Parlament Österreich

 

 

 

 

Stenographisches Protokoll

 

 

 

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15. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

 

XXIV. Gesetzgebungsperiode

 

Freitag, 27. Februar 2009

 

 


Stenographisches Protokoll

15. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich

XXIV. Gesetzgebungsperiode               Freitag, 27. Februar 2009

Dauer der Sitzung

Freitag, 27. Februar 2009: 2.13 – 2.42 Uhr

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Tagesordnung

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Barbara Prammer, Fritz Neugebauer, Mag. Dr. Martin Graf, Herbert Scheibner, Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Ver­fassungsgesetz geändert, und ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Geschäftsordnung des Nationalrates (Geschäftsordnungsgesetz 1975) geändert wird (487/A)

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Inhalt

Personalien

Verhinderungen ................................................................................................................ 3

Geschäftsbehandlung

Verlangen gemäß § 93 Abs. 2 GOG, die schriftliche Anfrage 1091/J der Abgeordneten Stefan Petzner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundes­minis­terin für Inneres betreffend Gefährdung der Bevölkerung durch die Errichtung eines Erstaufnahmezentrums Süd dringlich zu behandeln – gelangt gemäß § 57b GOG nicht zum Aufruf ........................................................................................................................ 7

Redezeitbeschränkung nach Beratung in der Präsidialkonferenz gemäß § 57 Abs. 3 Z. 2 der Geschäftsordnung ............................................................................................................ 7

Wortmeldungen zur Geschäftsbehandlung im Zusammenhang mit der Zurück­ziehung der Anfrage 1092/J:

Mag. Ewald Stadler ................................................................................................. ..... 12

Mag. Werner Kogler ............................................................................................... ..... 12

Karlheinz Kopf ........................................................................................................ ..... 13

Dr. Josef Cap ........................................................................................................... ..... 14

Ausschüsse

Zuweisungen .............................................................................................................  3, 11


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll15. Sitzung / Seite 2

Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Karlheinz Kopf, Kolleginnen und Kollegen an den Bundes­minister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend konjunkturelle Auswirkun­gen der Konjunkturpakete der Bundesregierung (1092/J) – Zurückziehung ...........................................................................................................  7, 11

Verhandlungen

Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Barbara Prammer, Fritz Neugebauer, Mag. Dr. Martin Graf, Herbert Scheibner, Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert, und ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Geschäftsordnung des Nationalrates (Ge­schäftsordnungsgesetz 1975) geändert wird (487/A) ....................................................................................................... 7

Redner/Rednerinnen:

Otto Pendl ................................................................................................................ ....... 8

Fritz Neugebauer .................................................................................................... ....... 8

Dr. Peter Fichtenbauer ........................................................................................... ....... 8

Herbert Scheibner .................................................................................................. ....... 9

Mag. Daniela Musiol ............................................................................................... ..... 10

Zuweisung des Antrages 487/A an den Geschäftsordnungsausschuss ....................... 11

Eingebracht wurden

Anfragen der Abgeordneten

Stefan Petzner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betref­fend Gefährdung der Bevölkerung durch die Errichtung eines Erstaufnahmezentrums Süd (1091/J)

Karlheinz Kopf, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend konjunkturelle Auswirkungen der Konjunkturpakete der Bundesregierung (1092/J)


02.13.14


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll15. Sitzung / Seite 3

Beginn der Sitzung: 2.13 Uhr

Vorsitzender: Präsident Mag. Dr. Martin Graf.

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Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Die 15. Sitzung des Nationalrates ist eröffnet.

Als verhindert gemeldet sind die Abgeordneten Csörgits, Mag. Donnerbauer, Gahr, Praßl, Doppler, Tadler, Brosz, Dr. Van der Bellen, Dr. Zinggl.

02.13.30 Einlauf und Zuweisungen

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Hinsichtlich der eingelangten Verhandlungsgegen­stände und deren Zuweisungen verweise ich gemäß § 23 Abs. 4 der Geschäfts­ordnung auf die im Sitzungssaal verteilte Mitteilung.

Die schriftliche Mitteilung hat folgenden Wortlaut:

Zuweisungen in dieser Sitzung:

zur Vorberatung:

Ausschuss für Arbeit und Soziales:

Antrag 480/A(E) der Abgeordneten Mag. Judith Schwentner, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Berücksichtigung geschlechtsspezifischer arbeitsbedingter Risiken in der Prävention und bei der Anerkennung von Berufskrankheiten;

Außenpolitischer Ausschuss:

Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über das Verbot von Streumunition geändert wird (75 d.B.);

Bautenausschuss:

Antrag 486/A(E) der Abgeordneten Josef Bucher, Kolleginnen und Kollegen betreffend Inflationsanpassung des Richtwertmietzinses,

Antrag 513/A der Abgeordneten Dr. Peter Sonnberger, Mag. Ruth Becher, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Mietrechtsgesetz, das Richtwertgesetz, das Wohnungseigentumsgesetz 2002, das Wohnungsgemein­nützig­keits­gesetz und das Heizkostenabrechnungsgesetz geändert werden (Wohnrechts­novelle 2009 – WRN 2009);

Familienausschuss:

Antrag 509/A(E) der Abgeordneten Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend Vereinheitlichung von Antrags- und Auszahlungsmodalitäten der Familienleistungen in Österreich;

Finanzausschuss:

Bundesgesetz, mit dem das Einkommensteuergesetz 1988 geändert wird – Konjunk­turbelebungsgesetz 2009 (91 d.B.),

Ökoprämiengesetz (92 d.B.),


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll15. Sitzung / Seite 4

Antrag 494/A(E) der Abgeordneten DDr. Werner Königshofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend bilanztechnische Sonderaktivierung von „giftigen Wertpapieren“ und „faulen Krediten“ (Bankenstabilisierungsgesetz),

Antrag 500/A(E) der Abgeordneten Wolfgang Zanger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Zweite Säule – Wechsel der Pensionskasse,

Antrag 501/A(E) der Abgeordneten Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der Gebühr bei der Verlängerung einer befristeten Lenk­berechtigung;

Ausschuss für Forschung, Innovation und Technologie:

Antrag 508/A(E) der Abgeordneten Mag. Rainer Widmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend die schnellstmögliche Sicherstellung ausreichender Mittel für den FWF;

Gesundheitsausschuss:

Antrag 472/A(E) der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Maßnahmen zum Schutz von Tieren beim Transport,

Antrag 473/A(E) der Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend einen Umsetzungs- und Finanzierungsplan einer bundesweiten, abgestuften Hospiz- und Palliativversorgung,

Antrag 481/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beibehaltung der österreichischen Gentechnik-Anbauverbote,

Antrag 490/A(E) der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhebung von Gesundheitsdaten über Kinder und Jugend­liche,

Antrag 491/A(E) der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung und Ausbau des Nationalen Kindergesund­heits­plans,

Antrag 492/A(E) der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend  Erwerb von Zusatzfacharztqualifikationen für bisher nicht berücksichtigte Bereiche der Kindermedizin,

Antrag 502/A(E) der Abgeordneten Dr. Andreas Karlsböck, Kolleginnen und Kollegen betreffend Abschaffung der Selbstbehalte,

Antrag 503/A(E) der Abgeordneten Dr. Dagmar Belakowitsch-Jenewein, Kolleginnen und Kollegen betreffend Streichung des Selbstbehaltes bei Therapien für Kinder und Jugendliche,

Antrag 505/A(E) der Abgeordneten Mag. Kurt Gaßner, Fritz Grillitsch, Harald Jannach, Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Beibehaltung der österreichischen Gentechnik-Anbauverbote,

Antrag 511/A(E) der Abgeordneten Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend die Errichtung einer medizinischen Universität in Linz;

Ausschuss für innere Angelegenheiten:

Bundesgesetz, mit dem das Asylgesetz 2005, das Fremdenpolizeigesetz 2005 und das Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz geändert werden (88 d.B.),

Antrag 468/A(E) der Abgeordneten Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Chancengleichheit für Kinder von Geburt an – Verankerung des Geburtsland­prinzips (ius Soli) im Staatsbürgerschaftsgesetz,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll15. Sitzung / Seite 5

Antrag 484/A(E) der Abgeordneten Mag. Gernot Darmann, Kolleginnen und Kollegen betreffend Navigationsgeräte für Streifen- und Einsatzfahrzeuge der Polizei;

Justizausschuss:

Zivilverfahrens-Novelle 2009 – ZVN 2009 (89 d.B.),

Antrag 475/A(E) der Abgeordneten Mag. Albert Steinhauser, Kolleginnen und Kollegen betreffend die Rehabilitierung von Justizopfern des Austrofaschismus;

Ausschuss für Konsumentenschutz:

Antrag 466/A(E) der Abgeordneten Sigisbert Dolinschek, Kolleginnen und Kollegen betreffend GVO-freie Fütterung als Kriterium für das AMA-Gütesiegel,

Antrag 507/A(E) der Abgeordneten Gabriele Tamandl, Mag. Johann Maier, Kolleginnen und Kollegen betreffend Transparenz bei Strom- und Gasrechnung;

Ausschuss für Land- und Forstwirtschaft:

Antrag 470/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Berücksichtigung ökologischer Kriterien bei der Beschaffung von Lebensmitteln in öffentlichen Einrichtungen des Bundes,

Antrag 471/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Herabsetzung der Substitutionsziele bei Agrartreibstoffen,

Antrag 474/A(E) der Abgeordneten Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beibehaltung der österreichischen Gentechnik-Anbauverbote,

Antrag 488/A(E) der Abgeordneten Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Österreich als gentechnikfreie Modellregion,

Antrag 504/A(E) der Abgeordneten Fritz Grillitsch, Mag. Kurt Gaßner, Harald Jannach, Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Pirklhuber, Gerhard Huber, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Beibehaltung der österreichischen Gentechnik-Anbauverbote;

Ausschuss für Menschenrechte:

Antrag 469/A(E) der Abgeordneten Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsetzung des EuGH-Beschlusses „Sahin gegen Österreich“ vom 19.12.2008; Herstellung einer europa- und menschenrechtskonformen Rechtslage beim Familiennachzug,

Antrag 483/A(E) der Abgeordneten Mag. Alev Korun, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Straffreiheit für Angehörige im Falle von unrechtmäßigem Aufenthalt;

Tourismusausschuss:

Antrag 497/A(E) der Abgeordneten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen betreffend Masterplan Tourismus,

Antrag 498/A(E) der Abgeordneten Mag. Roman Haider, Kolleginnen und Kollegen betreffend Umsatzsteuersenkung für heimische Bergbahnen;

Umweltausschuss:

Antrag 464/A der Abgeordneten Ing. Hermann Schultes, Petra Bayr, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über Umwelt­haftung zur Vermeidung und Sanierung von Umweltschäden (Bundes-Umwelthaftungs­gesetz – B-UHG) geschaffen wird,

Antrag 476/A(E) der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Klimaschutzgesetz,


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Antrag 477/A(E) der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sofortmaßnahmen des Bundes für den Klimaschutz im Rahmen des Klimaschutzgesetz-Pakets,

Antrag 478/A(E) der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend bundeseinheitliche Regelungen zum Klimaschutz im Rahmen des Klima­schutzgesetz-Pakets,

Antrag 479/A(E) der Abgeordneten Mag. Christiane Brunner, Kolleginnen und Kollegen betreffend ökologische und klimagerechte Beschaffung des Bundes,

Antrag 485/A(E) der Abgeordneten Ing. Robert Lugar, Kolleginnen und Kollegen betreffend thermische Sanierung,

Antrag 493/A(E) der Abgeordneten Ing. Norbert Hofer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Sanierung haustechnischer Anlagen und Senkung des Energieverbrauchs in öffentlichen Gebäuden bei gleichzeitiger Unterstützung heimischer KMUs,

Antrag 510/A(E) der Abgeordneten Werner Neubauer, Kolleginnen und Kollegen betreffend Klage gegen Tschechien aufgrund des Nichteinhaltens der europäischen Richtlinie 85/337/EEG im Zuge der Erweiterung des AKW Temelίn um die Blöcke 3 und 4;

Unterrichtsausschuss:

Antrag 482/A(E) der Abgeordneten Dr. Harald Walser, Kolleginnen und Kollegen betreffend gesetzliche Gleichstellung von Schulen in freier Trägerschaft mit konfes­sionellen Privatschulen;

Verfassungsausschuss:

Antrag 496/A(E) der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Gleichstellung des Fachhochschul-Diplomstudienganges „Militärische Führung“ mit anderen Fachhochschul-Diplomstudiengängen,

Antrag 499/A(E) der Abgeordneten Werner Herbert, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Deckelung der Nebengebührenwerte,

Antrag 506/A der Abgeordneten Karlheinz Kopf, Dr. Josef Cap, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem besondere Bestimmungen für die Neuermittlung der Verteilung von nach der Wahl der Mitglieder des Euro­päischen Parlaments 2009 zu vergebenden Mandaten durch die Bundeswahlbehörde erlassen werden;

Verkehrsausschuss:

Bundesgesetz, mit dem das Kraftfahrgesetz 1967 geändert wird (30. KFG-Novelle) (90 d.B.),

Antrag 489/A(E) der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Neufassung des Kraftfahrgesetzes,

Antrag 495/A(E) der Abgeordneten Harald Vilimsky, Kolleginnen und Kollegen betref­fend Einführung eines Österreich-Tickets;

Wissenschaftsausschuss:

Antrag 467/A(E) der Abgeordneten Dr. Kurt Grünewald, Kolleginnen und Kollegen betreffend Erhöhung des Regelbudgets (Ordinarium) und einer international vergleich­baren und konkurrenzfähigen Finanzierungssicherheit des FWF,

Antrag 512/A(E) der Abgeordneten Ursula Haubner, Kollegin und Kollegen betreffend die Errichtung einer medizinischen Universität in Linz,


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Antrag 514/A(E) der Abgeordneten Lutz Weinzinger, Kolleginnen und Kollegen betreffend Schaffung einer Medizin-Universität in Linz.

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02.13.43 Ankündigung einer Dringlichen Anfrage

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Der Klub des BZÖ hat gemäß § 93 Abs. 2 der Geschäftsordnung das Verlangen gestellt, die vor Eingang in die Tagesordnung eingebrachte schriftliche Anfrage 1091/J der Abgeordneten Petzner, Kolleginnen und Kollegen an die Bundesministerin für Inneres betreffend „Gefährdung der Bevölkerung durch Errichtung eines Erstaufnahmezentrums Süd“ dringlich zu behandeln. (Abg. Krainer: Wo ist der Antragsteller? – Weitere Zwischenrufe. – Präsident Dr. Graf gibt das Glockenzeichen.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bitte um etwas Ruhe und Geduld! Wir haben noch eine Tagesordnung abzuhandeln.

Ferner hat der Klub der ÖVP gemäß § 93 Abs. 2 der Geschäftsordnung das Verlangen gestellt, die vor Eingang in die Tagesordnung eingebrachte schriftliche Anfrage 1092/J der Abgeordneten Karlheinz Kopf, Kolleginnen und Kollegen an den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend betreffend „konjunkturelle Auswirkungen der Kon­junkturpakete der Bundesregierung“ dringlich zu behandeln. (Abg. Ing. Westenthaler: Ah, interessant! – Weitere Zwischenrufe beim BZÖ.)

Aufgrund der Kollisionsnormen nach § 57b Abs. 2 GOG gelangt die Anfrage jenes Klubs zum Aufruf, dessen letztes Verlangen weiter zurückliegt.

Daher kommt die Anfrage der ÖVP, also 1092/J, zum Aufruf. (Heiterkeit bei der SPÖ.)

Gemäß der Geschäftsordnung wird die Durchführung frühestens drei Stunden nach Eingang in die Tagesordnung, also um 5.20 Uhr, erfolgen. (Heiterkeit bei der SPÖ.)

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Erste Lesung: Antrag der Abgeordneten Mag. Barbara Prammer, Fritz Neugebauer, Mag. Dr. Martin Graf, Herbert Scheibner, Dr. Eva Glawischnig-Piesczek, Kolleginnen und Kollegen betreffend ein Bundesverfassungsgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz geändert, und ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesgesetz über die Geschäftsordnung des Nationalrates (Ge­schäftsord­nungsgesetz 1975) geändert wird (487/A)

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Wir gelangen nun zum einzigen Punkt der Tages­ordnung: Antrag 487/A.

Redezeitbeschränkung

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Gemäß einer Vereinbarung in der Präsidialkonferenz schlage ich für die Durchführung der Debatte folgende Redeordnung vor: pro Fraktion je ein Redner/eine Rednerin mit einer Redezeit von maximal 5 Minuten.

Wer sich für diesen Vorschlag ausspricht, den bitte ich um ein Zeichen der Zustim­mung. – Das ist einstimmig angenommen.

Wir gehen in die Debatte ein.


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Als Erster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Pendl. Gewünschte Redezeit: 2 Minuten. – Bitte.

 


2.16.49

Abgeordneter Otto Pendl (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Geschätzte Damen und Herren! Nach jahrelangem Stillstand ist es im Geschäftsordnungskomitee gelun­gen, Konsens in vier wichtigen Fragen zu erzielen. Ich bedanke mich bei allen Fraktionen dafür, dass wir die Frage der Enderledigung von Berichten im Plenum und unsere bereits ausprobierte neue Fragestunde nunmehr auch auf eine Rechtsbasis stellen.

Weiters geht es um den Entfall des Diskontinuitätsprinzips bei Volksbegehren, Bürger­initiativen, Rechnungshof- und Volksanwaltschaftsberichten und um eine Anpassung des Wahlalters hinsichtlich der Unterstützung von Bürgerinitiativen.

Ich wünsche uns im Geschäftsordnungskomitee für die interessanten Ziele, die wir uns gemeinsam gesteckt haben, viele Diskussionen und viel Erfolg. Meiner Meinung nach ist es ein wichtiger Beitrag, diese ersten Punkte jetzt in einer neuen Novelle umzu­setzen. – Herzlichen Dank noch einmal! (Beifall bei der SPÖ.)

2.18


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Präsident Neu­gebauer. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


2.18.15

Abgeordneter Fritz Neugebauer (ÖVP): Herr Präsident! Meine sehr geschätzten Kolleginnen und Kollegen! Es handelt sich hiebei um vier Materien, bei denen, wie der Verfasser unserer Bundesverfassung, Hans Kelsen, schon gesagt hat, die Öffent­lichkeit ein wesentliches Element des modernen Parlamentarismus ist, also etwa auch die Frage der Öffentlichkeit von Berichten und ob sie enderledigt werden oder nicht.

Die Fragestunde, die wir anders adaptiert eigentlich schon jetzt leben, wird in dieser Form Eingang in die Geschäftsordnung finden.

Weiters darf ich anführen: Herabsetzung bei der Unterstützung für Bürgerinitiativen entsprechend der Herabsetzung des Wahlalters von 18 auf 16 Jahre; die Durch­brechung des Diskontinuitätsprinzips, wenn nämlich Volksbegehren und Bürger­initiativen gegen Ende einer Gesetzgebungsperiode gestellt werden, dass eben dieses Bemühen der Bevölkerung nicht verfehlt ist, sondern dass das dann auch in der neuen Legislaturperiode aufgegriffen werden kann.

Die Gespräche im GO-Komitee waren konstruktiv. Daher gehe ich davon aus, dass wir eine gemeinsame Beschlussfassung erzielen können, sodass all das hält, was wir vereinbart haben, und wir dann auch eine Sitzung des Geschäftordnungsausschusses in diesem Sinne heute noch abwickeln werden. Dann steht dem nichts mehr im Wege, dass wir dies im März zum Beschluss erheben. – Herzlichen Dank. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Abgeordneten der SPÖ.)

2.19


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Fichtenbauer. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


2.19.49

Abgeordneter Dr. Peter Fichtenbauer (FPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Es ist das eine Einvernehmensmaterie, die begrüßenswert ist (Abg. Ing. Westenthaler – in Richtung des Präsidiums, vor dem sich ÖVP-Klubdirektor Dr. Zögernitz eingefunden hat –: „Bravo“, Zögernitz!): Durchbrechung des Diskontinuitätsprinzips in Bezug auf


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Volksanwaltschaftsberichte, Rechnungshofberichte, Bürgerinitiativen, allerdings nur auf die vorige Gesetzgebungsperiode bezogen.

Wir hätten uns gewünscht, dass die materielle Erledigung insbesondere von Bürger­initiativen nicht nur auf die vorige Gesetzesperiode wirkt, sondern bis zur Enderle­digung durchschlägt.

Im Übrigen wird das Wahlalter für Bürgerinitiativen angepasst und die Enderledigung von Berichten sowie die Fragestunde dem herrschenden Gebrauch entsprechend auch in der Geschäftsordnung verankert. – Danke vielmals. (Beifall bei der FPÖ sowie bei Abgeordneten der ÖVP.)

2.20


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Scheibner. 5 Minuten Redezeit. – Bitte.

 


2.20.44

Abgeordneter Herbert Scheibner (BZÖ): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Bevor ich zum Thema Geschäftsordnung komme, möchte ich hier die Aufmerksamkeit aufs Präsidium lenken. Da gibt es den allseits bewährten Professor Zögernitz – und ich weiß nicht, was er jetzt da oben am Präsidium macht. Ich fürchte, dass er gerade im Begriff ist, die Geschäftsordnung in einer ungeheuerlichen Art und Weise für seine Fraktion zu missbrauchen, da nämlich gerade jetzt, vor wenigen Minuten, eine Dringliche ... (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Lieber Freund, das hat ein anderer gesagt, dass wir hier im Hohen Haus nur bis 16 Uhr arbeiten. Ich glaube, da haben wir uns alle zu Recht aufgeregt, denn für uns gibt es 24 Stunden Arbeit für die österreichische Bevölkerung – und das werdet ihr jetzt wohl auch noch aushalten! (Beifall beim BZÖ. – Zwischenrufe bei SPÖ und ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Was hier jetzt am Präsidium passiert, ist anscheinend schon das, was wir ohnehin gerüchteweise gehört haben. Als man vernommen hat, dass es möglicherweise so weit kommt, dass wir uns noch einmal intensiv mit der Sicherheitsproblematik, mit der Asylproblematik auseinandersetzen wollen, kam es zu einer gewissen Aufregung in der ÖVP-Fraktion – und da haben dann offensichtlich Sie von der ÖVP gesagt: Nein, es gibt noch ein wichtigeres Thema, nämlich die Wirtschaftskrise! Und deshalb wurde seitens der Österreichischen Volkspartei eine Dringliche Anfrage zu diesem Thema eingebracht. (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ja, richtig – na, dann beschäftigen wir uns noch einmal mit der Wirtschaftskrise! (Neuerliche Zwischenrufe bei der ÖVP.) Diese Dringlichkeit der Wirtschaftskrise hat aber offensichtlich nur 10 Minuten angehalten (Ruf beim BZÖ: Nicht einmal! 4 Minuten!), denn jetzt wird dieser Antrag auf Durchführung einer Dringlichen zu diesem Thema plötzlich wieder zurückgezogen. Herr Professor Zögernitz, das ist doch so – und wahrscheinlich im Auftrag von Herrn Klubobmann Kopf.

Wie fühlen Sie sich von der ÖVP denn dann? Wovor fürchten Sie sich, meine Damen und Herren von der Österreichischen Volkspartei? Haben Sie wirklich etwas zu ver­stecken, dass Sie auch um halb drei die Frau Innenministerin nicht ins österreichische Parlament hereinholen wollen, um über diese wichtigen Fragen zu diskutieren? (Beifall beim BZÖ. – Zwischenrufe bei der ÖVP.)

So weit sind wir schon gekommen, dass Sie von der ÖVP die Wirtschaftskrise in Österreich zum Vorwand dafür nehmen müssen, hier mit geschäftsordnungsmäßigen Tricks eine Debatte zu verhindern! Das ist wirklich einzigartig, und da kann man Ihnen nur „gratulieren“! Die Bevölkerung wird sich morgen oder heute ein Bild darüber machen, wie die Österreichische Volkspartei mit dem Parlamentarismus in Österreich umgeht! (Beifall beim BZÖ. – Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von ÖVP


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und BZÖ.) Wirklich einzigartig ist so etwas! Ich kann mich nicht erinnern – und ich bin jetzt schon sehr viele Jahre hier im Hohen Haus –, dass es so etwas jemals hier gegeben hat.

Sie von der SPÖ sind ja – Gott sei Dank! – heute sehr schweigsam, und ich gehe davon aus, dass es nicht nur an der Müdigkeit liegt, sondern dass auch Sie von der Sozialdemokratie, der ja sonst solche Instrumente der Opposition immer wichtig sind – das weiß ich –, mit einer solchen Vorgangsweise nicht konform gehen. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Das ist etwas Positives, da braucht ihr nicht den Kopf zu schütteln! Ihr von der ÖVP seid vielleicht auch wieder einmal in der Opposition – und dann werdet ihr euch auch nicht freuen, wenn man euch ein wichtiges Mittel der demokratischen Kontrolle hier im Hohen Haus abschneidet! Das ist doch ungeheuerlich! (Beifall beim BZÖ.)

Zum Thema Geschäftsordnung – und das ist wenigstens etwas Positives, denn, Frau Abgeordnete Karl, als wir in der letzten Legislaturperiode gefragt haben, ob man seitens der ÖVP bereit ist, etwas in der Geschäftsordnung zu ändern, haben Sie sehr offen gesagt: nein. (Abg. Mag. Ikrath: Das ist so absurd, was du sagst!) – Du warst da gar nicht dabei, lieber Freund; aber die Kollegin hinter dir nickt ohnehin!

Lieber Freund, wenn du in deiner Bank auch so arbeitest – das glaube ich nicht –, dann schauen wir schlecht aus mit dem Bankenpaket und mit der Wirtschaftskrise! (Beifall beim BZÖ.) Drehe dich bitte um, schau zu deiner Abgeordneten-Kollegin; sie weiß, was ich meine. Kollegin Karl war wirklich sehr offen, und sie hat damals gleich gesagt: Nein, wir wollen keine Änderung des GOG! Daraufhin haben wir dann das Geschäftsordnungskomitee abgebrochen und haben uns so sehr viel Zeit erspart mit nutzlosen Debatten, die ohnehin zu nichts geführt hätten. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Jetzt haben wir Gott sei Dank – und das in einer wirklich konstruktiven Art und Weise – einige wichtige Punkte erledigt: die Fragestunde, die Frage der Behandlung von Berichten und auch die Frage, ob Instrumente der direkten Demokratie über eine Legislaturperiode hinaus wirksam sein sollen. Dass das zu einem Abschluss gebracht werden konnte, ist wunderbar, das sind einmal wichtige Ergebnisse. Ich hoffe, dass bezüglich der Geschäftsordnung noch weitere folgen werden.

Aber vielleicht wollen Sie dann auch noch einen Passus einführen, dass man Dringliche Anfragen und Dringliche Anträge nur dann stellen soll, wenn es den Mehrheitsfraktionen hier im Hohen Haus passt – wenn nicht, dann wird das ganz einfach abgestellt. Und derjenige, der darüber entscheidet, könnte ja Professor Zögernitz werden; das könnte man dann auch gleich in die Geschäftsordnung mit hineinschreiben. (Beifall beim BZÖ.)

2.25


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Musiol. 5 Minuten Redezeit. – Bitte. (Abg. Krainer: Aber Kollege Scheibner konnte nicht beantworten, wo der Antragsteller Petzner ist! – Weitere Zwischenrufe. – Präsident Dr. Graf gibt das Glockenzeichen.)

 


2.26.15

Abgeordnete Mag. Daniela Musiol (Grüne): Sehr geehrte Damen und Herren! Ich wünsche einen schönen „Guten Morgen!“ Leider werden wir heute, so wie es aussieht, gemeinsam die ersten Sonnenstrahlen hier nicht erleben, aber lassen Sie es uns abwarten.

Ich muss ausnahmsweise dem Kollegen Scheibner Recht geben, denn ich halte diese Vorgänge ebenso für äußerst fragwürdig (Ruf beim BZÖ: Da haben Sie recht!), ja für eine unglaubliche Biegung der Geschäftsordnung. (Beifall bei Grünen und BZÖ.) Das


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zeigt einmal mehr, wie hier die Mehrheit mit der Geschäftsordnung und mit Anliegen der Minderheit umgeht – wenn ich auch nicht verschweigen möchte, dass es mir nicht unrecht ist, mir heute nicht noch eine weitere, wahrscheinlich entgleisende Debatte zum Aufnahmezentrum Süd anhören zu müssen. (Ruf bei der ÖVP: Na was jetzt? – Weitere Zwischenrufe.)

Es hätte auch spannendere Debatten geben können, die wir heute führen könnten. (Abg. Grosz: Das ist aber wichtig für die Steiermark und für Kärnten!) Das ist wichtig für die Steiermark und für Kärnten; wir haben aber diese Debatte heute schon geführt, ebenso in der letzten Sitzung, und es waren keine neuen Argumente dabei. (Abg. Mag. Stadler: Kollegin, wir reden über die Wirtschaftskrise der ÖVP!) Ich warte darauf; lassen wir uns überraschen, ob wir heute noch über die Wirtschaftskrise sprechen werden. (Abg. Mag. Stadler: Der Missbrauch ist die Zurückziehung, nicht die Einbringung!)

Zum vorliegenden Antrag betreffend Geschäftsordnung werde ich inhaltlich nicht mehr allzu viel sagen, da eigentlich ohnehin schon alles gesagt wurde. Auch wir bedauern, dass die Berichte nur in die nächste Gesetzgebungsperiode übernommen werden, aber nicht, bis sie tatsächlich erledigt werden.

Was jedoch heute mehr Aktualität denn je hat, ist die Frage der Minderheitsrechte im Parlament. Der Untersuchungsausschuss als Minderheitsrecht ist ein Vorhaben, das in weiteren Geschäftsordnungsdebatten folgen soll. Da wird es wohl nicht nur darum gehen, die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses als Minderheitsrecht fest­zuschreiben, sondern auch darum, darauf zu achten, dass etwaige Beweisanträge und die Möglichkeit, solche einzubringen, ebenfalls als Minderheitsrecht festgehalten wer­den.

Wie in Wien die letzte Untersuchungskommission zur Psychiatrie gezeigt hat, kann zwar ein Untersuchungsausschuss als Minderheitsrecht eingesetzt werden, wenn aber dann die Mehrheit die Möglichkeit hat, sämtliche Beweisanträge, die zur Aufklärung und zur Kontrolle der Regierenden beitragen könnten, abzuschmettern, dann werden diese Untersuchungskommissionen nahezu zahnlos. Umso mehr wird es daher wichtig sein, hier im Parlament andere Regeln festzulegen.

Weitere Vorhaben, die wir uns wünschen, sind die Öffentlichkeit von Ausschüssen und der Versuch, die parlamentarische Debatte lebendiger zu machen, zum Beispiel durch Zwischendebatten/Zwischenreden, wie es sie im deutschen Modell gibt. Auch im BürgerInneninitiativenausschuss und im Petitionenausschuss wird ein anderes Vor­gehen notwendig sein.

Sie erlauben mir einen letzten Satz: Ich persönlich meine, Herr Graf, dass Sie als Dritter Nationalratspräsident hier in diesem Hohen Haus untragbar sind. – Danke. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

2.29


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen.

Ich weise den Antrag 487/A dem Geschäftsordnungsausschuss zu.

02.29.57*****

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Es liegt eine Zurückziehung der Anfrage 1092/J der Abgeordneten Karlheinz Kopf, Kolleginnen und Kollegen vor.


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll15. Sitzung / Seite 12

Daher entfällt auch die Anfragebeantwortung durch den Bundesminister für Wirtschaft, Familie und Jugend samt Debatte.

Es liegt eine Wortmeldung zur Geschäftsordnung vor. – Bitte, Herr Abgeordneter Stadler.

 


2.30.28

Abgeordneter Mag. Ewald Stadler (BZÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Hohes Haus! Ich bin im Jahre 1989 in dieses Parlament eingezogen, dann mit Unter­brechungen hier gewesen. Ich stelle vollkommen außer Zweifel, dass die Öster­reichische Volkspartei das Recht hat, eine Dringliche Anfrage einzubringen, so wie jede andere Fraktion auch. Es ist vollkommen klar und vollkommen in Ordnung, dass die Dringliche Anfrage der Österreichischen Volkspartei aufgerufen wird und so, wie Sie, Herr Präsident, es verkündet haben, ab 5.20 Uhr zu diskutieren wäre.

Was jedoch, seit ich hier im Hause bin, noch nie vorgekommen ist, ist etwas wie das, was soeben geschehen ist. Das ist ganz eindeutig ein Missbrauch der Geschäfts­ordnung, denn die Zurückziehung – nicht die Einbringung! – dieser Dringlichen Anfrage ist eine ganz massive Beschneidung von Oppositionsrechten. Die Zurück­ziehung ist der Missbrauch der Geschäftsordnung!

Sie von der ÖVP haben nämlich damit zu erkennen gegeben, dass Sie diese Dring­liche Anfrage nur deshalb eingebracht haben, um sie dann sofort wieder zurückziehen zu können. Das ist eine Biegung der Geschäftsordnung, meine Damen und Herren! Das ist eine ungeheuerliche Vorgangsweise, über die man eine Sonderpräsidiale einzuberufen hätte, Herr Präsident. (Beifall beim BZÖ.)

Herr Präsident! Ich ersuche um die Einberufung einer Sonderpräsidiale, um diese Beugung des Parlamentarismus zu diskutieren und Konsequenzen daraus zu beraten! (Beifall beim BZÖ.)

2.32


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Nach Einsicht in die Geschäftsordnung muss fest­gestellt werden, dass diese Zurückziehung geschäftsordnungskonform gewesen ist. Ob diesbezüglich eine Behandlung in der Präsidiale notwendig ist, darüber können wir auch im Anschluss an die Tagesordnung, die ja nun erschöpft ist, eine Debatte führen.

Herr Kollege Kogler hat sich zur Geschäftsordnung zu Wort gemeldet; vorher aber noch Folgendes: Obwohl diese Zurückziehung der Anfrage geschäftsordnungskonform gewesen ist, ist aber aus meiner Sicht diese Frage – das ist eine politische Wertung – durchaus in der Präsidiale behandelnswert. Ob man allerdings dazu eine Sonder­präsidiale noch heute braucht, weiß ich nicht, weil es ja keinen dringenden Anlassfall mehr gibt, da diese Zurückziehung ja nicht rückholbar ist. (Bravorufe bei der ÖVP.)

Herr Kollege Kogler, Sie sind zur Geschäftsordnung am Wort. – Bitte.

 


2.33.11

Abgeordneter Mag. Werner Kogler (Grüne) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Prä­sident! Meine Damen und Herren! Es geht weniger um die Behauptung eines unmittel­baren und direkten Missbrauchs der Geschäftsordnung, sondern um eine – ganz im Gegenteil – massive Biegung der Geschäftsordnung unter Heranziehung mehrerer Möglichkeiten.

Es geht dabei auch nicht um die Uhrzeit, denn die Geschäftsordnung kennt meines Wissens eine Unterscheidung zwischen Tag und Nacht nicht, aber: Wenn das Schule macht, was hier passiert ... (Zwischenrufe beim BZÖ.) – Sie vom BZÖ schauen so treuherzig. Damit es kein Missverständnis gibt: Ich habe keine Freude mit dieser


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll15. Sitzung / Seite 13

seitens des BZÖ geplanten Dringlichen gehabt, nur: Das darf keine Rolle spielen, wenn es um die Auslegung und die Anwendung der Geschäftsordnung geht!

Wenn diese Vorgangsweise Schule macht, dann kann Folgendes eintreten – die Regie­rungsfraktionen bringen ja seltener eine Dringliche Anfrage ein –: Eine Oppo­sitionsfraktion hat ein sehr dringliches Thema – und dann kommt eine Regierungs­partei darauf, dass sie ja eigentlich etwas viel Dringlicheres hat; dann sollte es aber auch wirklich verhandelt werden. Am Schluss aber wird die geschäftsordnungsmäßige Möglichkeit genutzt, das wieder zurückzuziehen. (Zwischenbemerkung von ÖVP-Klubdirektor Dr. Zögernitz.) – Sie haben ja – leider in diesem Falle – kein Rederecht hier herinnen, Herr Zögernitz.

So etwas kann jedenfalls nicht die Intention der Geschäftsordnung gewesen sein – auch wenn Sie, Herr Zögernitz, jetzt sehr umtriebig hier auf und ab marschiert sind. Das kann es nicht gewesen sein! Und deshalb müssen wir hier und jetzt darauf hinweisen.

Der Punkt ist nicht, dass es jetzt 2.30 Uhr in der Nacht ist, wenn nur wenigstens der politische Widerstand sich regt, denn so etwas könnte uns jederzeit beispielsweise auch um 15 Uhr am Nachmittag passieren. Mittlerweile traue ich Ihnen das sogar zu.

Kollege Cap! Wenn das neu regieren und neu verhandeln im Parlament ist, na dann! Wir haben das ohnehin schon bei den U-Ausschüssen kennengelernt, bei der Behandlung im Unterausschuss des Rechnungshofausschusses – und das passt jetzt sozusagen dazu.

Ich erwarte mir außerdem entsprechende Wortmeldungen von Ihnen, Herr Klub­obmann Kopf, und von Ihnen, Herr Klubobmann Cap. Man sollte die Möglichkeit des Rades bei Geschäftsordnungsmeldungen nutzen. Tun Sie das, erklären Sie sich und sagen Sie einmal, ob Sie das künftig auch vorhaben! (Beifall bei Grünen und BZÖ.)

2.35


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Herr Klubobmann Kopf hat sich zur Geschäfts­ord­nung zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

 


2.35.47

Abgeordneter Karlheinz Kopf (ÖVP) (zur Geschäftsbehandlung): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Präsident Graf hat vollkommen zu Recht und richtig festgestellt, dass diese Einbringung der Dringlichen Anfrage und dann auch deren Priorisierung für die ÖVP rechtens war – und dass natürlich auch die Zurückziehung dieser Anfrage absolut geschäftsordnungskonform stattgefunden hat. (Abg. Ing. Westenthaler: Eine Pirouette des Präsidenten Graf!)

Es ist ein völlig ungewöhnlicher Vorgang, meine Damen und Herren vom BZÖ, dass man in einer zweiten Sitzung (Abg. Mag. Stadler: Das ist normal, mein Lieber! – Rufe bei der ÖVP: Nein! Überhaupt nicht! – Abg. Mag. Stadler: Aber selbstverständlich!), die zum Zwecke einer Ersten Lesung stattgefunden hat, auch noch eine Dringliche Anfrage einbringt – und da rede ich gar nicht von der Uhrzeit, sondern davon, dass das generell ein ungewöhnlicher Vorgang ist. Sie hatten schon in der vorigen Sitzung Gelegenheit, dass bei der Anfragebeantwortung genau dasselbe Thema, das Sie jetzt noch einmal als dringlich bezeichnen, behandelt wird. (Abg. Scheibner: Ihr habt doch eine Dringliche Anfrage gestellt! Was ist mit der? – Abg. Mag. Stadler: Das bestimmen schon noch wir, ob wir eine Behandlung für ausreichend halten! – Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von ÖVP und BZÖ.)

Es ist doch offensichtlich, meine Damen und Herren, welches Spiel mit dem Parlamen­tarismus Sie, mein lieber Freund Westenthaler, hier spielen. (Beifall und Bravorufe bei


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll15. Sitzung / Seite 14

der ÖVP sowie Beifall bei Abgeordneten der SPÖ. – Abg. Ing. Westenthaler: Dein „lieber Freund“ bin ich nicht, und da bin ich stolz darauf!)

Da rede ich jetzt gar nicht von den wirklich unflätigen Zwischenrufen, die Sie vorhin hier gemacht haben, Vergleiche mit den dreißiger Jahren und ähnliches, die Sie hier gezogen haben! Sie beschädigen den Parlamentarismus – und sonst niemand hier in diesem Haus! (Beifall bei ÖVP und SPÖ. – Abg. Ing. Westenthaler: Das ist ja unge­heuerlich! Und dein „lieber Freund“ bin ich auch nicht! Und ich bin stolz, dass ich das nicht bin!)

Herr Präsident, ich sehe überhaupt keinen Grund, hier eine Ad-hoc-Präsidiale durch­zuführen. Sie haben festgestellt, das Ganze war geschäftsordnungskonform. Wenn eine Besprechung dieser Sache notwendig sein sollte, dann reicht es allemal, das in der nächsten ordentlichen Präsidiale zu tun. – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

2.38


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Zur Geschäftsordnung hat sich Herr Klubobmann Cap zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

 


2.38.46

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ) (zur Geschäftsbehandlung): Ich möchte voraus­schicken, dass gestern die Diskussion unter anderem mit einer Einwendungsdebatte begonnen hat, wo sehr wohl ein gewisses Bewusstsein da war für Zeitpunkt und Medienfähigkeit. – Jetzt aber scheint das keine Rolle zu spielen. Jetzt ist es fast 3 Uhr. Um 5 Uhr früh soll das gemacht werden. Nur so viel: Ich sehe auf den Rängen keinen einzigen Vertreter der Medien. Das ist aber für Sie völlig unbedeutend.

Zuerst einmal wird versucht, das zu biegen und so darzustellen, dass die Reihenfolge so sein soll, dass die Medien einen bestimmten Tagesordnungspunkt möglichst früher registrieren können – jetzt ist Ihnen das aber auf einmal gleichgültig. – Erster Punkt.

Zweiter Punkt: Dieses Haus lebt davon, dass wir so etwas wie eine politische Kultur und so etwas wie ein Konsensprinzip hier haben, also die Besetzung der Ausschüsse, viele der Beschlüsse in der Präsidialkonferenz und so weiter. Wir bemühen uns in der GO-Reform gerade, dass es zu einer Ausweitung der Minderheitsrechte hier kommt. – So aber, wie Sie vom BZÖ sich verhalten, provozieren Sie förmlich, dass sich natürlich der eine oder andere die Frage stellt, wozu es diese Ausweitung der Minderheitsrechte geben soll, wenn Sie damit hier nur Blockadepolitik machen wollen. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Abg. Ing. Westenthaler: Oh, jetzt wird gedroht!)

Ich werde jedenfalls – aber nicht im Interesse derer, die hier mit dem Parlament so umgehen – auch weiterhin für eine Fortsetzung der GO-Reform eintreten, weil es mir ein Anliegen ist, dass dieses Parlament demokratisch ist und weiterentwickelt wird.

Was aber jetzt herauskommt, ist etwas ganz anderes. (Zwischenrufe beim BZÖ.) – Und in diesem Zusammenhang ist wichtig: Wo ist eigentlich Herr Petzner? (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Neuerliche Zwischenrufe beim BZÖ.)

Wenn dieser Ihr Antrag so wichtig wäre, dann wäre doch Petzner jetzt hier und würde zu seinem Antrag stehen (Abg. Mag. Kogler: Seit wann ist denn Petzner bei der ÖVP?) – und nicht, dass Sie da jetzt die ganze Zeit herumschreien und sagen, das wäre undemokratisch! – Undemokratisch ist, dass Herr Petzner um diese Uhrzeit nicht anwesend ist, weil er schon schlafen gegangen ist, und nicht, weil er noch irgendwo hier im Haus wäre. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Rufe und Gegenrufe zwischen Abgeordneten von BZÖ und SPÖ.)

Ich unterstütze Herrn Präsidenten Graf und sage gleichfalls: Es gibt jetzt keine Notwendigkeit für eine Sonderpräsidiale. Welche Notwendigkeit das BZÖ da sieht,


Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll15. Sitzung / Seite 15

weiß ich nicht, aber es scheint das jedenfalls eine massive Angst vor dem kommenden 1. März zu sein. Sie vom BZÖ trauen sich nicht einmal heute schlafen zu gehen, so groß ist Ihre Angst vor diesen Wahlen! (Bravorufe bei der SPÖ. – Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Ironische Heiterkeit und Zwischenrufe beim BZÖ.)

2.41


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich halte fest, dass wir eine Geschäftsordnungsdebatte abgeführt haben, die eigentlich keine Geschäftsordnungsdebatte war, weil kein Antrag gestellt wurde; aber es wurde jeden­falls eine Debatte abgeführt. Es gehen meist um eine solche Zeit dann auch die Wogen etwas in die Höhe. Wir werden aber jetzt die Tagesordnung abarbeiten.

02.42.01Einlauf

 


Präsident Mag. Dr. Martin Graf: Ich gebe daher noch bekannt, dass in der heutigen Sitzung die Anfragen 1091/J bis 1092/J eingelangt sind; die Anfrage 1092/J wurde zurückgezogen.

*****

Die nächste Sitzung des Nationalrates, die für Mittwoch, den 11. März 2009, 9 Uhr, in Aussicht genommen ist, wird auf schriftlichem Wege einberufen.

Bevor ich diese Sitzung schließe, gebe ich noch bekannt, dass im Anschluss an diese Sitzung der Geschäftsordnungsausschuss im Lokal IV zusammentritt.

Die Sitzung ist geschlossen.

02.42.30Schluss der Sitzung: 2.42 Uhr

 

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