.)

Ich bin auch der Meinung, dass die Europäische Union selbständig Leitungssysteme zur Energiesicherung Europas konstruieren, planen und auch errichten müsste.

Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Wenn sich die Europäische Union wieder auf das Wesentliche konzentriert – das ist auch eine Reduktionsfrage, wenn man darüber nachdenkt, was die Union machen soll und was nicht, wenn man darüber nachdenkt, dass sie sich auf das Große ausrichten soll, auf große Probleme und nicht auf irgend­welche Marginalien, die Lobbyisten in der Union sehr gut vorantreiben –, wenn sich die EU also auf das Wesentliche konzentriert, dann hat sie auch eine Zukunft.

Ich bleibe bei meiner Hauptfrage, die keine Fraktion dieses Hauses bis heute hinrei­chend beantworten konnte, weil sie die Union selbst nicht beantworten will. Herr Kolle­ge Schüssel! Herr Bundeskanzler! Herr Außenminister! Wie glaubt man eine Union oh­ne Bevölkerung, ohne die europäischen Völker oder gar gegen die europäischen Völ­ker bauen zu können? Das soll man mir einmal erklären, meine Damen und Herren! (Beifall beim BZÖ.)

Man soll mir erklären, wo es in der Geschichte ein Beispiel gibt, dass so ein supra­staatliches, multiethnisches, multiregionales Gebilde tatsächlich überlebt hat.

Ich weiß aus unserer Nachbarschaft eines, das überlebt hat, aber dieses multinatio­nale, multiethnische, multireligiöse und auch multiregionale Gebilde – nämlich die Schweizer Konföderation – hat nur deswegen überlebt, weil man die Bevölkerung im­mer wieder in alle wichtigen politischen Fragen einbindet, meine Damen und Herren! Nur das hat dort Stabilität erzeugt! (Beifall beim BZÖ.)

Auch bis zur helvetischen Konföderation war es kein leichter Werdungsprozess, bis diese dann endlich entstanden und stabil geworden war. Daher sollte man sich viel­leicht einmal daran ein Beispiel nehmen, indem man die europäischen Völker einbindet und sie nicht zum Narren hält, denn selbst Giscard dEstaing gibt mittlerweile schon zu, dass dieser Verfassungsvertrag beziehungsweise der Lissabon-Vertrag die Völker zum Narren hält.

Die Bevölkerung der einzelnen Länder einbinden: Das gilt natürlich für Österreich, aber das gilt auch für alle anderen Länder. Wenn ein großes Land wie Deutschland bis heu­te nicht einmal das Instrument der Volksabstimmung kennt, wie will es dann die deut­sche Bevölkerung für diese Europäische Union auf Dauer begeistern können, meine Damen und Herren? – Sie haben sie nicht, und dafür müsste man sorgen! Das wäre doch einmal eine Aufgabe für die Union: Frau Merkel klarzumachen, dass sie auch ihr eigenes Volk ein bisschen mehr respektieren sollte, wenn es um die Frage der europäi­schen Integration geht. (Beifall beim BZÖ.)


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Hohes Haus! Meine Damen und Herren, Sie werden sehen, wie Sie an der Türkei-Fra­ge auch in Deutschland scheitern werden – mit oder ohne Volksabstimmung. Die Leute werden in Fragen der Europäischen Union ihren Politikern zunehmend die Gefolg­schaft verweigern, und, so sage ich, zu Recht, und zwar so lange zu Recht, solange man nicht bereit ist, die Völker Europas in den politischen Entscheidungsprozess mit einzubinden. So lange werden Sie von den europäischen Völkern keine Gefolgschaft erwarten dürfen. (Beifall beim BZÖ.)

Daher wird die Union die Zukunftsfrage zu lösen haben, wie sie mit den Völkern Euro­pa baut und nicht gegen die Völker. (Beifall beim BZÖ.)

13.01


Präsident Fritz Neugebauer: Ich unterbreche nun vereinbarungsgemäß die Sitzung.

*****

13.01.15(Die Sitzung wird um 13.01 Uhr unterbrochen und um 13.16 Uhr wieder aufge­nommen.)

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf (den Vorsitz übernehmend): Meine sehr geehrten Da­men und Herren, ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf.

Herr Klubobmann Dr. Van der Bellen hat sich zur Geschäftsordnung zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

 


13.16.34

Abgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen (Grüne) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident, „Klubobmann“ war ich einmal, aber als einfacher Abgeordneter dieses Hauses möchte ich einige Fragen an Sie richten.

Herr Präsident Graf, Sie haben soeben turnusmäßig für zwei Stunden den Vorsitz in dieser europapolitischen Debatte übernommen. Ihre Rechte und Pflichten als Dritter Präsident gehen natürlich weit über diese Aufgabe hinaus – unter anderem repräsen­tieren Sie dieses Haus, das österreichische Parlament, gegenüber Inländern, gegen­über Besuchern aus dem europäischen und dem sonstigen Ausland und so weiter.

Ich frage Sie: Wie erklären Sie uns, den Abgeordneten dieses Hauses, dass unter den Mitarbeitern Ihres Büros der Hitlergruß „Heil Hitler!“ offenbar zu einer üblichen Begrü­ßungsformel gehört? (Abg. Strache: Das ist ja ungeheuerlich, was Sie da behaupten! Das ist ja ungeheuerlich, was Sie hier unterstellen! Das ist ja ungeheuerlich, schämen Sie sich! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Wie erwarten Sie, Herr Präsident Graf, dass wir, die Abgeordneten dieses Hauses – ich komme gleich dazu, Herr Stra­che –, das unseren Besuchern aus dem In- und Ausland erklären?

Verehrte Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Fraktionen, ich habe Ihnen einen kleinen Beleg mitgebracht, um meine Behauptung zu untermauern, und ich versichere Ihnen, dass das nur ein kleiner Beleg ist angesichts der Bestellungen, die Mitarbeiter von Herrn Präsidenten Graf bei einem deutschen neonazistischen Versand getätigt ha­ben.

Wir haben ein T-Shirt kopiert (der Redner hält ein T-Shirt in die Höhe – Abg. Scheib­ner: Wo haben Sie das gekauft? – Zwischenruf des Abg. Mag. Haider), denn wir ha­ben uns natürlich geweigert, diesem Versand weitere Profite zu bescheren. Wir haben ein T-Shirt kopiert, das ich Ihnen zeige – zunächst aus meiner Sicht Ihnen links und dann Ihnen rechts, den Sozialdemokraten (der Redner zeigt das T-Shirt entspre­chend) –, das zunächst unbedeutend aussieht.


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Auf diesem T-Shirt ist der Adler des Deutschen Reiches, also von Nazideutschland aufgedruckt, und darunter steht eine anscheinend unscheinbar wirkende Ziffer, nämlich „88“. Jeder, der sich ein bisschen mit der Neonaziszene in Deutschland oder in Öster­reich beschäftigt hat, weiß, was das bedeutet: Acht ist der achte Buchstabe im Alpha­bet, da werden Sie mir zustimmen, Herr Graf. „88“ heißt nichts anderes als „H. H.“, „Heil Hitler!“ in der Neonazi-Szene.

Herr Präsident Graf, das ist ja nur die Spitze des „Nazidrecks“ – um Ihren eigenen Aus­druck zu verwenden –, den Ihre Mitarbeiter bei diesem Versand bestellt haben. Als Ab­geordneter dieses Hauses fordere ich Sie auf: Befreien Sie uns von diesem „Nazi­dreck“ – noch einmal: Ihre eigenen Worte! –, denn ich halte diesen Zustand für untrag­bar und unhaltbar! Und wenn Sie dazu nicht in der Lage sind, wenn Sie dazu nicht wil­lens sind, dann treten Sie von Ihrem Amt als Dritter Präsident des Nationalrates zu­rück! (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Riepl.)

Herr Präsident Graf, ich bin überzeugt davon, dass sich die überwältigende Mehrheit dieses Hauses nicht dem Gedenken an die Nazi-Verbrecher verpflichtet fühlt, sondern dem Gedenken an die Toten des österreichischen Widerstands – sei es seinerzeit aus den Kreisen der Christlich-Sozialen, der Sozialisten, der Monarchisten, der Kommunis­ten oder schlicht von Personen, die sich keiner besonderen politischen Richtung ver­pflichtet fühlten, wohl aber der Republik Österreich, und das oft genug mit dem Leben bezahlt haben.

Abschließend beantrage ich eine Debatte gemäß § 59 Abs. 3 der Geschäftsordnung. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Weinzinger: Das ist Menschenhatz, ununterbrochene Menschenhatz!)

13.20


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zur Geschäftsordnung zu Wort gemeldet hat sich Herr Klubobmann Strache. – Bitte.

 


13.21.13

Abgeordneter Heinz-Christian Strache (FPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Sehr ge­ehrter Präsident! Ich finde es unerhört und skandalös, wie sich Herr Abgeordneter Van der Bellen hier herausstellt und mit nachweisbaren Diffamierungen, mit nachweisbaren Unwahrheiten (Abg. Mag. Lunacek: Was ist unwahr daran?) und Fälschungen Dinge über unbescholtene Bürger behauptet, von denen er weiß, dass sie nicht stimmen!

Herr Abgeordneter Van der Bellen weiß, dass diese Dinge nicht stimmen, weil nämlich belegt ist, dass diese unwahren Behauptungen, die seit drei Jahren auch in der Öffent­lichkeit in der Wochenzeitschrift „profil“ abgedruckt wurden, nachweislich nicht stim­men. Es handelt sich dabei um nachweislich gefälschte Dateien, die von den Grünen veröffentlicht wurden. Es ist bewiesen, dass der Begriff „Ostmark“ als Fälschung einge­baut wurde und Behauptungen über Bestellungen aufgestellt werden, die nie getätigt wurden. (Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von FPÖ, Grünen und BZÖ.)

Dieses Leibchen, das Sie hier darlegen, wurden von den Mitarbeitern nie bestellt. Ich sage Ihnen, die einzigen Leibchen, die bestellt wurden – nehmen Sie das zur Kennt­nis! –, sind Leibchen mit dem Aufdruck „Mir stinken die Linken“! Und ich kann das ver­stehen, denn was Sie hier an Denunzierung, Diffamierung und Unwahrheiten über un­bescholtene Bürger an den Tag legen, wo Sie eine Hatz gegen Menschen vornehmen und denen Dinge unterstellen, die einfach nicht richtig sind, ist wirklich letztklassig! (Beifall bei der FPÖ.)

Es handelt sich hier nicht um eine Fragestunde gegenüber dem Präsidenten, der hier würdig das Haus zu vertreten hat und sich mit solchen Unwahrheiten auch nicht kon­frontieren lassen soll! (Beifall bei der FPÖ.)

13.22



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 111

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Bevor ich jetzt das Wort Herrn Klubobmann Kopf er­teile, möchte ich kurz festhalten, dass ein geschäftsordnungsmäßiger Antrag auf Durchführung einer Debatte auch ein Thema umfassen sollte. Der Dritte Präsident des österreichischen Nationalrates ist kein Gegenstand der Vollziehung der Geschäftsord­nung und daher auch kein Thema. (Abg. Öllinger: Das ist leider wirklich so, dass Sie kein Thema sind! – Gegenruf bei der FPÖ: Und Sie sind grüner Aktionist, sonst nichts!)

Wenn Sie also einen Antrag einbringen oder ein Thema diskutiert haben wollen, das dem § 59 Abs. 3 der Geschäftsordnung entspricht, dann ersuche ich, ein solches The­ma bekannt zu geben, damit man darüber abstimmen kann.

Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Kopf. – Bitte.

 


13.23.40

Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Ho­hes Haus! Es besteht ja überhaupt kein Zweifel und es darf auch kein Zweifel daran bestehen, dass auch nur das Anstreifen an nationalsozialistischem Gedankengut nicht nur, aber insbesondere bei Amtsträgern auf das Entschiedenste abzulehnen und zu­rückzuweisen ist. Das gilt auch für das Umfeld von politischen Amtsträgern.

Herr Präsident Graf wurde aus guter Tradition zum Dritten Präsidenten des Nationalra­tes gewählt. Es sind keine strafrechtlich relevanten Tatbestände weder zu seiner Per­son noch zu seinen Mitarbeitern bekannt. Angestreift an solchen Dingen scheinen aber manche Mitarbeiter allemal zu sein. Aber das fällt in den Bereich der politischen Ver­antwortung jedes Amtsträgers, in diesem Fall in den des Herrn Präsidenten.

Diese Verantwortung, Herr Präsident Graf, werden Sie gegenüber der Öffentlichkeit so­wie gegenüber diesem Haus wahrnehmen müssen, wenngleich ohne Konsequenzen natürlich. (Abg. Mag. Lunacek: Ganz „natürlich“!) – Ohne rechtliche, ohne rechtlich zwingende Konsequenzen, meine Damen und Herren!

Aber es ist natürlich das gute Recht sowohl der Mitglieder dieses Hauses als auch der gesamten Öffentlichkeit, dazu nicht nur Stellung zu nehmen, sondern auch entspre­chende Klarstellungen zu verlangen. Auch wir haben das in den letzten Tagen und Wo­chen schon getan. Dieser Debatte werden Sie sich stellen müssen, Herr Präsident Graf, das ist überhaupt keine Frage – aber nicht im Rahmen einer Geschäftsord­nungsdebatte. Unsere Geschäftsordnung des Nationalrates gibt das nicht her.

Ganz abgesehen davon, ob ein formal richtiger Antrag vorliegt oder nicht: Das würde die Geschäftsordnung auch sonst nicht hergeben. Das heißt, einen solchen Antrag, selbst wenn er noch präzisiert würde, Herr Kollege Van der Bellen, müssten wir ableh­nen, aber diese Klarstellung war notwendig. (Beifall bei der ÖVP.)

13.25


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Es hat sich noch Herr Klubobmann Dr. Cap zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


13.25.54

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Ho­hes Haus! Es ist ein Grundkonsens der Zweiten Republik nach 1945 und es ist auch gesetzlich geregelt, dass jede NS-Wiederbetätigung unter Strafe gestellt wird und dass das nicht eine rechtliche, sondern selbstverständlich auch eine politische Frage ist. Da stimme ich den Äußerungen des Bundespräsidenten in einem Interview voll zu, in dem er gemeint hat, dass auch nur ein Anstreifen auf das Schärfste zu verurteilen sei.

Es ist selbstverständlich auch hier im Haus ein Grundwert, dass wir historisch und ak­tuell mit allen Mitteln alles zu bekämpfen haben, was das Wiederaufleben nationalso­zialistischen Gedankengutes, nationalsozialistischer Aktivitäten et cetera betrifft. Daher


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 112

kann es hiezu nicht einen Funken einer Toleranz geben. Gerade die Sozialdemokratie, aber viele andere auch, die die nationalsozialistische Diktatur in den Konzentrationsla­gern erdulden mussten, sind ihrer Geschichte und unseren Grundwerten verpflichtet. Daher sind wir da die vehementesten Gegner.

Hinzufügen möchte ich, dass Sie, Herr Präsident Graf, bei der Auswahl Ihrer Mitarbei­ter persönlich die politische Verantwortung zu übernehmen haben. Wenn das alles stimmt, was hier präsentiert wurde (Abg. Strache: Das ist eine Lüge!), dann gibt es klare rechtliche Regelungen, wie das zu ahnden und mit welchen Urteilen das abzu­schließen ist, aber politisch haben Sie, Herr Präsident Graf, mit Sicherheit die Verant­wortung zu tragen. Sie haben sich auch der öffentlichen Debatte zu stellen.

Ich bin daher der Auffassung, dass das in Zukunft damit nicht ad acta gelegt sein kann. Ansonsten, was die geschäftsordnungsmäßige Interpretation anbelangt, stimme ich dem Kollegen Kopf voll zu. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

13.27


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Meine sehr geehrten Damen und Herren, Sie können versichert sein, dass dieses Thema für mich ein sehr ernstes ist.

Verzeihen Sie: Herr Klubobmann Bucher hat sich schon früher zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


13.28.09

Abgeordneter Josef Bucher (BZÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Hohes Haus! Meine Damen und Herren! Ich halte fest, dass diese publicityträchtige Aktion der Grünen nicht geschäftsordnungskonform ist und diese Geschäftsordnung mit dieser Haltung aus meiner Sicht missbraucht wurde.

Das Zweite ist, dass wir in der Präsidiale darüber übereingekommen sind, dass diese Aktion der beiden Mitarbeiter des Dritten Nationalratspräsidenten eine verwerfliche war, die er auch selbst verurteilt hat. (Abg. Öllinger: Er hat gar nichts verurteilt!)

Wir stehen auch dazu, dass jedes Anstreifen an nationalsozialistisches Gedankengut und jede Sympathiebekundung in diese Richtung zu unterbinden ist; überhaupt keine Diskussion und keine Frage. Ich frage mich allerdings auch, ob es in Österreich nicht grundlegendere und wichtigere Themen gibt, wie zum Beispiel die Themen Arbeitslo­sigkeit und Wirtschaftsbelebung, über die wir uns vordergründig zu unterhalten haben. (Beifall bei BZÖ und FPÖ.)

Wenn Sie zu diesem Thema Diskussionsbedarf haben, meine Damen und Herren von den Grünen und der FPÖ, dann veranstalten Sie diese Diskussion bitte außerhalb des Hohen Hauses! – Danke. (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der FPÖ.)

13.29


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Sehr geehrte Damen und Herren! Ich habe schon be­gonnen, das auszuführen: Sie können sicher sein, dass dieses Thema auch mir ein Anliegen ist und ich mich dieser politischen Debatte nicht entziehen werde; das habe ich auch in der Vergangenheit nicht getan. Wir haben aber eine Tagesordnung zu erle­digen, und es ist auch Aufgabe eines Präsidenten, dafür Sorge zu tragen, dass die in einer Tagesordnung vermerkten Themen schnellstmöglich und bestmöglich behandelt werden.

In diesem Sinne bin ich auch sehr dankbar für die Ausführungen, die es dazu gegeben hat. Ich freue mich, dass es in Österreich noch ein hehres Gut gibt, nämlich jenes der Unschuldsvermutung, wenn zwei widerstreitende beziehungsweise einander wider­sprechende Behauptungen oder Aussagen vorliegen. Die Unschuldsvermutung gilt für mich sowohl in strafrechtlicher als auch in zivilrechtlicher Natur und selbstverständlich


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auch auf politischer Ebene. Es sind diesbezüglich – und davon habe ich mich selbst und persönlich überzeugt – mehrere Verfahren bereits initiiert worden.

Es gibt sowohl zivilrechtlich als auch medienrechtlich und strafrechtlich angezogene Verfahren – das im Sinne der Unschuldsvermutung. Bis dato gibt es weder die Einlei­tung eines Verfahrens gegen einen meiner Mitarbeiter noch eine Verurteilung hinsicht­lich der behaupteten Sachverhalte, die in der Vergangenheit und bis zum heutigen Ta­ge vehement bestritten wurden.

Daher gehe ich davon aus, dass wir in diesem Zusammenhang die politische Debatte weiterführen werden, ich mich dieser auch nicht entziehen werde, ich den gestellten Antrag zur Geschäftsordnung – der nichtgeschäftsordnungsmäßige Gegenstände bein­haltet, da kein entsprechendes geschäftsordnungsmäßiges Thema vorliegt – zurück­weisen werde und wir in die Debatte der Tagesordnung eingehen werden.

In diesem Zusammenhang erteile ich nun das Wort Herrn Abgeordnetem Dr. Schüssel. Vereinbarte Redezeit: 9 Minuten. – Bitte.

*****

 


13.31.21

Abgeordneter Dr. Wolfgang Schüssel (ÖVP): Hohes Haus! Herr Präsident Graf, er­lauben Sie trotzdem einen Satz dazu – nicht missverstehen –: Soweit ich die Debatte verfolgt habe, ging es nicht um strafrechtliche Dinge und nicht um Verurteilungen, son­dern es geht ausschließlich um eine politische Optik.

Wir kennen Sie, Herr Präsident Graf, seit vielen Jahren als Abgeordneten, der durch­aus eine Meinung, ein Profil hat, der aber gerade in diesem Bereich sehr sensibel ist. Ich glaube nicht, dass es ausreicht, sich jetzt auf Untersuchungen zu beziehen. Hier wird einfach anderes von Ihnen erwartet. Ich glaube, Sie sollten die Größe aufbringen, das auch konkret ... (Abg. Strache: Wenn doch die Behauptungen nicht stimmen!)

Noch einmal: Ich kommentiere jetzt keine Leiberlaufschriften. Es geht mir darum, dass der österreichische Nationalrat wirklich auch anderes diskutieren soll. Und dazu kann Herr Präsident Graf auch seinen Beitrag leisten. Ich glaube, das sollte man hier durch­aus mit anbringen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Strache: Vorverurteilung auf­grund unwahrer Behauptungen!) – Herr Abgeordneter Strache, Lautstärke hilft da nichts! Ich habe ein Mikrophon, Sie nicht; Sie werden nur heiser, ich nicht. Und jetzt diskutieren wir wieder über Europa, wo ich Ihnen durchaus das eine oder andere sa­gen könnte. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Haimbuchner: Sie werden immer unwich­tiger, das ist Ihr Problem!) – Aber geh!

Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Die jetzige politische und wirtschaftliche Situa­tion ist etwas, das niemand von uns je zu seinen Lebzeiten erlebt hat. Es sind drei Tril­lionen Dollar an wirtschaftlichen Werten in den letzten Monaten vernichtet worden. Es sind die vier größten internationalen Investmentbanken verschwunden. Die Finanzkrise hat sich jetzt nahtlos in eine weltweite Rezession verwandelt. Nur in der EU sind 18 von 25 Mitgliedsländern derzeit für das heurige Jahr in einer Rezession; die Eurozone allein mit 2 Prozent, einzelne Mitgliedsländer erleben sogar ein Schrumpfen ihrer Wirt­schaft im Ausmaß von bis zu 5 Prozent.

Die Budgetdefizite explodieren. Wir hatten voriges Jahr im Durchschnitt ein Minus von 1,5 Prozent – und wahrscheinlich werden sich die Defizite in der Eurozone fast verdrei­fachen. Wir haben irrsinnig hohe Garantien übernommen. Die Defizite allein steigen von 130 Milliarden € auf 430 Milliarden € im heurigen Jahr. Dazu kommen noch allein im Euroraum ungefähr 1 000 Milliarden € an Garantien.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 114

Die Defizite in einzelnen Ländern betragen laut Prognose: Irland: 11 Prozent, Groß­britannien: 9 Prozent, Spanien: 6 Prozent, Frankreich: 5 Prozent. In Wirklichkeit wissen wir noch gar nicht, ob das jetzt schon die Talsohle ist, oder ob das die Vorboten noch größerer Probleme sein werden. Es werden allein im heurigen Jahr 15 von 25 EU-Mit­gliedsländern die Maastricht-Grenze von 3 Prozent zum Teil massiv überschreiten.

Ich glaube, da sind einige Fragen angebracht, denen sich der Nationalrat und die Öf­fentlichkeit stellen müssen. Ausgelöst wurde das Ganze durch eine gigantische Kredit­blase. Wir bekämpfen jetzt aber genau diese Symptome und diese realen Auswirkun­gen wiederum mit Krediten. Wir bekämpfen – wie es Steinbrück in Deutschland gesagt hat – explodierende Schulden mit Schulden. Und wie werden diese zusätzlichen Schul­den finanziert? – Über inländische Sparguthaben, über den internationalen Kapitalver­kehr und über Geldschöpfung.

Da stellt sich folgende Frage – Geld steht ja nicht unbegrenzt zur Verfügung; Obama wird wahrscheinlich mit einer seiner nächsten Unterschriften ein Ausgabenprogramm in der Größe von 800 bis 1 000 Milliarden US-Dollar bestätigen, wobei manche sagen, das sei noch nicht genug –: Kann es nicht durch diese gigantischen Auswirkungen un­ter Umständen zu einem Crowding-out kommen, sodass bestimmte private Geldneh­mer durch den gigantischen Bedarf der öffentlichen Hände vom Markt verdrängt wer­den?

Das sind Fragen, die, so glaube ich, sehr ernst zu diskutieren sind. Ich schließe mich einigen Vorrednern an, die gesagt haben, dass es gut ist, dass wir in dieser Europäi­schen Union sind, meine Damen und Herren. Stellen Sie sich vor, wir wären wie Is­land – und das ist keine schlechte Volkswirtschaft, das sind tüchtige Leute –alleine, weder in der EU noch in der Eurozone; oder wie die Ungarn zwar in der Union, aber nicht in der Eurozone; oder wir hätten eine Wirtschaft, die nicht so wettbewerbsstark und innovativ ist wie die österreichische!

Daher sage ich: Dieses Europa schützt und nützt. Und mit Verlaub gesagt: Gegen die Krise hilft uns keine Volksabstimmung. Auch das sage ich hier im vollen Ernst. Wir soll­ten die Kräfte auf die Bewältigung der Fragen konzentrieren – und nicht auf Scheinfra­gen. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Europa schützt und nützt uns, und es ist natürlich richtig, hier gemeinsam vorzugehen, wie es Josef Pröll beim ECOFIN gestern getan hat. Wir müssen jetzt die richtigen Maßnahmen setzen, aber dann so rasch wie möglich auf den Pfad der Konsolidierung zurückkehren; sonst verschulden wir die kommenden Genera­tionen in einem geradezu ungeheuerlichen Ausmaß, wofür wahrscheinlich niemand von uns plausible Argumente finden und es erst recht nicht verantworten kann.

Daher: jetzt helfen, richtig investieren! Es war richtig, das Finanzsystem und die Ban­ken zu stabilisieren. Das ist ja keine Hilfe an die Banker, das ist eine Hilfe, damit über­haupt das marktwirtschaftliche Wirtschaftssystem funktionieren kann, damit sozusagen der Blutkreislauf der Wirtschaft funktioniert. Das war richtig. Es war richtig, dass etwa die Europäische Zentralbank – auch das wird jetzt wenig beachtet – innerhalb weniger Monate die Zinssätze von 4,25 Prozent auf wahrscheinlich demnächst 1,5 Prozent zu­rücknehmen wird. Es war richtig, dass der ECOFIN und auch der Europäische Rat hie­zu gemeinsame Programme durchführt, die aufeinander abgestimmt sind und sich da­rauf konzentrieren sollen, das Richtige zu tun.

Es ist auch richtig, in Österreich gegenzusteuern, und zwar vor allem mit langfristig sinnvollen Maßnahmen, die uns nicht kurzfristig helfen, irgendetwas zu stimulieren, sondern mit Maßnahmen, von denen wir auch langfristig profitieren. Ich denke da et­wa an erneuerbare Energie und an die Frage, wie wir von einem oder zwei Energie­lieferanten weniger abhängig werden sowie insgesamt die Produktivität und die Innova­tionskraft der Wirtschaft stärken können.


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Ich bin dankbar, dass etwa die Sorgen der Forscher und der Universitäten jetzt durch die jüngsten Ankündigungen des Wissenschaftsministers deutlich verringert wurden. Das ist richtig und notwendig. Daher ist es gut, dass wir in der Union sind; es ist gut, dass mit Michael Spindelegger ein Außenminister an der Spitze des Ressorts steht, der seine Arbeit wie seine Amtsvorgängerin hervorragend machen und eine starke Stimme für Österreich in dieser Europäischen Union und in der Welt sein wird. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir haben aber auch die ziemlich dramatische Situation mit dem Gaskrieg zwischen Russland und der Ukraine erlebt. Vor drei Jahren war Martin Bartenstein in der glei­chen Situation, damals am Beginn der österreichischen EU-Präsidentschaft, ein Déjà-vu. Martin Bartenstein konnte damals als Ratsvorsitzender innerhalb von 48 Stunden die Gaskrise entschärfen.

Eines muss man aber schon dazu sagen: In diesen drei Jahren ist zu wenig gesche­hen – es hat ja jeder gewusst, dass das bestenfalls eine kurzfristige Krisenfeuerwehr war –, um uns hiezu ein Gegensteuern zu ermöglichen.

Die Strategie der Russen ist ganz eindeutig. Sie haben die größten Gasreserven und eine der größten Ölreserven, Europa ist zu 30 Prozent vom russischen Öl und zu 50 Prozent vom russischen Gas abhängig.

Daher wollen die Russen jetzt zusätzlich eine Art Gas-Kartell schaffen. Sie wollen die Pipelines, sie wollen auch in die Vertikale, in die Verteilnetze hineingehen. Das ist ih­nen in Litauen bereits gelungen, das ist ihnen in Baumgarten in Österreich – natürlich, weil wir hier gemeinsame Joint Ventures gemacht haben –, in der Slowakei, in Bulga­rien und in anderen Ländern bereits gelungen. Das muss man so sehen.

Es ist daher wichtig und notwendig, dass die Europäische Union jetzt endlich ein ge­samteuropäisches Energiekonzept entwickelt – das hat unter der britischen Vorsitzfüh­rung begonnen, ist dann unter der österreichischen Vorsitzführung weitergeführt wor­den und muss jetzt effektuiert werden. Das wird aber dazu führen, dass man dann auch wirklich solidarisch einander hilft und nationale Souveränität aufgibt.

Es ist richtig, dass wir in der jetzigen Krise – das ist in der Dringlichen Anfrage der Grü­nen, die heute um 15 Uhr debattiert wird, sehr schön formuliert – zu wenig in der Lage waren, unseren Nachbarländern zu helfen. Wir werden also auf nationale Souveränität verzichten müssen, wenn wir es mit einer europäischen Energiepolitik ernst meinen. (Präsident Dr. Graf gibt das Glockenzeichen.)

Letzter Punkt zur Außenpolitik: Die drei Kriege, die derzeit stattfinden, nämlich in Pa­lästina, im Irak und in Afghanistan, bereiten uns allen größte Sorge – die ehemalige Außenministerin wird dazu Stellung nehmen. All diese Krisen sind nicht militärisch zu gewinnen. Da braucht es Diplomatie, da braucht es ein kluges und umsichtiges Vorge­hen.

Ich bin sicher, dass Michael Spindelegger und das Außenamt in den kommenden zwei Jahren im UNO-Sicherheitsrat eine gute Rolle spielen werden. Viel Glück! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

13.41


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Lunacek. Vereinbarte Redezeit: 9 Minuten. – Bitte.

 


13.41.31

Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek (Grüne): Herr Präsident, zu Ihnen werde ich mich am Ende meiner Ausführungen noch äußern.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 116

Meine Damen und Herren im Hohen Haus! Meine Damen und Herren auf der Galerie und vor den Fernsehschirmen! Die meisten von Ihnen werden es wohl mitverfolgt ha­ben und wissen daher, dass ich seit wenigen Tagen eine neue Rolle im Rahmen der Politik habe. Als Spitzenkandidatin für die Europawahl werde ich mich in den nächsten Monaten noch mehr als bisher mit dem Thema der heutigen Erklärung des Herrn Außenministers und des Bundeskanzlers beschäftigen, noch mehr mit europäischen Fragen. (Abg. Ing. Westenthaler: Bitte keinen Wahlkampf! – Abg. Scheibner: Unter­lassen Sie bitte Drohungen!)

Der Grund dafür, dass ich das hier erwähne, ist, dass ich mich auf sehr lebhafte Debat­ten freue; nicht immer auf alle Details, vor allem nicht auf solche, die nationalistischen Charakter haben und die dieses gemeinsame Europa leugnen. (Abg. Scheibner: Das bestimmen Sie?!) Aber als begeisterte Europäerin möchte ich auf jeden Fall dazu bei­tragen, dass sich in Österreich, in einem Land, in dem sich tatsächlich sowohl ökono­misch als auch im Sinne des Öffnens dieses Landes sehr viel getan hat – Insel der Se­ligen, das ist lange her, wenn es überhaupt jemals gestimmt hat –, in dem mit dem Bei­tritt zur EU sehr wohl auch ein Modernisieren, Europäisieren in den Köpfen der Leute stattgefunden hat, in dem in den letzten Jahren aber ein Stimmungswandel eingetreten ist, wo starke Ablehnung, Zweifel, Skepsis gegenüber der EU zu bemerken sind, das wieder ändert und wieder mehr Zustimmung, aber auch Begeisterung für das, was in Europa möglich ist, an den Tag gelegt wird. (Beifall bei den Grünen.)

Gerade jetzt, in dieser Finanzkrise, sehen wir ja, dass zum Teil wieder mehr Zustim­mung gegeben ist, da die Leute merken, dass wir Europa brauchen. (Abg. Scheibner: Das hat der Voggenhuber auch gesagt!) Aber wir brauchen ein Europa (Abg. Ing. Wes­tenthaler: Das hat der Voggenhuber auch gesagt!), das in dieser Finanz- und Wirt­schaftskrise tatsächlich Maßnahmen setzt, Nägel mit Köpfen macht, so etwas wie eine europäische Finanzmarktaufsicht einführt, den viel zu freien Finanzmärkten Regeln setzt und Riegel vorschiebt und klar sagt, dass wir so etwas wie eine Finanztrans­aktionssteuer brauchen, das klarmacht, dass Spekulationen Grenzen haben müssen. Es geht nicht an, dass damit einige Personen Millionen verdienen, reich werden und andere immer weniger haben. Das darf in diesem Europa nicht sein. Und dazu braucht es zum Beispiel eine Finanztransaktionssteuer, eine gemeinsame europäische Fi­nanzmarktaufsicht, dazu braucht es vor allem aber auch ein Trockenlegen der Steuer­oasen. (Beifall bei den Grünen.)

Meine Damen und Herren, das ist das, wo die EU handeln kann und muss und wo es wichtig ist, dass sie das bald tut. Denn es gibt eine gewisse „Gefahr“ – zwischen An­führungszeichen –: Mit der gestrigen Angelobung des US-Präsidenten Obama könnte es sein, dass die Europäische Union, wenn sie da nicht bald handelt, ins Hintertreffen gerät, auch im Klimaschutzbereich. (Zwischenruf des Abg. Scheibner.)

In einer heutigen österreichischen Tageszeitung ist zu lesen – das haben nicht wir ge­schrieben, das schreibt die „Presse“ –: „Grüne USA: Europa im Hintertreffen?“

Und dann heißt es: „Europa zaudert, die USA handeln. So könnte bald die Bilanz in der Umweltpolitik dies- und jenseits des Atlantik lauten.“ – Das bedeutet, dass die EU jetzt bald handeln muss, dass man nicht abwarten kann, was jetzt geschieht und ob wir uns vielleicht irgendwann einmal auf etwas einigen. Diese Einigung braucht es jetzt.

Wenn die EU die Vorreiterrolle beansprucht und beanspruchen möchte, dann ist es zwar wichtig, dass beim Rat im Dezember ein gemeinsames Paket verabschiedet wur­de – diese 20/20/20-Regelung, also minus 20 Prozent CO2-Ausstoß, das Erreichen von 20 Prozent an erneuerbarer Energie und 20 Prozent mehr Energieeffizienz –, aber wis­sen Sie, was der Rat – es sind die nationalen Regierungen, die im Rat sitzen; Spindel­egger, Faymann, Pröll und alle anderen – gemacht hat, was da im Dezember gesche­hen ist?


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 117

Es gab ein ambitioniertes Programm der Europäischen Kommission – das hätte von den Grünen sein können – vom 26. November 2008, Mitteilung der Kommission, wo gefordert wurde, dass Investitionen in Energieeffizienz erfolgen, um Arbeitsplätze zu schaffen und Energie zu sparen, wo auch gefordert wurde, dass die Automobilindustrie für die Märkte von morgen fit gemacht werden muss. Und wissen Sie, was dann beim Rat geschehen ist, wo auch die österreichische Vertretung mitgestimmt hat? (Zwi­schenruf des Abg. Scheibner.) – Die Verschrottungsprämie für den Automobilsektor wurde eingeführt, was auch jetzt von den Regierungsparteien als „tolle Maßnahme“ für den Klimaschutz gesehen wird.

Haben Sie nicht gelesen, was das Wifo dazu sagt? Nicht die Grünen, sondern das Wifo, das Wirtschaftsforschungsinstitut! Das Wifo sagt ganz klar: Eine Autoverschrot­tungsprämie ist nicht sinnvoll. Es wäre viel sinnvoller, dieses Geld in Forschung und Entwicklung zu stecken, in Ein- bis Drei-Liter-Autos, wie die funktionieren können, da­mit diesbezüglich weiterentwickelt wird, dass die Autoindustrie tatsächlich modernisiert wird, Elektroautos – und natürlich auch in die Förderung des öffentlichen Verkehrs. Das ist nicht geschehen. Sie machen eine Verschrottungsprämie. In der EU wird das beschlossen.

Dieser Ratsbeschluss vom Dezember zeigt wieder einmal deutlich, dass es die natio­nalen Regierungen sind, Herr Kollege Strache – Kollege Strache ist jetzt leider nicht im Saal –, nicht die „böse EU“, die an allem schuld ist, was Sie für schlecht halten. Es ist nicht die Europäische Union. In diesem Fall hat die Kommission ganz sinnvolle Vor­schläge gemacht. Und wer hat sie verwässert und abgeschwächt? – Die nationalen Regierungen, wie auch die österreichische. Lernen Sie das einmal, die paar Damen und vielen Herren von der FPÖ! (Abg. Dr. Rosenkranz: Das wissen wir eh!)

Sehr oft ist es so, dass von der EU sehr wohl sinnvolle Maßnahmen kommen. Aber Sie schimpfen ständig dagegen und sagen: Diese EU brauchen wir nicht, wir wollen sie nicht! – Sie wollen nur nationale Souveränität. Sie wollen am liebsten Österreich ab­schotten und aus der Europäische Union heraus. (Zwischenruf des Abg. Neubauer.) Das ist das, was Sie wollen. Sie wollen keine andere Europäische Union – Sie sagen es zwar immer wieder, allein mir fehlt der Glaube. (Abg. Neubauer: Sie haben ja alle zwei Monate eine andere EU-Linie!) Es stimmt einfach nicht. Sie haben das nicht vor.

Es fehlt der Wille, auch in Österreich, hier tatsächlich etwas Neues an den Tag zu le­gen. Das ist der eine Punkt, wo es „gefährlich wird“ – unter Anführungszeichen –, wenn in den USA der neue Präsident Obama das, was er versprochen hat, tatsächlich um­setzt.

Europa muss jetzt handeln, wenn es nicht ins Hintertreffen gelangen möchte. Das heißt, Sie, meine Herren auf der Regierungsbank, die österreichische Regierung muss handeln, damit das nicht eintritt.

Das Zweite, was Obama gelungen ist: Es ist ihm gelungen ... (Ruf bei der FPÖ: Change!) – Genau: Change. Es ist Obama gelungen, die Begeisterung bei den Menschen für Poli­tik, dafür, dass Politik gestaltbar ist, dass sie etwas ändern können, zu wecken. Und das muss uns auch in Österreich und in Europa gelingen.

Noch etwas zu Herrn Strache: Ich glaube, Ihnen liegt überhaupt nichts an einem sozia­len Europa, an der Lösung der Wirtschafts- und Finanzkrise, an der Armutsbekämp­fung. Die ganze Zeit haben Sie nur vom Österreich der Vaterländer, vom eigenständi­gen Österreich gesprochen. (Ruf bei der FPÖ: Bravo!) Das, was Sie wollen, ist Natio­nalismus. Sie fördern Rassismus! Sie fördern ein Sündenbock-Denken gegenüber Brüssel, gegenüber Ausländern und Ausländerinnen! (Abg. Dr. Haimbuchner: Geh, bitte!)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 118

Mein Europa, unser Europa ist ein anderes. Es ist ein Europa der Gemeinsamkeiten, der ethnischen Vielfalt. Das ist unser Europa, und nicht das, was Sie wollen. (Beifall bei den Grünen.) Ihres ist antieuropäisch. Sie wollen eine Internationale der Nationalen. Das ist eine Pervertierung des Internationalismus und nichts anderes. (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Wenn ich Sie höre, weiß ich auch wieder, warum ich gegen nationale Volksabstimmun­gen bin, gegen eine nationale Volksabstimmung über den Lissabon-Vertrag. Zu diesen nationalistischen Tendenzen, die Sie hier wollen, gibt es von mir ein klares Nein. Der Missbrauch durch Ihre rechte Ideologie wäre mir zu gefährlich. (Abg. Dr. Rosenkranz: Volksabstimmung ist Missbrauch – sehr gut!)

Ein Letztes: die Atom-Renaissance in der EU. – Ich fordere von der österreichischen Bundesregierung, dass sie endlich das tut, was sie Jahre hindurch nicht getan hat, nämlich dass sie sich mit den anderen zehn EU-Staaten verbündet, die noch keine Atomkraft haben und auch keine haben wollen, und dass sie endlich auch den Aus­stieg aus Euratom vorantreibt. (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Die Lampe leuchtet! Es ist schon die Zeit vorbei! Die Zeit ist um!)

Ein letztes Wort zu Herrn Präsidenten Graf: So wie auch Herr Schüssel meine ich, da­zu braucht es eine politische Debatte. Und ich bin der Meinung, dass ein Präsident wie Sie, Herr Graf, der immer wieder am Rechtsextremismus anstreift, nicht tragbar ist und fordere daher Ihren Rücktritt. (Beifall bei den Grünen.)

13.51


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Sehr geehrte Frau Kollegin, für Ihre Behauptung und Aussage, Herr Strache und die FPÖ fördern Rassismus in Europa, erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf. (Beifall und Bravorufe bei der FPÖ.)

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Grossmann. Vereinbarte Re­dezeit: 7 Minuten. – Bitte.

 


13.51.42

Abgeordnete Mag. Elisabeth Grossmann (SPÖ): Herr Präsident! Werte Regierungs­mitglieder! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herr Präsident Graf, diese Kor­rektheit sollten Sie vielleicht besser in eigenen Angelegenheiten anwenden, das wäre dort wohl besser aufgehoben. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

Liebe Ulrike Lunacek, ich möchte dir zunächst ganz herzlich zu deiner Kandidatur gra­tulieren, ich möchte aber auch dem unterlegenen Kandidaten Johannes Voggenhuber zu seiner wertvollen Arbeit im Europäischen Parlament ganz herzlich gratulieren, mich dafür bedanken und ihm für den weiteren Lebensweg alles Gute wünschen. (Zwischen­rufe bei FPÖ und BZÖ.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir alle sind Zeuginnen und Zeugen der wohl turbulentesten Zeiten der letzten Jahrzehnte. Wirtschaftskrise, Energiekrise, weltweite Krisenherde und Kriegsschauplätze erschüttern uns tagtäglich, und man bekommt den Eindruck, dass vieles, was über Jahrzehnte aufgebaut wurde, wie Sand durch die Fin­ger rinnt.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat sich mit atemberaubender Geschwindigkeit von den USA ausgehend auf die gesamte Welt ausgebreitet. Und gerade deshalb kann es uns nicht egal sein, was in den USA oder an anderen Schauplätzen dieser Welt vor­geht. Wir leben in einer vernetzten Welt, und das hat zwangsläufig auch auf Österreich Auswirkungen. Wir können uns nicht einigeln. – Das hätte ich gerne den Kollegen Stadler und Strache persönlich gesagt, aber leider haben sie sich die Pause etwas ver­längert.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 119

Gerade diese Geschwindigkeit führt uns fast lehrbuchhaft vor Augen, wie verwoben und gleichzeitig auch zerbrechlich die einzelnen Volkswirtschaften und letztendlich auch das Gesamtsystem sind.

Die technischen Errungenschaften wurden voll genützt, nicht nur Waren und Dienst­leistungen wurden und werden über den Erdball geschickt, sondern auch das Kapital, Derivate, Wertpapiere, die eben nicht immer reale Werte repräsentieren. Es ist tatsäch­lich so etwas wie ein globales Spiel entstanden, für das es aber keine ausreichenden Spielregeln gibt. Die Rahmenbedingungen und Kontrollmechanismen haben sich als bei Weitem unzureichend erwiesen. Aber es ist dies ein Spiel mit sehr, sehr ernsten Auswirkungen. Abertausende Arbeitsplätze sind verloren gegangen. Durch Kaufkraft­verlust, Nachfragerückgang, Kündigungswellen – der Herr Bundeskanzler hat diesen Kreislauf sehr eindrucksvoll dargestellt – ist uns vor Augen geführt worden, dass das freie Spiel der Kräfte, die ungezügelten Mechanismen der freien Märkte einfach ver­sagt haben.

Der freie Markt kann nur dann auf Dauer und für alle oder zumindest viele wohlstands­bildend sein, wenn ihm ein passender Rahmen gegeben wird. Dieser Rahmen muss sowohl inhaltlich als auch geographisch passend sein und darf nicht vor den Staats­grenzen oder, wie Sie sagen, vor den Grenzen der Vaterländer haltmachen, denn das Kapital tut das ja auch nicht. Diesen Rahmen zu bilden, das ist die große Herausfor­derung der Europäischen Union.

Es geht, da möchte ich auch dem Herrn Kollegen Schüssel zustimmen, nicht darum, die Symptome zu bekämpfen, sondern es geht darum, das an den Wurzeln anzupa­cken. Und nur dann, wenn das gelingt, wird das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die europäischen Institutionen wieder hergestellt werden können.

Ich setze auch – jetzt unternehme ich wiederum einen Ausflug in die Vereinigten Staa­ten von Amerika (Abg. Scheibner: Passen Sie auf, dass Sie nicht dort bleiben – bei den Visabestimmungen!) – große, wenn auch keine übertriebenen Hoffnungen in den neuen Präsidenten, Barack Obama, dass sich auch im sogenannten Mekka des freien Marktes ein Umdenkprozess einstellt und auch dort der Staat verstärkt seine Verant­wortung wahrnimmt und verstärkt regulierend eingreift (Abg. Ing. Westenthaler: Der Kreisky wird schon eifersüchtig!), damit es nicht noch einmal passiert, dass das Sys­tem in solch eklatanter Weise aus den Angeln gehoben wird.

Die Hoffnung auf eine neue Ära, auf eine neue Ära der internationalen Beziehungen lebt generell, um weltumspannende Probleme gemeinsam und damit überhaupt lösen zu können – und auch, um dem Friedensprozess in Krisenherden, wie dem Nahen Os­ten, neue Dynamik zu geben. Gerade das unermessliche menschliche Leid in Gaza ist eine immense Herausforderung für die internationale Staatengemeinschaft. Das, was dort der betroffenen Zivilbevölkerung angetan wurde, ist wirklich – und da hat UNO-Ge­neralsekretär Ban Ki-moon wirklich die richtigen Worte gefunden – herzzerreißend.

Die Resolution des UN-Sicherheitsrates, die unter maßgeblicher Beteiligung Öster­reichs zustande gekommen ist, hat hier eine ganz wichtige Signalwirkung. Wir wissen allerdings, dass die gegenwärtige Waffenruhe auf sehr tönernen Beinen steht. Nun ist alles daranzusetzen, um im Sinne dieser Resolution zu einer dauerhaften Waffenruhe zu kommen, die die Beendigung der Militäraktion Israels im Gaza-Streifen ebenso mit einschließt wie die Einstellung der Raketenangriffe der Hamas auf Israel, ebenso wie die Unterbindung des Waffenschmuggels und – ganz, ganz wichtig! – eine dauerhafte Wiedereröffnung der Grenzen.

Es kann nicht hingenommen werden, dass die Menschen in Gaza wie in einem Ge­fängnis leben und von den Gütern des täglichen Bedarfs abgeschnitten sind. Diese Blockaden sind unverzüglich aufzuheben.


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Es geht jetzt vor allem darum, meine sehr geehrten Damen und Herren, den Men­schen rasch und zielgerichtet zu helfen und das zu liefern, was tatsächlich gebraucht wird. Diese Hilfe muss natürlich auch ankommen und ungehindert passieren können.

Es ist konsequent an einer Zwei-Staaten-Lösung weiterzuarbeiten, bei der zwei demo­kratische Staaten Seite an Seite in Frieden und unter wechselseitiger Anerkennung der Grenzen und überhaupt der Existenzberechtigung leben können.

Österreich hat hier eine sehr lange und erfolgreiche Tradition als Vermittler. Diese Rol­le, da bin ich zuversichtlich, wird auch weiterhin sehr engagiert wahrgenommen wer­den, und zwar in seiner wirksamsten Form, nämlich in einem koordinierten Zusammen­wirken innerhalb der internationalen Organisationen, innerhalb der Europäischen Union und der Vereinten Nationen, und eben nicht in Form von Alleingängen, wie das zuwei­len auch – oft aus parteipolitischen Gründen – gefordert wird.

Wieder den Bogen zu den drängenden Problemen der wirtschaftlichen Situation span­nend, Energiekrise und so weiter, kann ich nur an Sie alle appellieren, an einem Strang zu ziehen. Es ist in diesen schwierigen Zeiten einfach unerlässlich, alle Kräfte zu bün­deln, sonst stehen wir wirklich einmal vor den Trümmern dessen, was über Jahrzehnte aufgebaut worden ist. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Rufe beim BZÖ: Yes we can!)

13.59


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Plassnik. Vereinbarte Redezeit: 7 Minuten. – Bitte.

 


13.59.21

Abgeordnete Dr. Ursula Plassnik (ÖVP): Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bun­desregierung! Hohes Haus! Lassen Sie mich mit einem Wort der Anerkennung für Außenminister Michael Spindelegger starten. Er hatte in den letzten Wochen – das ha­ben vielleicht nicht alle in der Dichte miterlebt – sehr viel zu bewältigen, und er hat das großartig gemacht. – Danke, Michael! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Österreich ist seit 1. Jänner dieses Jahres Mitglied im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen und ist dort schon in einer anspruchsvollen Situation gestanden. Ich glaube, dass wir sehr gut daran getan haben, hier eine einheitliche Vorgangsweise mit der Re­solution 1860 mit zu tragen, mit zu entwickeln, denn es gilt hier wirklich den großen He­rausforderungen gerecht zu werden.

Österreich wird auch eine besondere Rolle haben, denn seit dem Ausscheiden von Belgien und Italien sind wir neben den ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrates Frankreich und Vereinigtes Königreich das einzige andere EU-Land, das noch im Si­cherheitsrat ist. Wir sind auch Vertreter der kleinen und mittleren Staaten der Wel­tengemeinschaft und werden uns mit unserem Programm mit dem Schwerpunkt auf Rechtsstaatlichkeit sicherlich gut durchsetzen.

Meine Damen und Herren! Die Europäische Union steht vor einem Jahr großer He­rausforderungen. Manche sind angesprochen worden. Aber es geht nicht nur um die Wirtschaftskrise und die Finanzkrise und deren Bewältigung, es geht auch darum, die innere Ordnung weiterzuentwickeln. Die Beschlüsse des Europäischen Rates vom De­zember weisen in die richtige Richtung. Wir können davon ausgehen, dass wir Ende dieses Jahres den Vertrag von Lissabon in Kraft haben werden und damit ein weiteres Stück der Weiterentwicklung, der Fortentwicklung der inneren Ordnung und der Institu­tionen der Europäischen Union erreicht haben werden.

Das sollte uns aber, meine Damen und Herren – und das ist mir ein ganz wichtiges An­liegen –, nicht davon abhalten, unsere Aufmerksamkeit weiterhin sehr dicht auf den


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Balkan, auf unsere südöstlichen Nachbarn zu richten, denn ich höre den einen oder anderen, der da Verbindungen herstellt zum Vertrag von Lissabon, der Weiterentwick­lung der Europäischen Union, und seine Zweifel hat. Wir sollten als Österreich nicht zu­lassen, dass die Dynamik, die europäische Integrationsdynamik in dieser Region zum Erliegen kommt. Das sage ich auch ganz bewusst angesichts der Schwierigkeiten, die es im bilateralen Verhältnis zwischen Slowenien und Kroatien gibt. Ich bin froh, dass der österreichische Außenminister sich vorgenommen hat, da eine positive Rolle zu spielen, wenngleich ich vor Illusionen in diesem Bereich warne. Aber wir sollten uns weiterhin nachdrücklich einsetzen.

Es gibt auch eine Reihe anderer großer außenpolitischer Herausforderungen für die Europäische Union, neben den vielen Baustellen des Krisenmanagements in der Welt: die Ausgestaltung der östlichen Nachbarschaft, ein ganz wesentliches Thema – hiezu wird es im Mai einen Gipfel geben; dieser ist zumindest geplant –, die Beziehungen mit der neuen US-Regierung – auch hier gilt es, zu vielen Themen neue, weitere Entwick­lungen voranzutreiben – und auch die Verhandlungen über das Partnerschafts- und Kooperationsabkommen mit der Russischen Föderation.

Meine Damen und Herren, der Nahe Osten ist ein Thema, das uns am Herzen liegt, und eine große Herausforderung. Wir stehen mit Erschütterung vor einer menschlichen Katastrophe, auch einer wirtschaftlichen und einer politischen Katastrophe in Gaza. Ich möchte mit Ihnen einen Blick auf die Fakten werfen – es zahlt sich aus –, soweit wir sie bis jetzt überhaupt kennen: 1 340 tote Palästinenser, soweit wir es jetzt wissen, zwei Drittel Zivilbevölkerung; davon 460 Kinder, 106 Frauen. 5 320 Verletzte, auch davon 1 855 Kinder, 795 Frauen. 13 tote Israelis, davon vier Zivilisten. – Ich vergleiche nicht gerne einen Krieg mit dem anderen, aber werfen wir einen Blick auf den Libanonkrieg des Jahres 2006: Damals hat es 1 100 palästinensische und libanesische Todesopfer gegeben und 160 tote Israelis.

Meine Damen und Herren, die Situation ist in der Tat humanitär erschütternd. Ich habe gestern in Genf den Chef des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz getroffen. Er hat gesagt, man kann sich die Verletzungen nicht vorstellen. Ich appelliere daher an den Gesundheitsminister, zu prüfen, ob Österreich da nicht auf der medizinischen Sei­te Hilfe leisten kann – ich bin überzeugt davon, dass wir es können; aber: wie wir es können –, Soforthilfe für die Verletzten in Palästina. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Ab­geordneten der Grünen.)

Meine Damen und Herren, der zweite Punkt: Es ist an der Zeit für eine dauerhafte Lö­sung, für eine dauerhafte, umfassende Friedenslösung. Die humanitäre Hilfe allein ge­nügt nicht. Wir brauchen ernsthafte Verhandlungen. Wir brauchen eine neue regionale Sicherheitsarchitektur im Nahen Osten. Es gibt Modelle, es gibt Muster. Es war in Europa möglich, in den siebziger Jahren die Schlussakte von Helsinki zu beschließen und auf ihr etwas aufzubauen. Warum also nicht nach der KSZE eine KSZN, eine Kon­ferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Nahost? Natürlich müssen dafür die Vo­raussetzungen geschaffen werden. In der Resolution 1860 haben wir bereits die Mos­kauer Konferenz festgehalten, die dieses Jahr noch stattfinden soll, eine weitere in Pa­ris, in Kairo. Warum nicht auch in Wien? Warum nicht Ernst machen? Denn die bilate­ralen Verhandlungen zwischen Palästinensern und Israelis allein werden den Erfolg nicht bringen. Das haben wir nunmehr wieder gesehen.

Also warum nicht jetzt auch die amerikanische Administration auffordern, Ernst zu ma­chen, mit dem Iran zu sprechen? Es kann nicht so sein, dass hier Stillschweigen über Jahrzehnte hinweg als einzige „Politik“ – unter Anführungszeichen – betrieben wird. (Beifall bei der ÖVP.) Das wird uns keinen Erfolg, keinen dauerhaften Frieden im Na­hen Osten bringen.


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Ich bin überzeugt davon, dass sich hier auch die österreichische Diplomatie erfolgreich einbringen kann. Wir brauchen Beharrungsvermögen, wir brauchen entsprechende Hartnäckigkeit, aber wir dürfen nicht aufgeben. Es zahlt sich aus! – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und Grünen.)

14.06


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Hübner. Vereinbarte Redezeit: 7 Minuten. – Bitte.

 


14.06.53

Abgeordneter Dr. Johannes Hübner (FPÖ): Danke für das erteilte Wort. – Zuerst apropos Grundkonsens: Herr Professor Van der Bellen, ich habe bisher gedacht, dass es auch ein Teil des Grundkonsenses in einem zivilisierten demokratischen Parlament ist, dass man prinzipiell beim Thema bleibt und dass man nicht den ersten Moment, in dem die Kameras auf einen schauen, dazu nützt, Antifa-Agitation zu machen und das Thema möglichst in den Sand zu führen. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich bin auch davon ausgegangen, dass es tatsächlich wichtiger ist, über Österreich, die EU, die Krise und all das zu diskutieren als über die Frage, ob ein Mitarbeiter des Drit­ten Präsidenten des Nationalrates vor drei oder vier Jahren bei einem Internetversand ein bestimmtes Leiberl bestellt hat. Sie sind dieser Meinung offenbar nicht, wie ich an­hand des Zwischenrufs aus Ihrer letzten Reihe erkannt habe, als auf eine ähnliche Fra­ge des Klubobmanns Bucher der Zwischenrufer gemeint hat, das wäre „Wiederbetäti­gung“, es wäre also schon eine ganz schlimme strafbare Handlung, so etwas auch nur in den Mund zu nehmen.

Damit aber genug davon und jetzt zurück zum Thema. – Ich glaube, niemand, auch niemand in der FPÖ stellt die Europäische Gemeinschaft und Europa in Frage. Aber mehr als bei anderen Parteien erlauben wir uns zu schauen, wo diese EU gut funktio­niert und wo es zu Fehlentwicklungen kommt. Wir nehmen uns auch das Recht heraus, das den Leuten offen und klar zu sagen und eine EU-Diskussion nicht darauf zu be­schränken, alles gutzureden, alles in Jubelstimmung und in goldenen Farben darzu­stellen.

All die Wortmeldungen von den anderen Parteien, die heute zu diesem Thema gekom­men sind, schlagen leider wieder in diese Kerbe. Noch bei der Regierungserklärung und im Herbst hat man uns gesagt, wir dürfen die EU nicht diskutieren, nicht in Frage stellen, sie ist das große Friedensprojekt, und sozusagen in Klammern: Wenn wir die­ses Friedensprojekt nicht hätten, dann wäre wahrscheinlich schon wieder Krieg in Europa. – Das ist natürlich völliger Unsinn!

Und jetzt ist die Argumentation: Wir dürfen nicht darüber reden, denn wir haben die Kri­se; und die Krise haben wir nur so gut bewältigt, weil wir die Eurozone und die EU ha­ben. – Auch das ist natürlich fachlich falsch, und das haben wir auch den Wortmeldun­gen und Zeitungen entnommen. Es wird die Rezession beispielsweise in der Eurozone sogar noch um 0,1 Prozent schärfer ausfallen als in der Nicht-Euro-Zone. Es sind Län­der in der Eurozone durch die Krise stärker destabilisiert als Länder außerhalb dieser Zone – nehmen wir als Beispiel Portugal, Spanien, aber auch Griechenland. Es sind Länder, die in der EU sind, aber den Euro nicht haben, viel stärker destabilisiert als Länder außerhalb der EU – nehmen wir als Beispiel Ungarn oder Lettland. (Abg. Groß­ruck: Island!) – EU-Mitglieder! Island ist kein EU-Mitglied, darauf möchte ich hinwei­sen. (Abg. Großruck: Aber außerhalb der EU ...!) – Die sind bei Weitem stärker betrof­fen als etwa Kroatien oder auch Serbien und Mazedonien, die weit von der EU-Mit­gliedschaft entfernt sind.

Es wird immer Island, ein Ministaat mit einem ganz speziellen Problem (Abg. Groß­ruck: Das war einmal ein Musterstaat!), einer Wirtschaft, die ganz auf die Finanz-


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dienstleistungen gesetzt hat und die vom amerikanischen Einbruch schwer getroffen wurde, als Beispiel gebracht, um alles zu diskutieren. Das ist ein Weg, der, glaube ich, genau falsch ist. Wenn wir über die EU reden und wenn wir ein EU-Bewusstsein schaf­fen und fördern wollen, wenn wir die Liebe zu Europa fördern wollen, dann geht das nur mit Wahrheit, das heißt mit den Dingen, die die Leute wirklich sehen und die pas­sieren, aber nicht mit Propagandagebilden.

Wenn wir die EU bauen wollen, dann muss das mit dem Konsens, mit dem Willen und mit dem Gefühl der Leute passieren und nicht mit der Entscheidung von Bürokraten. Dafür gibt es ein Beispiel, das der Kollege Stadler – neben all seinen Tiraden, die er wie üblich von sich gegeben hat – sehr richtig gebracht hat, das ist die Schweiz. Die Schweiz ist das Modell, das zeigt, dass ein multinationales Gebilde funktioniert, wenn es auf Basis des Volkswillens gegründet ist und wenn es über den Volkswillen weiter­entwickelt wird. Alle anderen multinationalen Gebilde – es ist egal, ob wir unser eige­nes aus der Vergangenheit, die österreichisch-ungarische Monarchie als Beispiel he­ranziehen oder ob wir die Tschechoslowakei oder ob wir Jugoslawien nehmen – sind gescheitert. (Beifall bei der FPÖ.)

Es spricht ja auch ein bisschen für sich, dass fast alle Politiker der anderen Fraktionen einen wirklichen Eiertanz vollziehen, wenn es um die Frage von Volksabstimmungen geht. Da gibt es alle Argumente. Heute habe ich das Argument gehört – ich glaube, Herr Dr. Schüssel hat es gebracht –, dass wir in der Krise etwas anderes brauchen als Medizin – gemeint hat er: etwas anderes als Volksabstimmungen. – Das ist schon rich­tig, in der Krise brauchen wir nicht Volksabstimmungen zur Krisenbewältigung, aber da werden natürlich Äpfel und Birnen vermengt. Da wird ein Argument aus einer völlig an­deren Kiste genommen, um die Diskussion abzuwürgen.

Wenn es in Europa eine einzige Volksabstimmung zum Lissabon-Vertrag gegeben hat, in einem einzigen Land, und die lief negativ, dann sollte es eigentlich eine selbstver­ständliche Verpflichtung von uns allen sein – und zwar in jedem Land, nicht nur in Ös­terreich –, diesen Vertrag beziehungsweise eine Änderung dieses Vertrages, die kom­men wird, einer Volksabstimmung zu unterziehen. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich werde daher auch einen diesbezüglichen Antrag stellen, den wir in ähnlicher Form schon eingebracht haben, der aber unentbehrlich zu sein scheint. Bevor ich ihn zur Verlesung bringe, aber noch eine Bemerkung – eine Bemerkung zum Grundkonsens, zur Demokratie und zum Sich-moralisch-besonders-erhaben-Fühlen.

Ich lese aus der Homepage der Bundesjugendvertretung vor, wo von der Grünalternati­ven Jugend unter der Überschrift „Wenn die GJA“ – Grünalternative Jugend – „das Ju­gendministerium über hätte“ folgende erste Forderung gestellt wird: Die GJA würde dann als Erstes „einen Antrag auf Abschaffung von Regierung und Parlament einbrin­gen“. (Ah-Rufe und Oh-Rufe bei der FPÖ. – Abg. Strache: Das ist keine Fälschung! Das ist eine Original-Homepage!)

Das ist keine Fälschung, sondern das ist ein sogenannter Screenshot, den wir uns vor Kurzem aus dem Internet beschafft haben. – Da vermissen wir natürlich schmerzhaft den moralischen Zeigefinger der Frau Kollegin Lunacek oder des Herrn Professor Van der Bellen, und da vermissen wir schmerzhaft die Entrüstung aus der letzten Bank. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich darf daher abschließend unseren Antrag verlesen ... (Abg. Dr. Hübner sucht in seinen Unterlagen. – Abg. Ing. Westenthaler: Da muss man ihn zuerst finden, nicht wahr? – Rufe: Schneller! Die Zeit! Die Redezeit ist bald um!)

14.14



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Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Herr Abgeordneter Dr. Hübner, die Redezeit ist leider abgelaufen. Vielleicht bringt ein anderer Kollege diesen Antrag ein. Ihre Redezeit ist er­schöpft.

(Beifall bei der FPÖ für den das Rednerpult verlassenden Abg. Dr. Hübner.)

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Scheibner. Vereinbarte Redezeit: 7 Minuten. – Bitte.

 


14.14.32

Abgeordneter Herbert Scheibner (BZÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Es ist schon eine durchaus merkwürdige, manchmal auch amüsante Debatte, die wir heute hier mitverfolgen können. Man darf sich eben nicht so viele Unterlagen mit zum Rednerpult nehmen, dann hat man es beim Aussortieren nicht so schwer.

Es ist aber auch deshalb merkwürdig, weil wir heute hier vom Außenminister durchaus eine Beurteilung der österreichischen Außenpolitik erhalten haben – aber wir haben ja diese EU-Tage. Und um einen solchen handelt es sich bei dieser Debatte eigentlich: Das ist also das, was übrig geblieben ist von dem Versuch, Europathemen hier im Par­lament umfassender zu behandeln. Davon haben wir sehr wenig gehört.

Der Bundeskanzler hat so eine Art „Durchhalteparole“ in der Finanzkrise ausgegeben. Er hat gesagt, es ist noch zu früh, um die Effizienz des Bankenpakets zu beurteilen. – Na ja, Herr Bundeskanzler, wie lange will man denn noch warten? Wir haben jetzt vier Monate gewartet. Ein Bankenpaket mit 100 Milliarden € an Haftungen für die Banken, mit der Hoffnung und dem Wunsch, dass dieses Geld auch dazu führt, dass die Ban­ken Kredite an die klein- und mittelständische Wirtschaft vergeben – und nichts pas­siert! Die Kleinbetriebe kämpfen jetzt ums Überleben, und nichts passiert! Sie, Herr Bundeskanzler, wollen nur sagen, Sie werden noch weiter zuwarten und die Effizienz beurteilen.

Meine Damen und Herren von der Bundesregierung, unabhängig jetzt von den EU-Themen: Hier ist absoluter Handlungsbedarf gegeben! (Beifall beim BZÖ.)

Denn: Jetzt kämpfen die Unternehmen ums Überleben, und wenn die das nicht schaf­fen und die Unterstützung nicht bekommen, dann werden Sie sehen, wie die Arbeitslo­senzahlen in diesem Jahr sich noch entwickeln werden! Und das ist dann Ihre Verant­wortung, meine Damen und Herren in der Bundesregierung.

Es ist auch interessant, wie man hier jetzt bei einer Debatte zu einem EU-Kapitel Amerika so positiv herausstreicht. Dieser Obama-Hype, der sich hier abspielt, ist ja be­sonders interessant, gerade bei der Sozialdemokratie. Kollege Cap hat ja hier gesagt, wir sollen angesichts der Finanzkrise nicht so pessimistisch sein und uns am Optimis­mus der Amerikaner ein Beispiel nehmen. – Nun, ich hoffe, dass euer neues Leitbild Obama das alles halten kann, was er verspricht. Und vielleicht wird man dann, Kollege Cap, eben nicht mehr Wahlkampfslogans wie „Hernals den Hernalsern“ haben, son­dern das nächste Mal, bei der Wiener Wahl, „Change“ oder „Yes, we can“. Kollege Cap wird das entsprechend umsetzen.

Mich wundert, dass Obama jetzt das neue Leitbild für die Sozialdemokratie ist. Oder vielleicht wundert es mich auch nicht, denn man würde sich ja erwarten, dass der eige­ne Bundeskanzler das Leitbild ist, so wie das früher einmal der Fall gewesen ist. Viel­leicht gibt es da entsprechende Defizite und man muss über den großen Teich hinüber­schauen, damit man neue Idole für die Politik finden kann. (Beifall beim BZÖ.)

Wir bleiben lieber hier auf dem Kontinent und schauen uns einmal wirklich an, wie es mit der EU weitergehen sollte. Kollege Kickl, ... (Abg. Dr. Jarolim: Herr Kollege, einen


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Scheibner-Hype wird es nie geben!) – Na ja, bei Ihnen nicht. Aber vielleicht gibt es ein­mal einen Jarolim-Hype – aber erst dann, wenn Sie nicht nur zwischenrufen können, sondern hier einmal ordentliche Reden halten und vor allem auch im Ausschuss etwas Gescheites zusammenbringen. Darauf warten wir bis jetzt noch vergeblich. (Beifall beim BZÖ.)

Die EU. – Man hat gesagt: Wunderbar, die Europäische Union war notwendig, um die­se Krise zu bewältigen. – Nun, wir haben sie aber noch nicht bewältigt, und es gab auch da Defizite. Auch die EU hat sehr lange gebraucht, bis man einmal zugegeben hat, dass es sich überhaupt um eine Krise handelt. Und bis jetzt warten wir auch noch international, auf der nationalen, aber auch auf der europäischen Ebene, dass etwa durch strengere Bestimmungen in Zukunft solchen Spekulanten und Spekulationen ein absoluter Riegel vorgeschoben wird. Wir warten noch immer auf eine Aufhebung, zu­mindest befristete Aufhebung der Basel-II-Richtlinien für die Unternehmungen. Das wä­re jetzt auch eine ganz wichtige Sache.

Wir warten auch darauf, dass man einen Schritt in Richtung einer gemeinsamen Wirt­schaftspolitik in der Europäischen Union geht, auch was den Außenhandel in andere Kontinente anlangt. Das wäre jetzt eigentlich auch ein Anlass, sich wirklich mit den Auf­gaben der Europäischen Union zu befassen und zu sagen: Ja, wir brauchen in ver­schiedenen Bereichen mehr Europa, gerade in solchen globalen Finanz- und Wirt­schaftsfragen! – Genau daran sollte man arbeiten und nicht jetzt sagen: Hurra, das ist alles wunderbar gewesen, Gott sei Dank haben wir das alles!, ohne auch die Defizite entsprechend zur Kenntnis zu nehmen und hier Abhilfe zu schaffen.

Es ist die Gaskrise angesprochen worden. Auch da – na selbstverständlich! – ist es gut, wenn man das Druckmittel einer großen Organisation, wie sie die Europäische Union ist, hat. Aber dann müssen wir auch innerhalb der Europäischen Union dafür sorgen, dass es etwa bei den Lagerkapazitäten gleiche Standards gibt, so wie wir das in Österreich mit den drei Monaten vorbildhaft gehabt haben. Nur dann ist man nicht erpressbar. Wenn es aber dann Länder wie die Slowakei gibt, die nach wenigen Tagen schon die Heizungen abdrehen, dann ist die Verhandlungsposition dieser Europäi­schen Union geschwächt.

Genauso ist es in der Nahost-Problematik. Es wird zu wenig sein, wenn die Europäi­sche Union jetzt mit dem Geld von uns allen die zerstörte Infrastruktur dort wieder auf­baut, damit diese beim nächsten Mal wieder zerstört wird, sondern hier gilt es stark aufzutreten, um für gleichberechtigte Friedensverhandlungen aller Beteiligten zu sor­gen – ob das die Palästinenser sind, ob das die Israelis sind, ob das die Syrer oder an­dere sind. Da muss es eine klare Linie geben, bevor man darüber nachdenkt, wie man jetzt wieder Millionen und Milliarden an Subventionen austeilen kann. (Beifall beim BZÖ und des Abg. Strache.) Das wäre interessant für die österreichische Außenpolitik.

Zur Frage Volksabstimmung: Frau Kollegin Lunacek, die Forderung nach einer Volks­abstimmung kann ja nicht nationalistisch sein, sie muss nur vernünftig sein. Es kann einmal richtig sein, so etwas zu verlangen, es kann aber auch falsch sein. Die Forde­rung nach einer Volksabstimmung allein ist zu wenig. Das ist ein bisschen auch die Kri­tik, die wir hier anbringen. Es ist Unsinn, jetzt zu sagen: Jetzt treten wir aus der EU aus!, sondern man muss überlegen: Wie wollen wir die EU haben? – Eben mit einer gemeinsamen Außen- und Sicherheitspolitik, mit einer gemeinsamen Energiepolitik, mit einer gemeinsamen Wirtschaftspolitik. (Abg. Mag. Lunacek: Und Sozialpolitik!) Wenn wir dieses Konzept aufgestellt haben, Frau Kollegin, dann ist es unbedingt not­wendig, dass man die Bevölkerung in Form einer Volksabstimmung darüber befragt, ob sie an diesem neuen Konzept einer Europäischen Union teilnehmen will.

Sich einmal vor zehn oder 15 oder 20 Jahren eine Generalvollmacht für alles bei der Bevölkerung geholt zu haben und dann zu glauben, die Leute machen da ohnehin mit


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und sind begeistert, das ist zu wenig. (Beifall beim BZÖ.) Es wundert mich gerade bei den Grünen, die sonst immer so demokratisch spielen, dass man sich hier dagegen ausspricht.

Meine Damen und Herren, in diesem Sinne hoffe ich, dass diese merkwürdigen Dis­kussionen und Verschleierungen der Vergangenheit angehören und dass wir in Öster­reich im Bereich der Wirtschaftskrise, im Bereich der Energiekrise, im Bereich auch der Nahostkrise Motor für eine aktive Rolle der Europäischen Union sind, dass wir aber auch die Zukunftsperspektive der EU – unter Einbeziehung der österreichischen Bevöl­kerung! – nicht außer Acht lassen, sondern das als wirkliche Frage in dieser Legislatur­periode und für die Zukunft ansehen. (Beifall beim BZÖ.)

14.22


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Van der Bellen. Vereinbarte Redezeit: 7 Minuten. – Bitte.

 


14.22.33

Abgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen (Grüne): Meine Damen und Herren! Zu­nächst ein Wort zu Herrn Außenminister Spindelegger, ehe ich mich mit der Wirt­schaftskrise und den europäischen Maßnahmen dagegen befasse.

Herr Außenminister Spindelegger hat mit Recht darauf verwiesen, dass der Reformver­trag, der Lissabon-Vertrag, eine Chance hat tatsächlich angenommen zu werden, vo­rausgesetzt, es kann mit den Iren ein Arrangement geben. Und ich möchte nicht ver­säumen, hinzuzufügen, dass ich ein derartiges Ergebnis für ausgezeichnet halten wür­de – auch aus österreichischer Sicht, aber nicht nur –, weil es meines Erachtens für Europa besser ist, mit dem Lissabon-Vertrag statt auf der Grundlage des Nizza-Vertra­ges zu arbeiten.

Der Nizza-Vertrag ist ja vor acht Jahren – oder vor sieben Jahren?, vor langer, langer Zeit jedenfalls – in Kraft getreten, und die Frustration über den Nizza-Vertrag seinerzeit war ja binnen weniger Wochen einhellig in ganz Europa. Und seither diskutieren wir über Reformen, Reformen, Reformen, und ich halte das sozusagen für den letztmögli­chen Weg, hier zu einem besseren Vertrag zu kommen. Ich halte es leider für hoff­nungslos naiv und in gewisser Weise romantisch, auf etwas Besseres zu hoffen. Wenn das abgelehnt wird, dann werden wir mit dem Nizza-Vertrag auf mindestens zehn Jah­re geschlagen sein; also hoffen wir, dass diese Geschichte noch gut ausgeht.

Herr Bundeskanzler Faymann hat sich maßgeblich auf die Wirtschaftskrise konzen­triert, wie ich finde, naturgemäß mit einem gewissen Recht. Wir stoßen ja mit den Maß­nahmen der Europäischen Zentralbank demnächst an eine Grenze. Die Europäische Zentralbank ist sehr rasch mit den Zinssätzen heruntergegangen. Das ist gut und rich­tig. Allerdings, glaube ich, sind die Zinssätze immer noch höher als seinerzeit in der Rezession von 2001. Es sind also weitere Zinssenkungsschritte im Frühjahr zu erwar­ten. Aber das allein wird nicht reichen, sondern die Budgetpolitik der Mitgliedstaaten der Europäischen Union, jedes einzelnen Staates, so weit wie möglich koordiniert auf europäischer Ebene, ist hier gefordert, und zwar europaweit.

Herr Strache, ob Sie wollen oder nicht: Ein kleines Land, aber auch die großen Länder innerhalb der Europäischen Union sind außerstande, mit ihren eigenen nationalen Mit­teln eine Wirtschaftskrise wie diese zu bekämpfen. Sicher kann man sagen, die euro­päischen Institutionen, die nationalen Finanzmarktaufsichten, die Amerikaner et cetera hätten sozusagen die Blasen verhindern können und müssen, haben es aber verab­säumt. Ja, das ist aber jetzt vergossene Milch. Jetzt müssen wir auf budgetpolitischer Ebene handeln – mit einer Reform der Europäischen Finanzmarktaufsicht, der Europäi­schen Bankenaufsicht. Das können Sie nur auf europäischer Ebene machen, oder Sie machen es nicht. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Strache: Besser machen!)


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Damit möchte ich in keiner Weise – in keiner Weise! – schönreden, was passiert ist und was noch passieren wird, ich sage nur, dass diese europäische Koordination not­wendig ist. Ob sie hinreichend sein wird, das wissen wir noch nicht. Gerade aus öster­reichischer Sicht ist diese Koordination extrem wichtig. Denn wo sind die österreichi­schen Banken und damit Österreich insgesamt besonders exponiert? – Gerade in Län­dern der Nicht-Eurozone, in Bulgarien, in Rumänien, außerhalb der Europäischen Uni­on, in der Ukraine, in Russland und so weiter. In Zeitungen ist von rund 200 Milliar­den € an ausständigen Krediten zu lesen.

Bitte, hier wollen wir nicht auf uns allein gestellt sein! Hier wollen wir, dass die Europäi­sche Union gerade in diesen Ländern rechtzeitig Hilfestellung leistet, damit das Wirt­schaftswachstum nicht beziehungsweise nicht wesentlich absinkt. Das dient auch un­seren Interessen, direkt und indirekt. Österreich allein wird mit derartigen Situationen nicht fertig werden können.

Noch einmal: Ob das alles ausreichen wird, das wissen wir heute noch nicht. Aber dass wir eine europäische Koordination brauchen in der Budgetpolitik, in der Fiskalpoli­tik, in der Hilfe für die mittel- und osteuropäischen Länder – auch das, Herr Kollege Strache, liegt im österreichischen Interesse –, ist wohl eindeutig. (Abg. Strache: Es muss nur besser werden, und dafür kämpfen wir! Deshalb müssen wir unsere Interes­sen durchsetzen!) Und deswegen brauchen wir die Europäische Union. Und deswegen sage ich auch in diesem Zusammenhang wieder: Wenn es die Union nicht gäbe, Herr Kollege Strache, dann müssten wir sie erfinden. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Stra­che: Aber doch keine zentralistische!)

In Österreich, und das ist mir ein bisschen zu kurz gekommen bei Bundeskanzler Fay­mann, gilt es ja jetzt, das ohnehin Notwendige rasch zu tun. Es geht ja nicht darum, wie wir vor 60 Jahren gespottet haben – nicht wir, aber unsere Vorgänger –, Konjunk­turpolitik bestünde darin, dass die einen von staatlicher Seite bezahlt die Gräben aus­heben und die anderen sie wieder zuschütten. Nein, die sinnvollen Projekte müssen wir machen: Ausbau der Schulen, der Kindergärten, der Universitäten und vor allem eine moderne Energiepolitik, wo es ja glücklicherweise – glücklicherweise! – keinen Zielkonflikt gibt zwischen einer stärkeren Unabhängigkeit in der Energieversorgung für Österreich, namentlich beim Gas, zweitens der Schaffung von Arbeitsplätzen hier im Inland, in Österreich, und drittens einer besseren Erfüllung der Kyoto-Ziele im Rahmen des Klimaschutzes.

Das sind Maßnahmen, die wir hier in Österreich autonom treffen können, sollen und hoffentlich werden. Dafür brauchen wir keine Europäische Union. Aber im Bereich der Konjunkturpolitik allgemein, im Bereich der internationalen Bankenaufsicht, der Versi­cherungsaufsicht und so weiter brauchen wir, um Krisen wie diese in Zukunft zu vermeiden, Europa. Und insofern sollten wir dankbar sein, dass es die Europäische Union schon gibt und wir sie nicht neu erfinden müssen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

14.28


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Bevor ich dem nächsten Redner das Wort erteile, tei­le ich mit, dass nach Rücksprache mit den Klubobleuten Konsens darüber erzielt wur­de, dass im Sinne einer gerechten Redezeitverteilung während der Fernsehübertra­gung ab nun jeder Redner 3 Minuten zugeteilt bekommt.

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Kollege Dr. Matznetter. 3 Minuten. – Bitte.

 


14.29.14

Abgeordneter Dr. Christoph Matznetter (SPÖ): Danke, Herr Präsident. Ich hoffe, dass die Schrumpfung der Wirtschaft nicht jene Ausmaße erreicht, wie es bei der Ver­kürzung der Redezeit wegen der bisherigen Überschreitung der Fall ist.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 128

Diese Europäische Union, die uns heute beschäftigt hat, könnte mit dem alten Spruch „Noch nie war sie so wertvoll wie heute“ umschrieben werden, denn das, was da koor­diniert stattgefunden hat in den letzten Monaten, hat eine Handlungsfähigkeit gezeigt, die wir uns erwartet hätten, die aber – seien wir ehrlich! – nicht alle von uns der EU zu­getraut haben.

Österreich hat in diesem Kontext bewiesen, dass es ein Land ist, das diesen Aufgaben sehr rasch, sehr gründlich und sehr gut gerecht wird.

Was das Banken-Paket anlangt – auch wenn die Kritik stimmt, dass wir uns mehr er­wartet haben, was die Kredite für die KMUs in den letzten Wochen betrifft –, hat der Herr Bundeskanzler klar gesagt, dass das ja erst eine Bank in Anspruch nehmen konn­te. Es ist Aufgabe für die nächsten Wochen und Monate, mit hohem Druck darauf zu achten, dass die Finanzierung passt. (Abg. Strache: 17 Prozent Rückgang des Kredit­volumens!) – Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel, Herr Kollege Strache; Sie haben mitgestimmt! (Abg. Strache: Aber der Herr Finanzminister Molterer hat damals versprochen, dass es die Kontrolle geben wird! Dieses Versprechen ist bis heute nicht eingelöst worden!)

Denken Sie daran, was auch wir als Gesetzgeber mit diesem Paket geleistet haben, dass wir nämlich innerhalb von Tagen die Einlagen der Österreicherinnen und Österrei­cher gesichert haben! Diese Aufgabe haben wir gut bewältigt, und ich bin froh für die Millionen Sparerinnen und Sparer, dass wir diese Sicherheit der Spareinlagen herstel­len konnten. Das hat gezeigt, dass, wenn es ein wirkliches Problem in unserem Land gibt, dieses gelöst wird, dass das eben funktioniert. Und da haben sowohl die Regie­rung als auch das Parlament gute Arbeit geleistet; das sollte man daher auch nicht schlechtreden. (Beifall bei der SPÖ.)

Zum Beispiel Schweiz, das Kollege Hübner und auch Kollege Stadler gebracht haben: Niemals in dieser Situation möchte ich ein Schweizer Politiker sein, denn als es jetzt diese Schwierigkeiten mit den Banken gab, war die Schweiz nicht in der Lage, ein Bankensicherungspaket größeren Umfangs zu machen; lediglich mit kriegswirtschaftli­cher Notverordnung war ein kleiner Teil an Sicherung möglich. (Abg. Ing. Westentha­ler: Vielleicht haben sie es nicht gebraucht? – Abg. Strache: Das ist der richtige Ein­wand! Das hat die Schweiz gar nicht notwendig gehabt!) – Nein! Was sozusagen den Rest anlangt, mussten die Schweizer die Amerikaner bitten, die Großbanken zu retten!

Niemals möchte ich, dass wir in Österreich bitten müssen, dass – noch dazu als Good­will – unsere Banken von den Amerikanern gerettet werden!

So schön es ist, Volksabstimmungen zu machen, so wichtig ist es auch in einem Staat, Entscheidungen rasch treffen zu können. Und da ist die Verfassung der Republik Ös­terreich in vielen Dingen besser als die der Schweiz. (Abg. Strache: Es geht um eine Volksabstimmung zum EU-Vertrag und nicht übers Bankenpaket!)

Dritter Punkt: Wir sehen, mit welchen Problemen wir konfrontiert sind: Praktisch Woche für Woche muss die Erwartung in Bezug auf die wirtschaftliche Entwicklung 2009 revi­diert werden. Zu befürchten – und auch schon zu bemerken – ist eine stete Zunahme der Zahl der Arbeitslosen, wobei aber gesagt werden kann: Österreich steht auch da deutlich besser als die meisten anderen europäischen Länder da. Wenn in Deutsch­land die Wirtschaft um 3 Prozent schrumpft, sind es bei uns 1,2 Prozent, denn: Unsere Regierung handelt, das Parlament handelt! Daher ist unsere Wirtschaftspolitik eine ver­nünftige.

Und diese vernünftige Wirtschaftspolitik wollen wir fortsetzen. – Ich danke Ihnen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Strache: Also liegt es doch nicht an der Europäischen Union? – Also bitte! Ein Widerspruch nach dem anderen!)

14.32



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 129

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Grillitsch. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.32.51

Abgeordneter Fritz Grillitsch (ÖVP): Herr Präsident! Meine Damen und Herren auf der Regierungsbank! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das hier ist eine sehr interes­sante Diskussion, auch gerade angesichts dessen, dass in Österreich, ja überall in Europa und in der Welt, eben aufgrund dieser Finanz- und Wirtschaftskrise, die Men­schen Angst und manchmal überhaupt kein Vertrauen mehr in Maßnahmen haben, die seitens der Politik gesetzt werden.

Es ist daher auch Aufgabe von uns allen hier im Hohen Haus, den Menschen die Ängs­te zu nehmen und diese nicht zu schüren sowie Vertrauen zu schaffen und aufzuzei­gen, welche Möglichkeiten es gibt – trotz dieser Wirtschafts- und Energiekrise –, um eben das oberste Gebot dieser Stunden und Tage zu erfüllen, nämlich Arbeitsplätze zu sichern beziehungsweise zu schaffen.

Jedenfalls bin auch ich froh darüber, dass wir in einem gemeinsamen Europa leben, dass wir eine Währung haben und dass es die Europäische Zentralbank gibt, mit der wir gemeinsam diese Herausforderungen meistern können. Ich glaube, dass gerade auch Österreich mit diesem gemeinsamen Europa in den letzten Jahren gut gefahren ist. Vor dem EU-Beitritt beispielsweise hatten wir in Österreich einen Warenexport in Höhe von 40 Milliarden €, heute sind es 122 Milliarden €. In unserem Lande haben wir jetzt 300 000 Arbeitsplätze mehr im Vergleich mit jener Zeit, als Österreich noch nicht Mitglied der Europäischen Union war.

Gerade aus Sicht der Bäuerinnen und Bauern in unserem Lande ist zu sagen, mit dem Jahr 1995 haben wir Sicherheit und Planbarkeit für den ländlichen Raum bekommen; mit den verschiedensten EU-Programmen, meine Damen und Herren. Aufgabe der Po­litik ist es, das auch für die Zukunft zu sichern, damit wir diese heimischen Potentiale entsprechend nützen können. Daher: Europa gibt Sicherheit – und diese Sicherheit müssen wir den Menschen auch entsprechend vermitteln.

Meine Damen und Herren, gerade diese Energiekrise hat gezeigt, welch große He­rausforderungen es gibt, um unabhängig sein beziehungsweise bleiben zu können, um in Wirklichkeit in Österreich und in Europa auch die Ernährungssouveränität sicherzu­stellen, aber auch die Unabhängigkeit in der Energieversorgung auszubauen. In die­sem Zusammenhang verweise ich auf die großen Chancen in den Bereichen Biomas­se, Wind, Sonnenenergie, die es ermöglichen, sowohl im Treibstoffbereich als auch auf dem Wärmemarkt und im Strombereich mit neuen Technologien heimisches Potential zu nutzen und so auch Arbeitsplätze zu schaffen, und zwar gleichzeitig unter Bedacht­nahme auf den Umweltschutz.

Daher: Gehen wir das gemeinsam an! Die Menschen haben es sich verdient, dass wir nicht ihre Ängste schüren, sondern dass wir ihnen Vertrauen und Sicherheit geben. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

14.36


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Haimbuchner. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.36.12

Abgeordneter Mag. Dr. Manfred Haimbuchner (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Werte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Die handelnden Akteure auf der Regierungsbank haben sich geändert – EU-Lobhudelei und Selbstbeweihräucherung aber bleiben. Herr Kollege Cap, Sie haben so geschwärmt vom neuen US-Präsidenten Obama, und Sie kennen ja sicherlich den Slogan des Präsidenten Obama, nämlich „Change“. – „Change“ heißt so viel wie „Wechsel“. Sie, Herr Kollege Cap, haben si-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 130

cherlich auch erkannt, dass es einen Wechsel geben wird – ebenso die Wähler –, ja geben muss.

Weiters darf ich Sie davon in Kenntnis setzen, dass offensichtlich auch die Börsen von diesem „Change“ nicht besonders viel gehalten haben, denn diese sind heute total ab­gestürzt. Bei der Amtseinführung eines amerikanischen Präsidenten hat es noch nie ein so schlechtes Abschneiden auf den Börsen gegeben, wie das eben jetzt der Fall ist. Das sollte uns auch zu denken geben. (Beifall bei der FPÖ.)

Man hat jetzt einen neuen Ansatz gefunden, das Image der Europäischen Union zu verbessern, eben in Zeiten einer Wirtschaftskrise, in Zeiten der Bewältigung einer Wirt­schaftskrise. Nur muss man sich auch einmal die Frage stellen, wer für diese Krise eigentlich mit verantwortlich ist, und vor allem: Was hat die Europäische Union getan, um eine Krise zu verhindern?

In diesem Zusammenhang auch folgende Fragen: Wo bleibt eine europäische Finanz­marktaufsicht? Wo gibt es eine ordentliche Kontrolle? Was hat die Europäische Union gegen internationale Finanzspekulanten unternommen? – Gar nichts, denn sie ist Teil dieses Systems der bedingungslosen Globalisierung ohne Kontrolle, ohne Regelun­gen! Und dafür sind auch Sie von den Regierungsparteien mit verantwortlich.

Wir wissen ja nicht, wie diese Wirtschaftskrise enden wird. Wir alle hoffen, dass es po­sitiv ausgehen wird. In diesem Zusammenhang darf ich auf einen „Spiegel“-Artikel ver­weisen, der vor Kurzem erschienen ist, in dem vom „Fluch des billigen Geldes“ zu le­sen ist.

Vor dem „Fluch des billigen Geldes“ möchte ich wirklich warnen. Sie alle wissen, was das bedeutet, nämlich Geldentwertung, und das bedeutet unter Umständen auch eine Währungsreform. Das wollen wir doch alle nicht.

Es gibt also viel zu tun für dieses Europa. Wir Freiheitlichen stehen zu einem starken Europa, wir wollen ein starkes Europa – und wir wollen nicht irgendwo am Gängelband der USA hängen. Nur muss man sich da schon auch die Frage stellen, wie dieses Europa aussehen kann und soll. Da genügt es nicht, wenn die Österreichische Volks­partei immer so tut, als gäbe es ein „Goldenes Lamm“, das quasi sakrosankt sei und Kritik daran sei „Majestätsbeleidigung“. – Das ist es nicht!

Sie wissen ganz genau, dass die Bürger das auch anders sehen. Deshalb lassen Sie ja auch die Bürger über den Lissabon-Vertrag nicht abstimmen, weil Sie genau wis­sen, wie die Stimmung im Volk tatsächlich ist. Sie wissen das ganz genau, denn Sie haben selbst Umfrageergebnisse dazu.

Deshalb sagen wir Freiheitlichen, wir wollen ein anderes Europa, wir wollen ein Euro­pa, das von den Bürgerinnen und Bürgern getragen wird, ein Europa, das auf die un­terschiedlichen Staaten Rücksicht nimmt, ein Europa, das nach außen hin stark ist, wo­bei aber innerhalb der Europäischen Union die Staaten ihre Souveränität beibehalten und es Unabhängigkeit, auch eine gute Zusammenarbeit in Frieden und Freiheit gibt! (Beifall bei der FPÖ.)

14.39


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ing. Westenthaler. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.39.37

Abgeordneter Ing. Peter Westenthaler (BZÖ): Meine Damen und Herren, ich war ganz erstaunt – und viele hier im Hohen Haus waren das –, als Herr Klubobmann Cap eine Glorifizierung des neuen Amerikanismus in seiner Partei hier betrieben hat, eben­so des Herrn Obama. Und ich habe eigentlich nur mehr darauf gewartet, bis Sie, Herr Kollege Cap, uns erzählen, dass Herr Obama Sie schon mehrfach angerufen und Sie um Ihren Rat gefragt hat und Sie ihn auch schon beraten haben; das wäre dann sozu-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 131

sagen der Höhepunkt gewesen. Möglicherweise wird bald eine Obama-Büste Ihr Büro zieren, Herr Kollege Cap; aber das machen Sie alles mit sich selbst aus.

Um jetzt wieder ernst zu werden: Herr Klubobmann Cap, ich bin schon sehr gespannt – und das gehört zur Europäischen Union dazu –, was Sie zum neuesten Vorschlag des deutschen Außenministers sagen, der nämlich vor wenigen Minuten die glorreiche Idee vertreten hat, dass Europa, die Europäische Union Guantanamo-Häftlinge aufnehmen soll. Da bin ich schon sehr gespannt, ob Sie dann zum Schwechater Flughafen fahren und diese Guantanamo-Häftlinge in Empfang nehmen werden! Wir verwahren uns da­gegen – obwohl es richtig ist, Guantanamo zuzusperren, keine Frage! –, dass das Pro­blem nach Europa ausgelagert wird, möglicherweise noch nach Österreich und wir plötzlich ein Problem bekommen. Dazu sagen wir Nein, Herr Klubobmann Cap, ganz klar! (Beifall bei BZÖ und FPÖ.)

Im Gaza-Konflikt war nicht alles so super, wie uns der Außenminister berichtet. Ich darf daran erinnern, dass ein EU-Kommissar – man kann das inhaltlich diskutieren – Israel einen Bruch des Völkerrechts vorgeworfen hat, gleichzeitig aber zum Beispiel Tsche­chien, das die EU-Ratspräsidentschaft innehat, der Hamas die Schuld zugeschoben hat – all das in kürzester Zeit. Während gleichzeitig mehrere von der EU-Kommission gesandte Personen nach Nahost gepilgert sind und dort weiß Gott was gemacht ha­ben, hat Frankreich einen Alleingang geprobt. Das heißt, diese einheitliche Stimme, diese einheitliche Position war eigentlich nicht so sehr zu sehen und der Anspruch Europas auf diese globale Verantwortung in dieser Frage auch nicht.

Ähnlich ist es auch beim Klimaschutz, um auf diesen Punkt noch zu kommen. Ist es wirklich die einzig große Vision der Europäischen Union, die Glühbirne zu verbieten? Das ist nämlich die einzige konkrete Maßnahme der letzten Wochen, die wir als Konsu­menten und Bürger seitens der Europäischen Union auf den Tisch bekommen haben. Es ist nicht die einzige Maßnahme! Wenn man ein bisschen nachschaut, wird es noch interessanter. Ich habe mir das angeschaut. Es gibt mittlerweile 1 000 Regulierungs­ausschüsse in der Europäischen Union. Die bringen so Unsinnigkeiten hervor wie teil­weises Verbot von Spielzeugeisenbahnen, Verbot von Waschmaschinen, Regelung von Wasserhähnen und Duschköpfen. Der Höhepunkt war zuletzt eine Leiterverord­nung, wo geregelt wird, wie man Leitern richtig aufstellt. (Abg. Dr. Glawischnig-Pies­czek: Nicht viel mitgekriegt!)

Ich sage, wenn das die Aufgabe der Europäischen Union ist, wenn das wirklich der Auswuchs dieses Regulierungswahns der Zentralisten in Europa ist, dann haben sie den europäischen Gedanken nicht verstanden. Dann muss man auch zur Kenntnis nehmen, dass die Menschen kritisch sind, denn niemand lässt sich von der Europäi­schen Union bis in den Privatbereich hinein verfolgen beziehungsweise entmündigen. Das wollen wir nicht. Dagegen treten wir auf.

Daher sind wir für mehr Bürgermitbestimmung und natürlich auch für Plebiszite und Volksabstimmungen, die die Grundlage der Mitbestimmung in der Europäischen Union bilden. Daher treten wir auch weiterhin dafür ein.

Es ist schon richtig: Am 7. Juni 2009 wird eine Grundsatzentscheidung getroffen wer­den. Ich bin schon sehr gespannt, wie jene Parteien – und das sind SPÖ und ÖVP – dann wieder in den Wahlkampf ziehen und um die Stimmen jener Menschen bitten werden, deren Stimmen sie in den letzten Wochen nie gehört haben, wenn es da-
rum ging, eine Volksabstimmung durchzusetzen. Ich bin schon sehr gespannt. Der 7. Juni 2009 wird auch eine Abrechnung mit diesen Gedanken sein. (Beifall beim BZÖ.)

14.42


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Schatz. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 132

14.43.08

Abgeordnete Mag. Birgit Schatz (Grüne): Meine Damen und Herren! Nicht nur die Amerikaner und Amerikanerinnen sehnen sich nach Veränderung, auch die Menschen in Österreich wollen, dass sich endlich etwas ändert. Es ist schwierig, in Österreich einen Job zu finden, besonders für junge Menschen. Und egal, ob man ein Lehrling im Gastgewerbe oder eine Uni-Absolventin ist, die ein Scheinpraktikum absolviert: Zu oft werden junge Menschen in Österreich ausgebeutet. Sie arbeiten sehr viel, sie bekom­men wenig bezahlt, sind schlecht abgesichert.

Doch nicht nur den jungen Menschen geht es so. Der aktuelle Armuts- und Reichtums­bericht zeigt uns wieder einmal auf, dass die von Ihnen ja so geförderten atypischen Beschäftigungsverhältnisse weitgehend zu prekären, zu schwierigsten Lebensbedin­gungen führen.

Jetzt aktuell gibt es wieder Tausende von Menschen – besonders schlechter qualifi­zierte –, von Arbeitern und Arbeiterinnen, die arbeitslos geworden sind, ihren Job verlo­ren haben. Das liegt nicht nur an der Wirtschaftskrise, sondern das liegt auch an Ihrer Arbeitsmarktpolitik in den vergangenen Jahren, weil Sie eben nicht rechtzeitig dafür ge­sorgt haben, dass diese Menschen die Möglichkeit hatten, Schulabschlüsse nachzuho­len, gute Ausbildungen zu machen, qualifiziert zu werden.

Meine Damen und Herren, die Menschen in unserem Land hecheln eigentlich mehr oder weniger durchs Leben. Sie sind mit ihrem Job unzufrieden und sie sind in höchs­tem Maße auch mit der Politik unzufrieden. (Abg. Wöginger: Das ist ein vollkommener Blödsinn! Sie sollen vielleicht einmal zu den Leuten hinausgehen!) Und das nicht zu Unrecht! Denn jahrelang hat die ÖVP mit dem BZÖ in der Regierung, mit der FPÖ, auch mit den Sozialdemokraten am neoliberalen Umbau unseres Wohlfahrtsstaates gearbeitet. Meine Damen und Herren, unter welchem Vorwand? – Unter dem Vorwand, das sei notwendig in der Europäischen Union, wegen des europäischen Wettbewerbs, der Globalisierung. Aber wahr ist doch vielmehr, dass Sie immer vorne in der ersten Reihe mit dabei waren, wenn es darum ging, neoliberalen Umbau stattfinden zu las­sen, wenn es darum ging, Sozial-, Lohn- und auch Steuerdumping zu betreiben. Und das muss endlich vorbei sein! (Beifall bei den Grünen.)

Meine Damen und Herren! Wenn ich Hoffnungen habe, wenn ich auf Veränderung set­ze, setze ich nicht mehr auf Sie. Ich setze auf eine Europäische Union, die sich weiter­entwickelt, die demokratisch und sozial ist. Wir Grüne wollen hier mitgestalten. Wir for­dern soziale Mindeststandards, wir wollen nicht, dass die Arbeitszeit weiter ausge­dehnt wird. Die Menschen arbeiten bereits jetzt zu viel. Es muss hier gerechtere Vertei­lung geben. Und wir wollen auch nicht verschiedene Klassen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Jedes Beschäftigungsverhältnis in Europa muss gleich abgesi­chert, muss gleich viel wert sein.

Meine Damen und Herren! Mehr Demokratie, faire soziale Mindeststandards, gute ho­he Niveaus von öffentlichen Bildungssystemen, von Gesundheitssystemen, das ist un­ser Weg für Europa und, wie ich hoffe, auch für Österreich.

Und schließlich noch ein Satz zum Schluss: Ich bin im Übrigen der Meinung, dass Sie, Herr Präsident Graf, der immer wieder am Rechtsextremismus anstreift, als Präsident dieses Hauses untragbar sind. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Vilimsky: Aber Blöd­sinn! – Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Woher wollen Sie das wissen?)

14.46


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Maier. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.46.25

Abgeordneter Mag. Johann Maier (SPÖ): Herr Präsident! Werte Mitglieder der Bun­desregierung! Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Finanz- und


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 133

Wirtschaftskrise hat gezeigt, wie die Europäische Union handlungsfähig ist. Es wurden wichtige Entscheidungen getroffen. Auf der anderen Seite müssen wir uns aber mit Entwicklungen herumschlagen, die global, aber auch auf EU-Ebene passieren und die wir auch kritisieren müssen. Wir – ich denke, dazu bekennen sich die meisten hier in diesem Haus – wollen eine Weiterentwicklung der Europäischen Union, aber Fehlent­wicklungen dürfen wir nicht stehen lassen.

Ich möchte ein Beispiel nennen: Hohes Haus! Der Schock sitzt tief in Hallein in Salz­burg. Am 14. Jänner 2008 wurde endgültig bekannt, dass von M-real die Papierfabrik geschlossen wird. Ende April wird nach über hundert Jahren die Papierproduktion in Hallein eingestellt. Die verbleibende Zellstoffproduktion ist nicht gesichert, auch diese könnte noch eingestellt werden.

Zur Klarstellung: Diese Entscheidung hat aber nichts mit der aktuellen Finanz- und Wirtschaftskrise zu tun. Es ist Kapitalismus pur und wurde bedauerlicherweise durch eine Fehlentscheidung der EU-Wettbewerbsbehörde sanktioniert.

Der Hintergrund: Der finnische Konzern M-real verkaufte fünf Papierfabriken an die südafrikanische Unternehmensgruppe Sappi. Beide Papierriesen teilten sich damit den Weltmarkt auf, um die Preise hoch zu halten und die Papierüberkapazitäten zurückzu­drängen. Daher wurde vor Vertragsabschluss bereits die Schließung der Papierfabrik in Hallein vereinbart, so nach dem Motto: Gewinne einstreifen, Verluste auf die Allge­meinheit abschieben.

Das Bedauerliche dabei – und das muss man ansprechen! –: Die EU-Wettbewerbsbe­hörde hat diese Übernahme durch Sappi genehmigt, ein Vorgang, der zu Recht zu hef­tigster Kritik und Diskussion an dieser EU-Wettbewerbsbehörde geführt hat. Diese Ver­einbarung von M-real und Sappi hinsichtlich der dauerhaften Einstellung der Papierpro­duktion in Hallein muss als kartellrechtswidrige Absprache im Sinne des EU-Vertrages betrachtet werden. Absprachen zur Begrenzung der Produktion fallen nämlich unter das Kartellverbot, Artikel 81 des EG-Vertrages. Es handelt sich dabei schlichtweg um eine brutale Marktbereinigung zulasten der Arbeitnehmer und der Region. Es ist das Diktat zweier Konzernbosse mit Duldung und Genehmigung der Europäischen Wettbe­werbsbehörde.

Das Land Salzburg mit Landeshauptfrau Gabi Burgstaller und Landeshauptfrau-Stell­vertreter Dr. Wilfried Haslauer und allen politischen Fraktionen im Landtag wird daher mit Unterstützung der Arbeiterkammer Salzburg mit ihrem Präsidenten Siegfried Pich­ler, den AK-Experten, den Betriebsräten und den Gewerkschaften alle rechtlichen und politischen Möglichkeiten ausschöpfen, um diese kartellrechtswidrige Absprache und damit auch die Entscheidung der EU-Wettbewerbsbehörde zu bekämpfen sowie am Standort in Hallein ein Maximum an Arbeitsplätzen zu erhalten.

Unser Ersuchen ergeht an die Mitglieder der Bundesregierung, das Land Salzburg und die Arbeitnehmer im Land dabei zu unterstützen. Dieser M-real-Sappi-Deal muss zu Fall gebracht werden. Um diese Unterstützung darf ich Sie im Namen der Salzburger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ersuchen. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abge­ordneten der FPÖ.)

14.49


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Haubner. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.50.14

Abgeordneter Peter Haubner (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Da­men und Herren auf der Regierungsbank! Kollege Maier, wir wissen uns hier an einer Seite, das Bundesland Salzburg und alle Abgeordneten kämpfen an einer Front. Ich denke, man kann sagen, 1949 – also genau vor 60 Jahren – hielt Winston Churchill


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 134

eine Rede vor dem Europäischen Rat in Straßburg, die bis heute seine Gültigkeit hat. Churchill sagte damals: Wir müssen der europäischen Völkerfamilie „eine Struktur ge­ben, unter der sie in Frieden, Sicherheit und Freiheit leben kann.“

Und Churchill weiter: „Nur so können Hunderte Millionen von Werktätigen wieder einfa­che Freuden und Hoffnungen erlangen, die das Leben lebenswert machen.“

Die Idee einer föderalen Union von Nationalstaaten, die in Freiheit und Wohlstand zu­sammenleben, hat 60 Jahre später nichts an Aktualität verloren. Es ist so, dass wir heute die besonderen Herausforderungen, die die europäischen Staaten zu bewältigen haben, gemeinsam bewältigen können. Damals wie heute gilt rasches gemeinsames Handeln, und das ist wichtig und richtig. (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Mag. Jo­hann Maier.)

In den letzten Monaten galt es, mit gemeinsamen Kräften den drohenden Kollaps zu verhindern. Die europäische Antwort ist nach kurzem anfänglichem Zögern – zugege­ben – sehr konkret gewesen. Die Liquidität wurde in koordinierter Strategie wiederher­gestellt, das Finanzsystem wurde durch massive Bankenhilfe wiederbelebt und die größte Zinssenkung der Europäischen Zentralbank folgte. Das sind wirkungsvolle So­fortmaßnahmen, die zeigen, dass sich ein gemeinsames Europa gerade in schwierigen Zeiten bewährt.

Österreichs Unternehmen sind in einer guten Verfassung. Sie haben in den letzten Jahren sehr gut gewirtschaftet und haben gute Rahmenbedingungen vorgefunden. Wir in Österreich können stolz auf die Unternehmerinnen und Unternehmer sein, denn 65 Prozent sind KMUs. Und diese geben 65 Prozent aller Beschäftigten einen Arbeits­platz. In Krisenzeiten ist dies ein starkes Standbein und nimmt damit in Österreich eine Sonderstellung ein. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir müssen die soziale Sicherheit genauso sichern wie die wirtschaftliche Leistungsfä­higkeit. Vergessen wir dabei nicht, dass weite Teile der organisierten Solidarität ganz wesentlich von der wirtschaftlichen Gesamtleistung abhängen!

Ein gesundes Maß zwischen Sparen und Investieren muss gefunden werden. Auch wenn das Sparen vielleicht zurzeit als Unwort gilt, ich halte es trotzdem für ein sehr vernünftiges Prinzip, weil sparsam als sorgsam gesehen werden sollte. Unsere Investi­tionen sollten wie Dünger wirken, der Wachstum fördert, wenn er im richtigen Maß zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ausgebracht wird. (Beifall bei der ÖVP.)

14.53


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Kurzmann. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.53.31

Abgeordneter Dr. Gerhard Kurzmann (FPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Sehr geehrte Kollegen! Ich möchte namens der freiheitlichen Nationalratsfraktion folgenden Entschließungsantrag einbringen:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Mitglieder der Bundesregierung werden aufgefordert, sich auf EU-Ebene für die gleichberechtigte Verwendung der deutschen Sprache als Verfahrens­sprache neben Englisch und Französisch einzusetzen.“

*****

(Beifall bei der FPÖ.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 135

Meine Damen und Herren! Der Kampf um die Gleichberechtigung der deutschen Spra­che innerhalb dieser Europäischen Union ist eine unendliche Geschichte. Man be­kommt wirklich den Eindruck, wenn man das über die Jahre, vielleicht sogar Jahrzehn­te beobachtet, dass die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland, aber auch die Regierung der Republik Österreich und die Regierung der Schweiz bisher mit zu wenig Nachdruck die Benachteiligung unserer Muttersprache innerhalb dieser Europäischen Union bekämpft haben.

Es ist eine Tatsache, die niemand wegdiskutieren kann, dass fast 100 Millionen Men­schen in dieser Europäischen Union Deutsch als Muttersprache sprechen. Aber es ist auch eine Tatsache, dass 72 Prozent der Originaltexte der EU-Kommission in engli­scher Sprache verfasst sind. Es ist eine Tatsache, dass 14 Prozent der Dokumente der EU-Kommission in französischer Sprache verfasst sind und nur 3 Prozent in deutscher Sprache.

Die deutsche Bundesregierung hat deshalb im Jahr 2007 völlig zu Recht darauf ge­drängt, dass Deutsch wieder stärker als Verfahrenssprache im Amtsverkehr der Euro­päischen Union verwendet wird. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat mit voller Absicht ihre Antrittsrede im EU-Parlament als Ratsvorsitzende auf Deutsch ge­halten. Sie hat damit klar gemacht und ganz bewusst zum Ausdruck gebracht, indem sie nämlich ihre Rede erst Stunden später in Englisch und Französisch hat auflegen lassen, dass sie damit ein Signal gesetzt hat und die Benachteiligung des Deutschen endlich einmal beseitigen will.

Meine Damen und Herren, was wir brauchen, ist eine Trendumkehr innerhalb der Euro­päischen Union. Wir brauchen eine aktive Sprachpolitik. Vorbilder dafür sind Frank­reich und England, die französischen Sprachschutzkonferenzen, das französische Sprachschutzgesetz. Was wir brauchen, sind ein Bekenntnis zur eigenen Mutterspra­che und die Durchsetzung der deutschen Sprache endlich auch innerhalb der Europäi­schen Union. (Beifall bei der FPÖ.)

14.56


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist genügend unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Kurzmann, Dr. Hübner, Kolleginnen und Kollegen betreffend die gleichberechtigte Verwendung der deutschen Sprache als EU-Verfahrenssprache ne­ben Englisch und Französisch, eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 2 „1. Erklä­rungen des Bundeskanzlers und des Bundesministers für europäische und internatio­nale Angelegenheiten gem. § 19 Abs. 2 GOG zur österreichischen EU-Politik samt De­batte“ in der 10. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP., am 21. Jänner 2009

Die Deutsche EU-Ratspräsidentschaft drängte im Jahr 2007 völlig zu Recht darauf, dass Deutsch wieder stärker als Verfahrenssprache im Amtsverkehr der Europäischen Union verwendet wird. Mit rund 100 Millionen Menschen haben in der Europäischen Union die meisten Bürger Deutsch als Muttersprache – dies sollte entsprechende Be­rücksichtigung finden. Derzeit sind allerdings 72 Prozent der Originaltexte der EU-Kom­mission in englischer Sprache verfasst, 14 Prozent auf Französisch und nur 3 Prozent in deutscher Sprache. Auch Österreich sollte sich als deutschsprachiges Land dem An­liegen der Bundesrepublik Deutschland anschließen. Bis dato aber spricht sich das Bundesministerium für internationale und europäische Angelegenheiten aber dafür aus, die englische Sprache zu fördern.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 136

Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Mitglieder der Bundesregierung werden aufgefordert, sich auf EU-Ebene für eine gleichberechtigte Verwendung der deutschen Sprache als Verfahrens­sprache neben Englisch und Französisch einzusetzen.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Petzner. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.56.41

Abgeordneter Stefan Petzner (BZÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ho­hes Haus! Ich finde es wunderbar, dass die SPÖ heute von Aufbruch, von Hoffnung re­det, über den Großen Teich blickt, es im eigenen Haus aber drunter und drüber geht. Herr Kollege Cap, während Sie davon reden, dass wir Hoffnung und Aufbruch brau­chen, zerreißt es die SPÖ Kärnten in ihre Einzelteile, wird eine amtierende Landtags­abgeordnete aus der Partei ausgeschlossen. (Rufe beim BZÖ: Ui! Oh!) Das heißt, ich rate Ihnen, bevor Sie über den Großen Teich schauen, zuerst in der eigenen Partei für Ordnung zu sorgen. (Beifall beim BZÖ.)

Eine Botschaft noch an die Kärntnerinnen und Kärntner: Auf das BZÖ kann man sich im Unterschied zur SPÖ verlassen; die streiten, wir sind geschlossen und arbeiten für das Land. – So viel dazu. (Beifall beim BZÖ.)

Ich darf noch auf die Debattenbeiträge der Kollegen Schüssel und Van der Bellen ein­gehen, die richtigerweise gesagt haben, dass man die derzeitige Wirtschafts- und Fi­nanzkrise nur gemeinsam im europäischen Kontext lösen kann. Ich teile diese Mei­nung, aber ich füge hinzu – und das darf man nicht vergessen! –, dass wohl auch die EZB, die Europäische Zentralbank und die Chefs dort mit schuld an der derzeitigen Kri­se sind, und verweise hier auf einen aktuellen Artikel im „Spiegel“ unter dem Titel „Der Fluch des billigen Geldes“, in dem es heißt:

„Ganz unschuldig sind die derzeitigen Krisenmanager an dem Zustand, den sie ver­zweifelt zu bessern versuchen, allerdings nicht. Denn es war die Politik des billigen Geldes, die das System an den Abgrund trieb. Sie ermöglichte erst all die schuldenfi­nanzierten Exzesse, unter deren Folgen die Weltwirtschaft jetzt leidet.“ – Zitatende.

Das heißt, man muss auch bekennen, dass die Europäische Zentralbank dadurch, dass sie in großen Mengen billiges Geld gedruckt und auf den Markt geworfen hat, mit schuld an der Krise ist. Sie hat vor allem eines nicht getan hat – und da bin ich bei Ih­nen, Herr Kollege Van der Bellen –, sie hat den Spekulanten, den Banken, die auch mit schuld an dieser Krise sind, nicht Einhalt geboten. Sie hat keine Gegenmaßnahmen gesetzt, zum Beispiel eine europaweite Spekulationssteuer, wie sie das BZÖ schon seit Langem fordert und auch des Öfteren hier beantragt hat. (Beifall beim BZÖ.) Das BZÖ hat die Bundesregierung auch beauftragt, sich auf europäischer Ebene für die Einführung dieser Spekulationssteuer einzusetzen. Das wäre eine der richtigen Ant­worten, die Europa geben könnte, die sie aber derzeit nicht gibt. Diese Antworten er­warten wir uns, darauf hoffen wir.

Das ist auch – und damit komme ich schon zum Schlusssatz – der große Unterschied unserer Partei zur FPÖ: Wir sind nicht gegen Europa, sondern wir sind für ein anderes


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Europa. Wir sind für ein Europa, das Antworten auf die Herausforderungen und Fragen der heutigen Zeit gibt. – Danke. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Strache: Deshalb hat das BZÖ gegen die Volksabstimmung gestimmt!)

14.59


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Kogler. 3 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


14.59.49

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Herr Präsident! Zum Ausklang der De­batte über den Beitrag und die Erklärung des Herrn Bundeskanzlers muss man schon noch in Erinnerung rufen, dass er eigentlich dafür, dass er eine europapolitische Erklä­rung angekündigt hat, sehr wenig Europapolitisches gesagt hat.

Bundeskanzler Faymann hat auch die Chance vorbeiziehen lassen, sich für die SPÖ oder möglicherweise für die Regierung – oder für die Hälfte der Regierung – von sei­nem eigenen Kniefall vor der „Kronen Zeitung“ wieder klar ein wenig wegzubewegen, aber sei’s drum. Wenn ein bisschen die Erkenntnis eingetreten ist – und den Eindruck hatte ich dann doch –, dass alle drei großen Krisen, die wir jetzt zu gewärtigen haben – die Finanz- und Bankenkrise, die allgemeine Wirtschaftskrise und die Energiekrise – dann – und nur dann! – zu bewältigen sind, wenn internationale Institutionen entspre­chend zusammenarbeiten, dann ist ja auch schon etwas gewonnen.

Da es jetzt die Europäische Union nun einmal schon gibt – ich schließe mich Alexander Van der Bellen an: man müsste sie sonst erfinden –, geht es jetzt im Ergebnis schlicht und ergreifend nur mehr darum: Wenn die Union eine schlechte Politik macht – auch aus Sicht der FPÖ meinetwegen –, dann kann es doch nicht so sein, dass sie gleich abgeschafft wird. Um einen Vergleich zu strapazieren: Wenn die österreichische Politik eine schlechte ist, dann soll ja auch nicht gleich entweder die Verfassung abgeschafft werden oder die Bundesregierung oder am Schluss überhaupt die Republik. Nur bei der Union sehen Sie das anders. (Abg. Strache: Das will ja die Regierung! Das will ja diese Regierung: Unsere österreichische Verfassung auf den Müllhaufen der Ge­schichte werfen! Das wollen wir nicht!)

Deshalb ist es völlig klar, worum es geht: Es geht darum, dass die Union auch danach zu bewerten ist, welche Politik sie macht – auch in ihren politischen Ausflüssen. Das ist schon richtig, aber das ist ein Ergebnis der Machtverhältnisse dort: Werden die Kon­servativen gestärkt oder die Liberalen oder die Sozialdemokraten? – Genauso wie hier. Und zu diesem Denken müssen wir hin: Weg von Ihrem kleinkarierten Kirchturmden­ken dahin, dass das als ein ganz normales und sehr brauchbares und opportunes Ge­bilde betrachtet wird, das die großen Probleme löst oder lösen kann, die jetzt anstehen. (Präsidentin Mag. Prammer übernimmt wieder den Vorsitz.)

Wir verhehlen aber nicht, dass wir natürlich auch betrachten, was dort in der Debatte passiert, welche Machverhältnisse sich durchsetzen, und die gilt es zu beeinflussen. Es ist das Normalste der Welt, dass man jetzt bei den Europawahlen antritt, und dann ist es halt die Frage, ob mehr liberales Gedankengut zum Zug kommt, mehr konserva­tives, möglicherweise mehr von dem, was uns die jetzige Krise mit beschert hat, oder meinetwegen mehr sozialdemokratisches, mehr grünes – wie Sie das eben wollen. Aber tun wir doch nicht dauernd so, als ob das etwas Absurdes, geradezu Perverses wäre. Ich weise das zurück. (Beifall bei den Grünen.)

In Ihre Schrebergärten passt das ganz gut hinein, das mag schon sein. Deshalb ist es auch nur logisch, dass Sie sich in Wirklichkeit vor all diesen Auseinandersetzungen drücken und das dauernd absichtlich verwechseln und verschwimmen lassen. Sie wol­len eigentlich hinaus aus der Union. (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzei­chen.) Das wäre die einzige Konsequenz, die Sie ziehen müssten, und darüber sollten wir vielleicht einmal abstimmen. Dann ist mit diesen Krakeelen einmal Schluss.


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Im Übrigen, Herr Dritter Präsident Graf – jetzt sitzen Sie ja da herunten im Plenum –, bin ich auch der Meinung, dass Sie (Präsidentin Mag. Prammer gibt neuerlich das Glo­ckenzeichen), solange Sie sich von diesem Anstreifen nicht distanzieren, selber un­tragbar sind. (Beifall bei den Grünen. Abg. Weinzinger: „Ceterum censeo“ heißt das!)

15.03


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich unterbreche nunmehr die Verhandlungen über den Punkt 2 der Tagesordnung, damit die verlangte Behandlung einer Dringlichen Anfrage gemäß der Geschäftsordnung um 15 Uhr – mittlerweile mit 2 Minuten Verspä­tung um 15.02 Uhr, aber dafür noch wie vereinbart während der Fernsehübertragung – stattfinden kann.

15.03.45Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Versagen und Orientie­rungslosigkeit der Bundesregierung in der Energiepolitik (675/J)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen zur dringlichen Behandlung der schriftlichen Anfrage 675/J.

Da diese inzwischen allen Abgeordneten zugegangen ist, erübrigt sich eine Verlesung durch den Schriftführer.

Die Dringliche Anfrage hat folgenden Wortlaut:

14 Tage lang waren die Gaslieferungen aus Russland über die Ukraine unterbrochen. Am 20. Jänner zu Mittag bestätigte die Slowakei, dass erstmals wieder russisches Gas in der EU ankam. Stunden zuvor hatten Moskau und Kiew den Gasstreit mit der Unter­zeichnung eines neuen Vertrags beigelegt.

Zwei Wochen lang wurde Europa in dramatischer und für viele Menschen schmerzli­cher Weise die große Unsicherheit und Verwundbarkeit der europäischen Energiever­sorgung vor Augen geführt. Die Gaskrise war die schwerste Energiekrise seit den Öl­schocks in den Siebziger Jahren. Die Krise kam nicht überraschend. Bereits vor drei Jahren hat der seit langem schwelende Energiekonflikt zwischen Russland und Ukrai­ne zu einer offenen Krise geführt. Damals ist die Krise noch glimpflich verlaufen. Schon damals wurde die Gefahr der großen Abhängigkeit Europas von Gasimporten be­schworen und politische Bekenntnisse für Wege aus dieser Abhängigkeit abgegeben.

Aus den Krisen nichts gelernt

Getan wurde wenig. Die europäischen Regierungen haben aus der damaligen Krise nichts gelernt. Auch bei der österreichischen Bundesregierung hat kein Umdenken stattgefunden. Einzige konkrete Maßnahme war die Vergrößerung der Gasspeicher. Ansonsten wurde energiepolitisch weitergewurstelt, als hätte es nie eine Krise gege­ben.

SPÖ und ÖVP haben in der Energiepolitik versagt.

Die Reaktion der Bundesregierung auf die Gaskrise ist von Orientierungslosigkeit ge­prägt. Ein akkordierter Gesamtplan zur Reduktion der gefährlichen Importabhängigkeit ist nicht in Sicht. Je nachdem, welcher Lobby einzelne Regierungsmitglieder nahe ste­hen, werden unterschiedliche, sich widersprechende Antworten auf die Krise gegeben. Der Wirtschafts- und Energieminister will neue Gaskraftwerke, Pipelines und Großwas­serkraftwerke bauen, der Umwelt- und Landwirtschaftsminister die erneuerbaren Ener­gien in der Landwirtschaft forcieren und Österreich „energieautark“ machen. Der Bun­deskanzler will einen „Masterplan Energie“ und meint damit vor allem den Ausbau der


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Großwasserkraft und Verfahrensbeschleunigungen. Von Effizienz spricht kaum je­mand.

Statt konsequent auf den Ausbau erneuerbarer Energieträger zu setzen und alles zu tun, um die steigenden Energieverbräuche in den Griff zu bekommen setzt die Bundes­regierung vor allem auf eine Vergrößerung der Abhängigkeit von unsicheren und teu­ren fossilen Energieimporten aus geopolitischen Krisenregionen.

Regierung will Gas- und Atomstromimporte statt Ökostrom und Effizienz

Das aktuelle Regierungsprogramm sieht neue Strom- und Gasleitungen und Ölpipe­lines vor. Die Energiewirtschaft diskutiert den Bau von bis zu elf neuen Gaskraftwer­ken, die den österreichischen Gasverbrauch allein um bis zu 75% steigen lassen wür­den. Gleichzeitig fehlen der Bundesregierung konkrete Ziele und Maßnahmen zum Ausbau erneuerbarer Energieträger und zur Eindämmung des steigenden Stromver­brauchswachstums. In den vergangenen Jahren wurde ein gut funktionierendes Öko­stromgesetz zerschlagen und tatenlos zugesehen, wie die Atomstromimporte nach Ös­terreich ansteigen.

Nicht nur in Österreich, in ganz Europa steigt der Bedarf an Erdgas dramatisch. Gleich­zeitig sinkt die Eigenförderung. Europa wird in Zukunft noch viel stärker abhängig von russischem Gas werden. Das zeigt eine aktuelle Studie von A.T. Kearney. Bis zum Jahr 2020 wird der Gasverbrauch der 27 EU-Staaten von derzeit 505 auf 630 Milliar­den Kubikmeter jährlich wachsen. 515 Milliarden davon müssen importiert werden - knapp 70 Prozent mehr als heute. Auch wenn durch den Neu- und Ausbau der Pipe­lineprojekte zusätzliche Kapazitäten entstehen, so könnten diese den steigenden Be­darf nur teilweise decken. Die von Bundesregierung und OMV gepriesene, milliarden­teure Nabucco-Pipeline könnte die Abhängigkeit von Russland gerade einmal um fünf Prozent reduzieren

Regierung im energiepolitischen Blindflug

Der Energieminister und die Bundesregierung haben die Tragweite der Gaskrise nicht begriffen. Sie haben nicht begriffen, dass Russland auch künftig die Möglichkeit und Stärke hat, im energiepolitischen Machtpoker die Ukraine und Europa mit dem Gas­hahn zu erpressen. Sie haben nicht begriffen, dass es nur einen Ausweg aus dieser gefährlichen Lage gibt und dass dazu umgehend radikale Maßnahmen ergriffen wer­den müssen. Österreich und Europa müssen raus aus der Abhängigkeit von fossilen Energieimporten. Nur ein konsequenter Ausbau von Ökoenergien und das Ausschöp­fen der riesigen Energiesparpotentiale kann künftige Krisen verhindern. Neue Gaskraft­werke und Pipelines sind der falsche Weg. Der Weg in die Energieunabhängigkeit ist notwendig und möglich.

Dass der Energieminister nicht fähig oder Willens ist, diesen mutigen Weg zu gehen, zeigt u.a. seine Reaktion auf die Grüne Forderung nach einem Energiegipfel. Ein Ener­giegipfel hätte ja bereits stattgefunden, verwies Mitterlehner am 10.2.2009 auf den "Energielenkungsbeirat", der am 7.1.2009 tagte.

Was wurde bei Mitterlehners angeblichem Energiegipfel besprochen, was beschlos­sen? Die Industrie solle auf freiwilliger Basis gemeinsam mit den Lieferanten etwaige Verbrauchsspitzen optimieren. Über die dringende Neuausrichtung der österreichi­schen Energiepolitik wurde, soweit bekannt, nicht gesprochen. Dazu ist Energielen­kungsbeirat auch gar nicht befugt.

Zahnlose und fehlende Energiepolitische Pläne

„Um ehrlich zu sein, seit der Volksabstimmung über Zwentendorf (im Jahre 1978) und seit Hainburg (Stopp des Baus des Donaukraftwerks im Jahre 1984) haben wir gar keine Energiepolitik mehr" (Hannes Androsch, Wirtschaftsberater des Bundeskanzlers, APA, 14. 1. 2009).


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Die Bundesregierung ist energiepolitisch tatsächlich im Blindflug unterwegs. Der jüngs­te Energiebericht der Regierung datiert aus dem Jahr 2003. Eine energiepolitische Ge­samtstrategie gibt es schon lange nicht mehr.

Ein Blick über die Grenzen zeigt, dass andere Länder strategische Arbeiten für die Energieversorgung geleistet haben und über gut fundamentierte Strategien verfügen.

In Deutschland hat etwa die schwarz-rote Bundesregierung nach einem einjährigen Prozess ein Integriertes Energie- und Klimaprogramm vorgelegt. Drei Arbeitsgruppen legten Szenarien als Grundlage für eine Gesamtenergiekonzept vor, drei hochrangig besetzte Energiegipfel begleiteten den Prozess auf politischer Ebene.

Große Worte, keine Taten, Kopflosigkeit in der ÖVP

„Der aktuelle Gasstreit führt erneut vor Augen, dass Österreich energieautark werden muss.“ (Umweltminister Berlakovich, APA, 9.1.2009)

BM Berlakovich hat sich in den vergangenen Tagen mehrfach für den forcierten Aus­bau erneuerbarer Energiequellen ausgesprochen, er sieht alternative Energieformen als "klares Ziel", das forciert werden müsse. Die Zukunft liege in der erneuerbaren Energie wie Wasserkraft, Windenergie oder Biomasse. Diese würden auch den Ar­beitsmarkt beleben, sagte Berlakovich und spricht von "Green Jobs".

Für Wirtschaftsminister Mitterlehner ist das von Parteikollege Berlakovich formulierte Ziel eines energieautarken Österreich „sehr ambitioniert“ (APA, 11.1.2009), sprich nicht umsetzbar.

Bundeskanzler und Vizekanzler haben am 13.1.2009 Umweltminister und Wirtschafts­minister beauftragt, gemeinsam einen Energie-Masterplan zu erarbeiten.

Was dieser Energie-Masterplan genau sein soll, darüber gibt es offensichtlich nicht nur Auffassungsunterschiede zwischen den beiden Fachministern. Denn BK Faymann spricht am 13. Jänner von einem „Masterplan zur erneuerbaren Energie“, der ein Be­schleunigen von Wasserkraftprojekten sowie Verfahrensverkürzungen umfassen soll. VK Pröll kündigt hingegen am 14.1. einen „Energie-Masterplan“ an, der besonders auf die erneuerbare Energie Wert legen, wie auch die Wasserkraft offensiv vorantreiben und neue Märkte für Gaslieferungen erschließen soll.

Im aktuellen SPÖ-ÖVP Regierungsprogramm ist wahlweise die Rede von einer „ener­gie- und klimapolitischen Gesamtstrategie für Österreich“ und einem „Klima- und Ener­giemasterplan bis 2020“

Die aktuellen Ankündigungen von BK Faymann und BM Pröll zeigen, dass SPÖ und ÖVP keine Klarheit über den zukünftigen Weg in der Energiepolitik haben, hinter
den Versprechungen aus dem Regierungsprogramm zurückbleiben. Sie wollen wei­terhin hauptsächlich auf Wasserkraft und Erdgas setzen, weder Energieeffizienz noch die neuen Ökoenergien Wind, Biomasse und Solarenergie sollen eine wichtige Rolle spielen.

Wie sicher ist Österreichs Gasversorgung im Krisenfall wirklich?

Auch das Verwalten der aktuellen Gaskrise lässt einige Fragen offen. Seit Beginn des Lieferstopps hat die Regierung beschwichtigt und beruhigt, es sei alles im Griff, die Gasversorgung sichergestellt. Der zuständige Energieminister hat sich an der Informa­tion der Bevölkerung kaum beteiligt und das Feld weitgehend der OMV und der Ener­giemarkt-Regulierungsbehörde E-Control überlassen. Die Informationspolitik offenbart Widersprüche und Unklarheiten, wie einige Zitate deutlich machen:

„Die E-Control legte das Ergebnis einer Hochrechnung vor, wonach die Stromversorger und Industriebetriebe im äußersten Fall nur für drei Tage Gas zur Verfügung haben.“ (Die Presse, 7. 1. 2009)


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„Kommt mehrere Wochen kein Gas aus Russland, wird es auch für die Haushalte eng.“ (Walter Boltz, E-Control, Kurier 7. 1. 2009)

„Damit sollten wir in den nächsten 14 Tagen bestehen können, vielleicht sogar länger.“ (Wirtschaftsminister Mitterlehner, Der Standard, 8. 1. 2009)

"Wir können, was Gas anbelangt, momentan nichts liefern, weil wir selbst eigentlich an der Engpassstelle angelangt sind und beispielsweise heute zwei Millionen Kubikmeter pro Stunde brauchen." (Wirtschaftsminister Mitterlehner, Salzburger Nachrichten 13.1.2009, auf die Frage zu möglichen österreichischen Gas-Hilfslieferungen an die Slowakei im Zusammenhang mit der geplanten Wiederinbetriebnahme des AKW Bohu­nice.)

„Die Vorräte sind nicht substanziell weniger geworden. Die Versorgung Österreichs ist auf drei Monate, gerechnet ab Beginn des Lieferstopps, gesichert.“(Ein OMV-Sprecher, Der Standard, 16.1. 2009)

Es besteht jedenfalls Erklärungsbedarf, wie lange die österreichischen Gasvorräte für die Industrie und die Energieerzeuger einerseits und die Haushalte andererseits bei einer anhaltenden Gaskrise tatsächlich gereicht hätten.

Fehlende Solidarität

Viele Länder Mittel- und Osteuropas hat die Gaskrise viel dramatischer getroffen als Österreich: Die Gaslieferungen an Betriebe wurden eingeschränkt, Menschen saßen zwei Wochen lang in kalten Wohnungen, es kam sogar zu Todesfällen aufgrund von Erfrierungen. In der Slowakei und in Bulgarien wurden Pläne, bereits geschlossene alte Atomreaktoren wieder in Betrieb zu nehmen, mit der Gasknappheit zur Stromerzeu­gung begründet. Zahlreiche Länder sind mit Gashilfslieferungen eingesprungen: Deutschland und Ungarn lieferten an Serbien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina, auch an die Slowakei. Selbst Serbien half Bosnien mit Lieferungen aus.

Und Österreich? Das Land in Europa mit den angeblich europaweit größten Speicher­kapazitäten? Gab es eine prinzipielle Bereitschaft, Ländern wie der Sklowakei zu hel­fen, einmal angesehen davon ob es in der Slowakei tatsächlich einen Energienotstand gab oder die Gaskrise nur zum Vorwand genommen wurde, um die angekündigte Wie­derinbetriebnahme des stillgelegten AKW in Bohunice zu rechtfertigen?

„Das mag sein, dass die Slowakei Probleme hat. Jeder Staat ist selbst verantwortlich für seine Energieversorgung. Natürlich ist es eine schwierige Situation, ist ja in Öster­reich auch nicht einfach. Aber Österreich hat vorgesorgt und auch die Slowakei muss schauen, wie sie ihre Energie bekommt.“(Umweltminister Berlakovich am 12.1.2009 in der ZIB 2)

Solidarität sieht anders aus.

Laut deutschen Medienberichten musste Ungarn in der Nacht von 11. auf 12. Jänner sei­ne Gashilfslieferungen nach Serbien und Bosnien-Herzegowina unterbrechen, weil die aus Deutschland über Österreich erwarteten Hilfslieferungen nicht vollständig ange­kommen waren. Laut dem ungarischen Versorger FGSZ sank die Zufuhr aus Österreich seit dem frühen Morgen des 12. Jänner mehrmals auf Null. Über Österreich hätte in Ungarn die Tagesration von 2,7 Millionen Kubikmeter Gas für Serbien an­kommen sollen und für Bosnien 1,5 Millionen Kubikmeter. Der österreichische Versor­ger OMV habe aber nicht bestätigt, dass diese Menge heute geliefert werde. (Quelle: tagesschau.de, 12.1.2009)

Auch diese Vorgänge sind aufklärungsbedürftig.

Österreich brüstet sich zwar gerne als Vorkämpfer für die Balkanländer, in der Gaskri­se wurde den Ländern von der Bundesregierung aber die kalte Schulter gezeigt.


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Aufklärungsbedürftige Gaslieferverträge

„Dass Russland die gültigen Lieferverträge mit Österreich nicht einhält, kommentierten sowohl Minister Mitterlehner als auch OMV-Chef Ruttenstorfer heute sehr zurückhaltend. Man werde sich die Lage in Ruhe anschauen, meinte der OMV-Chef auf die Frage, ob nun Klagen geprüft werden. Auch Mitterlehner möchte nun vor allem die Entspannungs- und Vermittlungsbemühungen zwischen Russland und der Ukraine in den Vordergrund rücken“ (APA, 7.1.2009)

Aufklärungsbedarf gibt es auch bei den Erdgasbezugsverträge Österreichs mit Gaz­prom. Gazprom stellt die vertraglich vereinbarten Lieferungen für 14 Tage ein und die Bundesregierung geht in Deckung und unterbindet jede Diskussion über diese Verträ­ge und allfällige Haftung für die Lieferausfälle. Auch für die OMV ist die Nichteinhaltung der Verträge kein Thema. Dabei hat sich Österreich über die Verträge der OMV-Toch­ter EconGas mit Gazprom bis zum Jahr 2027 vertraglich an Gaslieferungen aus Russ­land gebunden. Verträge die offensichtlich keine Versorgungssicherheit garantieren.

Die OMV möchte jedoch ihre Zusammenarbeit mit Gazprom vertiefen und damit den Einstieg von Gazprom in die Gasinfrastruktur Österreichs ermöglichen: So gibt es ein Abkommen, dass sich Gazprom zu 50 Prozent an der Handelsplattform der OMV (Cen­tral European Gas Hub) beteiligt. Umfasst von diesem Abkommen ist auch der Bau neuer Speicher. Jüngst sprach sich BM Mitterlehner auch für eine Beteiligung Russ­lands am Wunsch-Gasleitungsprojekt der Regierung, der Nabucco-Pipeline aus (APA, 18.1.2009).

Angesichts der Plan- und Kopflosigkeit von ÖVP und SPÖ bei der Energiepolitik be­steht die Gefahr, dass die Bundesregierung nach dem Ende der Krisenverwaltung wie­der in ihren energiepolitischen Verharrungszustand zurückfällt und abermals keine Kon­sequenzen aus der Krise gezogen werden.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgende

Anfrage:

1. Teilen Sie die Ansicht von Umweltminister Berlakovich, dass Österreich energie­autark, also unabhängig von Energieimporten werden muss?

2. Aus wann datiert das jüngste Gesamtenergiekonzept für Österreich?

3. Wann werden Sie den nächsten umfassenden Energiebericht vorlegen?

4. Bis wann werden Sie und BM Berlakovich den „Masterplan Energie“, mit dem Sie vom Ministerrat am 13. Jänner 2009 beauftragt wurden, vorlegen, welche konkreten Ziele wollen Sie in diesem Plan verankern und wird es sich dabei um einen langfristi­gen Energieplan handeln, bei dem vor allem neue erneuerbare Energien und Energie­effizienz im Mittelpunkt stehen werden, um die Abhängigkeit von fossilen Energieim­porten deutlich zu reduzieren?

Studien belegen, dass Österreich in der Stromversorgung bis zum Jahr 2020 und in der Wärmeversorgung für Haushalte und Gewerbe bis 2030 gänzlich aus fossilen Energieträgern und Atomstrom aussteigen und den Energiebedarf in diesen Bereichen zu 100% aus erneuerbaren Energien decken kann.

5. Werden Sie diese Ziele als Grundlage für den Masterplan Energie heranziehen?

Die ÖVP-Wien hat am 19.1.2009 einen Energiestrategieplan gefordert, mit dem u.a.
bis 2015 Energieeinsparungen von 25% realisiert werden sollen.

6. Wie beurteilen Sie dieses Ziel und werden Sie dieses als Grundlage für den Energie­masterplan auf Bundesebene heranziehen?


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 143

7. Werden Sie im Zuge der Erarbeitung des Masterplans einen Energiegipfel einberu­fen und wer soll daran teilnehmen?

8. Welche Mehrkosten sind während des Gaslieferstops durch das Lastmanagement für den Erdgasverbrauch zwischen Industriebetrieben und Stromerzeugern und die Umstellung von Gaskraftwerken auf Öl entstanden, wer trägt diese Kosten und werden diese Belastungen an die KonsumentInnen weitergegeben?

9. Warum hat sich die aktuelle Bundesregierung von dem Ziel ihrer Vorgängerregie­rung, den Anteil erneuerbarer Energie in Österreich bis 2020 auf 45 Prozent zu heben, verabschiedet?

Österreich hat EU-weit bezogen auf seinen Gasverbrauch die größte Speicherkapa­zität.

10. Haben Sie während des Lieferausfalls mittel- und osteuropäischen Staaten Erdgas-Hilfslieferungen angeboten (direkte oder virtuelle Lieferungen), wie sie von anderen vom Lieferengpass betroffenen Ländern – teilweise sogar durch österreichische Leitun­gen – geleistet wurden?

11. Hat es konkrete Hilfsansuchen an Österreich aus der Slowakei oder anderen euro­päischen Ländern für Strom- oder Gaslieferungen gegeben, wie sind Sie mit diesen Anfragen verfahren und warum habe Sie Lieferungen an die Slowakei verweigert?

12. Aus welchem Grund sind in der Nacht von 11. auf 12. Jänner für Serbien und Bos­nien bestimmten Gaslieferungen, die über Österreich nach Ungarn fließen hätten sol­len, nach Angaben des ungarischen Energieversorgers FGSZ nicht in Ungarn ange­kommen?

13. Wie abhängig ist Österreich von Energieimporten? Das heißt, wie viel Öl, Gas und Strom hat Österreich in den Jahren 2006, 2007 und 2008 importiert und wie hoch wa­ren jeweils die gesamten Kosten dieser Energieimporte?

14. Welche zusätzlichen Gasverbraucher, insbesondere welche Gaskraftwerke, sind in der langfristige Planung der österreichischen Gaswirtschaft (AGGM) bis 2020 vorgese­hen? Um wie viel werden der österreichische Gasverbrauch und die Gasimporte nach Österreich bei Umsetzung dieser Pläne bis 2020 ansteigen?

15. Wie viel an inländischer Wertschöpfung und Arbeitsplätzen würden durch die in der Langfristplanung der Gaswirtschaft berücksichtigten Gaskraftwerke und Gasleitungen entstehen?

16. Wie viel an inländischer Wertschöpfung und Arbeitsplätzen könnten bis 2020 in Ös­terreich geschaffen werden, wenn die für die in der Langfristplanung der Gaswirtschaft enthaltenen Gaskraftwerks- und Gasleitungsprojekte notwendigen Milliarden-Investi­tionen in die Hebung der Energieeffizienz und den Ausbau erneuerbarer Energien flie­ßen würden?

17. Warum wurde die Energieeffizienz-Richtlinie 2006/32/EG noch nicht umgesetzt? Bis wann wird diese Richtlinie vollständig umgesetzt sein und welche konkreten Schrit­te werden sie dazu setzen?

18. Für wie viele Ökostromanlagen mit welcher Leistung wurden in den Jahren 2003 bis 2008 Förderverträge lt. Ökostromgesetz abgeschlossen (bitte aufgeschlüsselt nach Gesamtzahl und Gesamtleistung pro Jahr)? Wie viel vom ohnehin viel zu geringen Un­terstützungsvolumen von 17 Mio. Euro pro Jahr wurde in den Jahren 2007 und 2008 nicht ausgeschöpft und wie erklären Sie sich eine allfällige Nicht-Ausschöpfung?

19. Bis wann werden sie ein neues Ökostromgesetz vorlegen?

Sie haben am 13.1.2009 im Hinblick auf die Gaskrise davon gesprochen, dass Öster­reich selbst an einem Engpass angekommen sei.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 144

20. Wie hat sich die Bilanz der Gasversorgung am Tag dieses Engpasses zusammen­gesetzt, d.h. wie viel des Verbrauchs wurden aus Inlandsförderung, aus Speichern und aus Importen aus welchen Staaten gedeckt und wie viel wurde exportiert und wohin?

21. Wie hoch war die Reichweite der Gasversorgung für Österreich am ersten Tag und am letzten Tag des Gaslieferstops unter der Annahme eines anhaltenden Lieferstopps aus Russland (bitte um Aufschlüsselung für die Sektoren Haushalte, Industrie und Energieerzeugung und die Annahmen, die den Schätzungen zugrunde liegen)?

22. Welche vertraglichen Beziehungen bestehen für die Lieferung von russischem Erd­gas über die Ukraine an die OMV-Tochter EconGas zwischen welchen Vertragspart­nern?

23. Welche Vorkehrungen sind in diesen Verträgen für den Fall von Lieferausfällen ge­troffen? Wer haftet dafür bzw. kann dafür haftbar gemacht werden?

24. Befürworten Sie, dass die Lieferausfälle eingeklagt werden? Wenn nein, warum nicht?

25. Befürworten Sie die stärkere Beteiligung von Gazprom an der Gasversorgungsin­frastruktur in und nach Österreich, wie das beim Ausbau österreichischer Gasspeicher oder dem Nabcco-Pipeline-Projekt diskutiert wird?

In formeller Hinsicht wird die dringliche Behandlung gemäß § 93 Abs. 2 GOG verlangt.

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich erteile Frau Abgeordneter Klubobfrau Dr. Glawischnig-Piesczek als erster Fragestellerin zur Begründung der Anfrage, die ge­mäß § 93 Abs. 5 der Geschäftsordnung 20 Minuten nicht überschreiten darf, das Wort. – Bitte.

 


15.04.11

Abgeordnete Dr. Eva Glawischnig-Piesczek (Grüne): Frau Präsidentin! Meine Da­men und Herren auf der Regierungsbank! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundesminister Mitterlehner! Die Gaslieferungen sind wieder da, und ich glaube, bei Ihnen besteht jetzt eine gewisse Hoffnung, dass damit das Thema aus den Schlagzei­len verschwinden wird, dass Sie sich zurücklehnen können und dass Sie wieder zur energiepolitischen Tagesordnung übergehen können – das heißt, im Wesentlichen wei­termachen wie bisher.

Ich würde Ihnen empfehlen, sich dieser Illusion nicht hinzugeben. Das Thema Ener­giesicherheit und Energieversorgung wird Sie jeden Tag Ihres Lebens als Energiemi­nister und als Wirtschaftsminister der Republik Österreich verfolgen, bis zu dem Zeit­punkt, an dem Sie es richtig und zukunftssicher beantwortet haben. (Beifall bei den Grünen.) – Wir werden im Übrigen auch das Unsrige dazu beitragen.

Sie haben eine große Möglichkeit. Sie können sich entscheiden – nämlich historisch entscheiden –, auf welche Seite Sie sich stellen. Sie können sich auf die Seite stellen, auf die sich auch sehr lange Minister Bartenstein gestellt hat, der sich im Wesentlichen als energiepolitisches Fossil in die Energiegeschichte Österreichs eingetragen hat, als Blockierer, als Verweigerer. Das sind nicht nur meine Worte. Ich weiß, wie die Bran­che auf Sie zu sprechen ist, die mittlerweile über 30 000 Arbeitsplätze hat und die von Ihnen über Jahre immer im Stich gelassen worden ist.

Ob das die Solarthermie ist, ob das der Ökostrom im Bereich Photovoltaik ist, ob das die Biomassestromerzeugung ist: Eine große Zukunftschance ist da vertan worden. Jetzt gibt es aber einen neuen Minister, und der kann sich nun entscheiden, ob er


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einen neuen Weg geht – oder ob er nur halbherzig ein bisschen darüber redet. Ein bisschen darüber zu reden reicht nämlich nicht. Man muss sehr real und auch sehr ehrlich und offensiv für diese Energiewende arbeiten, sonst holt sie einen ein. (Beifall bei den Grünen.)

Lernchancen gab es einige in den letzten Jahren. Wir erinnern uns zurück: Als Putin 2006 erstmals den Gashahn als politisches Machtinstrument gegenüber der Ukraine ausgenutzt hat, wurde es unmissverständlich klar, wie erpressbar Europa ist und vor allem in Zukunft sein wird. Putin hat im Sinne einer Aussage von Henry Kissinger ge­handelt, dem folgendes Zitat zugeschrieben wird: Beherrsche die Energie, und du be­herrschst die Nationen. Diese Lektion hat Putin, glaube ich, sehr gut gelernt.

Im Sommer des Jahres 2008 haben wir auch gesehen, dass er nicht davor zurück­schreckt, mit militärischen Mitteln um ein winziges Fleckchen Erde am Kaukasus vor­zugehen, um eine Pipeline zu schützen.

Die Ölpreisspirale brauche ich Ihnen heute nicht mehr nahezubringen, das ist schon geschehen. 150 Dollar, eine Preisspirale, die maßgeblich für die sogenannte Teuerung in Österreich verantwortlich war. Da haben wohl alle Alarmsirenen, die heulen können, tatsächlich geheult, und ein Umsteuern wäre jeden Tag, jede Stunde möglich gewesen.

Bis jetzt ist das aber nicht passiert. Bis jetzt haben Sie nichts dazugelernt, sondern Sie haben so weitergetan, als gäbe es kein Morgen: Eisberg in Sicht, volle Kraft voraus! Das ist die notwendige und jetzt auch recht grausame Analyse des derzeitigen Status quo.

Die Realität möchte ich noch einmal kurz beschreiben: Der Anteil der erneuerbaren Energie stagniert, entgegen all den schönen Worten, die wir heute gehört haben. Der Stromverbrauch steigt dramatisch – zwischen 2 und 4 Prozent jedes Jahr. Der Gasver­brauch steigt. Die Kosten für Energieimporte sind explodiert und haben sich in den letz­ten Jahren fast verdoppelt. Die Klimaziele sind gescheitert, und der Ökostrom-Ausbau bewegt sich im Promillebereich. In den letzten beiden Jahren gab es im Wesentlichen null Ausbau. Das ist die Wahrheit hinter all diesen schönen Worten, die wir heute schon gehört haben.

Das Allerschlimmste ist  und das ist vor allem das, was Sie als Wirtschaftsminister interessieren sollte: Es gibt in diesen Bereichen Tausende von Arbeitsplätzen, die man realisieren kann, gerade in einer Situation wie jetzt. Das wird überall diskutiert, allen voran  viel zitiert – von Obama in den USA.  Tausende Arbeitsplätze!

Es gibt auch Stimmen in Ihren eigenen Reihen vor allem der Bauernbund, aber auch der ehemalige Agrarkommissar Fischler –, die Sie immer wieder mit der Nase auf die­se Realität gestoßen haben, die Sie aber bis zum heutigen Tag nicht erkannt haben.

Das, was Sie uns jetzt mitgeben wollen, ist die Botschaft, dass das, was die Grünen unter Energiewende verstehen, was das WIFO, was viele Experten in diesem Bereich beschreiben und fordern, nicht realistisch sei, und man soll der Bevölkerung keine Illu­sionen machen. Das sei einfach nicht möglich und nicht realistisch.

Jetzt möchte ich Ihren Begriff von Realismus schon ein bisschen auf die Probe stellen, der, was die Zukunft betrifft, wirklich naiv ist. Ich glaube, dieser historische Gasstreit markiert eine Zäsur, und diese Zäsur bedeutet, dass kein vernünftiger Politiker in Ös­terreich oder in der Europäischen Union behaupten kann – sicher behaupten kann –, die Versorgung mit Öl und Gas sei eine zukunftssichere Option. (Abg. Ing. Hofer: Wo­mit heizen Sie?) Das ist vorbei. Das kann man nie wieder behaupten.

Selbst wenn Sie uns nicht glauben, es haben sich einige nicht sehr grün-nahe, sondern eher aus dem Bereich der Unternehmensberatung stammende Experten dazu zu Wort gemeldet. Eine bemerkenswerte Studie von A. T. Kearney ist diese Woche publiziert


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worden, die das sehr drastisch beschreibt: Selbst ohne Gasstreit, selbst wenn alles glattgeht, wenn alle Transitländer dieser Welt sich kooperativ verhalten, ist dieser Gas­weg nicht mehr weiter begehbar. Die Gasabhängigkeit in der Europäischen Union wird selbst ohne Streitigkeiten, wenn alles glattgeht, wenn es keine Konflikte und auch sonst nichts gibt, um 70 Prozent steigen. Die eigenen Reserven werden zu Ende ge­hen, in Norwegen spätestens in 20 bis 25 Jahren. Russland wird sehr viel mehr Gas selbst brauchen, wird sehr viel Geld brauchen, um Gas zu fördern, und wird auch ver­suchen, das zu kriegen. (Abg. Ing. Hofer: Aber Sie heizen ja auch !)

Die Leitungen durch die Ukraine sind absolut veraltet, stellt diese Studie fest, und der Succus heißt: Wenn der Weg so weitergegangen wird wie bisher, wird das Gas für die Bedürfnisse Europas weder erhältlich noch lieferbar sein. Also was ist jetzt naiv, oder was ist nicht realistisch?

Ihre große Hoffnung ist die „Nabucco“-Pipeline. Was ich bis heute nicht ganz verstehe, ist, warum sie diesen Namen aus der Opernliteratur trägt. (Abg. Mag. Kogler: Weil sie da alle im Gefangenenchor singen!) – „Gefangenenchor“ ist ein gutes Stichwort!

In diesen Gefangenenchor können wir bald einstimmen, denn diese „Nabucco“-Pipe­line – das sagt auch A. T. Kearney, ein Unternehmensberatungs-Unternehmen, in aller Drastik und in aller Härte – wird die Abhängigkeit Europas vom russischen Gas um nur 5 Prozent reduzieren – um „ganze“ 5 Prozent! Das Projekt kostet allerdings – und das haben Sie heute verschwiegen – 5 Milliarden €. Selbst wenn man den „North Stream“, den „South Stream“ und „Nabucco“ realisiert, mit einem wahnsinnigen, einem unfass­baren finanziellen Aufwand, den ja auch jemand zahlt, nämlich die Gaskunden, die Stromkunden, also eigentlich die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler Österreichs und der Europäischen Union, selbst dann, wenn man all diese Projekte realisiert, ist es nicht einmal die Hälfte des Zuwachses bis 2020, der damit transportiert werden kann.

Das sind ganz simple Rechnungen. Also was ist hier realistisch oder was ist hier naiv? Ich sage, das ist naiv: sich auf „Nabucco“ zu verlassen, sich darauf zu verlassen, dass Putin vielleicht nicht an einem Gaskartell arbeitet, vielleicht nicht mit allen Gas exportie­renden Staaten bereits darüber nachdenkt, wie man die Ära des – wie er es nennt – billigen Gases beenden wird. – O-Ton Putin. Darauf können Sie sich verlassen. Das wird geschehen. Eine Abhängigkeit vom russischen Gas über die Ukraine gegen eine Abhängigkeit von den kaspischen Staaten oder von Ahmadinejad mit seinem Atompro­gramm einzutauschen, das nenne ich naiv, und das ist tatsächlich naiv und alles an­dere als zukunftssicher. (Beifall bei den Grünen.)

Was Sie heute verschwiegen haben, was aber wichtig ist, ist, was Sie tatsächlich vor­haben. Sie haben als energiepolitischen Ausweg tatsächlich nicht nur diese Pipelines vor, nicht nur die Tauerngasleitung, sondern neben der Abhängigkeit im Bereich Hei­zen – 1 Million Haushalte heizen mit Gas – soll die Abhängigkeit im Bereich Stromer­zeugung in Österreich massiv in Richtung Gasabhängigkeit ausgeweitet werden, mit dem Bau von sage und schreibe elf sehr großen neuen Gaskraftwerken, die zusam­men drei Viertel des jetzigen Gasverbrauches verbrauchen würden, wenn man sie rea­lisiert – 75 Prozent! Klagenfurt Ebenthal – sehr umstritten –, Mellach in der Steier­mark – übrigens der größte anzunehmende Unsinn, den man überhaupt planen kann: Die Abwärme soll nicht einmal genutzt werden, sondern über die Mur und über die Luft, also über die Atmosphäre abtransportiert werden. Eine einzige Stunde Mellach braucht so viel Gas wie hundert Haushalte ein ganzes Jahr.

Damit und auch mit diesen unglaublichen Summen, die Sie da investieren wollen – 5 bis 6 Milliarden € –, zementieren Sie nicht nur die Abhängigkeit im Wärmebereich ein, sondern Sie führen Österreich auch in eine neue Abhängigkeit im Bereich Stromversor­gung. Das ist nicht nur unvernünftig, sondern das ist politisch in höchstem Maße ver-


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antwortungslos. Würden Sie die Menschen, die das finanzieren, fragen, ob sie diese 5 bis 6 Milliarden € lieber in den Ausbau der erneuerbaren Energie stecken wollen oder in Energieeffizienz, dann bekämen Sie eine sehr eindeutige Antwort. Sie fragen sie nur nicht, sondern es wird einfach darauflosinvestiert, ohne Plan. Einfach weitermachen wie bisher: Eisberg in Sicht, volle Kraft voraus!

Ich glaube, dass die Bevölkerung sich nicht auf die Seite der Blockierer und der Zu­kunftsverweigerer stellt und dass die Wende im Kopf, die notwendig ist, in der Bevölke­rung schon lange stattgefunden hat, in der Politik jedoch noch nicht. Ich sage es noch einmal: Sie werden sich so lange dagegen wehren, bis Sie es endlich tun werden müs­sen. Sie können sich der Energiewende nicht verschließen, aber Sie können bereits heute – und da machen wir ein Angebot – diese gigantische finanzielle Fehlsteuerung, diese 5 bis 6 Milliarden, die Sie jetzt in weitere Abhängigkeit investieren wollen, stop­pen. Wir bringen einen Antrag ein: Ausbaustopp, Stopp dieser Kraftwerksgigantoma­nie, die nichts anderes bedeutet als weitere Abhängigkeit und die das Gegenteil von Sicherheit ist.

Die Energiewende, wie wir sie uns vorstellen – die ist bei Ihnen offensichtlich noch nicht ganz angekommen, oder Sie verweigern eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Konzept –, bezieht sich auf zwei wesentliche Bereiche, und zwar die Stromversor­gung und die Wärmeversorgung für die Haushalte, für das Gewerbe und für den Dienstleistungsbereich. Wir sagen, für diese beiden Bereiche ist es präzise möglich – auch untermauert mit wissenschaftlichen Studien –, bis spätestens zum Jahr 2025 im Strombereich und bis 2030 im Wärmebereich eine hundertprozentige Versorgung durch erneuerbare Energie zu schaffen.

Wir sagen auch, wie: im Strombereich durch Stabilisieren des Verbrauchs. 2 bis 4 Pro­zent Wachstum sind kein Naturgesetz. Österreich ist eines der wenigen Länder, die die Energieeffizienz-Richtlinie nicht umsetzen und in diesem Bereich de facto gar nichts machen. Wir sagen auch, wo wir zubauen wollen: Wir sind für neue Kraftwerke. Das ist vielleicht für manche auch noch etwas Bemerkenswertes, aber die Grünen sind für neue Kraftwerke. (Abg. Weinzinger: Hainburg! Rufe bei der ÖVP: Das ist neu!)

Wir wollen den Bereich der Kleinwasserkraft verdoppeln, und wir wollen vor allem – und jetzt hören Sie bitte sehr genau zu! – die österreichischen Bauern – nämlich die Forstwirtschaft und die österreichischen Waldbauern – reich machen, dadurch, dass wir auch in der Stromproduktion auf einen heimischen Rohstoff setzen, und zwar auf Biomasse-Heizkraftwerke. Das machen andere Länder auch. (Beifall bei den Grünen. Abg. Gahr: Reich wird da niemand!)

Das erklären Sie mir noch einmal, warum wir über 10 Milliarden € als Energieimporte de facto herschenken und nicht zumindest einen Teil davon in die österreichische Forstwirtschaft stecken möchten. Warum ist das unrealistisch? Warum ist das naiv? Mir leuchtet das nicht ganz ein. – Das zum Strombereich.

Im Wärmebereich geht es sehr viel leichter, wenn wir ganz konsequent auf thermische Sanierung setzen. Es ist ohne Probleme machbar, ein Drittel des Verbrauches zu redu­zieren. Solarthermie – verpflichtende Solaranlagen auf jedes Dach bei jedem Neubau – und selbstverständlich auch hier die Biomasse: Biomasse-Heizkraftwerke, doppelte Nutzung, deutlich vernünftiger als „Nabucco“ und Ahmadinejad.

Im Verkehr – das sage ich ganz offen – braucht es neue Lösungen. Das wird nicht bis 2025 und 2030 gehen, sondern da wird es Horizonte bis 2050 brauchen. Wir müssen aber heute anfangen konsequent umzustellen, etwa im Bereich öffentlicher Verkehr. Wir müssen Geld umsteuern, raus aus dem Autobahnwahnsinn, hinein in die öffentli­chen Verkehrsmittel. Und warum investieren wir anstatt der Schrottprämie nicht gleich die 125 Millionen, die das kostet, in Forschung und Entwicklung, in unsere Motorenin-


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dustrie, die in diesem Bereich das Geld gut und dringend brauchen kann, und machen gleichzeitig etwas wirtschafts- und umweltpolitisch sehr Vernünftiges?

Das ist im Wesentlichen eine kurze Umschreibung unseres Konzeptes der Energie­wende. Sie haben sich bis zum heutigen Tag damit noch nicht ernsthaft auseinander­gesetzt, aber das werden Sie müssen, und zwar je früher, desto besser. (Beifall bei den Grünen.)

Zur SPÖ – da bleibt mir gleich die Stimme weg –: Bundeskanzler Faymann braucht zwar keinen Klimaschutzbeauftragten mehr, da kennt er sich offensichtlich flächende­ckend aus – wir werden ja sehen, bis jetzt merke ich noch nichts davon –, aber er hat einen Wirtschaftsberater. Dieser Wirtschaftsberater, Hannes Androsch, hat bemer­kenswerte Positionen. Er sagt nämlich einerseits, seit Zwentendorf gibt es in Österreich keine Energiepolitik mehr. – Das sagt er frank und frei. Gleichzeitig möchte er bei Zwentendorf wieder ansetzen, denn er macht tatsächlich den Vorschlag, Österreich möge neue AKWs bauen. Er begründet das mit Zukunftssicherheit. – Tausche Uranab­hängigkeit gegen Gasabhängigkeit! Verschiebe die Probleme, die du heute nicht lösen kannst, wie zum Beispiel die Endlagerung, auf unsere Kinder, Kindeskinder, Enkel und Urenkel!

Also ich glaube, der grundsätzliche Zusammenhang zwischen Energiewende, Unab­hängigkeit, Ausbau der Erneuerbaren, Effizienz und Atomausstieg ist bei der SPÖ noch nicht angekommen. (Beifall bei den Grünen.)

Ich habe den Verdacht, das ist nach wie vor steckengeblieben. Wir werden so lange nicht glaubwürdig sein und auch nicht glaubwürdig sein können, solange wir in Öster­reich 20 Prozent Atomstromimporte haben. Wer gegen den Ausbau von Ökostrom ist, wer sagt, das ist zu teuer und das bringt nichts, und wer die Arbeitsplätze in diesem Bereich ignoriert, der ist ein Lobbyist für Atomkraft, auch in Österreich.

Diesen Vorwurf müssen Sie sich gefallen lassen. Wenn Sie in Österreich nicht konse­quent Ökostrom ausbauen und auf Energieeffizienz setzen, sind Sie der Handlanger von Bohunice, von Temelín, von Kosloduj, von den deutschen Kraftwerken, von den Schweizer Kraftwerken. (Beifall bei den Grünen.)

Die Förderung in den OECD-Staaten, die es immer noch im Bereich EURATOM – Atomsubventionen, Kreditvergünstigungen für einzelne EVUs, die AKWs bauen – gibt, beträgt noch immer ein Vielfaches von dem, was die OECD-Staaten für die erneuerba­ren Energieträger ausgeben. Dieses billige Argument, die erneuerbaren Energieträger wären so teuer, trifft also auch nicht mehr zu.

Auch da haben Sie heute ein Angebot: Sie können bei unseren Anträgen mitstimmen, Sie können für den Stopp der Zahlungen an EURATOM stimmen und für einen ver­nünftigen Einsatz dieser 40 bis 50 Millionen € in klimafreundliche Konjunkturmaßnah­men. – Das wäre ein Angebot. Und Sie können auch dafür stimmen, den Konsumentin­nen und Konsumenten ein bisschen mehr Wissen zur Verfügung zu stellen.

Ich finde es immer extrem ungerecht: Auf jeder Stromrechnung sieht jeder und jede von uns, wenn sie sich diese genau anschauen, die angeblichen Mehrkosten, die der Ökostrom verursacht. Das steht auf jeder Rechnung. Auf keiner Rechnung steht je­doch, wie viel tatsächlich in diesem Strommix an Atomstromimport versteckt ist und da­mit an Unsicherheit und Zukunftsvertun.

Sie weigern sich auch, mittlerweile schon seit einem Jahrzehnt, eine ordentliche Strom­kennzeichnung in Österreich durchzuführen, damit jeder und jede genau weiß, das will ich nicht, ich steige zum Beispiel um auf Ökostrom oder andere Betreiber. – Diese Kennzeichnung können Sie auch heute beschließen. Das ist ein Angebot von uns.


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Was auch nicht funktionieren wird, das ist das Jammereck, Österreich sei so allein, wir seien das einzige Land, das innerhalb der Europäischen Union gegen Atomkraft auf­tritt. – Politische Allianzen brauchen natürlich eine Basis. Wenn man sich mit Berlusco­ni auf eine Seite stellt und gegen erneuerbare Energien lobbyiert, dann darf man sich nicht wundern, dass sich die innovativen Länder zurückziehen. Wenn man Allianzen schließen möchte, dann braucht man etwas ganz Wichtiges, nämlich Solidarität in einer Notlage. Diese Solidarität haben Sie gerade beim Gasstreit vermissen lassen.

Herr Minister Mitterlehner, die Frage war: Können wir der Slowakei helfen? – Sie ha­ben in der „ZiB 2“ gesagt: „Wir können, was Gas anbelangt, momentan nichts liefern, weil wir selbst eigentlich an der Engpassstelle angelangt sind ...“. – Wir haben alle die Bilder gesehen von den Krankenhäusern, die geschlossen wurden, von den Schulen, von den Kindergärten, von Neugeborenen und älteren Menschen ohne heißes Wasser. Und Österreich sagt, wir können, was Gas anbelangt, selbst nicht liefern, weil wir selbst an einer Engpassstelle angelangt sind!

Auch der Umweltminister hat sich ähnlich positioniert. Er sagte: „Das mag sein, dass die Slowakei Probleme hat. Jeder Staat ist selbst verantwortlich für seine Energiever­sorgung. (...) Aber Österreich hat vorgesorgt und auch die Slowakei muss schauen, wie sie ihre Energie bekommt.“

Ich meine, Solidarität sieht anders aus. Andere Länder haben auch geholfen, obwohl sie angeblich kleinere Gasspeicher haben als wir. (Beifall bei den Grünen.) Deutsch­land hat geholfen, sogar Serbien hat Bosnien-Herzegowina geholfen.

Das wird heute interessant. Auf diese Fragen hätte ich gerne eine sehr konkrete Ant­wort: Haben Sie während dieses Lieferausfalls irgendeinem Land konkrete Hilfe ange­boten – gerade denen, bei denen wir immer sagen, deren Energiepolitik sei falsch? Hat es konkrete Hilfsansuchen gegeben, und wie haben Sie diese konkret beantwortet? Wie sieht es mit der österreichischen Gasversorgung tatsächlich und wirklich aus, wenn wir angeblich an einer Engpassstelle angelangt sind?

Die Meldungen waren völlig widersprüchlich. Die OMV sagte: „Die Vorräte sind nicht substanziell weniger geworden.“ Die E-Control sagte wiederum – das war am 7. Jän­ner –: Wir haben im äußersten Fall nur mehr für drei Tage Gas zur Verfügung. – Also, bitte, eine konkrete Auskunft: Wie sieht es tatsächlich aus?

Ich bitte auch um eine sehr konkrete Auskunft darüber, wie Sie unsere Abhängigkeit von zusätzlichen Energie- und Gasimporten berechnen, würde man dieses gewaltige und völlig fehlgesteuerte Ausbauprogramm im Bereich Gaskraftwerke realisieren. Wie teuer kommt uns das? Was kostet das die österreichische Außenhandelsbilanz? Was wäre ein vernünftiger Vergleich, wenn man dieses Geld in erneuerbare Energieträger steckte? Was würde das auch an Arbeitsplätzen bedeuten?

Letzter Punkt – das ist auch sehr spannend –: Was steht wirklich in diesen Gasliefer­verträgen? Barroso hat uns ja nach zwei Wochen Lieferausfall ans Herz gelegt, die Fir­men sollen doch klagen. Österreich hat sich hier sehr zurückgehalten. Sowohl Ruttens­torfer als auch Sie haben sich zu dieser Causa überhaupt nicht geäußert. Ich glaube, die Öffentlichkeit hat auch ein Recht zu wissen, wie hier vorgegangen wird. Gibt es Mehrkosten? Werden Sie den Lieferausfall klagen? Werden Sie auf Schadenersatz klagen? Und: Wie stehen Sie zu dem Vorhaben, dass sich die Gazprom weiter in Infra­strukturvorhaben, auch in Österreich, einkaufen und vor allem auch in die Verteilernet­ze hineingehen möchte?

Zu guter Letzt: Eine energiepolitische Ansage, die ein bisschen über das hinausgeht zu sagen, wir haben sowieso ein 34 Prozent-Ziel, wäre schon angebracht. – Mit dieser Aussage kann niemand etwas anfangen! Erstens: Die letzte Bundesregierung hatte ein


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höheres Ziel, nämlich 45 Prozent. Warum sind Sie davon abgegangen? (Präsidentin Mag. Prammer gibt das Glockenzeichen.) Und zweitens: Worauf beziehen Sie über­haupt diese 40 Prozent? In welchem Zeitraum?

Ich möchte gerne, dass Sie sich sehr konkret und sehr ernsthaft mit dieser Energie­wende auseinandersetzen und dass Sie auch eine Antwort darauf haben, wie wir das in Zukunft lösen werden. Tun Sie das nicht, stehen Sie auf der Seite der Zukunfts­blockierer. Stellen Sie sich auf unsere Seite! Wir haben ein Angebot dazu gelegt. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

15.24


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zur Beantwortung der Dringlichen Anfrage hat sich der Herr Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit zu Wort gemeldet. Auch Ihre Redezeit, Herr Bundesminister, soll 20 Minuten nicht überschreiten. – Bitte.

 


15.25.02

Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit Dr. Reinhold Mitterlehner: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Kollegin Fekter! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich hatte heute Morgen schon die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass mit der Wieder­aufnahme der Gaslieferung gestern um 19.20 Uhr keineswegs der Eindruck erweckt werden kann, alles sei wieder bestens, alles sei wieder gut und wir befänden uns in einem Zustand, an dem wir nichts zu ändern brauchen. Wir alle wissen, dass wir unse­re Bemühungen in Richtung der Klimaziele, aber auch in Richtung von mehr Unabhän­gigkeit und besserer Versorgungssicherheit noch steigern müssen.

Was mich ein bisschen irritiert, Frau Kollegin Glawischnig, ist, dass Sie mit Ihrer Dar­stellung fast den Eindruck erwecken wollen – zumindest für mich –, als hätte allein das Bekenntnis von uns zu einer Energiewende, rein das verbale Bekenntnis, die Krise ver­hindert. Was Sie als Eindruck vermitteln, ist, als ob Österreich ein riesiges Passivhaus wäre, wo man auf der Oberseite des Daches ein paar Sonnenpanele hat, unten eine Pellets-Heizung und irgendwo noch ein paar Windparks, und damit sei alles in Rich­tung Versorgung abgedeckt. Das ist doch der Komplexität der Problematik nicht entge­genkommend.

Ich werde es Ihnen auch am Beispiel Mellach vorrechnen, weil es in diesem Zusam­menhang einfach nicht richtig ist, dass man sagt, die Grundversorgung deckt man mit all dem ab, von dem Sie sagen, man soll im Wärmebereich auf das und das umstellen. Es gibt einfach Unterschiede, was die Anforderungen von der Grundlast her anbelangt, aber auch, weil es natürlich Unterschiede gibt, was die Wetterlage und Sonstiges be­trifft. – Dazu aber noch nachher im Detail.

Wenn Sie jetzt aber – und diese Anfrage umfasst ja mehrere Teile – beispielsweise als erste Überschrift „Aus den Krisen nichts gelernt“ und außerdem wörtlich schreiben: „Einzige konkrete Maßnahme war die Vergrößerung der Gasspeicher“, dann möchte ich Ihnen antworten, das war die Maßnahme, die Österreich dazu befähigt hat, am besten von allen Ländern in ganz Europa die Krise zu bewältigen. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Und, Frau Glawischnig, zum Zweiten noch – wobei Sie jetzt nicht die einzige Adressa­tin meiner Antwort sind, das ist auch klar –: Aber wir haben ja auch die entsprechenden Rahmenbedingungen in diesem Energielenkungsgesetz verbessert. Der Energielen­kungsbeirat hat sich mit der Situation auseinandergesetzt und gefunden: Wir brauchen keine Notverordnung. Wir können auf Basis stimmiger Entzerrung der Tagesabläufe und der vorhandenen Möglichkeiten, die wir im Speicherbereich haben – aber da kommt noch etwas dazu, das ist das, was wir handeln können –, die Krise bewälti­gen. – Und genau das ist auch eingetreten.


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Wir sind auch sicher, dass wir so, wie die Europäische Union das vorschlägt, auch di­versifizieren müssen. Das heißt, mit dem, was wir jetzt haben, werden wir eben in Zu­kunft nicht das Auslangen finden, um möglichen weiteren Krisen begegnen zu können.

Wenn Sie fragen – und das ist auch ein Teil Ihrer Anfrage –, wie sicher die Gasversor­gung wirklich war, dann entgegne ich Ihnen, das ist natürlich teilweise davon abhängig, wie sich die Wetterlage entwickelt und wie sich technische Gebrechen darstellen. Und richtig war: Am 13. Jänner hätte es bei einer Anforderung pro Stunde von 2 Millionen Kubikmetern passieren können, dass ein Unternehmen stillgestanden wäre, wenn der Fall X eingetreten wäre. Tatsächlich ist es gelungen, das anders abzuwickeln, und es ist nichts passiert.

Daher: Krisensituationen sind eben dann vom tatsächlichen Erleben, von der tatsächli­chen Abwicklung gekennzeichnet und nicht nur von Planvorstellungen.

In diesem Zusammenhang möchte ich aber einem schon entgegentreten, und zwar dass die Republik Österreich Hilfsansuchen von anderen Ländern nicht erledigt oder positiv behandelt hätte beziehungsweise dass – das möchte ich auch bestreiten –, so­weit mir bekannt ist, überhaupt derartige Ansuchen gestellt worden sind. Das war in der Form nicht der Fall. All das, was diesbezüglich von der Slowakei, aber auch von Serbien oder von sonst jemandem gesagt wurde, ist für uns nicht verifizierbar. Das heißt aber nicht, dass hier nicht geholfen wurde, sondern die OMV hat zum Beispiel Richtung Kittsee eine Leitung – es ist relativ wenig zu tun gewesen, das war in etwa eine Baggerstunde – hergestellt. Auf Basis dieser Leitung wurden 50 Millionen Kubik­meter Gas transportiert.

Jetzt kommt der zweite Punkt: Das Gas ist zu Gaspreisen gehandelt worden. Das Gan­ze erfolgte auf marktwirtschaftlicher Basis, nicht von Staat zu Staat, sondern von Firma zu Firma. Das Gas wurde von Betreibern in Österreich gehandelt, die hier Lagerstätten haben. Es wurde angekauft und entsprechend in andere Länder transportiert.

Daher: Daraus abzuleiten, Österreich wäre säumig gewesen – das möchte ich nicht so stehen lassen. (Beifall bei der ÖVP.)

Weiters: Sie von den Grünen sagen in Ihrer Darstellung, Österreich wäre orientierungs­los und widersprüchlich, und zitieren – ich darf das hier wiedergeben – Folgendes:

„Der Wirtschafts- und Energieminister will neue Gaskraftwerke, Pipelines und Groß­wasserkraftwerke bauen, der Umwelt- und Landwirtschaftsminister die erneuerbaren Energien in der Landwirtschaft forcieren ... Der Bundeskanzler will einen ,Masterplan Energie‘ und meint damit vor allem den Ausbau der Großwasserkraft und Verfahrens­beschleunigungen.“

Ich kann Ihnen nur sagen: Alle drei Aussagen, die Sie zitiert haben, sind richtig, aber sie sind nicht ausschließlich und vollständig zitiert. Es ist so ... (Abg. Kopf: Schon gar nicht widersprüchlich!) – Und vor allem nicht widersprüchlich. Danke für den Hinweis. – Ein Gesamtplan wird selbstverständlich – und dazu stehe ich auch – Gaskraftwerke und Pipelines zusätzlich beinhalten, um unsere Abhängigkeit zu verringern, und wird natürlich auch für den Biomassebereich der Landwirtschaft entsprechende Inhalte ha­ben, aber eben alles in einem Masterplan zusammengefasst.

Da Sie gerade, unter anderen, Mellach angesprochen haben – Sie haben mehrere Gas­kraftwerke angesprochen –: Genau dort liegt das Problem. Sie können mit Einzelhei­zungen gerade den städtischen Bereich nicht abdecken. Schauen Sie die Versor­gungssicherheit beispielsweise von Mellach und die Vorteile an! Der Carbon Leakage-Effekt, also CO2-Effekt, wird bei Mellach wesentlich verringert, weil alte Kohlekraftwerke im Süden Österreichs geschlossen wurden: Zeltweg mit 137 MW im


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Jahr 2000, St. Andrä mit 124 MW im Jahr 2004 und Voitsberg 3 mit 330 MW im Jahr 2006. (Abg. Dr. Pirkl­huber: Alles ohne Einspeisung!)

Durch das neue Gaskraftwerk entsteht eine niedrigere CO2-Emission von 400 000 Tonnen pro Jahr. Das alles sichert eine Grundversorgung ab, das alles ist mit Einzelheizungen nicht bewältigbar. Daher: Ich würde mich von der Illusion lösen, dass wir in Österreich keine Gaskraftwerke mehr brauchen.

Ähnliches – und da bin ich auch ein wenig irritiert – gilt dafür, was Sie zum Thema Wasserkraft sagen, weil Sie ständig nur von Großwasserkraft sprechen. Frau Kollegin Glawischnig! Wer von Großwasserkraft spricht, dem unterstelle ich jetzt einmal ge­danklich, dass er zur Wasserkraft nicht eine vollständig positive Einstellung hat, weil es natürlich eine Riesenanzahl von mittleren Kraftwerken gibt. Die zwei Kraftwerke, die jetzt beispielsweise im Bereich der UVP-Prüfung an der Mur genehmigt worden sind, sind 18 MW- und 16 MW-Kraftwerke, sind mittlere Kraftwerke. Also Wasserkraft ist, wie sie im Rahmen des Masterplans, den Herr Minister a.D. Bartenstein heute schon mehr­mals angesprochen hat, gegeben ist, die einzige größere Möglichkeit, um hier in Rich­tung erneuerbarer Energie wirklich einen großen Schritt nach vorne zu machen.

Wir agieren hier als Bundesregierung, als Land Österreich meines Erachtens, was die Zukunft anlangt, durchaus systematisch und geplant, weil dieser Masterplan auch ent­sprechend angestrebt wird und umgesetzt werden soll.

Ich muss Ihnen auch ganz ehrlich sagen, wenn am 12. Dezember der Rat in Brüssel entscheidet, dass 34 Prozent verbindlich sind, die Gaskrise am 7. Jänner kommt – ich glaube, Sie haben es auch nicht so gemeint –, dann kann die Bundesregierung ja nicht am 21. Jänner einen Masterplan vorlegen.

Das erfordert umfassende Vorarbeiten, Abstimmungen, und zu diesen Abstimmungen stehe ich auch. Aber die Einbindung aller Beteiligten gleich wieder mit einem Gipfel zu verbinden, das halte ich für einigermaßen problematisch. Wir haben einen Gipfel nach dem anderen und befinden uns eigentlich in den Niederungen der Ebene, denn diese sollten wir zuerst bewältigen. Wenn wir beispielsweise im Bereich der Verfahrensbe­schleunigung, ohne dass das gleich jemand wieder damit verbindet, dass wir hier Nachbarschafts- und Umweltrechte beeinträchtigen wollen, einfach durch besseres Monitoring, durch bessere Abstimmung der Verfahren etwas erreichen – das sind die Niederungen der Ebene, die uns schon dahin bewegen könnten, dass wir einfach schnellere Verfahren hätten, damit auch mehr Planungssicherheit und mehr Umset­zungsfähigkeit.

In diesem Zusammenhang würde ich sagen: Wir lernen aus der Krise, wir laden alle Beteiligten ein, was die Umsetzung anbelangt, sind hier auch im EU-Bereich gesamt­systematisch unterwegs. Sie wissen ja auch, dass sich die Kompetenzen teilweise erst mit dem Reformvertrag wirklich ändern und dass hier die Koordinationsrolle der EU erst wachsen muss.

Aber schauen Sie die CO2-Entwicklung beispielsweise jetzt im Rahmen der Klima­schutzziele an! Alles, was wir umsetzen, hat natürlich auch ganz konkrete Auswirkun­gen auf die Energie- und auf die Umweltproblematik insgesamt.

Daher darf ich, um die Redezeit auch einzuhalten, nun zu den einzelnen Punkten der Anfrage kommen:

Zur Frage 1:

Autarkie ist für mich nicht bloß das Streben einer Nation nach Selbstversorgung, Autar­kie steht für mich auch für Selbstgenügsamkeit und möglichst große Unabhängigkeit. In diesem Sinne kann ich der Version unseres Umweltministers von Energieautarkie


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gerne etwas abgewinnen. Ich habe schon am Vormittag gesagt, Energie sparen, Ener­gieeffizienz und insgesamt ein pfleglicher Umgang mit Energie und Rohstoffen sind un­erlässlich.

Zur Frage 2:

Aus dem Jahr 2003.

Zur Frage 3:

Der nächste umfassende Energiebericht wird am 31. März 2010 vorliegen. Mein Res­sort hat bereits im vergangenen Jahr einen Entwurf für einen neuen Energiebericht samt konzeptivem Teil erstellt. Die im Jahr 2008 auf EU-Ebene erfolgten tiefgreifenden neuen energie- und umweltpolitischen Weichenstellungen wie die Vorlage und Be­handlung des Klima-Energie-Pakets, hier vor allem der Vorschlag für eine Richtlinie zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen, das ebenfalls 2008 vorgelegte sogenannte dritte Liberalisierungspaket für leitungsgebundene Energien und schließlich der Vorschlag für einen neuen EU-Aktionsplan für Energieversorgungs­sicherheit und -solidarität haben dazu geführt, dass dieser Entwurf für einen neuen Energiebericht im Jahr 2008 nicht der formellen Behandlung durch die relevanten Insti­tutionen zugeführt worden ist.

Zur Frage 4:

Wie in meiner Beantwortung zur Frage 3 ausgeführt, wird dieser umfassende „Master­plan Energie“ per 31. März 2010 vorliegen. Dieses Datum steht eben in Zusammen­hang mit der Erfüllung europarechtlicher Verpflichtungen für erneuerbare Energien.

Zur Frage 5:

Selbstverständlich werden in den neuen Energie-Masterplan auch einschlägige Er­kenntnisse aus aktuellen Studien mit einfließen. Das bedeutet auch, dass wir die Schwerpunkte Energie- und Umweltpolitik in Richtung eines möglichst effizienten Ener­gieeinsatzes in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen und höchstmögliche wirtschaft­liche Nutzung erneuerbarer Energiequellen und Technologien ausrichten müssen.

Zur Frage 6:

Ich verweise zu dieser Frage ausdrücklich darauf, dass sich diese Forderung von der ÖVP Wien auf das Bundesland Wien bezogen hat. Die EU geht im Klima-Energie-Pa­ket von einer Verbesserung der Energieeffizienz bis 2020 um 20 Prozent gegenüber den ursprünglichen Szenarien aus. Ich halte dies für ambitioniert, aber erreichbar. Selbstverständlich hängt der Erfolg eines bundesweiten Energieplans grundsätzlich und untrennbar mit den Aktivitäten und Maßnahmen auch auf der Bundesländerebene zusammen.

Zur Frage 7:

Schon bisher war es Tradition meines Hauses, bei der Erstellung von Energieberichten und -konzepten eine breitestmögliche Beteiligung aller relevanten Institutionen und Wirtschaftsbereiche sicherzustellen. Ich werde dies auch weiterhin so handhaben. Was einen Energiegipfel in diesem Sinn anbelangt, werden wir das überlegen, aber breite Einbindung heißt ganz sicherlich in nächster Zeit Befassung und Einladung dazu.

Zur Frage 8:

Es sind für mich keine Mehrkosten sichtbar, da lediglich die Lastspitzen im Gasver­brauch abzustimmen waren, jedoch immer genügend Gas zur Verfügung gestanden ist. Lediglich zwei Kraftwerke, bei denen dies kurzfristig technisch möglich ist und ge­nügend Öl zur Verfügung gestanden ist, wurden mit Öl befeuert.


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Sowohl der Elektrizitätsmarkt als auch der Gasmarkt sind liberalisiert, und es handelt sich dabei um Angelegenheiten des Unternehmens. Wenn Sie die Preisentwicklung verfolgt haben, wissen Sie, dass der Ölpreis ja fast dieselbe Höhe hatte. Daher wird aus diesem Titel ein Schaden oder ein Nachteil schwer abzuleiten sein. Als gestern die Gaslieferungen wieder aufgenommen wurden, hat die OMV in einer ersten Stellung­nahme den entstandenen Schaden als ziemlich gering eingestuft, weil die Gaslieferun­gen ja nachgeholt werden und in der Innenverteilung bis jetzt eigentlich keine Schwie­rigkeiten vorhanden waren.

Zur Frage 9:

Eine Anzahl von zwischenzeitlich durchgeführten Studien und Untersuchungen, wie beispielsweise von einem Autorenkollektiv aus Wifo-, Wegener Zentrum Graz- und TU Wien-Mitarbeitern und so weiter hat gezeigt, dass ein Anstreben des 45-Prozent-Ziels bei erneuerbaren Energien zu enormen Kostenbelastungen und auch nachteili­gen Folgen für weite Teile der österreichischen Volkswirtschaft führen könnte.

Im Übrigen geht die österreichische Bundesregierung im Gleichschritt mit der Europäi­schen Union. Das 45-Prozent-Ziel war aus meiner Sicht eine sehr starke Vorgabe im letzten Regierungsprogramm und hat zu gewaltigen Kritiken aus verschiedensten Ex­perten- und vor allem Wirtschaftsbereichen geführt. Diese 34 Prozent, die wir jetzt mit der EU de facto abgeschlossen haben, sind sehr ambitioniert in der Umsetzung, was das Ziel betrifft. Im Wesentlichen liegen wir aber damit an vierter Stelle in der Europäi­schen Union, also wir sind durchaus im vorbildlichen Bereich angesiedelt und liegen nicht zurück.

Zur Frage 10:

Nein, da Österreich eines der hauptbetroffenen Länder des Lieferstopps war und rund zwei Drittel der österreichischen Erdgasaufbringung durch Importe aus Russland erfol­gen. Die österreichische Gaswirtschaft hat vorsorglich Erdgasmengen in den Spei­chern eingelagert, um nach dem Lieferausfall die Versorgung weiterhin aufrechtzuer­halten. Auf Basis dieser Speichermengen ist es möglich, den österreichischen Ver­brauch zu optimieren, es standen aber während des Lieferausfalls keine zusätzlichen Mengen für Exporte zur Verfügung.

Zur Frage 11 – diese habe ich zwar schon in der Generaldarstellung beantwortet, aber hier noch einmal detailliert –:

Konkrete Hilfsansuchen aus der Slowakei oder anderen europäischen Ländern für Strom- und Gaslieferungen sind an mich, mein Ministerium oder die Energie-Control nicht erfolgt; wie ich weiß, auch nicht an den Bundeskanzler oder an andere Ministe­rien. Auf dem Stromsektor sind weiters auch keine Ansuchen auf Stromlieferungen auf kommerzieller Basis erfolgt; ich nehme an, auch nicht auf sonstiger Basis. Auf dem Gassektor wurde seitens slowakischer Unternehmen an die EconGas GmbH mit einer kommerziellen Lieferanfrage herangetreten. Hiezu wurde die Kipp-Pipeline zwischen Baumgarten und der slowakischen Grenze geöffnet, um den Transport von 50 Millio­nen Kubikmetern – allerdings nicht aus Beständen der EconGas, sondern offensichtlich aus deutschen Beständen – abzuwickeln.

Davon unabhängig sind auch in andere Länder von internationalen Versorgern Durch­lieferungen von Erdgas durch Österreich erfolgt.

Zur Frage 12:

Der operative Betrieb von Gaspipelines und die Abwicklung von Transitlieferungen sind keine dem BMWA obliegenden Vollzugsangelegenheiten. Dies wird als Angelegenheit der Unternehmungen angesehen. Der behauptete Vorfall ist meinem Haus auch nicht bekannt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 155

Zur Frage 13:

Gemessen an der Netto-Importtangente – Importe minus Exporte in Prozent des Bruttoinlandsverbrauchs – lag die Auslandsabhängigkeit der österreichischen Energie­versorgung im Jahr 2007 bei 68,8 Prozent, was gegenüber dem Jahr 2006 einem Rückgang von 3 Prozentpunkten entspricht. Die Ausgaben für Energieimporte beliefen sich 2006 auf insgesamt 11,73 Milliarden €, davon entfielen 7,38 Milliarden € auf Öl, 2,44 Milliarden € auf Gas und 1,37 Milliarden € auf Strom.

Im Jahr 2007 betrugen die Ausgaben für Energieimporte insgesamt 11,15 Milliarden €. Das sind insgesamt minus 4,9 Prozent, wovon auf Öl 7,16 Milliarden € – minus 2,9 Prozent –, auf Gas 2,11 Milliarden € – minus 13,6 Prozent – und auf Strom 1,27 Milliarden € – minus 7,2 Prozent – entfielen.

Für das Jahr 2008 liegen noch keine Daten vor.

Zur Frage 14:

Aus der jüngsten langfristigen Planung 2008 der AGGM geht hervor, dass das Kraft­werk Riedersbach, das Kraftwerk Klagenfurt und ein Kraftwerksprojekt in Simmering berücksichtigt worden sind. Laut der langfristigen Planung 2008 der AGGM wird der Gasverbrauch in der Regelzone Ost von 7,06 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2007 auf 13 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2020 steigen.

Zu den Fragen 15 und 16:

Dazu liegen dem BMWA keine Daten vor, auch ist das keine Frage der Vollziehung. Es wäre Aufgabe im Rahmen einer Studie, die entsprechende Wertschöpfung und auch den Arbeitsplatz schaffenden Aspekt darzustellen.

Zur Frage 17:

Ausdrücklich möchte ich festhalten, dass sich die Energieeffizienz-Richtlinie in der Um­setzung befindet. Nachdem der erste nationale Energieeffizienz-Aktionsplan zeitge­recht mit Ende Juni 2007 der Europäischen Kommission zugeleitet wurde, haben die Umsetzungsarbeiten unmittelbar danach begonnen. Eine auf der Richtlinie fußende Vereinbarung gemäß Artikel 15a B-VG mit den Bundesländern wurde vorbereitet, ist durch das Regierungsprogramm mittlerweile überholt. Selbstverständlich – das zeigt auch „Report“ und anderes – wird auch der öffentliche Sektor selbst einen adäquaten Beitrag leisten oder zu leisten haben, insbesondere im Rahmen des Beschaffungswe­sens, aber auch im Bereich der wärmetechnischen Verbesserung im eigenen Gebäu­debestand, wie gerade vorhin angemerkt.

Zur Frage 18:

Zur Anzahl der Verträge im Ökostrom-Bereich ist zu sagen: im Jahr 2007 5 184 Verträge, Leistungen in mw: 1 793,8; im Jahr 2008: 5 164 Verträge, 1 577 mw. Nach Anlagen wird nicht gezählt, sondern es kann sein, dass beispielsweise mehrere Anlagen in einem Vertrag beinhaltet sind.

Zu den Kontingenten und deren Ausschöpfung: Es wurde, mit Ausnahme der Photovol­taik – 100 Prozent Ausschöpfung –, bei Biogas 41 Prozent ausgeschöpft, bei Biomasse 55 Prozent, bei Wind 22 Prozent an Ausschöpfung der Unterstützungsvolumina im Jahr 2008 vorgenommen.

Die im Juli 2008 vom Parlament beschlossene 2. Ökostromgesetz-Novelle 2008, die mit Bundesgesetzblatt Nr. 114/2008 am 8. August 2008 veröffentlicht wurde, hebt die jährlichen Zusatzförderungsmittel für Ökostrom um rund 25 Prozent von derzeit 17 Mil­lionen auf 21 Millionen € an. Damit können bis 2015 zusätzliche 500 Millionen € in den Ausbau und die Förderung von Ökostrom investiert werden.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 156

Gemäß dieser Novelle wird der Anteil des Ökostroms – Schwerpunkte Wasserkraft, Windkraft und Biomasse – bis 2015 auf 15 Prozent verdoppelt werden. Weiters werden die Tarife für sämtliche Ökostromtechnologien neu bewertet, um notwendige Anreize für Investitionen zu gewährleisten. Statt bisher 11,25 Jahre Tariflaufzeit gelten 15 Jahre Tariflaufzeit für Biomasse und Biogas und 13 Jahre für alle anderen Ökostrom-Techno­logien.

Die jüngste Novelle des Ökostromgesetzes, also die 2. Ökostromgesetz-Novelle 2008 wurde noch vor der Sommerpause parlamentarisch beschlossen, dann nach Brüssel zur Notifizierung versendet und hängt, was die beihilfenrechtliche Genehmigung an­langt, noch von der Kommission ab. Eine Genehmigung durch die Kommission konnte trotz aller Bemühungen meines Ministeriums bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht erreicht werden. Wir haben die im Dezember an uns gestellten Fragen umgehend beantwortet und hoffen, dass demnächst eine Erledigung erfolgt.

In Anbetracht des Umstandes, dass die 2. Ökostromgesetz-Novelle noch nicht in Kraft getreten ist, wird von meinem Ministerium natürlich zurzeit keine neuerliche Novellie­rung vorbereitet. Sollte sich das Ganze noch verzögern, wird man über entsprechende Maßnahmen nachdenken und wahrscheinlich auch hier beraten müssen.

Zur Frage 20:

Am 13. Jänner 2009 wurden folgende Gegebenheiten gemeldet:

Gasverbrauch: 44,8 Millionen Kubikmeter pro Tag; Gasproduktion plus Speicherent­nahme: 33,8 Millionen Kubikmeter pro Tag; Gasimport: 10,0 Millionen Kubikmeter pro Tag; Transitmenge; 16 Millionen Kubikmeter pro Tag.

Zur Frage 21:

Was die Aufschlüsselung für Haushalte und Industrie anlangt, bitte ich, das den Charts zu entnehmen, die wir von der E-Control und der OMV auch im Rahmen des Sicher­heitsrates erhalten haben. Wir gehen davon aus, gemäß den im Energielenkungsbeirat getätigten Aussagen der OMV, dass wir bei erwarteter Witterung und einem entzerrten Verbrauch seitens der Großunternehmungen bis drei Monate die Versorgung gewähr­leisten können. Diese Aussage steht im Raum und ist durch die konkrete Abwicklung auch nicht widerlegt worden.

Zur Frage 22:

Nach den dem BMWA vorliegenden Informationen hat die EconGas mit dem russi­schen Unternehmen Gazprom Export im September 2006 einen bis zum Jahr 2027 laufenden Gasliefervertrag abgeschlossen. Konkrete Vertragsinhalte sind vertrauliche Unternehmensinformationen; überdies ist das auch keine Angelegenheit der Vollzie­hung.

Zur Frage 23:

Es handelt sich dabei um eine vertrauliche Unternehmensinformation, und es gilt Glei­ches wie eben: Es ist das keine Frage der Vollziehung. (Abg. Mag. Kogler: Eigentümer sind wir schon auch!) – Es ist Sache des Unternehmens, zu entscheiden, inwieweit in den Beziehungen zu seinen Lieferanten von rechtlichen Schritten Gebrauch gemacht wird. Ich habe schon bei mehreren anderen Punkten ausgeführt: Meiner Meinung nach ist die Empfehlung – ich halte sonst sehr viel von der Kommission – an die Firmen, Schadenersatzforderungen zu überlegen, eine problematische Empfehlung, was die Beweisbarkeit der Forderung anlangt. Es liegt aber eben am einzelnen Unternehmen in der Gesamtbewertung, sich für eine Klage zu entscheiden oder nicht. Da Österreich eben nicht Vertragspartner ist, stellt sich eine Klagssituation für die Republik nicht.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 157

Zur Frage 25:

Die Gazprom ist ein privatrechtlich strukturiertes und ein nach wirtschaftlichen Grund­sätzen agierendes Unternehmen. Es steht ihr daher frei, ihre Markttätigkeit im Rahmen der nationalen, gemeinschaftsrechtlichen und internationalen Bestimmungen zu gestal­ten. Die Entscheidung über eine Beteiligung der Gazprom an der Gasversorgungsinfra­struktur in und nach Österreich obliegt daher der Gazprom selbst sowie den auf die­sem Gebiet in Österreich tätigen Unternehmen OMV, Rag, „Nabucco Gas Pipeline In­ternational“ und so weiter.

Meine Damen und Herren, das ist der in schriftlicher Form vorliegende und von mir jetzt wiedergegebene Teil der Beantwortung. Es tut mir leid, dass das sprachlich relativ komprimiert war.

Ich darf zusammenfassen: Wir ziehen aus der gesamten Situation die Konsequenz, dass wir selbstverständlich eine intensive Weiterentwicklung der gesamten Energiever­sorgung in Österreich vornehmen müssen – unter Einbeziehung aller Betroffenen. Ich bin mir aber sicher, dass wir im internationalen Gleichklang sowohl Preissituation und Preisentwicklung als auch Versorgungssicherheit in ausreichendem Maß in den nächs­ten Jahren gewährleisten beziehungsweise auch verbessern können. – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

15.51


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Danke.

Wir gehen nunmehr in die Debatte ein.

Ich mache darauf aufmerksam, dass gemäß der Geschäftsordnung kein Redner/keine Rednerin länger als 10 Minuten sprechen darf, wobei jedem Klub eine Gesamtredezeit von 25 Minuten zukommt.

Als Erste gelangt Frau Abgeordnete Mag. Brunner zu Wort. Sie hat sich eine Redezeit von 8 Minuten vorgenommen. – Bitte.

 


15.52.01

Abgeordnete Mag. Christiane Brunner (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Ho­hes Haus! Herr Minister! Danke für die Beantwortung unserer Fragen, die nicht ganz zu unserer Zufriedenheit ausgefallen ist. Zuallererst einmal: Wir haben uns in Zeiten der Krise nicht nur verbale Bekundungen von Ihnen gewünscht, sondern auch ein tatsächli­ches Tun, ein Tun, das uns aus dieser Krise herausführt. Die Berufung auf die größten Gasspeicher in Europa zeigt nach wie vor: Sie haben aus der Krise nichts gelernt, denn es geht nicht darum, das System zu verstärken und uns weiter abhängig zu ma­chen, sondern uns in Zukunft der Gefährdung durch solche Krisen nicht mehr auszu­setzen.

Sie haben davon gesprochen, dass die Kosten für das 45-Prozent-Ziel viel zu hoch sind. – Uns ist bekannt, dass die von Ihnen zitierte Studie nicht einmal die 34 Prozent der erneuerbaren Energieträger für möglich gehalten hat. Hier auf die Kosten hinzuwei­sen ist schon auch ein bisschen eigenartig, denn offenbar sind die 40 Millionen €, die wir im Jahr für den Euratom-Vertrag ausgeben, die 11,73 Milliarden € für fossile Im­porte, die Sie genannt haben, und die 4 Milliarden € für die neuen Gaskraftwerke nicht zu hoch.

Wenn Sie jetzt auch über den Ausbau der Wasserkraft sprechen, dann sollten wir nicht nur über Ausbau und CO2-Emissionen reden, sondern auch über die Wasserrahmen­richtlinie, die Sie umzusetzen haben. Diese sieht den Ausbau von Wasserkraft nur vor, soweit das auch ökologisch verträglich ist. Dabei ist auch der Zustand der Fließgewäs­ser zu berücksichtigen und nicht allein der Ausbau der Wasserkraftwerke.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 158

Wo also die Prioritäten in der Energieversorgung liegen, ist heute ganz klar herausge­kommen: im Ausbau der weiteren Gaskraftwerke, von Großkraftwerken. Sie haben selbst erwähnt, das würde den Gasverbrauch um bis zu 50 Prozent bis zum Jahr 2020 steigern, 10 Millionen Tonnen mehr CO2 verursachen und damit auch unsere Abhän­gigkeit weiter erhöhen.

Ich bringe dazu folgenden Antrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend einen Ausbaustopp für neue Gaskraftwerke und neue Gasleitungen, insbesondere die Tauerngasleitung

Der Nationalrat wolle beschließen:

„1. Die Bundesregierung wird aufgefordert, ihre Eigentümerrechte an der Verbundge­sellschaft und der OMV einzusetzen, um ein Moratorium für den Zubau von neuen Gaskraftwerken, insbesondere in Klagenfurt (K), Zeltweg (ST) und Dürnrohr (NÖ) und weiterer Gasleitungen zu erreichen, solange kein akkordierter Energieplan für Öster­reich beschlossen wurde.

2. Die Bundesregierung wird aufgefordert, mit den Ländern in Gespräche einzutreten, damit diese ihre Eigentümerrechte an den Landesstrom- und Gasgesellschaften ein­setzen, um ein Moratorium für den Zubau von neuen Gaskraftwerken sowie weiterer Gasleitungen, insbesondere der Tauerngasleitung, zu erreichen, solange kein akkor­dierter Energieplan für Österreich beschlossen wurde.“

*****

Genau das ist es, was wir für Österreich brauchen: einen akkordierten Energieplan. Der weitere Ausbau der Gaskraft steht einem De-facto-Stopp beim Ökostromausbau gegenüber. Offenbar sind die Rahmenbedingungen hier so schlecht, dass die Mittel, die jetzt schon zur Verfügung stehen würden, nicht einmal ausgenützt werden. Das können Sie leider nicht schönreden, hier bedarf es schon weit mehr Anstrengungen in Zukunft. (Beifall bei den Grünen.)

Wir brauchen also einen akkordierten Energieplan, einen integrierten Energieplan, der vor allem auch Energieeffizienz berücksichtigt, und darüber haben Sie in Ihren Master­plänen, Energieplänen, wie auch immer Sie das nennen, kein einziges Wort verloren. Das ist aber die entscheidende Maßnahme, um Unabhängigkeit in der Wärmeversor­gung, in der Stromversorgung auch tatsächlich schaffen zu können.

Ich bringe dazu ebenfalls einen Entschließungsantrag der Abgeordneten Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Vorlage eines Energieplans für Österreich bis 2030 in die Debatte ein. – Es wurde mit dem Präsidium besprochen, dass dieser An­trag verteilt wird, ich werde ihn daher jetzt nur grundsätzlich erläutern.

Es geht darum, den Energieplan auf Sparen, auf Effizienz zu stützen, um den Energie­verbrauch reduzieren zu können, denn jede Megawattstunde, die wir nicht produzieren müssen, schont Ressourcen – auch bei den Erneuerbaren, auch die stehen uns nicht unendlich zur Verfügung.

Wir brauchen einen konsequenten Ausstieg aus fossiler und atomarer Energie. Wir müssen unseren Energieverbrauch senken und konsequent auf erneuerbare Energie umsteigen. Das ist möglich. Im Strombereich können wir es auf 100 Prozent bis 2020 schaffen und im Wärmebereich – für die Energieversorgung der Haushalte, denn um deren Abhängigkeit geht es ja vor allem auch, um deren Abhängigkeit auch von Gas-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 159

und Ölpreissteigerungen – für Haushalte, Gewerbe und Dienstleistungen auf 100 Pro­zent bis zum Jahr 2030. (Beifall bei den Grünen.)

Wir haben uns dazu auch konkrete Maßnahmen überlegt, die Sie gerne aufgreifen kön­nen. Wie gesagt: zuallererst Energieeffizienz und endlich technische Standards, ein nationales Energieeffizienzgesetz sozusagen von Elektrogeräten bis hin zu den Fahr­zeugen, Energie sparen – ist heute schon angesprochen worden – vor allem im Be­reich der Gebäudesanierung. Hier muss die Rate bis zu 3 Prozent angehoben werden. Die Defizite, die hier vor allem im öffentlichen Bereich liegen, sind schon genannt wor­den. Ganz nebenbei könnten durch Gebäudesanierungsmaßnahmen laut Wifo auch 36 000 Arbeitsplätze geschaffen werden; das soll auch nicht unerwähnt bleiben. Dazu braucht es aber nicht nur 100 Millionen €, sondern eine Sanierungsoffensive in der Hö­he von 1 Milliarde €.

Wir brauchen einen konsequenten Umstieg, ein Heiztauschprogramm, um den Haus­halten den Umstieg zu erleichtern, und endlich ein Ökostromgesetz, das seinen Namen verdient. Dazu brauchen Sie eigentlich nur das deutsche Gesetz abzuschreiben, ein Gesetz mit langfristigen Zielen, mit entsprechenden Fördermitteln und mit Finanzie­rungssicherheit.

Auch im Verkehr ist, glaube ich, ein Umdenken ganz wesentlich, um auch hier nicht wieder an veralteten Strukturen, an bisherigen Strukturen festzuhalten, sondern nach­haltige Verkehrssysteme und Energiesysteme zu installieren. (Beifall bei den Grünen.)

Wir stehen jetzt, glaube ich, vor einer sehr wichtigen Entscheidung für die Zukunft: Wollen wir abhängig bleiben von Russland oder auch irgendwelchen anderen Ländern, wollen wir damit auch der Atomlobby den Rücken stärken – oder wollen wir die Ener­gieversorgung in Österreich unabhängig gestalten, basierend auf erneuerbaren Ener­gieträgern? Wollen wir eine leistbare Energieversorgung für die österreichische Bevöl­kerung und dadurch auch noch Arbeitsplätze schaffen? – Das ist jetzt Ihre Entschei­dung. Wir erwarten uns endlich entsprechendes Handeln und entsprechende Maßnah­men! – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

15.59


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete, Sie haben zwei Entschlie­ßungsanträge eingebracht. Der Entschließungsantrag betreffend Ausbaustopp für neue Gaskraftwerke ist ordnungsgemäß eingebracht und steht mit in Verhandlung.

Der Entschließungsantrag betreffend Vorlage eines Energieplans wurde in seinen Eck­punkten ausreichend erläutert, wird aufgrund seines Umfangs gemäß § 53 Abs. 4 der Geschäftsordnung an die Abgeordneten verteilt und steht ebenfalls mit in Verhandlung.

Die beiden Anträge haben folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Brunner, Freundinnen und Freunde betreffend einen Ausbaustopp für neue Gaskraftwerke und neue Gasleitungen, insbesondere die Tauerngasleitung

eingebracht im Zuge der Debatte zur dringlichen Anfrage betreffend Versagen und Orientierungslosigkeit der Bundesregierung in der Energiepolitik

Die aktuelle Versorgungskrise bei Erdgas belegt drastisch die fatale Abhängigkeit Ös­terreichs von diesem Energieträger. Die Energiepolitik der Bundesregierung zeigt kei­nerlei Ansätze, dieser Entwicklung gegen zu steuern, im Gegenteil:

Das Regierungsprogramm forciert den Bau weiterer Großkraftwerke und Gasleitungen und sieht den Abbau von Umweltstandards in den Genehmigungsverfahren vor.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 160

Zusätzliche Gaskraftwerke und mangelnde Effizienzvorgaben etwa im Gebäudebereich werden den Gasverbrauch und die Auslandsabhängigkeit Österreichs dramatisch erhö­hen: Die Prognosen der Gaswirtschaft gehen von einem Zuwachs von rd. 50 % bis 2020 aus.

Das würde auch einen drastischen Anstieg der Importabhängigkeit von Erdgas nach sich ziehen.

In der langfristigen Planung der österreichischen Gaswirtschaft sind bereits 11 neue Gaskraftwerke mit 6.200 MW elektrischer Leistung mit eingeplant. Sie würden rund 4 Mrd. Euro kosten und 6 Mrd. m³ Erdgas jährlich brauchen – das wären drei Viertel des derzeitigen Jahresverbrauchs. Nebenprodukt: 12 Mio. t CO2-Emissionen. Das ze­mentiert auch Österreichs falschen Weg beim Klimaschutz und steht im Widerspruch zu den EU-Zielen.

Gewaltige Investitionssummen in Milliardenhöhe für Gaskraftwerke und -leitungen ste­hen einem de-facto-Ausbaustopp bei Ökostrom entgegen. Auch die im Regierungspro­gramm für Gebäudesanierung veranschlagten Mittel sind wesentlich zu niedrig dotiert. Damit verschenkt Österreich Chancen auf grüne Investitionen und zehntausende grüne Arbeitsplätze in Österreich.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„1. Die Bundesregierung wird aufgefordert, ihre Eigentümerrechte an der Verbundge­sellschaft und der OMV einzusetzen, um ein Moratorium für den Zubau von neuen Gaskraftwerken, insbesondere in Klagenfurt (K), Zeltweg (ST) und Dürnrohr (NÖ) und weiterer Gasleitungen zu erreichen, solange kein akkordierter Energieplan für Öster­reich beschlossen wurde.

2. Die Bundesregierung wird aufgefordert, mit den Ländern in Gespräche einzutreten, damit diese ihre Eigentümerrechte an den Landesstrom- und Gasgesellschaften ein­setzen, um ein Moratorium für den Zubau von neuen Gaskraftwerken sowie weiterer Gasleitungen, insbesondere der Tauerngasleitung, zu erreichen, solange kein akkor­dierter Energieplan für Österreich beschlossen wurde.“

*****

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Brunner, Freundinnen und Freunde betreffend Vorlage eines Ener­gieplans für Österreich bis 2030

eingebracht im Zuge der Debatte zur Dringlichen Anfrage betreffend Versagen und Orientierungslosigkeit der Bundesregierung in der Energiepolitik

„Die derzeitigen Trends von Energieversorgung und –verbrauch sind eindeutig nicht zukunftsfähig, in ökologischer ebenso wie in wirtschaftlicher oder sozialer Hinsicht. Das kann jedoch – und muss auch – geändert werden. [..]

„Dazu bedarf es nichts Geringerem als einer Energierevolution.“

Internationale Energieagentur (IEA), World Energy Outlook 2008


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 161

Die Erdgas-Versorgungskrise hat die fatale Energie-Abhängigkeit Österreichs und der EU gezeigt: Österreich ist zu mehr als 70 Prozent von Energieimporten abhängig und deckt seinen Energiebedarf zu knapp 80 Prozent aus fossilen, nicht erneuerbaren Energiequellen (Öl, Gas, Kohle, Atomstrom). Die Importabhängigkeit steigt ebenso seit Jahren wie die Energieimporte selbst.

Bei Erdgas ist Österreich zu mehr als 80% von Importen abhängig, weniger 20% kön­nen aus eigener Förderung gedeckt werden. Die Importabhängigkeit konzentriert sich dabei stark auf Russland. 60% des österreichischen Erdgasverbrauchs kommen aus Russland. Bei Erdöl (93%) und Kohle (84%) ist die Importabhängigkeit sogar noch deutlich höher als bei Erdgas. Auch Atomstrom bedeutet eine Abhängigkeit von Roh­stoffquellen außerhalb Europas. Die EU ist bei Uran zu 95% von Importen abhängig, Hauptlieferland: Russland.

Geschieht nichts, wird der österreichische Energiebedarf bis 2020 insgesamt um fast 20 Prozent steigen, der Gasbedarf sogar um 50 Prozent. Die gefährliche Abhängigkeit würde sich weiter dramatisch erhöhen.

In Österreich wird der Bau von neuen Gaskraftwerken von 6.200 MW diskutiert, die al­leine drei Viertel des derzeitigen Jahresgasbedarfs verbrauchen würden. Das bedeutet elf Gaskraftwerke mit Investitionskosten von 4 Milliarden Euro. Der gleichzeitig nötige Ausbau von Gaspipelines in Österreich würde weitere 1,5 Milliarden Euro verschlingen. Selbst wenn nicht alle geplanten Gaskraftwerke realisiert werden geht die Gaswirt­schaft von einem Verbrauchswachstum bei Erdgas von 50 Prozent bis 2020 aus. Da­durch würde weiter in die steigende Energieabhängigkeit investiert werden.

Insgesamt haben die beiden großen Energiekrisen der vergangenen Jahre – die aktu­elle Gaskrise und die extrem hohen Ölpreise in den Jahren 2006 bis 2008 – die große Verletzlichkeit Europas und Österreichs durch die massive Abhängigkeit von Energie­importen gezeigt. Letztlich sind es die BürgerInnen, die unter hohen Preisen oder Lie­ferstops zu leiden haben. Niemand, schon gar nicht die Bundesregierung, kann eine Garantie abgeben, dass solche Krisen in der Zukunft nicht wieder auftreten und sich verschärfen. Es darf daher nicht im Verwalten der Krise steckengeblieben werden. Es müssen jetzt die Weichen für einen großangelegten, radikalen Umbau unserer Ener­gieversorgung gestellt werden. Ein Beenden der teuren und gefährlichen Abhängigkeit von Öl-, Gas- und Atomstromimporten ist machbar. Was fehlt ist ein koordinierter Ener­gieplan für Österreich.

Beispiele aus anderen Ländern zeigen, wie eine langfristige Energiekonzeption ausse­hen kann:

Schweiz: 2004 bis 2007 wurden die Arbeiten für Energieperspektiven bis ins Jahr 2035 durchgeführt. Die Resultate des breit angelegten Diskussionsprozesses bilden die Grundlage für die politische Diskussion zur künftigen Ausgestaltung der schweizeri­schen Energie- und Klimapolitik nach dem Auslaufen des aktuellen Energieprogramms EnergieSchweiz im Jahr 2010.

Deutschland: Das Integrierte Energie- und Klimaprogramm (IEKP) der Bundesregie­rung wurde 2006 / 2007 erarbeitet. Drei Arbeitsgruppen legten Szenarien als Grundla­ge für eine Gesamtenergiekonzept vor, drei hochrangig besetzte Energiegipfel beglei­teten den Prozess auf politischer Ebene.

Eines muss klar sein: Österreich darf nach Ende dieser Krise nicht zur Tagesordnung übergehen. Die Bundesregierung darf sich nicht auf die Verwaltung der aktuellen Krise beschränken, sondern muss die nötigen Lehren aus der Krise ziehen und einen groß­angelegten Strukturwandel in der österreichischen Energieversorgung einleiten mit dem Ziel, Österreich unabhängig von gefährlichen und teuren Öl-, Gas- und Atom­strom-Importen zu machen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 162

Dazu braucht es einen gesamthaften Energieplan. Zwar existieren seitens der Bundes­regierung bereits eine Vielzahl von Plänen und Konzepten im Energiebereich, sie wur­den aber in der Regel anlassbezogen oder nur aus Verpflichtungen der EU gegenüber erstellt. Sie sind völlig unkoordiniert und werden meist nicht einmal umgesetzt. Diese punktuellen Konzepte sind bei weitem zu wenig und ökologisch wie ökonomisch sub­optimal.

Ein neuer, umfassender „Energieplan für Österreich“ soll eine langfristige Strategie so­wohl für die Angebots- als auch für die Nachfrageseite von Energie als auch für die Raumentwicklung und Infrastrukturplanung vorgeben. Mit diesem Energieplan ist es möglich, den Energiesektor nachhaltig umzubauen.

Auch der vom Ministerrat angekündigte Masterplan für erneuerbare Energie läuft Ge­fahr, Stückwerk zu bleiben und ein ähnliches Schicksal zu erleiden wie alle Pläne bis­her: Das Ziel der 34% erneuerbare Energien bis 2020 sind eine Vorgabe der EU, eben­so die Notwendigkeit der Erstellung eines Aktionsplans zur Erreichung dieses Ziels. Im Bereich Energieeffizienz werden vom Ministerrat keinerlei Ziele erwähnt.

Die Krisen in der Energieversorgung zeigen, dass eine Energiewende notwendig ist. Sie hätte zahlreiche unbestreitbare Vorteile für die österreichische Bevölkerung und die Volkswirtschaft:

Österreich wird im Energiebereich krisensicher: Die Abhängigkeit von (unkalkulierbar teurer werdenden und unverlässlichen) Energieimporten sinkt.

In Österreich können bis zu 100.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden.

Die Wende in der Energiepolitik wirkt stark konjunktur-belebend, ist ein Wachstumspro­gramm für die heimische Wirtschaft und steigert Exportchancen.

Energie bleibt für die KonsumentInnen leistbar.

Die Energiewende ist der Schlüssel zum Klimaschutz.

Österreich wäre das erste Land der Welt, dass diesen Weg geht.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft sowie die Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie werden aufgefordert, einen Energieplan für Österreich bis 2030 mit einem Ausblick auf 2050 mit folgenden Eck­punkten zu erarbeiten:

Der Energieplan soll unter Einbindung aller relevanten Akteure erarbeitet werden und einen Paradigmenwechsel in der Energiepolitik einleiten. Grundlage darf nicht mehr al­lein der aus der Vergangenheit fortgeschriebene Energieverbrauch sein. Stattdessen sollen die Bedürfnisse nach Energiedienstleistungen durch eine ökologisch, sozial und ökonomisch optimale Versorgung sichergestellt werden. Durch ein langfristiges Ener­gieszenario und einen verbindlichen Pfad für Reduktion von Treibhausgasen sollen für Industrie und E-Wirtschaft Planungssicherheit und für die KonsumentInnen eine stabi­le, leistbare und sichere Energieversorgung gewährleistet werden. Raumplanung und Infrastrukturplanung sollen integrierte Teile des Energieplans.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 163

Der Energieplan soll folgenden Zielen und Leitlinien folgen:

Ausstieg aus fossilen Energieträgern und Atomstromimporten

Senkung des Energieverbrauchs, drastische Steigerung der Energieeffizienz

Ausbau erneuerbarer Energieträger

Gas nur als Übergangsbrennstoff für die Industrie

Im Strombereich 100% erneuerbare Energien bis 2020

Im Wärmebereich (Haushalte, Gewerbe) 100% erneuerbare Energien bis 2030

Für die Bereiche Strom, Wärme und Verkehr muss ein langfristiges Szenario bis 2030 erarbeitet und mit konkreten Maßnahmen hinterlegt werden. Wesentliche Maßnahmen­bereiche sind:

a) Anhebung der Energieeffizienz durch technische Effizienzvorgaben und gezielte Förderung: Vom Bereich der Gebäude (Passivhausstandard im Neubau verpflichtend) bis zu den Elektrogeräten und zu den Fahrzeugen: Die Vorschriften für Energieeffi­zienz müssen angehoben, Energiefresser verboten werden. Energieeffiziente Produkte müssen besser gekennzeichnet werden. Erstellung und Gesetzesbeschluss über einen nationalen Energieeffizienzplan. Einrichtung eines Energieeffizienzfonds, der u.a. eine flächendeckende Energiesparberatung in allen österreichischen Haushalten und Be­trieben anbietet.

b) Massive Investitionen in die Gebäudesanierung: Die Sanierungsrate muss umge­hend angehoben werden, langfristig auf 3 Prozent. Zusammen mit einer Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien – Stichwort Kesseltausch – kann da­mit die Raumwärmeversorgung bis 2030 vollständig erneuerbar gestaltet werden. Laut WIFO entstehen alleine damit 36.000 Arbeitsplätze. Die Mittel für die Sanierung müs­sen einerseits durch Umschichtungen in der Wohnbauförderung werden, zusätzlich müssen aber massiv zusätzlich öffentliche Gelder zur Verfügung gestellt und Anreize für Investitionen von Privaten gesetzt werden, etwa auf steuerlicher Seite. Es braucht eine öffentlichen Anreizfinanzierung von min. 1 Mrd. Euro jährlich.

c) Umstellung auf ein erneuerbares Wärmeversorgungssystem. Für Neubauten darf generell keine fossile Wärmeerzeugung mehr gefördert werden, zusätzlich eine Solar­anlagenpflicht für alle Neubauten, bei denen kein Nah- oder Fernwärmeanschluss möglich ist. Heizungs-Umstellung von 800.000 Haushalten auf erneuerbare Energieträ­ger (Holz / Pellets und Solaranlagen) bis 2020. Heizungstauschprogramme nach Art eines Contracting-Modells.

d) Neues Ökostromgesetz: Beispielgebend ist das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz. Mit seinen langfristigen Zielen, keinem Förderdeckel, garantierten aber voraus­sehbar sinkenden Tarifen führt es erneuerbare Energie sukzessive in den Markt ein und ist zu einem Jobmotor in Deutschland geworden.

e) Ein bedarfsgerechter Gesamtverkehrsplan, der mit dem Energieplan korrespondiert, Nachfrageänderungen aufgrund der Ölpreisentwicklung berücksichtigt, Verkehrsver­meidung und Verlagerung auf energieeffizientere Verkehrsträger in den Mittelpunkt stellt und ebenfalls einer Strategischen Umweltprüfung zu unterziehen ist.

f) Kostenwahrheit für Energie durch eine ökologisch soziale Steuerreform herstellen: Belastung nicht erneuerbarer, treibhausgasrelevanter Energieträger (Kohle, Öl, Gas), aufkommensneutral, gleichzeitig Senkung der Steuern auf Faktor Arbeit.“

*****

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 164

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Kat­zian mit einer Redezeit von 7 Minuten zu Wort. – Bitte.

 


16.00.15

Abgeordneter Wolfgang Katzian (SPÖ): Frau Präsidentin! Frau Bundesministerin! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, niemand hier im Raum wird in Frage stellen, dass die wichtigste Lehre, die wir aus der Gaskrise ziehen müssen, die ist, dass es das oberste, jedoch auch ein mittel­fristiges Ziel sein muss, unabhängiger von fossilen Energiequellen zu werden. Ich muss an dieser Stelle aber wiederholen, was ich heute am Vormittag schon gesagt ha­be, dass das nicht in einem Schritt von heute auf morgen gehen wird, sondern dass wir dafür Zeit brauchen, eine bestimmte Zeitspanne, die sich zum heutigen Tag nicht ge­nau festlegen lässt. Anderes zu behaupten ist zumindest nach meiner Meinung unse­riös. Daher müssen wir jetzt alles tun, um die Versorgung mit Gas sicherzustellen bis zu dem Zeitpunkt, wo wir nicht mehr in diesem Ausmaß von fossilen Energiequellen abhängig sind.

Bei der Sicherstellung der Versorgung mit Gas dürfen wir das Ziel nicht vernachlässi­gen, Zugang zu verschiedenen Energielieferanten zu bekommen. Die Pipelineprojekte wie „Nabucco“ und andere sind, glaube ich, nicht als Selbstzweck zu sehen, sondern genau in dem Kontext, den ich eben angesprochen habe.

Wir haben es heute schon von verschiedensten Rednerinnen und Rednern in der Aktu­ellen Stunde gehört, und ich glaube, auch da sind wir uns einig: Wir müssen stärker als je zuvor auf Energieeffizienz sowie auf Energiesparen setzen. Hierbei gibt es verschie­dene Ansatzpunkte. So müssen wir auf der einen Seite entsprechende Anreize setzen beziehungsweise Maßnahmen wie kostenlose Energieberatungen, die im Regierungs­programm verankert sind, umsetzen.

Eine zentrale Frage in diesem Zusammenhang muss auch sein, wie wir es sozial schwächeren Haushalten ermöglichen, entsprechende Maßnahmen umzusetzen. Und ich denke dabei auch an jene Haushalte, die bei noch so guten und noch so hohen Förderungsbeträgen einfach nicht die Möglichkeit haben, selbst einen Beitrag zu leis­ten. Hier wird es darum gehen, sich andere Maßnahmen zu überlegen, wie diese Haushalte trotzdem berücksichtigt werden können.

Ich möchte jedoch auch die im Ministerrat beschlossene Reform des Klima- und Ener­giefonds ansprechen. Diese wird aus meiner Sicht die Effizienz des Fonds erhöhen und es ermöglichen, die Fokussierung der Forschungstätigkeiten des Klima- und Ener­giefonds auf Verbesserung der Energieeffizienz besser umsetzen zu können.

Was in Zukunft auch in Österreich keine Rolle spielen wird, ist die Atomenergie. Ich verstehe schon, dass verschiedene Äußerungen von ehemaligen Politikern und ande­ren Persönlichkeiten in diese Richtung Anlass zur Sorge oder zur Diskussion geben. Ich möchte für die Fraktion der Sozialdemokraten hier klar festhalten, dass die Atom­energie für uns keine Zukunftsoption ist. Und ich gehe auch davon aus, dass der Kon­sens zwischen allen Parlamentsparteien in diesem Haus, dass Atomkraft keine Zu­kunftslösung ist, weiter besteht und dass sich auch an der österreichischen Position dazu innerhalb der Europäischen Union nichts ändern wird. (Beifall bei der SPÖ.)

Ich erwarte von der Bundesregierung, dass sie ihre Bemühungen weiter fortsetzt, wie das auch im Regierungsprogramm drinnen steht, eine Reform des Euratom-Vertrages zustande zu bringen, indem der Förderzweck eliminiert und der Schutzzweck ausge­baut wird.

Nicht zuletzt die verschiedenen Initiativen unserer Nachbarstaaten zeigen, dass sich die Atomlobby im Aufwind befindet. Österreich muss deshalb auch auf der europäi-


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schen Ebene neue, nachhaltige Energieinitiativen unterstützen, um die Abhängigkeit Europas von der Nuklearenergie zu verringern.

Wie bereits mehrfach erwähnt: Der sofortige hundertprozentige Verzicht auf fossile Energieträger wird nicht möglich sein, sicherlich jedoch ein schrittweises Vorgehen. Dabei muss die Wasserkraft eine große Rolle spielen, und da stehe ich zu dem, was ich am heutigen Vormittag schon gesagt habe: Es sind längst nicht alle Möglichkeiten zur Energiegewinnung aus Wasserkraft ausgeschöpft. Und dennoch, meine Damen und Herren, werden wir bei der Nutzung der Wasserkraft irgendwo an natürliche Gren­zen stoßen. Daher werden wir in Zukunft auch einen Schwerpunkt auf andere, rohstoff­unabhängige Energieerzeugungsformen wie Geothermie, Solarenergie, Windkraft le­gen müssen. Gerade bei diesen Energieformen gibt es ohne Frage noch großes Po­tenzial, das wir durch gezielte Maßnahmen fördern müssen, etwa in der Wohnbauför­derung oder auch bei Bauvorhaben der Gebietskörperschaften.

Ich glaube, wir sind uns auch einig, dass Europa eine wichtige Rolle in der zukünftigen Gestaltung der Energiepolitik spielen wird. Die Europäische Union hat hier eine koordi­nierende und soll auch eine steuernde Aufgabe haben.

Was die europäische Dimension der Energiepolitik betrifft, möchte ich aber nicht verab­säumen, darauf hinzuweisen, dass wir manchen Überlegungen, die es in der Europäi­schen Union gibt, sehr zurückhaltend beziehungsweise ablehnend gegenüberstehen. Im Besonderen geht es dabei um das Konzept des „Ownership Unbundlings“, weil wir hier davon ausgehen, dass es dadurch zu einem massiven Rückgang von notwendi­gen Netzinvestitionen kommen würde, was zwangsläufig einen Rückgang der Versor­gungssicherheit zur Folge hätte. Und nach den Erfahrungen, die wir aus der Gaskrise haben, Maßnahmen zu unterstützen, die die Versorgungssicherheit in Frage stellen, das kann und wird nicht unser Ziel sein. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

16.06


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Bar­tenstein mit einer gewünschten Redezeit von 8 Minuten. – Bitte.

 


16.06.33

Abgeordneter Dr. Martin Bartenstein (ÖVP): Sehr verehrte Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Frau Bundesministerin! Meine geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Herr Abgeordneter Katzian, ich bedanke mich für das neuerliche Bekenntnis der So­zialdemokratie zur Ablehnung der Atomkraft. Bitte, seien Sie so nett und sagen Sie das auch dem Herrn Androsch, der zwar nicht im Hohen Hause sitzt, aber jedenfalls unwi­dersprochen als Chefwirtschaftsberater des Herrn Bundeskanzlers firmiert und Atom­kraftgegner, die in diesem Hause die deutliche Mehrheit haben, abkanzelt, und das, obwohl er das selbst niemals war, nämlich Kanzler! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Aber abgesehen davon, Herr Abgeordneter Katzian, vom Prinzip her sind wir völlig einer Meinung. Natürlich geht es, wenn es um Energiepolitik für Österreich geht, Herr Energieminister, darum, die fossile Energie, wenn möglich, zu beschränken, wenn möglich, zurückzudrängen. Aber genau das ist eben der grundsätzliche Unterschied zwischen dem Ansatz von Frau Glawischnig beziehungsweise den Grünen und dem Ansatz der Regierungsfraktionen. Wir gehen an die Thematik mit realistischen Annah­men, mit realistischen Größenordnungen heran.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, halten Sie sich doch nur vor Augen, dass die Europäische Union insgesamt es sich zum Ziel gesetzt hat, bis zum Jahr 2020 20 Pro­zent der gesamten Energierechnung aus erneuerbaren Energien zu lukrieren. Öster­reich – und ich sage Ihnen, das ist ein sehr, sehr ambitioniertes Ziel – möchte 34 Pro­zent aus diesem Titel lukrieren. Die Differenz zwischen 34 und 100 sind aber immer


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noch 66 Prozent. Und wenn wir anders als Frankreich und andere auf die Atomkraft weiterhin verzichten wollen, dann werden wir diese 66 Prozent aus fossilen Energieträ­gern abdecken müssen. Mir fällt kein dritter Weg ein.

Frau Glawischnig, diese Argumentation sind Sie nämlich in Ihrer Selbstgerechtigkeit wieder schuldig geblieben. Wo sind Ihre Alternativen? Sie reden von Energiesparen, von Energiewende, appellieren an das Gute im Menschen und in der Energiewelt, aber es geht sich halt leider hinten und vorne nicht aus.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, um ins Detail zu gehen: Natürlich ist die Stu­die von A. T. Kearney eine im Wesentlichen zu bejahende Studie; ich kann das durch­aus nachvollziehen. Es wundert mich ja fast, Frau Klubobfrau, dass Sie A. T. Kearney immer wieder zitieren, weil dort richtig festgestellt wird, der Gasverbrauch und der Gas­bedarf in Österreich und in der Union werden dramatisch steigen. Es steht darin, dass unsere Abhängigkeit von russischem Gas tendenziell eher steigen wird. Ich glaube, dass mittelfristig, in den nächsten zwei oder drei Jahrzehnten, auch weiterhin russi­sches Erdgas das Rückgrat unserer Gasversorgung darstellen wird.

Es steht auch drinnen – Sie haben das zitiert –, dass „Nabucco“ diese Abhängigkeit bestenfalls um 5 Prozent reduzieren könnte. Das ist schon richtig. Wenn man sagt, dass Europa und die Europäische Union dann 500 bis 600 Milliarden Kubikmeter im­portieren, „Nabucco“ maximal 30 Milliarden Kubikmeter transportieren kann, sind das rund 5 Prozent. Aber irgendwo muss man einmal anfangen und deswegen ein klares Ja aus meiner Sicht zu diesen alternativen Pipelinerouten, die da heißen „Nabucco“ – ist in der Planung auch am weitesten fortgeschritten –, „South Stream“ und „North Stream“.

Völlig unstrittig, jedenfalls bei den meisten in diesem Haus, ist das Bekenntnis zur Wasserkraft, wenngleich es bei den Grünen oft zu einem Lippenbekenntnis degene­riert. Denn wenn es dann um die konkreten Projekte geht, zum Beispiel um ein Projekt mittlerer Größe, Herr Minister Mitterlehner, du hast es zitiert, Gössendorf, dann ist das Ja der Grünen zur Wasserkraft schon nicht mehr da. 18 Megawatt, das ist schon zu groß, das geht denn dann doch nicht, und da sind sie dann stante pede dagegen.

Dabei würde uns der Ausbau der Wasserkraft, der Masterplan Wasserkraft – ich beto­ne das noch einmal: unter Verzicht auf ökologisch kritische Standorte wie Hainburg, wie Wachau; na selbstverständlich, das kommt nicht in Frage – innerhalb der nächsten zehn Jahre, wie gesagt, selbst unter Verzicht auf diese Standorte, eine Gesamterzeu­gungsmenge von Strom pro Jahr von rund 7 Milliarden Kilowattstunden bringen. Das ist zufällig oder auch nicht zufällig ziemlich genau das, was wir im Moment an Import­mengen verzeichnen müssen. Österreich ist ja leider Gottes zum Stromnettoimporteur geworden. (Zwischenrufe bei den Grünen.) – Ja, Frau Klubobfrau Glawischnig, da ist Atomstrom dabei, no na, möchte man fast sagen. Strom hat ja kein Mascherl und wird lediglich umgespannt.

Aber vergleichen wir jetzt einmal die CO2-Einsparungen aus diesen 7 Milliarden Kilo­wattstunden. Ich habe mich da noch einmal rückversichert: 3 Millionen Tonnen sind das, die wir da an CO2 einsparen könnten. Das gesamte Ausbauprogramm Ökostrom, das jetzt in der Ökostrom-Novelle, die in Brüssel liegt, mit enthalten ist, bringt uns 1,5 Millionen Tonnen CO2, wenn man die Großwasserkraft außer Acht lässt, 3 Millio­nen, wenn man sie mit inkludiert. – So weit also zu den Mengengerüsten und Reali­täten.

Frau Kollegin Glawischnig, noch bei keiner einzigen Gelegenheit in den letzten Jahren konnten Sie diesen Zahlen widersprechen, weil sie einfach Faktum sind und nicht wirk­lich widerspruchsfähig sind.


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Zum Thema Autarkie habe ich das Notwendige schon gesagt. Der Herr Wirtschafts- und Energieminister hat diesen zum Teil auch philosophischen Ansatz hier referiert. Ja, wir sollen danach streben, aber gleichzeitig: die 34 Prozent werden verdammt schwer zu erreichen sein, überhaupt dann, wenn wir uns nicht wirklich geschlossen zu einem vernünftigen, angemessenen Ausbau der Wasserkraft bekennen.

Solidarität wurde von Ihnen eingemahnt, Frau Kollegin Glawischnig. – Solidarität wäre es allemal, wenn die beiden EU-Länder, die die Einzigen sind, die nicht über eine Hochspannungsleitung verbunden sind, eine solche bauen würden. Österreich und die Slowakei sind die beiden einzigen EU-Staaten, die eine derartige Verbindung nicht ha­ben, damit man im Fall des Falles auch mit Strom aushelfen kann.

Apropos Solidarität: Innerhalb von drei oder vier Tagen eine Gaspipeline zu errichten, einige zig Millionen Kubikmeter Gas zu transportieren, das ist schon etwas, was her­zeigbar ist.

Weil zuletzt auch von der Kollegin Brunner von der Wasserrahmen-Richtlinie die Rede war: Erstens wird diese nicht Minister Mitterlehner, sondern Kollege Berlakovich umzu­setzen haben, aber sei’s drum. Da geht es ganz sicher darum, sie zwar umzusetzen, aber bitte schön so umzusetzen, dass im Wesentlichen die Erzeugungskapazitäten aus dem Titel Wasserkraft erhalten bleiben, alles andere wäre völlig unsinnig. Denn wer in Österreich ja zum Klimaschutz, wer in Österreich ja zur erneuerbaren Energie sagt, muss natürlich, Freund Schultes, auch ja zur Biomasse, ja zur Windkraft, ja zur Photo­voltaik sagen, aber zuallererst, meine sehr verehrten Damen und Herren, ja zur Was­serkraft – und nicht nur in Form von Lippenbekenntnissen, nicht nur hier herinnen, son­dern dann auch draußen vor Ort, wenn es um die Gespräche mit den Bürgern geht, sehr geehrte Frau Dr. Glawischnig! (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten von SPÖ und FPÖ.)

16.14


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Ing. Hofer mit 8 Minuten gewünschter Redezeit zu Wort. – Bitte.

 


16.14.04

Abgeordneter Ing. Norbert Hofer (FPÖ): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Katzian hat vorhin gemeint, dass wir uns in Österreich von der Atomenergie, von der Kernkraft verabschiedet ha­ben. Wenn wir ganz ehrlich zu uns selbst sind, dann müssen wir aber schon zugeben, dass wir in viel zu hohem Ausmaß Kernkraft importieren. Wir kritisieren zwar jene Län­der, vor allem unsere Nachbarländer, die auf Kernkraft setzen, sind aber nicht bereit, auf diese Importe, die wir notwendigerweise tätigen, zu verzichten. Das heißt, wir müssten auch im Umgang mit unseren Nachbarn etwas ehrlicher sein und unsere eige­nen Bemühungen verstärken, künftig auf diesen Strom, der aus Kernkraft erzeugt wird, zu verzichten.

Auch in der ganzen Diskussion rund um Wasserkraft, um die Verwendung von Gas müssten wir ehrlich sein. Ich habe vorhin die Frau Kollegin Glawischnig gefragt: Wie heizen Sie selbst zu Hause? Auch mit Gas. Das verstehe ich, weil Sie in Wien wohnen, und da geht es halt nicht anders, wenn man eine Wohnung hat. Aber es ist irrsinnig schwierig, dem Bürger zu vermitteln, dass man aus dieser Energiequelle aussteigen muss, wenn man selbst als Politiker, der hier vorbildlich sein will, diese Energiequelle nutzt. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Ich werde jetzt täglich zu Ihnen beichten kom­men! Mein persönliches Leben interessiert Sie sehr!)

Ich hoffe, Frau Glawischnig, Sie sagen nicht, die Heizung gehört Ihrem Mann. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Über die Solarthermie-Anlage reden Sie nicht! ...) Ja, aber Sie heizen mit Gas? Das ist doch richtig, oder? (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Ich


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heize mit einer Solarthermie-Anlage!) Und mit Gas? Gut, in Ordnung. Das wollte ich nur wissen, danke. (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Ich beichte alle meine Sünden bei Ihnen!) Ich kritisiere Sie ja gar nicht, ich sage ja nur die Wahrheit, Frau Glawisch­nig! Und wenn Sie die Wahrheit nicht aushalten, haben Sie den falschen Beruf erwählt. (Beifall bei der FPÖ.)

Das letzte Mal sind Sie zu mir gekommen und haben gesagt, das ist nicht mein Auto, das Auto gehört meinem Mann. Na gut, Sie sind halt nur mit diesem Auto gefahren, das interessiert mich auch nicht, aber wenn Sie von den Österreichern verlan­gen (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Das Auto gibt es gar nicht!) – Hören Sie doch auf, mich hier anzukeifen! (Beifall bei der FPÖ.) – Wenn Sie, Frau Abgeordnete Gla­wischnig, von den Österreichern verlangen, dass sie aussteigen müssen, dann müssen Sie auch selbst Vorbild sein! (Neuerliche Zwischenrufe bei den Grünen.)

Meine Damen und Herren, das ist genau das Gleiche wie mit dem Kollegen Graf. Sie kritisieren die Mitarbeiter des Kollegen Graf – und was macht Ihre Jugend? Diese will das Parlament und die Bundesregierung ausschalten, und sie will die Besatzungs­mächte wieder nach Österreich holen! Na das ist eine tolle Truppe, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.) Da zweifle ich schon an der Intelligenz dieser Chaostrup­pe bei der Grünen Jugend! (Zwischenrufe bei den Grünen.) – Ja, hineinschreien, das können Sie, aber sonst können Sie überhaupt nichts, gar nichts!

Ich sage noch einmal: Sie sind extrem unglaubwürdig! Van der Bellen steigt vom Alfa um auf einen Toyota Prius Hybrid, weil man ihm das Auto geschenkt hat – vorher war er dazu nicht bereit. Glawischnig heizt mit Gas. Wabl bezieht Atomstrom. Sie sind ex­trem unglaubwürdig, meine Damen und Herren von den Grünen! (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Sie lügen am laufenden Band!)

Da ist ja die KPÖ noch eine fortschrittliche Partei im Vergleich zu den Grünen, eine fortschrittliche Partei. Deswegen heißt es auch immer zu Recht: Grüne Parteipolitik, das ist wie mit den Melonen: außen grün, innen rot. Genauso ist es, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Jetzt aber zu den wesentlichen Bereichen. Wir müssen uns überlegen, wie wir in Ös­terreich umsteigen können, wie wir diese größere Unabhängigkeit erreichen können. Photovoltaik, Solarthermie, Biomasse, Windkraft und – ja, auch Wasserkraft müssen wir nutzen, um diese größere Unabhängigkeit zu erreichen!

Vorher hat die Kollegin Brunner, die ich sehr schätze, angeführt, dass wir 1 Milliarde € investieren müssten, um eine thermische Sanierungsoffensive in Österreich zu errei­chen. Diese Zahl stimmt leider in diesem Ausmaß nicht; ich habe es schon einmal an­geführt: Um den gesamten Althaus- und Altwohnungsbestand in Österreich thermisch zu sanieren, benötigen wir eine Investitionssumme von 80 Milliarden €! Um diese In­vestitionssumme auszulösen, benötigen wir neben der bestehenden Förderung, die es bereits jetzt gibt, eine Zusatzinvestition von 8 Milliarden €. Das heißt, aufgeteilt auf zehn Jahre wären das 800 Millionen €, die wir zusätzlich ausgeben müssen.

Meine Damen und Herren, das ist viel Geld, aber das zahlt sich deswegen aus, weil wir damit auch die heimische Wirtschaft unterstützen, und es sind vor allem Klein- und Mit­telbetriebe, die vor Ort diese thermischen Sanierungsmaßnahmen durchführen. Daher bin ich sehr dafür, auch hier das Geld in die Hand zu nehmen, denn das ist auch eine soziale Frage. Viel zu viele Österreicher sind vom Heizkostenzuschuss abhängig. Es ist aber klüger, betroffene Personen im Rahmen der thermischen Sanierung zu unter­stützen, auch den Ankauf eines Pellets-Kaminofens zu unterstützen, als Jahr für Jahr einen Heizscheck ausbezahlen zu müssen. Das heißt, hier müssen wir viel, viel weiter in die Zukunft denken.


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Die zweite Maßnahme betrifft – das habe ich heute auch bereits einmal gesagt – den Sicherheitskamin. Leider ist nicht mehr in allen Bauordnungen in Österreich dieser Si­cherheitskamin vorgesehen. Das heißt, ich kann heute im Burgenland ein Haus bauen, kann dieses Haus mit Strom heizen und muss keinen Kamin vorsehen – oder mit Gas heizen, so wie die Frau Glawischnig. So, was passiert dann? Es trifft kein Gas mehr ein, es gibt keine Stromlieferungen, und ich habe nicht einmal die Möglichkeit, mein Haus mit normalen Holzscheiten zu heizen. Das heißt, es ist notwendig, auch aus Gründen der Sicherheit, aus Gründen der inneren Sicherheit verpflichtend diesen Si­cherheitskamin für jeden Haushalt, für jedes Haus in Österreich vorzusehen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

Eine weitere Maßnahme, die wir umsetzen können und die umsetzbar ist, betrifft die Halbierung der Mehrwertsteuer auf alle Energien, die aus heimischen und erneuerba­ren Quellen stammen. Das heißt, dass künftig ein Unternehmen wie die BEWAG zum Beispiel, die ausschließlich Strom aus erneuerbaren Quellen verkauft – Windkraft, Wasserkraft –, viel konkurrenzfähiger wird im Vergleich zu Yello zum Beispiel, denn Yello setzt auf Atomstrom. Diese Maßnahme entspricht dem Wettbewerbsrecht. Diese Maßnahme entspricht der europäischen Mehrwertsteuer-Richtlinie. Das heißt, das könnte tatsächlich auch umgesetzt werden.

Eine weitere Maßnahme ist heute von den Grünen angesprochen worden und ist auch im Antrag festgeschrieben, den sie zur Abstimmung bringen. Wir werden diesen Antrag der Grünen nicht unterstützen – einen von drei Anträgen; zwei Anträge werden wir un­terstützen –, weil sie hier festschreiben, dass der Passivhausstandard verpflichtend sein muss. Ich wäre wirklich sehr dafür, wenn das möglich wäre, nur ist es leider tech­nisch nicht überall möglich, und zwar aus topografischen Gründen. Wenn ich in einem sehr engen Gebirgstal mein Haus bauen will, wo es nur wenige Sonnenstunden gibt, dann ist es nicht möglich, dort ein Passivhaus zu bauen. Wenn ich beispielsweise geh­behindert bin und mir einen barrierefreien Bungalow bauen muss, dann ist es sehr schwer möglich, ein Passivhaus zu bauen. Es ist möglich, aber schwer möglich.

Wenn ich ein Grundstück habe und ich das Pech habe, dass mein Nachbar ein hohes Haus hat, und ich deswegen weniger Sonnenstunden habe, kann ich wiederum kein Passivhaus bauen. Das heißt, das ist ein Fehler in diesem Antrag, und das ist der Grund, warum wir diesem Antrag leider nicht zustimmen können.

Meine Damen und Herren! Gedanken müssen wir uns auch machen über den Bereich der Mobilität, den Verkehr. Ich wäre sehr dafür, wenn wir im Rahmen der motorbezoge­nen Versicherungssteuer einen völlig neuen Weg gehen würden und nicht mehr die Leistung des Autos, sondern den Verbrauch von Treibstoff besteuern würden (Abg. Dr. Moser: Das hängt eng zusammen!), denn es ist durchaus möglich, dass ein Fahr­zeug, das 150, 160, 170 PS hat, weniger Treibstoff verbraucht als ein Fahrzeug, das 70, 80 PS hat. Das heißt, da ist es wesentlich sinnvoller, einen anderen Weg zu gehen, nämlich nach dem Treibstoffverbrauch, und zwar auch bei der motorbezogenen Versi­cherungssteuer, zu besteuern.

Aus meiner Sicht wäre es auch notwendig, bei der NoVA einen völlig neuen Weg zu gehen. Die NoVA ist ja ohnehin rechtlich nicht ganz einwandfrei. Schon jetzt im Vorfeld sollte man dafür sorgen, dass Besitzer von Fahrzeugen, die wenig Treibstoff verbrau­chen, weniger als vier Liter beispielsweise – das gibt es ja bereits; mein Fahrzeug zum Beispiel braucht nur 3,3 Liter –, keine NoVA oder keine Autobahnvignette bezahlen müssen oder in der Kurzparkzone von der Gebühr befreit sind. All diese Maßnahmen sind umsetzbar und könnten wir durchführen.

Meine Damen und Herren, das heißt, was wir gemeinsam anstrengen müssen, das ist, den Weg zu beschreiten in eine größere Unabhängigkeit unseres Heimatlandes – eine Unabhängigkeit, die uns frei macht von Kartellen, von Scheichs und von Oligarchen!


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Diesen Weg sind wir bereit gemeinsam mit allen verantwortungsvollen Kräften in die­sem Haus zu beschreiten. (Beifall bei der FPÖ.)

16.23


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter, nur zur Klarstellung: Es wurde mir auch von Ihnen das Einbringen eines Entschließungsantrages angekündigt, was jetzt nicht geschehen ist.

Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Ing. Lugar. Ebenfalls 8 Minuten ge­wünschte Redezeit. – Bitte.

 


16.23.26

Abgeordneter Ing. Robert Lugar (BZÖ): Hohes Haus! Sehr geehrte Präsidentin! Der Herr Bundeskanzler hat gesagt, dass er die Krise schon vorhergesehen hat. Er hat ge­sagt, ihm war vollkommen klar, schon vor langer Zeit, dass diese Krise viel schwerer ausfallen wird, als das von vielen vermutet wurde. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Es war schon der Herr Bundeskanzler!

Darauf kann ich dem Herrn Bundeskanzler nur sagen: Das klingt wie eine Selbstankla­ge! Wenn dem wirklich so ist, wenn Sie wirklich schon gewusst haben, schon vor Mo­naten, dass diese Krise eine schwere wird, eine schwere Weltwirtschaftskrise, warum haben Sie dann nichts dagegen getan?

Warum findet sich im Regierungsprogramm nichts, was die Wirtschaftskrise betrifft? Wenn man sich das anschaut (der Redner hält ein Exemplar des Regierungspro­gramms in die Höhe), dann muss man sagen: Das sind zwar sehr, sehr viele Seiten, aber man findet darin nichts Konkretes. Und zu den wenigen Maßnahmen, die drinnen stehen, die der Wirtschaft helfen könnten, muss ich Sie fragen: Warum beschließen wir die nicht schon heute oder morgen? Warum wird von der Regierung diesbezüglich nichts vorgelegt? (Abg. Mag. Stadler: Weil sie schläft! Weil sie döst!) Warum kann hier nichts davon beschlossen werden? Warum ist da die Regierung säumig? (Beifall beim BZÖ. – Abg. Bucher: Kurzarbeit!) Ganz genau!

Die Regierung hat ein oberstes Ziel, und dieses oberste Ziel heißt, möglichst nicht zu streiten und möglichst keine Fehler zu machen. (Abg. Hörl: Das ist schon etwas!) Ja, ja! Ich kann Ihnen eines garantieren: Diese Regierung wird, wenn Sie so weitermacht, keine Fehler machen! (Abg. Hagen: Wer nichts arbeitet, kann auch keine Fehler ma­chen!) Genau! Wer nichts arbeitet, kann auch keine Fehler machen (Beifall beim BZÖ), so nach dem Motto: Nimm dir nichts vor, dann schlägt dir nichts fehl! Das ist die Vor­gangsweise dieser Regierung. Aber diese Regierung muss aus meiner Sicht endlich den Taktstock in die Hand nehmen und Maßnahmen ergreifen.

Die Weltwirtschaftskrise kommt schön langsam auch nach Österreich. Da gibt es im­mer eine Verzögerung von mehreren Jahren. Zuerst trifft es immer die USA, dann kommt Deutschland dran, und zum Schluss kommen wir dran. Man spürt es schon bei uns. Es ist zwar so, dass die Bevölkerung es noch nicht so sehr spürt, aber die Betrie­be spüren es schon. Ich bin in den letzten Wochen in einigen Betrieben in Niederöster­reich gewesen, speziell im Bereich Baugewerbe und Baunebengewerbe, und dort wur­de mir berichtet, dass in den letzten Monaten ein Auftragsrückgang von bis zu 35 Pro­zent stattgefunden hat. Nach Aussagen dieser Betriebe ist jetzt noch nicht beabsichtigt, Leute freizusetzen, aber wenn sich an dieser Situation der Betriebe nicht radikal etwas ändert, wenn diese nicht bald Aufträge bekommen, dann glaube ich, dass wir im Früh­ling, spätestens im Frühsommer mit einer Entlassungswelle konfrontiert sein werden.

Da werden dann die Entwicklungen, die Japan uns sozusagen vorgemacht hat, auch bei uns Platz greifen. Ich weiß nicht, ob alle hier wissen, dass Japan eine ähnliche Si­tuation vor 15 Jahren gehabt hat. In Japan gibt es seit 15 Jahren eine Deflation, die zwar in den letzten zwei Jahren etwas besser geworden ist, aber im Großen und Gan-


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zen hat es dort in 15 Jahren einen realen Einkommensverlust von 30 Prozent gegeben. Ich betone: einen Einkommensverlust von 30 Prozent, mit all den negativen Folgen! Japan ist bis über beide Ohren überschuldet und hat sich aus dieser Deflationsspirale nicht wieder befreien können.

Deshalb sage ich: Unsere Regierung muss endlich das Heft in die Hand nehmen und Maßnahmen ergreifen! (Abg. Hörl: Es sind eh alle unterwegs!) Genau, sie sind nicht hier! Entweder sind sie fleißig an der Arbeit und arbeiten Programme aus (Abg. Hörl: Eben!), die wir hoffentlich bald beschließen können, oder sie machen einfach eine Pau­se. Ich weiß nicht, was eher zutrifft, wir werden sehen.

Es gibt in Österreich über 20 000 öffentliche Gebäude. Laut einer aktuellen Studie könnten mehr als 90 Prozent davon von einer thermischen Sanierung profitieren. Zu­sätzlich gibt es in Österreich 1,5 Millionen Einfamilienhäuser, die zwischen 1945 und 1980 gebaut wurden. Bei diesen 1,5 Millionen Einfamilienhäusern kann man bis zu 80 Prozent Energie einsparen. Wenn man das alles zusammennimmt, so sieht man, dass hier ein Sparpotential von 2 Milliarden € pro Jahr vorhanden ist. Das heißt, wenn wir das jetzt vernünftig angehen, dann können wir hier Energie im Wert von 2 Milliar­den € einsparen, die weder importiert noch produziert werden muss, was natürlich auch der Volkswirtschaft hilft, weil 2 Milliarden € dann für Maßnahmen im Inland zur Verfügung stehen und nicht nach Russland oder sonstwohin gehen. (Beifall beim BZÖ.)

Es gibt eine GfK-Studie, die das im Prinzip wiedergibt, was ich jetzt gesagt habe. In dieser Studie steht, dass solche Sanierungsmaßnahmen nur Vorteile haben. Warum haben sie nur Vorteile? – Auf der einen Seite spare ich Energie, das bringt langfristig für jeden etwas. Auf der anderen Seite fördere ich die Wirtschaft, vor allem die Bauwirt­schaft, das Baunebengewerbe. Drittens werde ich energieautark. Das heißt, ich kann 20 Prozent der Gesamtenergie einsparen. Allein mit der thermischen Sanierung, dort, wo sie Sinn macht, können wir 20 Prozent der Gesamtenergie einsparen. Wissen Sie, was das bedeutet? (Abg. Rädler: Mehr!) Sogar mehr! Die ÖVP sagt, sogar noch mehr. Stellen Sie sich das vor! Doch wir lassen diese Gelegenheit einfach so aus.

Aber was macht diese Regierung? Schauen wir uns das einmal an! Diese Regierung hat ja auch ganz „ambitionierte“ Ziele: Sie will 100 Millionen in die Hand nehmen. Ich betone: 100 Millionen für die thermische Sanierung! Wissen Sie, was das bedeutet, 100 Millionen? Ich habe mir das angeschaut. Das sind die Sanierungskosten von 10 bis 15 größeren öffentlichen Gebäuden – von über 20 000! Genau das kann man mit diesen 100 Millionen machen. Das ist eindeutig viel, viel zu wenig. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Bucher: Das reicht nicht einmal für Villach! – Abg. Kopf: Wir reden von Förde­rung, nicht von Investition!)

Laut GfK-Studie – und die ist sehr glaubwürdig – müssten wir jedes Jahr 3,5 Milliar­den € in die Hand nehmen, um da wirklich etwas Substantielles zu bewegen. Das sind Investitionen, die sich wirklich rentieren! Das wären vernünftige Investitionen, und für solche Investitionen macht es auch Sinn, Schulden zu machen, denn das sind Schul­den in die Zukunft unseres Landes, das sind keine Konsumschulden oder Schulden für Abfangjäger oder für sonstigen Blödsinn, sondern das bringt wirklich etwas, denn da können wir Energie einsparen, und das muss unser oberstes Ziel sein, neben allen an­deren Maßnahmen, die notwendig sind, um endlich in Österreich energieautark zu wer­den.

Ich erwarte mir von der Regierung, dass sie entsprechende Vorlagen macht, dass sie entsprechende Programme entwickelt, dass sie unsere Ideen aufgreift, und wir als BZÖ können garantieren, dass wir bei vernünftigen Vorschlägen immer mitstimmen werden. – Vielen Dank. (Beifall beim BZÖ.)

16.31



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 172

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Mag. Kogler zu Wort. 8 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


16.31.09

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne): Frau Präsidentin! Herr Bundesminister Dr. Mitterlehner, Sie waren sehr bemüht, aber letztlich, gemessen am Aufgabenpro­blem und der Fragestellung dieser Dringlichen Anfrage, doch eher kleinlich in Ihren Antworten.

Ich darf Sie daran erinnern, dass es außer den Grünen auch andere gibt, die diese Probleme schon erkannt haben – vielleicht hilft Ihnen das! –, und darf Ihnen ein Zitat der Internationalen Energieagentur aus dem World Energy Outlook vortragen, um ein­mal die Dimensionen hier deutlich zu machen. Das ist bei der ÖVP im Besonderen not­wendig, denn sonst hätte Ihr Vorgänger und nunmehrige Abgeordnete Bartenstein nicht ebenso retrogewandt kleingeistig argumentiert. (Abg. Grillitsch: Na geh, bitte! Entschuldige dich!) Na, schauen Sie, Sie müssen sich ja noch überlegen, was das „P“ im Namen Ihrer Partei in Anbetracht dieser Energiepolitik bedeutet. Vielleicht kommen wir heute noch darauf zurück.

Ich zitiere: Die derzeitigen Trends von Energieversorgung und -verbrauch sind eindeu­tig nicht zukunftsfähig, und zwar in ökologischer wie auch in wirtschaftlicher oder sozia­ler Hinsicht. – (Abg. Hörl: Pellets!) So ein Geistesblitz ist das nicht!

Lassen Sie mich weiterzitieren: Das kann jedoch und muss geändert werden. Dazu be­darf es nichts Geringerem als einer Energierevolution. – Zitatende. (Abg. Grillitsch: Was meinst du mit „P“?)

Wenn das jetzt eine Krise war oder in manchen Ländern tatsächlich sogar ein Notstand und bei längerem Andauern in Österreich zu einem Notstand hätte führen können, dann stellen sich doch jetzt noch ganz andere Fragen, die man aufgrund Ihrer Antwor­ten, Herr Bundesminister, hier stellen muss.

Wir stehen an einer Weggabelung. Wo soll hineininvestiert werden, wenn Sie so wol­len, wo soll hininvestiert werden? Das ist doch jetzt die Frage! In weitere Abhängigkei­ten und weniger Versorgungssicherheit? In Wertschöpfung im Iran, in Turkmenistan oder in Russland – oder hier in Österreich, mit den entsprechenden Folgen für die Ar­beitsplätze?

Schauen Sie, Sie investieren einfach in die Vergangenheit, Sie investieren in weitere Abhängigkeit, denn alleine, was die Investitionen in die Gaskraftwerke und die Pipe­lines in Österreich betrifft, halten wir jetzt bei plus/minus 5 Milliarden. Da ist die Be­teiligung am „Nabucco“-Projekt, auf das noch einzugehen sein wird, gar nicht dabei. (Abg. Grillitsch: Was meinst du mit „P“?)

Das könnten Sie auch einmal anders rechnen! Das könnten Sie einmal so rechnen, dass wir dieses Geld heranziehen könnten, um in Österreich zu investieren, beispiels­weise in den Ausbau von Biomasse (Abg. Grillitsch: Genau!) – da ist er wieder dabei! (Abg. Hörl: B wie Berta heißt das, was Sie meinen! Biomasse!) –, wo dann in kleinräu­migeren Lösungen sowohl Strom als auch Wärme produziert wird, wo nicht, wie bei den von Ihnen apostrophierten Projekt Mellach, die meiste Energie dazu verwendet wird, dass die Luft und die Mur aufgeheizt wird. Bei diesen Mengen könnten Sie ja un­ten bei der Mur gleich ein Fischsuppenlokal anschließen. (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen.)

Das mag witzig klingen, ist aber tatsächlich tragisch. Sie machen sich nicht einmal die Mühe, das genauer unter die Lupe zu nehmen. 800 MW Leistung, das ist enorm! Wenn Sie jetzt irgendwelche CO2-Einsparungen von Kraftwerken, die schon vorher geschlos­sen wurden, abrechnen, dann ist das, glaube ich, die völlig falsche Rechnung. Die rich-


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tige Rechnung ist die: Was kann ich mit den Investitionen, die da geplant sind, sonst noch machen? Aber dieser Aufgabe verweigern Sie sich, diese Rechnung stellen Sie überhaupt nicht an. Sie unterstützen die OMV bei Ihren Bemühungen, wesentlich mehr Gas zu importieren. Letztendlich wird der Gasimport – samt allen Nebenerscheinun­gen, die dann dazukommen – in den nächsten Jahren, wenn das alles umgesetzt wird, um 50 Prozent erhöht. Das ist einfach die völlig falsche Weichenstellung an dieser Weggabelung!

Bleiben wir bei dem Argument „Versorgungssicherheit und mögliche Verringerung der Abhängigkeiten“! Es ist doch naiv zu glauben, wie hier nichtsdestotrotz von Ihnen argu­mentiert wurde, dass wir dann, wenn wir in Turkmenistan Explorationsfelder vorfinden, um so viel unabhängiger sind. Da reicht es, die internationalen Zeitungen zu studieren, um zu wissen, dass der Plan von Putin, ein Gas-Kartell zu errichten, schon längst im Gange ist. Die sichern sich ja dort die Verträge. Zum Teil haben Sie ja selbst so argu­mentiert, dass Gazprom sogar in Bezug auf die Leitungen überall drinnen ist, auch bei uns in Österreich. Das ist, kann man sagen, ein ganz normaler Machtvorgang auf die­sem Markt, aber tun Sie nicht so, als ob Sie mit diesen Plänen die Abhängigkeit verrin­gern könnten? Das ist doch das Problem! Sie investieren in die falsche Sache, und das werden Sie nicht so einfach wegargumentieren können – auch dann nicht, Herr Abge­ordneter Bartenstein, wenn Sie den Grünen dauernd das Argument mit der Wasser­kraft vorhalten. Wir lassen uns gerne auf dieses Match ein.

Das ist, gemessen am Restpotential, das es in Österreich gibt, in gewisser Weise für sich genommen eine beschränkte Energieform. Es sind von dem ganzen Potential, das es da an diesen Flussläufen gibt, überhaupt nur mehr 30 Prozent verfügbar – das ha­ben Sie heute schon einmal gehört –, und davon ist mindestens die Hälfte durch inter­nationale Verträge schon gebunden. Was Sie mit dem Ausbauplan noch erreichen können, deckt bis 2020 – wenn überhaupt! – die Zuwachsmengen, die wir im Stromverbrauch und im Strombedarf haben. (Abg. Hörl: Immerhin!) Da ist es doch zehnmal gescheiter, einmal auf die Verbrauchsreduktion das Augenmerk zu richten und in diese zu investieren. Auch das kann man! Das heißt Energieeffizienz. Da ist in Österreich leider der völlig falsche Weg beschritten worden. (Ironische Heiterkeit des Abg. Dr. Bartenstein.)

Sie lachen darüber! Bis vor kurzem hat es Bundesländer gegeben, in welchen die Wohnbauförderung so ausgesehen hat, dass Elektroheizungen mit gefördert worden sind. Das ist doch ein Energieverbrechen! (Abg. Rädler: In Oberösterreich!) So war es! Im Burgenland zum Beispiel. Gerade eben erst ist das auf Druck der Grünen dort he­rausgekommen. Gehen Sie einmal auf den Naschmarkt und schauen Sie, wie in Öster­reich elektrischer Strom verwendet wird! Da werden mittlerweile, damit man draußen bei Minusgraden Party feiern kann, Strahler, die auch im Freien wirken, mit Strom be­trieben. Also offensichtlich ist da alles möglich. So lange so etwas möglich ist, nämlich eine derartige Verschwendung, teilweise auch noch in der Industrie, brauchen wir nicht darüber zu reden, die letzten Flussläufe zuzubetonieren, insbesondere dann, wenn sie unberührt sind. Dort, wo es ökologisch verträglich ist, sind wir dabei.

Hören Sie endlich auf, hier Ihre Ammenmärchen zu verbreiten, weil Sie da auch nicht glaubwürdig sind, denn wenn es um Windkraft oder Ähnliches geht, sind es meistens die Parteigänger Ihrer Partei, die dagegen sind! Auch diese Aufforderung spreche ich aus, und dann schauen wir einmal, wer hier wirklich quer im Stall steht – um hier weiter beim Kollegen Grillitsch Anleihe zu nehmen, der vorhin mit seinen Zwischenrufen hier etwas provozieren wollte. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Es ist einfach so: Sie von der ÖVP meinen, hier in die richtige Richtung zu gehen. (Abg. Kopf: Das meinen wir, sonst täten wir es nicht! – Abg. Grillitsch: Wir tun es auch!) In Wirklichkeit – und das ist das wirklich Enttäuschende daran! – vergeben Sie


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ganz große Chancen, was den Arbeitsmarkt betrifft und was die wirtschaftliche regio­nale Wertschöpfung betrifft. Deshalb sind Sie nicht nur in diesem Bereich nicht glaub­würdig, sondern haben letztlich auch in der Energiewirtschaftsfrage – und woanders vielleicht auch noch – als Wirtschaftspartei längst abgedankt. Das ist das Problem! Die Herausforderung werden wir annehmen und das Match mit Ihnen suchen. Damit kön­nen Sie, Herr Bundesminister Dr. Mitterlehner und Herr Abgeordneter Bartenstein, auch in der Steiermark rechnen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Kopf: Jetzt hat er nicht gesagt, was er mit „P“ meint!)

16.39


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Ing. Gartlehner zu Wort. 6 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


16.40.25

Abgeordneter Ing. Kurt Gartlehner (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätz­ter Herr Bundesminister! Frau Bundesministerin! Ich kann dem Kollegen Kogler in Be­zug auf seine Ausführungen betreffend Gasimporte, und zwar langfristig betrachtet, durchaus recht geben. Allerdings sehe ich keine Alternative zu den derzeitigen Gasim­porten, kurz- und mittelfristig betrachtet. Ich meine, dass es notwendig ist, den Bedarf an Spitzenstrom im Industriebereich, der kurzfristig zur Verfügung stehen muss, abzu­decken. Das ist derzeit einfach nur mit Gas- oder auch mit Ölheizungen oder Ölener­gie-Gewinnungen machbar.

Ich glaube auch, dass es nicht korrekt oder nicht ganz objektiv ist, wenn behauptet wird, dass nur wir von diesen Gas- und Öl-exportierenden Ländern abhängig sind. Es gibt in dieser Angelegenheit eine wechselseitige Abhängigkeit, denn diese Länder lu­krieren die überwiegenden Budgetmittel aus ihren Gas- und Erdölreserven und sind genauso darauf angewiesen, dass sie dieses Gas und dieses Erdöl an uns verkaufen und an uns liefern. Ich möchte hier nur erwähnen, dass Saudi-Arabien im Augenblick größte budgetäre Probleme hat, weil der Erdölpreis so niedrig ist. Die Saudis benötigen 75 Dollar pro Barrel, um überhaupt einen ausgeglichenen Haushalt zu haben.

Wir sehen also daran, dass diese wechselseitigen Beziehungen, wenn man sie dann auch noch politisch gut begleitet und entwickelt, in Summe durchaus vernünftige Wirt­schaftsbeziehungen ergeben. Daher bin ich auch der Meinung, dass „Nabucco“ oder „South Stream“/ „North Stream“ eine Entwicklungsmöglichkeit für viele Regionen dar­stellt, die sich in dieses Netz einklinken können. Abgesehen davon ist es nicht die OMV oder die Republik Österreich allein, die 5 Milliarden für „Nabucco“ in die Hand nimmt; das ist ja ein Konsortium, und der österreichische Anteil ist nur ein Teil davon.

Ich glaube, es ist klar, dass wir uns im Bereich Forschung und Innovation maßgeblich bemühen müssen, mittelfristig alternative Energieträger und Energiesysteme zu entwi­ckeln. Die österreichische Ingenieurskunst und die österreichischen Forscher und Ent­wickler sind hier am Ball. Ich kann hier einige sehr konkrete, hochinteressante Projekte auszugsweise anführen, die schon in den nächsten zwei, drei Jahren zu konkreten Produkten in diesem Segment führen können, die im Photovoltaikbereich genauso wie im Bereich der Treibstoffe der dritten Generation zu kleinen Revolutionen führen könn­ten und weiter über die Wirkung der LED-Technologie, einer österreichischen Techno­logie, in Zukunft wieder weltweit zu exportieren wären.

Wir wissen auch, dass die österreichischen konservativen, wenn ich so sagen darf, tra­ditionellen Energiekonzerne wie die OMV und andere inzwischen sehr viel und sehr engagiert in Windtechnologie investieren und zum Teil auch in Photovoltaik – nämlich dort, wo die Leistungen durch die Sonneneinstrahlung und die Tarife passen – investie­ren. Wir sehen daher auch hier den Wandel, diesen vorsichtigen Wandel unserer Großkonzerne in Richtung neue Technologien. Sie sind sehr daran interessiert und for-


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schen selbst mit Universitäten und mit externen Forschungseinrichtungen massiv, um in die richtige Richtung zu entwickeln.

Ich glaube, dass es auch im Bereich der Kleinwasserkraft, die nicht zum Megawattbe­reich gehört, sehr interessante österreichische Entwicklungen gibt, die wir mit, sage ich jetzt, durchaus noch attraktiveren wirtschaftlichen Renditen, als sie bei uns die Klein­wasserkraftwerke im traditionellen Sinn betreffen, entwickeln können, die ökologisch verträglicher sind, die kostengünstig sind und die meiner Ansicht nach eine für Ge­meinden und Kommunen sehr interessante Möglichkeit darstellen, in die Energiepro­duktion im Kleinenergiebereich einzusteigen.

Generell glaube ich natürlich, dass es eine große Möglichkeit gibt, auch mit österreichi­scher LED-Technologie Furore zu machen. Es gibt eine österreichische Firma, die im Bereich der Straßenleuchten eine serienreife LED-Lampe anzubieten hat. Umgelegt auf ganz Europa: Diese Milliarden Leuchtkörper in den Straßenbereichen umzustellen, würde eine Energieeinsparung von rund 46 Kraftwerken in der Größenordnung von Freudenau ergeben. Ich glaube, auch das ist ein mittelfristiges Projekt. Diese neue Technologie anzuwenden, umzusetzen und einzuführen, wird Jahre dauern, aber auch hier ist Österreich, glaube ich, gut aufgestellt.

Daher denke ich, dass der Mix aus Innovation, dem Ausbau der Sicherheit in der tradi­tionellen Struktur – wir haben ja auch noch die Möglichkeit, einige Gaslager in Oberös­terreich mit einigen Milliarden Kubikmetern Erdgas anzufüllen –, dass der Bereich Inno­vation und der Bereich der Energieeinsparung in Summe der Mix sein wird, der Öster­reich im Energiebereich einerseits absichert, durch den aber andererseits in Zukunft auch sehr viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden können. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

16.46


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Hornek. Gewünschte Redezeit: 7 Minuten. – Bitte.

 


16.46.44

Abgeordneter Erwin Hornek (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Die heutige Dringliche Anfrage bietet uns die Möglichkeit, die Entwicklungen im Energiebereich mit dem Fokus auf Österreich zu diskutieren.

Fossile Energie ist Energie, die über Jahrmillionen sozusagen angespart wurde und zurzeit in gigantischen Dimensionen binnen kürzester Zeit verbraucht wird. Das bewirkt negative Auswirkungen, die uns im Umweltbereich entgegenschlagen, zum Beispiel durch Hochwasser, Sturmschäden oder, global gesehen, in Form des Klimawandels. Wir müssen aber auch zur Kenntnis nehmen, dass knappes Gut relativ schnell teurer wird. Am Beispiel Rohöl müssen wir erkennen, dass sich innerhalb von zehn Jahren der Rohölpreis verzehnfacht hat!

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Aus meiner Sicht ist allerdings die Versor­gungssicherheit unseres Heimatlandes Österreich als wesentlich höher zu bewerten, als dies für den Energiepreis allein gilt. Das Energieflussbild der Republik Österreich zeigt klar und deutlich auf, welche Mengen an Energie nach Österreich kommen, in welcher Form sie umgewandelt werden und in welcher Form sie netto zur Verwendung stehen, beziehungsweise auch den beachtlichen Anteil, der verloren geht und nicht nutzbringend eingesetzt wird.

Auf Grund dieses Energieflussbildes ist aber auch eindeutig klar, dass wir in Österreich auf ein Erfolgstandem setzen können: auf der einen Seite Wasserkraft und auf der an­deren Seite Biomasse. Genau diese beiden Bereich sind es, die wir in Zukunft ver­mehrt im Auge haben müssen.


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Die wichtigste Dimension in diesem Zusammenhang ist aber Meinungsbildung, Mei­nungsbildung und wiederum Meinungsbildung, wenn es darum geht, Energie zu spa­ren. Die eingesparte Energie ist bekanntlich jene, die am preiswertesten und am ökolo­gischsten ist. Aber dieser Meinungsbildungsprozess muss sich auf allen Ebenen und in allen Bereichen abspielen. Jeder Tag, der in diesem Zusammenhang verloren geht, ist ein verlorener Tag.

In Österreich gibt es in hohem Maße positive Beispiele. Mir ist heute Vormittag in der Diskussion aufgefallen, dass es viele Abgeordnete und Kollegen in diesem Hohen Haus gibt, von denen man den Eindruck hat, dass sie die erneuerbare Energie am heutigen Tage erfunden haben. Mir fallen viele Namen von Personen ein, die vor 15 und 20 Jahren in hohem Maße belächelt wurden, als sie in diesem Bereich konkrete Schritte gesetzt haben.

Meine Damen und Herren, es gibt viele gute Beispiele, man muss sie in diesem Zu­sammenhang nur multiplizieren. Wir müssen in Zukunft mehr Wert auf Innovation und Forschung legen, wir müssen aber gewisse Dinge auch nur zur Kenntnis nehmen und massiv verändern. Wir müssen uns dessen bewusst sein, dass in Österreich beinahe dieselbe Menge an Dieselöl wie an Heizöl verwendet wird! Es ist aber keine intelligente Lösung, Öl im Keller zu verbrennen. Daher bin ich in hohem Maße für eine Verschrot­tungsprämie für Ölheizkessel – genauso wie für alte Fahrzeuge, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Oh-Rufe und demonstrativer Beifall bei den Grünen.)

Viele dieser Maßnahmen sind es, die wir in Zukunft setzen müssen. Aber – Frau Kolle­gin Glawischnig, auch an Ihre Adresse gerichtet (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Verschrottungsprämie für Ölheizungen: Eine super Idee!) – wir müssen uns rascher bewegen, wenn es darum geht, Turbinensätze auszutauschen, die nichts anderes be­wirken als eine höhere Effizienz. Mehr ökonomischer Ertrag und mehr ökologischer Ertrag: Das bedeutet, es nicht durch sinnlose Umweltverträglichkeitsprüfungen, wobei ich sage, dass ich das in Summe positiv bewerte, zu behindern. (Abg. Gahr: Bravo!) Wir müssen ganzheitlich denken, und ich bitte Sie in diesem Zusammenhang ... (Abg. Dr. Glawischnig-Piesczek: Dafür sind die Länder zuständig, für die UVP!) – Nein, auch wir sind im Zuge des Umweltrates dafür zuständig; das wissen Sie.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, anhand des Beispiels Chrysler, des dritt­größten Autoproduzenten der Vereinigten Staaten, kann man erkennen, wie schnell man auf dem Abstellgleis stehen kann. Beim drittgrößten Autoproduzenten der Ver­einigten Staaten haben die Herrschaften zurzeit die Situation, dass FIAT 35 Prozent ih­rer Firmenanteile erwirbt und dafür keinen Cent und keinen Dollar bezahlen muss, son­dern sie lediglich mit Technologie und Wissen versorgen muss, nämlich darüber, wie man klüger kleinere Autos baut – eine Tatsache, die man sich vor einigen Jahren nicht vorstellen konnte!

Es gibt viele Fragen und viele Antworten, eine ist vom Kollegen Kogler gestellt worden. Er wollte mir erklären, wofür das „P“ bei der ÖVP steht. Wenn Sie die ÖVP ganzheitlich betrachten und die Buchstabenreihenfolge etwas außer Acht lassen, dann steht ÖVP für „österreichische Pellets verwenden“, Herr Kollege Kogler.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, gestatten Sie mir noch, dass ich zum Schluss einen Entschließungsantrag betreffend eine energiepolitische Gesamtstrategie für Österreich einbringe. Ich bringe diesen Antrag im Namen der Abgeordneten Barten­stein, Katzian, Schultes, Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen ein.

„Die österreichische Bundesregierung wird ersucht,

sich auf EU-Ebene weiterhin für die Stärkung der Energieversorgungssicherheit einzu­setzen;


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 177

alle notwendigen Schritte zur Verringerung der Abhängigkeit der österreichischen Energieversorgung von Lieferungen fossiler Brennstoffe aus Drittstaaten zu setzen;

die Erforschung, Nutzbarmachung und Produktion erneuerbarer Energieformen zu for­cieren und zu fördern;

sich auf europäischer und internationaler Ebene intensiv beim Wissensaustausch über neueste Forschungsergebnisse ...“

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter, ich unterbreche Sie nur kurz. Es ist mit mir bereits abgeklärt, dass dieser Antrag aufgrund seiner Länge verteilt werden soll, sodass Sie nicht den gesamten Antrag zur Verlesung zu bringen brau­chen. Darauf mache ich nur zwischendurch schnell aufmerksam. – Bitte.

 


Abgeordneter Erwin Hornek (fortsetzend): Frau Präsidentin! Ich weiß nicht, ob Sie gerade mein Telefon und damit meinen Traktor gestartet haben, aber ich nehme das zur Kenntnis.

Ich wünsche mir, dass wir in Bezug auf Energieversorgung und Energieversorgungs­sicherheit und im Bereich der Zukunftsstrategie gemeinsam vorgehen, um den mög­lichst besten Schutz für die Bevölkerung Österreichs zu gewährleisten, und bitte um Unterstützung für diesen Entschließungsantrag. – Danke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

16.53


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Hornek, ich wollte Sie natür­lich nicht davon abhalten, den gesamten Antrag hier vorzulesen. Aber ich habe mir ge­dacht, ich weise zwischenzeitig auf diese Unterstützung hin.

Dieser Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, wird gemäß § 53 Abs. 4 GOG an die Abgeordneten verteilt und steht mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Bartenstein, Katzian, Ing. Schultes, Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen betreffend eine energiepolitische Gesamtstrategie, eingebracht im Zuge der Debatte über die Dringliche Anfrage der Abgeordneten Glawischnig-Piesczek, Brunner, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Versagen und Orientierungslosigkeit der Bundesregierung in der Energiepolitik

Österreich war auf die aktuelle Gaskrise – soweit dies möglich war – gut vorbereitet, da aus der Gaskrise 2006 Lehren gezogen wurden. Die Novelle zum Energielenkungsge­setz erleichtert die Planung und Beherrschung allfälliger Versorgungsunterbrechungen. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass das Krisenmanagement in Österreich funk­tioniert.

Die Entscheidung Österreichs, alternative Gastransportrouten und Gasspeicher zu er­schließen, hat sich als richtig erwiesen. Die Realisierung prioritärer Projekte wie Na­bucco, South Stream, von LNG-Terminals, und der Ausbau von weiteren Speicherka­pazitäten, muss deshalb unbedingt vorangetrieben werden, um so die steigende Ab­hängigkeit zu reduzieren.

Die Entwicklung einer energiepolitischen Gesamtstrategie zur Realisierung nachhalti­ger Energieversorgungssysteme ist unabdingbar. Dazu sind Versorgungssicherheit und somit die Diversifizierung von Energieträgern und Rohstofflieferanten, die Steige­rung der Energieeffizienz auf allen Stufen der Energiebereitstellung und -nutzung und der verstärkte Einsatz erneuerbarer Energiequellen notwendig.


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Ausgehend von den energiepolitischen Zielen der Versorgungssicherheit, der Wettbe­werbsfähigkeit und der Nachhaltigkeit hat sich die Europäische Union das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 20 Prozent ihres Endenergieverbrauchs aus erneuerbaren Energie­quellen zu decken. Das Ziel Österreichs, 34 Prozent Anteil erneuerbarer Energieträger zu erreichen, ist auch für die Versorgungssicherheit wesentlich. Alle zur Verfügung ste­henden Potenziale an Energieeffizienz und erneuerbarer Energiequellen sind auszu­schöpfen.

Die günstige geographische Situation Österreichs ermöglicht seit langem, Wasserkraft intensiv zu nutzen. Diese muss unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit weiter ausge­baut werden, damit der Anteil der erneuerbaren Energieträger an der Energieerzeu­gung deutlich steigen kann.

Bei der Energieversorgung der Zukunft darf Kernenergie jedenfalls keine Rolle spielen, da sie aus österreichischer Sicht weder eine nachhaltige Form der Energieversorgung noch eine tragfähige Option zur Bekämpfung des Klimawandels darstellt.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die österreichische Bundesregierung wird ersucht,

sich auf EU-Ebene weiterhin für die Stärkung der Energieversorgungssicherheit einzu­setzen;

alle notwendigen Schritte zur Verringerung der Abhängigkeit der österreichischen Energieversorgung von Lieferungen fossiler Brennstoffe aus Drittstaaten zu setzen;

die Erforschung, Nutzbarmachung und Produktion erneuerbarer Energieformen zu for­cieren und zu fördern;

sich auf europäischer und internationaler Ebene intensiv beim Wissensaustausch über neueste Forschungsergebnisse im Bereich erneuerbarer Energieformen zu beteiligen und diesen Wissensaustausch zu forcieren;

alle zur Verfügung stehenden Potenziale in den Bereichen der Energieeffizienz, des Energiesparens und beim Ausbau der erneuerbaren Energiequellen zu nutzen, um die Verpflichtung des Anteils von 34 Prozent erneuerbarer Energieträger zu erreichen, so­wie alle anderen europäischen Energieziele zu erreichen;

die Erschließung neuer Gasrouten und Gaslieferquellen (Nabucco, South Stream, LNG) voranzutreiben auch um die Versorgungssicherheit in Zentral- und Osteuropa zu erhöhen;

die Entwicklung einer energiepolitischen Gesamtstrategie zur Realisierung nachhaltiger Energieversorgungssysteme, welche Versorgungssicherheit und somit die Diversifizie­rung von Energieträgern und Rohstofflieferanten, die Steigerung der Energieeffizienz auf allen Stufen der Energiebereitstellung und -nutzung und den verstärkten Einsatz er­neuerbarer Energiequellen beinhaltet, intensiv weiter zu verfolgen;

insbesondere den nachhaltigen Ausbau der Wasserkraft nach dem Masterplan Was­serkraft voranzutreiben;

an der klaren Ablehnung der Kernenergie festzuhalten und jedweder direkten oder indi­rekten Förderung oder Bevorzugung der Kernenergie entschieden entgegenzutreten;

sich für den Schutz der österreichischen Bevölkerung und der Umwelt vor den Gefah­ren der Kernenergie mit allen zu Gebote stehenden Mitteln weiter einzusetzen – u.a.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 179

durch die Forderung nach hohen und verbindlichen Sicherheitsstandards für Nuklear­anlagen auf europäischer und internationaler Ebene und auf der Einhaltung von Schlie­ßungsverpflichtungen für Kernkraftwerke zu beharren;

die Bemühungen zur Reform des Euratom-Vertrages fortsetzen, insbesondere um den Förderzweck zu eliminieren, den Schutzzweck auszubauen, einen fairen Wettbewerb der Energieträger herzustellen und die Entscheidungsprozesse zu demokratisieren;

Bewusstseinsbildungsmaßnahmen im Zusammenhang mit Energiesparen und Klimare­levanz verstärkt durchzuführen

*****

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordne­ter Neubauer. 8 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


16.54.08

Abgeordneter Werner Neubauer (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren auf der Regierungsbank! Wenn man sich die heutigen Redner zum 1. Tagesordnungspunkt bis jetzt angehört hat, dann denkt man sich: Welche Ideen in diesem Haus oft geboren werden, ist großartig, nur geht es immer von einer Krise zur anderen, und man braucht offenbar Krisen, damit man Absichtserklärungen macht – aber letztendlich geschieht dann nie etwas!

Das erinnert mich immer an den Wiener Bürgermeister, der jedes Jahr ganz überrascht davon ist, dass die Wiener Verwaltung überfordert ist, nur weil im Dezember oder im Jänner vielleicht einmal Schnee fällt. No na net fällt er! Aber offenbar hat man trotzdem aus den vergangenen Jahren nicht die entsprechenden Lehren gezogen, und deshalb ist man nach einem Schneefall auch immer wieder überrascht. Genau so wird es bei dieser Krise auch wieder sein.

Diese Gaskrise hat wirklich auch die gesamte „Armut“ dieser EU gezeigt: wie mutlos und wie haltlos sie dieser Situation gegenüberstanden ist! Auch die Republik hat eigentlich nur aus den Reserven geschöpft, die sie Gott sei Dank gehabt hat, aber eigentlich haben wir aus der vergangenen Krise nichts gelernt.

Deshalb müsste man eigentlich Herrn Putin und Frau Timoschenko vielleicht für einen Energie- und Umweltpreis vorschlagen, denn sie haben etwas geschafft, was sonst eigentlich niemand in den letzten Jahren geschafft hat, nämlich eine Förderung der Be­wusstseinsbildung dafür, wie schwierig dieser Weg in der Gasnutzung ist und wie schwierig es ist, in Zukunft noch auf fossile Energieträger zu setzen. Niemand hat er­folgreicher für diesen Ausstieg Werbung betrieben, als dies Putin und Timoschenko in diesen zwei Wochen getan haben, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)

Das kann aber nur eines heißen: Energiewende sofort, Ausstieg aus dieser sinnlosen Einbahnstraße! Wenn sogar der Nationale Sicherheitsrat einmal Änderungen in der Energieversorgung beschlossen hat – ich zitiere: Man schlägt unter dem Eindruck des Gasstreits die Verringerung der Abhängigkeit der österreichischen Sicherheit der Ener­gieversorgung von Lieferungen fossiler Brennstoffe aus Drittstaaten vor und fordern deshalb, die Erforschung, Nutzbarmachung und Produktion alternativer Energieformen in Österreich zu forcieren und zu fördern –, meine sehr geehrten Damen und Herren, dann ist Feuer am Dach! Eigentlich ist es eine Sensation, dass wir den Nationalen Si­cherheitsrat brauchen, der diese Regierung auffordert, endlich zu handeln.

Ich danke recht herzlich für diese Erkenntnis, nur habe ich eben die Sorge, dass die Konsequenzen für SPÖ und ÖVP in zwei Monaten nicht mehr vorhanden sein werden.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 180

Sie werden nicht mehr vorhanden sein, und es ist ein Problem, das uns immer wieder beherrscht, dass diese Absichtserklärungen da sind, aber letztendlich keine Taten ge­setzt werden. (Beifall bei der FPÖ.) Die Ideologien darüber, wie man an dieses Pro­blem herantritt, sind offenkundig zu unterschiedlich.

Frau Kollegin Bayr und Frau Kollegin Grossmann, die Sie heute gesagt haben, Sie ha­ben so großartige Ideen: Bitte, wer hindert Sie denn daran, diese umzusetzen?! (Abg. Weinzinger: Die Regierung!) Sie sind ja in der Regierung, warum machen sie es nicht? – Sie sagen, dass wir kritisieren. Ja, zu Recht kritisieren wir! Sie sind in der Re­gierung, tun Sie endlich etwas! (Beifall bei der FPÖ.)

Ich nenne Ihnen zwei Beispiele. Erstes Beispiel: Das Ökostromgesetz gehört sofort no­velliert. Wo kommen wir denn hin, wenn wir dieses Gesetz noch länger in dieser Form behalten! Wir machen uns zur kompletten Lobby der Industriellenvereinigung.

Die Frage an den Bundesminister, die ich auch nicht auslassen kann: Warum hat der Klima- und Energiefonds bis heute trotz riesigen Andrangs nur 1 Million € ausbe­zahlt? – Das kann mir niemand erklären, obwohl der Andrang riesengroß ist. Offenbar handelt es sich hier um ein rein Potemkinsches Dorf.

Der Import von Atomstrom hat sich auf 30 Prozent erhöht, meine sehr geehrten Damen und Herren, und das in einem Land, das stolz darauf ist, mit einem Plebiszit Zwenten­dorf verhindert zu haben. Das kann es ja wohl nicht sein! Ich warne vor einer Rückkehr der Atomkraft, auch wenn Lobbyisten wie Androsch und andere in der EU dies immer wieder massiv fordern. Ich warne davor, dass man den Klimaschutz missbraucht, um die Atomkraft über die Hintertür wieder in die EU hereinzuholen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, es kann nicht sein, dass wir in die Vergangenheit zurückgehen, um die Energiefragen der Zukunft zu lösen! (Beifall bei der FPÖ.)

Bohunice, Mochovce, Krško und Temelín sind Schrottreaktoren, und diese Schrottreak­toren gehören wirklich entsorgt, meine Damen und Herren! Hier hat die EU massiv ver­sagt, denn es kann ja wohl nicht sein, dass – am Beispiel Bohunice gesagt – nur eine Abschaltverpflichtung besteht. Man hat sich so den Eintritt in die Europäische Union über die Hintertür erschlichen, denn das Abschalten allein kann nicht das Problem lö­sen, sondern da müssen Mechanismen greifen, meine sehr geehrten Damen und Her­ren, auch mit technischen Maßnahmen, dass die Wiederinbetriebnahme in Zukunft nicht mehr möglich sein kann. (Präsident Neugebauer übernimmt den Vorsitz.)

Die freiheitliche Partei hat als einzige in diesem Hohen Hause auf diese ganze Ent­wicklung reagiert und beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eine Klage eingebracht. Wir sind guten Mutes, dass diese Klage positiv im Sinne der Gesundheit der Bevölkerung erledigt werden wird.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Immerhin hat uns ja der Ausstieg Bohunices über 600 Millionen € gekostet, also haben wir auch ein moralisches Anrecht darauf, dass die entsprechenden Maßnahmen auch eingehalten werden.

Im Zusammenhang mit diesen Maßnahmen stelle ich nunmehr folgenden Entschlie­ßungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird ersucht, alle Maßnahmen zu setzen, die erforderlich sind, um aus dem EURATOM-Vertrag endgültig auszusteigen.“

*****

Meine sehr geehrten Damen und Herren, nutzen Sie heute diese Gelegenheit, diese Chance! Bekennen Sie sich dazu, dass der EURATOM-Vertrag nicht, wie Kollegin


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 181

Fuhrmann gesagt hat, die maroden Atomkraftwerke saniert, sondern dadurch bewusst neue finanziert werden! Das ist der falsche Weg!

Deshalb: Unterstützen Sie unseren Antrag! (Beifall bei der FPÖ.)

17.01


Präsident Fritz Neugebauer: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ord­nungsgemäß unterstützt und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Neubauer, Hofer und weitere Abgeordnete betreffend Ausstieg Ös­terreichs aus dem EURATOM-Vertrag, eingebracht im Zuge der Debatte zur Dringli­chen Anfrage der Abgeordneten Glawischnig-Piesczek, Brunner, Freundinnen und Freunde an den Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit betreffend Versagen und Orientierungslosigkeit der Bundesregierung in der Energiepolitik in der 10. Sitzung des Nationalrates in der XXIV. GP. am 21. Jänner 2009

Im Jahr 1956 wurde die Österreichische Studiengesellschaft für Kernenergie gegrün­det. Die Aktivitäten dieser Gesellschaft führten zum Beschluß der Bundesregierung über einen Energieplan, der drei Kernkraftwerke in Österreich vorsah. Das erste davon sollte in Zwentendorf gebaut werden. Am 5. November 1978 haben sich die Österrei­cher im Rahmen einer Volksabstimmung klar gegen die Nutzung von Kernkraft ausge­sprochen. Zwentendorf wurde nicht in Betrieb genommen. Im Herbst dieses Jahres jährt sich diese Volksabstimmung zum 30. Mal.

Unabhängig davon fließen viele Millionen aus dem österreichischen Staatshaushalt an Euratom. Damit finanziert Österreich über diesen Umweg die europäische Atomener­gie. Ein Ausstieg aus dem Euratom-Vertrag und die Verwendung der dafür bisher ge­bundenen finanziellen Mittel für den Bereich Forschung und Entwicklung wären daher ein Gebot der Stunde. Im Geiste des Ergebnisses der Volksabstimmung über Zwenten­dorf und des Mitspracherechts der Österreicher wäre eine Volksabstimmung über den Ausstieg Österreichs aus dem Euratom-Vertrag zielführend.

Der Salzburger Völkerrechtsexperte Univ.-Prof. Michael Geistlinger hat den bedeu­tungsvollen Hinweis geliefert, daß es "Kraft des Völkergewohnheitsrechts, das durch Art. 56 der Wiener Vertragskonvention (WKV) kodifiziert wurde" möglich ist, aus dem EURATOM-Vertrag auszusteigen ohne die EU-Mitgliedschaft in Frage zu stellen. Ein Umstand, der andersmeinende Gutachten obsolet werden läßt.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird ersucht, alle Maßnahmen zu setzen, die erforderlich sind, um aus dem EURATOM-Vertrag auszusteigen."

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Mag. Wid­mann. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 182

17.01.35

Abgeordneter Mag. Rainer Widmann (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrte Damen und Herren! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Eine kleine Korrektur zu den Ausführungen des Kollegen von der FPÖ. – Wenn ihr eine Völkerrechtsklage ein­bringt draußen in Brüssel, ist das gut und richtig. Ich frage mich nur: Warum habt ihr unseren Antrag beim letzten Mal auf eine Völkerrechtsklage gegen Tschechien nicht unterstützt? (Abg. Weinzinger: Weil er vom BZÖ war!) Ich frage mich das nur! (Beifall beim BZÖ.)

Wir haben heute in der Diskussion sehr viel Richtiges gehört über die Energiekrise, über Maßnahmen dagegen, auch darüber, wie man Österreich weitgehend energie­autark machen kann. Wir haben auch festgestellt, dass diese Bundesregierung, diese „Rumpfregierung“, die hinter mir noch sitzt – es sind nämlich nur mehr zwei Mitglieder da – eigentlich bis dato kaum etwas getan hat, außer die Gasreserven zu verwalten.

Zu den Zielen muss ich feststellen, dass diese Bundesregierung einen Anteil von 34 Prozent an erneuerbarer Energie anpeilt. Kollege Mitterlehner hat vor einigen Wo­chen in einem Interview sogar gesagt, dass auch das noch zu viel, zu hoch gegriffen wäre. Ihr Vorgänger, Kollege Pröll, war noch ein bisserl ambitionierter, der sprach noch von 45 Prozent gemäß dem alten Regierungsprogramm. So nach dem Motto: Darf’s ein bisserl weniger sein?, hat die neue Regierung jetzt auch weniger in das Regie­rungsprogramm hineingeschrieben und dabei auch gleich die Prozentsätze gekürzt.

Darf ich Ihnen ein positives Beispiel bringen? – Kärnten hat bereits 42 Prozent an er­neuerbarer Energie erreicht. Und das wäre eigentlich der Maßstab auch für Österreich. (Abg. Dr. Haimbuchner: Kärnten ist ein Wahnsinn!) Kärnten ist ein Wahnsinn – voll­kommen richtig dieser Zwischenruf von der FPÖ –, weil es eben orange regiert wird. Das ist überhaupt kein Thema! (Beifall beim BZÖ.)

Kärnten ist ein Wahnsinn. Kärnten ist leiwand.

Wir müssen die Energieversorgung breiter aufstellen, und wir brauchen eine Regie­rung, die mehr bietet als der Wirtschaftsminister, der sagt: Wir bauen ein paar Was­serkraftwerke, ein paar Gaskraftwerke, und wir versorgen uns bei Gaskrisen aus den Speichern!

Wir brauchen mehr! Wir brauchen intelligente, konkrete Konzepte, Ziele mit Finanzie­rungsplänen dazu. Das haben wir nicht! (Beifall beim BZÖ.)

Wir brauchen eine Regierung, die mehr ist als eine Regierung des Lächelns, eine Re­gierung, die mehr bietet als sich fünf Jahre durchzulächeln und freundlich zu sein. Wir erleben ja eine Regierung des Stillstandes. Zwei Tage Plenum – und insgesamt zwei Regierungsvorlagen. Was ist denn das für ein Arbeitseinsatz, meine sehr geehrten Da­men und Herren? (Beifall beim BZÖ.)

Ich habe mir in mein Konzept noch hineingeschrieben: Sie haben Regierungskurzar­beit, aber wenn ich da hinter mich schaue, leisten Sie nur Regierungsnichtarbeit. Das ist der Punkt, meine Damen und Herren! (Beifall beim BZÖ. – Abg. Dr. Haimbuchner: Was willst du denn? Du hast doch ohnehin die Minister Fekter und Mitterlehner!)

Im Gegensatz zu Mitterlehner, der meint, er brauche keinen Energiegipfel, glaube ich schon, dass er den braucht, denn es gibt sehr viele Menschen in Österreich, die gute Ideen haben, sei es auf den Universitäten, seien es Experten, sei es in der Wirtschafts­kammer, sei es in der Industriellenvereinigung, seien es auch die Bauunternehmer, sei­en es auch die Banken. Die würde ich mir alle einmal an einen Tisch holen, um zu er­örtern, wo denn der Zug hinfahren soll. Das wäre gescheit! (Ruf bei der ÖVP: Und das BZÖ?) – Und auch das BZÖ! Ein vollkommen richtiger Zwischenruf aus den Reihen der ÖVP. (Beifall beim BZÖ.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 183

Bei der EU-Politik wisst ihr von der ÖVP eigentlich ohnehin, wie es geht. Warum unter­stützt ihr unsere Anträge nicht? Darauf komme ich jetzt gleich zu sprechen: EURATOM ist bereits vielfach angesprochen worden. Die charmante Kollegin Fuhrmann – sie ist jetzt nicht mehr im Saal – meinte: Man muss die Atomkraftwerke sicher machen! – Ja wissen Sie denn, was Sie mit 40 Millionen € Steuergeldern jährlich finanzieren? Sie verfüttern 40 Millionen € Steuergelder jährlich an die Atomlobby der EU, um Hochrisi­koreaktoren länger am Leben zu erhalten. Das ist der Punkt! Und dazu kann man nur nein sagen. Wir müssen die einmotten und abschalten. (Beifall beim BZÖ.)

Ich bin nicht dafür zu haben, dass wir das Hochrisiko rund um Österreich mit unserem Steuergeld verlängern. Ich bin dafür, dass wir diese 40 Millionen € für erneuerbare Energie verwenden.

Folgendes noch an die Adresse der Regierung, auch an die Adresse der FPÖ, die hier immer so vorlaut hineinschreit: Wir haben im November 2008 ... (Abg. Neubauer: Beim BZÖ kann man sich einfach nicht zurückhalten! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.) Hört einmal zu! Da könnt ihr am äußersten rechten Rand des Linksblockes noch etwas lernen! Hört bitte einmal zu! (Abg. Weinzinger: Was ist das für ein neuer Tick, dass ihr immer auf die FPÖ losgeht? Ist das wegen der Landtagswahlen?)

Wir haben im November eine Tagung der Europarlamentarier gehabt in Brüssel, in Straßburg draußen gemeinsam mit den nationalen Parlamenten. Wer durch Abwe­senheit geglänzt hat, das wart ihr von der FPÖ; und auch die ÖVP war verhindert. (Abg. Ing. Westenthaler: War das ein Treffen des BZÖ?)

Auch dort habe ich bereits vor der Kommissarin Wallström und auch vor dem Präsiden­ten des Europaparlaments den Standpunkt vertreten, dass wir aus diesem EURATOM-Vertrag aussteigen müssen, dass es Sache der Länder, die keine Atomkraft haben, sein muss, da nicht mehr hineinzuzahlen. Ich wünsche mir, dass ihr, wenn ihr schon groß redet – und das gilt auch für SPÖ und ÖVP –, denselben Standpunkt draußen in Straßburg, in Brüssel auch vertretet. (Beifall beim BZÖ.)

Zur EU-Politik generell ist anzumerken, dass die EU grundsätzlich sehr gescheite Kon­zepte hat. Sie setzt auf Diversifizierung, auf erneuerbare Energien. Da gäbe es auch noch viel zu machen und zu tun. Gerade der Klimawandel wird dazu beitragen, dass wir im Norden weniger Wärmeenergie brauchen und Strom im Süden verstärkt, weil dort eben die Kühlaggregate verstärkt eingesetzt werden. Und dazu gibt es die Idee, im Norden der EU Kraftwerke, Wasserkraftwerke verstärkt auszubauen und im Süden der EU oder auch in Nordafrika so genannte solarthermische Kraftwerke zu errichten, um dann im europäischen Netzverbund für einen Stromausgleich zu sorgen.

Zu Österreich selber – und das ist eigentlich mein Kernpunkt –: Da geht es um die ther­mische Sanierung. Kollege Lugar hat das ausgeführt. Was sind denn 100 Millionen €? Das sind gerade einmal 15, 20 größere Unternehmen. Wenn man die saniert, ist das Geld weg. Ich verlange von Ihnen also, dass Sie das Programm ausbauen auf 100, 200, 300, 400, 500 Millionen €, damit eine echte ... (Abg. Rädler: 1 Milliarde!) – 1 Mil­liarde € ist noch besser.

Wenn die ÖVP das schon sagt, dann machen wir das gleich! Also 1 Milliarde, um die thermische Sanierung voranzutreiben, um damit Arbeitsplätze zu schaffen, um damit erneuerbare Energie direkt zu unterstützen, den Klimaschutz auszubauen. Ich sage das ganz bewusst jetzt! In Zeiten einer Wirtschaftskrise – und ich finde das nicht lustig und verstehe nicht, dass Sie von der ÖVP da jetzt lachen –, wo jetzt 300 000 Menschen auf der Straße stehen – und im Herbst werden es bis zu 600 000 sein –, könnten Sie eine Vielzahl davon beschäftigen. Finden Sie das lustig? Wenn die Programme da wären – aber die Programme sind nicht da, Herr Kollege von der ÖVP,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 184

sie sind nicht da, Herr Wirtschaftsminister –, dann könnten Sie jetzt für Beschäftigung sorgen.

Die Bausaison beginnt im März und im April. Und wo sind die Programme? – Nicht da! Das einzige, was Sie haben, sind 100 Millionen € trocken hineingeschrieben in ein fa­des Regierungsprogramm. Das ist alles. Und das ist der Punkt! (Beifall beim BZÖ.)

Wir werden daher auch, um Ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie man es besser ma­chen kann, Konzepte vorlegen. Wir werden im Frühsommer eine eigene Energie­klausur mit Experten abhalten und Ihnen zeigen, wie Energiepolitik ausschauen kann.

Ich bringe abschließend folgenden Entschließungsantrag ein:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat bis 30.6.2009 einen Master­plan für ein energieautarkes Österreich 2020 mit konkreten Umsetzungsmaßnahmen unter Einbeziehung einer Potentialanalyse und einen diesbezüglichen Finanzierungs­plan vorzulegen.“

*****

Danke schön. (Beifall beim BZÖ.)

17.09


Präsident Fritz Neugebauer: Der soeben eingebrachte Antrag ist ausreichend unter­stützt, ordnungsgemäß eingebracht und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Widmann, Ing. Lugar, Kolleginnen und Kollegen betreffend Masterplan für ein energieautarkes Österreich, eingebracht im Zuge der Debatte zur Dringlichen Anfrage betreffend Versagen und Orientierungslosigkeit der Bundesregie­rung in der Energiepolitik

Auf der Homepage des Dachverbands Energie Klima ist eine Informationsbroschüre des damaligen Wirtschaftsministers Bartenstein und des Umweltministers Pröll zum Thema Energiepolitik („Sichere Energie. Sichere Zukunft“) zu finden, in der festgehal­ten wurde, dass „neue Herausforderungen, wie der weltweit steigende Energiever­brauch oder das Problem der Abhängigkeit von Importen aus Krisenländern“ eine „ge­zielte Weiterentwicklung der österreichischen Energiepolitik“ erfordern. Ebenso erkannt wurde, dass „ die Energieversorgung eines Landes ein entscheidender Faktor für Wohlstand und Sicherheit seiner Bürger und für die Wettbewerbsfähigkeit seiner Unter­nehmen ist und „nur eine sichere Energieversorgung uns allen eine sichere Zukunft ga­rantiert.“

Davon, dass unsere Energieversorgung „zu den besten der Welt zählt“ kann schon längst nicht mehr gesprochen werden. Zum einen ist der Wirtschaftsminister Mitterleh­ner gleich nach Amtsantritt bei der EU vorstellig geworden, um die EU-Vorgabe eines 34 prozentigen Anteils an erneuerbarer Energien bis 2020 für Österreich zu reduzieren. 2007 verteidigte Bundesminister Pröll noch das ambitionierte Ziel eines 45-prozentigen Anteils. Dem steigenden Energiebedarf kann so zukünftig keinesfalls entsprochen wer­den. Um Abhängigkeiten von traditionellen Energieträgern, Importen aus dem Ausland (wie das Beispiel der russischen Gasimporte beweist) und der Atomenergie zu vermei-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 185

den, sollte ein energieautarkes Österreich angestrebt werden. Bei einer Pressekonfe­renz (5.5.2008) verkündete der damalige Wirtschaftsminister Bartenstein: „Österreich ist zu einem Nettoimporteur geworden, was vielfach Import von Atomstrom bedeutet. Wir werden intensiv daran arbeiten, energieautark zu sein.“

In diesem Sinne stellen die unterzeichneten Abgeordneten daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat bis 30.06.2009 einen Master­plan für ein energieautarkes Österreich 2020 mit konkreten Umsetzungsmaßnahmen unter Einbeziehung einer Potentialanalyse und einen diesbezüglichen Finanzierungs­plan vorzulegen.“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächste Rednerin: Frau Kollegin Dr. Lichtenecker. – Bitte.

 


17.09.25

Abgeordnete Dr. Ruperta Lichtenecker (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Wirtschaftsminister, in Ihrer Be­antwortung der Anfrage beziehungsweise in der Beantwortung der Dringlichen heute war eines ganz zu Beginn wirklich erschreckend. Die Frage ist: Bis wann werden Sie einen Masterplan Energie erstellt haben, in dem es klar um die Ausrichtung auf die Sicherheit der österreichischen Energieversorgung geht? Und da war die Antwort: am 31. März 2010.

In mehr als einem Jahr – und letztendlich, wenn Sie es genau betrachten, ist ein Drittel der Regierungsperiode dann vorüber – gibt es einmal einen Plan. Dann wird das ver­mutlich ein Drittel der Periode diskutiert werden, und dann wird sich diese Regierung auf die nächsten Wahlen vorbereiten.

Herr Minister, da frage ich Sie: Wann geschieht denn dann tatsächlich die Sicherung der Energiezukunft Österreichs? Denn eines muss klar sein: Es wird um die beiden „s“ gehen in der Energiepolitik, nämlich sicher und sauber. „Sicher und sauber“ erreicht man mit Energieeffizienz und erneuerbaren Energien. Bei der Sicherung geht es letztendlich um die Sicherung der Energieversorgung, um die Leistbarkeit, um die Si­cherung der Unabhängigkeit und natürlich auch um die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen. Und wenn es um sauber geht, dann geht es natürlich darum, das Klima zu schützen, die Umwelt und langfristig die Gesundheit unserer Kinder zu schützen.

Wenn heute wieder einmal das Thema Wasserkraft in die Diskussion eingebracht wird, so lassen Sie mich sagen, meine Damen und Herren von SPÖ und ÖVP: Die Welt ist nicht schwarz oder weiß oder schwarz oder rot, sondern sie ist differenziert zu betrachten. Und die Grünen haben eine differenzierte Haltung zur Wasserkraft, was wir auch mit unserer grünen Regierungsbeteiligung in Oberösterreich sehr gut unter Be­weis stellen. In Oberösterreich gibt es rund 570 Kleinwasserwerke, die in etwa 7 Pro­zent des Gesamtstromverbrauchs liefern. Davon sind rund 200 Kraftwerksbetreiber da­rangegangen, diese mit Unterstützung des Landes Oberösterreich zu modernisieren. Teilweise sind auch neue gebaut worden, und nicht nur bei den Kleinstwasserkraftwer­ken, sondern auch bei größeren.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 186

Es gibt also einen differenzierteren Zugang zum Thema Wasserkraft: Es geht um Was­serkraft unter Einbeziehung des Naturschutzes und der Bevölkerung und mit der klaren Orientierung auf Effizienz und Modernisierung der bestehenden Anlagen.

Wenn schon über den Ausbau der erneuerbaren Energien und den Ausbau der Was­serkraft geredet wird, Herr Minister, dann muss einfach klar sein, dass der Atomstrom­import in dieser Weise reduziert beziehungsweise auf Null gesetzt werden muss. Hiefür muss es einen Stufenplan geben, wie denn das vonstatten gehen kann. Das, was Sie jetzt haben, also die vorliegende Planung der Energiepolitik wird nichts werden. So wird das nichts!

Es fließen rund 50 Millionen € in den EURATOM-Vertrag, die viel besser bei der Ener­gieeffizienz, bei den erneuerbaren Energien angelegt wären. Das würde in der Region Arbeitsplätze schaffen, die Wirtschaft stärken und unabhängig machen. Diese Hoch­subventionierung ist etwas, was wir klar ablehnen in der Energiepolitik. Es muss Kos­tenwahrheit herrschen, und Kostenwahrheit heißt beim Atomstrom, dass mit den För­derungen, mit den Subventionierungen Schluss sein muss, denn damit hält man die Atomlobby am Leben und fördert die Renaissance der Atomkraft.

Wir müssen auf saubere Energie setzen, und das bedeutet eine klare Ausrichtung auf Ökostrom. Das bedingt ein neues Ökostromgesetz, das bedingt eine Verlängerung der Förderdauer für faire Tarife und eine Abnahmegarantie, also alles, was wir momentan nicht haben. Ökostrom heißt nichts anderes als Freiheit und Unabhängigkeit, und ge­nau darum soll es ja auch in der Energiepolitik gehen.

Im Zuge dieser Debatte bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit so­wie der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, werden aufgefordert, umgehend ein Anti-Atompaket mit folgenden Eckpunkten zu erar­beiten und umzusetzen:

Sofortige Ruhendstellung der Zahlungen für den Euratom-Vertrag und Verhandlungen mit der EU zum Ausstieg aus dem Euratom-Vertrag,

Investition der frei werdenden Finanzmittel von jährlich 40 bis 50 Millionen Euro in kon­junkturbelebende Klimaschutzmaßnahmen, die Energieverbrauch und Atomstromim­porte verringen,

Verhandlungen mit jenen EU-Staaten, die keine AKW betreiben oder den Ausstieg be­schlossen haben zur Gründung einer Anti-Atom-Allianz, die sich gegen neue Atom­kraftwerke in Europa einsetzt,

Aktionsplan zur Erhöhung der Energieeffizienz und zur Energieverbrauchsreduktion,

Neues Ökostromgesetzes nach Vorbild des deutschen Erneuerbare-Energie-Gesetzes,

Verbesserung der Stromkennzeichnung für Konsumentin mit klarer Deklaration des Atomstromanteils.“

*****

Meine Damen und Herren (Abg. Großruck: Eisfreiheit für Grönland haben Sie verges­sen!), im Sinne der österreichischen und europäischen Energiezukunft ersuche ich Sie heute, diesen Antrag zu unterstützen. (Beifall bei den Grünen.)

17.15



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 187

Präsident Fritz Neugebauer: Auch dieser Antrag ist ordnungsgemäß eingebracht und wird mit verhandelt.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anti-Atom-Paket ein­gebracht im Zuge der Debatte zur dringlichen Anfrage betreffend Versagen und Orien­tierungslosigkeit der Bundesregierung in der Energiepolitik

Im Zuge des Lieferstopps von russischem Erdgas über die Ukraine hat die slowakische Regierung die Wiederinbetriebnahme des Atomkraftwerks Bohunice angekündigt. Europaweit droht eine Renaissance der Atomkraft. In Finnland wird an einem neuen Atomkraftwerk gebaut, bis zu 3 weitere sind in Planung. In zahlreichen europäischen Ländern werden neue Kraftwerksblöcke diskutiert oder geplant, in der Nähe Öster­reichs u.a. neue Reaktoren in Mochovce, Temelin und Krsko. Italien hat angekündigt, wieder in die Atomkraftnutzung einzusteigen. Auch Polen will Atomkraftwerke bauen.

Das Ziel des europaweiten Atomkraftausstiegs ist im Gegensatz zu früheren Regierun­gen nicht mehr im aktuellen SPÖ-ÖVP-Regierungsprogramm enthalten und offenbar kein Ziel dieser Bundesregierung. Dabei ist Österreich nicht allein: 12 EU-Mitgliedstaa­ten betreiben derzeit keine Atomkraftwerke. Österreich hat sich zwar nach der Volksab­stimmung 1978 eindeutig gegen die Nutzung der Atomkraft ausgesprochen und dies gesetzlich verankert. Trotzdem stammt ein steigender Anteil des Stroms in Österreich aus Atomkraftwerken.

Laut Angaben der E-Control wurden 2006 rund 16 Prozent des in Österreich an End­kunden abgesetzten Stroms als sog. „Strom unbekannter Herkunft“ bezeichnet. Dieser Strom wird mit dem durchschnittlichen europäischen Strommix („UCTE-Mix“) bewertet, dieser besteht lt. E-Conrol zu 31 Prozent aus Atomstrom. Entsprechend stammen da­mit rd. 5 Prozent des Stroms in Österreich aus Atomkraftwerken. Nach Angaben von BM Berlakovich liegt diese Zahl aktuell bereits bei 7 Prozent. Dabei wird in dieser Sta­tistik nicht auf die tatsächlichen Strom-Lieferverträge Bezug genommen und auch der Stromhandel der österreichischen Stromanbieter nicht mit berücksichtigt. Studien von NGOs weisen einen Atomstromanteil in Österreich von bis zu 20 Prozent nach. Mit dem Kauf dieses Stroms werden Atomkraftwerke in Europa von den StromkundInnen in Österreich mitfinanziert. Die Aktivitäten der Bundesregierung gegen grenznahe AKW werden unglaubwürdig bleiben, solange Österreich weiter Atomstrom importiert. StromkonsumentInnen sind durch die derzeitige Ausweisung von „Strom unbekannter Herkunft“ verwirrt. Eine konsumentInnenfreundlichere Stromkennzeichnung fehlt.

Der Stromverbrauch in Österreich wächst seit Jahren ungebremst. Durchschnittlich stieg er in den letzten 20 Jahren um über 2 Prozent pro Jahr. Werden keine Maßnah­men ergriffen, gehen Studien davon aus, dass er auch in Zukunft ähnlich weiter wach­sen wird. Ein Mittel dagegen ist die Erhöhung der Energieeffizienz, hier ist sind die Re­gierungen aber seit Jahren säumig. So wurde etwa die Energieeffizienz-Richtlinie der EU nicht bis zum vorgesehenen Zeitpunkt 17. Mai 2008 umgesetzt. Durch das stetige Verbrauchswachstum wurde Österreich seit 2001 auch zum Strom-Nettoimporteur und importierte im Jahr 2007 physikalisch über 11 Prozent seines Strombedarfs, das sind 6,6 TWh.

Gleichzeitig besteht ein de-facto-Ausbaustopp beim Ökostrom: In den vergangenen Jahren wurde ein gut funktionierendes Ökostromgesetz zerschlagen, derzeit herrscht Stillstand beim Ökostromausbau.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 188

Derzeit fließen jährlich mindestens 40 bis 50 Millionen Euro in die Finanzierung des Euratom-Vertrags der EU und werden damit der österreichischen Wirtschaft entzogen. Euratom finanziert die EU-Atomforschung und vergibt Kredite für die Errichtung oder Modernisierung von Atomkraftwerken. Für die Euratom-Programme sind im Zeitraum von 2007-2013 insgesamt 4,1 Milliarden Euro im EU-Budget reserviert. Dieser Budget­beschluss wurde mit der Zustimmung der österreichischen Bundesregierung gefasst. In den vergangenen 30 Jahren hat die Atomforschung mehr als 60 Milliarden Euro von den Mitgliedsstaaten und EU-Institutionen erhalten, nur ein Bruchteil an öffentlichen Geldern wurde in erneuerbare Energien investiert.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere der Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit so­wie der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, werden aufgefordert, umgehend ein Anti-Atom-Paket mit folgenden Eckpunkten zu er­arbeiten und umzusetzen:

Sofortige Ruhendstellung der Zahlungen für den Euratom-Vertrag und Verhandlungen mit der EU zum Ausstieg aus dem Euratom-Vertrag.

Investition der frei werdenden Finanzmittel von jährlich 40 bis 50 Millionen Euro in kon­junkturbelebende Klimaschutzmaßnahmen, die Energieverbrauch und Atomstromim­porte verringern.

Verhandlungen mit jenen EU-Staaten, die keine AKW betreiben oder den Ausstieg be­schlossen haben zur Gründung einer Anti-Atom-Allianz, die sich gegen neue Atom­kraftwerke in Europa einsetzt.

Aktionsplan zur Erhöhung der Energieeffizienz und zur Energieverbrauchsreduktion.

Neues Ökostromgesetzes nach Vorbild des deutschen Erneuerbare-Energie-Gesetzes.

Verbesserung der Stromkennzeichnung für Konsumentin mit klarer Deklaration des Atomstromanteils.

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Gessl-Ranftl. – Bitte, Frau Kollegin.

 


17.15.25

Abgeordnete Andrea Gessl-Ranftl (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bun­desminister! Frau Bundesministerin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Diese dringliche Anfrage ist eine gute Gelegenheit, all jenen Abgeordneten, die der Regie­rung Versagen und Orientierungslosigkeit in der Energiepolitik vorwerfen, die Regie­rungserklärung unseres Bundeskanzlers Werner Faymann vom 3. Dezember 2008 in Erinnerung zu bringen.

In dieser Erklärung heißt es unter anderem, dass die erneuerbare Energie auszubauen ist. Primär gesehen steht die Bundesregierung zu einer ehrgeizigen Klima- und somit auch zu einer ambitionierten Energiepolitik. Die benötigten Investitionssummen für den Ausbau der erneuerbaren Energie und die Steigerung der Energieeffizienz finden sich, und das wissen Sie ja alle, im Konjunkturpaket der Bundesregierung wieder.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 189

Die EU hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2020 20 Prozent ihres Endenergiever­brauchs aus erneuerbaren Energiequellen zu decken. Das Ziel Österreichs ist mit 34 Prozent beziffert, und unsere Regierung will dieses Ziel erreichen, ja wenn möglich übertreffen.

Bezug nehmend auf die jüngste Energieproblematik durch den Erdgaslieferungsstopp Russlands hat die Bundesregierung, und wir haben das heute schon ein paar Mal ge­hört, den Ministerien für Wirtschaft und Umwelt einen Masterplan zur erneuerbaren Energie in Auftrag gegeben. Der Masterplan soll, und die Betonung liegt hier auf soll, die Beschleunigung von Wasserkraftprojekten sowie Verfahrensverkürzungen beinhal­ten. Außerdem tritt die Bundesregierung für die Verringerung der Abhängigkeit der ös­terreichischen Energieversorgung von Lieferungen fossiler Brennstoffe aus Drittstaaten ein.

Weiters hat sich der mittels Gesetz beschlossene Klima- und Energiefonds, der die Re­duzierung der Treibhausgasemissionen und vor allem auch die Sicherstellung der Energieversorgung Österreichs zum Inhalt hat, sehr gut bewährt. Dieser Fonds wurde für den Zeitraum von 2007 bis 2010 mit einem Fördervolumen von bis zu 500 Millio­nen € dotiert und soll der Bundesregierung bei der Umsetzung der Verwirklichung einer nachhaltigen Energieversorgung sowie der Steigerung der Forschungsquote dienlich sein.

Mit den Fördergeldern sollen innovative Projekte vorwiegend in Bezug auf eine Energie schonende und umweltfreundliche Zukunft unterstützt werden. Ich möchte aber auch klar festhalten, dass der vermehrte Einsatz von erneuerbaren Energien wie Wasser­kraft, Windmühlen und Windkraftwerke, Solarenergie, Sonnenkollektoren, Thermik­kraftwerken und die energetische Nutzung von Biomasse zu forcieren und zu fördern sind. (Beifall bei der SPÖ.)

Für mich ist es auch wichtig, dass durch die günstige geographische Lage Österreichs bedingt der Ausbau der Wasserkraft massiv voranzutreiben ist. Doch auch die Sonnen­energie und die Erdwärme, die in relativ großen Mengen vorhanden sind, müssen un­bedingt in zunehmendem Maße den Energiebedarf decken.

Da Österreich mit einem Waldanteil von über 46 Prozent zu den dichtestbewaldeten Ländern Europas gehört, ist der Einsatz von Biomasse für die Raumheizung speziell in ländlichen Gebieten von sehr großer Bedeutung. Wärmepumpen für Warmwasser­bereitung und Raumheizungen werden jetzt schon durch diverse Direktförderungen und durch Steuererleichterungen gefördert. Um aber die Versorgung mit Erdgas insbe­sondere in Osteuropa zu sichern, sind die Erschließung neuer Gasrouten und Gaslie­ferquellen voranzutreiben.

Bei der künftigen Energieversorgung darf für Österreich die Kernenergie keinesfalls eine Rolle spielen. Für mich ist es von sehr großer Bedeutung, dass an der klaren Ab­lehnung der Kernenergie festzuhalten ist.

Daher ist natürlich die Erforschung von weiteren erneuerbaren Energieformen verstärkt zu verfolgen und der Wissensaustausch auf europäischer und internationaler Ebene anzukurbeln. Wir müssen aber auch zur Kenntnis nehmen, dass gleichzeitig Energie­sparmaßnahmen weiter zu fordern, zu intensivieren und vermehrt zu fördern sind.

Als bezeichnendes Beispiel wäre der relativ hohe Prozentsatz des Energieverbrauchs, der auf Klimaanlagen und Raumheizung entfällt, zu erwähnen. Eine nicht sehr aufwen­dige, aber umso effizientere Maßnahme ist eine optimale Wärmeschutzdämmung. – In diesem Zusammenhang muss auch noch größeres Augenmerk auf die Bewusstseins­bildung im Gefüge Energiesparen und Klimarelevanz gelegt werden.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 190

Nun abschließend noch ein paar Worte zu Ihrer haltlosen Anschuldigung, die Regie­rung habe energiepolitisch versagt. (Abg. Neubauer: Entschuldigung, das ist ein Fakt!) – In den heutigen ORF-Nachrichten wurde Folgendes berichtet: Österreich be­sitzt prozentuell das größte Erdgaslager weltweit. – Ich denke, dies ist das Ergebnis einer nicht nur angepassten, sondern einer vorausschauenden Energiepolitik.

Eine sichere, nachhaltige und sozialverträgliche Energieversorgung steht im Mittel­punkt der Energiepolitik unserer Bundesregierung. – Ich danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der SPÖ.)

17.22


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Rädler. – Bitte.

 


17.23.05

Abgeordneter Johann Rädler (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin! Herr Bundesminister! Kollege Widmann vom BZÖ – er ist jetzt nicht da. Ich würde ihm raten, den Entschließungsantrag der ÖVP durchzulesen, denn dort kann er sich orientieren, was Euratom betrifft. – Darin steht genau, dass wir den Schutzzweck ausbauen möchten, und dafür, glaube ich, tritt ja auch er ein. (Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein: Sie sollen es nicht „möchten“, Sie sollen es tun!)

Daher würde ich ersuchen, diesen Entschließungsantrag mitzutragen und Abstand zu nehmen von den Milchmädchenrechnungen, dass man mit jenen 100 Millionen für die thermische Sanierung, die er und auch sein Vorredner vom BZÖ angesprochen haben, sehr wenig bewirken kann. – Ja, wenn man von einer Förderungsquote von 100 Pro­zent ausgeht – so lautet diese Milchmädchenrechnung scheinbar –, dann wird man nicht sehr viel bewirken. Wenn man sich aber zur thermischen Sanierung bekennt, und das tun wir, werden wir sehr viel bewirken können.

Aber nun zum eigentlichen Antrag, zu dieser Dringlichen Anfrage der Grünen mit 25 Fragen: Inhaltlich ist eigentlich nichts dabei, was Antwort geben könnte auf die Zu­kunft (Abg. Öllinger: ... darum ... Anfrage!), sondern nur Versäumtes. (Abg. Brosz: Haben Sie die Anträge auch gelesen?) Das erinnert mich an die Zeit von damals: Da sind wir jetzt wieder bei Hainburg, da sind wir wieder bei der Atomkraft, wir sind in den siebziger Jahren, in den achtziger Jahren angelangt.

Darf ich eure Kollegen an Folgendes erinnern: In der Bundesrepublik Deutschland wart ihr in der Regierung und habt euch zum Ausstieg aus der Atomkraft bekannt! – Was ist denn daraus geworden? Mehr Atomkraft als in der Bundesrepublik Deutschland wird nirgendwo verwendet! Das ist die Wahrheit! (Abg. Öllinger: ... Merkel, für die waren wir nicht verantwortlich!)

Herr Kogler – wo ist er denn?; jetzt ist er draußen – hat gesagt: Ja, wir bekennen uns zur Wasserkraft! – Sehr erfreulich, wenn ihr euch jetzt zur Wasserkraft bekennt! Aber dieses Denken hat sich potenziert, nämlich hin in die kleinen Regionen: Ich kann euch viele Kleinkraftwerke im Bereich Wasserkraft nennen, die von euch verhindert wurden, aber nicht nur Kleinkraftwerke, sondern auch touristische Projekte, bei denen eine Ver­sorgung mit Biogas oder mit Biomasse stattfinden sollte, gegen die sich die Grünen ge­stellt und die sie verhindert haben, nur deshalb, weil die Zufahrtsstraße zu diesem Pro­jekt an einem Augebiet vorbeigeht. – Das ist die wahre Einstellung: Verhindern und kei­ne Antwort auf die Zukunft haben, und dagegen wehren wir uns! (Beifall bei der ÖVP.)

Wir sagen aber nicht, dass es nicht noch Ziele gibt, auch europäische Ziele, die wir zu verfolgen haben: Wenn man weiß, dass im europäischen Raum 40 Prozent der Ener­gie importiert werden muss, müssen wir uns dazu bekennen, dass angesichts der Krise von 2006, dass angesichts der jetzigen Krise etwas zu verändern ist. Und dieses „Ver­ändern“ kann nur bedeuten, mehr in die Energieeffizienz zu investieren, und das kann


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 191

nur bedeuten, auch die Zielsetzungen betreffend erneuerbare Energie, nämlich 20 Pro­zent der Energieproduktion aus erneuerbaren Bereichen zu erreichen, zu verfolgen – wir in Österreich haben ja ein höheres Ziel, wir haben das Ziel, 34 Prozent zu schaf­fen –, und natürlich ist es auch so, dass wir im Maßnahmenbereich etwas tun müssen, um eine Krise bewältigen zu können.

Die erste Maßnahme, die wir gesetzt haben, war das Energielenkungsgesetz, und die zweite Maßnahme ist, dass wir hier etwas tun, um die Energie künftighin zu steuern, nämlich mittels einer Großkundensteuerung im Krisenmanagement. – Hier gibt es be­reits Ansätze, und die E-Control hat ja mit dem Modell bis hin zu einem Handbuch, das für den Krisenfall erstellt werden soll, vorgezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Auf dem richtigen Weg sind wir aber nicht nur auf Bundesebene, wir sind es auch auf Länderebene, und ich darf hier natürlich Niederösterreich als Vorbild präsentieren. Ein Kollege von mir hat die Verschrottungsprämie für alte Heizkessel heute bereits ange­sprochen – jetzt sind wir bei der Autoverschrottungsprämie und steigern in Richtung auf die Verschrottungsprämie bei den Altkesseln –: Wir wissen, dass das 400 000 Haus­halte in ganz Österreich betrifft und dass wir damit eine richtige Maßnahme im Umwelt­bereich tätigen können, mit der wir Energie einsparen und den CO2-Ausstoß verringern können, was wir in Niederösterreich bewiesen haben – es gibt diese Aktion des Heiz­kesseltausches bei uns seit zehn Jahren und wir fördern diese Maßnahme mit 30 Pro­zent. – Das ist, glaube ich, der richtige Ansatz, den sollten wir auch auf Bundesebene verfolgen!

Da gibt es viele Bereiche: Im Wohnbaubereich haben wir in Niederösterreich in einem einzigen Jahr 12 000 Wohneinheiten thermisch saniert. (Beifall bei der ÖVP.) CO2-Ein­sparung dabei: 13,5 Prozent im abgelaufenen Jahr.

Wir nehmen jetzt wieder 40 Millionen € in die Hand, um eine Maßnahme zu setzen, nämlich die thermische Sanierung von Wohneinheiten und Wohnhäusern mit neuerlich 30 Prozent Förderung als Direktzuschuss, und das bis zu einer Höchstgrenze von 12 000 €. – Das also sind die Maßnahmen, die greifen, und das tun sie auch auf Bun­desebene!

Wenn wir 100 Millionen € für die thermische Sanierung bereitstellen und wissen, dass wir nicht 20 Prozent, sondern 50 Prozent Energieeinsparung erreichen und auf der an­deren Seite im Bereich der Geothermie, im Bereich der Photovoltaik, im Bereich der Wasserkraft vieles tun können, dann sollten wir diesen Weg beschreiten und sollten nicht in Richtung Vergangenheit schauen, sondern gemeinsam in Richtung Europa, in Richtung Einsparung von Energie und in Richtung Zusammenarbeit.

Dann werden wir das Ziel erreichen und uns nicht nur im Negativbereich bewegen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

17.28


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Themessl. – Bitte.

 


17.29.05

Abgeordneter Bernhard Themessl (FPÖ): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Mei­ne Damen und Herren! Hohes Haus! Zu Beginn gleich zwei Entschließungsanträge, auf die mein Kollege Ing. Norbert Hofer inhaltlich schon eingegangen ist.

Der erste Antrag lautet wie folgt:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Themessl, Ing. Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Aus­stattung neuer Wohnungen und Häuser mit Kaminen


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 192

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, alle erforderlichen Schritte zu setzen, um die Bundesländer zu animieren, die Ausstattung von Gebäuden mit einem Sicherheitska­min in der jeweiligen Bauordnung zu verankern.“

*****

Der zweite Antrag lautet:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Ing. Hofer, Themessl, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Hal­bierung der Mehrwertsteuer auf Energie aus erneuerbaren heimischen Ressourcen

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage vor­zulegen, die zum Inhalt hat, dass die Mehrwertsteuer auf alle aus erneuerbaren heimi­schen Ressourcen stammenden Energien von derzeit 20 Prozent auf 10 Prozent hal­biert wird.“

*****

Bevor ich zum eigentlich Thema komme, noch ein Wort zu einem meiner Vorredner, zu Herrn Abgeordnetem Widmann vom BZÖ, und seiner Frage, warum die Freiheitlichen die Völkerrechtsklage des BZÖ nicht unterstützt hätten. – Darauf bereits zum x-ten Mal unsere Antwort: Wir haben auf Rückfrage von mehreren Rechtsexperten klar die Aus­kunft erhalten, dass das rechtlich gar nicht möglich ist. – Vielleicht verstehen Sie es jetzt. (Ruf beim BZÖ: Welcher Rechtsexperte war das?)

Aber jetzt zu Ihnen, Herr Bundesminister, und zur Bundesregierung. Ich gehe auf Punkt 19 dieser Anfrage der Grünen ein, auf den Sie eigentlich unklar geantwortet ha­ben. Unter Punkt 19 wollen die Grünen von Ihnen wissen, bis wann Sie ein neues Öko­stromgesetz vorlegen werden, und Sie haben geantwortet, dass die Novelle des alten Ökostromgesetzes, die im letzten Jahr beschlossen wurde, noch nicht umgesetzt ist und, wenn ich Sie richtig verstanden habe, solange das nicht passiert ist, eigentlich kein Handlungsbedarf besteht.

Zum Ersten: Die Novelle des alten Ökostromgesetzes hat Ihr „vereinseigener“ Ex-EU-Kommissar Franz Fischler ganz schön zerzaust. Er hat genauso viel davon gehalten wie im Parlament die Grünen, das BZÖ und wir, und deswegen haben wir damals die­se Novelle auch abgelehnt.

Zum Zweiten wundert es mich, dass Sie nicht über ein neues Ökostromgesetz nach­denken, denn wenn ich den Entschließungsantrag, den die Regierungsparteien einge­bracht haben, in Teilbereichen lese, dann ersuchen diese die Bundesregierung unter anderem im dritten Punkt, „die Erforschung, Nutzbarmachung und Produktion erneuer­barer Energieformen zu forcieren und zu fördern“.

Ich erinnere mich daran, dass Sie vor zirka einer Woche vom EU-Gipfel zurückge­kommen sind, und da haben Sie in Ihrem Gepäck eine glorreiche Idee mitgebracht: Sie haben nämlich von Ihren deutschen Kollegen die sogenannte Verschrottungsprämie für Autos abgekupfert.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 193

Jetzt kann man davon halten, was man will – wir finden nicht, dass das das Gelbe vom Ei ist, das sagen wir Ihnen auch, und viele andere sehen das so wie ich –, aber wenn Sie schon von Ihren deutschen Kollegen etwas kopieren, was an und für sich nichts Böses ist, denn gute Ideen kann man kopieren, dann frage ich mich: Warum haben Sie nicht das „deutsche Ökostromgesetz“ kopiert, also das deutsche Erneuerbare-Ener­gien-Gesetz, das wirklich Vorzeigewirkung in Europa hätte und das natürlich auch für den wirtschaftlichen Bereich, insbesondere für die Wirtschaft im kommunalen und In­landsbereich, sehr viel bewirken könnte? – Das haben Sie nicht gemacht!

Wir reden jetzt seit Wochen und Monaten von angehender Wirtschaftskrise, von Re­zession, wir reden von Energie, von Energieversorgung für Österreich, von Energiesi­cherheit, und ich sage Ihnen ganz ehrlich, ich traue weder Ihnen noch Ihren Regie­rungskollegen zu, hier wirklich Maßnahmen zu setzen. (Beifall bei der FPÖ. – Zwi­schenruf des Abg. Weinzinger.) – Ich sage Ihnen auch, warum.

Erstens geht es hier um Wirtschaftsfragen, und wie Sie alle wissen, kommt ein über­wiegender beziehungsweise der Großteil dieser Regierungsmannschaft nicht aus der Wirtschaft, er kommt aus dem geschützten Bereich, so wie Sie das auch sehen. Das ist im Prinzip nichts Böses, aber wenn es um Wirtschaftsfragen geht, dann glaube ich schon eher einem Wirtschafter, der wirklich mit beiden Füßen in der Wirtschaft steht, der auch selbst Wirtschaft praktiziert hat und nicht nur auf Einsager angewiesen ist, die ihm dann vielleicht den falschen Weg weisen. (Abg. Riepl: ... kommt aus der Wirt­schaft!)

Einen zweiten Punkt sage ich Ihnen auch noch: Es würde natürlich die Möglichkeit ge­ben, mangelndes Talent oder vielleicht fehlende Kompetenz durch viel Fleiß wettzuma­chen, aber was Sie unter Fleiß verstehen, das werde ich Ihnen jetzt aufzeigen.

Dieses Hohe Haus wurde in dieser Zusammensetzung Ende Oktober des letzten Jah­res angelobt. Die erste Ausschusssitzung des Wirtschaftsausschusses – und der Wirt­schaftsausschuss ist zuständig für all diese Themen, die wir heute schon in mehreren Punkten diskutiert haben, und Energie fällt in den Bereich des Wirtschaftausschusses, Herr Kollege Steindl – ich weiß nicht, wo er ist; er ist der Obmann des Wirtschaftsaus­schusses –, ist sage und schreibe für den 24. März in Aussicht genommen! Das heißt, es vergehen in dieser Regierung fast fünf Monate, bis man überhaupt den Wirtschafts­ausschuss zu diesen Themen befragt und sich dort vielleicht die eine oder andere An­regung holen will. – Ich weiß nicht, wie Sie sich das vorstellen!

Jetzt reden wir von sinkenden Wirtschaftsleistungen, von Rezession, wir haben Pro­bleme mit der Energieversorgung und wissen nicht, wann vielleicht das nächste Mal das Gas abgedreht oder umgeleitet wird oder was auch immer, und Sie halten es ab­solut nicht für notwendig, den zuständigen Ausschuss in diesem Hohen Haus damit zu befassen! Wissen Sie, das ist nicht nur nicht fleißig, das sage ich Ihnen auch, sondern es ist verantwortungslos. (Beifall bei der FPÖ.)

Es ist einfach verantwortungslos, es in Zeiten wie diesen, in denen kein Tag vergeht, in dem nicht in den Medien diese Wirtschaftskrise angesprochen wird, nicht für notwendig zu halten, den zuständigen Ausschuss in diesem Hohen Haus damit zu befassen!

Ich sage Ihnen Folgendes: Wenn Sie nicht blitzartig umdenken, dann sehe ich schwarz für diese Regierung! – Leider werden dann die Roten wahrscheinlich auch schwarz umgefärbt; Sie haben diese Farbe ja bereits als Parteifarbe. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

17.35


Präsident Fritz Neugebauer: Beide eingebrachten Anträge sind ausreichend unter­stützt und werden daher mit verhandelt.

Die Anträge haben folgenden Gesamtwortlaut:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 194

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Themessl, Ing. Hofer und weiterer Abgeordneter betreffend die Aus­stattung neuer Wohnungen und Häuser mit Kaminen

eingebracht im Zuge der Debatte zur dringlichen Anfrage betreffend Versagen und Orientierungslosigkeit der Bundesregierung in der Energiepolitik

Die durch den Streit um die Gaslieferungen ausgelöste Energiekrise sowie großflä­chige Stromausfälle in den letzten Jahren zeigen sehr eindrucksvoll, wie groß die Ab­hängigkeit vom Ausland bei der Energieversorgung ist. Hätte der Gasstreit länger ge­dauert, dann hätten auch unsere Haushalte Probleme bekommen.

Um solchen Krisenfällen in Zukunft vorzubeugen, ist es nötig, gezielte Maßnahmen zu setzen. Für wesentlich erachtet die FPÖ, dass zukünftig jedes neu gebaute Haus und jede neue Wohnung mit einem Kamin ausgestattet ist. Im Krisenfall kann dann jeder­zeit mit Holz geheizt werden, damit wenigstens ein Zimmer für die Bewohner warm ge­halten wird.

An solchen Sicherheitskaminen lassen sich jederzeit modernste Heizsysteme anschlie­ßen, die mit nachwachsenden Rohstoffen, z.B. Pellets, Scheiterholz usw. betrieben werden. Gerade zum Heizen in den Haushalten sind in Österreich genügend natürlich nachwachsende Ressourcen verfügbar. Um diese heimischen Ressourcen auch nüt­zen zu können, ist die Ausstattung jedes Wohngebäudes mit geeigneten Kaminen Vo­raussetzung.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, alle erforderlichen Schritte zu setzen, um die Bundesländer zu animieren, die Ausstattung von Gebäuden mit einem Sicherheitska­min in der jeweiligen Bauordnung zu verankern.“

*****

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Ing. Hofer, Themessl und weiterer Abgeordneter betreffend die Hal­bierung der Mehrwertsteuer auf Energie aus erneuerbaren heimischen Ressourcen

eingebracht im Zuge der Debatte zur dringlichen Anfrage betreffend Versagen und Orientierungslosigkeit der Bundesregierung in der Energiepolitik

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass eine rasante Ölpreissteigerung jeder Zeit möglich ist. Die OPEC sowie die Ölmultis begründen dies mit fadenscheinigen Argumenten. Eine gesteigerte Nachfrage sowie die zunehmende Spekulation bei gleichzeitig sinken­den Lieferungen wird angegeben.

Angesichts der derzeitigen Gaskrise ist es an der Zeit, eine Energiewende hin zu er­neuerbaren heimischen Energien einzuleiten.

Ziel muss es sein, dass Energie leistbar bleibt. Die Energiepreise dürfen nicht weiter steigen. Opfer wären hier vor allem Pensionisten und Familien. Die Energiekosten durch zusätzliche Steuern weiter zu erhöhen, wäre mehr als unverantwortlich.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 195

Da die Energiepreise weiter hoch bleiben, steigen auch die Einnahmen über die Mehr­wertsteuer und daher ist es nur mehr als gerecht, wenn dieser Mehrerlös an die Bürger zurückgegeben wird.

Deshalb ist eine Reduktion der Mehrwertsteuer für Heiz- und Brennmaterialien vorzu­nehmen. Von dieser Maßnahme profitieren alle, am meisten jedoch die kleinen und mittleren Einkommen. Dies wäre ein klares Signal in Richtung Entlastung der österrei­chischen Bürger.

Aus Sicht der FPÖ ist es daher unumgänglich, die notwendigen Maßnahmen für unse­re künftige Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit durch Förderung der hei­mischen, regenerativen Energieproduktion zu setzen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, dem Nationalrat eine Regierungsvorlage vor­zulegen, die zum Inhalt hat, dass die Mehrwertsteuer auf alle aus erneuerbaren heimi­schen Ressourcen stammenden Energien von derzeit 20 Prozent auf 10 Prozent hal­biert wird.“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Scheibner. – Bitte. (Abg. Grosz – in Richtung des sich zum Rednerpult begebenden Abg. Scheib­ner –: Bedank dich für die Neujahrswünsche!)

 


17.35.29

Abgeordneter Herbert Scheibner (BZÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Zunächst einmal einen herzlichen Dank für die sehr netten Neujahrswünsche eingangs Ihrer Vorsitzführung. (Beifall beim BZÖ.) – Diese haben uns ebenso überrascht wie ge­freut.

Wenig erfreut uns natürlich die aktuelle Situation auf dem Energiemarkt; wir haben heute Vormittag schon darüber diskutiert. Über die Glaubwürdigkeit mancher grüner Forderungen ist auch schon diskutiert worden, wobei man das nicht so eng sehen soll­te, denn wenn wir alle uns darauf verständigen, dass fossile Brennstoffe und Energie­träger auf absehbare Zeit nicht gänzlich ersetzbar sind, dann müssen selbstverständ­lich auch die Grünen, wenn sie ins Parlament oder sonst irgendwohin zu interessanten Veranstaltungen fahren wollen, ab und zu auch einmal mit dem Auto fahren, und das Auto fährt eben leider ... (Abg. Mag. Lunacek: Oder mit dem Fahrrad!) – Ja, auch mit dem Fahrrad. Das ist besonders gefährlich, wenn die Herrschaften glauben, sie müs­sen auch noch bei Schnee und Eis mit dem Fahrrad fahren und so Leute gefährden. – Aber das ist wieder etwas anderes.

Jedenfalls ist es, glaube ich, sinnvoll, richtig und wichtig, dass wir alles tun, um er­neuerbare Energieträger zu fördern und auch das Bewusstsein dafür zu stärken. Trotz­dem muss man sich eben auch dazu bekennen, dass auf absehbare Zeit die fossilen Brennstoffe ein unersetzbarer Bestandteil der Gesamtenergieversorgung sein werden.

Die Gaskrise hat uns einmal mehr eindeutig gezeigt, dass es notwendig ist, sowohl na­tional als auch international entsprechend Vorsorge für derartige Probleme zu treffen, denn es muss auch klar sein, dass das nicht das letzte Mal gewesen ist, dass verschie­dene Produzentenländer mit ihren Kapazitäten, mit dieser Macht entsprechend Politik machen wollen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 196

Österreich, das wurde ebenfalls schon gesagt, hat die Krise durch die Bevorratung einigermaßen gut überstanden, wobei auch die Krise relativ zu sehen ist, denn wir ha­ben Informationen bekommen, dass etwa der Westen Österreichs gar nicht an dem Gasnetz hängt, das mit Russland verbunden ist, und dass es auch entsprechende Al­ternativzukäufe gibt.

Trotzdem – ich wiederhole hier meine Forderung vom Vormittag – sollte man auf EU-Ebene dafür sorgen, dass alle Mitgliedsländer der Europäischen Union gleiche Lager­bestände im Bereich des Notwendigen und Möglichen anschaffen, damit die Europäi­sche Union und damit auch wir nicht erpressbar sind, wenn Russland oder andere Pro­duzentenländer glauben, dass sie für einige Tage oder Wochen diese Lieferungen ein­stellen, weil sie eigene Ziele verfolgen. (Beifall beim BZÖ.)

Eine interessante Frage, Herr Wirtschaftsminister – wir haben es im Nationalen Sicher­heitsrat kurz angesprochen, da habe ich aber keine Antwort bekommen – ist natürlich die Preisgestaltung dieser Rohstoffe und Energieträger, gerade beim Gas. Im Herbst vorigen Jahres hatten wir das Problem, dass die Energieversorgen vor allem die Gas­preise – auch die Strompreise, aber insbesondere die Gaspreise – exorbitant erhöht haben.

Es gab Erhöhungen um 20, 30, 40 Prozent, und man hat das mit dem gestiegenen Rohölpreis argumentiert und dass merkwürdigerweise die Gaspreise mit einer gewis­sen Zeitverzögerung daran gekoppelt sind. Es gab ein kleines optisches Problem, denn genau zu dem Zeitpunkt, als die Energieversorger die Gaspreise erhöht haben, sind die Ölpreise wieder ins fast Bodenlose gefallen. Trotzdem hat man diese Erhöhungen gerade in einer für die Bevölkerung schwierigen Zeit vorgenommen.

Jetzt, und das ist schon interessant, bekommen die Haushalte Briefchen von den Ener­gieversorgern zugestellt, in denen diese die frohe Kundschaft verbreiten, dass die Gas- und Energiepreise aufgrund der gesunkenen Ölpreise wieder gesenkt werden. Nur werden diese nicht um 20, 30, 40 Prozent, was die Erhöhung ausgemacht hat, ge­senkt, sondern um 10, 15, höchstens 20 Prozent. – Da frage ich mich schon, Herr Wirt­schaftsminister: Gibt es nicht eine Möglichkeit, hier kontrollierend darauf einzuwirken, dass, wenn schon Erhöhungen weitergegeben werden, dann auch die Preissenkungen 1 : 1 weitergegeben werden müssen?

Wenn es so ist, dass der Gaspreis an den Ölpreis gekoppelt ist, dann müsste es jetzt – da wir doch jetzt den niedrigsten Ölpreis seit einigen Jahren haben –, auch den nied­rigsten Gas- und Strompreis geben, der seit einigen Jahren verrechnet wurde. Wenn ich mir das aber anschaue, muss ich sagen, es bleibt für die Energieversorger ein or­dentliches Körberlgeld über.

Das ist der zweite Punkt. Das eine ist die Energie und die Sicherheit der Versorgung, das andere aber ist die Preisgestaltung. Da erwarten wir uns von Ihnen, von den ent­sprechenden Regulatoren Auskunft und Untersuchung. Wir werden in diesem Sinne auch eine entsprechende parlamentarische Anfrage einbringen, ob es hier wirklich eine Weitergabe der Preissenkungen an die Bevölkerung gegeben hat. Das ist gerade jetzt, wo die Kaufkraft sinkt und wir schauen müssen, dass die Bevölkerung so viel Geld hat wie möglich, damit die Kaufkraft gestärkt wird, von ganz besonderer Bedeutung. Herr Wirtschaftsminister, wir hoffen, dass wir die entsprechenden Auskünfte bekommen. (Beifall beim BZÖ.)

17.41


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gelangt Frau Abgeordnete Bayr. – Bitte.

 


17.41.14

Abgeordnete Petra Bayr (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist mir wichtig zu betonen, dass wir nur dann eine glaubwürdige kohärente Anti-Atom-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 197

politik betreiben werden können, wenn wir es schaffen, dahingehend Politik zu ma­chen, dass der Anteil der erneuerbaren Energien massiv gesteigert wird. Dann wären wir nämlich nicht mehr gezwungen, Atomstrom aus dem EU-Ausland zu importieren und wären um einiges glaubhafter.

Eine kohärente Anti-Atompolitik besteht für mich aber aus einem viel breiteren Mix. Es geht auch um das Schmieden, um das weitere Entwickeln von internationalen Allian­zen der leider immer weniger werdenden Länder, die auf Atomenergie verzichten. Die­se Allianzen müssen klarstellen, dass diese Technologie bei Weitem nicht sicher ist; dass viele technische Fragen nicht geklärt sind; dass sie keineswegs klimaneutral ist, wie von der Atomlobby oft behauptet wird; dass sie ausgesprochen teuer ist; dass die Kosten verzerrt sind und dass diese Technologie keineswegs nachhaltig ist.

Es ist des Öfteren die Frage angesprochen worden, wie wir mit dem EURATOM-Ver­trag umgehen sollen. Natürlich ist die Forderung nach einem Ausstieg eine sehr plaka­tive und sehr einfach scheinende, nur ist real und rechtlich das Problem so einfach nicht zu lösen. Wovor ich mich wirklich scheue, ist, zu sagen, wir steigen aus dem EURATOM-Vertrag aus, zahlen aber weiterhin unsere EU-Beiträge. Es ist ja nicht so, dass die Beiträge in unterschiedliche kleine Tortenstücke segmentiert wären; sodass wir sagen könnten, wir zahlen das Tortenstück, das in Richtung EURATOM geht, nicht mehr.

Auch wenn wir aus dem EURATOM-Vertrag aussteigen würden, würden wir diesen Beitrag weiterhin zahlen, würden uns aber selbst aller Mitbestimmungsrechte berau­ben. Das halte ich für realpolitisch nicht sinnvoll. Ich halte es für sinnvoller – es ist nicht sehr wahrscheinlich, aber trotzdem notwendig, es weiter zu betreiben –, diesen Vertrag dahingehend zu novellieren, dass von dem Geld, das darin steckt, von dem Know-how, von der Arbeit, die darin steckt, mehr Geld verwendet wird für Sicherheit, Abwrackung sowie Umrüstung auf modernere Technologien, und kein Geld mehr dafür, dass der Atomstrom in Zukunft so unheimlich bevorzugt wird, und dass nicht mehr so getan wird, als wäre er so günstig – was er ja überhaupt nicht ist.

Eine dritte und ganz wichtige Forderung im Bereich einer kohärenten Anti-Atompolitik ist die, dass wir, die Republik Österreich, aber auch möglichst viele Betroffene, einzel­ne Bürgerinnen und Bürger, speziell im Osten Österreichs, unsere Mitspracherechte wahrnehmen – so zum Beispiel bei der anstehenden Umweltverträglichkeitsprüfung für den Ausbau des AKW Mochovce, das lediglich 160 Kilometer von Wien entfernt ist.

Ich hoffe, dass wir gegen den Ausbau dieses AKWs eine breite Allianz mit vielen Bür­gerinnen und Bürgern schließen können, weil dieses AKW aufgrund seiner Sicherheits­standards, aufgrund seines Alters, aufgrund seiner Technologie und vor allem aufgrund seiner Bestandteile, die jetzt 20 Jahre im Keller gelagert wurden, eine wirkliche Sicher­heitsbedrohung ist.

Was Herrn Androsch betrifft – da dieser zitiert wurde –: Ich denke, wir haben Mei­nungsfreiheit. Jeder Bürger, jeder Pensionist, jeder Unternehmer, jeder sollte natürlich seine persönliche Meinung sagen können. (Zwischenruf der Abg. Mag. Lunacek.) – Nicht in Atomfragen, nicht in Energiefragen, zum Glück.

Ich muss allerdings gestehen, dass ich eine Art von Atomkraftwerken durchaus schät­ze. Es ist ein Atomkraftwerk mit einer technisch wirklich genialen Konzeption, mit einem Rohstoff, der tatsächlich beinahe unbegrenzt ist. Es ist auch ein wirklich relativ sicheres Kernkraftwerk, das größte, das wir haben, nämlich die Sonne. Diese hat näm­lich den entsprechenden Sicherheitsabstand zur Erde, den man gut brauchen kann. Dieses Atomkraftwerk Sonne, diese Kernkraft für uns auf der Erde zu nutzen, ist natür­lich eine sehr gute Möglichkeit, das ist durchaus auszubauen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 198

Ebenso wie AKWs gibt es noch einige andere Irrwege, wo ich mir denke, hier sollten wir nicht beginnen. Aus meiner Sicht gehört da zum Beispiel Carbon capture and storage dazu, das ich nicht für eine nachhaltige Herangehensweise an Energieversor­gung oder für einen nachhaltigen Umgang mit der Klimaproblematik halte.

Auch das Verwenden von nicht nachhaltig produzierten agrarischen Treibstoffen halte ich für einen Irrweg, weil deren Produktion Lebensmittel teurer macht und zu Krisen führt – siehe Mexiko. Außerdem haben diese Treibstoffe furchtbar schlechte Ökobilan­zen und einen viel größeren CO2-Ausstoß als normal, fossil produzierte Treibstoffe, sie­he Palmöl von indonesischen Torfböden. Weiters reduzieren sie den Artenreichtum auf Brachflächen, weil immer mehr dazu übergegangen wird – siehe USA –, auch Gen­technik dafür zu verwenden. Es ist auf jeden Fall sinnvoll, in diesem Bereich in Rich­tung zweite und dritte Generation zu forschen – das ist, wenn Reste und Abfälle ver­sprittet werden.

Aber die prinzipielle Frage ist die, wie wir es denn schaffen, einen Paradigmenwechsel in der Mobilität zu erlangen, die Zeit des Ottomotors – eine Technologie, die über 120 Jahre alt ist, die auf sehr ineffektiver Verbrennung beruht – endlich hinter uns zu lassen und hin zu neuen Antriebstechnologien, zu neuen Motoren zu kommen. Ich denke, dass hiezu eine freiwillige Selbstverpflichtung der Automobilindustrie bei Wei­tem zu wenig ist, als dass man da wirklich große Sprünge machen könnte. Wir brau­chen da einen österreichischen und auch einen europäischen strengen legistischen Rahmen, um Automobilkonzerne und die Forschung dazu zu zwingen, etwas, das, meine ich, schon lange in der Schublade liegt, endlich umzusetzen.

Ich glaube, es gibt eine ganze Menge an guten Maßnahmen, die wir in diesen kom­menden fünf Jahren umsetzen werden. Es ist klar, dass noch sehr viel zu tun ist, dass noch große Herausforderungen vor uns liegen, dass wir noch sehr, sehr viel Geld in nachhaltige Energieversorgung investieren werden müssen. Aber Investitionen in eine nachhaltige Energieversorgung sind auf jeden Fall sehr gute Investitionen in die Zu­kunft. – Danke sehr. (Beifall bei der SPÖ.)

17.47


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.

Wir kommen zu den Abstimmungen.

Zunächst erfolgt die Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend einen Ausbaustopp für neue Gas­kraftwerke und neue Gasleitungen, insbesondere die Tauerngasleitung.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 199

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag zustimmen, um ein diesbezügli­ches Zeichen. – Das ist die Minderheit und abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Vorlage eines Energieplans für Ös­terreich bis 2030.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag zustimmen, um ein diesbezügli­ches Zeichen. – Das ist die Minderheit und abgelehnt.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Bartenstein, Katzian, Kolleginnen und Kollegen betreffend eine energiepolitische Gesamtstrategie.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag zustimmen, um ein diesbezügli­ches Zeichen. – Das ist mit Mehrheit angenommen. (E 4.)

Wir gelangen zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abgeordne-
ten Neubauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Ausstieg Österreichs aus dem EURATOM-Vertrag.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag zustimmen, um ein diesbezügli­ches Zeichen. – Das ist die Minderheit und abgelehnt.

Wir kommen nunmehr zum Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Masterplan für ein energieautarkes Österreich.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag zustimmen, um ein diesbezügli­ches Zeichen. – Das ist die Minderheit und abgelehnt.

Wir kommen nunmehr zum Entschließungsantrag der Abgeordneten Mag. Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Anti-Atom-Paket.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag zustimmen, um ein diesbezügli­ches Zeichen. – Das ist die Minderheit und abgelehnt.

Wir kommen nunmehr zum Entschließungsantrag der Abgeordneten Themessl, Kol­leginnen und Kollegen betreffend Ausstattung neuer Wohnungen und Häuser mit Ka­minen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag zustimmen, um ein diesbezügli­ches Zeichen. – Das ist die Minderheit und abgelehnt.

Wir kommen nunmehr zum Entschließungsantrag der Abgeordneten Ing. Hofer, Kol­leginnen und Kollegen betreffend Halbierung der Mehrwertsteuer auf Energie aus er­neuerbaren heimischen Ressourcen.

Ich bitte jene Damen und Herren, die diesem Antrag zustimmen, um ein diesbezügli­ches Zeichen. – Das ist die Minderheit und abgelehnt.

17.50.06Kurze Debatte über die Anfragebeantwortung 231/AB

 


Präsident Fritz Neugebauer: Wir kommen jetzt zur kurzen Debatte über die Anfrage­beantwortung der Bundesministerin für Inneres mit der Ordnungszahl 231.

Die Anfragebeantwortung ist verteilt. Eine Verlesung durch den Schriftführer erübrigt sich.

Wir gehen in die Debatte ein. Ich mache darauf aufmerksam, dass laut Geschäftsord­nung kein Redner länger als 5 Minuten sprechen darf; nur der Erstredner hat zur Be­gründung eine Redezeit von 10 Minuten. Stellungnahmen von Regierungsmitgliedern sollen die Dauer von 10 Minuten nicht überschreiten.

Der Antragsteller, Herr Abgeordneter Vilimsky, beginnt die Debatte. – Bitte.

 


17.50.43

Abgeordneter Harald Vilimsky (FPÖ): Hohes Haus! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Erlauben Sie mir die Feststellung, basierend auf den Ereignissen der vergan­genen Wochen, dass ich den Eindruck habe, dass zumindest zwei Drittel dieses Hohen Hauses auf einem Auge politisch blind sind. Man hat den Eindruck, dass Ihnen eine politische Augenklappe auf der linken Seite den Blick vernebelt. Wer weiß, vielleicht ist es eine Nebenwirkung der Gesichtsscanner, die bei jedem Eingang in dieses Haus montiert sind, dass Sie politisch auf dem linken Auge den Blick für das Wesentliche völlig verloren haben?!

Sie negieren nämlich beharrlich und obwohl wir in den letzten Wochen eine Debatte darüber geführt haben, dass es in Österreich ein System des Linksradikalismus, des Linksextremismus und auch des Linksterrorismus gibt. Immer, wenn eine Debatte da­rüber begonnen wird, versuchen Sie, mittlerweile auch mit Hilfe der ÖVP, diese Debat­te bereits in ihren Ansätzen abzuwürgen. Wir haben heute diese Anfragebesprechung


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 200

eingemahnt, weil sie nicht aufgrund irgendwelcher politischer Beurteilungen, sondern aufgrund der tatsächlichen Faktenlage dokumentiert, dass es a) linke Gewalt in Öster­reich gibt, und b) linke Gewalt in Österreich auch ausgeübt wird. (Beifall bei der FPÖ.)

Bei unserer Abschlusskundgebung zur Nationalratswahl waren Randalierer von der Sozialistischen Jugend, von der Sozialistischen LinksPartei, von Grünen-Sympathisan­ten, von Marxisten – Peter Pilz war ja in seiner Jugend bei den Revolutionären Marxis­ten, jetzt sind es die normalen Marxisten, die dabei waren –, 300 in Summe, die randa­liert haben, die Krawall gemacht haben, die Personen Schaden zugefügt haben. Es hat zahlreiche Verletzte gegeben, davon sechs Exekutivbeamte. Ich sage den Polizisten ein herzliches Dankeschön dafür, dass sie uns vor diesen Horden bewahrt haben; ih­nen gebührt ein Orden für diese Leistung. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich habe das deshalb so gut in Erinnerung, weil ich dort gesprochen habe und von oben gesehen habe, wie von den linken Aktivisten Flaschen in die Menge geflogen sind, wie Rauchbomben geflogen sind und wie im Vorfeld dazu aufgerufen wurde, dass der „Schwarze Block“ nach Österreich kommen soll.

Sie kennen sicherlich den „Schwarzen Block“. Das sind diejenigen, die in Heiligen­damm beim G 8-Gipfel mit Brandsätzen geworfen haben, vermummt waren und mit Schlagstöcken auf die Polizei losgegangen sind. In weiterer Folge haben sie auch in Köln, als wir dort eine friedliche Veranstaltung abgehalten haben, die Stadt in den poli­zeilichen Notstand gebracht, wo die Polizei von diesen Linksradikalisten entwaffnet wurde. Und Sie mit Ihrem geistigen Hintergrund haben davon niemals auch nur eine leiseste Distanzierung vorgenommen!

Aber das interessiert Sie offensichtlich auch nicht. Ich behaupte sogar, dass das Sys­tem des Linksextremismus in Ihren Reihen sozialisiert wurde. Es ist ja kein Wunder, dass Herr Abgeordneter Öllinger gerade jetzt den Angriff gegen den Herrn Dritten Na­tionalratspräsidenten Graf gestartet hat, aufgrund seiner Jugend, wo ja vieles, vieles dokumentiert ist, wobei die ÖVP auch einmal auf der Seite des Anstands und der Moral gestanden ist, als ihre Abgeordneten Kiss, Kukacka und Khol noch mutig versucht hat­ten, zur Wahrheit zu stehen. Heute machen jedoch Sie von der ÖVP den Sekundanten für Herrn Öllinger, wohl wissend, dass Herr Öllinger als engsten Mitarbeiter Herrn Lu­kas Wurz beschäftigt, der immerhin Gründungsobmann des „TATblatts“ war. – Ver­harmlosen Sie das nicht! (Beifall bei der FPÖ.)

Das „TATblatt“ wurde vom Bundesamt für Verfassungsschutz als linksextremistisch eingestuft! Ich darf Ihnen nun vorlesen, welche Bekennerschreiben darin veröffentlicht wurden:

Wir haben keine Angst zu kämpfen  (Abg. Dr. Pirklhuber: Und die Jungnazis bei Ih­nen?!) – Hören Sie zu! Es gibt keine Jungnazis, bei Ihnen gibt es aber die Linksextre­misten!

Ich zitiere weiter: Das in den frühen Morgenstunden im Kursalon Hübner ausgebroche­ne Feuer ist leider unsere Schuld. Unsachgemäßes Hantieren mit Zeitzünder und Ben­zin schaffte unvermutet eine für uns völlig außer Kontrolle geratene Situation. Außer­dem schliefen wir zum Feuerausbruchszeitpunkt schon tief und fest. – Zitatende.

Ach so was! – Das „TATblatt“ existiert seit 2005 nicht mehr, aber diese Leute, teilweise Mitarbeiter in Ihren Reihen, wurden von Ihnen, den Grünen, politisch sozialisiert!

Es geht weiter. Nächste Anschlagserklärung: Wir sind verantwortlich für den Brandan­schlag auf die Mercedes-Niederlassung in Wien  – Zitatende, und so weiter und so fort. Von Ihnen habe ich nie auch nur das leiseste Wort einer Distanzierung gehört! (Beifall bei der FPÖ. – Anhaltende Zwischenrufe bei den Grünen.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 201

Wissen Sie, was das Enttäuschende an der ÖVP ist? – Sie sind eine Partei, die für sich postuliert, eine konservative Partei zu sein, und trotzdem heulen Sie jetzt mit den lin­ken Wölfen! Sie sind es, die Herrn Öllinger in dieser Angelegenheit sekundieren; Sie sind es, die mit einem Herrn Faymann gemeinsam in einer Koalition sitzen, ihn zum Bundeskanzler gemacht haben. Wundern Sie sich nicht, warum in diesem Hohen Haus keine anderen Mehrheiten möglich sind!

Ich habe aber auch von Herrn Faymann – da machen Sie sich einmal Gedanken! – diesbezüglich niemals eine Distanzierung gehört. In einem Leserbrief der „Wiener Zei­tung“ steht: Ich war 1983 selbst Zeuge, als der damalige SJ-Vorsitzende Faymann eine Hetzkampagne gegen den Papstbesuch gestartet hat. Bei einem ,Anti-Papst-Fest‘ hat dieser selbst ,Papst raus‘-T-Shirts verteilt und ,Kirchenaustrittsberatungsstellen‘ einge­richtet. – Zitatende.

„Bravo“, ÖVP, diese Leute bringen Sie an die Führungsspitze!

Warum hier zwischen den Roten und den Grünen so eine Liebäugelei ist, erklärt sich aus der Geschichte. Das ist ja alles wunderbar nachzulesen, wie etwa Herr Klubob­mann Cap zu früheren Zeiten ganz liebevoll über Herrn Öllinger gesprochen hat:

Der Ölli – so hat er es gesagt, da bestand also offensichtlich ein Naheverhältnis – hat in Salzburg eine linke Politik gemacht, mit der Kreisky nicht einverstanden war. – Zitat­ende; so erinnert sich Josef Cap.

Das war, glaube ich, gerade zu der Zeit, als Sie – darüber haben wir heute schon ge­sprochen – den Palästinenserschal getragen haben und auf der Seite des Anstands, behaupte ich, gegen die Amerikaner eingetreten sind. Heute gilt für Sie das Prinzip Change. Sie haben sich gewandelt. Sie sind Teil des Systems. Und da, wo noch Unge­rechtigkeit ist, höre ich nichts von Ihnen. (Abg. Ing. Westenthaler: Es ist nicht das ers­te Mal!)

Aber, wenn wir schon bei Distanzierungsorgien sind, dann gebe ich Ihnen Folgendes zum Besten, wo ich mir eine Distanzierung erwarten würde (der Redner hält eine Pho­tokopie in der Hand und zitiert daraus):

Rebellion! Wir können auch anders. – Zitatende.

Hier sieht man einen brennenden Autoreifen auf einem gelben Leiberl abgebildet, und ich frage Sie: Gibt es das im „TATblatt“, das es ja seit 2005 nicht mehr gibt? Gibt es das im Grünen Klub? – Sie sind entschuldigt, bei Ihnen gibt es das nicht. – Aber das gibt es auf der Seite der Sozialistischen Jugend, und das wurde nicht vor einem Jahr, sondern heute ausgedruckt. Jeder, der will, kann sich die brennenden Autoreifen bei Ihrer Parteijugend bestellen! Und Sie wollen tatsächlich irgendwo von irgendwem ein­mahnen, dass er sich distanzieren soll?! – Das ist ein Treppenwitz der Geschichte, den Sie da veranstalten! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei SPÖ und Grünen.)

Überall dort, wo sich Linksextremismus, Linksradikalismus manifestiert, habe ich den Eindruck, dass zwei Drittel dieses Hohen Hauses nach dem Prinzip „taub, stumm und blind“ agieren und das nicht sehen wollen. Wenn aber ein paar junge Buben mit 15 Jahren Leiberln mit den Aufschriften „Kameradschaft ist mehr als nur ein Wort“ oder „Mir stinken die Linken“ bestellt haben, sollen sie irgendwo hinausgeschmissen wer­den. Das fordert Neugebauer, der oberste Vertreter der Gewerkschaft, und stellt sich in dieser Angelegenheit hinter Herrn Öllinger.

Diese Leute sollen aus dem Hohen Haus hinausgefeuert werden, aber wenn in Ihren Reihen, wo der politische Extremismus sich sozialisiert hat, Gründungsobleute von Terroristenpostillen sitzen, die vom Bundesamt für Verfassungsschutz als linksextrem qualifiziert wurden, dann sagen Sie nichts! (Beifall bei der FPÖ.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 202

Ich weiß schon, Sie haben es gerne, dass an der Spitze jemand steht, der den dahinter stehenden Rest gut verstellt. Zuerst war es Herr Van der Bellen, der als gemächlicher, durchaus bürgerlicher Präsident aufgetreten ist, jetzt haben Sie in die Haute-Couture-Fraktion der Frau Glawischnig gewechselt. Aber wenn man hinter diese Kulissen schaut, wenn man in Ihren Klub, in Ihre Partei schaut, in die Wiener Bezirksorganisatio­nen schaut, dann ist man wirklich sehr froh und hat einen Lotto-Sechser, wenn man nicht einen ehemaligen Kommunisten oder Marxisten findet. Und Sie, wie Sie da sind, haben Berührungsängste mit der Demokratie! (Abg. Strache: Und die Grüne Jugend, die das Parlament auflösen will! – Zwischenrufe bei den Grünen.) – Ja, die Grünen, die das Parlament auflösen möchten, und so weiter.

Meine Damen und Herren, es ist eine Situation eingetreten, in der jeder in sich gehen möge, sein politisches Gewissen, seinen Anstand und seine Moral auf den Prüfstand stellen möge, ob er auf dem richtigen Weg, auf dem richtigen Pfad unterwegs ist, wenn es darum geht, mit offenen Augen in beide Richtungen die Demokratie zu verteidigen. (Abg. Dr. Wittmann: Sehr schwach! Sehr beschämend!) – Kommen Sie nachher he­raus, Sie exaltieren sich dort in den hinteren Reihen. (Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.)

Was sagen Sie denn zu diesem Leiberl, wo Sie die Autoreifen in Brand setzen? (Abg. Dr. Wittmann: Sehr schwach!) – Genau das ist es: eine Unkultur! Und ich fordere von der Nationalratspräsidentin von der SPÖ, vom Zweiten Präsidenten Distanzierungen, die sie bis heute nicht gemacht haben, und das ist schändlich! (Beifall bei der FPÖ. – Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen.)

Es nimmt Ihnen das auch jegliche Glaubwürdigkeit, wenn Sie in irgendwelche andere Richtungen Distanzierungen einmahnen. Distanzieren und Gewissenserforschung soll­ten Sie einmal in die eigene Richtung betreiben, da wäre es gut. (Abg. Strache: Prä­sidentin Prammer hat mit diesem Leiberl kein Problem! – Präsident Neugebauer gibt neuerlich das Glockenzeichen.)

Eine Distanzierung vom „TATblatt“ und all den linken Gewaltaktionen, Herr Öllinger, würde ich heute gerne einmal hören – und von Ihrem Mitarbeiter. Das sind Sie bis zur jetzigen Minute schuldig. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

18.01


Präsident Fritz Neugebauer: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesministerin Dr. Fek­ter. – Bitte.

 


18.01.54

Bundesministerin für Inneres Mag. Dr. Maria Theresia Fekter: Die Abgeordneten zum Nationalrat Klubobmann Strache, Vilimsky und weitere Abgeordnete haben am 20. November unter der Zahl 207/J an mich eine schriftliche parlamentarische Anfrage betreffend linke Gewaltexzesse gegen Wahlkampfveranstaltung eingebracht und heute diese Besprechung der Anfragebeantwortung verlangt. Da aber Kollege Vilimsky zu den konkreten Fragen und meinen darauf gegebenen Antworten überhaupt kein Wort gesagt hat, möchte ich eigentlich nur den Sachverhalt hinter dieser Anfragebeantwor­tung dartun. (Abg. Mag. Stadler: Das genügt schon! – Weiterer Ruf beim BZÖ: Passt schon!)

Ich gehe einmal davon aus, dass die, die das heute verlangt haben, mit den Antworten zufrieden waren, denn ich habe nicht eine Frage an mich oder Kritik dazu gehört. (Bei­fall bei ÖVP, BZÖ und Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Hornek: Für das Protokoll: besonderer Applaus!)

Ich möchte den Ablauf des Geschehens schon hier erwähnen, weil er doch ein Verhal­ten zeigt, das ich als grob undemokratisch empfunden habe, sodass ich das dem Ho­hen Haus nicht vorenthalten möchte.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 203

Am 26. September 2009 war eine Schlussveranstaltung der Freiheitlichen Partei zur Wahl, nämlich die Wahlabschlussveranstaltung. (Abg. Öllinger: Das gibt es nicht, 2009!) Hauptredner war dabei der Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache. Die Veranstaltung war ordnungsgemäß angemeldet, und zum Hauptprogramm, der Rede – diese war in etwa um 17 Uhr –, waren mehr als 3 000 Teilnehmer bei der Veranstal­tung.

Bereits zu Beginn der Rede des Herrn Strache kam es zu mehreren Störaktionen durch Gegner der politischen Partei oder durch Personen, die diese Veranstaltung eben stören wollten. Insbesondere aus der unmittelbar angrenzenden Fußgängerzone, aber auch aus dem Bereich der Wielandgasse gelangten immer wieder Störer zum Veranstaltungsbereich.

Die Polizei war vorausschauend mit relativ massiven Kräften vor Ort, also mehr als doppelt so vielen wie bei anderen Wahlveranstaltungen, und konnte die Situation ruhig halten.

Gegen 17.30 Uhr erfolgte aber plötzlich ein massiver Störversuch durch weitere hinzu­kommende Sympathisanten der Störer – zum Schluss der Veranstaltung waren das dann um die 50 bis 70 Personen. Durch das rasche Eingreifen der Polizei und durch zusätzlich beorderte Verstärkung, auch der WEGA, konnte die Situation vorerst wieder beruhigt werden.

Etwas später erfolgte durch die Störer ein massiver Einsatz von Pyrotechnik, Knallkör­pern, und es wurde dadurch starker Rauch produziert. (Abg. Strache: Auch mit Eisen­stangerln!) Außerdem versuchten nun die Störer massiv, in Richtung Rednerbühne vorzudringen. (Abg. Strache: Eisenstangerln gegen Polizeibeamte!)

Bei diesem Vordringen Richtung Rednerbühne wurden auch Polizisten tätlich angegrif­fen und mit Gegenständen beworfen. Es wurden die Tretgitter massiv beschädigt. Der Polizei gelang es aber, die Störer zurückzudrängen. Dann wurden drei Personen fest­genommen, und zwar insbesondere, weil auch drei Polizisten inzwischen verletzt wa­ren.

Nach dieser Abwehr des massiven Vordringens sammelte sich eine Gruppe von Ge­gendemonstranten wieder im Nahbereich der Kundgebung und versuchte auch mehr­mals, wieder zum Veranstaltungsbereich vorzudringen, was aber durch den Polizeiein­satz nicht gelang.

Um zirka 18.20 Uhr beendete der Herr Klubobmann seine Rede vor mittlerweile zirka 3 500 Teilnehmern. Danach schaukelte sich die Situation erneut durch gegenseitige Provokationen der verschiedenen Gruppierungen auf, sodass es im Bereich der Stän­de des Viktor-Adler-Marktes bei der Erlachgasse zu einer tätlichen Auseinanderset­zung kam. Gegen die zur Beruhigung der Situation entsandten Polizisten wurde mas­sivster Widerstand geleistet. Dabei wurden weitere Polizisten verletzt und dann auch eine Person festgenommen.

Damit aber nicht genug. Nach Ende der Wahlveranstaltung versammelten sich dann 50 bis 70 Personen und begannen, in Richtung des Polizeikommissariats Favoriten zu marschieren, offenbar in der Absicht, die mittlerweile dorthin gebrachten Festgenom­menen freizupressen.

Vor dem Polizeikommissariat angelangt, skandierten sie auch entsprechende Sprech­chöre.

Das Polizeikommissariat wurde durch verstärkte Polizeikräfte gesichert, und die Perso­nen wurden schlussendlich zerstreut.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 204

Gegen 20 Uhr herrschte dann auch rund um das Kommissariat wieder eine normale Si­tuation.

Ich glaube, dass ein derartiges Vorkommnis nicht von demokratischer Reife zeugt. Wir versuchen, das in Zukunft zu verhindern. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

18.07


Präsident Fritz Neugebauer: Die Redezeit der nunmehr zu Wort gemeldeten Kolle­ginnen und Kollegen beträgt jeweils 5 Minuten.

Nächster Redner: Herr Abgeordneter Plessl. – Bitte.

 


18.07.59

Abgeordneter Rudolf Plessl (SPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Geschätzte Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Sehr geehrte Kollegen von der FPÖ, wir haben heute schon einiges von Ihnen zu diesem Thema gehört. Kollege Vilimsky war sehr impulsiv und hat theatralisch hier gesprochen. Der größte Teil seiner Rede war aber dem Be­mühen gewidmet, seinen Präsidenten, den Dritten Präsidenten des Nationalrates, zu verteidigen. (Abg. Vilimsky: Brennende Autoreifen!) Er ist eigentlich gar nicht auf die Fragen, die von seiner Partei gestellt wurden, eingegangen.

Welche Fakten liegen uns eigentlich vor? Welche Angaben haben einen realen Hinter­grund? (Abg. Weinzinger: Die Ministerin hat sie gerade gesagt!)

Ende September 2008 – am 22.9., am 26.9. und am 27.9. – wurden am Viktor-Adler-Platz mehrere Veranstaltungen betreffend die Nationalratswahlen abgehalten. Die Frau Minister hat sich schon sehr ausführlich dazu geäußert. (Abg. Strache: Sehr korrekt!)

Am Montag, dem 22.9., war eine BZÖ-Veranstaltung, wo insgesamt 43 Einsatzbeamte mit Personalkosten von zirka 3 300 € eingesetzt waren. (Abg. Strache: Bei 20 Besu­chern ist das klar!)

Am Freitag, dem 26.9., bei der FPÖ-Veranstaltung, waren insgesamt 170 Einsatzbe­amte eingeteilt, mit Personalgesamtkosten von zirka 33 700 €.

Am Samstag, dem 27.9. – da wird noch diskutiert, ob das nur eine reine SPÖ-Veran­staltung war, ob nicht vielleicht auch die FPÖ-Veranstaltung überwacht wurde –, wur­den insgesamt 48 Einsatzbeamte mit Gesamtpersonalkosten von zirka 9 300 € einge­setzt. (Abg. Strache: Das war FPÖ und SPÖ!)

Ich möchte hier schon ganz klar Folgendes anmerken: Die Frau Minister hat am 21. November 2008 eine Anfragebeantwortung betreffend diese Veranstaltungen ge­macht. Und da wurde auch ganz klar festgelegt, dass kein Kostenersatz vorge­schrieben wurde, da bei Vorhaben politischer Parteien kein Kostenersatz zum Tragen kommt. – Es ist ganz klar festgehalten, dass die Durchführung von Veranstaltungen politischer Parteien zu gewährleisten ist.

Demokratiepolitisch ist es sehr wichtig, dass diese Wahlveranstaltungen zu sichern sind (Abg. Weinzinger: Was wollen Sie aussagen?), auch – das muss ich auch ganz klar sagen – wenn es zu unterschiedlichen Sicherheitsleistungen und dadurch höheren Zahlungen kommt.

Am 20. November 2008 hat die FPÖ eine Anfrage an die Innenministerin gestellt; dabei wurde mitgeteilt, dass mehrere Exekutivbeamte verletzt worden sind, und insgesamt wurden zwölf Fragen gestellt.

Die Innenministerin hat am 14. Jänner 2009 die Beantwortung durchgeführt und über­mittelt. Daraus geht ganz klar hervor, am 26. September waren 170 Einsatzbeamte vorgesehen – 170 sind sehr viele –, und zwar deshalb, weil sich eine zweite Gruppe herauskristallisiert hat (Abg. Lausch: Was will er uns sagen?), die aus zirka 300 Per­sonen bestand. Vorsorglich wurde mehr Personal bereitgestellt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 205

Ich möchte hier festhalten: Sechs Einsatzbeamte wurden verletzt. (Abg. Vilimsky: Von wem denn? – Abg. Strache: Von wem sind sie verletzt worden?) – Das ist sehr be­dauerlich. Ich wünsche den verletzten Einsatzbeamten alles Gute für ihre Genesung. (Beifall bei der SPÖ.)

Zum Ablauf teile ich mit ... (Abg. Strache: Von den Veranstaltern der Grünen Jugend und Vermummten!) Zum Ablauf: Bei Beginn der Vermummung der Demonstranten wurden Einsatzkräfte zusammengezogen, gegen Vermummte wurde eingeschritten – das unter Bedachtnahme auf die Verhältnismäßigkeit. (Ruf bei der FPÖ: Kollege, das interessiert ja keinen! – Heiterkeit.) Die notwendigen Maßnahmen waren verhältnismä­ßig. Und hier gebührt den Polizisten, den Polizistinnen, die für unsere Demokratie ein­getreten sind, unser Dank. (Zwischenruf des Abg. Mayerhofer.)

Ich halte fest, dass es zirka 50 bis 70 vermummte Personen waren. (Abg. Neubauer: Was haben Sie dagegen unternommen?) Es wurden fünf Anzeigen aufgrund von Straf­bestimmungen, StGB, erstattet. Diese Anzeigen werden dem Gericht zur rechtlichen Beurteilung vorgelegt.

Ich möchte hier aber auch noch ganz klar sagen, dass sehr viel für die Polizei getan wird. Gerade im Regierungsprogramm ist die Sicherheit ein zentrales Thema. Darin ist auch die Ausbildung von jährlich 1 000 Polizistinnen und Polizisten vorgesehen, so­dass in den fünf Regierungsjahren insgesamt 1 000 Einsatzbeamte mehr vorhanden sein werden. Eine bessere Ausrüstung ist vorgesehen, und – ein weiterer Punkt; er steht heute noch zur Diskussion – das Passgesetz wird adaptiert. Das ist ebenfalls ein wichtiger Beitrag zu mehr Sicherheit. – Danke. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Weinzinger. – Ruf: Was war jetzt die Botschaft?)

18.12


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächste spricht Frau Abgeordnete Tamandl. – Bitte.

 


18.13.04

Abgeordnete Gabriele Tamandl (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Zuerst möchte ich auch den Beamtinnen und Beamten der Sicherheitswache herzlichst dafür danken, dass sie bei solchen Veranstaltungen, wie sie die FPÖ nicht nur in Wahlkampfzeiten oder haupt­sächlich in Wahlkampfzeiten veranstaltet, immer wieder vor Ort ist, um die anwesen­den Personen, auch die anwesenden Politiker, zu schützen. (Beifall bei der FPÖ.)

Aber wenn man sich das anhört und auch das weiß, was wir danach in den Zeitungen darüber lesen konnten, nämlich welche Botschaft Herr Strache vom Rednerpult aus an diese 3 000 oder 3 500 Menschen ausgesendet hat (Zwischenruf des Abg. Kickl) – er hat gegen Muslime und gegen Moscheen einen massiven Angriff geritten (Zwischenruf bei der FPÖ) –, muss man sagen: Wer Hass sät (Abg. Strache: Das ist ein Blödsinn! Das ist eine miese Unterstellung!), darf sich nicht wundern, dass er Hass erntet, Herr Kollege Strache! (Beifall bei SPÖ und Grünen. – Abg. Strache: Wollen Sie ...? Was heißt denn das?)

Herr Kollege Strache, ich habe gestern ... (Abg. Strache: Wollen Sie, dass alle liqui­diert werden?) – Nein, überhaupt nicht! (Abg. Strache: Was ist denn das für eine Äußerung?) Ich habe von Liquidation ... (Abg. Strache: Das ist ja ungeheuerlich!)

Wollen Sie, dass die Muslime liquidiert werden, weil Sie mir das unterstellen? (Abg. Strache: Da muss man einmal Ihre demokratische Gesinnung hinterfragen! Was ha­ben Sie denn für eine undemokratische Gesinnung? Da muss man einmal Ihre demo­kratische Gesinnung ...!)

Ich habe gestern die Sendung „Report“ gesehen und weiß ja schon seit längerer Zeit, dass Sie, Herr Strache, Wiener Bürgermeister werden wollen. Und jetzt frage ich Sie:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 206

Wie stellen Sie sich das vor, wenn Sie als Wiener Bürgermeister ständig gegen Aus­länder wettern und möchten ... (Abg. Strache: Der Austrofaschismus ist offensichtlich Ihre Gesinnung! – Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ. – Präsident Neugebauer gibt das Glockenzeichen. – Abg. Strache: Sie haben eine austrofaschistische Gesinnung, die Sie hier zum Ausdruck bringen! – Ruf: Das ist ungeheuerlich! – Weitere anhaltende Zwischenrufe.) – Herr Präsident.

Ich möchte einmal klarstellen – Sie können ruhig hinausgehen, Herr Kollege Strache (Beifall bei SPÖ und Grünen) –, dass sich die ÖVP sowohl von Links- als auch von Rechtsextremismus gänzlich distanziert, dass wir damit nichts zu tun haben wollen und dass wir die Einzigen sind, die sich wirklich davon distanzieren. (Beifall bei der ÖVP.)

Zurückkommend auf die gestrige Sendung „Report“: Herr Kollege Strache hat gestern gesagt, dass die Ausländer nichts dafür können, aber Herr Häupl an allem schuld ist, was er in Wien – so er – immer wieder den Ausländern und den ausländisch stämmi­gen Personen der zweiten, dritten Generation und so weiter ausrichtet.

Ich glaube, dass man sich nicht herstellen und sagen kann: Bitte, beschützt uns vor dem Linksextremismus!, wenn man selbst in den eigenen Reihen immer wieder am Rechtsextremismus anstreift und bei diesen Veranstaltungen immer wieder auch Rechtsextreme dabei sind. (Abg. Dr. Rosenkranz: Und das rechtfertigt Gewalt?)

Das rechtfertigt Gewalt überhaupt nicht (Abg. Mag. Stefan: Warum sagen Sie es dann?), aber Sie können nicht verlangen, dass man sich vom Linksextremismus dis­tanziert, wenn Sie sich niemals vom Rechtsextremismus distanziert haben. (Beifall bei SPÖ und Grünen. – Abg. Dr. Graf: Das machen wir doch dauernd! – Abg. Mag. Ste­fan: Sie haben es ja von uns auch eingefordert! Haben Sie es von uns eingefordert?)

Ich glaube, dass es nicht in Ordnung ist, wenn wir es – die Frau Innenministerin hat das beantwortet –, wenn wir Abgeordnete als Volksvertreter eine Frage an einen Minis­ter stellen und diese dann sachlich beantwortet wird, nicht einmal der Mühe wert fin­den, wie soeben Herr Kollege Vilimsky, auf diese Anfragebeantwortung einzugehen, wenn schon eine Kurzdebatte gefordert wird. Sie stellen sich hier her, polemisieren, polarisieren – und dann wundern Sie sich, wenn irgendwelche Streitereien entstehen. (Abg. Mag. Stefan: Das darf doch nicht wahr sein! Da kommen Gewalttäter – und wir polarisieren!?)

Herr Kollege Strache geht gleich hinaus, und Herr Präsident Graf, der auch keine Dis­tanz hält zum Rechtsextremismus und sich auch nicht davon distanziert (Abg. Dr. Graf: Das stimmt ja gar nicht!), braucht auch nicht zu fordern, dass sich alle vom Linksextre­mismus distanzieren sollen. (Beifall bei SPÖ und Grünen.)

Wir distanzieren uns klar und entschieden.

Ich möchte eines festhalten: Sollte, was sicher nie vorkommen wird, Herr Strache in Richtung Bürgermeister von Wien tendieren, dann kann man Wien zusperren, denn dann werden es auch 1 000 Polizisten mehr nicht schaffen, alle Menschen rund um einen Viktor-Adler-Markt oder rund um andere große Versammlungsorte zu schützen, denn man muss sich auch als Volksvertreter zur Demokratie, zur Versammlungsfreiheit und zur Meinungsfreiheit bekennen. (Abg. Dr. Graf: Und wenn man gewählt ist?!) Da muss man sich ganz einfach in seinem eigenen Tun und seinem eigenen Wirken ent­sprechend zurücknehmen. (Abg. Mag. Stefan: Natürlich, wenn es den Demonstranten nicht passt, muss man etwas anderes sagen! Das ist ja das nächste Argument: Wenn ein Gewalttäter kommt, hat er einen Fehler gemacht!)

Wenn Herr Kollege Strache das nicht aushält, dann kann er auch nicht Politik machen, aber dann kann er auch nicht fordern, dass er Wiener Bürgermeister wird – dann wer­den wir sehen, wie er dann die Lage mit den Ausländern oder mit den Muslimen meis­tert. (Beifall bei der SPÖ.)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 207

Jedenfalls möchte ich mich bei der Polizei noch einmal bedanken, denn es ist sicher­lich schwierig, bei dem einen Extremismus und bei dem anderen Extremismus die Ar­beit zu bewältigen und die Sicherheit zu gewährleisten. Aber nehmen Sie sich bitte an Ihrer eigenen Nase und fordern Sie nicht immer Distanzierung ein! (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

18.18


Präsident Fritz Neugebauer: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolle­ginnen und Kollegen! (Abg. Ing. Westenthaler: Ein schönes neues Jahr! – Ruf bei der SPÖ: Das war eine brillante Rede!) Ich glaube, in einem sind wir uns einig: dass es sich hier um eine sehr sensible Materie handelt (Abg. Dr. Kurzmann: Das sagen Sie aber Ihrer Kollegin!), dass da wie dort Emotionen hochgehen. Ich bitte daher alle Be­teiligten, auch im Sinne des einander Verstehens und Verstehen-Wollens – das setze ich bei jedem/jeder voraus –, bei der Wortwahl besonders Bedacht zu nehmen.

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Kollege Kickl. (Abg. Dr. Schüssel: Herr Präsident! Herr Präsident, zur Geschäftsordnung!) – Bitte.

 


18.19.22

Abgeordneter Dr. Wolfgang Schüssel (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsi­dent, ich weiß nicht, ob Sie den Zwischenruf des Abgeordneten Strache zu unserer Rednerin gehört haben. Er hat ihr „austrofaschistische Gesinnung“ vorgeworfen, und wir verlangen dafür einen Ordnungsruf. (Abg. Strache: Bei euch hängt noch der Doll­fuß im Klub! – Weitere Zwischenrufe bei FPÖ und ÖVP.)

18.19


Präsident Fritz Neugebauer: Herr Abgeordneter, ich werde mir das Protokoll ansehen und dann entscheiden.

Jetzt gelangt Kollege Kickl zum Wort. – Bitte.

 


18.20.04

Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Na ja, das Verhältnis der ÖVP zur eigenen Parteigeschichte ist durchaus et­was, was hinterfragenswert ist. Da gibt es genug Probleme, wenn es darum geht, dass Sie in Sachen Vergangenheitsbewältigung wirklich einmal ehrlich und offen mit Ihrer eigenen Geschichte umgehen würden. Da gibt es genug Probleme! (Abg. Wöginger: Da denkt doch ihr einmal bei euch nach!)

Das Zweite ist die Gegenwart. Und da landet die Dame, die sich da gerade über den Stil der FPÖ echauffiert hat, in Simmering bei 8 Prozent. Ich sage Ihnen: Die Tendenz wird sinkend sein, und Sie werden in Simmering unter 5 Prozent liegen. Da wird der Bürgermeister im Wiener Rathaus Heinz-Christian Strache heißen! (Beifall bei der FPÖ.)

Eines, meine Damen und Herren, zeigt ja die Debatte und zeigen auch die ganzen Ent­wicklungen der letzten Tage, der letzten Wochen ganz deutlich: dass der Extremismus in Österreich links ist. Und wenn man „links“ sagt, dann ist damit gemeint, dass er ins­besondere grün ist. Und es wäre ja heute bei dieser ersten Sitzung im neuen Jahr wirk­lich ein politisches Wunder gewesen, wenn wenigstens den einen oder anderen in die­sem Grünen Klub, wie er hier versammelt sitzt, angesichts dieses unwürdigen Thea­ters, das da seit Wochen rund um zwei unbescholtene junge Leute aufgeführt wird, wo in einer unglaublichen Art und Weise mit tatkräftiger Unterstützung von den linken Me­dien nichts anderes betrieben wird als Menschenhatz (Zwischenruf der Abg. Mag. Ko­run), wenn wenigstens einen von Ihnen da einmal das Gewissen drücken würde und wenn ihm einmal der Kragen platzen würde und man sagen könnte, es hängt ihm zum Hals heraus. (Abg. Öllinger – auf Abg. Dr. Graf weisend –: Da sitzt das Problem!)


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Hier herinnen sind Sie noch nicht so weit. Aber in der Zwischenzeit, Herr Öllinger – es wird Sie freuen, das zu hören, denn dann können Sie gleich den innerparteilichen Not­stand ausrufen –, rufen ja Ihre Funktionäre, die früher auch einmal etwas bestellt ha­ben bei diesem ach so dubiosen Verlag (Abg. Strache: Grüne Gemeinderäte zum Bei­spiel!), schon bei uns an und sagen: Na ja, gut, wir werden den Herrn Öllinger damit konfrontieren, dass auch wir solche Bestellungen vorgenommen haben, weil uns das furchtbar auf den Nerv geht, was der Öllinger da aufführt, nur um sich innerparteilich noch einmal drüberzuretten. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Strache: Grüne Gemeinderä­te, die bei diesem Verlag bestellt haben!)

Ich meine, ich weiß ja nicht, Herr Kollege Öllinger, ob Sie zwischen Ihren Vernade­rungs- und Spitzelaktivitäten auch noch die Zeit finden, einmal hinauszugehen zu den Leuten und sich anzuhören, wie die Bevölkerung darüber denkt. Wenn Sie da nämlich einmal zuhören würden, dann würden Sie nämlich hören, dass sich die Leute schon fragen, ob das der tiefere und der eigentliche Sinn Ihres politischen Mandats in diesem Haus ist, statt Sacharbeit nichts anderes zu betreiben als eine „Stasi neu“ aufzubauen. Das ist ja das, was Sie von hier aus etablieren. Und dafür haben die Leute kein Ver­ständnis. (Beifall und Bravoruf bei der FPÖ.)

Es kotzt auch immer mehr Österreicher an, dass Sie zwar groß von Meinungsfreiheit daherreden, aber darunter nur verstehen, dass jeder die Meinung haben darf, die Sie am liebsten vorgeben wollen. Das ist doch das, was Sie unter Meinungsfreiheit verste­hen, und nichts anderes! (Beifall bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren, das Theater, das der Kollege Öllinger da federführend seit einigen Wochen in angeblicher Sorge um die Demokratie und um den Rechtsstaat, oder ich weiß nicht warum, aufführt, ist in Wirklichkeit an Jämmerlichkeit nicht mehr zu überbieten. Sie, Kollege Öllinger, sind einer, der in die Abteilung „Scheinheilig“ hinein­gehört! Das ist Ihr eigentlicher Platz! Und das Prädikat, dass Sie in Wahrheit ein Groß­meister der politischen Heuchelei sind, das kann Ihnen niemand nehmen, auch inner­parteilich. Und das ist eine besondere Leistung, weil ja gerade Ihre Partei nicht arm an Persönlichkeiten ist, die nichts anderes zu tun haben, als Leute, die Ihnen nicht ins Zeug passen, zu vernadern und politisch zu verfolgen. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren, da wird einfach im Zusammenspiel mit so manchen Journa­listen, die dafür bekannt sind, dass sie selbst lieber Politik machen als über Politik zu berichten – und ich spreche da insbesondere auch den ORF an –, und die in diesem Fall eine ganz, ganz miese Rolle von Mittätern übernommen haben, mit blanken Unter­stellungen, mit Verdrehungen, mit Halbwahrheiten, mit Verfälschungen herumhantiert, als ob das alles das Normalste auf der Welt wäre. (Abg. Strache: So wie der Van der Bellen heute, mit falsch behaupteten Darstellungen!)

Das ist Ihr politischer Stil, Herr Kollege Öllinger. Und da haben Sie halt Ihren Strobl, der früher Ihr Parteimanager war, im ORF oben sitzen, und da gibt es halt jetzt einen Gefälligkeitsdienst in Form einer Berichterstattung, die im Grunde genommen unver­gleichlich ist und für die man eigentlich kein anderes Wort mehr als „Menschenhatz“ finden kann.

Ich weiß nicht, Herr Öllinger, wie es Ihnen dabei geht, wenn Sie – denn im Grunde ge­nommen machen Sie ja nichts anderes – Menschen öffentlich für vogelfrei erklären und damit natürlich den Boden aufbereiten für einen Haufen Spinner und Fanatiker aus Ih­rer Ecke, die möglicherweise auf lustige Ideen kommen können, weil sie von Ihnen mo­tiviert worden sind, wenn dann aber einer der beiden, auf die Sie es offensichtlich ab­gesehen haben, eben niedergeschlagen wird. (Abg. Öllinger – auf Abg. Dr. Graf wei­send –: Da ist das Problem!) – Mit dieser Verantwortung sollten Sie einmal umgehen, genauso wie mit der Verantwortung, dass dann Ihre Freunde und Ihre Aktivisten auf


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der Universität regelrechte Steckbriefe von diesen Leuten aushängen und sagen: Wenn der auf der Universität auftaucht, dann gehört der hochkantig hinausgeschmis­sen! – Dafür tragen Sie eine Mitverantwortung, Herr Öllinger, durch die Art und Weise, wie Sie agieren. (Beifall bei der FPÖ.)

Das ist ganz der Geist, der eigentlich ein Ungeist ist, bei den Grünen. Und ich sage Ih­nen eines: Ich darf Sie nur daran erinnern, dass nicht die Freiheitliche Partei es war, sondern die Partei der Grünen, die einen Herrn Balluch, der ein bekannter Extremist ist, aus dem Häf’n heraus auf die Spitzenkandidatenliste gebracht hat! (Beifall bei Ab­geordneten der FPÖ.)

Ja, so ist es! Sie haben ihn herausgeholt als ein Signal! – Sie sollten sich einmal fra­gen, welches Signal das ist, wenn man einen Menschen zum Kandidaten macht, der lauthals darüber nachdenkt, ob es nicht zulässig wäre, jemanden, der sich an den Tie­ren vergreift, gleich abzumurksen. Das ist nämlich der Stil des Herrn Balluch! Und da hätten Sie im eigenen Haus und im eigenen Klub wirklich genug zu tun, und da sollten Sie sich nicht an irgendwelchen Leuten, die unbescholten sind, politisch vergreifen. (Beifall und Bravoruf bei der FPÖ.)

18.25


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster spricht Herr Abgeordneter Grosz. – Bitte.

 


18.25.45

Abgeordneter Gerald Grosz (BZÖ): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Ich darf eingangs den Landeshauptmann von Kärnten Gerhard Dörfler in unserer Mitte begrüßen. (In Richtung Balkon:) Lieber Gerhard, sei herzlich willkommen! (Beifall beim BZÖ.) – Wir haben eine gute Arbeitsteilung: Der Präsident spricht Neujahrswünsche aus, ich begrüße die Leute in diesem Haus. Ist auch kein Problem.

Ich bin eigentlich über die heutige Diskussion schon ein wenig verwundert, und vor al­lem auch über die Reaktionen der Freiheitlichen. Also, wovor die hehren Lichtgestalten der FPÖ aus dem germanischen Wallhalla jetzt Angst haben, wenn ein paar Pfeiferlru­fer vor der Bühne stehen? (Abg. Strache: Jetzt kommt das Gutmenschen-Sprech des Herrn Grosz! – Sechs zum Teil schwer verletzte Polizisten sind dem Herrn Grosz gleichgültig!) Vielleicht sollten Sie nicht die Frau Innenministerin fragen, sondern Wotan anrufen; er wird Sie bei Ihren künftigen Parteiveranstaltungen beschützen. (Beifall bei Abgeordneten des BZÖ. – Abg. Strache: Sechs zum Teil schwer verletzte Polizisten sind dem Herrn Grosz gleichgültig!)

Herr Klubobmann Strache, es nützt auch nichts, wenn Sie mit den üblichen 1 500 Megahertz, mit denen Sie Hauptstädte wie Graz oder Wien unsicher machen, mir entgegenbrüllen. Auch mein Mikrophon – um mit Schüssel zu sprechen – ist heute ein wenig lauter; also ich kann schon. (Abg. Strache: Sechs schwer verletzte Polizis­ten sind Ihnen gleichgültig!)

Ich glaube, dass wir in diesem Land andere Probleme haben. (Abg. Strache: Einen neuen Witz vielleicht! Einen neuen Witz des Landeshauptmanns!) Ich glaube tatsäch­lich, dass dieses Parlament sich mit Arbeitslosigkeit zu beschäftigen hat. Ich bin der Meinung, dass sich das Parlament, wenn es die Innenministerin heute hier hat, mit der Kriminalität in Österreich, mit dem Anstieg der Kriminalität, mit einem Schubhaftzen­trum, mit einem Asyl-Erstaufnahmezentrum Süd zu beschäftigen hätte.

Ich bin auch der Ansicht, dass wir uns mit den Sorgen und Anliegen der Klein- und Mit­telbetriebe auseinanderzusetzen haben – und nicht mit diesen Streitigkeiten zwischen den ideologischen Streitparteien Grün und FPÖ. Da empfehle ich Ihnen den Hof da ne-


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benan im Parlamentsgebäude: Gehen Sie hinein, gehen Sie im Kreis, machen Sie psy­chotherapeutische Übungen! Es gibt sicher Mentoren in Ihren Reihen. Das ist besser. Aber lähmen Sie nicht das Parlament! (Beifall beim BZÖ.)

Und im Übrigen, eines sage ich zu den Freiheitlichen, aber auch zu den Grünen: Ihre Frau Winter aus Graz, die heute nicht da ist, weil sie morgen Madame Justitia vorge­führt wird, hat unseren Rechtsstaat 200 000 € gekostet. Das waren nämlich die Kosten der Bewachung durch die Polizei (Abg. Neubauer: Der Westenthaler hat ...!), nachdem Sie gemeint haben, ihr einen dummen Gag einzureden für eine Wahlkampfveranstal­tung, die uns eigentlich nichts gebracht hat und Graz nur in den Dreck gezogen hat. (Beifall beim BZÖ. – Abg. Strache: Als der Haider geschützt worden ist, war das eine Selbstverständlichkeit! Eine Selbstverständlichkeit war das!)

Und zu den Grünen: Solange Sie in Graz und in Wien regelmäßig Demonstrationen mit Personen wie einer Frau Aftenberger, mit Personen wie einer Frau Jahn Hausbeset­zungen organisieren, können Sie sich auch recht zurückhalten – denn Sie beide stehen einander um nichts nach, Sie trennt nur die Ideologie! Bei der Herangehensweise, wie Sie es machen, Recht zu beugen und dem Steuerzahler Kosten zu verursachen, da sind Sie sehr identisch, und daher bin ich auch dankbar, dass Sie beide nebeneinander sitzen. Damit ist der gewalttätige Block dieses Hauses auch lokalisiert. (Beifall bei Ab­geordneten des BZÖ. – Abg. Strache – in Richtung Grüne und BZÖ weisend –: Da sit­zen beide nebeneinander!)

Herr „Obama bin Cap“ – ich empfehle Ihnen auch, um Ihrer Rolle als amerikanisches Präsidenten-Double gerechter zu werden, vielleicht ein anderes Toupet zu nehmen, mit etwas anderer Haarqualität; aber sei’s drum! –, ich weiß nicht, Ihr Abgeordneter Plessl hat hier vorhin eine Rede gehalten, wo ich bis jetzt nicht weiß, was er darin eigentlich gesagt hat. War das vielleicht die Verteidigungs- und Erklärungsrede dafür, dass wir heute hier eine Dingliche Anfragebesprechung Ihres Koalitionspartners abhalten? (Abg. Dr. Graf: Welche „Dringliche Anfrage“?) – Frau Burgstaller, Herr Voves! – Gibt es Ihnen eigentlich nicht zu denken, dass eine ganze Fraktion aus diesem Haus aus­zieht, mit 1 500 Dezibel von Austrofaschismus und sonstigen Dingen hier herumbrüllt, aber es sich dabei eigentlich um den neuen und geheimen Koalitionspartner Ihrer Frau Burgstaller und Ihres Herrn Voves handelt? Dreht es Ihnen eigentlich nicht den Magen um? Dreht es der Frau Silhavy und diesen Abgeordneten, Kräuter und wie sie alle hei­ßen, die noch im Wahlkampf vor den Freiheitlichen gewarnt haben und bei Demonstra­tionen mitgemacht haben, nicht den Magen um? – Dazu hätten Sie und Ihr Abgeordne­ter Plessl heute durchaus eine Erklärung abgeben können.

Ansonsten glaube ich, das Hohe Haus wurde mit dieser Thematik genug belästigt. Widmen wir uns wieder den Problemen der Österreicherinnen und Österreicher! (Bei­fall beim BZÖ.)

18.29


Präsident Fritz Neugebauer: Letzter Redner in dieser Debatte ist Herr Abgeordneter Dr. Pilz. – Bitte.

 


18.30.04

Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Meine Damen und Herren! (Abg. Hornek: Der Pilz zeigt das erste Leiberl!) Nach den Wortmeldungen von FPÖ und BZÖ kann ich nur positiv anmerken, dass zumindest keine Gelegenheit besteht, dass Herr Dörfler hier im Plenum einen Witz erzählt. Zumindest das bleibt uns heute erspart. (Heiterkeit und Bei­fall bei den Grünen. – Abg. Grosz: Aber Sie sind ein guter Büttenredner, Herr Pilz!)

Zum Zweiten, zur kurzen Erklärung der Innenministerin. Sie hat eines gezeigt: Die ös­terreichische Exekutive ist jederzeit in der Lage (Abg. Vilimsky: Uns vor den Grünen


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zu schützen, zum Glück!), mit Störung von Wahlkundgebungen fertig zu werden und das Versammlungsrecht in Österreich nachhaltig und wirkungsvoll zu schützen. (Abg. Vilimsky: Vor euch zu schützen!)

Zum Dritten: Die Frau Innenministerin hat auch darauf hingewiesen, dass es am be­sagten Tag zu gegenseitigen Provokationen gekommen ist, die in Gewalttätigkeiten ge­endet haben. (Rufe bei der FPÖ: Von wem? Von wem? – Abg. Strache: Einseitige Ge­walt!) Was nicht verwundert: Wer die Menschen aufhetzt, darf sich nicht wundern, wenn aufgehetzte Menschen in gegenseitigen Provokationen einen Einsatz der Sicher­heitsexekutive notwendig machen. (Abg. Strache: Wenn Ihnen unsere politische Mei­nung nicht passt, dann ist bei Ihnen Gewalt legitim!)

Die Kärntner Polizei hat übrigens vom letzten Wochenende in Klagenfurt – und Sie können das in der „Kleinen Zeitung“ nachlesen – berichtet, dass bei einer friedlichen Kundgebung vor dem Eingang zur freiheitlichen Versammlung die Polizei verhindern musste, dass ein aggressiver freiheitlicher Saalschutz (lebhafte Heiterkeit bei der FPÖ) auf Kundgebungsteilnehmer losgeht. (Abg. Strache: Geh bitte! Jetzt kommt wieder die Erfindung dran!) – Ich kann nur wiedergeben, was die Polizei berichtet. (Abg. Strache: Jetzt kommt wieder die Erfindung dran! Das sagen Sie nur, weil Sie die Immunität schützt!)

Nächster Punkt: Zum „TATblatt“. Meine Damen und Herren von der FPÖ, Sie wissen, dass das „TATblatt“ vom Bundeskanzleramt seinerzeit eine Presseförderung erhalten hat. Wissen Sie, welche politische Partei in diesem Haus der Presseförderung zuge­stimmt hat? – Die Freiheitliche Partei! (Abg. Mag. Stefan: Ja, irrtümlich! – Heiterkeit der Abg. Dr. Belakowitsch-Jenewein.) Zwei Mal der Presseförderung für das „TATblatt“ zugestimmt (Abg. Strache: Bis wir draufgekommen sind, was das für ein Blatt ist!), wie den Protokollen des Bundeskanzleramtes zu entnehmen ist. (Abg. Stra­che: Bis wir draufgekommen sind, was das für ein extremistisches Blatt ist!)

Ich möchte Sie nicht allein dafür verantwortlich machen, dass das „TATblatt“ mit Steu­ergeldern finanziert worden ist, aber Sie tragen eine Mitverantwortung, und Sie sollten diese Mitverantwortung auch ernst nehmen. (Abg. Mag. Stefan: Die nehmen wir ernst! Es tut uns zutiefst leid!) Sie sind nicht bereit, darüber nachzudenken, wie leicht eine verbal gewalttätige Politik – und, Herr Strache, Sie sind derzeit mit Abstand der verbal gewalttätigste Politiker dieser Republik (Beifall bei den Grünen) – zu echten Gewalttä­tigkeiten führt, und Sie sind wohl der Einzige in diesem Saal, der das noch nicht weiß oder nicht zu wissen vorgibt. (Abg. Strache: Diese Erfahrung haben nur Sie! Was Ge­walt betrifft, haben nur Sie die Erfahrung, Herr Peter Pilz!)

Wir müssen heute darüber reden, was derartige Einsätze, derartige Auftritte von Ihnen, Herr Strache, in Zukunft die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler in dieser Republik noch kosten werden. (Abg. Strache: Ihre grünen gewalttätigen Demonstranten sind das! Die kosten den Staat Geld!) Die Gründe, dass immer mehr Sicherheitsexekutive auftreten muss, um Ihre Wahlkampfveranstaltungen zu schützen (Abg. Strache: Die grünen Gewalttäter kosten den Staat Geld!), die liegen in Ihrer Rhetorik, die liegen in Ihrer Politik und die liegen in der gewalttätigen Art und Weise, wie Sie die Menschen für Ihre Politik missbrauchen und aufhetzen. (Beifall bei den Grünen. – Abg. Strache: Opernball-Demonstranten!)

Und ein Vorletztes: Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass der Anlass für die ganze De­batte nichts mit Favoriten, sondern alles mit Herrn Dr. Martin Graf zu tun hat. Sie ha­ben es ja auch ganz offen gesagt: Sie wollen nicht, dass die Auseinandersetzung um die politischen Ansichten und um die Beschäftigten des Herrn Dr. Graf weitergeht. (Abg. Strache: Mit Ihren Lügen wollen wir uns auseinandersetzen!) Sie wollen ablen­ken. Sie wollen woandershin. Aber das geht nicht!


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Solang diese Mitarbeiter im Haus beschäftigt werden (Ruf bei der FPÖ: Da wird der Öl­linger schon in Pension sein!), solang der Verdacht besteht, dass das österreichische Parlament im Präsidium vor rechtsradikaler Propaganda nicht sicher ist, solange die Möglichkeit besteht, dass dieses Haus nicht politisch wiederbetätigungsfrei ist, so lan­ge wird diese Auseinandersetzung geführt werden. (Abg. Strache: Die werden wir füh­ren! Bei diesen miesen Unterstellungen! Die werden wir führen!)

Und ein Allerletztes: Ich würde der Justizministerin empfehlen, sich die Rede des Herrn Abgeordneten Vilimsky anzusehen. (Abg. Dr. Graf: Und gleich einsperren am besten, den Vilimsky!) Denn damit sollte die Frage Taser und der Einsatz bei Menschen end­gültig erledigt sein. (Beifall bei den Grünen. – Ironische Heiterkeit bei Abgeordneten der FPÖ.)

Ich glaube, dass die Rede des Abgeordneten Vilimsky gezeigt hat, dass der Taser kein geeignetes Instrument zur Resozialisierung ist ...

 


Präsident Fritz Neugebauer: Den Schlusssatz, bitte!

 


Abgeordneter Dr. Peter Pilz (fortsetzend): ... und deshalb auch in dieser Hinsicht frei­heitlichen Vorschlägen nicht nähergetreten werden sollte. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

18.35


Präsident Fritz Neugebauer: Die kurze Debatte ist geschlossen.

18.35.50Fortsetzung der Tagesordnung

 


Präsident Fritz Neugebauer: Wir wenden uns nun wieder Europa zu. Ich nehme die Verhandlungen über den 2. Punkt der Tagesordnung wieder auf.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Schopf. – Bitte.

 


18.36.08

Abgeordneter Walter Schopf (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Herr Staatsse­kretär! Frau Staatssekretärin! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kolle­gen! Ich möchte mich wieder mit dem Thema, das ja heute schon des Öfteren bespro­chen und diskutiert worden ist, mit der Energiepolitik, insbesondere mit der Problematik der Atomenergie auseinandersetzen. Wenn man sich den letzten Bericht des Nuklear­forums Schweiz ansieht, so stellt man fest, dass wir leider mittlerweile weltweit über 400 Atomkraftwerke haben, die sich in Betrieb befinden, aber auch – was genauso pro­blematisch ist –, dass mittlerweile über 30 Atomkraftwerke geplant beziehungsweise errichtet werden.

Viele in der Politik, auch viele Expertinnen und Experten meinen, diese Produktion von Energie wäre die richtige, und es wäre vor allem die richtige Antwort aufgrund des Kli­mawandels und auch aufgrund des Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine. Und man liest immer öfter, vor allem auch in Europa, dass Atomkraft wieder Zukunft hat.

Meine geschätzten Damen und Herren! Wir vonseiten der Sozialdemokratie sagen das nicht. Wir meinen, dass die erneuerbaren Energien Zukunft haben. Wir meinen, dass es notwendiger denn je ist, Energie aus Biomasse, aus Wind, aus Sonne zu produzie­ren. Und ich denke, es gibt hiezu nicht nur in Österreich, sondern auch auf europäi­scher Ebene, auch in der Slowakei, auch in Tschechien natürlich, viele Möglichkeiten.

Es haben manche Vorredner auf das Thema Wasserkraft hingewiesen. Ich möchte das ebenfalls sehr deutlich unterstreichen: Auch wir sind der Auffassung, dass der Ausbau der Wasserkraft die richtige Antwort auf den Klimawandel, auch die richtige Antwort auf den Gasstreit, den wir hatten, ist. Man muss natürlich umweltschonend ausbauen, aber ich denke, es gibt in den Tischladen der unterschiedlichsten Unternehmungen in Öster-


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reich sehr gute Projekte, und wir sollen doch hier im Rahmen der zuständigen Aus­schüsse gemeinsam versuchen, emotionslos diese Projekte zu diskutieren, damit die Unternehmen dann die Möglichkeit haben, diese Projekte auch zu realisieren.

Ich sage gerade als Gewerkschafter an dieser Stelle auch Folgendes, weil immer wie­der gemeint wird, alternative Energieproduktion bedeute letztendlich auch, dass Ar­beitsplätze in Gefahr sind: Ich denke, und es gibt auch bereits genügend Studien da­rüber, es ist das Gegenteil der Fall! Die Produktion von alternativen Energiequellen bedeutet eine Schaffung von vielen neuen Arbeitsplätzen: Der Bau von Kraftwerken im Wasserbereich bedeutet letztendlich die Schaffung von sehr vielen neuen Arbeits­plätzen.

Meine Damen und Herren, nun ein paar Sätze zu Bohunice, weil die Regierung in der Slowakei in den letzten Wochen aufgrund der Situation zwischen Russland und der Ukraine beschlossen hat, dass man den Reaktor in der Slowakei wieder hochfahren will: Ich möchte doch daran erinnern, dass es eine wesentliche Bedingung und letztlich auch Gegenstand der Vertragsverhandlungen war und dann auch niedergeschrieben worden ist, dass der Beitritt der Slowakei zur Europäischen Union nur dann realisiert wird, wenn dieser Reaktor heruntergefahren wird.

Es ist daher einigermaßen problematisch, wenn dieselbe Regierung jetzt beschlossen hat, diesen unsicheren Reaktor wieder hochzufahren. Dank unserer Bundesregierung, dank unseres Bundeskanzlers, aber auch des Wirtschaftsministers, dank vieler Anti-Atomaktivisten und -Aktivistinnen ist es letztendlich gelungen, dass dieser Beschluss der slowakischen Regierung wieder zurückgenommen worden ist, jedoch – und das möchte ich schon in Erinnerung rufen – heißt es vonseiten der slowakischen Regie­rung, dass dieser Beschluss vorerst zurückgenommen wird – und ich betone das Wort „vorerst“.

Ich denke, dass die richtige Antwort sein muss: Nie wieder – nie wieder! – darf dieses Atomkraftwerk in Betrieb gehen! Ich hoffe, dass wir diesbezüglich nicht nur in Öster­reich einer Meinung sind, sondern ich denke, dass es notwendig ist, zu versuchen, auch auf europäischer Ebene diese Initiative zu unterstützen. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

18.41


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster spricht Herr Abgeordneter Großruck. – Bitte.

 


18.41.17

Abgeordneter Wolfgang Großruck (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bun­desministerin! Die Herren Staatssekretäre! Hohes Haus! Ich möchte mit einem Zitat zur außenpolitischen Diskussion beginnen, das wie folgt lautet:

„Man verhaftete zuerst Leute, die bekannten, dann auf ihre Anzeige hin eine riesige Menge. Die Todgeweihten benützte man zum Schauspiel. Man steckte sie in Tierfelle und ließ sie von Hunden zerfleischen, man schlug sie ans Kreuz oder zündete sie an und ließ sie nach Einbruch der Dunkelheit als Fackeln brennen.“

Das, was ich Ihnen jetzt zitiert habe, meine Damen und Herren, ist 2000 Jahre alt und stammt von Tacitus, dem bekannten römischen Historiker, der damals die Christenver­folgungen schilderte, die 200, 300 Jahre unter den bekannten Kaisern Nero, Diokletian und wie sie alle hießen wüteten.

Wir glauben alle, dass das Geschichte ist, meine Damen und Herren. Nein, so ist es leider Gottes nicht, denn wenn wir den Berichten Glauben schenken dürfen, so gibt es heute Christenverfolgungen mehr denn je, auf der ganzen Welt.

Zahlen sprechen von mehr als 2,5 Millionen pro Jahr und von mehr als 100 000 Toten, die jährlich im Zuge dieser Verfolgungen ermordet, hingerichtet werden. Unglaublich,


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wenn man sich das vorstellt, aber wahr. Und deshalb, meine Damen und Herren, soll­ten wir auch heute bei dieser außenpolitischen Diskussion diese Tatsache, die Realität, auch beim Namen nennen. Wir können nicht dazu schweigen, wir dürfen dazu nicht schweigen. Und es gibt ja genügend Initiativen im Parlament – ob im Bundesrat, im Na­tionalrat oder in den einzelnen Ausschüssen –, die genau auf dieses Thema hinweisen.

Ich erinnere nur an einen Bericht aus dem Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des Bundesrates: Aktuelle Berichte über staatliche, staatlich unterstützte oder staatlich tolerierte Gewalt gegen Christen liegen aus über 30 Ländern vor, insbesondere aus Nordkorea, Saudi-Arabien, Iran, Malediven, Indonesien, Kuba und Ägypten. Allein in den letzten Monaten meldete Christian Solidarity International zahlreiche Vorfälle, wie zum Beispiel in der Türkei, in der Volksrepublik China, in Vietnam, in Pakistan, in Alge­rien, in Indien und so weiter.

Heute passiert das, meine Damen und Herren! Und ich glaube, dass wir als Europäi­sche Union auch die Aufgabe haben, diese Verbrechen zu thematisieren; nicht immer auf die anderen und auf andere Verbrechen zu schauen, sondern auch hier geschehen tagein, tagaus massenweise Verbrechen. Und ich würde ersuchen und fordere die handelnden Personen, vor allem auch die Regierung, auf, überall dort die Finger in die­se Wunden zu legen und diese Verbrechen zu thematisieren. Ich glaube, das ist wich­tig. Das sind wir unserer Kultur, das sind wir auch den Menschen und Glaubenskolle­gen auf der ganzen Welt schuldig. Das wollte ich hier nur einbringen, meine Damen und Herren. (Beifall bei der ÖVP.)

Da dies heute meine „Jungfernrede“ als Abgeordneter in der jetzigen Legislaturperiode ist, werde ich nur mit einem Zweizeiler enden, und nicht mit einem Vierzeiler. Ich möch­te vielleicht kurz den Regierungsproporz durchleuchten und feststellen:

Rot ist der Kanzler, laut Proporz, doch der Kopf herin ist schwarz. (Beifall bei der ÖVP.)

18.45


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächster spricht Herr Abgeordneter Dr. Königsho­fer. – Bitte.

 


18.45.25

Abgeordneter DDr. Werner Königshofer (FPÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Gut, dass wir wieder zur Europapolitik zurückkehren. Ich darf Ih­nen sagen: Im Baltikum und am südlichen Balkan toben gegenwärtig die schwersten Volksaufstände seit dem Zusammenbruch des realen Sozialismus vor 20 Jahren. Tag für Tag finden dort Gewalttätigkeiten statt, fahren Polizeiknüppel auf die Köpfe von Litauern, Letten, Bulgaren und Griechen nieder.

Das ist die Realität im heutigen Europa, und man könnte auch sagen, das ist die Bür­gernähe der heutigen EU oder mancher EU-Staaten. So, meine Damen und Herren, haben wir uns die EU nicht vorgestellt! Wir haben etwas anderes vorgehabt. (Beifall bei der FPÖ.)

Europa ist eine Festung. – So tönt es aus manchen Medien, und das sagen auch man­che weltfremde Politiker, seien sie in Brüssel, Österreich oder sonst wo. Ich sage Ih­nen, die Realität schaut ganz anders aus: Europa ist keine Festung, Europa ist trotz des Schengen-Abkommens löchrig wie ein Schweizer Käse. Sonst wäre es nicht mög­lich, dass sich derzeit über 16 Millionen illegal Eingereiste innerhalb der Grenzen der heutigen EU aufhalten.

Meine Damen und Herren, über 100 000 Illegale leben derzeit auch in Österreich, da­runter die berühmt-berüchtigte Familie Zogaj, die illegal eingewandert ist und sich hier nun ein Aufenthaltsrecht ersitzen und erpressen will.

Aus meiner Heimatstadt Innsbruck kann ich berichten, dass schon seit Jahren hunder­te illegal eingereiste Nordafrikaner in der Stadt ihr Unwesen treiben – Kollegin Wurm


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wird mir das bestätigen können. (Abg. Mag. Wurm: Hunderte stimmt nicht!) Diese Leu­te sind Tag für Tag auf der Straße und bieten unseren Kindern und Jugendlichen Rauschgift an. Da könnte die neue Justizministerin gleich ein Betätigungsfeld finden, um unsere Kinder und unsere Jugendlichen zu schützen. (Beifall bei der FPÖ.)

Meine Damen und Herren, diese illegal Eingereisten suchen sofort nach Festnahme um Asyl an. Diese Asylbetrüger und Schein-Asylanten terrorisieren ganze Stadtteile in Innsbruck. Das sind unhaltbare Zustände, die es so in Österreich nicht mehr aufrecht­zuerhalten gilt.

Ich sage Ihnen nur ein Beispiel: Am 17. Februar 2005 haben in einem Ort in der Nähe von Innsbruck – sie kennen ihn vielleicht: Wattens – fünf derartige Asylwerber, fünf Nordafrikaner, zwei österreichische Frauen, die auf dem Weg zur Schichtarbeit waren, verfolgt, beraubt und vergewaltigt. – Da muss man sagen: Jetzt ist Schluss mit lustig!

Meine Damen und Herren, ein weiteres Faktum: Man kann diese Herrschaften, auch wenn sie strafrechtlich verurteilt sind oder ihre Asylanträge abschlägig beschieden sind, nicht in ihre Herkunftsländer abschieben. Warum kann man sie nicht abschie­ben? – Weil keine Rücknahmeabkommen mit diesen Ländern bestehen. Und warum bestehen keine Rücknahmeabkommen? – Weil die EU das verhindert.

Kollegin Plassnik hat als damalige Außenministerin in einer Anfragebeantwortung Fol­gendes mitgeteilt, die EU hat diese Materie der Verhandlungen an sich gezogen, und deshalb sind bilaterale Verhandlungen mit diesen Herkunftsländern nicht mehr mög­lich.

Faktum ist: Die EU hat jetzt die Kompetenz, tut nichts, und wir können nichts tun. Und auch das ist ein unhaltbarer Zustand, den wir so nicht hinnehmen werden! (Beifall bei der FPÖ.)

Aus diesem Grunde, meine Damen und Herren, möchte ich mit anderen Abgeordneten folgenden Entschließungsantrag einbringen:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Mitglieder der österreichischen Bundesregierung werden aufgefor­dert, auf europäischer Ebene Verhandlungen zur Erreichung einer restriktiven europäi­schen Einwanderungspolitik und einem Ausbau der EU-Agentur FRONTEX zu einer ef­fizienten Grenzsicherungs-Einrichtung zu führen.“

*****

Meine Damen und Herren, im Interesse von Volk und Heimat ersuche ich Sie um Zu­stimmung. (Beifall bei der FPÖ.)

18.50


Präsident Fritz Neugebauer: Der Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß einge­bracht und wird mit verhandelt.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten DDr. Königshofer, Dr. Hübner und weiterer Abgeordneter betreffend EU-Migrationspolitik

eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 2 „Erklärungen des Bundeskanzlers und des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten gem. § 19 Abs. 2 GOG zur österreichischen EU-Politik samt Debatte“ in der 10. Sitzung des Nationalra­tes, XXIV. GP., am 21. Jänner 2009


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Die Situation an EU-Außengrenzen ist alles andere als optimal. Die EU-Agentur FRONTEX wurde bekanntlich gegründet, um die Sicherung der EU-Außengrenzen zu verbessern. Jetzt ist klar, dass FRONTEX keine „EU-Küstenwache“ darstellt, sondern vielmehr zur Verbesserung der nationalen Schutzmechanismen dienen soll.

Laut Medien-Berichten befinden sich etwa 15 Millionen illegale Einwanderer in Europa, laut Schlepper-Bericht des BMI kommen fast 50 Prozent aller in Österreich befindlichen illegalen Einwanderer über Italien ins Land.

Auch im Zug der Schengen-Erweiterung hat sich die Situation nicht verbessert, im Ge­genteil, es ist zu befürchten, dass durch die Grenzöffnung noch mehr illegale Einwan­derer über die Ostgrenzen Österreichs ins Land strömen.

Es ist daher nur logisch, sich über eine gemeinsame restriktive Einwanderungspolitik auf europäischer Ebene Gedanken zu machen, und die bestehende EU-Agentur FRONTEX zu einer effizienten Grenzsicherungsagentur mit ausgeweiteten Befugnis­sen und Mitteln auszustatten

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Mitglieder der Österreichischen Bundesregierung werden aufgefor­dert, auf europäischer Ebene Verhandlungen zur Erreichung einer restriktiven europäi­schen Einwanderungspolitik und einem Ausbau der EU-Agentur FRONTEX zu einer effizienten Grenzsicherungs-Einrichtung zu führen.“

*****

 


Präsident Fritz Neugebauer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Dar­mann. – Bitte.

 


18.50.51

Abgeordneter Mag. Gernot Darmann (BZÖ): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Verbliebenes Hohes Haus! Werte Zuseher zu Hause im Internet! Ich werde versuchen, in den kommenden 3 Minuten eine weitere Thematik anzureißen, die sehr wohl eine europarechtliche Dimension hat, ja sogar über Europa noch hinaus­geht und eigentlich eine völkerrechtliche Thematik ist, nämlich im Generellen die Men­schenrechte und im Speziellen die Minderheitenrechte, die heute hier noch zu wenig erwähnt worden und zu kurz gekommen sind.

Klubobmann Bucher hat heute zwar schon angedeutet, dass die Europäische Union gerade im letzten Herbst festgestellt hat, und das schwarz auf weiß in einem Bericht, dass Kärnten vorbildlich ist im Hinblick auf Minderheitenförderung, speziell was die Kul­turförderung betrifft (Beifall beim BZÖ), die zweisprachigen Schulen. Da hat es in den vergangenen Jahren gerade seit 1999/2000 unter unserem leider zu früh verstorbenen Landesvater Jörg Haider eine große Anzahl von Initiativen gegeben, um diese Förde­rung um hunderte Prozente in die Höhe zu schrauben. Aber immer wieder wird, gerade vonseiten der Sozialdemokratie, versucht – und es ist ja ein offenes Geheimnis, dass Landeshauptmann-Stellvertreter Rohr von der SPÖ gemeinsam mit Herrn Kanzler Fay­mann daran arbeitet –, Kärnten nach der Landtagswahl in Kärnten mit weiteren Ortsta­feln zu überschwemmen.


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Die Sozialdemokratie arbeitet daran, alles schlecht und madig zu machen, was in Kärnten für die Minderheiten getan wird. Und es ist Tatsache, geschätzte Damen und Herren, dass im Jahr 1998 SPÖ und ÖVP gemeinsam mit anderen Fraktionen das „Rahmenübereinkommen zum Schutz nationaler Minderheiten“ hier im Hohen Haus ra­tifiziert haben, ein Rahmenübereinkommen, das festhält, dass jeder Bürger in einem Land, jeder Bürger einer Nation ein Recht darauf hat, sich zu seiner Muttersprache und zu seinem Volkstum zu bekennen. Und genau das muss die Grundlage einer Erhebung in Kärnten sein, die in weiterer Folge das Zahlenmaterial dafür liefert, wie viele Ortsta­feln in Zukunft in Kärnten aufzustellen sind. (Beifall beim BZÖ.)

Ich sage Ihnen, geschätzte Kolleginnen und Kollegen, es wird kein Weg daran vorbei­führen, da das wirklich ein Menschenrecht ist, ein Menschenrecht auf Muttersprachen-Bekenntnis, ein Menschenrecht auf Volkstums-Bekenntnis. Und wenn es zu einer sol­chen Muttersprachen-Erhebung in Kärnten kommen wird – und es wird kein Weg daran vorbeiführen –, dann wird es in Kärnten nicht mehr Ortstafeln geben, sondern weni­ger. (Beifall beim BZÖ.)

Dafür steht das BZÖ, dafür stehen die Menschenrechte, dafür steht ein Rahmenüber­einkommen zum Schutz nationaler Minderheiten, das von Ihnen allen hier 1998 unter­zeichnet wurde. Das ist hier festzuhalten.

Es ist ebenso festzuhalten, geschätzte Damen und Herren, dass Herr Bundeskanzler Faymann mit seinem Regierungskollegium, egal ob vor oder nach der Landtagswahl in Kärnten, nicht über die Kärntnerinnen und Kärntner drüberfahren darf! (Beifall beim BZÖ.)

Es wird kein Handeln dieser Bundesregierung gegen die Kärntner Interessen geben, und es kann und darf keine neue Regelung im Hinblick auf die Ortstafeln in Kärnten geben, die auf Grundlage eines falschen Zahlenmaterials erstellt wird. Bis dato ist es so, geschätzte Damen und Herren – und das betrifft nicht nur Kärnten, sondern auch das Burgenland –, dass all diese Regelungen, welche die nationalen Minderheiten be­treffen, sich aufbauend auf ein Zahlenmaterial aus den Volkszählungen ergeben, in welchen immer nur die Umgangssprache abgefragt wird.

Bei dieser Volkszählung – ich bitte alle, sich das einmal genau anzuschauen – ist es so: Wenn Personen der Mehrheitsbevölkerung als Umgangssprache sowohl Deutsch als auch eine weitere Sprache angeben, wird nicht Deutsch als Umgangssprache ge­zählt, sondern die weitere Sprache, die angeführt wird – ob das jetzt Slowenisch, Kroa­tisch oder sonst etwas ist. Das heißt, hier wird auf einem falschen Zahlenmaterial auf­bauend gehandelt und es werden hier neue Ideen angedacht – von Bundeskanzler Faymann, vom SPÖ-Landeshauptmann-Stellvertreter Rohr –, um wider besseres Wis­sen, einfach aus parteipolitischem Zwecke, um parteipolitisches Kleingeld zu wechseln, hier über die Kärntner Bevölkerung drüberzufahren.

Kärnten hat sich etwas Besseres verdient. Kärnten hat sich eine ordentliche Politik ver­dient, die wirklich auf den Bürger schaut, auf die Interessen der Bürger schaut, die auf die Mehrheitsbevölkerung genauso Rücksicht nimmt, und deswegen wird das BZÖ al­les Erdenkliche, alles rechtlich Mögliche tun, um den Ideen und den Visionen der SPÖ entgegenzutreten. – Danke. (Beifall beim BZÖ.)

18.55


Präsident Fritz Neugebauer: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Mag. Wurm zu Wort. – Bitte.

 


18.55.55

Abgeordnete Mag. Gisela Wurm (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Herr Kollege Darmann, es fährt überhaupt niemand über die Bevölkerung drü-


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ber, auch nicht in Kärnten, weder der Herr Bundeskanzler noch der Landeshauptmann-Stellvertreter Rohr. (Zwischenrufe beim BZÖ.)

Aber ich möchte jetzt auf die Erklärungen des Bundeskanzlers und des Außenministers eingehen. Das ist ja Gegenstand der Debatte hier. Wir haben schon am Vormittag be­gonnen, und ich möchte jetzt darauf eingehen.

Diese Regierung, die Anfang Dezember angelobt wurde, hatte keine Schonfrist, als es darum ging, Außenpolitik für Österreich, für die Österreicherinnen und Österreicher zu machen und Österreich entsprechend zu vertreten. Es ging sofort los, wenn ich so sa­gen darf. Es waren Sitzungen in Brüssel, in Paris angesagt und – der Außenminister hat schon darauf hingewiesen – es galt, Konflikte zu befrieden, es galt, dort hinzu­schauen, wo wir in Europa die Probleme hatten, es galt, der Finanzkrise Einhalt zu ge­bieten oder die nötigen Maßnahmen zu setzen, um hier entsprechend abzufedern.

Es wurden europäische Konjunkturpakete geschnürt, es wurden nationale Konjunktur­pakete geschnürt – auch wir in Österreich haben schon zwei geschnürt –, und auch Europa hat das Seinige getan. Hier haben wir erkannt, wie wichtig und notwendig die­ses Europa ist, wie wichtig und notwendig auch die gemeinsame Währungsunion ist, wo wir als Österreicher und Österreicherinnen teilnehmen, und dass jene Länder, die noch nicht die Möglichkeit haben, an der europäischen Währungsunion teilzunehmen, viel größere Schwierigkeiten in der Begegnung mit all diesen Problemen haben.

Es wurde auch schon darüber gesprochen, vom Außenminister, vom Bundeskanzler, dass es wichtige Bestrebungen zur Befriedung des Konfliktes im Nahen Osten gege­ben hat und weiterhin gibt. Während der Weihnachtstage hat uns ja die schreckliche Nachricht erreicht, dass im Gaza-Streifen wieder Waffen eingesetzt werden. Hier hat die Europäische Union reagiert, und es ist jetzt zum Waffenstillstand gekommen.

Wir als Österreich sind ja nun Mitglied im UN-Sicherheitsrat, und auch hier erheben wir eine starke, eine laute Stimme. Es ist sehr wichtig, dass dieses Gebiet, dieser Erdteil befriedet wird. Wenn jetzt Waffenruhe einkehrt, dann ist es auch notwendig, dafür zu sorgen, dass es zu einem dauerhaften Waffenstillstand kommt. Es wurde schon eini­ges auf die Tagesordnung im UN-Sicherheitsrat gesetzt, was wir vom österreichischen Parlament aus auch tun möchten beziehungsweise tun werden, und das ist etwa, einen Entschließungsantrag zur Unterstützung dieser Initiativen einzubringen.

Ich bringe diesen Entschließungsantrag hiemit ein und hoffe, dass er hier im Parla­ment eine Mehrheit finden wird.

Im Wesentlichen beinhaltet dieser Entschließungsantrag, dass die Bundesregierung er­sucht werden solle, bilateral, sich im Rahmen der Europäischen Union und durch akti­ve Mitwirkung im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen weiterhin für einen dauerhaften Waffenstillstand, der zum vollständigen Rückzug der israelischen Truppen aus Gaza sowie zu einer dauerhaften Beendigung der Hamas-Raketenangriffe führt, einzusetzen sowie weiters für rasche und zielgerichtete humanitäre Hilfe einzutreten und dazu bei­zutragen.

All das ist nur möglich und kann nur funktionieren, wenn die Bevölkerung im Gaza-Streifen entsprechende Lebensbedingungen hat, wenn man ihnen auch humanitär hilft, in Bezug auf die ärztliche Versorgung hilft. Auch diesbezüglich müssen von uns Initiati­ven gesetzt werden.

In diesem Sinne hoffe ich, dass wir in Österreich und auch in den anderen Staaten ent­sprechende Maßnahmen setzen. Dieser Entschließungsantrag soll ein Beitrag für eine friedlichere Welt in einem geeinten Europa sein, denn wir brauchen mehr Europa und nicht weniger. (Beifall bei der SPÖ.)

18.59



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Präsident Fritz Neugebauer: Der eingebrachte Entschließungsantrag ist ausreichend unterstützt, wird behandelt und ist im Übrigen auch an die Abgeordneten verteilt wor­den.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Maga. Elisabeth Grossmann, Dr. Ursula Plassnik, Herbert Scheib­ner, Mag. Ulrike Lunacek, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Situation im Nahen Osten nach Beginn der Waffenruhe am 18.1.2009

eingebracht im Zuge der Erklärungen des Bundeskanzlers und des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten gemäß § 19 Absatz 2 der Ge­schäftsordnung des Nationalrates zur österreichischen EU-Politik (Top 2, der 10. NR-Sitzung am 21. Jänner 2009)

Mit großer Betroffenheit hat die internationale Staatengemeinschaft die israelische Mili­täroffensive im Gaza-Streifen verfolgt, die mehr als tausend Tote und viele Verletzte, darunter viele Kinder und Zivilpersonen, gefordert und Schäden von rd. 1,5 Mrd. Euro verursacht hat.

Am 8. Jänner 2009 forderte der UNO-Sicherheitsrat in seiner Resolution 1860 u.a. auf Betreiben Österreichs, eine sofortige, dauerhafte und voll respektierte Waffenruhe in Gaza mit dem Ziel des vollen Rückzugs der israelischen Truppen und verurteilte in die­sem Zusammenhang jegliche Gewalt und Kampfhandlungen gegen Zivilpersonen und alle terroristischen Handlungen.

Mittlerweile haben Israel und Hamas am 18. Jänner 2009 jeweils einseitig die Einstel­lung der Kampfhandlungen erklärt.

Oberste Priorität in der gegenwärtigen Lage ist ein Gewaltstopp und die Absicherung der Waffenruhe nach mehr als drei Wochen intensiver militärischer Auseinanderset­zungen. Gleichzeitig muss in einer gemeinsamen Anstrengung zwischen der internatio­nalen Gemeinschaft, der Palestinian Authority und Israel sichergestellt werden, dass durch die dauerhafte Öffnung der Übergänge aus Israel und des Grenzübergangs nach Ägypten die verlässliche Versorgung der Bevölkerung des Gaza-Streifens in Zukunft gewährleistet wird.

Im Interesse der Sicherheit Israels und der Unterbindung der terroristischen Bedrohung durch Raketenangriffe aus Gaza muss in effektiver Zusammenarbeit zwischen allen betroffenen Parteien der Waffenschmuggel an militante Gruppen im Gaza-Streifen ver­hindert werden.

Der österreichische Nationalrat

bringt sein Mitgefühl für die von der Gewalt im Gaza-Streifen und in Südisrael betroffe­ne Zivilbevölkerung zum Ausdruck;

bekundet sein Entsetzen über das Leiden der Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen;

verurteilt, dass bei den israelischen Angriffen zivile Ziele und Einrichtungen der Verein­ten Nationen getroffen wurden, und dass Raketenangriffe aus Gaza auf Südisrael er­folgten;

begrüßt die momentane Waffenruhe als unabdingbaren ersten Schritt;

ruft – im Sinne der Resolution 1860 des UN-Sicherheitsrates – zu einem dauerhaften Waffenstillstand auf, der die Einstellung der Raketenangriffe der Hamas auf Israel und die Beendigung der Militäraktion Israels im Gaza-Streifen ebenso mit einschließt wie


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 220

eine Unterbindung des Waffenschmuggels und eine dauerhafte Öffnung der Übergän­ge aus Israel und des Grenzübergangs nach Ägypten;

fordert eine von den Konfliktparteien unabhängige Untersuchung zur Aufklärung über die Berichte betreffend Verstöße gegen das Völkerrecht, bspw. den Einsatz verbotener Waffen, insbesondere Phosphorgranaten, sowie betreffend die Benützung ziviler Ein­richtungen als Basis für Kampfhandlungen;

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird ersucht, bilateral, im Rahmen der Europäischen Union und durch aktive Mitwirkung im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen

sich weiterhin für einen dauerhaften Waffenstillstand, der zum vollständigen Rückzug der israelischen Truppen aus Gaza sowie zu einer dauerhaften Beendigung der Ha­mas-Raketenangriffe führt, einzusetzen;

für rasche und zielgerichtete humanitäre Hilfe einzutreten und dazu beispielsweise in der medizinischen Unterstützung beizutragen;

eine angemessene österreichische Beteiligung an der Grenzassistenzmission EU-BAM Rafah in Aussicht zu nehmen;

sich für eine dauerhafte Öffnung der Übergänge aus Israel und des Grenzübergangs nach Ägypten zur Sicherung einer verlässlichen Versorgung der Bevölkerung des Ga­za-Streifens einzusetzen;

sich weiterhin für eine gemeinsame Haltung der EU einzusetzen und mit der neuen amerikanischen Regierung und den anderen Mitgliedern des Nahost-Quartetts alle di­plomatischen Anstrengungen zu unternehmen, um auf Basis der einschlägigen UNO-Resolutionen und der Verpflichtungen aus der „road-map“ sowie der arabischen Frie­densinitiative eine dauerhafte und umfassende Lösung des Nahost-Konflikts im Sinne der Zwei-Staaten-Lösung mit Israel und Palästina in friedlicher Nachbarschaft und in­nerhalb anerkannter und sicherer Grenzen zu allen Nachbarstaaten zu erreichen;

sich für eine substanzielle Verbesserung der Lage der Bevölkerung in Gaza und im Westjordanland als wichtige Frage im Zusammenhang mit einer dauerhaften Lösung des Konfliktes einzusetzen;

in Zusammenarbeit mit der palästinensischen Autonomiebehörde und den arabischen Partnern alle Bemühungen, den innerpalästinensischen Konflikt zu lösen zu unter­stützen.

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf (den Vorsitz übernehmend): Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Donabauer. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.00.39

Abgeordneter Karl Donabauer (ÖVP): Herr Präsident! Mitglieder der Bundesregie­rung! Meine Damen und Herren! Hohes Haus! Es war über weite Strecken eine sehr spannende und interessante Diskussion, die sich an die Erklärung zur österreichischen EU-Politik angeschlossen hat. Der Bundeskanzler hat in seiner Art sehr deutlich und für mich eindrucksvoll auf die Wichtigkeit der gemeinsamen Arbeit in Europa hinge­wiesen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 221

Außenminister Spindelegger hat aufgrund seiner reichen Erfahrung gerade auch auf die letzten Ereignisse Bezug genommen und uns deutlich vor Augen geführt, dass es sehr viele Krisenfelder gibt, die nur gemeinsam und mit dem Zutun aller bewältigt wer­den können.

Es kommt nicht darauf an, wie sich die eine oder der andere Europa vorstellt, sondern es kommt vielmehr darauf an, was die eine oder der andere oder was die verschiede­nen Gruppen und Parteien für Europa tun, denn man kann nicht mehr erwarten, als man selber bereit ist, letztendlich einzubringen.

Wenn hier heute mehrmals auch von der Amtseinführung Barack Obamas gesprochen wurde, die viele Leute beeindruckt hat, dann war das Wesentliche daran nicht alleine die Tatsache, dass er ein Schwarzer ist – mit Schwarzen kann man immer eine gute Politik machen (Abg. Mag. Lunacek: In Österreich nicht unbedingt!) – sondern es war, wie ich glaube, etwas ganz anderes: Es ist ihm nämlich gelungen, die Bürger klar an­zusprechen, sie abzuholen, sie zu mobilisieren, sie auch auf eine gemeinsame Sache einzuschwören. Und ich denke, dass das ganz, ganz wichtig ist. Das wird auch unsere Aufgabe in der nächsten Zeit sein, wenn wir all das bewältigen wollen, was uns ein gro­ßes Anliegen ist.

Jeder muss wissen und erkennen, dass Europa bei Gott nicht das Paradies ist – nein! Aber ich habe es ja schon mehrmals gesagt: Europa ist auch nicht mehr oder weniger die Hölle oder das Üble oder das Schlechte. Europa ist gerade das, wo wir leben, wo wir arbeiten und wo wir Verantwortung tragen.

Jeder, der sich daran nicht orientieren will, soll sich auch die Entwicklung der letzten Wochen und Monate anschauen: Die Finanzkrise, die leider Gottes auch unseren Kon­tinent massiv beeinträchtigt, wäre für das Einzelland sicherlich nicht bewältigbar gewe­sen. Hier war die Gemeinsamkeit Europas bereits ein starkes Bollwerk. Hier hat uns der Euro, den wir uns selber geschaffen haben, als ein Teil der Union, ein wesentlicher Faktor, um das Ganze in halbwegs kalkulierbaren Größen und Dimensionen zu halten. Eine wahrlich schwierige Situation!

Wenn wir heute diskutieren, dass wir die Wirtschaft stärken müssen, dann müssen wir auch wissen, dass es in Zukunft einen großen Wettbewerb auf den Märkten geben wird. Egal, ob Amerika jetzt sehr stark wird oder sich stärker darstellt, wir werden uns mit diesem Amerika, mit Asien, mit asiatischen Ländern auf den Märkten treffen. Es wird sehr darauf ankommen, wie es uns gelingt, uns dort als Europäer zu positionie­ren – nicht nur um Geschäfte zu machen, nein, das wäre zu wenig, sondern um Arbeit zu sichern, um auch den sozialen Wohlstand nachhaltig für uns abzusichern, auch um in Zukunft arbeitsrechtliche Bedingungen und vieles mehr zu gewährleisten!

Wenn Minister Spindelegger heute davon gesprochen hat, dass Europa eigentlich der einzige Kontinent ist, der doch eine in sich ausgerichtete und akkordierte Energiepolitik betreibt, dann denke ich, dass das gerade eine wichtige Botschaft ist in einer Zeit, wo wir auf diesem Gebiet Handlungsbedarf haben. Persönlich denke ich, dass es unsere Aufgabe sein wird und wird sein müssen, dass wir alle uns bekannten oder störenden Schwachstellen aufzeigen. Keine Frage, nur so kann eine gute Weiterentwicklung ge­währleistet werden!

Mitarbeiten sollen wir vor allem auch an einer guten Weiterentwicklung, und da ist es wichtig, dass wir unsere Ideen einbringen, unsere Emotionen einbringen und auch un­sere Bereitschaft zeigen, für die Gemeinschaft das Höchstmögliche zu tun – denn nur dann kann Europa das bieten, was sich letzten Endes doch jeder erwartet, nämlich den Frieden zu sichern und uns auch in eine, wenn Sie so wollen, gedeihliche Zukunft zu begleiten. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

19.05



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 222

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Sehr geehrte Damen und Herren! Nach Einsicht in das vorläufige Stenographische Protokoll erteile ich Herrn Abgeordnetem Strache für seinen Zwischenruf „Sie haben eine austrofaschistische Gesinnung, die Sie hier zum Ausdruck bringen!“, gemacht in Richtung der Kollegin Tamandl, einen Ordnungsruf. (Ruf beim BZÖ: Das tut weh!)

Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Neubauer. Freiwillige Redezeit­beschränkung: 6 Minuten. – Bitte.

 


19.05.59

Abgeordneter Werner Neubauer (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Bundesminister! Ich möchte gleich zu Beginn meiner Ausführungen den noch nicht ein­gebrachten, aber bereits diskutierten Antrag der Abgeordneten Strache, Dr. Hübner und weiterer Abgeordneter betreffend die Neuorientierung der österreichischen EU-Po­litik einbringen.

Die unterzeichneten Abgeordneten stellen folgenden Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

Die Bundesregierung wird aufgefordert, alle notwendigen Maßnahmen zu setzen, um sicherzustellen, dass zukünftige Änderungen der Verträge über die Europäische Union und über die Arbeitsweise der Europäischen Union, die die österreichischen Interessen berühren, durch eine Volksabstimmung in Österreich entschieden werden sollen. Das gilt auch für den Fall der Ratifizierung eines geänderten Vertrages von Lissabon und insbesondere auch für einen möglichen Beitritt der Türkei zur EU.

*****

Ich ersuche um Unterstützung dieses Antrages.

Jetzt zurück zu TOP 2: Seit Beginn der Verhandlungen mit der Türkei hat die Europäi­sche Union mittlerweile einen Aufwand von zirka 1,3 Milliarden € für die Heranführung der Türkei an die Europäische Union bezahlt. Wenn wir uns die Ergebnisse der letzten Jahre ansehen, müssen wir zu der Erkenntnis gelangen, dass eigentlich das Ergebnis ein sehr bemerkenswertes ist, nämlich dahingehend, dass wirklich nicht recht viel bei der Entwicklung in der Türkei weitergegangen ist. Das sehen auch maßgebliche Perso­nen des öffentlichen Lebens so.

Unter anderem hat Exnationalratspräsident Khol im November des vergangenen Jah­res gemeint, die Türkei sei keinesfalls beitrittsreif. Weiters hat auch der Präsident des Europäischen Parlaments Pöttering gestern gemeint, er trete dafür ein, dass die Türkei nicht Beitrittskandidat zur EU sein soll. Stattdessen schlägt er eine privilegierte Partner­schaft für die Türkei vor. Das heißt also, es kam zu bemerkenswerten Wendungen in dieser Entwicklung.

Am 19. Jänner 2009 hat der Regierungschef der Türkei, Erdogan, durch eine besonde­re Bemerkung auf sich aufmerksam gemacht, indem er gemeint hat, man könnte die Unterstützung der „Nabucco-Pipeline“ noch einmal überdenken, sofern nicht der Beitritt zur Europäischen Union damit gekoppelt werden sollte. Das heißt, wir haben hier eine Entwicklung, die insgesamt nicht sehr positiv verläuft. Unabhängig davon, dass wir massiv finanzielle Hilfeleistungen gewährt haben, gibt es immer noch ungelöste Pro­bleme in der Türkei. Ich möchte einige davon hier anführen.

Es gibt nach wie vor das Kurdenproblem, das zu lösen wäre. Es gibt die immer noch ungelöste Zypernfrage – wobei ich mir natürlich schon früher die Frage gestellt habe,


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wie man diese Länder in die EU hineinlassen konnte, ohne vorher das Zypernproblem insgesamt gelöst zu haben. Aber unabhängig davon gibt es eine massive Spannung zwischen der autoritären, der laizistischen und der säkularen Republik in der Türkei. Es gibt die Gewährung kultureller Rechte für Minderheiten nach wie vor nicht. Die Be­freiung der Religion von der staatlichen Bevormundung ist also ein Thema, das wahr­scheinlich insgesamt kaum lösbar erscheint.

In der Türkei gibt es massive Menschenrechtsverletzungen, die ja allen hier bekannt sind. Es gibt bis jetzt keine Entschuldigung für den Genozid an den Armeniern, bis heu­te nicht. Unabhängig davon gibt es natürlich auch keine Religionsfreiheit.

Ich hätte mir gewünscht, dass es hier zu einer insgesamt positiveren Entwicklung ge­kommen wäre, denn eine Partnerschaft hätten wir uns auch vorstellen können, aber mit dieser Entwicklung können wir insgesamt nicht zufrieden sein.

Wir sind gespannt darauf, wie die österreichischen Parlamentsparteien den Wählern bei der EU-Wahl dieses Kapitel näherbringen wollen. Die Positionen wechseln hier ja offenbar monatlich – von der SPÖ, die Verträge zusagt und das zwei Monate später bei einer Regierungsverhandlung schon wieder ganz anders sieht, bis zu den Grünen, wo die Jugend der Grünen vor dem Parlament gegen die Entscheidung der Grünen hier herinnen demonstriert.

Es wird entscheidend sein, was die Kollegin Lunacek hier bei der EU-Wahl anbieten wird. Ich bin gespannt darauf. Die heutige Rede hat mich nicht besonders überzeugt. Ich bin verwundert, dass Kollege Voggenhuber bei so einer Rede überhaupt durchfal­len konnte. Das ist bemerkenswert. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Mag. Lunacek: Zu den Freiheitlichen wird er sicherlich nicht wechseln, da brauchen Sie sich keine Hoffnungen zu machen!)

Ich gratuliere aber dem Kollegen Voggenhuber insgesamt, dass er es geschafft hat, sich von den Grünen so weit zu distanzieren, dass er von dieser Partei die Nase voll hat. Wenn eine Partei sich nur noch mit Menschenhatz, mit Spitzelwesen und mit Ös­terreich-Beschimpfung beschäftigt, dann kann ich mir auch die Haltung des Kollegen Voggenhuber erklären. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich stelle deshalb auch folgenden Antrag:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Neubauer, Dr. Hübner und weiterer Abgeordneter betreffend Ab­bruch der Beitrittsverhandlungen der Europäischen Union mit der Türkei

Die unterfertigten Abgeordneten stellen folgenden Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, bei den Verhandlungen auf EU-Ebene einen sofortigen Abbruch der Verhandlungen über einen Vollbeitritt der Republik Türkei zur Europäischen Union durchzusetzen.“

*****

Haben Sie Mut und stimmen Sie zu! (Beifall bei der FPÖ.)

19.11


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Die soeben eingebrachten beiden Entschließungsan­träge sind ordnungsgemäß eingebracht und stehen mit in Verhandlung.

Die beiden Anträge haben folgenden Gesamtwortlaut:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 224

Entschließungsantrag

der Abgeordneten KO Strache, Dr. Hübner und weiterer Abgeordneter betreffend die Neuorientierung der österreichischen EU-Politik, eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 2 „Erklärungen des Bundeskanzlers und des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten gem. § 19 Abs. 2 GOG zur österreichischen EU-Politik samt Debatte“ in der 10. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP., am 21. Jänner 2009

Der neue EU-Vertrag von Lissabon hat in vielen Staaten Europas zu einer sehr kontro­versiellen Diskussion geführt. Auch in Österreich wurde dieser Vertrag vor der Ratifizie­rung im Parlament ausführlich debattiert. In diesen Diskussionen wurde ein Unbehagen mit der Europäischen Union und ihrer Politik artikuliert, das uns allen zu denken geben muss. Dieses generelle Unbehagen fand auch im irischen Referendum über den Lissa­bon-Vertrag seinen Ausdruck.

Auch in Österreich besteht gegenwärtig eine weit verbreitete Skepsis gegenüber der EU. Nachdem eine überwältigende Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher 1994 für einen Beitritt zur Europäischen Union gestimmt hat, begegnen wir heute einer Stimmung der Verunsicherung und manchmal auch Ablehnung. Viele Menschen sind enttäuscht und verärgert über die geringen Fortschritte, die die EU auf dem Weg zu einer Sozialunion erreicht hat.

Viele Menschen beklagen das Demokratiedefizit der EU und die mangelnde Transpa­renz. Und viele Menschen haben den Eindruck, dass sich die EU nicht mit ihren tat­sächlichen Problemen beschäftigt, sondern primär mit sich selbst. Österreich soll sich als aktives Mitglied dafür einsetzen, dass die EU zu einer echten Sozialunion wird. Die Auswirkungen europäischer Entscheidungen auf Arbeitnehmer und klein- und mittel­ständische Unternehmen müssen wesentlich stärker berücksichtigt werden. Der öster­reichische Arbeitsmarkt, der sich nun wieder so positiv entwickelt, muss durch Über­gangsfristen geschützt bleiben. Im Rahmen des Kampfes gegen den Klimawandel muss auch das Transitproblem endlich gemeinsam gelöst werden.

Auf der Basis einer kontinuierlichen Information und einer offenen Diskussion wäre es sinnvoll, dass Vertragsänderungen, die die österreichischen Interessen berühren, durch eine Volksabstimmung in Österreich entschieden werden sollen. Sollte also ein geänderter Reformvertrag neuerlich von Österreich ratifiziert werden müssen, sollte diese Vorgangsweise gewählt werden. Dies gilt auch für einen möglichen Beitritt der Türkei, der die derzeitigen Strukturen der EU überfordern würde. Wir wollen an einem Europa arbeiten, das sich an den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen auf die­sem Kontinent orientiert, und damit das Vertrauen in dieses große Einigungswerk wie­derherstellen.

Daher stellen die unterzeichnenden Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, alle notwendigen Maßnahmen zu setzen, um sicherzustellen, dass zukünftige Änderungen der Verträge über die Europäische Union und über die Arbeitsweise der Europäischen Union, die die österreichischen Interessen berühren, durch eine Volksabstimmung in Österreich entschieden werden sollen. Das gilt auch für den Fall der Ratifizierung eines geänderten Vertrages von Lissabon und insbesondere auch für einen möglichen Beitritt der Türkei zur EU.“

*****


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 225

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Neubauer, Dr. Hübner und weiterer Abgeordneter betreffend Ab­bruch der Beitrittsverhandlungen der Europäischen Union mit der Türkei, eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 2 „1. Erklärungen des Bundeskanzlers und des Bundes­ministers für europäische und internationale Angelegenheiten gem. § 19 Abs. 2 GOG zur österreichischen EU-Politik samt Debatte“ in der 10. Sitzung des Nationalrates, XXIV. GP., am 21. Jänner 2009

Die Fortschrittsberichte der Europäischen Kommission drücken fortlaufend die man­gelnde Europareife der Türkei aus und machen auch deutlich, daß diese Europareife wohl niemals erreicht werden wird. Inzwischen rächt es sich, daß man im Fall der Tür­kei nicht nur einmal, sondern häufig gleich beide Augen zugedrückt hat.

Die türkische Regierung betreibt eine reine Schaufensterpolitik, bei der zwar Reformen beschlossen, jedoch nicht umgesetzt werden, geschweige denn, daß man der Lösung von Problemen mit hoher Sprengkraft, wie dem Zypernkonflikt, der Kurdenfrage oder der Anerkennung des armenischen Genozids einen Schritt näher kommt. All jene Fra­gen hätten schon vor Verhandlungsbeginn abgeschlossen werden müssen — dies um­so mehr, als die Türkei in den letzten Jahren über 1,3 Milliarden Euro als Heranfüh­rungshilfe an die EU bekommen hat.

Vor allem aber unter Berücksichtigung des grundlegenden Umstandes, daß die Türkei weder geographisch noch kulturell ein europäisches Land ist, sowie der unzureichen­den Aufnahmefähigkeit der Europäischen Union, ist nur der Schluß zulässig, die Ver­handlungen der EU mit der Türkei über einen Vollbeitritt sofort abzubrechen.

Daher stellen die unterfertigten Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung wird aufgefordert, bei den Verhandlungen auf EU-Ebene einen sofortigen Abbruch der Verhandlungen über einen Vollbeitritt der Republik Türkei zur Europäischen Union durchzusetzen.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Linder. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.12.12

Abgeordneter Maximilian Linder (BZÖ): Lieber Schulden als gar kein Geld. Das Geld, das ich heute verbrauchen kann, kann morgen nicht weniger wert sein. Liebe Ab­geordneten-Kollegen! Sehr geehrter Herr Präsident! Mit diesen Worten hat Ronald Ba­razon vorige Woche beim Kongress der österreichischen Hoteliervereinigung versucht, die Krise ins Lächerliche zu ziehen.

Ich glaube, dass wir uns über diese Krise nicht lustig machen sollten. Und ich glaube auch, dass es wichtig ist, dass wir Konjunkturpakete beschließen und beschlossen ha­ben – am 24. und am 28. Oktober hier im Hohen Haus. Obwohl es bis heute für die kleinen Gewerbebetriebe, für die Tourismusbetriebe noch keine Kredite gibt, habe ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass es die Regierung schaffen wird, uns Touris­musbetrieben zeitgerecht zu helfen, denn wir Tourismusbetriebe sollen investieren, da­mit die Wirtschaft angekurbelt wird.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 226

Etwas enttäuscht bin ich von der Präsidentin, dass man hier beim Umbau des Plenar­saals bremst – denn hier muss man plötzlich sparen. Ich glaube, auch wir sollten ein Zeichen setzen, dass die Wirtschaft angekurbelt gehört. 39 Prozent der Österreicher glauben noch, dass die EU eine gute Sache ist – nur mehr 39 Prozent! Ich glaube, das liegt an der EU selbst, daran, dass sie nicht in der Lage ist, Themen so aufzubreiten, dass sie der Bürger spürt, dass sie der Bürger erkennt. (Beifall beim BZÖ.)

Ein gutes Beispiel wäre es aus meiner Sicht, aus der Sicht des Tourismus, wenn es gelingen würde, die Ferienordnung neu zu regeln und so zu gestalten, dass die Ferien für die Bürger wirklich verteilt wären und wir im Tourismus so keine Spitzenzeiten hät­ten, sondern längere Zeiten mit Urlaubsgästen. Vielleicht wäre das ein Punkt, den Sie, liebe Vertreter im Europäischen Parlament, oder die Vertreter Ihrer Parteien umsetzen könnten, zur Sprache bringen könnten, damit wir etwas davon profitieren. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie man Europapolitik für den Bürger umsetzen und trotzdem eine starke EU haben kann. (Beifall beim BZÖ.)

Ein weiterer wichtiger Punkt ist aber auch die Unabhängigkeit in der Energieversor­gung, und deshalb bringe ich folgenden Entschließungsantrag ein:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten wird aufge­fordert, sich auf europäischer Ebene für eine EU-weit akkordierte Erdgasbevorratung nach Vorbild Österreichs im Sinne der Einführung von Mindeststandards sowie die Ent­wicklung eines effizienten Krisenmanagements zur Stärkung der Unabhängigkeit in Kri­senzeiten einzusetzen.“

*****

Danke. (Beifall beim BZÖ.)

19.15


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht, ausreichend unterstützt und steht daher mit in Verhand­lung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Scheibner, Mag. Stadler, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Dringlichkeit eines EU-weit akkordierten Bevorratungs- und Distributionsmanagements der Gasreserven für Krisenfälle nach Vorbild Österreichs, eingebracht im Zuge der De­batte zum TOP 2: Bericht des Bundeskanzlers und des Bundesministers für europäi­sche und internationale Angelegenheiten gem. § 19 Abs. 2 GOG zur österreichischen EU-Politik in der Sitzung des Nationalrates am 21. Jänner 2009

Der jüngste Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine hat die Defizite der Europäi­schen Union in Energiefragen schmerzlich offengelegt.

Die aufgrund langjähriger Lieferverträge von Gas aus Russland abhängigen Mitglied­staaten der Europäischen Union wurden durch diese Krise schwer getroffen und kam es insbesondere in den südosteuropäischen Mitgliedstaaten zu Versorgungsengpäs­sen. Im Gegensatz zu Österreich, wo der Lieferstopp durch eine vorbildliche Lagerhal­tung und damit ausreichenden Gasreserven kompensiert werden konnte, waren insbe­sondere Rumänien, Bulgarien aber auch die Slowakei aufgrund fehlender Reserve­bildung in Schwierigkeiten. Die Leidtragenden waren einmal mehr die Bürgerinnen und


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 227

Bürger der betroffenen Länder, die angesichts der tiefen Temperaturen der letzten Wo­chen auf eine harte physische und psychische Probe gestellt wurden.

Die Durchschlagskraft europäischer Politik in dieser Frage beschränkte sich – nicht zu­letzt aufgrund der fehlenden Versorgungssicherheit in einzelnen Mitgliedstaaten – auf Drohgebärden, die aufgrund der Machtverteilung in dieser Frage letztlich aber nur en­denwollend wirksam sein konnten.

In diesem Kontext sind auch Aussagen des EU-Kommissionspräsidenten Barroso zu sehen, der den anhaltenden Lieferstopp als "höchst inakzeptabel und nicht zu fassen bezeichnete“ und in der Folge gar in Aussicht stellte, den europäischen Gaskonzernen empfehlen zu wollen, diesbezüglich vor Gericht zu ziehen, wenn die Blockade nicht so­fort aufgehoben werde.“

Klar ist, dass es nicht vordergründige Aufgabe der Europäischen Union in dieser Frage sein kann, Klagen von Dritten in den Raum zu stellen, sondern müsste ein glaubwürdi­ges Krisenmanagement und Agieren auf diplomatischer Ebene im Vordergrund der Be­mühungen stehen. Dies insbesondere vor dem Hintergrund der Tatsache, dass derarti­gen Klagen von Experten geringe Erfolgschancen gegeben werden und angenommen werden darf, dass viele Unternehmen vor Klagen zurückschrecken werden.

Eine EU-weit akkordierte und koordinierte Vorgangsweise in Energiefragen wäre drin­gend erforderlich, um so künftig die Verhandlungsposition gegenüber Dritten zu stär­ken und Unabhängigkeit zu signalisieren.

Wenn der derzeitige Ratsvorsitzende, der tschechische Ministerpräsident Topolanek, zu diesem Thema öffentlich kundtut, dass die Krise noch lange nicht beendet sei und vor allem auf dem Balkan, sprich Bulgarien, die Lage sehr schlecht aussehe, wird da­mit gegenüber Russland und der Ukraine die Schwäche und Abhängigkeit der EU und damit die entsprechend schlechte Verhandlungsposition geradezu am Silbertablett prä­sentiert.

Aus diesem Grund stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundesminister für europäische und internationale Angelegenheiten wird aufge­fordert, sich auf europäischer Ebene für eine EU-weit akkordierte Erdgasbevorratung nach Vorbild Österreichs im Sinne der Einführung von Mindeststandards sowie die Ent­wicklung eines effizienten Krisenmanagements zur Stärkung der Unabhängigkeit in Kri­senzeiten einzusetzen.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Hagenhofer. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.15.37

Abgeordnete Marianne Hagenhofer (SPÖ): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Ge­schätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte eigentlich mit einem Auszug aus einem Artikel von Dr. Peter Mooslechner, einem Volkswirt aus der Oesterreichischen Natio­nalbank, beginnen, der unter anderem in einem Buch schreibt, dass wohl niemand vor­hergesehen hat, dass sich aus sehr speziellen Problemen, nämlich der Finanzierung des Subprime Housing Market in den USA, eine Finanzmarktkrise mit massiven Aus-


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wirkungen auf die Realwirtschaft, mit weltweiter – die Betonung liegt auf dem Wort „weltweit“ – Dimension entwickeln wird.

Wir alle und die österreichische Bundesregierung, aber auch – und das macht nur Sinn und war sinnvoll und wichtig – alle Mitgliedsländer der Europäischen Union haben da­raufhin umgehend versucht, in einer koordinierten Aktion Gegensteuerungsmaßnah­men in Gang zu setzen. Die Finanzmärkte wurden abgesichert, auch hier in Österreich, und es wurden Konjunkturpakete geschnürt und werden Konjunkturpakete nachge­schoben.

Wie das Ausmaß des Desasters zustande gekommen ist, weiß man noch nicht. We­sentlich ist aber – und das wurde auch schon heute Vormittag gesagt –, dass die Vor­gänge, die zu diesem Desaster geführt haben, genau analysiert werden, dass sowohl in Österreich als auch im Besonderen im Konzert der europäischen Staaten langfristig substantielle Lehren gezogen werden können, um beispielsweise eine effiziente, trans­parente und vor allen Dingen verantwortungsvolle Finanzmarktregulierung – damit mei­ne ich nicht eine Geheimwissenschaft, über die nur einige wenige Bescheid wissen – zu installieren. In Zukunft muss für eine wettbewerbsfähige Gestaltung der Märkte in­nerhalb und außerhalb Europas der notwendige Ausbau der sozialen Absicherungs­systeme stärker betont werden.

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen, ich glaube, wir alle profitieren davon, wenn die Menschen spüren, dass Sie sich in Krisenzeiten auf die sozialen Sicherungssysteme verlassen können. Bei aller Unterschiedlichkeit innerhalb der Länder Europas wird es notwendig werden – und das ist Aufgabe der Europäischen Union; wir sind Mitglied der Europäischen Union und werden dafür auch eintreten –, dass genau diese stärkere Be­tonung der sozialen Absicherungssysteme neben der notwendigen weiteren Ausgestal­tung eines wettbewerbsfähigen Marktes auch entsprechend Eingang wird finden müs­sen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

19.18


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Glaser. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.19.10

Abgeordneter Franz Glaser (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Meine Herren Staatssekretäre! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Der Einigungsprozess Euro­pas, den, wie ich glaube, weitsichtige Politiker nach dem Krieg begonnen haben, hat einen hohen Stand erreicht – einen Stand, den sich diese Herrschaften wahrscheinlich damals selbst nicht erträumt hätten.

Wir haben heute – ausgehend von der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl – ein Europa fast ohne Grenzen; ein Europa, das den Eisernen Vorhang über­wunden hat. Wir haben eine starke, symbolträchtige Währung, und wir sind als Wirt­schaftsfaktor ein wesentliches Gewicht in der Welt. Ich glaube, das freut auch viele von uns. Es ist auch erfreulich, dass zum Beispiel laut dem Eurobarometer die Zustimmung zur EU nach den letzten Meldungen in Österreich um 3 Prozent zugenommen hat. Es gibt aber nach wie vor manche – um nicht zu sagen viele –, die dieses Europa und die­se Entwicklung ablehnen, weil ihnen das zu viel Frische und Weite ist und weil ihnen das zu aufregend ist.

Für mich selbst möchte ich feststellen, dass es mir persönlich noch zu wenig Europa ist, denn ich wünsche mir ein Europa, das nicht nur großes wirtschaftliches Gewicht, sondern auch mehr politisches Gewicht hat, damit wir bei internationalen Krisen nicht nur immer als Zahler auftreten müssen, sondern auch als Mitgestalter mehr mit dabei sein könnten.


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Ich glaube, wir brauchen auch auf dem Gebiet des Finanzmarktes mehr europäische Instrumente, und zwar nicht nur im Bereich der Kontrolle, sondern auch im steuerlichen Bereich, beispielsweise, indem wir Steuern auf Spekulation und Finanztransaktionen einführen. Wann, wenn nicht jetzt wäre der richtige Termin jetzt gegeben?

Wir brauchen auch ein handlungsfähiges Europa im Bereich Energie und im Bereich Klimafragen.

Wir brauchen also insgesamt mehr Europa, und ich glaube, der neue EU-Vertrag wäre dafür das richtige Instrument. Ich hoffe daher, dass er bis zum Ende dieses Jahres wirklich in Kraft treten kann.

Ich glaube, wir müssen uns auch zwischen den Staaten und insbesondere direkt an den Grenzen wesentlich mehr um einander bemühen. Ich nenne ein Beispiel aus dem Burgenland: Es ist nicht sehr einladend für unsere Nachbarn, wenn sie bis an unsere Grenze eine Straße asphaltieren und auf unserer Seite dann ein Fahrverbotsschild steht, weil die Straße dort einfach noch ein Feldweg ist.

Das heißt, es braucht Einstellungsänderungen im Kleinen wie im Großen. Dazu sind wir alle aufgerufen!

Ich möchte in diesem Zusammenhang meine Verwunderung bezüglich der grünen Po­sition ausdrücken. Geschätzte Kollegin Lunacek, ich glaube, es kann nicht sein, dass man einerseits begeisterte Europäerin – und heute haben Sie durchaus in diesem Sin­ne gesprochen –, andererseits aber europakritisch ist! Das sind zwei grundsätzlich sehr verschiedene Dinge! (Abg. Mag. Lunacek: Das ist aber ganz neu! Das sehe ich nicht so! – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Liebe Kollegin Lunacek, stellen Sie sich vor, die Burgenländer, die Steirer, die Kärntner oder die Tiroler würden feststellen, dass sie österreichkritisch sind! Haben Sie die Nachricht schon gehört, dass ein Burgenländer, ein Wiener oder ein Niederösterreicher österreichkritisch ist? Sie sind vielleicht nicht einverstanden mit Entscheidungen auf Bundesebene. Das kann vorkommen, aber das ist nichts Grundsätzliches. Ebenso kann man mit gewissen Entscheidungen in Europa nicht einverstanden sein, deswegen ist man aber nicht grundsätzlich europakritisch. Das wäre eine verfehlte Semantik, und daher bitte ich Sie, sich wirklich anders auszudrücken!

Im Übrigen darf ich alle hier im Haus bitten, am gemeinsamen Haus Europa weiter mit zu bauen! – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

19.23


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich teile mit, dass der Entschließungsantrag betreffend die gleichberechtigte Verwendung der deutschen Sprache als EU-Verfahrenssprache neben Englisch und Französisch zu­rückgezogen wurde.

Wir setzen in der Debatte fort.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Grosz. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.23.45

Abgeordneter Gerald Grosz (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Zur Europa-Diskussion stelle ich mir als 31-Jähriger sehr wohl die Frage, wie denn dieses Europa mein Herz erreichen will, wenn es sich über die Krümmung von Gurken und die Menge des Salzes im Salzstangerl definiert! Was ist das für ein Europa, das sich, an­statt über Beschäftigungs- und Sozialstrategien sowie Strategien zur Bekämpfung der Armut zu reden, lieber stunden- und wochenlang darüber unterhält, ob wir Häftlinge aus Guantanamo aufnehmen oder nicht? Was ist das für ein Europa, das der österrei-


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chischen Bevölkerung bestenfalls auf Grund des hohen Preises für Kaffeemaschinen in Brüssel auf Kosten der europäischen Bürger bekannt ist? – Das ist kein Europa, das viele junge Menschen gewinnen wird, an Projekt Europa mitzumachen! (Beifall beim BZÖ.)

Da helfen auch die messianischen und prophetischen Reden von Klubobmann Cap und der Abgeordneten Grossmann nichts, die sich offenbar ständig selbst mit Barack Obama im Rahmen dieser Europadiskussion vergleichen! Es gibt nämlich einen gewal­tigen Unterschied, Herr Klubobmann, zwischen Ihnen, Ihrer Partei und der ÖVP einer­seits und Herrn Barack Obama, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Ameri­ka, andererseits! Herr Obama will das System des Herrn Bush aufbrechen. Sie persön­lich wohnen diesem Hohen Haus seit Jahrzehnten bei, und Sie sind ein Systembewah­rer, der ausschließlich dieses System, das bekannterweise Bürger verschreckt und ver­jagt hat, bewahren will! Sie verkörpern das Elend der europäischen Politik – und im Gegensatz zu Ihnen ist Obama Hoffnung! (Beifall beim BZÖ.)

Obama bedeutet für viele Menschen Demokratie. Sie hingegen versinnbildlichen bezie­hungsweise vermitteln den Menschen eine europäische Diktatur, die die Bürgerinnen und Bürger nicht mitbestimmen lässt. Obama bedeutet für viele junge Menschen in Amerika Aufbruch, Sie hingegen versinnbildlichen mit ihren Regierungsmitgliedern be­ziehungsweise den beigestellten Hilfsorganen, die heute hier sind, den Untergang! Herr Cap, ich verrate Ihnen noch ein Geheimnis: Sie schauen Herrn Obama nicht ähn­lich! So oft können Sie sich gar nicht vor den Spiegel stellen, die Ähnlichkeit ist enden wollend!

Aber es gibt Gründe für die Verdrossenheit innerhalb der Europäischen Union. Eine Europäische Kommission, wie sie sich heute darstellt und wie sie sich seit Jahren den Menschen stellt, wird nicht die Herzen der Menschen erreichen, sondern bestenfalls in den Hirnen verankert bleiben. Das ist aber für ein Friedensprojekt zu wenig.

Die zweite große Schuld ist die Schuld der österreichischen Bundesregierung, die lie­ber mit gebücktem Gang nach Brüssel geht, dort buckelt und lieber den Hofknicks vor den Brüsseler Buffets tut, als die österreichischen Interessen in aufrechter Haltung zu vertreten.

Ich nenne Ihnen nun zwei positive Beispiele, wie man Österreich in der Europäischen Union vertreten hat und wie Sie es auch tun könnten.

Als erstes Beispiel nenne ich den ehemaligen Sozialminister Herbert Haupt, der auf­rechten Ganges nach Brüssel gegangen ist und mit dem deutschen Sozialminister Walter Riester entgegen den Wünschen der nationalen Staaten die siebenjährigen Übergangsfristen ausverhandelt hat.

Zweites Beispiel: Der ehemalige Landwirtschaftsminister Wilhelm Molterer hat im Jahr 2000 gemeinsam mit dem damaligen Gesundheitsminister Herbert Haupt gegen die Wünsche der Europäischen Kommission und gegen einen Herrn David Byrne europa­weit Strategien zur Bekämpfung der Rinderseuche BSE entwickelt und Lebensmittel­sicherheit garantiert.

Ich nenne Ihnen auch eine gute Idee, wie Sie Menschen wieder für Europa begeistern können: Geben Sie endlich wieder die Demokratie frei! Geben Sie die Demokratie frei, damit sich Menschen in der Europäischen Union – das Schweizer Modell wurde heute schon angeführt – wieder in demokratischer Weise an diesem Friedensprojekt beteili­gen können!

Daher haben Abgeordnete Stadler, Kolleginnen und Kollegen einen Entschließungs­antrag betreffend die Neuverhandlung eines Vertrages für Europa und die generelle Verpflichtung der Durchführung von Volksabstimmungen über grundsätzliche Fragen der Europäischen Integration eingebracht.


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Dieser Entschließungsantrag wurde verteilt, und ich bitte Sie, diesem zuzustimmen. Das wäre Demokratie, und auf diese Weise könnten Sie die Menschen tatsächlich da­zu animieren, an Europa wieder zu glauben! – Ich danke Ihnen. (Beifall beim BZÖ.)

19.28


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der Antrag der Abgeordneten Mag. Stadler, Kollegin­nen und Kollegen wurde – hart an der Grenze – in seinen groben Grundzügen erläu­tert, wird ob seines Umfanges gemäß § 53 Abs. 4 in Verbindung mit § 55 Abs. 3 der Geschäftsordnung an die Abgeordneten verteilt werden und steht somit mit in Verhand­lung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Stadler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Neuverhandlung eines Vertrages für Europa sowie generelle Verpflichtung der Durchführung von Volks­abstimmungen über grundsätzliche Fragen der Europäischen Integration, eingebracht im Zuge der Debatte zum TOP 2: Bericht des Bundeskanzlers und des Bundesminis­ters für europäische und internationale Angelegenheiten gem. § 19 Abs. 2 GOG zur ös­terreichischen EU-Politik in der Sitzung des Nationalrates am 21. Jänner 2009.

„Es sieht düster aus für die Europäische Union. () Die EU steckt in einer Krise der Legitimität und des Vertrauens“ (Sonntags Zeitung“ Zürich 15.06.2008), und das nicht erst seit dem Nein der Iren zum EU-Reformvertrag:

Denn bereits mit dem Scheitern der Referenden in Frankreich und den Niederlanden war es offensichtlich, dass der am 17. und 18. Juni 2004 politisch akkordierte und am 29. Oktober 2004 in Rom unterzeichnete Vertrag über eine Verfassung für Europa kei­ne Chance auf Inkrafttreten haben würde. Die Ablehnung des Europäischen Verfas­sungsvertrages hat gezeigt, wie groß die Unzufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger mit der Politik dieser Europäischen Union ist.

Die Europäische Union ist für viele Bürger kompliziert, undurchschaubar und zu zentra­listisch. Die, nicht nur räumliche, Distanz zwischen den Bürgern und dem Entschei­dungszentrum ist offenkundig. Mehr Bürgernähe, erhöhte Transparenz, gelebte Subsi­diarität sowie Schritte gegen das bestehende Demokratiedefizit sind ein Gebot der Stunde.

Trotz dieses negativen Stimmungsbefundes der europäischen Bevölkerung streute man seitens der Europäischen Union seinen Bürgern Sand in die Augen und legte ih­nen neuerlich einen sich nur marginal vom ursprünglichen Verfassungsentwurf unter­scheidenden „EU-Reformvertrag“ vor. Ein Kommentar einer spanischen Tageszeitung auf den im Juni 2007 beim Europäischen Rat erzielten Kompromiss, wonach „das Übereinkommen (Anm. Reformvertrag) es der EU erlaubt einigermaßen weiter zu wurschteln“, stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass dieser Reformvertrag nicht geeig­net ist, die wirklichen Probleme und Defizite der Europäischen Union zu lösen. „Europa ist das Herz verloren gegangen, es sind Rückschritte gemacht worden“, ist das wenig ermutigende Resümee des italienischen Ministerpräsidenten Romano Prodi gegenüber der Tageszeitung La Repubblica.

Offensichtlich und vordergründig war die Zielsetzung dieses Werkes:

Um in einem neuerlichen Ratifizierungsverfahren in den Mitgliedstaaten allfällige Re­ferenden mit unlieben Ergebnissen hintanzuhalten, „haben sich die Regierungen der EU-Staaten auf kosmetische Änderungen der Verfassung geeinigt, um sie leichter verdaubar zu machen – sprich um Referenden zu vermeiden.“ (Giscard d`Estaing am 17. Juli 2007 Pressedienst des EP) . Zugleich warnte der ehemalige französische Prä-


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sident in diesem Zusammenhang davor, „die Bürgerinnen und Bürger mit einer Mogel­packung für dumm zu verkaufen.“

In dieselbe Kerbe schlug angesichts des EU-Reformvertrages der ehemalige italieni­sche Premierminister Giuliano Amato, wenn er ironisch feststellt: „Wenn bei der Regie­rungskonferenz auch so ein Dokument herauskommt, kann jeder Regierungschef zu seinem Parlament sagen: Seht her, das ist absolut unlesbar, ein typischer Brüsseler Vertrag, nichts Neues, kein Referendum notwendig.“ (EU-Observer 16. Juli 2007)

Im Vordergrund europäischer Politik stehen derzeit somit die Aufgaben einer Krisen­feuerwehr, die durch Korrekturen, die bestenfalls den kleinsten gemeinsamen Nenner aller Mitgliedstaaten darstellen, versucht, die eine Krise vor dem Aufkeimen der nächs­ten zu beenden.

Eine ernsthafte Debatte über die Zukunft der EU ist daher dringend notwendig. Dabei steht immer wieder die Option eines „Kerneuropas“ in Diskussion, wie unter anderem vom ehemaligen Kommissionspräsidenten Prodi angedacht. Bestätigt wird diese Sicht der Dinge, wenn im Il Messaggero nach dem Kompromiss über einen EU-Reform­vertrag zu lesen war, dass „eine EU der zwei Geschwindigkeiten unvermeidlich wäre.“

Nicht zuletzt bestätigte der luxemburgische Regierungschef Juncker die Richtigkeit un­seres Weges, der am 6. November 2007 unter Anspielung auf das einseitige Aussche­ren Großbritanniens aus einzelnen Politiken der Europäischen Union, unmissverständ­lich erklärt, dass es um einen Kern von EU-Ländern herum Umlaufbahnen geben soll­te, auf denen Länder Platz nehmen können sollten, die nicht alle Politiken voll mit ge­stalten wollten. „Gehe man einen solchen Entwicklungsweg nicht, werde es in der EU irgendwann einen Crash geben,“ stellte er sogar die Zukunft dieser Europäischen Uni­on im Falle der Fortsetzung des derzeitigen Kurses der kleinen Korrekturen in Frage.

Die Ignoranz auch der österreichischen Bundesregierung durch Verhinderung eines Referendums über den Reformvertrag einerseits und eine gegen den Willen des BZÖ bereits im Mai dieses Jahres erfolgte Ratifizierung andererseits haben sich nunmehr in so fern gerächt, als nach dem Nein der Iren der vorliegende Reformvertrag (einmal mehr) gescheitert und somit Geschichte ist.

Und wieder werden Rufe nach einer – wie von uns schon mehrfach geforderten – gänzlichen Neuordnung der Europäischen Union lauter, wenn beispielsweise der ehe­malige EU-Kommissar Fischler davon spricht, dass die Wahrscheinlichkeit für ein Kern­europa mit dem Nein der Iren gestiegen sei (APA, 13.06.2008) .

Der Präsident des Europäischen Parlaments Hans-Gert Pöttering stößt in dieselbe Ker­be, wenn er in Zusammenhang mit dem gescheiterten Lissabonvertrag am 14. Juni 2008 eine sich zwar nicht gerade durch Neuigkeitswert auszeichnende aber inhaltlich vollkommen richtige Bemerkung abgibt, dass „wir eine Debatte um die Zukunft Europas brauchen.“ Darin wird der Gedanke eines Europas der zwei Geschwindigkeiten, in dem ein Kern von Mitgliedern voranschreitet, eine Rolle spielen,“ so Pöttering weiter.

Nicht zuletzt wurde die Forderung nach einem Kerneuropa bereits im Jahr 2004 von maßgeblichen SPÖ-Funktionären, wie beispielsweise von Klubobmann Cap, erhoben, wenn dieser im Rahmen einer Diskussionsrunde anlässlich des Scheiterns des Verfas­sungsvertrages mit den Worten zitiert wird, dass „es seiner Meinung nach zu einer Ver­dichtung der EU kommen werde und ein Kerneuropa dabei unvermeidlich sei.“ (Werk­stattblätter/2004/nr.1, März)

Die Weiterentwicklung Europas muss von einem Ausbau von Demokratie und Bürger­rechten geprägt sein. Mehr Gemeinsamkeit in Europa darf niemals weniger Freiheit für seine Bürger bedeuten. Regelungsdichte und Bürokratie sind abzubauen, anstatt sie


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auf supranationale europäische Ebenen zu verlagern. Im Sinne der Verwirklichung und Umsetzung dieser Ideen ist es erforderlich, den bestehenden Rechtsbestand sowie die Strukturen und Mechanismen der Union auch generell zu überdenken und neue For­men der Integration zu entwickeln. Kosmetische Änderungen können diesen Anforde­rungen nicht gerecht werden.

Im Sinne eines Europas für und nicht gegen die Bürgerinnen und Bürger sowie im In­teresse des Friedensprojektes Europa stellt der unterfertigte Abgeordnete daher nach­stehenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Der Bundeskanzler sowie der Bundesminister für europäische und internationale An­gelegenheiten werden aufgefordert, sich angesichts des Scheiterns des Vertrages von Lissabon auf Ebene der Europäischen Union für die Umsetzung nachstehender Maß­nahmen im Interesse eines auf Frieden und Wohlstand abzielenden Europas der Bür­gerinnen und Bürger einzusetzen:

Neuverhandlung eines Vertrags für Europa in Hinblick auf eine vollständige institutio­nelle und (kompetenz-) rechtliche Reform der Europäischen Union mit dem Ziel der Schaffung eines Bundes Europäischer Staaten (Kerneuropa der Nettozahler) unter Teilnahme Österreichs

In diesem Vertrag für Europa sind zum einen ein Grundwertekonsens sowie allgemeine Ziele zu verankern und zum anderen Mindeststandards für einzelne Politikbereiche festzuschreiben.

Abhängig vom Grad der Erfüllbarkeit dieser Ziele und Mindeststandards ergibt sich für die Mitgliedstaaten eine Zugehörigkeit zum Bund Europäischer Staaten, zum weiteren Kreis jener Länder mit entsprechenden Assoziationsabkommen oder zum äußersten Kreis der Länder mit besonderer Partnerschaft.

Ziel dieses Modulsystems soll es sein, die Länder Europas entsprechend ihrer Stärke einzubinden, dadurch Entscheidungen zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger Euro­pas zu beschleunigen und damit letztlich den Fortbestand des Friedensprojekts „Euro­pa“ zu sichern.

In einem neu zu verhandelnden „Vertrag für Europa“ sind die räumlichen, finanziellen sowie kulturellen Grenzen Europas und eine davon abgeleitete Definition des Begriffs „Aufnahmefähigkeit“ der Europäischen Union als Voraussetzung für künftige Erweite­rungen festzuschreiben.

Weiters werden der Bundeskanzler sowie der Bundesminister für europäische und in­ternationale Angelegenheiten ersucht, sich in diesem Zusammenhang insbesondere einzusetzen für:

die EU-weite zeitgleiche Durchführung nationaler Volksabstimmungen in allen Mit­gliedsstaaten nicht nur betreffend den Vertrag von Lissabon sondern grundsätzlich bei weitgehenden Vertiefungsschritten, wie etwa die Abgabe von Kompetenzen, Änderun­gen im Bereich der Institutionen und Organe der EU, Finanzen, Erweiterungen etc.

Diese nationalen Volksabstimmungen sind alle rechtsverbindlich – das heißt Erforder­nis der mehrheitlichen Zustimmung der Wahlberechtigten in allen Mitgliedstaaten.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Muchitsch. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 



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19.28.53

Abgeordneter Josef Muchitsch (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Staatssekretäre! Wir sagen ein klares Ja zur EU und zu deren Zielen, dennoch müssen wir auf Grund der Finanzkrise und des daraus resultierenden Wirtschaftsabschwunges aus österreichischer Sicht natürlich auch für notwendige Kurskorrekturen in der EU-Politik eintreten. Es gilt daher als logisch, dass in der EU-Politik Ziele und Vereinbarungen, welche in guten Zeiten formuliert und ge­troffen wurden, neu diskutiert und überdacht werden. Lassen Sie mich einige Beispiele dafür bringen.

Erstes Beispiel: Inanspruchnahme der Übergangsfristen. – Die Menschen in Österreich verstehen nicht, wenn sie arbeitslos werden und wir gleichzeitig neue Arbeitskräfte in unser Land kommen lassen sollen. Das heißt: So lange die Lohndifferenzen zwischen Österreich und den neuen Mitgliedstaaten unverändert groß sind, gilt es daher, auf Grund der derzeitigen Situation die Übergangsfristen natürlich voll auszuschöpfen.

Zweites Beispiel: Erweiterung mit dem Kriterium der Aufnahmefähigkeit. – Meine sehr geehrten Damen und Herren, gerade in diesem Punkt sind die Spielregeln unter den 27 EU-Staaten zu verbessern, bevor wir neue Staaten in die EU als Mitglieder aufneh­men.

Abgesehen davon, dass seit 2004 eine Verdoppelung der Zahl der EU-Mitgliedstaaten erfolgte, sollen in Zukunft die Kandidaten die Aufnahmekriterien vollständig und gemäß ihrer Rigorosität erfüllen.

Drittes Beispiel: Maßnahmen gegen Lohn- und Sozialdumping. – Die Angst der Men­schen ist durchaus berechtigt und verständlich, wenn durch grenzüberschreitende Tä­tigkeit von Unternehmen nicht die gleichen Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmerin­nen und Arbeitnehmer gelten, wenn Löhne bezahlt werden, die unter dem Kollektivver­trag liegen, und soziale Bedingungen für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer herr­schen, welche zu einem unfairen Wettbewerb zwischen den Unternehmen führen. Das wollen und brauchen wir nicht! Daher gilt es, nicht nur an besseren Kontrollmöglichkei­ten, sondern auch an effizienten und funktionierenden Sanktionen beziehungsweise Sanktionsmöglichkeiten zu arbeiten.

Das waren nur drei Beispiele, aber es gibt noch viele mehr. Die EU hat uns sehr wohl etwas gebracht. Das wissen wir, und das wissen auch die Österreicherinnen und Ös­terreicher, und daher stehen sie auch mehrheitlich hinter der Europäischen Union. Es müssen aber auch alle möglichen Verbesserungsvorschläge im Zusammenhang mit den EU-Themen diskutiert werden, damit wir erreichen, dass so viele Menschen wie möglich in unserem Land ihren Arbeitsplatz sicher behalten können.

Mit der Europäischen Union Arbeitsplätze sichern und ausbauen, das war immer das Ziel – und das muss auch in Zukunft unser gemeinsames Ziel sein. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

19.32


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Weninger. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.32.15

Abgeordneter Hannes Weninger (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Ich bin Herrn Bundeskanzler Werner Faymann sehr dankbar, dass er in seiner Erklärung zur europäischen Politik klar und deutlich die Schwerpunkte der österreichischen Politik in Zusammenhang mit der Bekämpfung der Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise postuliert hat. Gleichzeitig hat der Herr Bundeskanzler in aller Deutlichkeit die österreichischen Positionen, die wir hier im Par-


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lament in Form von Steuerentlastungsmaßnahmen, von Maßnahmen zur Stärkung der österreichischen Kaufkraft und von Maßnahmen zur Belebung der österreichischen Wirtschaft großteils gemeinsam beschlossen haben, auch zum Schwerpunkt der euro­päischen Politik aus österreichischer Sicht erklärt.

Ich bin aber auch sehr dankbar dafür, dass der Herr Bundeskanzler nicht nur heute, sondern bereits vor den Wahlen und in seiner Regierungserklärung sehr deutlich auf die Sorgen und die Skepsis eines Teils der österreichischen Bevölkerung gegenüber der europäischen Politik eingegangen ist, und zwar nicht aus Populismus, sondern auf Grund der Erkenntnis, dass das gemeinsame Haus Europa nur dann positiv weiterent­wickelt werden kann, wenn das gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern in Öster­reich und in Europa geschieht.

Meine Damen und Herren, ich möchte auch Herrn Außenminister Spindelegger dafür danken, dass er auf die Europa-Skepsis, die medial und auch real vorhanden ist, nicht mit einer plumpen Inseratenkampagne oder mit irgendwelchen Veranstaltungen rea­giert, sondern dass er versucht, sein Ohr in Richtung Bevölkerung zu richten, die Sor­gen aufzunehmen und damit auch die österreichische Integrations- und Außenpolitik neu zu determinieren.

Ich möchte aber auch der Opposition in diesem Hause im Zuge der heutigen Diskus­sion danken. Es wurde, wenn es sich dabei nicht nur um eine Argumentation während der Live-Übertragung im Fernsehen, sondern wirklich um politischen Inhalt handelte, ein klares Bekenntnis aller politischen Parteien in diesem Hause zur Europäischen Uni­on formuliert, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen und unter­schiedlichen Ansätzen von Kritik, aber doch mit der Perspektive, dass wir einen euro­papolitischen Grundkonsens, vielleicht noch nicht bis zu den Wahlen zum Europäi­schen Parlament, aber mittel- und langfristig, auch in diesem Hause zusammenbringen werden.

Das wollen die Österreicherinnen und Österreicher, das wollen die Europäerinnen und Europäer. Wir wollen dieses Haus gemeinsam in guter Nachbarschaft, in kultureller Vielfalt und vor allem in sozialer Sicherheit errichten.

Ich darf abschließend noch folgenden Vier-Parteien-Entschließungsantrag einbringen:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Mitglieder der Bundesregierung werden aufgefordert, sich auf EU-Ebene für eine gleichberechtigte Verwendung der deutschen Sprache als Verfahrens­sprache neben Englisch und Französisch einzusetzen.“

*****

(Beifall bei der SPÖ.)

19.35


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag der Abgeordneten Dr. Kurzmann, Dr. Hübner, Mag. Grossmann, Glaser, Bucher und weite­rer Abgeordneter ist ordnungsgemäß unterstützt und eingebracht und steht daher mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Kurzmann, Dr. Hübner, Mag. Grossmann, Glaser, Bucher und weiterer Abgeordneter betreffend die gleichberechtigte Verwendung der deutschen Sprache als EU-Verfahrenssprache neben Englisch und Französisch,


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eingebracht im Zuge der Debatte zu TOP 2 „Erklärungen des Bundeskanzlers und des Bundesministers für europäische und internationale Angelegenheiten gem. § 19 Abs. 2 GOG zur österreichischen EU-Politik samt Debatte“ in der 10. Sitzung des Nationalra­tes, XXIV. GP, am 21. Jänner 2009.

Die Deutsche EU-Ratspräsidentschaft drängte im Jahr 2007 völlig zu Recht darauf, dass Deutsch wieder stärker als Verfahrenssprache im Amtsverkehr der Europäischen Union verwendet wird. Mit rund 100 Millionen Menschen haben in der Europäischen Union die meisten Bürger Deutsch als Muttersprache – dies sollte entsprechende Be­rücksichtigung finden.

Der Umstand, dass Deutsch selbstverständlich als eine der 23 EU-Amtssprachen im Sinne der kulturellen Vielfalt Europas ohnehin entsprechend gleichberechtigt ist, ist da­bei hervorzukehren.

Daher stellen die Abgeordneten folgenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die zuständigen Mitglieder der Bundesregierung werden aufgefordert, sich auf EU-Ebene für eine gleichberechtigte Verwendung der deutschen Sprache als Verfahrens­sprache neben Englisch und Französisch einzusetzen.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ing. Gartlehner. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


19.36.02

Abgeordneter Ing. Kurt Gartlehner (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätz­ter Herr Bundesminister! Frau Bundesministerin! Ich bin ein wenig verwundert darüber, dass Kollegen Grosz zur EU eigentlich nur die Gurkenkrümmung einfällt, die inzwi­schen auch liberalisiert ist. Ich glaube, dass die Europäische Union gerade in den letz­ten Monaten ihre Sinnhaftigkeit und Bedeutung bewiesen hat: Durch den Euro ist es vielen dieser Mitgliedsländer erst gelungen, eine stabile Währung im europäischen Zentralraum zustande zu bringen. Das ist an sich ein historischer Verdienst, den man hier, glaube ich, auch einmal anführen sollte.

Wir befinden uns weltwirtschaftlich in einer Rezession, die durch die Finanzwirtschaft in den USA ausgelöst wurde. Die Ursachen dafür sind an sich bekannt. Wir wissen, dass die Amerikaner in den letzten Jahren sehr viel Geld drucken mussten. Es hat dann Konjunkturprogramme im Immobilienbereich und auch für die Automobilindustrie in den USA gegeben. Die Fed hat fleißig Geld gedruckt und musste das natürlich dement­sprechend darstellen. Es gab dann eben diese MTN-Programme, gemäß welchen in­nerhalb eines Jahres Wertsteigerungen von 1 400 Prozent erfolgt sind, die dann noch einmal einen Drall durch die Weltbank bekommen haben.

Es sind also wirklich sehr problematische Finanzdienstleistungen entstanden, die dann von den amerikanischen Banken exportiert wurden, was zu der jetzigen problemati­schen Situation geführt hat. Die Situation ist im Augenblick wirklich sehr schwierig. Alle konsum- und finanzierungsbedingten Dienste sind angeschlagen. Ich nenne insbeson­dere die Automobilindustrie, aber auch die Immobilienbranche, die jetzt schweren Schaden erleidet. In Anbetracht dessen glaube ich, dass es wirklich notwendig ist, dass sich die europäischen Staaten gemeinsam zu einer Vorgangsweise im Zusam-


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menhang mit der Infrastruktur, also betreffend Bahn und Straße, aber auch Glasfaser und Breitband, finden und in den nächsten Jahren im Bereich der Energie investieren, um wieder eine Konsolidierung herbeizuführen.

Ich meine, dass die Kritik, dass die österreichischen Banken zu viel riskiert hätten, die heute schon vernommen wurde, nicht wirklich zutrifft. Ich glaube, dass sich die 228 Mil­liarden Außenstände der österreichischen Banken im Vergleich zu den Außenständen, die allein die Deutsche Bank mit 2 100 Milliarden € hat, in Summe relativ bescheiden ausnehmen und dass wir hier auch im Vergleich mit anderen europäischen Ländern wahrscheinlich nicht die größten Probleme zu erwarten haben.

Dass die Banken noch nicht in dem Ausmaß zugegriffen haben, wie die Politik das er­möglicht hätte, liegt wahrscheinlich daran, dass derzeit die Bilanzen erstellt werden und in den einzelnen Häusern klargemacht werden wird, wie viel Geld überhaupt not­wendig ist und auf wie viel Geld zurückgegriffen werden soll.

In diesem Sinne hoffe ich, dass wir hier in den nächsten Wochen einige sehr interes­sante Informationen bekommen werden. In Summe glaube ich, dass sich – um noch einmal zur Europäischen Union zurückzukommen – diesbezüglich wirklich eine hervor­ragende Chance bietet, in einem geeinten Europa gemeinsam Maßnahmen zu setzen, um diese Krise zu beenden. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

19.40


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Lunacek. Gewünschte Redezeit: 2 Minuten. – Bitte.

 


19.40.02

Abgeordnete Mag. Ulrike Lunacek (Grüne): Meine Damen und Herren! Meine Aus­führungen gelten dem Antrag der Kollegen Kurzmann, Hübner, Grossmann, Glaser und Bucher zur Verwendung der deutschen Sprache als EU-Verfahrenssprache neben Englisch und Französisch. Wir werden dem Antrag die Zustimmung erteilen.

Ich möchte nur sagen: Mit diesem Antrag rennen Sie offene Türen ein! Es gab ja schon im Europaparlament eine Petition, wo 50 Europaparlamentsabgeordnete unterschrie­ben haben. Die Kommission hat diesen Schritt zur Förderung der Sprachenvielfalt schon begrüßt und hat festgestellt, dass Deutschland eh schon Verfahrenssprache ist (Abg. Mag. Molterer: Nicht „Deutschland“! Deutsch!) und damit anderen Amtssprachen gegenüber privilegiert ist.

Sie rennen da also offene Türen ein. Wir werden dem auch zustimmen. Ich möchte aber schon darauf hinweisen, dass es im europäischen Kontext schon auch Sinn macht, wenn man Fremdsprachen spricht und sich auch in diesen unterhalten kann und nicht nur darauf pocht, die deutsche Sprache zu verwenden. In einem Europa der Vielfalt und auch der Sprachenvielfalt macht das schon auch Sinn. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

19.41


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die De­batte ist geschlossen.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Dr. Königshofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend EU-Migrationspolitik.


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Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit und somit abgelehnt.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Mag. Grossmann, Dr. Plassnik, Scheibner, Mag. Lunacek, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Situation im Nahen Osten nach Beginn der Waffenruhe am 18. Jänner 2009.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Dies ist einstimmig angenommen. (E 5.)

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Klubobmann Strache, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Neuorientie­rung der österreichischen EU-Politik.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Dies ist die Minderheit und somit abgelehnt.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Neubauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abbruch der Beitrittsverhand­lungen der Europäischen Union mit der Türkei.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit und somit abgelehnt.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Scheibner, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Dringlichkeit eines EU-weiten akkordierten Bevorratungs- und Distributionsmanagements der Gasreserven für Krisenfälle nach Vorbild Österreichs.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Dies ist die Minderheit und damit abgelehnt.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Mag. Stadler, Kolleginnen und Kollegen betreffend Neuverhandlung eines Vertrages für Europa sowie generelle Verpflichtung der Durchführung von Volksabstim­mungen über grundsätzliche Fragen der Europäischen Integration.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit und somit abgelehnt.

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Dr. Kurzmann, Mag. Grossmann, Glaser und Bucher, Kolleginnen und Kolle­gen betreffend die gleichberechtigte Verwendung der deutschen Sprache als EU-Ver­fahrenssprache neben Englisch und Französisch.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist einstimmig so angenommen. (E 6.) (Beifall bei der FPÖ.)

19.44.163. Punkt

Bericht des Ausschusses für innere Angelegenheiten über den Antrag 269/A der Abgeordneten Günter Kößl, Otto Pendl, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Passgesetz 1992, das Gebührengesetz 1957 und das Konsulargebührengesetz 1992 geändert werden (42 d.B.)

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir gelangen zum 3. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet hat sich Herr Abgeordneter Vilimsky. Freiwillige Redezeitbeschrän­kung: 6 Minuten. – Bitte.

 


19.44.55

Abgeordneter Harald Vilimsky (FPÖ): Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Hohes Haus! Erlauben Sie mir nur ganz kurz in einer Art „Kehraus“ zu der Debatte über die Anfragebesprechung drei Gedanken festzuhalten. Das Erste: Für die SPÖ-Kanzlerfraktion ist es kein Problem, wenn die Jugend Parteileiberl mit brennen­den Autoreifen verkauft und sich das heute aktuell auf der Homepage der Sozialisti-


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schen Jugend befindet. Ich werde mir erlauben, das dem Klubobmann Cap oder der Frau Rudas, die ich jetzt nicht sehe, zu geben. Vielleicht verschwindet das bis zum nächsten Mal und die Kanzlerpartei macht einen Sprung vorwärts.

Ich habe überlegt, ob ich in Richtung BZÖ etwas sage. Das habe ich mir verkniffen, aber dem Herrn Pilz möchte ich etwas ausrichten: Sie haben mir unterstellt – das war ein ziemlicher Untergriff –, dass durch diesen Versuch mit dem Taser offensichtlich Hirnzellen absterben. (Heiterkeit bei den Grünen. – Abg. Dr. Pilz: Spüren Sie es noch?) Ich habe mich da medizinisch schlau gemacht: Das ist nicht der Fall. Aber wis­sen Sie, Herr Pilz, was medizinisch dokumentiert ist? – Dass Hirnzellen beim Genuss von Drogen oder Haschisch absterben. Sie selbst haben ja schon zugegeben, dass Sie das genossen haben, und Sie treten ja massiv und vehement für die Freigabe von Dro­gen ein. (Beifall bei der FPÖ. – Heiterkeit des Abg. Strache.)

An die ÖVP hätte ich noch gerne eine Frage gerichtet. Den Herrn Klubobmann a. D. Schüssel sehe ich jetzt nicht, aber er hat sich so echauffiert, dass angeblich der Vor­wurf des Austrofaschismus erhoben worden sein soll. (Abg. Prinz: Nicht nur angeblich, sondern tatsächlich!) Hängt er oder hängt er nicht im Klub, der Dollfuß? Vielleicht kann jemand ja oder nein sagen! Hängt er oder hängt er nicht? Traut sich jemand? – Ja, er hängt. Ja, er hängt im Klub der ÖVP! Und was war der Dollfuß? Geschichtsfrage! (Abg. Strache: Was war er?) Was war er? – Wir werden das mit einer Anfrage an die Präsi­dentin des Hauses sicherstellen, ob das auch der Würde dieses Hauses entspricht.

Nun, meine sehr geehrten Damen und Herren, materiell zum Passgesetz, über das wir heute zu debattieren haben: Ziel dieser Novelle des Passgesetzes ist es, ein weiteres Identifikationsmerkmal zu schaffen. Man hat das Foto zuerst digitalisiert ... (Zwischen­ruf des Abg. Mag. Ikrath.– Kommen Sie nachher heraus! Aus der hinteren Reihe hört man Sie nicht! – Ziel ist es, ein weiteres Identifikationsmerkmal zu schaffen und neben dem digitalisierten Foto auch Fingerabdrücke aufzunehmen. So weit, so gut. Jetzt muss man einmal ... (Zwischenrufe der Abgeordneten Wöginger und Mag. Ikrath.) Kommen Sie heraus! Wenn Sie sich immer wiederholen, tut das nicht gut!

Wenn Sie irgendwo eine Gesetzesnovelle beschließen, müssen Sie auch immer die Motivlage erforschen, warum das so ist. Die Variante Nummer 1 wäre, dass die 8 Mil­lionen Österreicher Schindluder mit ihren Pässen treiben. – Ich glaube nicht, dass das die Motivlage dafür ist.

Wie uns die Beamten des Innenressorts in einem Gespräch erläutert haben, ist der Grund – und jetzt kommt die wahre Motivlage dafür, warum wir ein weiteres Identifika­tionsmerkmal zu schaffen haben und 8 Millionen Österreicher oder, sagen wir, 5 Millio­nen Österreicher, denn die der Kinder werden ja nicht erfasst, Fingerabdrücke herge­ben müssen – der Umstand, dass Personen aus dem afrikanischen und dem asiati­schen Raum von den Grenzbehörden nur durch ein Bild möglicherweise nicht ausrei­chend identifiziert werden können, weil – und auch diese Missbrauchsfälle gibt es, of­fensichtlich in Serie – Personen, die eingebürgert wurden, die die österreichische Staatsbürgerschaft haben, den Reisepass nehmen und ihn mit der Post in die Heimat schicken.

Dann braucht jemand, der nach Österreich nachziehen oder nachkommen will, nicht einmal einen Schlepper, sondern er reist ganz normal mit dem Pass mit dem Bild ein und schaut zufällig so ähnlich aus wie die Person, für die der Pass tatsächlich herge­stellt und ausgegeben wurde.

Das ist die wahre Motivlage dafür, warum mehr und mehr Identifikationsmerkmale in den Dokumenten enthalten sein müssen. In Österreich und in vielen Staaten der Euro­päischen Union hat sich ein Missbrauchssystem durch das Phänomen der Zuwande­rung und durch Asylbetrug breit gemacht. Und dieser Missbrauch findet in Richtung Sozialsystem, in Richtung Gesundheitssystem und auch in Richtung Passwesen statt.


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Jetzt wollen aber nicht wir diejenigen sein, die die Österreicher die Zeche bezahlen las­sen, sondern wir werden dieser Novelle, dass es dieses zusätzliche Identifikations­merkmal gibt, zustimmen (Abg. Ing. Westenthaler: Wieso seid ihr kontra gemeldet? Ist das auch der Taser?), und wir werden auch zustimmen – und da gibt es einen gemein­samen Antrag –, dass es für Kinder bis 12 Jahre, von denen diese Fingerprints nicht abgenommen und digitalisiert werden, so sein wird, dass hier eine Verbilligung statt­findet.

Insofern ist es eine gute Vorgangsweise. Wenn man die Motivlage richtig definiert, hof­fe ich zumindest, dass Rot und Schwarz und diejenigen, die die Verantwortung haben, ihre richtigen Schlüsse daraus für die Migrations-, Immigrations- und Asylpolitik der Zu­kunft ziehen. – Danke sehr. (Beifall bei der FPÖ.)

19.50


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Maier zu Wort gemeldet. Ich erinnere an die Geschäftsordnung und er­teile ihm das Wort.

 


19.50.04

Abgeordneter Mag. Johann Maier (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Ho­hes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Mein Vorredner, Kollege Vilimsky, hat eine Motivlage zitiert, die nicht richtig ist.

Diese europäische Verordnung, auf die wir uns jetzt berufen, die nun umgesetzt wer­den kann, geht auf einen Vorschlag der ICAO zurück – das ist die Internationale Zivil­luftfahrtbehörde, Kollege Vilimsky! Und das erste Anliegen war, die Grenzkontrollen zu beschleunigen.

Das, was Sie angesprochen haben, ist SIS II Schengen. Die Frau Bundesministerin wird es darlegen, dass es hier derzeit Probleme bei der Umsetzung auf europäischer Ebene gibt. Ihre Argumentation war schlichtweg falsch. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Vilimsky: Das haben uns die Innenministeriumsbeam­ten erklärt!)

19.51


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Kößl. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

 


19.51.09

Abgeordneter Günter Kößl (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren! Bevor ich auf die Passgesetz-Novelle eingehe, möchte ich einen Entschließungsantrag der Abgeordneten Kößl, Pendl, Vilimsky, Ing. Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen betreffend eine vergünstigte Ausstellung von Reisepässen für Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren nach Änderung der diesbezüglichen EU-Verordnung einbringen.

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Inneres wird ersucht, die notwendigen Schritte zu setzen, da­mit auch weiterhin die Ausstellung von vergünstigten Reisepässen für Kinder und Ju­gendliche unter zwölf Jahren möglich ist.“

*****

Geschätzte Damen und Herren, die Passgesetz-Novelle bringt die Einführung von zu­sätzlichen Erkennungsmerkmalen im Reisepass, von biometrischen Merkmalen in Rei-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 241

sepässen. Es ist schon angeführt worden, neben dem digitalen Lichtbild sollen jetzt die Papillarlinienabdrücke von zwei Fingern im Reisepass verankert werden. Damit wird eine Verordnung der EU aus dem Jahre 2004 umgesetzt. Das bringt vor allem ein we­sentliches Mehr an Sicherheit. Ich meine, das ist eigentlich Grund genug, dass man dieser Novelle auch zustimmt.

Neben der Europäischen Union haben zahlreiche andere Staaten weltweit diese Bio­metrie als Schlüsseltechnologie für die innere Sicherheit eingeführt, nicht nur bei den Pässen, sondern auch bei Visa, bei Aufenthaltstiteln und Personalausweisen. In erster Linie steht also ein wesentliches Mehr an Sicherheit im Vordergrund bei dieser neuen Ausrichtung des Passgesetzes.

Weiters ist bei der Umsetzung natürlich auch eines klarzustellen, dass vom Bundesmi­nisterium für Inneres die Zertifikate zur Verfügung gestellt werden, die bei den Grenz­kontrollstellen erforderlich sind, um dieses Gesetz auch vollziehen zu können.

Ein wesentlicher Beitrag ist auch, dass der Speicherzeitraum für diese Fingerabdrücke im Ausland auf vier Monate und im Inland auf zwei Monate reduziert worden ist. Die vier Monate im Ausland stellen eine klare und sinnvolle Maßnahme dar, dass wir dem Postweg Rechnung tragen können, ohne dass es zu einer zusätzlichen Belastung des Antragstellers kommen kann, wenn es zu irgendeinem Missstand oder zu irgendeiner Fehlleistung bei der Ausstellung kommen sollte.

Generell muss man sagen, dass diese Passgesetz-Novelle ein wichtiger Schritt zu mehr Sicherheit für die Menschen in unserem Lande ist. (Beifall bei der ÖVP.)

19.55


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben eingebrachte Entschließungsantrag ist ordnungsgemäß eingebracht und ausreichend unterstützt und steht daher mit in Ver­handlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Kößl, Pendl, Vilimsky, Ing. Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen betreffend eine vergünstigte Ausstellung von Reisepässen für Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren nach Änderung der diesbezüglichen EU-Verordnung,

eingebracht im Zusammenhang mit der Behandlung des Berichtes des Ausschusses für innere Angelegenheiten über den Antrag 269/A der Abgeordneten Günter Kößl, Otto Pendl, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Pass­gesetz 1992, das Gebührengesetz 1957 und das Konsulargebührengesetz geändert werden (42 d.B.)

Im Europäischen Parlament wurde am 14. Jänner 2009 eine Änderung der Verordnung (EG) Nr. 2252/2004 behandelt, die in den nächsten Wochen vom Rat beschlossen wer­den kann. Die Verordnung (EG) Nr. 2252/2004 in der derzeit geltenden Fassung be­rücksichtigt in keiner Weise, dass das Einbringen biometrischer Merkmale auf einem Chip in den Reisepass im Hinblick auf Kinder besonderer Regelungen bedarf. Aus die­sem Grund eröffnet derzeit das österreichische Passgesetz die Möglichkeit mittels Ver­ordnungsermächtigung, für Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren auch einen Reise­pass zu beantragen, der über keinen Chip verfügt und daher für eine niedrige Gebühr in der Höhe von € 26,30 ausgegeben werden kann.

Mit dem vorliegenden Entwurf der EU-Verordnung aus dem Europäischen Parlament einer Änderung der Verordnung wird nunmehr klargestellt, dass in jeden Reisepass – auch in den eines Kindes – ein Chip einzubringen ist. Dieser Chip soll für Kinder jedoch


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lediglich ein digitalisiertes Lichtbild enthalten, nicht jedoch Papillarlinienabdrücke, weil sich diese, wie sich auch aus der Stellungnahme des Europäischen Parlaments ergibt, rasch ändern und daher zur Identifizierung nicht geeignet sind. Im Hinblick auf diese Rechtslage wären Familien nach Inkrafttreten der EU-Verordnung gezwungen, auch für Kinder Reisepässe zu beantragen, die mit Chip versehen sind und daher genauso zu vergebühren sind, wie jene für Erwachsene, nämlich mit € 69,90.

Diese Situation wird insoweit verschärft, als mit dieser EU-Verordnungsänderung auch klargestellt wird, dass Miteintragungen nur noch bis zu Ablauf von drei Jahren nach ih­rem Inkrafttreten zulässig sein sollen.

Die unterfertigten Abgeordneten stellen daher folgenden

Entschließungsantrag:

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesministerin für Inneres wird ersucht, die notwendigen Schritte zu setzen, da­mit auch weiterhin die Ausstellung von vergünstigten Reisepässen für Kinder und Ju­gendliche unter 12 Jahren möglich ist.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Pilz. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

 


19.55.26

Abgeordneter Dr. Peter Pilz (Grüne): Meine Damen und Herren! Zuerst ein persönli­ches Bedauern für die ersten Spätfolgen des Taser-Einsatzes. Der Abgeordnete Vi­limsky hat sich als Kontra-Redner gemeldet und festgestellt, dass er selbstverständlich zustimmen wird. (Heiterkeit bei Grünen und BZÖ.) Durch die Selbsttaserung ist die Un­terscheidung zwischen pro und kontra verloren gegangen. Die nächsten Spätfolgen könnten durchaus Verlust des räumlichen, persönlichen und politischen Orientierungs­vermögens sein. (Heiterkeit bei den Grünen.) In dem Moment, wo der Abgeordnete Vi­limsky zu einem Hydranten „H. C.“ sagt, vermute ich, dass es erste Abgeordnete auch der Freiheitlichen Partei gibt, die abraten werden, den Taser zumindest im Selbstver­such einzusetzen.

Bitte, dem Abgeordneten Vilimsky die nötige Unterstützung klubintern angedeihen zu lassen! Er hat es sich wirklich in jeder Hinsicht verdient. So viel dazu. (Heiterkeit und Beifall bei den Grünen. – Abg. Strache: Die Joints müssen schon gut geschmeckt ha­ben!)

Zur vorliegenden Novelle möchte ich nur eines feststellen: Die Innenministerin ist in diesem Fall ausnahmsweise weitgehend unschuldig, weil es sich um eine Verordnung aus Brüssel handelt, die uns zwingt, Punkt für Punkt genau das in österreichisches Recht umzusetzen. Die Verordnung, die ich grundsätzlich für sehr problematisch halte, zwingt uns, ein Problem zu lösen, das nicht existiert hat. Hätten Sie die Vorgänger und Vorgängerinnen der amtierenden Frau Innenministerin gefragt, ob der österreichische Pass fälschungssicher ist, hätte jeder von ihnen gesagt: Na selbstverständlich, einen fälschungssicheren Pass als diesen Pass gibt es nicht! Und das Problem, das jetzt ge­löst wird, ist: Wie kann ich einen fälschungssicheren Pass durch Fingerabdrücke fäl­schungssicher machen? (Zwischenruf des Abg. Kößl.)

Dass man für so etwas angesichts der Sicherheitsbudgets, der Sparmaßnahmen, des Personalmangels, der Probleme in der Kriminalpolizei, der Ausbildung und, und, und


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 243

Geld ausgibt, halte ich für unverantwortlich. Noch einmal: Da ist jetzt nicht die Innenmi­nisterin schuld, sondern dieses Problem haben wir wirklich aus Brüssel bekommen, na­türlich ohne merkbaren Widerstand der Vertreter und Vertreterinnen der österreichi­schen Bundesregierung.

Was kann man jetzt tun? Wir haben hiezu Vorgespräche im Innenministerium geführt. Es hat – und das erkenne ich durchaus an – zwei oder eineinhalb konkrete Verbesse­rungen gegeben, die wir im Wesentlichen den guten Formulierungen von Dr. Epp im ÖVP-Parlamentsklub verdanken.

Ein Problem ist unserer Meinung nach nach wie vor mangelhaft gelöst, nämlich das der Löschungsfristen. Wir haben für eine sofortige Löschung dieser Daten in der Bank nach erfolgter Zustellung des Dokuments plädiert. Jetzt gibt es eine Zwei-Monatsfrist, mit der wir in dieser Form nicht einverstanden sind, weil sie unserer Meinung nach nicht notwendig ist und hier die Interessen an den persönlichen Daten unter Wahrung des Datenschutzes unserer Meinung nach nicht genügend geachtet worden sind. – Das ist der wesentliche Kritikpunkt, der die Novelle selbst betrifft.

Wichtiger wird es aber in Zukunft sein, dem biometrischen und insbesondere Fingerab­druckwahn, der in ganz Europa grassiert, ernsthafte Politik entgegenzusetzen. Wir wis­sen, dass man auf Grund der Fingerabdrücke selbstverständlich Terroristen verfolgen kann. Die Kriminalpolizei und der Verfassungsschutz weisen uns aber sinnvollerweise darauf hin, dass wir zur Verfolgung etwa von Terroristen insbesondere über die Finger­abdrücke der Staatsbürger und Staatsbürgerinnen von Afghanistan, Pakistan, dem Su­dan und einigen anderen Ländern verfügen müssten.

Wozu man von europäischen Bürgerinnen und Bürgern massenhaft Fingerabdrücke sammelt, konnte mir bis heute niemand erklären. Ich denke, auch innerhalb der Sicher­heitsexekutive und insbesondere der Kriminalpolizei herrscht ein gewisses Kopfschüt­teln über eine leichtfertige Ressourcenverschwendung, die sich die österreichische Si­cherheitspolitik nicht verdient hat.

Ich befürchte, dass die Innenministerin als Person und als Politikerin nicht die geeigne­te Vertreterin der Interessen des Datenschutzes in Wien, aber auch in Brüssel ist. Des­wegen müssen wir hoffen, dass das Europäische Parlament falscher Ratspolitik, wie sie auch von der Innenministerin vertreten wird, etwas entgegensetzt. Das ist alles, was ich dazu bemerken wollte. (Zwischenruf des Abg. Mag. Lettenbichler.)

Dem Kollegen Vilimsky wünsche ich aus tiefstem Herzen Gesundheit und gute Bes­serung! (Heiterkeit bei den Grünen.)

Zum Abschluss noch eine, wie ich meine, selbstverständliche Feststellung: Ich bin im Übrigen der Meinung, dass ein Präsident wie Sie, Herr Graf, der immer wieder am Rechtsextremismus anstreift, nicht nur in diesem Parlament nicht tragbar ist. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen. Abg. Vilimsky: Das sagen gerade Sie! Das sagt ge­rade ein Gift-Pilz! Abg. Dr. Haimbuchner: Ich glaube, die Grünen haben kein ande­res Thema mehr! Das ist ein Wahlverlust-Thema!)

20.01


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Maier. Gewünschte Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 


20.01.11

Abgeordneter Mag. Johann Maier (SPÖ): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Ho­hes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte vorweg Folgendes klarstellen: Herr Kollege Pilz hat gemeint, biometrische Daten werden gesammelt.


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Ich halte fest – und das zeichnet gerade diesen Entwurf aus –: Gerade durch diesen Entwurf wird sichergestellt, dass biometrische Daten in Österreich nicht gesammelt werden, weil sie nicht Bestandteil der zentralen Evidenzdatei sind. – Ich möchte das einmal in aller Deutlichkeit hier festhalten.

Die Problematik, mit der wir konfrontiert sind, liegt einfach darin, dass biometrische Da­ten digitalisiert verarbeitet und verwendet werden können. Da gibt es datenschutzrecht­lich enorme Problembereiche.

Ich bin daher froh darüber – das gilt auch für unsere, die sozialdemokratische Frak­tion –, dass letzte Woche das Europäische Parlament eine ganz klare Festlegung ge­troffen hat, eine neue Verordnung, die die Verwendung biometrischer Daten im Pass­bereich betrifft, dass nämlich die auf Grundlage dieser Verordnung erhobenen Daten ausschließlich – und zwar zweckgebunden – für die Sicherung der Außengrenzen der Europäischen Union zu verwenden sind.

Wollen Mitgliedstaaten – und das ist für uns datenschutzrechtlich das Entscheidende – die biometrischen Daten anders verwenden, beispielsweise zum Zwecke der Strafver­folgung, müssen eigene nationale Gesetze erlassen werden. Es gibt also von der euro­päischen Ebene her keine Rechtsgrundlage, dass in Österreich biometrische Daten verarbeitet werden. Der Entwurf, der vorliegt, der Antrag der Kollegen Kößl und Pendl, entspricht genau dieser datenschutzrechtlich korrekten Vorgangsweise.

Auch der Europäische Gerichtshof hat sich vor Kurzem sehr eindeutig dazu geäußert. Er hat nämlich eine Grenze für die nationalen Regierungen aufgezeigt, und zwar mit seiner Entscheidung gegen die britische Regierung im Fall Marper. Darin hatte der EuGH die Speicherung von DNA-Daten und Fingerabdrücken als unverhältnismäßig und unvereinbar mit Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention erklärt.

Ich möchte das nur auch als stellvertretender Vorsitzender des Datenschutzrates klar­gestellt haben. Ich sehe Probleme. Die derzeitige europäische Rechtslage sichert al­lerdings – und da widerspreche ich dem Kollegen Pilz – in dieser Frage die Daten­schutzrechte ab, und die Entscheidung des Europäischen Parlaments, Kollege Pilz, die letzte Woche getroffen wurde, wurde von den europäischen Datenschutzorganisatio­nen begrüßt.

Der nun vorliegende Antrag, über den wir jetzt abstimmen werden, sieht vor, dass eine generelle Speicherung eben nicht erfolgt. Er sieht auch auf Basis des Abänderungsan­trages eine Verkürzung der Speicherdauer auf zwei Monate vor, Kollege Pilz, denen die Grünen im Innenausschuss übrigens – und das möchte ich hier klar für alle sagen – zugestimmt haben. Nur jetzt im Plenum sagen sie nein. Das ist eine interessante Ent­wicklung und zeigt auch die Handschlagqualität oder die politische Qualität der grünen Seite auf. Da diese Vereinbarung im Innenausschuss gemeinsam getroffen wurde, ha­ben wir gemeint, dass zumindest in dieser Frage Übereinstimmung erzielt werden konnte. – Sie, Kollege Pilz, haben diese einstimmige Erklärung heute hier wieder zu­rückgenommen; das verstehe ich nicht.

Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es gibt natürlich auf europäi­scher Ebene eine Diskussion über die Verwendung biometrischer Daten. Das ist das, was Kollege Vilimsky gemeint hat, nämlich die Kontrolle der Außengrenzen. Da geht es um das Schengener SIS II. Das ist ein eigenes Thema, das mit der Vorlage, über die wir heute abzustimmen haben, grundsätzlich nicht unmittelbar etwas zu tun hat.

Auch ich wünsche mir, Frau Bundesministerin, dass es in dieser Frage auf europäi­scher Ebene weitergeht und dass es nicht zu weiteren Verzögerungen kommt. Wir mussten ja nach der letzten Ministerratssitzung zur Kenntnis nehmen, dass das Sys­tem noch nicht funktioniert, obwohl bereits Millionen in diesen Bereich investiert wur­den.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 245

Hohes Haus! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir werden daher diesem An­trag der Abgeordneten Kößl und Pendl zustimmen, weil wir – und das betone ich! – die datenschutzrechtlichen Problemlagen geklärt sehen. Gleichzeitig müssen wir gerade auf europäischer Ebene diese Diskussion sehr sensibel verfolgen, denn es gibt natür­lich Risken bei der digitalen Verarbeitung biometrischer Daten. (Beifall bei der SPÖ so­wie des Abg. Kößl.)

20.07


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Windbüchler-Souschill. – Entschuldigen Sie bitte, nein, Sie sind nicht als Nächste zu Wort gemeldet, sondern Herr Abgeordneter Dr. Fichtenbauer. Gewünschte Redezeit: 6 Minuten. – Bitte. (Abg. Ing. Westenthaler: Wie gibt es das? Als Kontraredner wie­der?)

 


20.07.12

Abgeordneter Dr. Peter Fichtenbauer (FPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr geehrte Frau Bundesminister! Man sieht, wo Menschen arbeiten, können Fehler auftreten: Es war ein Fehler, dass Kollege Vilimsky und ich als Kontraredner eingetragen sind. Wir sind Proredner, obwohl wir kritische Punkte anzumerken haben. Genauso beim Kollegen Hofer beim nächsten Punkt und genauso jetzt bei dem kleinen Fehler im Aufruf der Rednerliste. (Abg. Ing. Westenthaler: Das ist doch ein bewusster Missbrauch!)

Der Grund, hierüber zu sprechen, liegt in Folgendem: Wir stimmen zu. – Gut. Es geht um die Umsetzung einer EU-Verordnung, einer Richtlinie. – Ja, auch gut. Wozu dient ein Reisepass? – Zur Feststellung der Identität einer Person. Daher ist die Anreiche­rung eines Fotos durch ein biometrisches Element ... (Abg. Ing. Westenthaler: Das ist bewusster Missbrauch der Geschäftsordnung!) Das ist schon korrigiert. Das lohnt sich nicht; das ist am Präsidium korrigiert. (Abg. Ing. Westenthaler: Das ist doch kein Fehler! Ein ganz bewusster Missbrauch der Geschäftsordnung! Abg. Strache: Er hat gerade gesagt, dass es sich um einen Fehler handelt! Ruf beim BZÖ: Dann korrigiert es! Abg. Strache: Er hat es jetzt korrigiert! Ruf beim BZÖ: Wenn es korrigiert wäre, würde er jetzt nicht reden! Abg. Mag. Stadler: Das ist Geschäftsordnungs-Miss­brauch!) Die biometrischen Daten weiter festzuhalten ist daher vom ersten Ansehen her unbedenklich, weil es die Verdichtung der Identität der Person betrifft.

Es ist das aber Anlass, über evidente Probleme der Datensicherheit und der Grund- und Freiheitsrechte der Personen, die heute unlösbar mit der Datenschutzfrage ver­bunden sind, nachzudenken. Wir können also bei der Umsetzung dieser Richtlinie und bei der Veränderung der Pässe durch die Aufnahme der biometrischen Daten nicht in­nehalten, ohne gleichzeitig künftige Veränderungsbedürfnisse im Datenschutz im Auge zu behalten.

Es erfolgt natürlich jetzt auch eine Erweiterung des Begriffes der gläsernen Person, klarer Fall, aber wir schauen bei verpöntem und rechtswidrigem Datenhandel zu. Es wird also daranzugehen sein, den Datenhandel ernsthaft zu bekämpfen, der einen schweren Eingriff in Grund- und Freiheitsrechte darstellt.

Ich darf nur an folgende Punkte erinnern: an den „gläsernen Menschen“, der sich bei Einkaufszentren oder Ähnlichem seine Kundenkarte löst, wo diese Daten dann unter­einander von einer Firma zur anderen weitergegeben werden, oder an die Frage der Systeme der Bonitätsprüfung, an die Frage der schwarzen Listen, siehe den Bericht über jemanden, der eine ungerechtfertigte Mahnung über 40 € bekommen hat – und es wurde ihm die Anmeldung bei einem Handybetreiber verwehrt.

Das ist ein schweres Gepäck, das derzeit gesellschaftlich zu tragen und wahrzuneh­men ist. Es hat sich im Schatten der bisherigen, unauffälligen Systeme eingeschlichen,


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und ich plädiere sehr dafür, dass wir uns diesen Dingen künftig sehr rasch und intensiv widmen. Es muss ein Gegengewicht geben, das gläserne Menschentum erfährt auf Basis eines heute zu beschließenden Gesetzes eine Stärkung, und das muss mit einem Gegengewicht versehen werden. Das betrifft alle Leute, ganz egal, ob alt oder jung, Mann oder Frau.

Die heutige Bedrohung von Grund- und Freiheitsrechten ist nicht der Prügel des Poli­zisten – kann es natürlich auch sein –, sondern es ist der gläserne Mensch in Zusam­menhang mit unkontrollierten Datenströmen. Daher diese Anmerkung zu der heutigen Materie. Jacky Maier ist bestimmt ein seriöser Gesprächspartner für diese künftigen Vorhaben. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)

20.11


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ing. Westenthaler. Gewünschte Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 


20.11.44

Abgeordneter Ing. Peter Westenthaler (BZÖ): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist schon interessant: Manchmal mahlen die Mühlen der Politik auch sehr langsam. Es ist jetzt genau siebeneinhalb Jahre her, dass wir – der damalige Klubobmann der Fraktion der FPÖ, der Regierungsfraktion, mit seinen Mitstreitern – am 25.9.2001 erstmals in Österreich Fingerprints für alle für Reisepässe gefordert haben.

Wir haben das dann am 2.10. – also kurze Zeit danach – ausgeweitet und haben ge­sagt, wir fordern das auch deshalb, weil Fingerprints in den nächsten Jahren – ich ha­be damals gesagt, in fünf Jahren – in ganz Europa kommen werden. Ich gestehe, ich habe mich geirrt. Es hat nicht fünf Jahre, sondern siebeneinhalb Jahre gedauert. Aber was sich damals zu der Zeit – die, die damals dabei waren, wissen es – abgespielt hat, ein Sturm der Entrüstung gegen diesen Vorschlag seitens aller anderen Fraktionen, das möchte ich schon noch ein bisschen in Erinnerung rufen. (Abg. Mag. Stadler: Die Frau Bundesministerin Fekter war damals noch Abgeordnete, voll der Empörung!) – Jawohl, die Frau Bundesministerin war damals Abgeordnete.

Da Frau Abgeordnete Kuntzl gerade so schön hier sitzt und angestrengt in ihren Lap­top blickt, darf ich daran erinnern, was zum Beispiel Frau Abgeordnete Kuntzl damals zu genau der Forderung gesagt hat, der sie heute zustimmt, nämlich Fingerprints für alle in den Reisepässen. Ich zitiere, was sie am 27. September gesagt hat:

„Westenthaler versucht offenbar, das gesteigerte Sicherheitsbedürfnis der Bevölkerung nach den schrecklichen Terroranschlägen zu missbrauchen, um seine Vision eines Überwachungsstaates durchzusetzen.“ (Abg. Mag. Kuntzl: Das war sicher so! Das hat sicher gestimmt!)

Beschließen Sie heute den Überwachungsstaat, Frau Kollegin Kuntzl? (Abg. Mag. Stad­ler: Sie hat jetzt auch Visionen!)

Weiter hieß es damals: „Dafür bringe er Methoden wie die Fingerabdrucknahme für alle ins Gespräch“ – das beschließen wir heute, Frau Kollegin; Sie stehen heute auf dafür –, „die die Sicherheit nicht steigern, nichts zur Bekämpfung der schweren Kriminalität und schon gar nichts zur Terrorbekämpfung beitragen.“

Und Frau Kuntzl sagte weiters: „Gleichzeitig gefährden solche Überwachungsmetho­den aber die offene Gesellschaft und ihre Freiheitsrechte.“

Na wunderbar, Frau Kollegin Kuntzl! Wie erklären Sie uns die Zustimmung heute? (Abg. Mag. Wurm: Die Daten sind nicht gespeichert!) Wir schaffen heute die Freiheits­rechte ab? Wir gefährden heute Österreich und machen aus Österreich einen Überwa­chungsstaat? – Hochinteressant! (Abg. Mag. Wurm: Speicherung nur zwei Monate!)


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Aber es gibt noch einen anderen prominenten Politiker, der sich damals dazu geäußert hat. Der Herr Kollege Kößl hat ja heute fabuliert, dass die Pässe mit den Fingerabdrü­cken jetzt so sicher seien. Da hat es damals einen Bundeskanzler gegeben – Bundes­kanzler Schüssel –, der das mit uns nicht durchsetzen wollte. Ich zitiere Herrn Bundes­kanzler Dr. Wolfgang Schüssel, heute Abgeordneter, der heute auch – ich hoffe, er wird da sein und wird für die Fingerprints für alle stimmen! – seine Zustimmung geben wird.

Wissen Sie, was Dr. Schüssel damals gesagt hat? Zitat: Eine verpflichtende Fingerab­druck-Abnahme bei allen Österreichern kommt nicht in Frage! – Er hat das, wie in der damaligen Aussendung zu lesen ist, folgendermaßen begründet: „Man wolle ja nicht die Welt vor den Österreichern schützen.“ Das war damals seine plausible Erklärung. „Es bleibe dabei, dass Fingerprints nur von Verbrechern genommen werden.“ – Und heute beschließen wir, dass die Fingerprints von allen in die Reisepässe hineinkom­men, weil sie ein ganz wichtiges weiteres Identifikationsmerkmal sind, das zu mehr Sicherheit vor Kriminalität und im weitesten Sinne auch vor Terrorismus beiträgt. Rich­ten Sie ihm das aus, dem Dr. Schüssel! (Beifall beim BZÖ.)

Wir sind damals aber auch von den Medien gedroschen worden. Alle haben aufge­heult, welch menschenverachtende Politik wir machen. Siebeneinhalb Jahre ist mittler­weile die Halbwertszeit in Österreich, dass sich vernünftige Forderungen durchsetzen – siebeneinhalb Jahre!

Ich könnte jetzt noch so viel zitieren, aber ich erspare mir das. Der Herr Pilz weiß noch ganz genau, was er damals gesagt hat. Er ist heute auch etwas milder, aber damals waren wir natürlich der Klassenfeind für die Linke. Sie haben damals gesagt, wenn man von allen Österreichern Fingerprints abnimmt, würde man 8 Millionen Österreicher zu Verdächtigen stempeln. – Okay, Sie waren wenigstens konsequent und stimmen heute auch nicht zu, haben Sie uns heute erklärt. Das ist wenigstens konsequent. Sie haben von grundrechtswidrigem Unsinn gesprochen et cetera.

Aber der Herr Jarolim, der Justizsprecher der SPÖ – wo ist er denn? (Ruf beim BZÖ: Im Buffet!) –, wird heute auch zustimmen. Der hat gesagt, wenn man Fingerprints für alle beschließt, wäre das eine tragische Entwicklung für den österreichischen Rechts­staat und die Grundrechte in Österreich. – Das hat Jarolim damals gesagt.

Und die Gewerkschaft – wo sind denn die Gewerkschafter, die heute alle für die Fin­gerprints stimmen? – hat diese Forderung damals als letztklassig bezeichnet und die Frage gestellt, ob jene, die das fordern, überhaupt für öffentliche Ämter geeignet sind. Heute beschließen sie das alle. Haberzettl, die Gewerkschaft hat damals in Frage ge­stellt, dass Menschen, die Fingerprints für alle fordern, für öffentliche Ämter geeignet sind. – Und heute stimmen Sie selber zu. (Zwischenruf des Abg. Haberzettl. Abg. Grosz in Richtung SPÖ : Ihr habt ja beim BAWAG-Prozess eh schon alle die Fin­gerabdrücke abgegeben!) Es ist die Frage, ob Sie für ein öffentliches Amt geeignet sind. Jetzt müssen Sie sich selbst hinterfragen. Sie stimmen dem heute zu. Halbwerts­zeit: siebeneinhalb Jahre.

Wir sind heute froh: Wir haben das nach siebeneinhalb Jahren konsequenter Arbeit durchgesetzt, weil es richtig ist, weil wir ein Sicherheitsmerkmal einbauen, das im Kampf gegen die Kriminalität wichtig sein wird. Ich bin heute sehr stolz und froh, dass wir diese Forderung umgesetzt haben und dass wir heute alle dieser Forderung zu­stimmen werden. – Kompliment, ich gratuliere Ihnen, dass Sie siebeneinhalb Jahre da­nach etwas klüger geworden sind. – Danke schön. (Beifall beim BZÖ.)

20.17


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort gelangt nun Frau Bundesministerin Dr. Fek­ter. – Bitte.

 



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20.17.11

Bundesministerin für Inneres Mag. Dr. Maria Theresia Fekter: Hohes Haus! Sehr geehrter Herr Präsident! Zum Schutz vor Fälschung, Herr Kollege Pilz, aber auch zum Schutz vor Missbrauch – nämlich missbräuchlicher Verwendung von Reisedokumen­ten – wurden diese höheren Sicherheitsstandards auf europäischer Ebene erarbeitet, und Österreich hat sich wie jeder andere Mitgliedstaat der EU dazu verpflichtet, ab 28. Juni 2009 nur mehr Reisepässe auszugeben, die einerseits über einen elektronischen Chip verfügen – das tun wir ja schon seit 2006 – und andererseits in diesem Chip die Fingerabdrücke sowie sonstige Daten des Passes gespeichert haben.

Es müssen die bei der Ausstellung eines Reisepasses zu verarbeitenden Daten um die zwei Zeigefingerabdrücke – das ist der Regelfall; es wird Fälle geben, wo es eben nicht die beiden Zeigefinger sind – ergänzt werden. Damit soll sichergestellt werden, dass der Passinhaber, dass der Benützer des Dokuments auch tatsächlich mit der Person, die darin beschrieben wird, identisch ist. Damit soll missbräuchliche Verwendung und Fälschung hintangehalten werden.

An der Dauer der Ausstellung und am Procedere ändert sich wenig. Das heißt, es wird nach wie vor nur fünf Arbeitstage dauern, bis man einen Pass, den man beantragt hat, bekommt.

Die Staatsdruckerei kümmert sich um das technische Procedere. Das hat sich bisher bewährt. Dort wird für die technische Umsetzung gesorgt, der Reisepass gedruckt und nachweislich an die gewünschte Adresse zugestellt – das heißt per Post, damit man auch einen Nachweis hat. Die Kosten von 69,90 € für einen Reisepass bleiben unver­ändert.

Es kann auch der Reisepass mit Fingerprints nach wie vor bei den Gemeinden bean­tragt werden. Der Antrag wird dann an die Behörden – Bezirkshauptmannschaft oder Magistrate – weitergeleitet. Dazu bedarf es natürlich der Ermächtigung der Bürger­meister zur Abnahme dieser Fingerabdrücke bei der Entgegennahme der Anträge. Seit einigen Monaten hat sich das Innenministerium darauf vorbereitet und mit Vertretern der Länder und Magistrate für die Einführung der notwendigen Rahmenbedingungen gesorgt. Es laufen bereits einige Testbetriebe in Bezirken und Städten unterschiedli­cher Größe, um die Umstellung optimal vorbereiten zu können. Bis April werden wir al­le betreffenden Stellen dazu auch technisch ausgestattet haben.

Ein besonderes Augenmerk – das ist schon erwähnt worden – dient natürlich bei der Produktion dieser Pässe dem Datenschutz. Die Daten dieser Pässe sind einerseits nicht veränderbar und auch nicht kopierbar, und andererseits ist auch eine nachträgli­che Speicherung dieser Daten nicht möglich. Daher ist in diesem Gesetz natürlich auch dafür Vorsorge getroffen worden, dass die Abnahme der Fingerabdrücke und deren kurzfristige Speicherung wieder vernichtet werden.

Wir haben vier Monate für eine Auslandszustellung und zwei Monate – verkürzt – für eine Inlandszustellung geregelt. Das ist ein Service, das wir den Passantragstellern bieten, dass, sollte bei der Zustellung irgendein Mangel auftreten, dann die Fingerab­drücke nicht noch einmal genommen werden müssen, sondern eine neuerliche Aus­stellung des Passes und dessen Zustellung möglich werden. Für diese Fälle geht es darum, dass nachweislich der Pass versandt wurde, aber nicht angekommen ist. Wird nämlich dieser Pass – aus welchen Gründen immer – nachweislich nicht dem Betref­fenden zugestellt, muss ja ein neues Dokument ausgestellt werden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, rund 1 Million Österreicher bekommt jährlich einen neuen Pass, das ist keine geringe Zahl. Und diese Personen profitieren dann von der größtmöglichen Sicherheit des Dokuments und von einem reibungslosen Ab­lauf in der Ausstellung und Zustellung. (Abg. Mag. Stadler: Ich habe schon einmal einen Pass bekommen, Frau Ministerin, ...!)


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 249

Es ist so, dass diese Technologie bereits seit 2006 im Einsatz ist. Sie wissen, die neu­en Pässe seit 2006 haben alle schon einen Chip. Das, was wir jetzt tun, ist, auf diesem Chip auch den Fingerabdruck zu verankern. Es ist so, dass die Daten, die sich im Rei­sepass befinden und die im Sicherheitschip verankert sind, nicht unerkannt verändert oder kopiert werden können und über das Schengener Informationssystem I auch elek­tronisch von den Schengen-Kontrolloren abgelesen werden können.

Bezüglich des Schengener Informationssystems II, das Herr Abgeordneter Maier ange­sprochen hat, ist es richtig, dass das von der EU-Kommission versprochene Implemen­tierungsdatum September 2009 aller Voraussicht nach nicht wird eingehalten werden können, weil die Testphasen nicht befriedigend genug ausgefallen sind. Das ist auch Diskussion des letzten informellen Ministerrates gewesen.

Ich kann Sie dahin gehend informieren, dass sich die derzeitige tschechische Präsi­dentschaft in Prag genau diesem Thema prioritär widmen will, um nicht Geld in den Sand zu setzen und um eben dieses elektronische Informationssystem SIS II, das ja in weitgehender Entwicklung schon fortgeschritten ist, doch noch in einem akzeptablen Zeitrahmen umsetzen zu können. Österreich hat Unterstützung zugesagt, sowohl was Experten als auch Know-how im Hinblick auf eine Evaluierungskommission betrifft, die das Projekt dann pro futuro begleiten wird.

Ich glaube, dass wir mit diesen Maßnahmen Sicherheit bekommen, die uns auch davor schützt, dass kriminelle Energie Missbrauch womöglich mit gestohlenen Pässen betrei­ben kann. – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Grosz: Kann man das schriftlich auch haben für die Pass-Stelle?)

20.24


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Windbüchler-Souschill. Gewünschte Redezeit: 4 Minuten. – Bitte.

 


20.24.38

Abgeordnete Tanja Windbüchler-Souschill (Grüne): Hohes Haus! Sehr geehrte Kol­leginnen und Kollegen! Erstens eine Klarstellung: Im Innenausschuss haben die Grü­nen natürlich nicht dem Antrag zugestimmt, sondern ausschließlich dem Abänderungs­antrag in Anerkennung der beratenden Gespräche mit der Innenministerin. (Abg. Mag. Johann Maier: Abänderungsantrag – das habe ich gesagt!) Und das wurde auch so kommuniziert. (Bundesministerin Dr. Fekter: Das war ja Wunsch der Grünen!)

Zweitens: Zum Entschließungsantrag möchte ich sagen, dass wir diesem prinzipiell zu­stimmen werden. Dieser geht uns aber nicht weit genug. Vielleicht könnte das nächste Mal bei beratenden Gesprächen auch darüber nachgedacht werden, allen Minderjähri­gen kostengünstigere Pässe zur Verfügung zu stellen. (Abg. Ing. Westenthaler: Das beschließen wir ja heute!)

Drittens: Sicherheit hat viele Facetten, das wissen wir. Und eine Aufgabe der Politik ist es, Jugendlichen ganz klar Sicherheit zu geben.

So komme ich auch zu den verschiedenfärbig gestalteten Ausweisen für Jugendliche, für Minderjährige. Das bedeutet nämlich, dass Ausweise für unter 16-Jährige anders gestaltet werden als Ausweise für über 16-Jährige. Dieses Gesetz ist einfach nicht praktikabel, weil es abhängig vom Datum der Antragstellung ist. Das heißt, eine fünf­zehneinhalbjährige Jugendliche beantragt einen Ausweis und bekommt ihn in der Far­be der unter 16-Jährigen. Der Ausweis gilt aber noch ein Jahr, das heißt, auch wenn sie über 16 ist, auch wenn andere Jugendschutzbestimmungen gelten, hat sie einen Ausweis für unter 16-Jährige.

Das alles ist äußerst unpraktikabel. Das heißt, jeder und jede, der/die Ausweise von Jugendlichen kontrolliert, muss erst wieder auf das Geburtsdatum schauen, ob das auch passt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 250

Es wirkt vielmehr, als wäre es eine Markierung, eine Stigmatisierung von Jugendlichen. Es wirkt so, dass es, wenn bei einer Kontrolle ein roter Ausweis gezeigt wird für unter 18-Jährige, heißt: Stopp, ein Jugendlicher! Hilfe, Vandalen! Hilfe, kriminelle Energie! Und das kann es ja wohl wirklich nicht sein, denn die Freiheit für Jugendliche wird stän­dig eingeschränkt, und einmal mehr wird markiert, wird stigmatisiert. Und da können wir Grüne aus diesem Grund auch nicht mitgehen, denn Jugendliche brauchen keine Markierung, sondern einen gelebten Jugendschutz. (Beifall bei den Grünen.)

Jugendschutz bedeutet auch, meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen, dass Jugendliche und Kinder vor gesundheitlichen, sittlichen und sonstigen Gefahren ge­schützt werden. Rechtsextremismus ist eine sonstige Gefahr, und Jugendliche müssen vor Menschen wie dem Dritten Nationalratspräsidenten eindeutig geschützt werden. – Vielen Dank. (Beifall bei den Grünen.)

20.27



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 251

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Gahr. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


20.27.54

Abgeordneter Hermann Gahr (ÖVP): Sehr geehrte Frau Bundesminister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Die Zugänge zum neuen sicheren Reisepass sind ja durch­aus unterschiedlich und aus meiner Sicht auch hier und da erklärbar. Dass der Kollege Pilz das für problematisch hält, das ist keine Überraschung.

Kollege Pilz, Sie verschweigen aber auch, dass es heute nach wie vor noch Miss­brauch nach Diebstahl und Verlust von Passdokumenten gibt. Ich glaube, gerade mit diesem neuen sicheren Reisepass können wir diesen Missbrauch abstellen.

Dass Kollege Westenthaler die siebeneinhalb Jahre in den Mittelpunkt stellt, das ver­stehe ich. Vielleicht kann man es so erklären, gute Dinge brauchen länger, oder? (Abg. Mag. Stadler: Bei der ÖVP!) – Bitte? (Abg. Ing. Westenthaler: Bei euch!) Es hat sich in siebeneinhalb Jahren auch technisch einiges verbessert und verändert. (Abg. Ing. Westenthaler: Der Finger ist immer der Gleiche! Sieben Jahre lang! – Abg. Mag. Stadler: Wir wollen ja nur einen Finger, ihr wollt zwei haben!) – Ja, da haben wir halt die doppelte Sicherheit, wenn wir es mit zwei Fingern machen.

Ich glaube, grundsätzlich gibt es eine breite Zustimmung zu dieser EU-Richtlinie, und ich meine, es ist insgesamt wichtig, dass wir in Europa einheitliche Standards haben, wenn es um die Sicherheit von Reisedokumenten geht, um – ich habe es schon ge­sagt – Missbrauch abzustellen oder hintanzustellen. Ich denke, dass wir in der Zuord­nung und auch in der Unterstützung für die Exekutive und Sicherheitsorgane mit die­sem neuen sicheren Reisepass einiges bewegen können.

Es schadet nicht, dass wir neben dem biometrischen Gesichtsbild eben diese Finger­abdrücke neuerdings auf den Pässen verankern. Ich bin durchaus der Meinung, dass dieser Löschungszeitraum der Daten von zwei Monaten durchaus im Sinne des Erfin­ders ist; der Kollege Pilz hat das ja reklamiert. Ich bin auch so offen und fair zu sagen, ich finde es in Ordnung, dass man hier auch dieses sensible Thema mit einer gewissen Sensibilität abhandeln kann.

Die Staatsdruckerei wird als Stelle, die diese Dokumente ausstellt, auch mit äußersten Sicherheitsvorschriften ausgestattet sein. Auch die Regelungen zu den Sicherheitsvor­kehrungen, wenn es Zugriffe auf die Daten des Chips gibt, sind rundherum gegeben. Es geht um die Sicherheit, um unser höchstes Gut. Daher bedanke ich mich bei allen, die dieser heutigen Gesetzesinitiative zustimmen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

20.29


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Wurm. Gewünschte Redezeit: 5 Minuten. – Bitte. (Abg. Ing. Westenthaler – in Richtung der sich zum Rednerpult begebenden Abg. Mag. Wurm –: Wie ist das jetzt mit der menschenverachtenden Fingerabdruck-Kartei?)

 


20.30.32

Abgeordnete Mag. Gisela Wurm (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Speicherfunktionen haben Sie kurz angesprochen. (Abg. Ing. Westen­thaler: Ich habe nichts von speichern gesagt!) Sie haben auch die Frage der Finger­prints angesprochen und dass Sie ja schon so lange dafür kämpfen. (Abg. Ing. Wes­tenthaler: Aber nur für einen Finger!)

Nicht dazugesagt haben Sie, dass die Fristen für die Speicherung zum Beispiel herun­tergesetzt wurden, dass genau diese Fristen auch dankenswerterweise auf Anregung des Datenschutzrates von vier auf zwei Monate heruntergesetzt wurden, und so weiter. (Abg. Ing. Westenthaler: Wir wollen gar nichts speichern!) – Ich sage es Ihnen nur. Und wir setzen hier, wie Sie wissen, eine EU-Verordnung um.

Aber lassen Sie mich auch auf andere Aspekte eingehen. Dieses Gesetz ist wichtig – wichtig für die Familien in unserem Land. Das haben die Herren hier mehr oder weni­ger überhaupt noch nicht erwähnt. Kollege Kößl hat dankenswerterweise einen Ent­schließungsantrag eingebracht, in dem es darum geht, dass Kinder, die in Zukunft, wenn diese Verordnung der EU in Kraft tritt, Pässe beantragen, in denen ein Chip ist, aber keine Fingerabdrücke. Herr Westenthaler, es sind keine Fingerabdrücke vermerkt, aber das digitalisierte Passbild. Daher wäre es nach der jetzigen Regelung so, dass diese Kinder, die dann diesen Pass erhalten, gleich viel bezahlen müssen, also 69 € und ein paar Cent, wie die Erwachsenen, die diesen Pass beantragen.

Da ist dieser Entschließungsantrag eine große Hilfe. Diesbezüglich bitten wir Sie, Frau Bundesministerin, dass Sie diesem Entschließungsantrag des Nationalrats, wenn er hier so beschlossen wird, Folge leisten, damit die Familien nicht mehr belastet werden. Die Familien brauchen das auch in unserem Land. – Das ist das eine.

Auf noch etwas möchte ich Sie aufmerksam machen, vor allen Dingen sehr geehrte Herren, aber auch Damen. Es wird immer wieder, wenn man mit Menschen in Öster­reich, vor allen Dingen mit Frauen redet, Klage darüber geführt, gerade jetzt vor Kur­zem wieder, dass es, wenn man einen Reisepass beantragt und einen weiblichen akademischen Titel hat, nicht möglich ist, die Abkürzung dieses Titels, zum Beispiel Mag.a iur., im Pass entsprechend vermerkt zu bekommen. Hier wird die Rechtsmei­nung vertreten, dass Mag. oder Dr. genauso neutral zu sehen ist, also auch als weib­lich zu gelten hat. (Abg. Mag. Stadler: Das Neutrum verwenden: „Magistrum“, „Inge­nieurum“!)

Daher, Frau Bundesministerin, würde ich an Sie appellieren, dass wir uns zusammen­setzen, dass wir auch mit dem Bundesminister für Wissenschaft Gespräche diesbezüg­lich führen (Zwischenruf des Abg. Mag. Stadler), dass nämlich das Universitätsgesetz insofern geändert wird, damit es möglich ist, dass für jene, die es wollen ... (Neuerli­cher Zwischenruf des Abg. Mag. Stadler.) – Das ist kein Orchideenthema, Herr Ewald Stadler, Magister. Ich bin Magistra und würde das auch gerne vermerkt haben. Es ist kein Orchideenthema, dass ich zum Beispiel als Magistra oder Doktorin in meinem Rei­sepass wiedererkennbar bin. Das wird man mir und auch sehr vielen anderen Frauen wohl zugestehen müssen.

Es ist überhaupt inkonsequent, wenn andererseits – und das haben Frauen, Juristin­nen schon durchgekämpft – in der Urkunde zur Verleihung des Diploms in ausge­schriebener Form sehr wohl die weibliche Version verwendet wird. Es ist inkonsequent. In Wirklichkeit sollten wir es nicht darauf ankommen lassen, dass eine Beschwerdefüh-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 252

rerin den Instanzenzug ausschöpft, zum Verfassungsgerichtshof geht, eine Artikel-144-Beschwerde macht und dann den Artikel 7 Absatz 3 einfordert.

Das sind wir den Frauen schuldig. Das ist ein Minimum an Gleichstellungspolitik; das haben wir zu tun. (Beifall bei der SPÖ.)

20.34


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Grosz. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


20.34.52

Abgeordneter Gerald Grosz (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Mit der Reaktionszeit einer Schlaftablette – denn siebeneinhalb Jahre sind nicht anders zu bezeichnen – beschließen wir heute etwas, was damalige Abgeordnete eingefordert haben, zu Recht eingefordert haben zur Steigerung der Sicherheit. Aber wissen Sie, was mich so ärgert, ist, dass Sie die siebeneinhalb Jahre hier in dieser Diskussion überhaupt ausblenden und kein einziger Abgeordneter der beiden Regierungsparteien dabei die Schneid hat, hier an das Rednerpult zu treten und zu sagen, Herr Abgeord­neter Westenthaler, ich gebe Ihnen recht, wir hätten es schon vor siebeneinhalb Jah­ren machen müssen, dann hätten wir uns sicherheitstechnisch in den letzten sieben­einhalb Jahren vieles erspart. – Ein ehrliches Wort hilft manchmal mehr. (Beifall beim BZÖ.)

Dass die ÖVP, aber auch die SPÖ in vielen Bereichen besser Werbung für Valium ma­chen sollte als Politik in diesem Land, das wissen wir. Dass Sie siebeneinhalb Jahre eine sicherheitspolitisch richtige Maßnahme einfach vom Tisch wischen und damals noch – und das ist ja das Schlimme! – mit Häme bedacht haben, ist arg. Ich zitiere ÖVP-Innenminister Ernst Strasser, er dürfte Ihnen nicht unbekannt sein:

Die von Westenthaler geforderten Fingerprints bezeichnet Strasser darin als veraltetes System. Es ist das System aus den fünfziger Jahren. (Oh-Rufe beim BZÖ.)

Bundeskanzler Schüssel: Man wolle ja die Welt vor den Österreichern schützen, wenn man Fingerprints einführe.

Und lauter solche hämischen Kommentare, die Gott sei Dank jetzt, siebeneinhalb Jah­re später, zu einer Einsicht bei Ihnen führen – zu einer Einsicht, dass zumindest die­sem Wunsch, dieser berechtigten Forderung endlich nachgekommen wird.

Da wir gerade bei mehr Sicherheit sind und da wir gerade dabei sind, besonders Zu­wanderer auch klar in unserem Land als solche definieren zu können und sie nicht ille­gal untertauchen zu lassen: Die Diskussion rund um die Fingerprints ist natürlich auch eine verwandte Diskussion, die wir dank der „segensreichen“ Tätigkeit der Frau Innen­ministerin seit einem halben Jahr in der Steiermark und in Kärnten führen, nämlich über das Projekt Erstaufnahmestelle Süd, das Sie uns bescheren wollen, aber auch das Schubhaftzentrum in Leoben. Und da betone ich noch einmal, Frau Innenministe­rin: Wir wollen es nicht, weder in der Steiermark noch in Kärnten. – Erstens.

Zweitens: Es ist auch technisch nicht erklärbar, denn wenn Sie ein Schubhaftzentrum in Leoben bauen wollen, das ja nur einen Zweck hat, nämlich dass Sie Schubhäftlinge auch abschieben, dann erklären Sie mir, sofern Sie selbst Auto fahren und die Distan­zen richtig einschätzen können, dass zwischen dem nächstgelegenen Flughafen Wien-Schwechat und Leoben die doch beträchtliche Distanz von 162 Kilometern liegt. Und daher empfehlen wir Ihnen einmal mehr, dass Sie sich die Standorte für ein Schubhaft­zentrum in Leoben, aber auch eine Erstaufnahmestelle Süd noch einmal überlegen, nicht in die Steiermark und auch nicht nach Kärnten verlegen, sondern sich tatsächlich mit Experten zusammensetzen und klären, wo dies auch logistisch und verkehrstech­nisch günstig ist.

Daher bringe ich folgenden Antrag ein:


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 253

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Grosz, Petzner, Ing. Westentaler, Kolleginnen und Kollegen betref­fend die sofortige Abstandnahme vom Projekt eines „Schubhaftzentrums“ in Leoben sowie von der Errichtung einer weiteren Erstaufnahmestelle „Süd“

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere aber die Bundesministerin für Inneres wird aufge­fordert, über die mit dieser Regierungsvorlage zu beschließenden Maßnahmen zu Er­höhung der Sicherheit von Reisedokumenten hinaus, eine Regierungsvorlage zur effi­zienteren Hintanhaltung und Kontrolle der illegalen Einwanderung, zur Reduzierung des Zustroms neuer Asylwerber, sowie der Verfahrensbeschleunigung vorzulegen, und von den Plänen für ein ,Schubhaftzentrum’ in der obersteirischen Bezirksstadt Leoben sowie von der Schaffung einer zusätzlichen Erstaufnahmestelle Süd für Asylwerber im Interesse der Bevölkerung in Kärnten und der Steiermark Abstand zu nehmen.“

*****

(Beifall beim BZÖ.)

Ich ersuche die Abgeordneten Schönegger, Schaffenrath, Riener und Silhavy, die stei­rischen Abgeordneten, hier einmal mehr Rückgrat zu zeigen und die Interessen ihrer beiden Bundesländer zu vertreten. – Danke. (Beifall beim BZÖ.)

20.38


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der soeben verlesene Entschließungsantrag ist aus­reichend unterstützt und ordnungsgemäß eingebracht, steht somit mit in Verhandlung.

Der Antrag hat folgenden Gesamtwortlaut:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Grosz, Petzner, Ing. Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen betref­fend die sofortige Abstandnahme vom Projekt eines „Schubhaftzentrums“ in Leoben sowie von der Errichtung einer weiteren Erstaufnahmestelle „Süd“

eingebracht im Zuge der Debatte über den Tagesordnungspunkt 3, Bericht des Innen­ausschusses über den Antrag 269/A der Abgeordneten Günter Kößl, Otto Pendl, Kolle­ginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Passgesetz 1992, das Gebührengesetz 1957 und das Konsulargebührengesetz 1992 geändert werden (42 d.B.)

Im Interesse der Sicherheit der Österreichischen Bevölkerung muss es nicht nur ein Anliegen sein die Sicherheit von Reisedokumenten , wie dies mit der gegenständlichen Regierungsvorlage der Fall ist, zu erhöhen, sondern ist auch der illegalen Einreise von Drittstaatsangehörigen massiv entgegen zu wirken. In diesem Zusammenhang erach­ten es die unterfertigten Abgeordneten als geradezu kontraproduktiv, anstelle von effi­zienten und weitergehenden Maßnahmen zur Unterbindung der illegalen Einwande­rung, weitere Erstaufnahmestellen errichten zu wollen.

Denn bereits im August 2007 wurde erstmals bekannt, dass das Bundesministerium für Inneres in unmittelbarer Nähe zu einer Wohnsiedlung der obersteirischen Bezirksstadt Leoben ein Schubhaftzentrum zu errichten plant. In diesem „Schubhaftzentrum“ sollen laut Mitteilung des Bundesministeriums bis zu 250 Schubhäftlinge Unterbringung fin­den. Die betroffene Bevölkerung von Leoben sowie Anrainer und die betroffene Sied­lungsgemeinschaft haben sich mehrmals und mehrheitlich gegen die Pläne des Innen­ministeriums ausgesprochen. Es gibt diesbezüglich mehrere Bürgerinitiativen, die Par-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 254

teien des Leobener Gemeinderates haben mehrere Resolutionen und Petitionen gegen das Projekt beschlossen. Die Errichtung eine Bundesanhaltezentrums in Leoben ist si­cherheitspolitisch nicht zu verantworten. Einerseits besteht keine Notwendigkeit ein derartiges Zentrum in einer Stadt zu errichten, andererseits ist die verkehrstechnische Lage von Leoben denkbar ungünstig, zumal die Distanz zum Flughafen Wien-Schwe­chat 162 km, und zum Flughafen Graz-Thalerhof 77 km beträgt.

Als besonders bedenklich erscheint, dass die Bundesministerin für Inneres, wie sie es auch in der letzten Sitzung des Innenausschusses am 14.01.2009 zum Ausdruck ge­bracht hat, trotz der berechtigten Einwände und des Unsicherheitsgefühls der Leobe­ner Bevölkerung an diesem Projekt festhalten will, anstatt Alternativen zu prüfen.

Darüber hinaus ist dem Regierungsprogramm zu entnehmen, dass neben dem schon bestehenden Erstaufnahmestellen im Süden Österreichs eine „neue, zusätzliche EASt geschaffen“ werden soll.

Es müsste jedoch eigentlich das Ziel dieser Bundesregierung sein, sowohl den Zu­strom neuer Asylwerber massiv zu drosseln, als auch die Verfahren und damit die Auf­enthaltsdauer von Personen, die Asyl zu unrecht in Anspruch nehmen, massiv zu ver­kürzen. Alle diesbezüglichen Beteuerungen, die im Regierungsprogramm aufscheinen, erscheinen aber wenig glaubwürdig wenn gleichzeitig jedenfalls ein zusätzliches Erst­aufnahmezentrum errichtet werden soll.

In Kärnten, der Steiermark, im Burgenland sowie in Osttirol gibt es kein Verständnis für das angedrohte zusätzliche Erstaufnahmezentrum. In diesem Zusammenhang stellen die unterfertigten Abgeordneten nachstehenden

Entschließungsantrag

Der Nationalrat wolle beschließen:

„Die Bundesregierung, insbesondere aber die Bundesministerin für Inneres wird aufge­fordert, über die mit dieser Regierungsvorlage zu beschließenden Maßnahmen zu Er­höhung der Sicherheit von Reisedokumenten hinaus, eine Regierungsvorlage zur effi­zienteren Hintanhaltung und Kontrolle der illegalen Einwanderung, zur Reduzierung des Zustroms neuer Asylwerber, sowie der Verfahrensbeschleunigung vorzulegen, und von den Plänen für ein ,Schubhaftzentrum’ in der obersteirischen Bezirksstadt Leoben sowie von der Schaffung einer zusätzlichen Erstaufnahmestelle Süd für Asylwerber im Interesse der Bevölkerung in Kärnten und der Steiermark Abstand zu nehmen.“

*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fürntrath-Moretti. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


20.39.21

Abgeordnete Adelheid Irina Fürntrath-Moretti (ÖVP): Herr Präsident! Ich werde mich kurz halten. Herr Abgeordneter Grosz, ich war in den letzten Tagen wirklich sehr positiv von Ihnen überrascht und meine Sympathie für Sie ist immens gestiegen. Aber mit Ihrer schnoddrigen Wortmeldung heute, ich muss Ihnen ehrlich sagen, diese Sym­pathie ist wieder komplett weg, denn so geht es auch nicht, was Sie hier loslassen über ehemalige Regierungspartner. Wahrscheinlich wart ihr dann zu schwach dafür, dass ihr euch nicht durchgesetzt habt. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Ing. Westenthaler: Ihr habt es nicht kapiert!)

Und zum Rückgrat, Herr Abgeordneter Grosz: Ich bin schon 51 Jahre und habe sicher schon wesentlich mehr Rückgrat bewiesen, denn Sie müssen das erst tun. (Neuerli-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 255

cher Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Grosz: Soll ich Ih­nen das Wahlergebnis vom 28. September buchstabieren?)

Aber nun zum Inhalt dieses Passgesetzes. – Aus meiner Sicht wichtig sind die schon erwähnten Sicherheitsstandards und der Umstand, dass Missbrauch praktisch hintan­gehalten werden kann. Das ist ein ganz wichtiger Schutz, und ich bin sicher, dass Frau Bundesministerin Fekter auch alles daransetzen wird, dass die Zertifikate nur für jene Behörden ausgestellt werden, die sie auch wirklich brauchen, nämlich die Grenzkon­trollstellen. Ich glaube, dass durch dieses neue Passgesetz nicht nur Österreich, son­dern auch Europa sicherer werden wird. (Abg. Ing. Westenthaler: Jetzt auf einmal!)

Eine Anmerkung noch: Ich verstehe nicht, warum sich die Grünen immer so aufregen, wenn es um Datenschutz und Fingerprints geht. Herr Pilz fliegt zum Beispiel sehr ger­ne in die USA, und da macht es ihm überhaupt nichts aus, wenn er alle zehn Finger­prints hergeben muss. Es macht dem Herrn Abgeordneten Pilz auch nichts aus, wenn er geheime Informationen aus Untersuchungsausschüssen hinausgehen lässt. – Dan­ke schön. (Beifall bei der ÖVP.)

20.41


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Fazekas. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


20.41.27

Abgeordneter Hannes Fazekas (SPÖ): Geschätzter Herr Präsident! Frau Bundesmi­nisterin! Hohes Haus! Herr Westenthaler, ich bitte ganz kurz um Ihre Aufmerksamkeit! Sie zitieren so gerne, was Abgeordnete vor sieben Jahren gesagt haben – in der Zwischenzeit hat sich da ein wenig geändert. (Abg. Ing. Westenthaler: Was hat sich geändert?) Sie haben es gehört, es haben sich die Rahmenbedingungen geändert. (Abg. Ing. Westenthaler: Gar nichts hat sich geändert!)

Ich kann mich daran erinnern, dass Sie, Herr Westenthaler, einmal gesagt haben: Ich nehme den Hut, adieu! – Jetzt sind Sie wieder da – Sie halten sich auch nicht an das, was Sie sagen. (Heiterkeit und Beifall bei SPÖ und BZÖ.) Also ich würde nicht mit Stei­nen werfen, wenn ich im Glashaus sitze, und würde das doch ein wenig anders beur­teilen.

Wir haben schon gesagt, diese Gesetzesänderung fußt auch auf einer EU-Richtlinie. Ich denke, dass es wichtig und gut ist, dass dieses Dokument fälschungssicherer wird. Was mich ein bisschen verwundert bei den Freiheitlichen, aber auch beim BZÖ: Wenn wir über Sicherheit reden, reden Sie in erster Linie immer nur von Migration, von Mi­grantinnen und Migranten. (Abg. Strache: In den Häftlingsanstalten sehen wir leider ...! Über 85 Prozent Nichtösterreicher!) Wir dürfen nicht vergessen, es gibt auch andere Themen, mit denen wir uns im Zusammenhang mit der Sicherheit in unserem Land auseinandersetzen können.

Es gibt welche, die gefälschte Dokumente für Betrügereien, für Kreditbetrügereien ver­wenden, und es gibt auch welche, die mit gefälschten Dokumenten reisen, und daher ist es sehr gut, wenn es einen Reisepass gibt, der halbwegs fälschungssicher ist. Höchst fälschungssicher ist vor allem das österreichische Reisedokument; was übri­gens auch für sehr viele, ja für die meisten EU-Staaten zutrifft. Es gibt aber durchaus noch Probleme mit Dokumenten in anderen Ländern, und das bedeutet, dass wir, sehr wohl auch in Bezug auf die illegale Migration, danach trachten sollen, dass auch jene Länder, bei denen dieser Standard noch nicht eingeführt ist, diesen Standard in Zu­kunft aufweisen können, damit wir hier wirklich von einem einheitlichen Sicherheits­standard ausgehen können. Das ist, glaube ich, richtig, und das ist gut so.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte diese Gelegenheit auch dazu nüt­zen, mich bei all jenen zu bedanken (Abg. Ing. Westenthaler: Das macht aber norma­lerweise der Pendl! Bedanken tut sich der Pendl!), nämlich bei den Passbehörden, die


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 256

sich im Sinne einer öffentlichen Dienstleistung bemühen, den Bürgerinnen und Bürgern sehr kompetent und rasch Reisepässe auszustellen.

Ich möchte mich vor allem auch bei den Exekutivbeamtinnen und -beamten bedanken, die an den Grenzpolizeiinspektionen Dienst machen und hervorragende Spezialistin­nen und Spezialisten im Erkennen von gefälschten und verfälschten Reisedokumenten sind. Das zeugt von deren Erfahrung, das zeugt aber auch von deren Ausbildung. Es ist aber auch notwendig, Frau Bundesministerin, die erforderlichen Gerätschaften zur Verfügung zu stellen, damit diese gute Arbeit auch geleistet werden kann.

Ich glaube, die Vorlage ist ein sehr vernünftiges Werk, alle Themen sind besprochen worden. – Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPÖ.)

20.44


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Hagen. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


20.44.28

Abgeordneter Christoph Hagen (BZÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Minister! Hohes Haus! Ich möchte zur Kollegin von der ÖVP schon eines sagen: Es ist nichts Neues, dass unsereins Ideen einbringt und diese dann von der ÖVP Jahre später ver­wirklicht werden. Ich erlebe das in meiner Heimatgemeinde in Vorarlberg fast monat­lich: dass alte Anträge von uns wieder aufgegriffen und dann von der ÖVP als neue verkauft und verwirklicht werden. – Nun ja, man kann sich das Seinige dazu denken. (Beifall beim BZÖ.)

Meine Damen und Herren, ich finde es positiv, dass die Fingerabdrücke in die Reise­pässe hineinkommen. Das stellt eine massive Verbesserung der Sicherheit dar. Ich möchte auch erwähnen, dass gerade von der österreichischen Polizei sehr gute Doku­mentenfälschung schulende Beamte ihre Tätigkeit im Ausland ausüben. All das, was der Sicherheit dient, unterstützt diese Leute, die andere Polizeibehörden im Ausland schulen, denen ich hier einen besonderen Dank aussprechen möchte.

Meine Damen und Herren, die A-Card wird Ihnen vielleicht noch in Erinnerung sein – Peter Westenthaler ist auf das Jahr 2001 zurückgegangen –: Im Jahre 1999 wurden Fingerabdrücke in der sogenannten A-Card, analog zur Green Card in Amerika, ange­sprochen. Ich habe ein paar Zeitungsartikel von damals herausgeholt. Damals wurde von „Judenstern“ und was weiß ich was allem gesprochen, also eine wahnsinnige Dis­kussion. – Heute, Gott sei Dank, überhaupt kein Thema mehr. Wir wissen, dass wir in der Europäischen Union durch die offenen Grenzen in nicht mehr ganz so sicheren Ländern leben und dass es wichtig ist, hier Verbesserungen herbeizuführen.

Es ist im Großen und Ganzen schon alles gesagt worden, aber eines möchte ich hier doch noch anbringen: Ein großes Anliegen ist es mir, dass die e-card auch mit Finger­abdrücken ausgestattet wird, damit der Missbrauch, der laufend an der Tagesordnung ist, endlich unterbunden wird.

Wir werden diesem unseren langjährigen Antrag natürlich zustimmen, ich freue mich schon auf die Abstimmung. (Beifall beim BZÖ.)

20.47


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr Abgeordneter Johann Maier zu Wort gemeldet. Ich erinnere ihn an die Bestimmungen der Geschäftsordnung. – Bitte.

 


20.47.21

Abgeordneter Mag. Johann Maier (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Frau Bundes­ministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mein Vorredner hat behauptet, es käme bei der e-card laufend zu Missbrauch. – Das ist unrichtig!


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 257

Ich berichtige: Im Jahre 2007 gab es allein im Innenministerium nur in zwei Fällen straf­rechtliche Ermittlungen. Der Missbrauch war früher bei dem normalen Krankenschein um vieles, um das Hundertfache höher als bei der e-card. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.48


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort ist hiezu niemand mehr gemeldet. Ich schlie­ße die Debatte.

Wünscht der Herr Berichterstatter ein Schlusswort? – Das ist nicht der Fall.

Wir gelangen zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 42 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Danke. Das ist mehrheitlich so angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein diesbezügliches Zeichen. – Das ist ebenfalls mehrheitlich angenommen. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung ange­nommen. (Beifall beim BZÖ.)

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Kößl, Pendl, Vilimsky, Ing. Westenthaler, Kolleginnen und Kollegen betref­fend eine vergünstigte Ausstellung von Reisepässen für Kinder und Jugendliche unter 12 Jahren nach Änderung der diesbezüglichen EU-Verordnung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist einstimmig so angenommen. (E 7.)

Wir gelangen nunmehr zur Abstimmung über den Entschließungsantrag der Abge­ordneten Grosz, Kolleginnen und Kollegen betreffend die sofortige Abstandnahme vom Projekt eines „Schubhaftzentrums“ in Leoben sowie von der Errichtung einer weiteren Erstaufnahmestelle „Süd“.

Ich bitte jene Damen und Herren, die für den Entschließungsantrag sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist die Minderheit. Der Antrag ist somit abgelehnt.

20.50.124. Punkt

Bericht des Ausschusses für innere Angelegenheiten über den Antrag 270/A der Abgeordneten Günter Kößl, Otto Pendl, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Zivildienstgesetz 1986 geändert wird (43 d.B.)

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir kommen nun zum 4. Punkt der Tagesordnung.

Auf eine mündliche Berichterstattung wurde verzichtet.

Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Wöginger. Gewünschte Redezeit: 4 Minu­ten. – Bitte.

 


20.50.42

Abgeordneter August Wöginger (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundes­ministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Zivildienst ist mittlerweile – Gott sei Dank! – zu einer unverzichtbaren Säule in unserem Sozial- und Gesundheits­system, ja in unserer funktionierenden Zivilgesellschaft geworden. Im Jahre 2008 wa­ren rund 13 000 junge Männer in Österreich in den verschiedensten Bereichen für die österreichische Bevölkerung im Einsatz. Egal, ob im Rettungswesen, bei der Feuer-


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wehr, in Krankenhäusern, in Pflegeheimen, im Behindertenbereich, in der Lebenshilfe oder auch in der Landwirtschaft bis hin zu Schülerlotsen – der Zivildienst ist in der Ge­sellschaft positiv verankert, genießt mittlerweile hohe Akzeptanz; die Zivildiener werden von der Bevölkerung akzeptiert und respektiert.

Das war aber nicht immer so, meine Damen und Herren! Ich selbst war vor 15 Jahren Zivildiener beim Roten Kreuz; da hat die Sache noch etwas anders ausgesehen. – Außerdem stellt das eine absolute Win-Win-Situation für den Staat dar: Zum einen er­spart sich die öffentliche Hand Beträge in Millionenhöhe, zum anderen lernen die jun­gen Männer im Umgang mit hilfsbedürftigen Menschen unser Sozialsystem sehr gut kennen.

Daher ist die Erhöhung des Verpflegungsgeldes analog zum Bundesheer, die wir mit dieser Novelle beschließen, die Anhebung des Taggeldes von 13,60 € auf 16 € not­wendig und absolut gerechtfertigt. Der Dank, meine Damen und Herren, gilt unserer Frau Bundesministerin Dr. Fekter, die diese Verbesserung für die Zivildiener zur Um­setzung gebracht hat. Vor der Wahl angekündigt, nach der Wahl umgesetzt. – Danke, Frau Bundesministerin, für diese Initiative! (Beifall bei der ÖVP.)

Für die Zivildiener bedeutet dies ein Plus von 55 € pro Monat, was auch eine Maßnah­me gegen die Teuerung darstellt; etwas, das für die Zivildiener tatsächlich spürbar sein wird. Wichtig ist auch, dass die monatlichen Förderbeträge für die Trägerorganisatio­nen dementsprechend erhöht und angepasst werden.

Die monatliche Grundvergütung wurde ebenfalls per Verordnung der Frau Ministerin per 1. Jänner 2009 von 276 € auf 286 €, also um 10 €, angehoben. – Ebenfalls eine positive finanzielle Maßnahme für die Zivildiener.

Wir sollten auch einmal darüber nachdenken, ob wir in Zukunft diese Förderbeträge nicht jährlich valorisieren. Derzeit bleiben die Kosten ja bei den Trägern, wenn es um diese jährliche Anpassung geht.

Das Zivildienstgesetz, das ja aus dem Jahre 1986 stammt, wird uns auch in Zukunft beschäftigen, weil es natürlich dort und da Anpassungen geben muss. So zum Beispiel beim 15-jährigen Waffenverbot für Zivildiener, die nach dem Ableisten des Zivildienstes 15 Jahre lang nicht die Jagd ausüben und auch keinem Schützenverein beitreten kön­nen. Das ist heute nicht mehr zeitgemäß. Das hat früher einmal eine andere Begrün­dung gehabt, weil vor der Kommission bewusst von jedem Zivildiener gesagt werden musste, dass der Gebrauch einer Waffe verweigert wird. Das gibt es seit 15 Jahren nicht mehr, daher sollten wir darüber nachdenken.

Einige Punkte aus der Zivildienst-Reformkommission stehen ebenfalls noch zur Umset­zung an. Frau Bundesministerin, ich ersuche hier um Gespräche. Ich glaube, auch wir hier im Parlament, vor allem die Sprecher in diesem Bereich, sollten darüber nachden­ken, wie wir den Zivildienst weiterhin attraktiv gestalten und für die Zukunft modern um­setzen können.

Abschließend, meine Damen und Herren, möchte ich mich ganz herzlich bei allen Mit­arbeiterinnen und Mitarbeitern im Ministerium bedanken, die für den Zivildienst zustän­dig sind, bei der gesamten Mitarbeiterschaft in der Zivildienstserviceagentur, die her­vorragend arbeitet, auch für unser aller Interventionen in diesem Bereich – danke –, und zu guter Letzt, aber nicht zum Schluss bei allen Zivildienern, die in den verschie­densten Organisationen rund um die Uhr für unsere Bevölkerung im Einsatz sind – aus Hilfsbereitschaft und Liebe zum Menschen. Herzlichen Dank! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

20.54



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 259

Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Königsberger-Ludwig. Gewünschte Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 


20.55.11

Abgeordnete Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen des Nationalrats! Die Bundesregierung – das ha­ben wir gerade gehört – hat sich zum Ziel gesetzt, im Bereich des Zivildienstes Adap­tierungen durchzuführen. Ein wichtiger Schritt dabei ist, das Verpflegungsgeld für die Zivildiener anzuheben, und das wird heute mit dem vorliegenden Antrag erledigt. Das Verpflegungsgeld für Zivildiener wird von 13,50 € auf 16 € angehoben, und gleichzeitig wird auch für die Trägerorganisationen das Budget aufgestockt; das ist wichtig, weil ja die Zivildiener von den Trägerorganisationen bezahlt werden.

Ich bin überzeugt davon, dass diese Erhöhung ein sehr wichtiger Schritt ist, ein richti­ger Schritt ist, weil die Zivildiener einen sehr, sehr wertvollen Dienst an der Gesell­schaft leisten. Man muss sich vorstellen, Kolleginnen und Kollegen, rund 10 000 Zivil­diener leisten jährlich in rund 1 000 anerkannten Trägerorganisationen ihren Wehrer­satzdienst. Das ist ein sehr, sehr wichtiger Dienst an der Gesellschaft. Es ist uns heute allen längst bewusst, dass diese jungen Männer mit ihrer Arbeit maßgeblich zum Funk­tionieren des Tagesablaufs in vielen Hilfsorganisationen beitragen, sei es bei Rettungs­diensten, bei Hilfsorganisationen oder auch in Pflegeheimen. Die Zivildiener sind oft ein ganz wichtiger Bestandteil der Teams – ohne die Zivildiener wären viele Bereiche ein­fach nicht mehr zu bewerkstelligen. Das ist uns allen bewusst.

Ich denke, diese Wichtigkeit, diese wertvolle Arbeit muss sich auch in den Rahmenbe­dingungen, die die Politik zu schaffen hat, widerspiegeln. Es ist meiner Meinung nach unsere Pflicht, Rahmenbedingungen zu schaffen, die für den Zivildienst gut sind, die für die Zivildiener in Ordnung sind. Ein Punkt dabei ist eben auch die angemessene fi­nanzielle Abgeltung von Zivildienern.

Es gibt aber auch noch andere Punkte – Kollege Wöginger hat das bereits angespro­chen –, die wir im Bereich des Zivildienstes diskutieren sollten, die wir alle gemeinsam beraten sollten, wenn wir weiterhin wollen, dass der Zivildienst für junge Männer auch attraktiv bleibt. Ich denke, der Nutzen für den einzelnen Menschen, für den einzelnen jungen Mann ist ein ganz, ganz großer. In vielen Gesprächen mit jungen Zivildienern – das wird Ihnen allen so gehen – kann man auch erkennen, dass auch sie selbst diese Arbeit in Pflegeheimen, in Rettungsorganisationen, in Hilfsorganisationen als sehr wert­voll erleben. Viele kommen zum ersten Mal in ihrem Leben mit älteren, mit pflegebe­dürftigen Menschen in Berührung und erleben diesen Dienst als durchaus sehr intensiv und auch sehr stark prägend für ihre eigene Persönlichkeit.

Wir sollten seitens der Politik in diese Richtung Signale setzen. Wir sollten Zeichen set­zen, dass sich die Zivildiener auch in Zukunft von der Politik, von uns allen wertge­schätzt fühlen. Vielleicht können wir in Zukunft auch darüber diskutieren, ob diese Zeit, die Zivildiener bei ihrem Zivildienst verbringen, für etwaige nachfolgende Berufsausbil­dungen im Pflegebereich, aber auch im Behindertenbereich angerechnet werden kön­nen. Das wäre ein Punkt, den man mit überlegen kann, den wir gemeinsam überlegen und diskutieren können, um den Zivildienst noch attraktiver zu machen.

Ich möchte zum Schluss vor allem den Zivildienern recht herzlich danken, die meiner Meinung nach – und das erlebe ich oft bei Besuchen in Pflegeheimen – sehr viel in die­sen Einrichtungen leisten, auch über das eigentliche Anforderungsprofil hinaus, die sich wirklich mit ihrem ganzen Einsatz, mit ihrem ganzen Herzen dieser großen Aufga­be widmen. Ich möchte dafür wirklich herzlich Danke sagen, vor allem auch dafür, dass doch immer wieder viele junge Männer nach Ableistung des Zivildienstes weiterhin bei Rettungsdiensten und auch in Pflegeheimen freiwillig Arbeit leisten. Ich denke, ge-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 260

schätzte Kolleginnen und Kollegen, gerade im Rettungsbereich wird es wichtig sein, in Zukunft auch Freiwillige zu finden, und wenn das Interesse dafür über den Zivildienst geweckt wird, dann, denke ich, haben wir zwei Fliegen auf einen Schlag erlegt, weil einerseits ein großer Dienst an der Gesellschaft getan wird und andererseits die Frei­willigenarbeit auch weiterhin durchgeführt werden kann. (Beifall bei der SPÖ.)

20.59


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Ing. Hofer. Gewünschte Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 


21.00.00

Abgeordneter Ing. Norbert Hofer (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Frau Bundes­minister! Meine Damen und Herren! Gleich vorweg: Als ich meinen Wehrdienst abge­leistet habe, war es so – das muss ich zugeben –, dass Zivildiener bei uns keine große Anerkennung hatten. Wir haben uns freiwillig einjährig gemeldet, haben das mit großer Begeisterung getan, und damals gab es ja auch noch die Gewissensfrage, die auch Bundesminister Darabos vortragen musste, nämlich den Dienst mit der Waffe aus Ge­wissensgründen nicht durchführen zu können. (Präsidentin Mag. Prammer übernimmt wieder den Vorsitz.)

Es hat sich dann – und das hat mich in meiner Meinung damals bestärkt – ein guter Freund von mir, der immer sehr der SPÖ zugeneigt war oder eher den Grünen, also ir­gendwo in diesem Bereich angesiedelt war, zum Zivildienst gemeldet und wurde dann den „Kinderfreunden“ zugeteilt, und er hat bei den „Kinderfreunden“ Telefondienst ver­sehen und musste sich mit „Freundschaft“ am Telefon melden, und er wurde auch ein­geteilt, für den 1. Mai die Fahnen vorzubereiten. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Dieser junge Mann, der immer auf Ihrer Seite war, hat dann nie mehr SPÖ gewählt – er war derartig schockiert von diesem Dienst dort, dass er sich eben von diesem linken Bereich abgewandt hat.

Aber, meine Damen und Herren, wir haben auch etwas anderes erlebt. Ich habe erlebt, etwa am „Weißen Hof“, dass dort Zivildiener einen Dienst machen, der wirklich hart ist, physisch und psychisch hart ist. Es werden auch beim Roten Kreuz Zivildiener einge­setzt, sodass wir erkennen müssen, dass in Wirklichkeit ohne Zivildiener heute der Be­trieb bei Blaulichtorganisationen stehen würde. Daher ist es ganz, ganz wichtig, diese Zivildiener auch zu unterstützen.

Ich habe meine Meinung, die ich mir damals in meinem einjährigen Freiwilligenjahr ge­bildet habe, mittlerweile revidiert. Für mich sind Zivildiener sehr engagierte junge Men­schen, die bereit sind, einen sozialen Beitrag für unsere Heimat Österreich zu leisten, und dafür gebührt großer Respekt und große Anerkennung, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

Es ist allerdings schade, dass es im Bereich Zivildienst noch nicht alle Möglichkeiten für junge Frauen gibt. Sie wissen, dass Frauen heute, wenn sie sich für den Militär­dienst entscheiden, dort alle Chancen haben, dass Frauen, die dort aktiv sind, wirklich sehr gute Karrierechancen haben, bis hinauf in den Generalstab, dass aber beim Zivil­dienst, obwohl es eingeschränkt auch die Möglichkeit gibt, noch nicht alle Möglichkei­ten für junge Frauen gegeben sind.

Ich glaube, dass die freiwillige Möglichkeit für den Zivildienst wirklich vorgesehen wer­den muss, weil ich der Ansicht bin, dass die Ableistung des Zivildienstes bei Pflegeor­ganisationen, beim Roten Kreuz für viele junge Menschen, die mit dem Gedanken spielen, später vielleicht einmal in einen Pflegeberuf einzusteigen, eine wichtige Basis dafür schafft und sehr von Vorteil ist, wenn man diesen Beruf dann tatsächlich ergreift.


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Meine Damen und Herren, wir müssen uns aber auch darüber Gedanken machen, was wir für Blaulichtorganisationen insgesamt tun können. Wir müssen diese Organisatio­nen unterstützen, weil man in vielen dieser Bereiche wie beispielsweise dem Roten Kreuz heute vor dem finanziellen Ende steht und nicht mehr in der Lage ist, jene Leis­tungen zu bieten, die wir tatsächlich auch in unserer Zivilgesellschaft benötigen.

Das gilt aber auch für die Feuerwehren, meine Damen und Herren! Wenn wir in allen Gemeinden Österreichs eine Berufsfeuerwehr aufrechterhalten müssten, dann könnten wir uns alle das nicht leisten. Das heißt, es wäre notwendig, dass zumindest die An­schaffung jener Gerätschaften, die dem Einsatz dienen, bei der Feuerwehr etwa diese Bergegeräte, um Verletzte aus dem Auto rausschneiden zu können, von der Mehrwert­steuer befreit wird beziehungsweise dass die Republik, dass die öffentliche Hand in diesem Bereich die Mehrwertsteuer rückerstattet. Das wäre eine ganz, ganz wichtige Maßnahme. (Beifall bei der FPÖ.)

Oder dass wir bei der Absetzbarkeit der Spenden, die wir jetzt diskutiert haben, weiter gehen und sagen, alle Organisationen, die die Voraussetzungen erfüllen, um das Spendengütesiegel zu erhalten, sollen auch die Möglichkeit haben, hier unterstützt zu werden, damit der freie Bürger selbst entscheiden kann, unterstütze ich die Feuerwehr, unterstütze ich das Rote Kreuz, unterstütze ich die Kinderfreunde, wen auch immer. Das soll eben der Bürger, der mündige Bürger selbst entscheiden, meine Damen und Herren, und ich hoffe, dass wir hier einen Schritt weiter gehen.

Ganz zum Schluss: Kollege August Wöginger hat angeführt, dass es eine gute Idee wäre, die Leistungen jährlich zu valorisieren. Ich bin auch dieser Meinung, füge aber an, dass ich erst dann dieser Maßnahme zustimmen würde, wenn sichergestellt ist, dass auch alle Familienleistungen jährlich valorisiert werden und dass auch das Pfle­gegeld jährlich wertangepasst wird. (Beifall bei der FPÖ.)

21.04


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Hagen ist der nächste Red­ner. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 3 Minuten. – Bitte.

 


21.04.40

Abgeordneter Christoph Hagen (BZÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Frau Minister! Hohes Haus! Ich gestehe ein, ich war früher, zu meiner Bundesheerzeit, auch jemand, der den Zivildienst ein bisschen mit Argusaugen gesehen hat. Ich muss gestehen, mei­ne Meinung hat sich diesbezüglich total geändert. Heute, auch nachdem mein Sohn vor kurzem selbst Zivildienst bei der Rettung gemacht hat, sehe ich das mit ganz ande­ren Augen.

Ich habe gesehen, wie viel Gutes hier von Zivildienern geleistet werden kann, was sich die Gesellschaft in der heutigen Zeit aus finanziellen Gründen sonst gar nicht mehr leisten könnte. Der Zivildienst ist unheimlich wertvoll bei Rettungsorganisationen und in vielen anderen Bereichen, Altenheimen und so weiter.

Ich habe auch positiv festgestellt – und das ist vorhin auch schon angesprochen wor­den –, dass diese jungen Leute, die bei der Rettung den Zivildienst verbracht haben, dann freiwillig bei diesen Rettungsorganisationen bleiben und damit einen unheimlich großen Beitrag für die Gesellschaft leisten. Das kann man nur sehr, sehr positiv erwäh­nen und sich bei diesen jungen Leuten wirklich herzlich bedanken. (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich glaube, dass auch aus diesem Grund diese Erhöhung der finanziellen Mittel ge­rechtfertigt ist, denn diese sind wirklich nicht rosig. Bei meinem Sohn und bei seinen Kollegen habe ich es genau gesehen, die haben wirklich nicht viel Geld zur Verfügung, müssen sich zu Mittag ein Essen kaufen, wenn sie auswärts ihren Zivildienst leisten,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 262

können also nicht auf das „Hotel Mama“ zurückgreifen und haben doch einige Kosten zu tragen. Ich glaube, dass es deswegen gerechtfertigt ist, diesen Betrag anzuheben.

Ich möchte aber trotzdem ein bisschen kritisch bemerken, nachdem wir mit den zwei Ämtern jetzt einen sogenannten Wehrsportminister haben, dass der Herr Minister Da­rabos damals, soweit mir bekannt ist, seinen Zivildienst in einem sozialistischen Stu­dentenheim abgeleistet hat. Das ist meiner Ansicht nach eigentlich ein Missbrauch des Ganzen und sollte nicht vorkommen. Aber nichtsdestotrotz stimmt unsere Fraktion die­sem Antrag natürlich gerne zu. (Beifall beim BZÖ.)

21.07


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Abgeordnete Windbüchler-Souschill ist die nächste Rednerin. Redezeit: 6 Minuten. – Bitte.

 


21.07.12

Abgeordnete Tanja Windbüchler-Souschill (Grüne): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Das Interesse am Zivildienst ist die Gewissensfreiheit, und alle Männer, die aus ihrer Gewissensfreiheit heraus nicht den Dienst mit der Waffe, sondern anstatt dessen den Zivildienst leisten, sind ganz klar die Stütze dieses Sozialsystems, die Stütze des Wohlfahrtsstaates. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten der SPÖ.) – Danke.

Unmengen an Billigstarbeitsstunden werden hier geleistet. Ich habe gerade vom Kolle­gen Wöginger gehört, dass es 13 000 Zivildiener im Jahr 2008 waren. Das sind Un­mengen an Billigstarbeitsstunden für das Sozialsystem, und es war wirklich an der Zeit, die Erhöhung des Verpflegungsgeldes vorzunehmen und die Sicherheit der Rechtsträger zu gewährleisten.

Zu Gesprächen über eine Adaptierung bin ich jederzeit bereit. Ich bin für die jährliche Valorisierung, aber wir Grüne sind auch für die Verkürzung des Zivildienstes. Ein ganz klares Nein gibt es zur Öffnung des Zivildienstes für Frauen, weil ganz klar ist, wir le­ben in einer Gesellschaft, in der gerade Frauen noch immer die Pflichten von Haushalt, von Betreuung, von Pflege übernehmen müssen, noch immer müssen. (Abg. Scheib­ner: Aber das wollen Sie doch nicht!)

Deshalb wäre die Öffnung des Zivildienstes für Frauen ganz, ganz kontraproduktiv für das Rollenklischee der Frau in unserer Gesellschaft. – Danke. (Beifall bei den Grü­nen. – Abg. Scheibner: Aber das ist gerade das Rollenklischee!)

21.09


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Frau Bundesministerin Dr. Fekter hat sich zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Ministerin.

 


21.09.04

Bundesministerin für Inneres Mag. Dr. Maria Theresia Fekter: Meine sehr verehr­ten Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Präsidentin! Wir erhöhen hier nicht das Ver­pflegungsgeld, sondern wir regeln hier die Förderungen für die Träger. Es ist so, dass zur Auszahlung des Verpflegungsgeldes die Rechtsträger verpflichtet sind, eine Erhö­hung des Verpflegungsgeldes für die Zivildienstleistenden passiert durch eine Verord­nung des Innenministeriums. Diese Erhöhung würde die gemeinnützigen Organisatio­nen treffen, und daher schaffen wir zuerst den Ausgleich für die Förderungen der ge­meinnützigen Organisationen. Und dann kommt die Verordnung für die Erhöhung des Verpflegungsgeldes; beides soll zeitgleich in Kraft treten.

Je nach Tätigkeitsfeld des Rechtsträgers beträgt die Förderung, das sogenannte Zivil­dienstgeld, derzeit 580 € und wird angehoben auf 635 €, bei den anderen Rechtsträ­gern, wo sie derzeit 390 € beträgt, auf 445 €. Bei jenen Rechtsträgern, die keine Förde-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 263

rung diesbezüglich bekommen, aber dem Bund, also der Zivildienstagentur eine Zah­lung leisten, wird die Zahlungsverpflichtung von 150 € auf 95 € reduziert.

Damit ist dann der Weg frei für die Verpflegsgeldverordnung, dass wir den Rechtsträ­gern sozusagen auch einen Rahmen vorgeben können, wie sie die Verpflegungsgelder auszuzahlen haben. Der Höchstbetrag wird dann bei 16 € am Tag liegen; im Durch­schnitt oder in der Regel sind es dann in Zukunft 12 €. Das Bundesministerium kostet das in etwa 5,8 Millionen € im Jahr. Das setzt sich zusammen aus Mehrausgaben von 4,6 Millionen € für die Förderungen sowie aus Mindereinnahmen von 1,2 Millionen €, weil wir die Zahlungsverpflichtungen kürzen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, lassen Sie mich noch etwas erwähnen: Das Innenministerium richtet jedes Jahr den Zivildienst-Award aus. Wir ehren hiemit be­sondere Verdienste von Zivildienern in ihren Organisationen, das heißt, pro Land ermit­teln wir einen Landessieger und einmal im Jahr einen Bundessieger. Wir hatten heuer einen Bundessieger, der sich nicht nur als Zivildiener ganz besonders bewährt hat, sondern auch auf ganz besondere Art und Weise Leben gerettet hat.

Ich sage das deshalb hier an dieser Stelle, weil Sie jene Multiplikatoren sind, die in den Organisationen, denen Sie nahestehen, diesen Zivildienst-Award anregen können. Meine Damen und Herren, motivieren Sie Ihre Trägerorganisationen, uns Zivildiener zu nennen, die sie für diesen Award nominieren!

Ich meine, die jungen Männer haben es sich verdient, dass ihre herausragende Leis­tung sozusagen auch vor den Vorhang geholt wird, dass sie geehrt werden, dass sie mediale Aufmerksamkeit genießen und dass ihre Leistung als Vorbild für die anderen Zivildiener und überhaupt für die Jugend in der Gesellschaft auch in der Öffentlichkeit publik gemacht wird. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich bitte Sie, das in Ihren Trägern publik zu machen, sodass wir für 2009 entsprechen­de Nominierungen erhalten. – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

21.13


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Singer zu Wort. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


21.13.36

Abgeordneter Johann Singer (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Frau Bundesministerin Dr. Fekter hat ja bereits sehr ausführlich über den Inhalt dieser Zivildienstgesetz-Novel­le referiert, daher möchte ich nur sagen: Ich begrüße die Abfederung für die einzelnen Rechtsträger und freue mich, dass nach der Anhebung des Tageskostgeldes für Grundwehrdiener per 1. Jänner 2008 auch das Verpflegungsgeld für Zivildiener aufge­stockt wird, denn, sehr geehrte Damen und Herren, die Arbeit unserer Zivildiener ist ausgezeichnet. Die hervorragenden Leistungen der Trägerorganisationen in unserer Gesellschaft sind ohne Zivildiener oftmals nicht mehr denkbar.

Ich selbst konnte Zivildiener beim Roten Kreuz und in Altenpflegeheimen erleben und ebenso, dass Zivildienst keine einseitige Leistungserbringung ist, sondern eine sinn­stiftende Tätigkeit für junge Männer, die ihre persönliche Weiterentwicklung fördert.

Herzlichen Dank an alle Zivildiener in unserem Land! Sie leisten unverzichtbare Diens­te, besonders für die Alten, Kranken und sozial Schwachen. Ein herzliches Danke auch der Zivildienstserviceagentur, die ich als kompetente, unbürokratische und zielorientier­te Behörde kennenlernen konnte, die aber auch die Mitbestimmung der Zivildienst­pflicht hinsichtlich des Tätigkeitsbereiches beziehungsweise der Einsatzregionen for­ciert.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 264

Noch ein Wort zu den Rechtsträgern: Gemeinnützige Organisationen sind nicht nur angewiesen auf Zivildienstleistende und freiwillige Helfer, sondern auch auf Mitglieder und finanzielle Unterstützer. Ganz in diesem Sinne hat daher Vizekanzler Finanzminis­ter Josef Pröll mit der Einbeziehung mildtätiger Organisationen – und damit auch des Roten Kreuzes – in die Spendenabsetzbarkeit ein wichtiges Signal gesetzt. Gerade un­ter wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen brauchen diese Organisationen die öffentliche Unterstützung, um ihre Aufgaben in unserer Gesellschaft leisten zu können.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, dass es gelingt, die formalen Bedingungen so zu gestalten, dass sowohl eine bürger- als auch eine organisationsfreundliche Abwick­lung möglich ist.

Sehr geehrte Damen und Herren, mit den angesprochenen Punkten werden im Sinne einer gut funktionierenden Gesellschaftspolitik wichtige Maßnahmen getroffen. Ich be­danke mich sehr herzlich bei den hiefür zuständigen Ministern: bei Bundesministerin Dr. Fekter und Vizekanzler Josef Pröll. – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abge­ordneten der SPÖ.)

21.16


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Heinzl. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


21.16.40

Abgeordneter Anton Heinzl (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Minister! Ho­hes Haus! Es ist wahr: Unsere Zivildiener leisten für die österreichische Gesellschaft wirklich unbezahlbare Dienste. Wir haben es ja bereits gehört: In 930 Einrichtungen en­gagieren sich Zivildiener im Rettungsdienst, in der Altenpflege, aber auch in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie – was auch nicht unwichtig ist – im Umweltschutz.

Der Zivildienst ist mittlerweile eine unverzichtbare Säule im Sozialstaat Österreich. Vie­les, was für uns selbstverständlich ist – so zum Beispiel der Schülerlotse, der unseren Kindern sicher über die Straße hilft –, wäre ohne den Einsatz von Zivildienern nicht möglich. Deshalb möchte ich mich von dieser Stelle aus bei allen Zivildienern für ihren Einsatz, für ihre Arbeit wirklich herzlich und aufrichtig bedanken.

Die jungen Männer sind aber nur eine Gruppe der Partnerschaft Zivildienst; ohne die professionelle Arbeit der 930 Zivildienstorganisationen wäre Österreich, wie ich meine, um vieles ärmer. Wir sehen die Arbeit dieser Organisationen aber leider oft als selbst­verständlich an. Jeder denkt, es ist normal, dass mitten in der Nacht oder am Wochen­ende die Rettung sofort kommt, wenn sie gerufen wird, es ist normal, dass ältere oder pflegebedürftige Menschen in professionellen Einrichtungen rund um die Uhr betreut werden.

Staat und Gesellschaft profitieren enorm vom Zivildienst, aber auch die jungen Männer und die Zivildienstorganisationen können nur gewinnen. Im Idealfall bedeutet die Part­nerschaft Zivildienst eine Win-win-Situation für alle.

Junge Erwachsene lernen in der Arbeit für andere und für die Gesellschaft den Wert von Solidarität. Die Organisationen können durch Zivildiener die leider oft fehlende Ar­beit von Freiwilligen zumindest zum Teil wettmachen. Die österreichischen Zivildiener und die Organisationen, bei denen sie arbeiten, leisten gemeinsam Enormes für den Sozialstaat Österreich.

Sehr geehrte Damen und Herren! Hohes Haus! Es freut mich wirklich aufrichtig, dass alle fünf in diesem Haus vertretenen Parteien der notwendigen und richtigen Erhöhung des Verpflegungsgeldes zustimmen werden. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ.)

21.19



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 265

Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Ober­nosterer. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


21.19.35

Abgeordneter Gabriel Obernosterer (ÖVP): Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich glaube, es wurde von meinen Vorrednerinnen und Vor­rednern wirklich schon alles gesagt. Über 30 Jahre Zivildienst, das hat sich bewährt. Diese nunmehrige Anpassung ist notwendig; zirka 12 800 Zivildiener waren es im Jahr 2008. Dem gegenüber stehen im Dienst mit der Waffe zirka 22 000 junge Men­schen – und man wird auch dort schauen, dass es auch in diesem Bereich zu Anpas­sungen kommt.

Der Meinung der Kollegin von der grünen Fraktion, den Zivildienst zu verkürzen, sind wir nicht, denn wir wissen, wie wichtig dieser ist. Ich glaube, man kann hier sozusagen den Spruch wieder einmal verwenden: Irgendwann im Leben sollte man auch sagen: Was kann ich für den Staat machen?, man muss nicht immer sagen: Was kann der Staat für mich machen? Das gehört dazu bei einem Sozialstaat, das gehört dazu, wenn es um unsere Sicherheit geht.

Da ich gerade bei dem Thema „Sicherheit“ bin und vorhin auch das Thema „Asylwer­ber-Erstaufnahmestelle“ angesprochen wurde, möchte ich sagen – und jeder, der mich kennt, weiß, wie ich zu diesem Thema stehe –: Das ist kein Thema von Kärnten, das ist kein Thema von der Steiermark, sondern das ist ein Thema, das ganz Österreich betrifft. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Mag. Darmann: Gegen die Parteilinie der ÖVP Kärnten!)

Ich möchte auch einmal Folgendes ganz klar sagen: Wir sind in Sachen Sicherheit nicht nur für einzelne Bundesländer zuständig, auch wenn wir von dort kommen und die Interessen von diesen vertreten, sondern wir sind als Nationalrat laut Verfassung diesem Staat verpflichtet!

Ich möchte darauf hinweisen, dass die Zahl der Asylantenanträge von 39 000 auf zirka 12 000 zurückgegangen ist. Es gibt Verträge mit sämtlichen Bundesländern. Wenn alle Bundesländer diese Verträge einhalten würden und wenn wir zusammen danach trach­ten würden, dass wir dieses Thema in den Griff bekommen – und da möchte ich Ihnen, Frau Ministerin, wirklich dazu gratulieren, wie Sie das angehen –, dann bräuchten wir meiner Meinung nach in Österreich keine neue Erstaufnahmestelle. Davon bin ich fest überzeugt.

Ich muss auch noch eines sagen: Es ist abzulehnen, was in Kärnten passiert ist, näm­lich, dass die Asylantragsteller aus einem anderen Lager herauskommen und irgend­wohin auf die Alm geschickt werden und dann von dort verschwinden und unbeaufsich­tigt im Lande herumlaufen. So darf die Sicherheitspolitik dieses Staates nicht aus­schauen! (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe beim BZÖ.)

Wir treten dafür ein, dass die Leute, die nach Österreich kommen und hier um Asyl an­suchen, dorthin kommen, wo sie unter Aufsicht sind, und dass wir dafür die Verantwor­tung tragen, und das soll in einem Ausmaß geschehen, das das Land verträgt. – Dan­ke schön. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Scheibner: Wo sind sie denn nicht unter Auf­sicht? Was reden Sie da? Solch ein Unsinn!)

21.22


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Lueger zu Wort. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


21.22.41

Abgeordnete Angela Lueger (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte Damen und Herren des Hohen Hauses! Das Zivildienst-


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gesetz wurde 1986 beschlossen, aber die Akzeptanz, welche die Zivildiener heute ha­ben und die auch heute hier im Hohen Haus einhellig zum Ausdruck gebracht wurde, gab es nicht immer in diesem Ausmaß. Früher wurden sie belächelt, man hat aber sehr rasch erkannt, dass speziell diese jungen Menschen eine zentrale Aufgabe in der Ge­sellschaft übernehmen, und zwar im Dienst der Rettungsorganisationen, der Feuer­wehren, der Sozial- und der Pflegeeinrichtungen sowie karitativer Organisationen.

Die Dienste, welche diese jungen Männer dort leisten, stellen eine solide Stütze im So­zialbereich dar und sind zu einem unverzichtbaren Teil der Zivilgesellschaft geworden. Die Akzeptanz in der Bevölkerung sowie die ständig steigende Zahl der Tätigkeitsfelder zeigen den großen Wert und die Anerkennung ihrer Leistung für die Allgemeinheit. Die Rechtsträger dieser Einrichtungen haben dafür Sorge zu tragen, dass die Zivildiener angemessen verpflegt werden. Dieser Begriff „angemessen“ war schon einmal ein Punkt einer Diskussion von mehreren Jahren, wo in Folge der Verfassungsgerichtshof festgestellt hat, dass die 6 €, die damals pro Tag ausbezahlt wurden, deutlich zu wenig sind, und er gab eine Orientierungshilfe aus, wonach Zivildiener in Hinkunft 13,60 € als Verpflegungsgeld bekommen sollen, was jenem Betrag entspricht, den Wehrdienst Leistende erhalten.

Das Taggeld für Grundwehrdiener ist bereits mit 1. Jänner 2008 angehoben worden, für Zivildiener gab es jedoch diesbezüglich noch keine Regelung. Mit dieser großen Ungleichheit konfrontiert, war es Bundesrat Albrecht Konecny, dem es ein großes An­liegen war, dass es zu einer Änderung im Zivildienstgesetz kommt. Und dankenswer­terweise ist es auf Grund seiner Initiative garantiert, dass die Zivildiener früher als vor­gesehen zu einem höheren Verpflegungsgeld kommen.

Die jetzige Vorlage regelt, wie die Frau Ministerin bereits gesagt hat, einerseits die er­höhte Förderung des Bundes an die Rechtsträger und enthält andererseits die Bestim­mung, für jene Vereine, die keine Förderung erhalten, die an den Bund zu bezahlende Vergütung zu reduzieren, um die Mehrkosten für die Rechtsträger abzufedern.

Diese jungen Männer leisten großartige Arbeit. Dafür gebührt ihnen wirklich Dank. Dank alleine ist jedoch nicht genug. In diesem Sinne darf ich noch zusätzlich zu dem einstimmig angenommenen Entschließungsantrag, den wir im Ausschuss gefasst ha­ben, Ihre Wortmeldung, Frau Bundesministerin, begrüßen, in welcher Sie noch einmal bekräftigt haben, dass Sie die Verordnung so rasch wie möglich oder sogar gleichzeitig mit dem Inkrafttreten des Gesetzes erlassen werden. Dafür möchte ich Ihnen im Vo­raus danken. Wir werden dieser Vorlage natürlich auch zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)

21.26


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Plessl zu Wort. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


21.26.22

Abgeordneter Rudolf Plessl (SPÖ): Sehr geehrte Präsidentin! Geschätzte Ministerin! Hohes Haus! Ich möchte zuerst eine Klarstellung anbringen: Kollege Lausch hat in sei­ner ersten Rede – er ist leider jetzt nicht hier im Plenum – eine Unterscheidung vorge­nommen bei den Abgeordneten, die den Polizeiberuf ausüben, und zwar in brave, en­gagierte Polizisten, die bei der FPÖ zu finden sind, weil sie nur eine Dienstfreistellung in Anspruch nehmen, und in die anderen. Diese sind angeblich die faulen, weil sie eine Außerdienststellung und den Entfall der Bezüge in Anspruch nehmen.

Ich habe mir die Frage gestellt: Welche Motive hat ein Abgeordneter, eine solche Aus­sage zu tätigen? Ich habe folgende Ursachen beziehungsweise Motive gefunden: Ers­tens einmal sind wir beide bei der Nationalratswahl 2008 Spitzenkandidaten vom Re-


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 267

gionalwahlkreis Weinviertel gewesen. Wir haben aber – und das möchte ich ganz klar sagen – nie bei einer Wahlveranstaltung miteinander gesprochen, noch bis jetzt ein Gespräch geführt. Wie er da eine Unterscheidung von Personen durchführen kann, ist mir schleierhaft.

Der nächste Grund für diese seine Aussage sind Begebenheiten im Bezirk Gänsern­dorf. In meinem Bezirk Gänserndorf sind nämlich mehrere FPÖ-Parteiausschließungs­verfahren durchgeführt worden. Der FPÖ-Bezirksobmann und vier weitere Bezirksmit­glieder wurden von der Partei ausgeschlossen. (Ruf bei der FPÖ: Das stimmt nicht!) – Das stimmt schon! – Der Nachfolger ist sogar von sich aus zurückgetreten. Das In­teressante daran ist der Grund, warum er ausgeschlossen worden ist: Das war die Auf­nahme eines BZÖ-Politikers in die FPÖ.

Das ist nicht meine Aussage, sondern die Aussage des Herrn, der ausgeschlossen worden ist. (Abg. Mag. Stadler: Zur Sache!) Ich habe auch die diesbezüglichen Me­dienberichte hier, da können Sie das Ganze nachlesen.

Aber ich glaube trotzdem nicht, dass das der Grund war, warum er sich zu solch einer Aussage hat hinreißen lassen. (Abg. Mag. Stadler: Zur Sache!) Ich glaube, der tat­sächliche Grund dafür ist die mangelnde Kenntnis der gesetzlichen Vorschriften. Denn: Im § 17 Beamten-Dienstrechtsgesetz ist ganz klar geregelt, was ein Exekutivbeamter machen kann. Da gibt es zwei Möglichkeiten: die Dienstfreistellung und die Außer­dienststellung.

Tatsache ist: Ich habe deswegen eine Außerdienststellung in Anspruch genommen, weil ich der Meinung bin, dass ich meinen Kollegen besser helfen kann, wenn ich hier im Parlament aktiv mitarbeite und im Ausschuss für innere Angelegenheiten meine Meinungen einbringe.

Nun komme ich zum eigentlichen Thema: Die Anhebung des Verpflegungsgeldes für Zivildiener ist ein wichtiger Bestandteil für das Weiterbestehen des Zivildienstes. Gera­de in meinem Bundesland Niederösterreich hat sich die Zahl der Zivildiensterklärungen sehr stark erhöht, und zwar von 1 638 im Jahr 2005 auf 2 518 im Jahr 2007. Das ist eine Steigerung um fast 54 Prozent in zwei Jahren.

Viele Zivildiener sind im Rettungswesen, in der Behindertenhilfe und in der Alten- und Krankenpflege tätig. Besonders erwähnen möchte ich hier aber, dass der Bund durch die Übernahme der Kosten dafür gesorgt hat, dass es zu keiner zusätzlichen finanziel­len Belastung dieser Organisationen kommt. – Danke. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Ing. Schultes.)

21.29


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Scheibner gelangt nun zu Wort. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


21.29.39

Abgeordneter Herbert Scheibner (BZÖ): Frau Präsidentin! Auf die Ausführungen meines Vorredners gehe ich besser nicht ein, denn sonst kommt er hier noch einmal heraus und erzählt uns das Ganze ein zweites Mal, und das wollen wir denn doch alle nicht. Ich gehe lieber auf den Debattenbeitrag des Kollegen Obernosterer ein und muss sagen: Seine Rede hat mich schon etwas verwundert. Aber wenn man sich die Wahlergebnisse der ÖVP in Kärnten ansieht, dann sind seine Ausführungen hier doch nicht verwunderlich, denn bei der Parteilinie, nach der ihr agiert, so abgehoben von den Wünschen der Bevölkerung, ist es kein Wunder, dass ihr in Kärnten keine Wähler habt. (Beifall beim BZÖ.)

Ihr solltet euch mehr darum kümmern, dass man die klaren Bestimmungen des Geset­zes umsetzt, dass Asyl nur dort zu gewähren ist, wo es auch wirklich Asylgründe gibt,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 268

und dass dort, wo Missbrauch betrieben wird, abzuschieben ist, und zwar rasch, und dass auch zu verhindern ist, dass Asylwerber straffällig und damit zu einer Gefahr für die Bevölkerung werden. Das ist, lieber Kollege, die Aufgabe eines Nationalratsabge­ordneten, egal, aus welchem Bundesland er kommt. Das gilt auch für die Österreichi­sche Volkspartei in Kärnten. (Beifall beim BZÖ.)

Wenn ich schon bei der Volkspartei bin ... (Abg. Hörl: ... staatsmännisch!) Was heißt „staatsmännisch“? Es ist ganz einfach notwendig, dass man dafür sorgt, dass Asylwer­ber, die straffällig sind, nicht weiter zu einer Gefahr für die Bevölkerung werden. (Beifall beim BZÖ.)

Man soll die Asylverfahren rasch durchführen und denen, die Asyl brauchen, auch wirklich Unterstützung geben, aber diejenigen, die das Asylrecht missbrauchen, rasch abschieben. Das wäre eine sinnvolle Lösung.

Der Erstredner der ÖVP, Herr Kollege Wöginger, hat etwas für mich wirklich Überra­schendes gesagt, und dazu muss ich feststellen: Es ist überhaupt keine Frage, dass der Zivildienst – und darüber gibt es einen Konsens – zu einer Notwendigkeit gewor­den ist, dass die Leistungen der Zivildiener anerkannt werden und dass der Zivildienst zum überwiegenden Teil – es gibt auch Funktionen, wo man die Sinnhaftigkeit in Frage stellen kann – wirklich einen Beitrag für das Funktionieren des Sozialsystems leistet; dass man aber so weit geht, lieber Kollege Wöginger – und das taten gerade Sie als ein Abgeordneter von der ÖVP und als Erstredner –, dass man die Verfassungslage nicht mehr realisiert, wonach der Zivildienst nach wie vor – man kann das natürlich in der Verfassung ändern, wenn man will – ein Wehrersatzdienst ist, hätte ich nicht für möglich gehalten. Es ist auch die Bestimmung, dass man keinen Waffenschein und keinen Jagdschein bekommt, kein Relikt aus der Zeit der Zivildienstkommission, son­dern eine als Ersatz für die Gewissensprüfung getroffene Ausnahmeregelung.

Das steht noch immer so in der Verfassung, lieber Kollege Wöginger. Lesen Sie einmal in der Bundesverfassung nach! (Abg. Wöginger: Die Gewissensprüfung gibt es nicht mehr!) Die Gewissensprüfung gibt es nicht mehr, aber der Zivildienst ist trotzdem nur dort zulässig, wo der Zivildienstwerber aus Gewissensgründen – und nicht aus gewis­sen Gründen! – den Dienst mit der Waffe ablehnt. Und um das entsprechend abzubil­den, habt ihr – das war in eurer Regierungszeit – in das Gesetz hineingeschrieben, dass genau diese Bedingungen entsprechend umzusetzen sind. Und solange dies die Verfassungslage ist, nämlich dass der Zivildienst ein Wehrersatzdienst ist und als sol­cher als Ausnahme bei Gewissensgründen gilt ... (Abg. Wöginger: Das habt ihr gere­gelt, nicht wir!) – Lieber Freund, lerne einmal Geschichte und die Verfassung, dann melde dich hier zu Wort! (Abg. Wöginger: 1986 war noch Blau in der Regierung!) Es war doch nicht 1986 die Abschaffung der Kommission. Das ist doch ein Unsinn! (Beifall beim BZÖ.)

Solange das so ist, sollte man sich gerade als Österreichische Volkspartei, die sich im­mer so für die Landesverteidigung und für den Heimatschutz ausspricht, dafür einset­zen, dass das auch so bleibt.

Wir sind ja anderer Meinung. Wir sagen, dass man die Wehrpflicht insgesamt überden­ken könnte und dass man dafür sorgen sollte, dass es Anreizsysteme gibt, dass man sowohl für den Wehrdienst als auch für den Sozialdienst ausreichend Freiwillige be­kommt, um die notwendigen Aufgaben erfüllen zu können. Das wäre ein interessanter Ansatz! Dann brauchen wir die Fiktion von den Gewissensgründen und die Waffen­scheinregelung nicht mehr. Und dann, liebe Kollegin von den Grünen, brauchen wir auch nicht in merkwürdiger Weise darüber zu diskutieren, indem man hier sagt, dass das ein altes Rollenbild ist, und hier kritisieren, dass man die Frauen nicht zum Zivil­dienst lässt.


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Es ist nämlich ein uraltes Rollenbild, wenn man sagt: Den Wehrdienst und den Zivil­dienst für die Männer und alles andere für die Frauen! Wir wollen den Dienst beim ös­terreichischen Bundesheer auf freiwilliger Basis, und wir wollen auch den Zivildienst als Sozialdienst auf freiwilliger Basis, als Dienst für das Soziale hier in Österreich. Das wä­ren interessante Ansätze, über die wir nachdenken sollten, anstatt irgendwelche Merk­würdigkeiten von sich zu geben und hier merkwürdige Geschichts- und Verfassungs­aufarbeitungen vorzunehmen, weil es halt jetzt gerade nicht en vogue ist, dass man auch für die Landesverteidigung einen Beitrag leistet. (Beifall beim BZÖ. – Zwischenru­fe bei den Grünen.)

21.34


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Der Herr Berichterstatter wünscht kein Schlusswort.

Wir gelangen nun zur Abstimmung über den Gesetzentwurf samt Titel und Eingang in 43 der Beilagen.

Ich ersuche jene Damen und Herren, die für diesen Gesetzentwurf sind, um ein Zei­chen der Zustimmung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir kommen sogleich zur dritten Lesung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dem vorliegenden Gesetzentwurf auch in dritter Lesung ihre Zustimmung erteilen, um ein entsprechendes Zeichen. – Das ist wiederum einstimmig. Der Gesetzentwurf ist somit auch in dritter Lesung angenommen.

Weiters kommen wir zur Abstimmung über die dem Ausschussbericht 43 der Beilagen angeschlossenen Entschließung.

Ich bitte jene Damen und Herren, die dafür eintreten, um ein Zeichen der Zustim­mung. – Das ist einstimmig angenommen. (E 8.)

21.35.345. Punkt

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Karl Öllinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Arbeitslosenversicherungsge­setz 1977 (ALVG) geändert wird (12/A)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir kommen nun zum 5. Punkt der Tagesord­nung.

Wir gehen sogleich in die Debatte ein.

Das Wort erhält zunächst der Antragsteller, Herr Abgeordneter Öllinger. Gewünschte Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 


21.35.55

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! In der Debatte zum Kollegen Graf beziehungsweise in der Debatte über die Anfragebeantwortung hat einer der Kollegen von der Freiheitlichen Partei gesagt: Haben wir nicht etwas Wichtigeres zu diskutieren? (Abg. Bucher: Das haben auch wir gesagt!)

Jetzt bin ich zwar nicht der Meinung, dass es etwas Wichtigeres gibt, denn auch die Frage, die wir rund um den Präsidenten Graf beziehungsweise sein Büro diskutiert ha­ben, ist, glaube ich, eine sehr wichtige, auch aus Gründen der politischen Hygiene in diesem Haus, aber ich muss zugeben, dass ich bei der Debatte um die Anfragebeant-


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wortung einige Beiträge für verzichtbar gehalten habe, mit Ausnahme des Beitrages der Kollegin Tamandl, wo ich nicht in allen Punkten zustimme, wo ich aber anerkennen muss, dass das ein sehr klares und mutiges Bekenntnis zur Demokratie und Rechts­staatlichkeit war, aber nicht nur zur Rechtsstaatlichkeit, sondern auch zu ihrer eigenen politischen Überzeugung.

Aber zurück zu der Frage: Was ist wichtig, was ist unwichtig? Und in diesem Zusam­menhang frage ich mich, ob Sie, meine Damen und Herren, wissen, was Arbeitslose in Österreich durchschnittlich an Entschädigung erhalten. 25 € pro Tag macht das durch­schnittliche Arbeitslosengeld aus. Notstandshilfebezieher erhalten im Durchschnitt 20 € pro Tag. Weibliche Notstandshilfebezieherinnen erhalten weniger als 20 €, und zwar 16 bis 17 € – und davon soll man leben können.

Jetzt sage ich Ihnen ein Zweites, meine sehr geehrten Damen und Herren, und da bin ich wieder bei dem, was wichtig oder unwichtig ist: Wenn man in Österreich arbeitslos geworden ist – und es gibt viel zu viele, die das schon über Jahre hinweg sind –, dann bekommt man um keinen Cent oder um keinen Euro mehr in den Folgejahren, denn die Valorisierung von Arbeitslosengeld und von Notstandshilfe wurde im Rahmen von sogenannten Sparpaketen des Bundes abgeschafft. Das heißt, eine Person, die im Jahr 2000 arbeitslos oder zum Notstandshilfebezieher geworden ist, erhält auch heute nur 20 €. Keinen Cent mehr!

In diesem Zusammenhang fällt mir schon die Debatte ein, die wir drei Tage vor Beendi­gung der letzten Gesetzgebungsperiode geführt haben, wo hier einige Verbesserungen für Pensionistinnen und Pensionisten beschlossen wurden. Ich finde das gut, und wir haben vielem auch zugestimmt. Damals wurde ein einmaliger Zuschlag für Pensionis­ten beschlossen. Für manche Pensionisten wurde auch ein Heizkostenzuschuss be­schlossen. Es hat im Rahmen der Steuerreform für einige Gruppen Verbesserungen gegeben, Steuertarifermäßigungen und vieles andere mehr.

Nur: Es gibt eine einzige Gruppe in Österreich, die weder einen Einmalzuschlag noch einen Heizkostenzuschuss noch sonst irgendetwas als Teuerungsausgleich von die­sem Gesetzgeber hier im Haus erhalten hat. Und das sind die arbeitslosen Menschen. Gleichzeitig wissen Sie und wissen wir, dass arbeitslose Menschen in Österreich eine der niedrigsten Nettoersatzraten in Europa haben. In anderen Ländern ist es nämlich durchaus üblich, dass Menschen, die arbeitslos werden, 70 Prozent, 80 Prozent, 90 Prozent ihres vorherigen Nettoverdienstes erhalten.

Eines ist sicher: In den Ländern, in denen es 90 Prozent oder 80 Prozent des Nettover­dienstes gibt – in den skandinavischen Ländern –, ist deswegen die Arbeitslosigkeit nicht größer. 55 Prozent gibt es in Österreich, und Sie, meine Damen und Herren, sind alle mitverantwortlich dafür, dass diese Gruppe von Menschen, die 55 Prozent erhält – bei Notstandshilfe noch etwas weniger –, nicht einmal einen Teuerungsausgleich er­hält!

Ich sage es noch einmal: Darunter sind Menschen, die dieses Arbeitslosengeld bezie­hungsweise die Notstandshilfe – für manche wechselt das ja; wenn sie eine Schulung besucht haben, dann wechseln sie wieder auf Arbeitslosengeld zurück – seit zehn Jah­ren bekommen, und sie bekommen heute um keinen Cent mehr als damals! Ich möch­te einen von Ihnen hören, der sagt, er findet das richtig! Ich hoffe, das wird in der da­rauf folgenden Debatte nicht geschehen, und ich hoffe, Sie sind mit uns einig – egal, welche Fraktion –, dass jedenfalls die Valorisierung, aber eigentlich auch die Anhe­bung der Nettoersatzrate angedacht werden muss und beschlossen werden sollte. Das gilt vor allem für die Valorisierung, diese kostet nicht viel Geld.

Natürlich würde die Anhebung der Nettoersatzrate mehr kosten. Aber ich denke, gera­de in Zeiten wie diesen, in denen wir damit rechnen müssen, dass statt 250 000 Ar-


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beitslosen in den nächsten Jahren 300 000, 400 000 oder 500 000 Arbeitslose in die­sem Land von diesem minimalen Geld leben müssen, sollte man nicht die Debatte an­fangen: Müssen wir ihnen weniger zahlen oder gleich bleiben?, sondern: Müsste man ihnen mehr geben? – Es tut uns gut, und es tut diesen Menschen gut, nicht nur aus so­zialpolitischen Gründen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Mag. Johann Maier.)

21.41


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächste gelangt Frau Abgeordnete Königs­berger-Ludwig zu Wort. Gewünschte Redezeit: 4 Minuten. – Bitte.

 


21.41.56

Abgeordnete Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ): Frau Präsidentin! Geschätzte Kol­leginnen und Kollegen! Herr Kollege Öllinger, diese von dir angesprochenen Punkte sind uns natürlich durchaus bewusst, und ich bin überzeugt davon, dass darüber auch gesprochen werden muss. Wir müssen uns der Tatsache bewusst sein, dass vor allem langzeitbeschäftigungslose Menschen wirklich sehr stark von Armut betroffen sind. Dieser Antrag ist ja nicht zum ersten Mal eingebracht worden; wir werden sicher im Ausschuss darüber sprechen müssen.

Ich denke aber auch, dass es dazu noch ein Bündel von anderen Maßnahmen in Zu­kunft wird geben müssen, wenn man sich die Zahlen anschaut, die uns jetzt prognosti­ziert werden (Abg. Öllinger: Gern!), wonach man leider mehr arbeitslose Menschen er­warten muss; ich hoffe, nicht in der Anzahl, die du angesprochen hast, aber es werden sicher um einige Prozent mehr werden. Man darf da auch nicht von Prozenten spre­chen, sondern das sind ja Menschen, das sind Schicksale, die man da immer an­spricht, wenn man von 300 000 Menschen spricht. Jeder Einzelne ist meiner Meinung nach einer zu viel.

Ich meine, dass man im Bereich der Arbeitsmarktpolitik ganz, ganz massiv darauf schauen muss, dass man ebendiese von dir angesprochene Langzeitarbeitslosig­keit/Langzeitbeschäftigungslosigkeit verhindern kann, dass man viele Mittel der Ar­beitsmarktpolitik auch in Maßnahmen, die dagegen arbeiten, stecken muss, dass man in derartige Maßnahmen viel investieren muss.

Es gibt ja in diesem Bereich auch gute Maßnahmen wie die sozialökonomischen Be­triebe, wie gemeinnützige Beschäftigungsprojekte, die meiner Meinung nach in diesem Bereich hervorragende Arbeit leisten und in denen engagierte Schlüsselarbeitskräfte tätig sind, die wirklich Menschen, die nach langer Arbeitslosigkeit oft nicht nur finan­ziell, sondern auch persönlich und psychisch in Not geraten sind, auf dem Weg in den Arbeitsmarkt, bei der Reintegration bestmöglich unterstützen. Es gibt auch gute Kon­zepte, gute Arbeitsfelder, mit welchen diese Menschen beschäftigt werden.

Auch da kann man natürlich immer überlegen, was noch besser wäre und was man noch besser machen kann. Aber ich glaube, ein ganz großer Punkt wird es eben sein, Langzeitarbeitslosigkeit/Landzeitbeschäftigungslosigkeit zu verhindern, damit diese Menschen nicht in Armut verharren müssen.

Es wird aber auch noch eine ganze Reihe anderer Maßnahmen geben müssen, damit man unser Sozialsystem armutsfit macht – um das mit diesem Wort zu bezeichnen. Ein ganz wichtiger Punkt wird es dabei sein, die Arbeitslosigkeit an sich zu verhindern. Wenn man davon ausgeht, dass die Wirtschaftskrise leider noch viele arbeitslose Men­schen produzieren wird, wird es wichtig sein, Menschen in Arbeit zu halten.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer arbeitet momentan mit den Sozialpartnern und mit den GewerkschafterInnen mit Hochdruck an einem novellierten Kurzarbeitsmodell, mit dem man versucht, Menschen nicht freizusetzen – wie dieses nicht schöne neudeut­sche Wort heißt –, sondern sie wirklich in den Betrieben zu halten. Ich glaube, dass das ein ganz, ganz wichtiger Punkt ist.


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Soweit mir jetzt bekannt ist, wird ein wichtiger Bestandteil dieses neuen Kurzarbeits­zeitmodells sein, dass man vor allem in die Qualifizierung für die Zeit, in der Menschen kürzer arbeiten sollen oder müssen, investiert. Ich glaube, auch das ist ganz wichtig, denn wenn man sich anschaut, welche Menschen am meisten von Arbeitslosigkeit be­troffen sind ... (Abg. Öllinger: Alles gut! Aber es werden mehr Arbeitslose!)

Am meisten sind wirklich jene Menschen betroffen, die am wenigsten Ausbildung ha­ben. Ich glaube, da ist es wichtig, dass man diese Zeit, die man in Kurzarbeit verharren muss, dazu nutzt, dass man sich aufqualifiziert, dass man sich weiterqualifiziert, so­dass man in Zukunft bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Ich glaube, das ist ein ganz, ganz wichtiger Schritt, den wir bei dieser ganzen Diskussion auch mitdisku­tieren sollen.

Um noch einen Schritt weiter vorn anzusetzen, wird es auch in Zukunft wichtig sein, über eine vernünftige Lohnpolitik zu sprechen, weil es ja wichtig ist, dass Menschen verdienen, dass Menschen, die arbeiten, nicht in die Armutsfalle abdriften. Wir alle wis­sen, dass es viel zu viele so genannte Working Poor gibt.

Auch in diese Richtung werden wir gemeinsam alle Anstrengungen richten müssen, damit Menschen, wenn sie arbeiten, genug verdienen und dann, wenn sie in die Ar­beitslosigkeit kommen – aus welchem Grund auch immer –, nicht in die Armutsfalle ab­rutschen.

Ich glaube, da sind wir alle gefordert. Die Menschen erwarten das von uns, und ich denke, sie erwarten es zu Recht. Ich bin sehr gespannt auf die Diskussion im Aus­schuss. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Öllinger: Ich auch!)

21.46


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Steibl zu Wort. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


21.46.32

Abgeordnete Ridi Maria Steibl (ÖVP): Frau Präsidentin! Werte Kollegen und Kolle­ginnen! Herr Kollege Öllinger, bei aller Wertschätzung, aber in der Begründung zu Ih­rem Antrag könnte man aus meiner Sicht eine Formulierung schon sehr negativ verste­hen, und zwar dort, wo Sie sagen:

„Das Arbeitslosenversicherungsrecht enthält eine ganze Reihe von Bestimmungen, de­ren einziges Ziel es offenkundig ist, die Höhe der Bezüge lohnarbeitsloser Menschen möglichst niedrig zu halten.“ – Zitatende. (Abg. Öllinger: Ja!)

Ich denke, die gesetzlichen Maßnahmen für arbeitslose Österreicher und Österreiche­rinnen haben das Ziel (Abg. Kickl: Sie können ja heute den Gegenbeweis antreten!), zu unterstützen und in einer Notsituation zu helfen, und das tun sie auch. (Abg. Öllin­ger: Nur bedingt!) Also: ein klares Nein zu Ihrer Aussage im Antrag! Das Ziel – bezie­hungsweise auch das Ziel dieser Bundesregierung – ist es, zu schauen und Maßnah­men zu setzen, auch die Schaffung von Arbeitsplätzen und eine Beschäftigungsauf­nahme zu forcieren. (Abg. Öllinger: Ja, die Botschaft höre ich wohl!)

Natürlich gibt es ein Verbesserungspotenzial, das ist schon klar. Aber ich denke auch, dass Sie mir darin zustimmen müssen, dass gerade das jetzige Regierungsprogramm sehr, sehr viele Maßnahmen setzt, um diesen Punkt aufzuarbeiten und Menschen in einer Notsituationen auch in diesen Krisenzeiten aufzufangen. (Abg. Öllinger: Für die Arbeitslosen nicht!) Ich denke auch, ganz besonders ist es da vor allem noch einmal der Punkt, zu schauen, dass man wieder in den Arbeitsprozess zurückkommt, das heißt: die effiziente Vermittlung, die rasche Reintegration in den Arbeitsmarkt (Abg. Öl­linger: ... einen Job geben!) und auch Maßnahmen zur Hebung des Qualifizierungsni­veaus, sprich auch die Weiterbildung, um den Betroffenen Arbeitsmarktchancen zu bie­ten.


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Aber es gibt auch viele andere Maßnahmen, seien es die mindestsichernden Elemente beziehungsweise die Vereinfachung im Arbeitslosenversicherungsrecht. Ich denke, dass wir hier auf einem guten Weg sind und dass wir alle, in der Regierung und in den Parteien, das ernst nehmen. (Abg. Öllinger: Inflationsausgleich, Frau Kollegin!)

Ich freue mich schon auf die Verhandlungen im Sozialausschuss. Ich denke, dass Sie sich da einbringen können, und wünsche mir, dass dann die Grünen dem zustimmen, was wir gemeinsam erarbeiten, und es auch mittragen. (Beifall bei der ÖVP.)

21.49


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Kickl gelangt nun zu Wort. 5 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


21.49.11

Abgeordneter Herbert Kickl (FPÖ): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe mich bei der Betrachtung der Tagesordnung durchaus darüber gefreut, dass dieser Antrag der Grünen, in dem es um die Valorisierung der Leistungen in der Arbeitslosenversicherung geht, auf der Tagesordnung ist: zum einen, weil die Sache wichtig und es tatsächlich höchst an der Zeit ist, für diese benachteiligte Gruppe endlich einmal aktiv zu werden und nicht nur dauernd herumzureden, wie es gerade vorhin wieder passiert ist, und zum anderen, weil das – das ist an den Kollegen Öllin­ger gerichtet – für mich ein kleiner Silberstreif am Horizont ist, der zeigt, dass Sie ne­ben Ihrer derzeitigen Haupt- und Lieblingsbeschäftigung, nämlich einfach ein System der Gesinnungsschnüffelei (Abg. Öllinger: Haben Sie eine Ahnung!) und ein System der Vernaderung von hier herinnen aus zu etablieren, doch auch noch andere Sachen wahrnehmen. Das freut mich sehr.

Meine Damen und Herren, wir haben ja insgesamt ein gewisses Problem, das man da­durch bezeichnen kann, dass diese Bundesregierung am falschen Fleck spart. Dieser falsche Fleck sind eben nun einmal auch weite Bereiche von Dingen, bei denen es um Valorisierungen geht, die zwar immer vollmundig, noch vollmundiger und beim nächs­ten Mal noch ein Stückerl vollmundiger versprochen werden, wobei sich im Grunde ge­nommen alle darüber im Klaren sind, wie notwendig das immer ist – aber jedes Mal fehlt das Geld genau für diese Dinge –, und wobei wir die Situation, vor der wir dann stehen, nicht anders als als soziale Kälte bezeichnen können.

Das Ergebnis ist dann auch immer das gleiche: dass eigentlich diejenigen, die immer schon zu den Benachteiligten gehören, durch diese Versäumnisse, durch diese Halb­herzigkeit und durch diese Unwilligkeit im Grunde genommen in ihrer schlechten Posi­tion de facto noch einzementiert werden. Sie lassen die Leute im Dauerregen stehen, denn von den schönen Worten, mit denen man sich hier herstellt und beteuert, wie wichtig das doch ist, wird es keinem einzigen Arbeitslosen, der wirklich in einer schwie­rigen Situation ist, auch nur um einen Deut besser gehen.

Aber wir haben ja dieses Problem nicht nur im Bereich des Arbeitslosengeldes. Wir ha­ben auch keine Valorisierung beim Pflegegeld – obwohl sie immer und immer wieder versprochen wird, haben wir sie auch dort nicht –, und es gibt auch keine Valorisierung bei den Pflegeleistungen.

Das muss man Ihnen lassen: Sie sind zumindest, was das betrifft, in einem negativen Sinn konsequent. Aber es wird gerade in der jetzigen Zeit am falschen Platz und am falschen Ort geknausert, während für alle anderen Dinge, für vielerlei Unfug, der dabei ist, eigentlich sehr, sehr leichtfertig mit großen Geldsummen umgegangen wird.

Meine Damen und Herren, wir haben leider tatsächlich die problematische Situation, dass der Kaufkraftverlust, der mehr oder weniger alle betrifft, auch vor den Leuten, die


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von ihrer „Arbeitslosen“ leben müssen, nicht Halt macht. Für uns ist es natürlich völlig klar, auch als soziale Heimatpartei – diesen Anspruch stellen wir ganz bewusst – für uns also ist es völlig klar, dass hier gegengesteuert werden muss und dass wir – so wie im Bereich des Pflegegeldes, wo das notwendig ist, und so wie im Bereich der Fa­milienleistungen – auch da eine Valorisierung brauchen. Deshalb wird das natürlich auch unsere Unterstützung finden. Ich weiß nicht, ob man den bedeutungsvollen Wor­ten endlich auch Taten folgen lässt; ein bisschen Zeit dafür gibt es ja. Ich meine, die ar­beitslosen Menschen in Österreich hätten sich das verdient.

Die Situation ist für diese Bevölkerungsgruppe wirklich alles andere als rosig. Wenn man sich anschaut, dass das Arbeitslosengeld bei rund 722 € und damit deutlich unter der Armutsgrenze liegt, und wenn man sich anschaut – das wurde zu Recht angespro­chen –, wie viel von einem Letztbezug übrig bleibt – sozusagen: was ist die Ausgangs­basis für die Berechnung des Arbeitslosengeldes und der Höhe? –, dann kann sich Ös­terreich als reiches Land, das wir Gott sei Dank noch immer sind, aber doch von ande­ren Ländern in dieser Europäischen Union eine ordentliche Scheibe abschneiden.

Wenn man sich aber das Problem der Arbeitslosigkeit anschaut, die ja leider wachsen wird – davon ist auszugehen, und wachsen wird sie nicht zuletzt deshalb, weil die Rah­menbedingungen zugegebenermaßen sehr, sehr schwierige sind, aber wachsen wird sie auch deshalb, weil die Bundesregierung schon vor Jahren die Hausaufgaben nicht gemacht hat, mit denen man eine gewisse Entschärfung der Situation hätte erreichen können –, wenn man sich also die Arbeitslosigkeit anschaut, dann muss man auch of­fen darüber reden, dass man sich überlegen muss: Was macht man mit der Problema­tik von langzeitarbeitslosen Ausländern? Was macht man mit den Menschen, die nach Österreich gekommen sind: mit dem Anspruch, Gastarbeiter zu sein – und die dann, wenn eine bestimmte Anspruchberechtigung vorliegt, einen seltsamen Wandel durch­machen und vom Gastarbeiter plötzlich zum Gastarbeitslosen werden?

Hiezu haben wir natürlich eine andere Einstellung, da ist dann wieder Schluss mit der Gemeinsamkeit mit den Grünen, weil wir natürlich auch für eine Differenzierung des Systems plädieren und einen differenzierten Ansatz haben wollen, da es ja nicht so ist, dass wir irgendetwas zu verschenken haben, und wir aus unserer Sicht als verantwor­tungsvolle österreichische Politiker in erster Linie der eigenen Bevölkerung gegenüber verantwortlich sind.

Meine Damen und Herren, so, wie wir haben wollen, dass Gehälter, die diesen Namen auch tatsächlich verdienen, dazu ausreichen, dass man anständig davon leben kann, muss das selbstverständlich auch für die Höhe des Arbeitslosengeldes gelten.

Erlauben Sie mir abschließend, meine Damen und Herren, noch einen Satz, mit dem ich zu dem zurückkehre, womit ich begonnen habe. Wissen Sie, ich finde es ausge­zeichnet und finde es richtig, dass Frau Kollegin Glawischnig – nicht, weil wir so bös­artig sind und die Freiheitlichen da irgendetwas verhindert hätten, sondern weil der Wähler so entschieden hat – ihre Position als Präsidentin dieses Hohen Hauses los ist. Ich würde Sie, wenn Sie den Wählerwillen tatsächlich ernst nehmen, eindringlich bitten, das endlich zur Kenntnis zu nehmen und mit Ihrer Schmuddelkampagne, die derzeit Ihr Hauptbetätigungsfeld ist, endlich aufzuhören! (Beifall bei der FPÖ.)

21.55


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Kickl, für den Vorwurf „Schmuddelkampagne“ erteile ich Ihnen einen Ordnungsruf.

Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Dolinschek. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 275

21.55.31

Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (BZÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr ge­ehrte Damen und Herren! Wenn man den Stellungnahmen der einzelnen Abgeordne­ten der verschiedenen Fraktionen zugehört hat, sehen wir, es sind alle einer Meinung darüber, dass man die Arbeitslosigkeit so gering wie möglich halten sollte und dann, wenn jemand arbeitslos wird, ihn so schnell wie möglich wieder in den Arbeitsmarkt in­tegriert. Ich glaube, darüber gibt es Konsens hier im Hohen Haus.

Aber dieser Antrag, der von Kollegem Öllinger eingebracht wurde, ist ja nicht neu. Er ist auch schon im Herbst 2007 eingebracht worden, und danach ist er von den Koali­tionsparteien immer wieder vertagt worden. So ähnlich wird es wahrscheinlich auch jetzt wieder geschehen, Herr Kollege Öllinger.

Ich kann diesem Antrag einiges abgewinnen. Es ist für jeden unverständlich, dass bei der Berechnung von Ansprüchen zum Arbeitslosengeld veraltete Beitragsgrundlagen herangezogen werden, weiters in Bezug auf die die Teuerung keine Valorisierung voll­zogen wird und diese zuerkannten Leistungsansprüche jedes Jahr im Wert geringer werden. Da kann ich diesem Antrag schon einiges abgewinnen, weil man ganz einfach etwas dagegen tun muss, damit Leute, die arbeitslos sind oder Hilflosenzuschuss be­kommen, nicht weiter in die Armut abrutschen; keine Frage!

Es ist aber meiner Ansicht nach auch wichtig, darauf hinzuweisen, dass eine entspre­chende Differenz zwischen einem erwerbslosen Einkommen, dem Arbeitslosengeld und dem Erwerbseinkommen, also jenem Einkommen, das sozusagen als Mindestlohn gehandhabt wird, vorhanden ist, damit auch der Anreiz zur Arbeit gegeben ist. Wenn ich mir anschaue, dass ab 1. Jänner 2009 der Mindestlohn bei 1 000 € liegt, dann ist mir das zu wenig. (Beifall beim BZÖ.)

Ihr habt einen ähnlichen Vorschlag mit 7 € oder 7,25 € pro Stunde, womit man auf un­gefähr 1 300 € bei Vollbeschäftigung kommt, so wie es auch bei unserem Vorschlag der Fall ist. Damit ist schon eine entsprechende Differenz gegeben, was eigentlich gut ist, und daran sollten wir auch arbeiten. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Zu den Ausführungen der Frau Kollegin Königsberger-Ludwig möchte ich sagen: Die Problematik ist uns allen bewusst, und es gibt verschiedene Räder, an denen man dre­hen muss, um Langzeitarbeitslose zu verhindern, keine Frage; wenn weniger Arbeit vorhanden ist, muss man mit Kurzarbeit und so weiter arbeiten. Aber es ist auch wich­tig, dass man die Leute in den Betrieben hält, und das ist etwas, was mir abgeht. Wenn heute jemand aus dem Arbeitsmarkt herausfällt und, sagen wir, etwas über 50 Jahre alt ist, dann hat diese Person wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Da wird wenig ge­tan, und die Betriebe sind auch nicht bereit, diese Leute aufzunehmen. Daran gehört auch gearbeitet.

Geschätzte Damen und Herren, eine jährliche Anpassung des Arbeitslosengeldes für die Beitragsgrundlage ist grundsätzlich zu begrüßen, und die Leistungsbezieher sollten nicht in die Armut gedrängt werden. Es ist aber auch wichtig, dass es Teuerungsaus­gleiche gibt, wie zum Beispiel in Kärnten mit einer Einmalzahlung, die oft kritisiert wird. Aber wenn man hergeht und eine Pensionsauszahlung um zwei Monate vorzieht, was dann brutto von mir aus 149 € ausmacht, aber netto bekommt man um 49 € weniger heraus, dann ist das doch nicht im Sinne des Erfinders. Dort muss man zumindest die Einkommensteuergrenze um so viel anheben, sodass jemand das, was brutto ausge­zahlt wird, auch netto bekommt. – Danke für die Aufmerksamkeit. (Beifall beim BZÖ.)

21.58


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ich weise den Antrag 12/A dem Ausschuss für Arbeit und Soziales zu.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 276

21.59.076. Punkt

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Telekommunikationsgesetz (Telekommunikationsgesetz 2003 – TKG 2003, BGBl. I Nr. 70/2003, zuletzt geän­dert durch Bundesgesetz BGBl I Nr. 133/2005) geändert wird (13/A)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen zum 6. Punkt der Tagesordnung und gehen in die Debatte ein.

Das Wort erhält zunächst die Antragstellerin, Frau Abgeordnete Dr. Moser. 5 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


21.59.28

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Da­men und Herren! In Oberösterreich: 16 000 Unterschriften. In Wien: Protest gegen Handymast in Hadersdorf. Im Parlament in den letzten Legislaturperioden: Mobilfunk-Petitionen, 4 000 Unterschriften, 5 000 Unterschriften, 6 000 Unterschriften, alles be­glaubigt; Nationalratsabgeordnete jeder Fraktion.

Heute beginnen wir wieder dort, wo wir bereits 1999 gestanden sind, wofür 1997 die Grundlagen mit dem Telekommunikationsgesetz gelegt wurden. Mein Appell an Sie lautet: Bitte erweitern Sie das Telekommunikationsgesetz um den Aspekt, dass, wenn Mobilfunk-Telefonie der Bevölkerung zur Verfügung gestellt wird, die Wahrung von Leben, Gesundheit, Wohlbefinden und Eigentum der Menschen auch bedacht werden muss!

Sie wissen selbst, und es ist auch in der Wissenschaft bis jetzt schon relativ klar – der Oberste Sanitätsrat dokumentiert das ja –, dass das Vorsorgeprinzip angewendet werden muss, dass Vorsorgegrenzwerte gelten sollen, dass insgesamt sowohl bei der Wahl des Standortes von Masten als auch bei der Handhabung des Handy am besten Kinder berücksichtigt werden, die das gar nicht verwenden sollen. Denken Sie an die Appelle der Ärztekammer, schauen Sie in die einzelnen Ordinationen auch in Wien, wo es Plakate gibt, die darauf hinweisen! Wir haben damit eine Kommunikationstechnolo­gie, die für elektrosensible Menschen teilweise sogar zur Folter werden kann.

Ich erzähle Ihnen einen Fall; es soll ja anschaulich sein. In Linz, der Dachboden wird ausgebaut, neues Schlafzimmer wird errichtet, denn straßenseitig war es vorher ja nicht möglich; Hauptverkehrsstraße, Verkehrslärm. Die Menschen investieren in den Ausbau, über 1 Million Schilling damals. Dann Schlafzimmer gartenseitig. Sie versu­chen es. Schlafstörungen. Sie versuchen herauszufinden, warum: Es herrscht Ruhe, es gibt bessere Luft, es herrschen gute atmosphärische Bedingungen, bautechnolo­gisch und baubiologisch ist alles in Ordnung.

Diese Menschen holen dann einen messtechnisch versierten Menschen, der feststellt: Die angrenzenden Sendeanlagen beeinflussen die Schlafqualität in diesem Zimmer maßgeblich; es sind erhebliche Messwerte festzustellen. Diese Menschen haben schon über 1 Million Schilling investiert! Sie wollen die Schlafqualität aber trotzdem ha­ben. Sie sind jetzt wieder dazu verpflichtet, zusätzlich Geld in die Hand zu nehmen, um abzuschirmen, um das Zimmer neu auszumalen, um es zu erden, um neue Vorhänge zu kaufen, um es sozusagen wirklich gegen diese elektromagnetische Strahlung abzu­schirmen. Nach dieser großen Investition waren dazu weitere 3 000 € notwendig. Nach dieser Abschirmung neue Messung: Nicht einmal ein Zehntel der Werte. Test: Kann man wieder schlafen? – Ja.

Bitte, das ist ein Alltagsbeispiel. Ich kann es Ihnen jederzeit dokumentarisch belegen. Und Sie selbst hier in diesem Saal sind dafür verantwortlich, dass die Menschen ohne


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 277

zusätzliche 3 000 €, ohne zusätzliche Investitionen endlich wieder einmal zu ihrem Recht auf einen gesunden Schlaf kommen müssen. Deshalb ist es unseres Erachtens dringend notwendig, diese Aspekte des Gesundheitsschutzes, des Wohlbefindens, auch des Schutzes von Eigentum – Häuser werden entwertet durch Sendemastenanla­gen, sage ich nur – erstmals im Telekommunikationsgesetz zu verankern.

Sie alle wissen aus Ihrer Tätigkeit – sei es auf Landes- oder auch auf Gemeindeebe­ne –, dass es sehr, sehr viele Bürgerinitiativen, Protestgruppen gegen die Errichtung von Sendemasten gibt, die ja durch die Beispiele, die ich Ihnen genannt habe, gewarnt sind vor solchen Sendeanlagen. Sie wissen, dass gerade Kindergärten, dass gerade Spitäler auch davon betroffen sind und dass – ich habe auch Gespräche geführt bis in die Spitze der Sozialversicherung hinein – letztlich klar ist, dass wir im Vorfeld handeln müssen, dass wir die gesundheitliche Belastung im Vorfeld gering halten müssen. Vor­sorgegrenzwerte empfiehlt deshalb der Oberste Sanitätsrat genauso wie eine sorgfälti­ge Standortwahl.

Dass bei der Implementierung der modernen Telekommunikationstechnologie auch diese Aspekte berücksichtigt werden müssen, muss doch schon der reine Hausver­stand sagen. Und deswegen heute wieder – genauso wie in der letzten Periode, in der vorletzten Periode, in der vorhergehenden Periode, wie schon bereits im Jahr 1997 – mein Plädoyer.

Jetzt haben wir nämlich verschiedene Studien – ich erwähne nur die REFLEX-Studie, Adlkofer, ein internationales Forschungsprojekt –, die uns sehr wohl beweisen, dass es politisch notwendig ist, diese Vorsorgemaßnahmen zu treffen, denn es ist meines Er­achtens politisch in keinster Weise verantwortbar, dass gerade Menschen, die es sich nicht leisten können, gesundheitlich besonders beeinträchtigt sind. Ich kann Ihnen dann bei der nächsten Debatte gerne weitere Beispiele nennen und hoffe auf Ihre Un­terstützung, damit wir sehr bald diesen unseren Antrag im Ausschuss beraten kön­nen. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

22.04


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster gelangt Herr Abgeordneter Ing. Gartlehner zu Wort. 4 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


22.05.04

Abgeordneter Ing. Kurt Gartlehner (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine ge­schätzten Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte auf die Argumentation der Kollegin Moser etwas eingehen.

Grundsätzlich sind ja im TKG diese Forderungen oder Verpflichtungen bereits beinhal­tet. Zur Hintergrundinformation betreffend gesundheitspolitische Bedenken: Die gelten­den Grenzwerte wurden von der WHO festgelegt, auf wissenschaftlicher Basis entwi­ckelt, wie mir gesagt wurde, und sollen den Menschen zur Sicherstellung des Gesund­heitsschutzes dienen. Wir haben auch hier hinsichtlich der Grenzwerte bereits den Vor­sorgeaspekt beachtet. Der zur Festlegung als Grenzwert bestimmte Wert wurde noch­mals um den Faktor 50 reduziert, was natürlich nicht gewährleistet, dass nicht im Ein­zelfall sehr elektrosensible Menschen trotzdem ein Problem bekommen können.

Ich denke, dass es, wenn man hier Maßnahmen setzen möchte oder müsste, seitens des Gesundheitsministeriums, des Sanitätsrates zu neuen Grenzwerten kommen müsste. Wir werden das aber noch im Ausschuss genauer diskutieren. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

22.06


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Frau Abgeordnete Mag. Hakl zu Wort. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 278

22.06.45

Abgeordnete Mag. Karin Hakl (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Frau Abgeordnete Moser, ich glaube auch, dass es Men­schen mit größerer Sensibilität für elektromagnetische Strahlung gibt, und ich bedau-
re diese auch aufrichtig, wenn sie Probleme wegen der Mobilfunkstrahlung haben. (Abg. Dr. Moser: Da muss man doch etwas tun dagegen!)

Ebenso gibt es Menschen, die extrem sensibel auf Bahnlärm reagieren, insbesondere dann, wenn sie eine Bahntrasse direkt im Auge haben. Dann sind diese Befindlich­keitsstörungen wesentlich größer. Es sind dies Menschen, die ganz besonders über­sensibel auf Bahnlärm reagieren: Hautausschläge, katastrophale Zustände. Diese ein­zelnen Personen tun mir ausgesprochen leid. Ebenso wenig aber, wie ich deswegen den Bahnverkehr in Österreich verbieten kann, will ich den Mobilfunk in Österreich ab­schalten.

Mein Bruder hat eine schwere Federn-Allergie. Ich kann deswegen nicht alle Federbet­ten und deren Verkauf in Österreich verbieten. (Abg. Dr. Moser: Ihr Bruder kann sich doch ein anderes Federbett kaufen? Von den Handymasten hingegen kommt man nicht weg!)

Das große Problem ist, Frau Kollegin: In Salzburg wurde ein unglaublich geringer Grenzwert verordnet. Sie wissen das. Tatsache ist, dass in Salzburg das schweizeri­sche Bundesamt für Kommunikation im Februar 2002 eine Überprüfung des „Salzbur­ger Milliwatts“ vorgenommen hat. Ergebnisse waren: An acht der insgesamt 13 mittels Los gewählten Sendestandorten wird der Salzburger Beurteilungswert von 1 Milliwatt um bis zu einem Faktor 40 überschritten. Die Analysen zeigen, dass bei modernen GSM-Netzen auf städtischem Gebiet, die bei den Anwohnern von Sendeanlagen auf­tretenden Immissionen im Mittel zwischen 10 und 200 Milliwatt pro Quadratmeter lie­gen, et cetera.

Das heißt, da haben wir zwar diesen geringen Grenzwert in einem Stadtgebiet, aber wenn Handy funktionieren soll, wird er nicht eingehalten. Der mir persönlich nicht be­kannte Professor Rüdiger selbst – ich kann mich da nicht als klüger hinstellen als alle Wissenschafter; ich kenne den einen nicht und die anderen auch nicht – hat eine von Ihnen zitierte Studie selbst zurückgezogen.

Es hat ein Hearing vor dem Rat für Wissenschaftsethik der Universität Wien gegeben. Das ist nicht irgendein Gremium, das ist nicht irgendwer! Die overrule ich nicht! Da­raufhin hat Professor Rüdiger die Studie zurückgezogen, und es wurde festgehalten, dass zu erwähnen sei, dass der dem Rat angehörende Jurist nicht mitgestimmt habe, weil er sich für befangen erklärte, da er im Mobilfunkbereich tätig ist. Diese Studien wurden und werden extrem bezweifelt.

Es gibt aber sehr viele andere große Studien – und das ist natürlich mit Aufmerksam­keit zu verfolgen, und sobald sich da wissenschaftlich etwas tut, ist es unsere tiefste Verantwortung, hier tätig zu werden. In Deutschland gibt es eine große Studie; durch­geführt wurde diese in den Jahren 2002 bis 2008; Kosten: 17 Millionen €. Halbe Finan­zierung Bund, halbe Finanzierung Industrie, wobei der Forschungsstand – so das Er­gebnis – lautet:

Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass die ursprünglichen Befürchtungen über ge­sundheitliche Risiken nicht bestätigt werden konnten. Es haben sich auch durch die umfassenden Forschungsergebnisse des DMF keine neuen Hinweise auf bisher noch nicht bedachte gesundheitliche Auswirkungen ergeben.

Ich zitiere weiter: In Übereinstimmung mit anderen internationalen Gremien – WHO, ICNIRP – kann festgestellt werden, dass die bestehenden Grenzwerte und die ihnen zugrundeliegenden Schutzkonzepte nicht in Frage gestellt sind. – Zitatende.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 279

Das sind Studien von einer Größenordnung, wie wir sie uns in Österreich nicht leisten können; sechsjährige Studien mit genanntem Ergebnis.

Da von Frau Abgeordneter Moser immer wieder der Oberste Sanitätsrat zitiert wird, möchte ich darauf aufmerksam machen, dass der Oberste Sanitätsrat selbst in seiner aktuellen Empfehlung vom Frühjahr 2008 festgehalten hat, und zwar unter Punkt 1 – ich zitiere –:Nach den aktuellen wissenschaftlichen Reviews zur Mobilfunktelephonie liegt unterhalb der aktuellen Grenz- beziehungsweise Richtwerte derzeit kein gesicher­ter wissenschaftlicher Nachweis gesundheitlicher Schäden am Menschen vor. Hinwei­se auf langfristige gesundheitliche Auswirkungen von Expositionen auch unterhalb der Richtwerte wurden kürzlich von einer Gruppe von Forschern zusammengestellt. Bioini­tiative 4. Es besteht jedoch weder hinsichtlich der Bewertung der Forschungsresultate noch über die zutreffenden Maßnahmen Konsens. – Zitatende.

Frau Kollegin Moser, auf diesen Grundlagen können wir eine derart wichtige Technolo­gie nicht verunmöglichen. Ich stehe nicht dafür zur Verfügung, Grenzwerte vorzuschrei­ben, die bei einem Aufrechthalten und Funktionieren von Mobilfunktelephonie in der Praxis nicht einmal einhaltbar sind; derart belügen möchte ich die Bevölkerung nicht. Da stelle ich mich lieber hin und versuche, Angst zu nehmen. Ich ersuche Sie, dabei auch endlich mitzutun. (Beifall bei der ÖVP.)

22.12


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Mag. Hai­der. 5 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


22.12.28

Abgeordneter Mag. Roman Haider (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Werte Kol­leginnen und Kollegen! Das ist wieder so ein typischer Antrag, der sozusagen mit Samtpfoten daherkommt, wo man aber, wenn man sich diesen dann anschaut, speziell die Begründung, dann doch nicht mehr so einfach sagen kann, da geht es ohnehin nicht um viel.

Frau Kollegin Moser, wenn Sie möchten, dass Handymasten abgebaut und keine neu­en mehr aufgestellt werden dürfen, dann müssen Sie das in Ihren Antrag auch so hi­neinschreiben. Wenn Sie nicht mehr möchten, dass in Österreich mobil telefoniert wird, dann stellen Sie eben einen Antrag dazu – und gehen Sie dann mit gutem Beispiel vo­ran, Frau Kollegin, und geben Sie Ihre Handys ab. Ich sehe Sie von den Grünen auf den Gängen in einer Tour mit den Handys am Ohr klebend herumlaufen.

Es hat auch keinen Sinn, hier jetzt über Grenzwerte und dergleichen zu diskutieren; das kommt ohnehin in den Ausschuss. Ganz entlarvend finde ich jedenfalls den letzten Satz Ihrer Begründung, in dem es heißt:

„Zugleich soll auf die Notwendigkeit des in Zeiten zunehmender Liberalisierung immer wieder in Frage stehenden gleichwertigen Zugangs zu Telekommunikationsdiensten in ganz Österreich – also insbesondere auch im ländlichen Raum – hingewiesen werden.“

Keine neuen Masten, das heißt speziell im ländlichen Raum: Schwächung der Infra­struktur und kein Handytelefonieren mehr! Außerdem bin ich schon der Ansicht, dass es, was das Telekommunikationsgesetz und dergleichen anlangt, wirklich wichtigere Themen gibt. In diesem Zusammenhang darf ich etwa nur auf die Themen Spams oder Mehrwertnummern hinweisen.

Gerade junge Menschen und auch sehr viele Alleinverdiener werden von Handynetz­betreibern oft in die Schuldenfalle gedrängt. – Oder zum Thema Datenschutz beim Handykauf, wo man beispielsweise einem ungeschulten Mediamarkt-Verkäufer die ge­samten Kontodaten und dergleichen geben muss. Wissen Sie, das sind Themen, die in diesem Zusammenhang zu besprechen wären, statt einen Antrag einzubringen, der zu-


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nächst so aussieht, als würde er mit Samtpfoten daherkommen, es aber in Wirklichkeit dann in sich hat.

Im Übrigen, meine sehr geehrten Damen und Herren, bin ich der Meinung, dass es sehr gut ist – auch aus Gründen der politischen Hygiene –, dass der Wähler dafür ge­sorgt hat, dass ein untadeliger Mann wie Dr. Martin Graf Dritter Nationalratspräsident ist und nicht mehr eine den Linksextremismus verharmlosende Eva Glawischnig-Pies­czek. (Beifall bei der FPÖ.)

22.15


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Abgeordne­ter Jury. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


22.15.16

Abgeordneter Josef Jury (BZÖ): Sehr geehrte Frau Präsident! Hohes Haus! Frau Ab­geordnete Dr. Moser, ich bin sehr froh darüber, dass Sie unseren Antrag vom Dezem­ber 2004, den Antrag des BZÖ (Abg. Weinzinger: Da hat es das BZÖ noch gar nicht gegeben!), dass Sie unseren Antrag vom 4. Dezember 2007, also einen Antrag des BZÖ, jetzt fast wortgleich eingebracht haben. (Neuerliche Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Was die Gesundheit unserer Kinder anlangt – das ist unsere Zukunft –, bin ich ganz bei Ihnen, Frau Dr. Moser. Und den anderen drei Parteien ins Stammbuch geschrie­ben, also den Regierungsparteien und der FPÖ: Man kann mit einem sensiblen Ge­sundheitsthema nicht so umgehen, wie Sie das hier heraußen machen.

Frau Mag. Hakl, wenn Sie sprechen über diese Studie aus Salzburg aus dem Jahre 2002: Wissen Sie, was auf dem Gebiete der Telekommunikation das Jahr 2002 bedeutet? – Das ist doch geradezu Steinzeit! Dass Sie heute hier daraus zitieren, ist schon ein bisschen kühn. Hiefür gibt es doch eine ganze Reihe von Zuständigen, so etwa beim Bundesministerium für Gesundheit oder auch beim Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur. In diesem Zusammenhang darf ich weiters auf den Obersten Sanitätsrat oder auch auf die Bundesanstalt für Strahlenschutz verweisen.

Niemand jedoch fühlt sich zuständig, die elektromagnetischen Felder in Österreich auf deren Auswirkungen hin zu überprüfen beziehungsweise die österreichische Bevölke­rung vor elektromagnetischen Strahlen zu schützen. (Beifall beim BZÖ.)

Depressionen, Allergien, vorzeitige Arbeitslosigkeit durch Arbeitsunfähigkeit sind dann die Folge, sozusagen der Output dieser verantwortungslosen Politik. Ich fordere daher alle hier im Parlament vertretenen Fraktionen auf, diesen wichtigen Punkt im Hinblick auf die Zukunft unserer Kinder nicht als lächerlich abzutun. (Beifall beim BZÖ.)

22.18


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ich weise den Antrag 13/A dem Ausschuss für Forschung, Innovation und Technologie zu.

22.18.137. Punkt

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Führerscheingesetz geän­dert wird (14/A)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir kommen nun zum 7. Punkt der Tagesord­nung.

Wir gehen in die Debatte ein.

Als Erste zu Wort gelangt die Antragstellerin, Frau Abgeordnete Dr. Moser. Gewünsch­te Redezeit: 5 Minuten. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 281

22.18.39

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Viele von Ihnen lesen Zeitung – und täglich lesen viele von Ihnen über Verkehrsunfälle, und leider müssen täglich fast alle von Ihnen zur Kenntnis nehmen, dass die Hauptursache für Verkehrsunfälle überhöhte beziehungsweise nicht ange­passte Geschwindigkeit ist.

Gleichzeitig, wo wir den Blutzoll auf den Straßen leider zur Kenntnis nehmen müssen, haben wir hier in diesem Parlament die Möglichkeit, Maßnahmen zur verbesserten Ver­kehrssicherheit in Gang zu setzen, Maßnahmen, die vor allem auf dem Vorsorgeprinzip beruhen, sprich: das Mittel des Punkteführerscheins.

Es ist doch wirklich eigenartig, dass Herr Minister Gorbach damals, als er diesbezüg­lich das Vormerksystem – der österreichische Name: Punkteführerschein – einführte, bei diesem Punkteführerschein das Element aussparte, das die Hauptursache für Ver­kehrsunfälle ist, nämlich Geschwindigkeitsübertretung, unangepasste Geschwindigkeit. Dazu finden Sie kein Punktedelikt, kein Vormerkdelikt. – Da greift man sich als normal, als logisch denkender Mensch doch wirklich an den Kopf!

Ich habe mich schon damals bei den Debatten sehr, sehr kritisch zu Wort gemeldet, und die Antwort war, die Freiheitlichen – damals waren es, glaube ich, noch die Frei­heitlichen – oder das BZÖ wolle das nicht. Genauso gab es damals die Antwort, die ÖVP wolle das nicht, weil sowieso schon der Führerschein bei einer Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit von über 50 km/h entzogen wird. – Ja, entschuldigen Sie, das ist ja wirklich ein Wahnwitz, wenn man 50 km/h über der erlaubten Höchstge­schwindigkeit dahinprescht! (Zwischenruf des Abg. Großruck.)

Wenn ich 40 km/h oder 45 km/h über der erlaubten Geschwindigkeit im Ortsgebiet un­terwegs bin, dann hat das keinerlei Konsequenzen als Vormerkdelikt. Das ist ja völlig irre! Bei 50 km/h an Überschreitung verliere ich den Führerschein, bei 45 km/h an Überschreitung hat es als Vormerkdelikt keinerlei Relevanz. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ich bekomme, wenn ich erwischt werde, zwar eine Geldstrafe, aber es ist nicht für den Wiederholungsfall vorgesorgt. Und das ist unser Problem!

Die Verkehrsrowdys, die Schnellfahrer sind meistens Wiederholungstäter, und das beste Mittel gegen Wiederholungstäter ist das Vormerksystem; da muss ich den ehe­maligen Verkehrsminister zitieren. – Da der Wahnwitz nach wie vor Realität ist, da wir hier in keinerlei Weise das ärgste Delikt, das es überhaupt auf österreichischen Stra­ßen gibt, berücksichtigen, wollen wir diesen Wahnwitz mit diesem Initiativantrag, mit diesem Vorschlag auf jeden Fall zur Geschichte werden lassen.

Ich hoffe, dass Sie uns dabei unterstützen, denn es gibt doch den generellen Konsens, dass Menschenleben zu erhalten sind. Das ist die oberste Aufgabe, definiert in der ös­terreichischen Bundesverfassung; ich könnte sie Ihnen durchaus zitieren.

Die oberste Aufgabe des Staates ist es also, die Menschen zu schützen, zum Schutz der Bevölkerung politisch wirksam zu werden.

Es gibt den täglichen Mord auf der Straße, denn wöchentlich stirbt eine Familie auf der Straße, und meistens wegen überhöhter Geschwindigkeit! (Abg. Riepl: Und bsoffen sind sie noch dazu!) Und dass das nicht mit entsprechenden Maßnahmen – ich rede noch gar nicht von Strafen, ich rede einmal nur vom Vormerksystem – geahndet wird, das muss der Vergangenheit angehören!

Wir sind im europäischen Durchschnitt, was das Strafausmaß anlangt bei Verkehrsde­likten, die Menschenleben fordern, leider im hinteren Feld. – Schauen Sie nach Italien, schauen Sie nach Frankreich, schauen Sie nach Deutschland, schauen Sie zu unseren


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 282

östlichen Nachbarstaaten! Da gibt es Systeme, die bei weitem rigoroser sind! (Abg. Mayerhofer: Die Autofahrer haben kein Geld mehr, Frau Abgeordnete! – Abg. Groß­ruck: ... Italien nicht mit Mitteleuropa vergleichen!)

Ich verlange ja nicht, dass Sie noch nach Skandinavien schauen. Dort zählen Men­schenleben wirklich, dort hat man die Null-Vision, was Verkehrstote anlangt. – Wir stre­ben sie auf dem Papier an, nur leider fehlt auf der anderen Seite im Papier des Vor­merksystems nach wie vor dieses Delikt, genauso wie ein anderes wichtiges Delikt, nämlich das Delikt Telefonieren mit dem Handy am Steuer. – Dazu möchte ich Ihnen eine kleine Begebenheit erzählen.

Ein Kollege von mir ist behindert. Er überquert in Linz die Herrenstraße und verlässt dazu das Trottoir. Er steigt beziehungsweise rollt hinunter auf die Fahrbahn und findet einen Zwischenraum zwischen zwei Autos. Während er dort durchrollt, fährt der eine geparkte Pkw nach hinten und kommt zusehends näher. Es ist ganz, ganz knapp da­vor, dass der Behinderte in seinem Rollstuhl zerquetscht wird.

Daraufhin schreit die betroffene Person natürlich, und Passanten reagieren ebenfalls – und was stellt sich heraus? – Der nach rückwärts fahrende Pkw wird von einer Person gelenkt, die während des Einparkens mit dem Handy telefoniert.

Das geht nicht! Das geht nicht, deswegen appelliere ich zum Schluss noch: Reformie­ren Sie das Vormerksystem, bitte! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Steibl: Aufhören zu reden, das bringt auch etwas! Prost! – Abg. Dr. Moser – das Rednerpult verlassend –: Danke, Frau Steibl! Auf Ihr Wohl!)

22.24


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Heinzl. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 4 Minuten. – Bitte.

 


22.24.25

Abgeordneter Anton Heinzl (SPÖ): Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Her­ren, vor allem liebe Frau Kollegin Dr. Moser! Ich bin davon überzeugt, dass die Steige­rung der Verkehrssicherheit auf Österreichs Straßen uns allen ein wesentliches Anlie­gen ist, und auch die Evaluierung des Vormerksystems ist im Regierungsprogramm enthalten.

Das Vormerksystem wurde ja bereits durch das Kuratorium für Verkehrssicherheit eva­luiert. Die Ergebnisse werden derzeit im Infrastrukturministerium analysiert, und die Präsentation, so wurde es angekündigt, soll noch im Februar erfolgen. In einer ersten Reaktion hat Bundesministerin Doris Bures aber bereits um den Jahreswechsel erste Maßnahmen präsentiert, und zwar deswegen, weil sich gezeigt hat, dass viele Men­schen einfach zu wenig über das Vormerksystem informiert sind und es daher wichtig ist, dass dieses Vormerksystem stärker bekannt wird und so mehr Bewusststein ge­schaffen wird. Allein mehr Wissen führt oft schon zu mehr Sensibilität.

Ein Schwerpunkt muss aber sicher auf dem zweithäufigsten Vormerkdelikt liegen, und zwar der mangelnden Kindersicherung. Es ist wirklich sehr traurig: Allein von 2006 auf 2007 hat sich die Zahl der ungesicherten Kinder im Auto mehr als verdoppelt, und wir wissen, dass fast 20 Prozent aller Kinder im Auto völlig ungesichert sind. – Aufklärung ist ein zentraler Ansatz, und Bundesministerin Doris Bures hat daher bereits angekün­digt, dass zukünftig Erwachsenen statt des bisher in solchen Fällen verordneten Ver­kehrssicherheitstrainings ein spezielles Kindersicherungsseminar angeboten wird.

Sehr geehrte Damen und Herren, der Auftrag zur Ausarbeitung eines entsprechenden Konzepts wurde meiner Information nach bereits erteilt.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 283

Das häufigste Vormerkdelikt, leider immer noch der Alkohol am Steuer, gilt bei vielen als Kavaliersdelikt, aber wir wissen – und ich glaube, darüber sind wir uns hier im Ho­hen Haus einig –, zu viel Alkohol am Steuer ist ein Vergehen, das vielen Unschuldigen das Leben kostet, und es muss auch als solches geahndet werden. Besonders das Fahren im Bereich von 0,5 bis 0,79 Promille wird leider noch immer als tolerierbar an­gesehen, obwohl selbst geringe Alkoholmengen die Reaktionsgeschwindigkeit herab­setzen und die Wahrnehmung beeinträchtigen. – Auch hier führen Strafen allein nicht immer zu einer Verhaltensänderung, deshalb ist ein Verkehrscoaching unbedingt not­wendig.

Ähnliches gilt auch für das Telefonieren am Steuer: Viel zu viele Unfälle sind auf das Telefonieren am Steuer zurückzuführen, daher wurde ja auch die Strafe dafür empfind­lich angehoben.

Hohes Haus! Sehr geehrte Damen und Herren! Sie sehen, es wird intensivst für die Si­cherheit auf Österreichs Straßen gearbeitet. (Beifall bei der SPÖ.)

22.28


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Dr. Fer­dinand Maier. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 2 Minuten. – Bitte.

 


22.28.18

Abgeordneter Dr. Ferdinand Maier (ÖVP): Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich bin jetzt in einer schwierigen Situation, weil ich mich vorbereitet habe, denn der Antrag von Frau Dr. Moser lädt doch dazu ein, eine breitere Diskus­sion, was die Frage der Sicherheit und ihre Vorschläge dazu anlangt, zu führen, und jetzt wurde mir von Dr. Stummvoll quasi „gesteckt“, wir sollen nur 2 Minuten reden. – Mein Vorredner hat sich nicht ganz daran gehalten und 4 Minuten gesprochen.

Ich würde Folgendes vorschlagen: Ich versuche, bei diesen 2 Minuten zu bleiben und werde die Diskussion in den Ausschuss verlagern, wo wir das dann sehr intensiv disku­tieren werden, Frau Dr. Moser, weil ich glaube – lassen Sie mich das nur rein grund­sätzlich sagen –, dass man schon mit ein wenig Augenmaß vorgehen sollte, inwieweit wirklich das Telefonieren am Steuer, wobei ich davon ausgehe, dass Sie da das Tele­fonieren ohne Freisprecheinrichtung meinen, in der Unfallstatistik solche Zacken hat – diese Unfallstatistik hätte ich gerne gesehen – oder auch, was die Frage des Schnell­fahrens anlangt. So wie Sie sich das vorstellen, würde das eigentlich einen unglaubli­chen bürokratischen Mehraufwand bedeuten, weil die Anonymverfügung de facto ab­geschafft werden müsste, und das halte ich auch nicht wirklich für das Richtige.

Das werden aber Debatten sein, die wir dann im Ausschuss führen werden, wobei ich sagen muss, dass für uns seitens der Österreichischen Volkspartei die Sicherheit im Straßenverkehr natürlich oberstes Gebot ist. – Danke vielmals. (Beifall bei der ÖVP.)

22.29


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort gelangt nun Herr Abgeordneter Mayer­hofer. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

 


22.29.58

Abgeordneter Leopold Mayerhofer (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Geschätz­te Abgeordnete! Aus meiner Sicht wird genug bestraft und genug sanktioniert, und das bedarf auch keiner Änderung mehr.

Man möge bedenken, dass die Exekutive und die Behördenvertreter bei 40 km/h Über­schreitung der Fahrgeschwindigkeit im Ortsgebiet, bei 50 km/h Überschreitung außer­halb des Ortsgebietes den Führerschein vorläufig abnehmen können! Sie können den Staatsbürger an Ort und Stelle „abstellen“, also massiv in die Freiheit des Einzelnen eingreifen. – Ich glaube, dass diese Maßnahme völlig ausreicht.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 284

Diese Strafen sind meines Erachtens auch ohne Bezug zur Lebenspraxis: 14 Tage Entzug des Führerscheins sind neben einer Bestrafung von bis zu 700 € die Folge,
das sind 10 000 Schilling! Das verdient eine Billa-Verkäuferin im Monat – im Monat! (Abg. Riepl: Nein, die verdient mehr!)

Die Verpflichtung zu einer Nachschulung und dieses ganze Nachschulungswesen, das entwickelt sich zu einer Kultur, betreffend welche andere und sehr anerkannte Journa­listen in der Presse dargetan haben, dass das eigentlich nur eine Geldbeschaffungs­aktion von dem Verkehrsministerium nahestehenden Vereinen et cetera ist. (Beifall bei FPÖ und BZÖ.)

Die lebenspraxisorientierten Abgeordneten hier im Hohen Haus wissen sehr wohl, dass sehr viele Bürger auf das Auto angewiesen sind; ich denke da nur an die ganzen Han­delsreisenden und, und, und. Der Verlust des Führerscheins ist an sich eine bittere Angelegenheit und kann, wenn sich das über eine längere Zeitspanne erstreckt, wenn das zum Beispiel im Extremfall drei Monate lang dauert, bedeuten, dass ein neuer So­zialfall geschaffen wird, und das kann nicht Sinn und Zweck eines Gesetzes sein.

Ich weiß, Frau Abgeordnete Moser, es ist ihr Hobby, dass Sie jede Nacht darüber nachdenken: Wie kann ich den Autofahrer noch mehr belasten, bestrafen, sanktionie­ren?, und weiß Gott was noch alles. – Ich sage jetzt einmal Folgendes: Sie als Partei, die Sozialfälle gerne beseitigen will, schaffen mit solchen Gesetzesanträgen zumindest einmal in der Fiktion die Möglichkeit für solche!

Kommen wir zu den Handys: Telefonieren am Steuer hat vor kurzem noch 36 € gekos­tet – das haben wir ohnehin erst vor 12 Monaten auf 50 € erhöht, Frau Abgeordnete Moser! Die Kollegen müssen sich schon Rucksäcke umhängen, wenn sie hinausge­hen, um die Leute abzustrafen, weil sie schon dermaßen viel Geld mit sich tragen; sie werden neuerlich Opfer der Sicherheitspolitik in Österreich! (Beifall bei FPÖ und BZÖ.) Sie brauchen einen eigenen Bewacher, der sie und diese Geldmengen bewacht! – Bit­te entledigen Sie sich dieser Idee, dass die Exekutivbeamten die Finanzlöcher in der Himmelpfortgasse beseitigen können! Sie können es nicht mehr, beim besten Willen nicht! (Beifall bei der FPÖ.)

Wir sind der Meinung, dass die Sanktionierungsmöglichkeiten für Fahrzeuglenker völlig ausreichend sind, und wir glauben, dass wir bald darüber nachdenken werden, ob wir im Auto noch reden oder rauchen dürfen – das wird einer der nächsten Anträge sein! Ich bin überzeugt davon, dass Sie bald mit ganz anderen Dingen daherkommen wer­den. Wir werden uns weiterhin wundern, und wenn Ihre Anträge schon zu sonst nichts gut sind, zum Lachen sind sie allemal.

Wir gelangen zur Ansicht, dass der einzelne Autofahrer das meistsanktionierte, meist­überwachte, meistdisziplinierte Mitglied der Gesellschaft ist, und so kann es auch nicht weitergehen in diesem Land. – Danke schön. (Beifall bei der FPÖ. – Abg. Dr. Moser: Es geht halt um Leben und Tod!)

22.33


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter List. 2 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

 


22.33.44

Abgeordneter Kurt List (BZÖ): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Frau Dr. Moser, am liebsten würde ich Ihrem Antrag auf Gesetzesände­rung beim Führerscheinvormerksystem aufgrund der Art, in der Sie diese Diskussion eingeleitet haben, zustimmen, aber leider wird das nicht möglich sein. (Rufe: Warum?)

Wir haben uns selbstverständlich im Klub beraten und sind zu der Überzeugung ge­kommen, dass es derzeit nicht möglich ist, da eine Gesetzesänderung durchzuführen.


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Das Führerscheinvormerksystem wurde insgesamt 12 Jahre lang verhandelt – 12 Jah­re lang! –, und 2005 ist es in Kraft getreten. Es gibt 13 Delikte, und diese reichen aus.

Für das Schnellfahren und Telefonieren am Steuer gibt es andere Sanktionen. Wenn irgendjemand eine Gesetzesübertretung oder eine Verwaltungsübertretung begeht, wird er dementsprechend bestraft (Beifall beim BZÖ), das kann sogar bis zum Führer­scheinentzug führen – Sie, Frau Dr. Moser, haben es ohnehin gesagt.

Auch der ARBÖ und der ÖAMTC, die Autofahrervertretungen, haben dieses Vormerk­system gutgeheißen.

Wir vom Bündnis Zukunft Österreich wollen die Verantwortung nicht abschieben! Die Kraftfahrer sind mündig und sollen selbst entscheiden, wie sie sich im Verkehr verhal­ten – Sie haben auch alle Konsequenzen gemäß den gültigen Gesetzen zu tragen. (Beifall beim BZÖ.)

22.35


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet.

Die Debatte ist geschlossen.

Ich weise den Antrag 14/A dem Verkehrsausschuss zu.

22.35.378. Punkt

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das „Öffentlicher Personennah- und Regionalverkehrsgesetz“ (ÖPNRV-G) geändert wird (15/A)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zum 8. Punkt der Tagesord­nung.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zunächst erhält die Antragstellerin, Frau Dr. Moser, für 5 Minuten das Wort. – Bitte. (Abg. Grosz: Schon wieder? Das ist ja Reise-Tourismus zum Rednerpult!)

 


22.35.57

Abgeordnete Dr. Gabriela Moser (Grüne): Frau Präsidentin! Meine Damen und Her­ren! Ich glaube, diesmal werden Sie alle meiner Meinung sein, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand hier im Hohen Haus gegen die Verbesserung des Angebots bei öffentlichen Verkehrsmittel ist, denn Sie wissen, dass die Menschen darauf ange­wiesen sind, verlässliche Busverbindungen, Straßenbahnverbindungen und Zugverbin­dungen zu haben.

Sie alle kennen das aus dem Bekanntenkreis: Durchschnittlich leiden die Menschen darunter am meisten und erzählen dann auch ihre Negativabenteuer, wenn etwas nicht klappt, wenn sie zum Beispiel eine Fahrplanänderung erleben wie die PendlerInnen, die aus dem Kremser Bereich kommen, durch die diese, wenn sie nach Wien wollen, jetzt aufgrund einer Fahrplanänderung auf einmal umsteigen müssen, sie teilweise oh­ne geschützten Wartebereich die Zeit verbringen müssen, um den Anschlusszug nach Wien zu erreichen, und sie dann eine tägliche Fahrzeitverlängerung von bis zu einer Stunde hinnehmen müssen. (Ruf bei der FPÖ: Das trifft sogar freiheitliche Abgeordnete!)

Das können Sie sich von Bekannten anhören, das sind Tatsachen, und deswegen müssen wir, so glaube ich, den breiten Konsens, dass solche Dinge sich nicht wieder­holen dürfen, dass solche Dinge wieder rückgängig gemacht werden müssen, hier in diesem Hohen Haus auch dadurch verdeutlichen, dass wir für eine Verbesserung des ÖPNRV-Gesetzes eintreten.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 286

Seit 1999 gibt es ja das Versprechen, und viele erinnern sich noch: Da gibt es in den Anmerkungen, in den gesetzlichen Erläuterungen genau den Hinweis, dass wir in Zu­kunft mehr finanzielle Mittel brauchen, um auch zusätzliche, neue, innovative öffentli­che Verkehrsverbindungen in den Regionalverkehrskonzepten zu bestellen. Und Sie wissen genau, dass Staatssekretär Kukacka bei der ÖPNRV-Reform daran gescheitert ist, dass der Finanzminister ihm nicht mindestens 30 Millionen € zur Verfügung gestellt hat.

Wir sagen, es sind 80 Millionen € notwendig. – Denken Sie daran! Heute haben Sie eine Verschrottungsprämie in der Größenordnung von 130 Millionen € diskutiert, das ist kein Problem für Sie: Die Hälfte trägt der Autohandel, immerhin 65 oder 75 Millio­nen € trägt der Steuerzahler. Aber diese 80 Millionen, ungefähr so viel wie die Ver­schrottungsprämie, sollen für Sie ein Problem sein, diese sollen nicht aufgebracht wer­den für die Menschen, die wirklich darauf angewiesen sind, täglich verlässliche öffentli­che Verkehrsmittel zur Verfügung zu haben? – Das ist angesichts der Konjunkturlage – öffentliche Verkehrsmittel sind arbeitsplatzintensiv –, das ist angesichts der Wirt­schaftslage, angesichts der ökologischen Krise – Stichwort „Klimaschutz“ – nicht zu rechtfertigen!

Wir müssen endlich darangehen, bei der Reform des öffentlichen Personennahver­kehrs Nägel mit Köpfen zu machen. Wir müssen den Ländern mehr Mittel dafür zur Verfügung stellen und müssen dann auch die Verantwortung der Länder einfordern, die Gelder, die sie dafür bekommen haben, wirklich in die Bestellung von zusätzlichen An­geboten zu investieren.

Kollege Heinzl hat bei seiner Antrittsrede ein flammendes Plädoyer für verbesserte „Öf­fis“ gehalten. (Zwischenruf des Abg. Bucher.) – Kollege Heinzl, ich hoffe, du wirst die­ses Plädoyer heute fortsetzen und ebenfalls dafür eintreten, dass wir mehr Mittel in die­se Richtung verwenden. Ursprünglich hat es geheißen, dass der Klimafonds das er­möglichen wird, aber heute beziehungsweise in letzter Zeit habe ich nichts mehr davon gehört.

Wir brauchen endlich verlässlich eine wirkliche Offensive für diesen Bereich, denn sonst werden die Menschen wirklich im Regen stehen gelassen bei ihren alltäglichen Mobilitätsbedürfnissen!

Sie sehen ja die Autopreise – momentan sind sie im Keller, aber sie werden wieder steigen –, die Benzinpreise – momentan sind sie niedrig, aber sie werden wieder stei­gen – und die öffentlichen Tarife. Heute lese ich in der Zeitung, dass Tariferhöhungen bevorstehen! Das ist ein Anti-Angebot, gegen das wir uns massiv ausgesprochen ha­ben. Wir sind gegen diese Tariferhöhungen! Wir sind für eine Angebotsverbreiterung bei gleichbleibenden Tarifen.

Ich bin sogar dafür, dass wir endlich flächendeckend Halbpreistickets einführen, dass es billiger wird. Die ÖVP hat als Wahlgag die Österreich-Card gehabt: bessere öffentli­che Verkehrsmittel zum einheitlichen Tarif; österreichweit um – wie hat es geheißen? –1 500 €, glaube ich. Davon hört man jetzt nichts mehr.

Deswegen: Reden wir im Ausschuss möglichst schnell über diese bessere Dotation für das, was die Menschen wirklich brauchen, um ihre Mobilitätsbedürfnisse umweltge­recht und sozial verträglich befriedigen zu können. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

22.40


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Heinzl gelangt nun zu Wort. Gewünschte Redezeit: 4 Minuten. – Bitte.

 



Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 287

22.40.41

Abgeordneter Anton Heinzl (SPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Lie­be Kollegin Dr. Moser, selbstverständlich bin ich nach wie vor der Meinung, Investitio­nen in den öffentlichen Verkehr bedeuten Investitionen in soziale Gerechtigkeit – das ist überhaupt keine Frage! Deshalb sind auch in der nächsten Zeit zusätzliche 700 Mil­lionen € für den Ausbau der Bahn vorgesehen.

Zur Attraktivierung des öffentlichen Verkehrs: Diesbezüglich haben Sie sicherlich recht, es gilt, das Angebot eindeutig zu verbessern. Der Nahverkehr muss kundengerechter gestaltet werden.

Ich bin auch der Meinung, dass ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz von den Menschen angenommen und genutzt wird.

Nun zur Bestellerförderung: Es ist auch wahr, Frau Kollegin Moser, dass die Bundesre­gierung auf diesem Gebiet hervorragende Arbeit leistet. Allein im Budgetjahr 2008 standen 11,34 Millionen € zur Verfügung – das Gesetz verpflichtet den Staat, wie Sie wissen, aber nur zu 7,2 Millionen €. Damit übererfüllt eigentlich der Bund seinen ge­setzlichen Auftrag um rund 4 Millionen €, und ich meine, das ist auch gut so.

Weiters wurde in den Jahren 2007 und 2008 das Budget für die gemeinwirtschaftlichen Leistungen an die ÖBB erhöht. Diese Mittel werden in den kommenden Jahren noch einmal erhöht werden, damit die Bahn auf dem Nahverkehrsmarkt mitwachsen kann.

Zusätzlich flossen im Jahr 2008 durch Förderungszusagen aus dem Klima- und Ener­giefonds Mittel in der Höhe von knapp 7 Millionen € an die Bundesländer beziehungs­weise an die Städte, die genau Projekte der Bestellerförderung betreffen; in meiner Heimatstadt St. Pölten zum Beispiel das Bussystem LUP.

Zu guter Letzt erhielten die Länder ab 2007 rund 130 Millionen € jährlich durch die Er­höhung der Mineralölsteuer. Die Länder wurden in einem Schreiben des ehemaligen Finanz­ministers und auch des ehemaligen Verkehrsministers aufgefordert, diese Mittel für Projekte des öffentlichen Verkehrs zu verwenden.

Aus all dem ergibt sich – und das ist meine Meinung –, dass für eine Aufstockung der Bestellerförderung kurzfristig keine Veranlassung gegeben ist. (Beifall bei der SPÖ.)

22.43


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nun gelangt Herr Abgeordneter Rädler zu Wort. 2 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


22.43.33

Abgeordneter Johann Rädler (ÖVP): Sehr geehrte Frau Präsident! Liebe Frau Abge­ordnete Moser, Sie stellen jetzt beinahe die gesamte grüne Fraktion dar – viele sind ja nicht mehr hier. Man lässt Sie einfach im Stich mit Ihrem großartigen Anliegen, das in mir eine Erinnerung wachküsst, nämlich die Erinnerung an „Täglich grüßt das Murmel­tier“. Es gibt wieder eine abstruse Forderung der Grünen, jetzt in einem Bereich des Personennahverkehrs, hinsichtlich dessen wir alle klare Vorstellungen haben.

Nur: Herzugehen und eine Verpflichtung des Bundes, die bei 7,4 Millionen liegt, auf 80 Millionen € in die Höhe zu schrauben, ist wie bei einem Roulette für Förderungen, das jetzt manche gerne hätten; sie tun so, also wäre das Geld jetzt abgeschafft wor­den. – So wird es nicht gehen!

Der Bund hat hier seine Verpflichtung, und diese erfüllt er auch. 7,4 Millionen € sind die gesetzliche Verpflichtung, 11 Millionen € werden ausgegeben. Dazu kommen die Mittel aus dem Finanzausgleich in der Höhe von 130 Millionen €. 17 Millionen € allein aus Niederösterreich für die Leistungen, die wir erbringen, für die Investitionen im Bereich der ÖBB.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 288

Sie sollten sich vielmehr um die Bürgeranliegen kümmern; ich bringe Ihnen jetzt ein Beispiel dafür.

Natürlich müssen wir die Kompetenzen auseinandernehmen. Wir müssen uns an­schauen, ob der Taktverkehr passt und so weiter. Da gibt es viele Aufgaben, darüber werden wir im Ausschuss reden.

Ich bringe Ihnen ein Beispiel aus Wien – da hat es zehn Jahre lang gedauert –: Die ÖVP-Wien hat den Antrag eingebracht, die U6 bis nach Floridsdorf zu verlängern, denn dort wird ein neues Krankenhaus errichtet, das Krankenhaus Nord – es wird zwar erst 2017 in Betrieb genommen, 2013 wird mit dem Bau begonnen –, und bis dorthin soll die U-Bahn führen. Zehn Jahre lang hat man gestritten, jetzt ist das in Wien im Ver­kehrsausschuss Gott sei Dank beschlossen worden.

Das sind die Anliegen, die die Bürger tagtäglich berühren, und dem sollte man sich wid­men – und nicht solchen Forderungen! (Beifall bei der ÖVP sowie des Abg. Dr. Cap.)

22.45


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Vock. 5 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte.

 


22.45.41

Abgeordneter Bernhard Vock (FPÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abgeordnete! Hier im Hohen Haus gibt es wohl kaum jemanden, der gegen den Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln ist. Die wesentliche Frage ist natürlich die Zurverfügungstellung der finanziellen Mittel – da gibt es dann meist andere Prioritäten im Budget; ob das gut ist, wird man sehen.

Die in diesem Antrag vorliegenden Zahlen sind sicherlich durch zahlreiche Projekte be­gründet, doch frage ich mich, ob diese Projekte wirklich kurz vor der Umsetzung sind, denn ich weiß, dass bei vielen Projekten nicht die finanzielle Frage im Vordergrund steht, sondern eher rechtliche Fragen.

Ich denke dabei zum Beispiel an die Umweltverträglichkeitsprüfung. Es sind die Grü­nen immer die Ersten, die bei Bürgerinitiativen gegen Projekte kämpfen, die aktiv dage­gen arbeiten (Zwischenruf der Abg. Dr. Moser) – und dann ist man immer überrascht, dass sich ein Projekt, das eigentlich schon lange auf Schiene ist, verzögert. (Abg. Dr. Moser: ... betreiben und bestellen! – Abg. Großruck: Zuerst bauen, dann betrei­ben!) – Zuerst bauen, dann betreiben, genau.

Wenn ich es nicht betreiben kann, wenn ich es hier nicht fördere, dann ist das genau das. Ich kann mich nicht permanent dagegen aussprechen.

Ich sehe bei den Grünen diese Zwitterstellung: Auf der einen Seite sprechen sie sich immer dagegen aus, wenn etwas geschehen soll, auf der anderen Seite fordern sie im­mer wieder, dass man mehr für die öffentlichen Verkehrsmittel tun muss. – Aber dann darf man sich auch nicht gegen öffentliche Verkehrsmittel und gegen deren Ausbau aussprechen!

Ich meine, dass man bei den öffentlichen Verkehrsmitteln auch sehr viel machen könn­te, was kein Geld oder nur wenig Geld kostet. Ich nenne hier nur das Beispiel Sommer- und Winterfahrplan. Ich verstehe nicht, warum ein Zug im Stundentakt im Sommer um 8.03 Uhr fährt und im Winter um 8.01 Uhr. Wahrscheinlich ist das deswegen, weil im Sommer die Gleise länger sind, im Winter zieht sich das Eisen ja zusammen, und da­her hat der Zug dann andere Abfahrtszeiten. Es ist aber so, dass im darauffolgenden Sommer der Zug plötzlich um 8.05 Uhr fährt.

Ich glaube eher, da sitzen Leute, die halbjährlich den Fahrplan ändern müssen, damit ihr Job gerechtfertigt ist, dass sie ihn damit begründen, und so ändert man permanent


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den Fahrplan. Und zwischendurch spart man immer wieder Züge ein oder ändert Züge, sodass das für den Kunden, der diese Verkehrsmittel benützen möchte, einfach un­übersichtlich wird. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Scheibner.)

Wenn ich von Unübersichtlichkeit rede, dann rede ich auch von den Fahrplänen. Man muss schon ein regelmäßiger Benutzer dieser Verkehrsmittel sein, damit man diese Fahrpläne auch lesen kann. Wenn jemand erstmalig am Bahnhof schaut, wann der nächste Zug fährt, hat er keine Chance, das wirklich zu erkennen. (Abg. Riepl: Na ja, jetzt übertreiben Sie!)

Auch unnötige Wartezeiten sind zu vermeiden. Es ist zum Beispiel so, dass jetzt grund­sätzlich alle Züge, die in Richtung Süden fahren, 9 bis 20 Minuten Verspätung haben. Ich verstehe das nicht. Bauarbeiten hin oder her, wieso verzögern sich die ÖBB regel­mäßig in Richtung Wiener Neustadt? Und das gerade im Winter, wo die Leute am kal­ten Bahnsteig stehen! Das ist alles andere als kundenfreundlich. Da muss man auf Pünktlichkeit drängen.

Oder: die Sauberkeit in den öffentlichen Verkehrsmitteln oder bei den Haltestellen. Da graust einem manchmal – und da wird fast nichts gemacht. (Abg. Dr. Cap: Zum Bei­spiel?)

Oder: die Bewerbung der Jahresnetzkarten – hier wird fast nichts gemacht. Ich selbst bin Benutzer einer Jahresnetzkarte, und seit ich diese Jahresnetzkarte habe, überlege ich, wenn ich von Mödling nach Wien fahre, ob ich mit dem Auto oder mit den öffentli­chen Verkehrsmitteln fahre. (Abg. Riepl: Womit fahren Sie dann?)

Daher grundsätzlich ja zum Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, aber im Detail wird man sich im Ausschuss darüber unterhalten müssen. (Beifall bei der FPÖ sowie des Abg. Scheibner.)

22.49


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Huber ist der nächste Red­ner, der zu Wort kommt. 2 Minuten. – Bitte.

 


22.50.12

Abgeordneter Gerhard Huber (BZÖ): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hohes Haus! Unter Bundesminister Faymann haben die ÖBB ein neues Motto entwickelt, nämlich: Wie kann ich ständig teurer werden und dafür den Kunden immer weniger Leistung an­bieten?

Zum vorliegenden Antrag kann ich nur sagen: Es gibt aus dem Jahr 2005 einen vom BZÖ schon ausgearbeiteten Antrag, den die Frau Bundesminister nur aufzugreifen braucht, ... (Abg. Dr. Cap: Da stimmt was nicht!) Doch, doch! Das hat Verkehrsminister Gorbach noch gemacht. Das wurde dann vom Land Wien (Ruf bei der SPÖ: Wer?) – Gorbach, Hubert Gorbach! – zu Fall gebracht. Die Frau Bundesminister braucht nur diesen Antrag aufzugreifen. (Beifall beim BZÖ.)

Dass in den letzten Jahren die Fahrpläne katastrophal geworden sind, dass die Tak­tung nicht stimmt, das ist wahr. Dass im ersten Halbjahr 2009 der Bund aufgrund eines Wahlgags den ÖBB 15 Millionen € für die Nichterhöhung der Tarife bereitstellt, ist auch wahr. Aber eines ist sicher: Frau Lutter – das ist die Personenverkehrs-Chefin – sagt, dass die Preise um mindestens 5 Prozent erhöht werden müssen. – Das sollten wir auch bearbeiten. – Danke. (Beifall beim BZÖ.)

22.51


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist dazu niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ich weise den Antrag 15/A dem Verkehrsausschuss zu.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 290

22.51.499. Punkt

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Gesetz, mit dem das Bundesgesetz vom 23. Jän­ner 1974 über die mit gerichtlicher Strafe bedrohten Handlungen (Strafgesetz­buch – StGB) geändert wird (17/A)

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Wir gelangen nun zum 9. Punkt der Tagesord­nung.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zunächst erhält der Antragsteller, Herr Abgeordneter Mag. Steinhauser, für 5 Minuten das Wort. – Bitte.

 


22.52.12

Abgeordneter Mag. Albert Steinhauser (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Wir haben den § 278a StGB dieses Jahr schon des Öfteren im Hohen Haus diskutiert. Ich erinnere daran: Das waren immer Debatten im Zusammenhang mit der Verhän­gung der Untersuchungshaft über eine Gruppe von Tierschützerinnen und Tierschüt­zern.

Auch heute ist der § 278a wieder ein Thema. Es geht mir aber jetzt weniger um die Aufarbeitung der Untersuchungshaft, sondern vielmehr darum, welche Konsequenzen wir aus diesen Vorkommnissen ziehen.

Rückblende: Im Jahr 2002 hat es die letzte Änderung im Bereich des § 278a Strafge­setzbuch gegeben, und damals hat Amnesty International eine Stellungnahme abgege­ben, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Es wurde damals von Amnesty Interna­tional festgestellt, dass „Widerstand gegen die Staatsgewalt oder schwere Sachbe­schädigung“ zwar ohne Zweifel „in einer demokratischen Gesellschaft nicht sozial­adäquates Verhalten darstellen“ und „in jedem Fall strafgesetzlich verboten bleiben sol­len“, es jedoch inadäquat ist, aus der Verabredung mehrerer Demonstranten, Wider­stand leisten zu wollen, eine Gruppe organisierten Verbrechens konstruieren zu wollen. Und Amnesty International hat damals schon gesagt, dass diese Bestimmung dem Wortlaut nach auch auf Umweltorganisationen wie Greenpeace, die ein Atomkraftwerk besetzen, angewendet werden könnte. (Abg. Mag. Stadler: Wer hat denn denen das eingeredet?)

Das war fast prophetisch. Es waren dann nicht Greenpeace und die Besetzung eines Atomkraftwerks, sondern es waren Tierschutzaktivisten, die die Anwendung des § 278a Strafgesetzbuch erfahren mussten.

Ich glaube, es macht keinen Sinn, hier die Tierschützerdebatte zu wiederholen, denn es ist keine Tierschützerdebatte, sondern es geht schlichtweg um die Frage: Was soll das Strafgesetzbuch wie regeln?

Schauen wir uns den § 278a Strafgesetzbuch im Detail an. Wo liegt das Problem die­ses Paragraphen? – Wir haben das hier ohnedies schon öfters diskutiert: Es ist keine Zuordnung einzelner strafbarer Handlungen zu bestimmten Personen notwendig, son­dern es genügt der Vorwurf, Mitglied einer kriminellen Organisation zu sein, die be­stimmte schwerwiegende strafbare Handlungen begeht, und dann können bestimmte Untersuchungs- und Überwachungsmaßnahmen – Untersuchungshaft, Abhörmaßnah­men – beantragt werden. Das heißt, dieser Paragraph ist in Wirklichkeit ein Ermitt­lungsparagraph. Das macht ihn missbrauchsanfällig und gefährlich.

Dennoch sage ich hier an dieser Stelle – ich habe das auch schon einmal in einer Dringlichen Anfrage so formuliert –: Wenn man bedenkt, dass 5 Prozent des Welt-Brut-


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toinlandsprodukts aus illegalen Quellen stammen, wenn man bedenkt, dass 500 000 Frauen in Westeuropa in Bordellen versklavt werden, dann macht die Existenz dieses Paragraphen durchaus Sinn – wenn er auf die organisierte Kriminalität ange­wendet wird. Das ist die Voraussetzung! Man müsste natürlich feststellen, ob das auch tatsächlich so ist. Ich habe oft den Eindruck, dass das Problem dieses Paragraphen darin liegt, dass er genau nicht gegen die Geldwäscher, Waffenschieber et cetera an­gewendet wird, sondern eben gegen ganz andere Personen.

Das heißt – die historischen Quellen legen das auch nahe, denn die historischen Quel­len haben damals sehr klar genannt, wer die Adressaten dieses Paragraphen sein sol­len; in der Debatte hat es damals geheißen, die Mafia, die ’Ndrangheta und die Tria­den, das ist die Zielgruppe dieses Paragraphen, und eben nicht die NGOs –, es ist da­her unsere Aufgabe, diesen Paragraphen zu schärfen, damit er nicht durch eine Fehl­anwendung in Misskredit gerät, sondern jene Zielgruppe des organisierten Verbre­chens trifft, die der Adressat sein soll.

Wo genau liegt das Problem? – Im § 278a heißt es derzeit, dass sich eine kriminelle Organisation dadurch auszeichnet, dass sie „eine Bereicherung in großem Umfang oder erheblichen Einfluss auf Politik oder Wirtschaft anstrebt“.

Und genau dieser Verweis auf „erheblichen Einfluss auf Politik“ ist eine gefährliche Ein­ladung, um diesen Paragraphen auf NGOs anzuwenden. Das Wesen der organisierten Kriminalität ist in der Regel Bereicherungs- und Gewinnabsicht, und daher sollten wir genau diesen Teil in diesem Strafparagraphen schärfen.

Wir schlagen daher vor, dass der Teil, der den „erheblichen Einfluss auf Politik oder Wirtschaft“ beschreibt, wegfällt und dass in Zukunft dieser Teil des Paragraphen so lautet, dass eine kriminelle Organisation sich dadurch auszeichnet, dass sie in Gewinn­absicht handelt und dadurch eine Bereicherung in großem Umfang anstrebt. Durch die­se kleine Korrektur ist gewährleistet, dass gegen organisierte Kriminalität – Waffen­händler, Menschenhändler, Geldwäscher – dieser Paragraph weiter angewendet wer­den kann, NGOs aber nicht zum Adressaten und zur Zielgruppe dieses Paragraphen werden. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

22.57


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Es gelangt nun Herr Abgeordneter Dr. Jarolim zu Wort. Gewünschte Redezeit: 4 Minuten. – Bitte.

 


22.57.38

Abgeordneter Dr. Johannes Jarolim (SPÖ): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir diese Diskussion führen, kann mich persönlich diesen Überlegungen nur voll anschließen und appelliere an Sie, dass wir das – jetzt ohne Bezugnahme auf den Fall der Tierschützer – noch einmal durchdisku­tieren, wobei ich auch meine: Ich würde mir wünschen, dass gegen Zuhälterei, Men­schenhandel mit einer derartigen Akribie und mit einer derartigen Vehemenz vorgegan­gen wird – da gibt es ja die grauenhaftesten Entwicklungen – wie in diesem Fall.

Aber unabhängig davon: Als wir die Bestimmung betreffend die kriminelle Organisation geschaffen haben – es heißt ja auch im Gesetz: „Kriminelle Organisation“ –, war die Zielrichtung natürlich jene schwerer Kriminalität, die sich bildet, um langfristig Vermö­gen abzuschöpfen, zu erpressen. Die Delikte, die angeführt werden, sprechen ja für sich: schwerwiegende strafbare Handlungen im Bereich der sexuellen Ausbeutung, Schlepperei, unerlaubter Verkehr mit Kampfmitteln, Kernmaterial und radioaktiven Stof­fen – also schwerwiegendste Eingriffe. Und wenn man sich verbindet, um das zu be­gehen, soll das auch unter Strafe gestellt werden. Es ist ja auch bei den Tierschützern so, dass die strafbaren Handlungen, die gesetzt worden sind, ohnedies strafbar sind und auch verfolgt werden. Hier soll noch zusätzlich eine Norm für den Zusammen­schluss allein gegeben werden.


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Und wenn jetzt drinsteht: massiven, „erheblichen Einfluss auf Politik oder Wirtschaft“, so hat das natürlich auch die Konsequenz: mit dem Ziel, sich zu bereichern. Und daher ist diese Bestimmung, glaube ich, dahin zu schärfen, dass man sagt, da geht es letzt­lich immer darum, Vermögensvorteile – wodurch auch immer – zu bekommen. Das ist der Inbegriff dieser Bestimmung, und dadurch setzt sie sich auch ab von der terroristi­schen Straftat.

Das sollten wir, meine ich, in einer unaufgeregten und von diesem Einzelfall abgesetz­ten Diskussion einmal durchgehen und schauen, ob wir diese Weite der Auslegung hier wirklich haben wollen oder ob das nicht dazu führt, dass die Bestimmung wo ange­wendet wird, wo sie nicht angewendet werden sollte. Genauso gut kann man nämlich sagen, das trifft auf Greenpeace zu oder sonst irgendwelche Gruppen, die Walfang verhindern. Es kann überall dort der Fall sein, wo man sagt, es gibt gewisse Wertmaß­stäbe, die sich die Gesellschaft angelegt hat – bei Tieren zum Beispiel, indem man sagt, ein Tier ist keine Sache, es soll nicht gequält werden und so weiter.

Wenn jetzt beispielsweise eine Situation entsteht, wo ich angesichts von Massentier­haltung weiß, da herrschen nicht adäquate Zustände – oder irgendetwas anderes meinetwegen, damit man nicht dieses Thema nimmt –, und das wird nicht sofort abge­stellt, weil die Polizei nicht einschreitet, dann gibt es, glaube ich, in jedem von uns, der weiß, was dort stattfindet, natürlich die Überlegung: Wie kann ich diesen grauenvollen, qualvollen Zustand – weil das ja Lebewesen sind – beenden?

Und wenn das eben nicht dazu führt, dass der Staat dazu beiträgt – was eigentlich sei­ne Aufgabe wäre –, dann kommt es zu sogenannten Selbsthilfen – unter Anführungs­zeichen –, die natürlich übertrieben und auch strafbar sein können, keine Frage. Aber der Umstand, dass man jene Menschen, die sich mehr oder weniger zusammenschlie­ßen, als kriminelle Organisation subsumiert, ist einfach nicht adäquat.

Daher mein Appell, dass wir uns im Rahmen der Diskussion mit den einzelnen Beispie­len auseinandersetzen und dann anhand der einzelnen Beispiele für uns beschließen, ob wir das wirklich so haben wollen.

Ich glaube, die Emotionen sind sehr hochgegangen, und sie sind kein guter Begleiter für eine derartige Diskussion. Sachlichkeit ist angesagt! – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Mag. Gaßner: Bravo!)

23.01


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Es gelangt nun Herr Abgeordneter Mag. Don­nerbauer zu Wort. Gewünschte Redezeit: 3 Minuten. – Bitte.

 


23.01.16

Abgeordneter Mag. Heribert Donnerbauer (ÖVP): Frau Präsidentin! Meine sehr ge­ehrten Damen und Herren! Natürlich stehen wir für eine sachliche Diskussion auch die­ses Paragraphen und des Antrages der Grünen zur Verfügung, so wie in vielen ande­ren Bereichen auch. Wofür wir aber nicht zur Verfügung stehen: dass wir kriminelle Or­ganisationen danach unterscheiden oder differenzieren, ob sie uns von ihrer Zielset­zung her passen oder nicht. Ich glaube, es soll hier um jegliche Organisation gehen, die es darauf anlegt, kriminelle Handlungen organisiert zu begehen, und zwar im gro­ßen Stil, egal, ob sie jetzt vermögensrechtliche Zielsetzungen im Auge hat oder ob sie eben durch kriminelle Handlungen massiven Einfluss auf Politik und Wirtschaft nehmen möchte. Beides sollte weiterhin natürlich auch pönalisiert sein – und nicht in einem Fall straffrei sein, weil die Ziele vielleicht manchen von uns als nachvollziehbar erscheinen, und in anderen Fällen eben nicht.

Das ist die Problematik der Diskussion, fernab von jeglicher Emotion. Es kann nicht an­gehen, dass man sagt: Weil uns das Ziel nahesteht, weil uns eine Gruppe politisch na-


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hesteht, soll sie nicht bestraft, nicht verfolgt werden; eine andere, bei der das nicht der Fall ist, soll hingegen strafrechtlich verfolgt werden. – Strafbare Handlungen sollen ab­gestellt werden, sollen auch entsprechend verfolgt werden.

In der Diskussion wird es dann immer so verharmlosend dargestellt, Herr Kollege Steinhauser, indem gesagt wird, das ist ja „nur ziviler Ungehorsam“. – Das klingt natür­lich sehr harmlos, denn Ungehorsam ist eher etwas Passives. Aber einzubrechen in Häuser, dort Sachbeschädigungen zu begehen, Menschen zu bedrohen, das ist kein Ungehorsam, sondern das ist aktive Kriminalität – und diese soll auch weiterhin ver­folgt und bestraft werden.

Wir stehen natürlich einer Diskussion all dieser Argumente offen gegenüber, aber ich wollte auch klar sagen, was mit uns nicht zu machen ist, nämlich strafbare Handlun­gen zu verharmlosen und sozusagen einer Strafverfolgung zu entziehen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

23.03


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Nächster Redner: Herr Abgeordneter Dr. Ro­senkranz. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


23.03.33

Abgeordneter Dr. Walter Rosenkranz (FPÖ): Frau Präsidentin! Hohes Haus! Bei dem hier vorliegenden Antrag handelt es sich eindeutig um Anlassgesetzgebung, denn eine missbräuchliche Anwendung dieser Gesetzesstelle hat es eben, wie auch der An­tragsteller hier bekannt gegeben hat, nur ein Mal gegeben.

Es wurden zehn Tierschützer – und Tierschützer zu sein ist für sich allein ja nichts Eh­renrühriges, im Gegenteil, es ist etwas sehr Positives – wegen eines Verdachtes, eines konkreten Verdachtes, bei kriminellen Handlungen, die 600 000 € Schaden verursacht haben, dabei gewesen zu sein, in Untersuchungshaft genommen, und es wurden Hausdurchsuchungen durchgeführt. Es hat ein unabhängiger Untersuchungsrichter die Untersuchungshaft verhängt, und es wurde dieser Beschluss sogar in der Instanz durch das Oberlandesgericht bei einem Drei-Richter-Senat geprüft – wie in sehr vielen bedauerlichen Fällen, wo auch manchmal unter Umständen jemand zu Unrecht in Un­tersuchungshaft genommen wird. Im konkreten Fall weiß ich es nicht. Ich weiß nicht: Wird es eine Anklage geben, ja oder nein? – Es betrifft mich auch hier nicht, weil ich in diesen Fall auch gar nicht involviert bin.

Tatsache ist aber, dass es auch bei anderen Delikten, zum Beispiel bei Mord, bereits Menschen gegeben hat, die ungerechtfertigt verdächtigt wurden, in Untersuchungshaft gesessen sind, enthaftet wurden – aber deswegen sagt man auch nicht: Jetzt schaffen wir den § 75, betreffend Mord, deshalb ab, denn es kann hier ja ein Rechtsirrtum pas­sieren oder jemand in einen ungerechtfertigten Verdacht geraten.

Die Antragsteller meinen hier, dass aus dieser Bestimmung des § 278a StGB dieser „erhebliche Einfluss auf Politik oder Wirtschaft“ durch Straftaten herausgenommen wer­den soll. In der Begründung wird angeführt: Weil politisch anders Denkende auf dieser Grundlage ganz bequem in irgendeiner Form verfolgt werden können; noch dazu in diesen Vereinigungen oder Personengruppen, die eben diesen zivilen Ungehorsam pflegen, wie es bereits mein Vorredner angeschnitten hat.

Nun, mich wundert es eigentlich, dass sich die Grünen gerade hier als Hüter der De­mokratie, der Grundrechte und Ähnliches aufspielen, denn ich kenne andere Fälle aus der jüngsten Vergangenheit, gerade hier in diesem Haus, wo die Vorverurteilung von Personen, die sich bis jetzt nichts, vor allem auch nichts Strafbares zuschulden kom­men haben lassen, gang und gäbe ist. (Beifall bei der FPÖ.)


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Wir haben gehört, dass sich Frau Kollegin Abgeordnete Schatz heute Sorgen gemacht hat bezüglich der Jugendarbeitslosigkeit. – Das, was die Grünen in den letzten Tagen und Wochen gefordert haben, ist ein Berufsverbot für politisch anders Denkende. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen! Nichts anderes ist das – und es sind junge Menschen. Also diese Doppelzüngigkeit und diese Scheinmoral kann ich nicht nachvollziehen. Daher glaube ich auch nicht ganz, dass Sie es mit diesem Inter­esse, diese Strafrechtsnovelle zu machen, so hundertprozentig ernst nehmen und ein hehres Ziel dahinter sehen. (Beifall bei der FPÖ.)

Ich glaube vielmehr, dass Ihnen daran gelegen ist, dass Gruppierungen, die Ihnen na­hestehen, entkriminalisiert werden, obwohl sie im Dunstkreis auch von strafbaren Handlungen sind.

Ich bin gespannt: Wahrscheinlich in den nächsten Tagen, vielleicht in einer Woche wird es wiederum eine Kundgebung unter der Patronanz der einen oder anderen grünen Landesgruppe oder vielleicht sogar der Bundes-Grünen geben, oder mit der Sympathie von dem einen oder anderen Grün-Abgeordneten. Dort wird auch nur zum zivilen Un­gehorsam oder zum zivilen Widerstand aufgefordert. Nur eines: Allzu oft beginnen die­se Veranstaltungen mit zivilem Ungehorsam und enden dann mit Brandstiftung, mit Sachbeschädigung, mit Nötigung, mit Widerstand gegen die Staatsgewalt und mit Kör­perverletzung. Und das wollen wir auf keinen Fall. Das Strafrecht hat für alle gleich da zu sein. (Beifall bei der FPÖ.)

23.07


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Herr Abgeordneter Mag. Stadler gelangt nun zu Wort. 3 Minuten gewünschte Redezeit. – Bitte. (Abg. Mag. Stadler – auf dem Weg zum Rednerpult –: Sieben, haben wir gesagt!) – Herr Abgeordneter, ich stelle die Uhr auf 7 Minuten. Das ist die Gesamt-Restredezeit des BZÖ. – Bitte. (Abg. Mag. Stadler: Ja­wohl! Exakt, Frau Präsidentin!)

 


23.08.03

Abgeordneter Mag. Ewald Stadler (BZÖ): Frau Präsidentin! Meine Damen und Her­ren! Hohes Haus! Das ist nicht, Herr Kollege Steinhauser, irgendein Willkürdelikt gegen Grüne, sondern das ist ein sogenanntes – um es Ihnen einmal in der Sprache der Rechtswissenschaft klarzumachen – speziell vertyptes Vorbereitungsdelikt zum Schutz des Rechtsgutes öffentliche Ordnung. Das ist der Inhalt dieses Deliktes – und nicht ir­gendein „Missbrauchsdelikt“, hinsichtlich dessen die Grünen jetzt larmoyant herumjam­mern, dass ein paar Leute, die bei ihnen kandidieren wollten oder bei ihnen Funktionen ausüben, deswegen Gegenstand von strafrechtlichen Untersuchungen wurden.

Es ist schlicht und einfach barer Unsinn, zu behaupten, dass Greenpeace in Österreich wegen des § 278a StGB gefährdet sei. (Ruf: Amnesty International!) – Das haben Sie gesagt: Sie haben gesagt, § 278a gefährdet Greenpeace! Sie haben in diesem Zusam­menhang eine Stellungnahme von Amnesty International zitiert.

Das ist so eine bestellte Stellungnahme – seien Sie mir nicht böse! –, weil das einfach Unsinn ist, was da drinsteht. Wenn Sie sich das Delikt nämlich genauer anschauen, dann kommen Sie drauf, dass es zwei Elemente, zwei Ebenen hat, die erfüllt sein müs­sen, und zwar kumulativ erfüllt sein müssen: die organisatorische Ebene und die krimi­nelle Zielsetzungsebene. Und das ist dermaßen angereichert von den Tatbestands­voraussetzungen, dass, selbst wenn wir Wale hätten – wie Kollege Jarolim vermutet hat: dass die Walfangquoten im Neusiedler See oder im Bodensee in Gefahr sind, wenn Greenpeace dort auftritt; das hat er als Beispiel gebracht; ich weiß gar nicht, wo Greenpeace bei seinen Agitationen gegen Walfang in Österreich gefährdet sein soll, aber nehmen wir es einmal an –, selbst wenn das der Fall wäre, das alles unter dieses Delikt nicht subsumierbar wäre, weil die Tatbestandsvoraussetzungen dermaßen um­fangreich sind und, ich betone es noch einmal, kumulativ vorliegen müssen.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 295

Aber im konkreten Fall sind sie ja vorgelegen, das ist ja die Crux an der Geschichte, deswegen passt Ihnen das Delikt nämlich auf einmal nicht mehr! Da spielt es dann kei­ne Rolle, Herr Kollege Grillitsch, ob Landwirte 600 000 € Schaden haben oder nicht, denn die höhere Sache, nämlich die Tierrechte, rechtfertigen das ja alles. Political cor­rectness rechtfertigt Einbruch, Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Besitzstörung, das ist alles in Ordnung, wenn es um die gute Sache geht – die natürlich von den Grü­nen definiert wird, nicht von uns. Sehen Sie, das ist die Crux an der Sache! (Beifall beim BZÖ.)

Das heißt, dieses Delikt, meine Damen und Herren, ist in Ordnung und systematisch einwandfrei. Es passt einwandfrei in die Systematik der österreichischen Rechtsord­nung. Da ist keine Gefahr da, Herr Kollege Jarolim, dass hier die falschen Organisatio­nen unter Umständen bei ihrem zivilen Ungehorsam gestört werden könnten; da gibt es hinreichend andere Möglichkeiten, den zivilen Ungehorsam zu bekämpfen.

Haben Sie sich einmal angeschaut, was das, was Kollege Steinhauser vorschlägt, be­deuten würde? Schauen Sie sich das bitte einmal im Antrag an!

Also, ich halte fest: Die ’Ndrangheta in Sizilien oder in Neapel hätte ihre Gaudi mit dem Antrag, denn Sie verlangen jetzt, dass in Zukunft nur mehr die Gewinnabsicht Tatbe­standsvoraussetzung für eine Bestrafung wäre, die mit vorliegen muss. Beweisen Sie der ’Ndrangheta einmal die Gewinnabsicht. Das schaue ich mir an! (Heiterkeit.)

Verstehen Sie, es ist wesentlich leichter, Ihren Tierschutzheinis zu beweisen, dass sie versuchen, ungerechtfertigt Einfluss auf die Politik zu nehmen, und dabei das Vermö­gen von Bauern schädigen. Deswegen stört Sie dieses Delikt, meine Damen und Her­ren! (Beifall beim BZÖ.)

Also, die ’Ndrangheta hätte ihre Gaudi, wenn sie läse, dass in Zukunft nur mehr eine spezielle Bereicherungsabsicht mit einer Gewinnabsicht verknüpft werden muss. Berei­cherungsabsicht, Herr Kollege Steinhauser, ist wesentlich mehr, das geht wesentlich weiter als die Gewinnabsicht. Aber Sie wollen nur mehr eine Gewinnabsicht, die eine Bereicherungsabsicht zur Folge hat, als gesetzwidrige Handlung definieren. Die ’Ndrangheta wird Ihnen dafür dankbar sein. (Zwischenruf des Abg. Mag. Steinhau­ser.) – Nein, das ist nicht wahr! Sie versuchen hier, Ihre Tierschutzfreunde zu schüt­zen, indem Sie versuchen, dieses Delikt wirkungslos zu machen; das ist alles.

Und bei nächster Gelegenheit werden Sie herauskommen und sagen, wie wenig die österreichische Politik im Kampf gegen die Mafia tut. Das wird dann sozusagen wieder Ihr nächstes Anliegen sein. Einmal passt es Ihnen, einmal passt es Ihnen nicht.

Diese Leute sind – das hat Kollege Rosenkranz richtig herausgestrichen – Gegenstand von strafrechtlichen Ermittlungsmaßnahmen geworden, die vollkommen im Einklang mit dem Gesetz sind, weil auch jene Landwirte ein Recht darauf haben, durch die Rechtsordnung vor der Agitation von Leuten geschützt zu werden, die sich über die Rechtsordnung bei jeder Gelegenheit hinwegsetzen, meine Damen und Herren. Das ist der zentrale Punkt. (Beifall beim BZÖ sowie bei Abgeordneten von ÖVP und FPÖ.)

Daher sage ich Ihnen: Bevor ich Ihren Tierschützern zuliebe die ’Ndrangheta in diesem Land schütze, bleiben wir bei der jetzigen Rechtsordnung! (Beifall beim BZÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

23.13


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debat­te ist geschlossen.

Ich weise den Antrag 17/A dem Justizausschuss zu.

Die Tagesordnung ist erschöpft.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll10. Sitzung / Seite 296

23.13.20Einlauf

 


Präsidentin Mag. Barbara Prammer: Ich gebe noch bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Selbständigen Anträge 316/A bis 396/A eingebracht wurden.

Ferner sind die Anfragen 675/J bis 712/J eingelangt.

*****

Die nächste Sitzung des Nationalrates berufe ich für Donnerstag, 22. Jänner 2009, 9 Uhr ein.

Die Tagesordnung ist der im Saal verteilten schriftlichen Mitteilung zu entnehmen.

Wir werden die morgige Sitzung mit einer Fragestunde beginnen.

Die Sitzung ist geschlossen.

23.13.52Schluss der Sitzung: 23.14 Uhr

 

 

 

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