5424/J XXV. GP

Eingelangt am 11.06.2015
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ANFRAGE

 

 

der Abgeordneten Ing. Dietrich,  

Kolleginnen und Kollegen

an die Bundesministerin für Gesundheit

betreffendUntersuchung Malariatherapie und E-Schocks  – Klinik Hoff“

 

Die unabhängige Historikerkommission, die die Nachkriegsgeschichte der damaligen Medizinischen Fakultät der Universität Wien nach Methoden bei Forschung und Patienten-Behandlung beleuchten soll, lag ein Jahr nach ihrer Gründung im Frühjahr 2012 voll im Plan, unterstrich der Leiter der Kommission, Gernot Heiss, in einer ersten Bilanz im Jahr 2013. Heiss kündigte einen Endbericht der Arbeit für 2014 an. Den Endbericht soll es nun im Frühjahr 2015 geben. Ob der Einsatz der Malariatherapie in Wien damals noch zeitgemäß war, soll dann geklärt sein. Laut Heiss liegen einige Hinweise vor: „In der internationalen Literatur geht die Diskussion bis in die 1960er Jahre, ob Malariatherapie oder Penicillin“.[1]

 

Der Kurier berichtete bereits im Vorjahr darüber:

 

„In den 1960er-Jahren litten Jugendliche in der psychiatrischen Abteilung des AKH – nach ihrem Leiter "Klinik Hoff" genannt – Todesqualen mit mehr als 41 Grad Fieber. Mehrere Betroffene haben dem KURIER ihr Schicksal geschildert. So wurden Wilhelm Jäger und Peter Schleicher damals mit Malaria infiziert. "Um uns unsere Flausen aus dem Kopf zu treiben", wie sich Schleicher erinnert. Er wurde 1962 im AKH mit Fieberkur behandelt. "Fürchtet sich zu sterben", notierte der Arzt am Krankenblatt.

Auch die Heimkinder Robert B. und Renate R. (Namen der Redaktion bekannt) sind in den 1960er-Jahren in die Klinik Hoff zur Malaria-Therapie überwiesen worden. "Ich hatte einen Selbstmordversuch vorgetäuscht, um aus dem Heim wegzukommen", sagt Robert B. Renate R., zuvor in einem Heim in Salzburg, wurde mit 15 eingewiesen und mit Fiebertherapie versehen, weil sie gerne abends ausging und sich mit Burschen traf. Renate R. war ein Jahr in der Klinik, wo sie nach eigenen Angaben elf jeweils zweiwöchigen Fieberkuren unterzogen worden ist. Dazwischen musste sie dem Personal helfen. "Ich sah Mädchen, die mit Elektroschocks behandelt wurden. Die hatten Schaum vorm Mund. Ich habe sie dann mit Joghurt, Zitronensaft und Kandisin gefüttert."[2]

Der Kinderpsychiater Walter Spiel, welcher in den 1960er Jahren an der Hoff’schen Klinik arbeitete und in den 70ern die erste Kinderpsychiatrische Abteilung gründete, veröffentlichte 1961 rund 90 Fallgeschichten von Kindern im Alter von 6 bis 14 Jahren. Bei den meisten wurden schizoide Psychosen diagnostiziert, bei wenigen Kindern manisch-depressive Störungen. Spiel war von der Elektroschock-Therapie überzeugt, die Insulinschockbehandlung soll wenig gebracht haben. Die Fiebertherapie wurde angewandt, wenn nichts mehr half. Jedoch verbesserte sich der Zustand der Kinder dadurch nicht.[3]  

 

 

Die unterfertigten Abgeordneten richten daher an die Frau Bundesminister für Gesundheit nachstehende

 

Anfrage

 

 

1)    Wann wird der Historikerbericht zur Untersuchung der Malariatherapie an der Klinik Hoff, der im öffentlichen Interesse gemacht wurde, veröffentlicht?

a)    Können Sie den Bericht bereits vorlegen?

b)    Wenn nein, warum nicht?

 

2)    Ist die Anwendung der Elektroschock-Therapie an Kindern an der Klinik Hoff Teil dieser Untersuchung?

a)    Wenn nein, warum nicht?

 

3)    Ist die Anwendung der Insulinschockbehandlung an Kindern an der Klinik Hoff Teil dieser Untersuchung?

a)    Wenn nein, warum nicht?

 

4)    Was ist der Inhalt dieser Untersuchung?

a)    Wer kann darüber Auskunft geben?

b)    Wo kann der Bericht eingesehen werden?

 

5)    Ist ein offizieller Rahmen für die Veröffentlichung des Berichts unter Einbeziehung der Medien geplant oder wird die Veröffentlichung des Berichts unter Ausschluss der Allgemeinheit stattfinden?

 

6)    Wie würden Sie begründen, wenn die Allgemeinheit nicht über die Ergebnisse dieser Untersuchung im öffentlichen Interesse informiert werden würde?

 

7)    Wird es eine öffentliche Entschuldigung für die folterähnlichen Methoden zur Behandlung der damaligen Kinder und Jugendlichen geben?

a)    Wenn nein, warum nicht?

 

8)    Wird es eine Entschädigung für die folterähnlichen Methoden zur Behandlung der damaligen Kinder und Jugendlichen geben?

a)    Wenn nein, warum nicht?

 



[1] Quelle: http://wien.orf.at/news/stories/2644722/ (Stand: 21.4.2015)

[2] Quelle: http://kurier.at/chronik/wien/jugendliche-mit-malaria-infiziert-kommission-prueft-hintergruende/63.716.350 (Stand: 21.4.2015)

[3] Quelle: http://www.profil.at/home/psychatrie-fieberhaft-319865 (Stand: 21.4.2015)