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Stenographisches Protokoll

 

 

 

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811. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich

 

 

Freitag, 6. Juli 2012

 

 


Stenographisches Protokoll

811. Sitzung des Bundesrates der Republik Österreich

Freitag, 6. Juli 2012

Dauer der Sitzung

Freitag, 6. Juli 2012: 9.04 – 13.58 Uhr

*****

Tagesordnung

Ergänzung der Tagesordnung ........................................................................................ 14

1. Punkt: Beschluss des Europäischen Rates vom 25. März 2011 zur Änderung des Art. 136 AEUV hinsichtlich eines Stabilitätsmechanismus für die Mitgliedstaaten, deren Währung der Euro ist

2. Punkt: Vertrag zur Einrichtung des Europäischen Stabilitätsmechanismus zwischen dem Königreich Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Estland, Ir­land, der Hellenischen Republik, dem Königreich Spanien, der Französischen Repu­blik, der Italienischen Republik, der Republik Zypern, dem Großherzogtum Luxemburg, Malta, dem Königreich der Niederlande, der Republik Österreich, der Portugiesischen Republik, der Republik Slowenien, der Slowakischen Republik und der Republik Finn­land

3. Punkt: Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz und das Zahlungs­bilanzstabilisierungsgesetz geändert werden

4. Punkt: Vertrag über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion zwischen dem Königreich Belgien, der Republik Bulgarien, dem König­reich Dänemark, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Hellenischen Republik, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, der Ita­lienischen Republik, der Republik Zypern, der Republik Lettland, der Republik Litauen, dem Großherzogtum Luxemburg, Ungarn, Malta, dem Königreich der Niederlande, der Republik Österreich, der Republik Polen, der Portugiesischen Republik, Rumänien, der Republik Slowenien, der Slowakischen Republik, der Republik Finnland und dem Kö­nigreich Schweden

5. Punkt: Vertrag zwischen dem Königreich Belgien, der Republik Bulgarien, der Tschechischen Republik, dem Königreich Dänemark, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Hellenischen Republik, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, der Italienischen Republik, der Republik Zypern, der Republik Lettland, der Republik Litauen, dem Großherzogtum Luxemburg, der Republik Ungarn, der Republik Malta, dem Königreich der Niederlande, der Republik Österreich, der Re­publik Polen, der Portugiesischen Republik, Rumänien, der Republik Slowenien, der Slowakischen Republik, der Republik Finnland, dem Königreich Schweden, dem Ver­einigten Königreich Großbritannien und Nordirland (Mitgliedstaaten der Europäischen


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 2

Union) und der Republik Kroatien über den Beitritt der Republik Kroatien zur Euro­päischen Union samt Schlussakte

*****

Inhalt

Bundesrat

Schreiben des Präsidenten des Oberösterreichischen Landtages betreffend Mandatsverzicht der Bundesrätin Notburga Astleitner ................................................................................... 6

Schreiben des Präsidenten des Oberösterreichischen Landtages betreffend Wahl eines Mitgliedes und eines Ersatzmitgliedes in den Bundesrat .................................................................................. 7

Schreiben des Präsidenten des Niederösterreichischen Landtages betreffend Mandatsverzicht des Bundesrates Karl Boden sowie Wahl eines Mitgliedes und eines Ersatzmitgliedes in den Bundesrat   ................................................................................................................................. 8

Angelobung der Bundesräte Ing. Maurice Androsch und Mag. Klaus Für­linger                        9

Schreiben des Generalsekretärs für auswärtige Angelegenheiten Dr. Johannes Kyrle gemäß Artikel 50 Abs. 5 Bundes-Verfassungsgesetz betreffend Erteilung der Vollmacht zur Aufnahme von Verhandlungen eines Waffenhandelsvertrages durch den Herrn Bundespräsidenten .................................... 10

Vorschlag des Präsidenten Georg Keuschnigg gemäß § 41 Abs. 3 GO-BR, die Tagesordnung um den Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 be­treffend Vertrag zwischen dem Königreich Belgien, der Republik Bulgarien,
der Tschechischen Republik, dem Königreich Dänemark, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Hellenischen Republik, dem Kö­nigreich Spanien, der Französischen Republik, der Italienischen Republik, der Republik Zypern, der Republik Lettland, der Republik Litauen, dem Großherzog­tum Luxemburg, der Republik Ungarn, der Republik Malta, dem Königreich der Niederlande, der Republik Österreich, der Republik Polen, der Portugiesischen Republik, Rumänien, der Republik Slowenien, der Slowakischen Republik, der Republik Finnland, dem Königreich Schweden, dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland (Mitgliedstaaten der Europäischen Union) und der Republik Kroatien über den Beitritt der Republik Kroatien zur Europäischen Union samt Schlussakte (1717 d.B. und 1848 d.B. sowie 8759/BR d.B.), zu ergänzen – Annahme ................................................................  14, 14

Absehen von der 24-stündigen Frist für das Aufliegen der gegenständlichen schriftlichen Ausschussberichte gemäß § 44 (3) GO-BR .................................................................................................. 15

Einwendungen gegen die gemeinsame Beratung über die Tagesordnungs­punkte 1 bis 4:

Elisabeth Kerschbaum ................................................................................................ 15

Mag. Gerald Klug ......................................................................................................... 16

Einwendungen finden keine Mehrheit ............................................................................. 16

Antrag der Bundesräte Mag. Gerald Klug und Gottfried Kneifel gemäß § 47 Abs. 5 GO-BR auf Beschränkung der Redezeit – Annahme ................................................................  16, 16

Wortmeldung der Bundesrätin Monika Mühlwerth zur Geschäftsbehandlung ......... 25


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 3

Verlangen auf Durchführung einer namentlichen Abstimmung         65, 67, 69, 70, 72, 73

Unterbrechung der Sitzung ...........................................................  66, 68, 69, 71, 72, 74

Verlesung der vorgesehenen Fassung eines Teiles des Amtlichen Protokolls dieser Sitzung durch Vizepräsidenten Mag. Harald Himmer ....................................................................... 81

Genehmigung des verlesenen Teiles des Amtlichen Protokolls ................................. 85

Personalien

Verhinderungen ................................................................................................................ 6

Bundesregierung

Schreiben des Bundeskanzleramtes betreffend Aufenthalt eines Mitgliedes der Bundesregierung in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union .............................................................. 13

Vertretungsschreiben ..................................................................................................... 13

Nationalrat

Beschlüsse und Gesetzesbeschlüsse .......................................................................... 13

Ausschüsse

Zuweisungen .................................................................................................................. 10

Verhandlungen

Gemeinsame Beratung über

1. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Beschluss des Europäischen Rates vom 25. März 2011 zur Änderung des Art. 136 AEUV hinsichtlich eines Stabilitätsmechanismus für die Mitgliedstaaten, deren Währung der Euro ist (1716 d.B. und 1877 d.B. sowie 8755/BR d.B.)                     16

Berichterstatter: Josef Saller ........................................................................................ 17

2. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Vertrag zur Einrichtung des Europäischen Stabilitätsmechanismus zwischen dem Königreich Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Hel­lenischen Republik, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, der Italienischen Republik, der Republik Zypern, dem Großherzogtum Luxemburg, Malta, dem Königreich der Niederlande, der Republik Österreich, der Portugiesi­schen Republik, der Republik Slowenien, der Slowakischen Republik und der Re­publik Finnland (1731 d.B. und 1880 d.B. sowie 8756/BR d.B.)         ............................................................................................................................... 16

Berichterstatter: Josef Saller ........................................................................................ 17

3. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend ein Bundes­gesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz und das Zahlungsbilanzstabili­sierungsgesetz geändert werden (ESM-Begleitnovelle) (1985/A und 1878 d.B. sowie 8757/BR d.B.) ................................................................. 17

Berichterstatter: Josef Saller ........................................................................................ 17

4. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Vertrag über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion zwischen dem Königreich Belgien, der Republik Bulgarien, dem Königreich Dä-


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 4

nemark, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Helle­nischen Republik, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, der Ita­lienischen Republik, der Republik Zypern, der Republik Lettland, der Republik Li­tauen, dem Großherzogtum Luxemburg, Ungarn, Malta, dem Königreich der Nie­derlande, der Republik Österreich, der Republik Polen, der Portugiesischen Re­publik, Rumänien, der Republik Slowenien, der Slowakischen Republik, der Re­publik Finnland und dem Königreich Schweden (1725 d.B. und 1881 d.B. sowie 8758/BR d.B.) ........................................... 17

Berichterstatter: Josef Saller ........................................................................................ 17

Redner/Rednerinnen:

Monika Mühlwerth ....................................................................................................... 18

Mag. Gerald Klug ......................................................................................................... 23

Efgani Dönmez, PMM .................................................................................................. 25

Franz Perhab ................................................................................................................. 28

Stefan Zangerl .............................................................................................................. 30

Marco Schreuder .......................................................................................................... 31

Hermann Brückl ........................................................................................................... 33

Staatssekretär Dr. Josef Ostermayer ........................................................................ 35

Stefan Schennach ........................................................................................................ 38

Gerd Krusche ............................................................................................................... 42

Dr. Angelika Winzig ...................................................................................................... 45

Mag. Reinhard Pisec, BA ............................................................................................ 47

Elisabeth Kerschbaum ................................................................................................ 50

Bundesministerin Mag. Dr. Maria Theresia Fekter .................................................. 54

Cornelia Michalke ......................................................................................................... 60

Gottfried Kneifel ........................................................................................................... 63

Entschließungsantrag der Bundesräte Johann Ertl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beurkundung der Beschlüsse zum ESM-Vertrag – Ablehnung ...........................................................  50, 75

Annahme des Antrages des Berichterstatters zu Punkt 1, dem vorliegenden Be­schluss des Nationalrates gemäß Artikel 23i Abs. 4 B-VG in Verbindung mit Ar­tikel 50 Abs. 4 B-VG die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen (namentli­che Abstimmung) .......................................................................... 66

Verzeichnis des Ergebnisses der namentlichen Abstimmung ...................................... 66

Annahme des Antrages des Berichterstatters zu Punkt 2, gegen den vorliegen­den Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben (namentliche Ab­stimmung) ...................... 68

Verzeichnis des Ergebnisses der namentlichen Abstimmung ...................................... 68

Annahme des Antrages des Berichterstatters zu Punkt 3, 1. gegen den vorlie­genden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben und 2. dem vorliegenden Beschluss des Nationalrates gemäß Artikel 44 Abs. 2 B-VG die ver­fassungsmäßige Zustimmung zu erteilen (namentliche Abstimmungen) ............................................................................................................................... 69

Verzeichnisse der Ergebnisse der namentlichen Abstimmungen ..........................  69, 71

Annahme des Antrages des Berichterstatters zu Punkt 4, 1. gegen den vorlie­genden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben und 2. dem vorliegenden Beschluss des Nationalrates gemäß Artikel 50 Abs. 2 Z 2 B-VG die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen (namentliche Abstimmungen)         ............................................................................................................................... 73

Verzeichnisse der Ergebnisse der namentlichen Abstimmungen ..........................  73, 74


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 5

5. Punkt: Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Vertrag zwi­schen dem Königreich Belgien, der Republik Bulgarien, der Tschechischen Re­publik, dem Königreich Dänemark, der Bundesrepublik Deutschland, der Repu­blik Estland, Irland, der Hellenischen Republik, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, der Italienischen Republik, der Republik Zypern, der Republik Lettland, der Republik Litauen, dem Großherzogtum Luxemburg, der Republik Ungarn, der Republik Malta, dem Königreich der Niederlande, der Re­publik Österreich, der Republik Polen, der Portugiesischen Republik, Rumänien, der Republik Slowenien, der Slowakischen Republik, der Republik Finnland, dem Königreich Schweden, dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordir­land (Mitgliedstaaten der Europäischen Union) und der Republik Kroatien über den Beitritt der Republik Kroatien zur Europäischen Union samt Schlussakte (1717 d.B. und 1848 d.B. sowie 8759/BR d.B.) ............................................................. 75

Berichterstatterin: Dr. Angelika Winzig ........................................................................ 76

Redner/Rednerinnen:

Mag. Gerald Klug ......................................................................................................... 76

Edgar Mayer .................................................................................................................. 76

Gerd Krusche ............................................................................................................... 78

Elisabeth Kerschbaum ................................................................................................ 78

Staatssekretär Dr. Josef Ostermayer ........................................................................ 79

Stefan Zangerl .............................................................................................................. 79

Annahme des Antrages der Berichterstatterin, dem vorliegenden Beschluss des Nationalrates gemäß Artikel 50 Abs. 1 Z 2 B VG in Verbindung mit Artikel 50 Abs. 4 B-VG die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen ............................................................................................................................ 80

Eingebracht wurde

Anfragebeantwortung

der Bundesministerin für Inneres auf die Anfrage der Bundesräte Gerd Krusche, Kol­leginnen und Kollegen betreffend Verfolgung ausländischer Fahrzeuglenker bei Über­schreitung der erlaubten Höchstgeschwindigkeit im Plabutschtunnel in Folge der „Sec­tion Control“ (2677/AB-BR/2012 zu 2888/J-BR/2012)


 


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 6

09.03.47Beginn der Sitzung: 9.04 Uhr

 


Präsident Georg Keuschnigg: Ich eröffne die 811. Sitzung des Bundesrates.

Die nicht verlesenen Teile des Amtlichen Protokolls der 810. Sitzung des Bundesrates vom 28. Juni 2012 sind aufgelegen, unbeanstandet geblieben und gelten daher als ge­nehmigt.

Als verhindert gemeldet sind die Mitglieder des Bundesrates Ana Blatnik, Dr. Mag-
nus Brunner, Gregor Hammerl, Günther Köberl, Mag. Susanne Neuwirth und Elisabeth Reich.

Ich darf bei dieser Gelegenheit Herrn Staatssekretär Ostermayer sehr herzlich bei uns im Bundesrat begrüßen! (Allgemeiner Beifall.)

09.04.53Einlauf

 


Präsident Georg Keuschnigg: Eingelangt sind Schreiben des Oberösterreichischen und Niederösterreichischen Landtages betreffend Mandatsverzicht und Wahl jeweils ei­nes Mitgliedes beziehungsweise eines Ersatzmitgliedes des Bundesrates.

Hinsichtlich des Wortlautes dieser Schreiben verweise ich auf die im Sitzungssaal ver­teilten Mitteilungen gemäß § 41, Abs. 1 der Geschäftsordnung des Bundesrates, die dem Stenographischen Protokoll dieser Sitzung angeschlossen werden.

Die schriftlichen Mitteilungen haben folgenden Wortlaut:

Schreiben des Präsidenten des Oberösterreichischen Landtages betreffend Mandats­verzicht sowie Wahl eines Mitgliedes und eines Ersatzmitgliedes:

                                                                                                                                         „Friedrich Bernhofer

                                                                                                         Erster Präsident des Oö. Landtags

An den

Präsidenten des Bundesrates

Herrn Georg Keuschnigg

Dr. Karl-Renner-Ring 3

1017 Wien                                                                                                                                   2. Juli 2012

Änderung in der Zusammensetzung des Bundesrates

Sehr geehrter Herr Präsident!

Ich teile mit, dass Frau Bundesrätin Notburga Astleitner sowie das Ersatzmitglied Dipl.‑Päd. Waltraud Kaltenhuber mit Ablauf des 4. Juli 2012 auf ihre Mitgliedschaft bzw. Ersatzmitgliedschaft im Bundesrat verzichtet haben. Kopien der Verzichtserklä­rungen sind als Anlagen angeschlossen.

Die Nachwahlen finden in der Sitzung des Oö. Landtags am 5. Juli 2012 statt.

Mit freundlichen Grüßen!

2 Anlagen“

„Gemeinderätin

BSI Notburga Astleitner

Fröschau 59

4391 Waldhausen im Strudengau


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 7

An den

Ersten Präsidenten des Oö. Landtages

Friedrich Bernhofer

Landhausplatz 1

4021 Linz

Sehr geehrter Herr Landtagspräsident!

Ich verzichte mit Ablauf des 4. Juli 2012 auf meine Mitgliedschaft (11. Stelle) im Bun­desrat.

2.7.2012                                                                                                                                      Unterschrift“

„Gemeinderätin

Dipl.-Päd. Waltraud Kaltenhuber

Schwarzstraße 39

4040 Linz

An den

Ersten Präsidenten des Oö. Landtages

Friedrich Bernhofer

Landhausplatz 1

4021 Linz

Sehr geehrter Herr Landtagspräsident!

Ich verzichte mit Ablauf des 4. Juli 2012 auf meine Ersatzmitgliedschaft (Ersatz 11. Stelle) im Bundesrat.

3.7.2012                                                                                                                                      Unterschrift“

*****

                                                                                                                                         „Friedrich Bernhofer

                                                                                                         Erster Präsident des Oö. Landtags

An den

Präsidenten des Bundesrates

Herrn Georg Keuschnigg

Dr. Karl-Renner-Ring 3                                                                                                          5. Juli 2012

1017 Wien

Nachwahlen zum Bundesrat

Sehr geehrter Herr Präsident!

Ich teile mit, dass der Oberösterreichische Landtag in seiner Sitzung am 5. Juli 2012 gemäß Art. 35 Abs. 1 des Bundes-Verfassungsgesetzes und Art. 29 des Oö. Landes-Verfassungsgesetzes die Nachwahl eines Mitglieds und eines Ersatzmitglieds durchge­führt hat.

Es wurden gewählt:

Mitglied an 11. Stelle:                                                           Mag. Klaus Fürlinger, geb. 1.06.1965

                                                                                                                   4020 Linz, Vergeinerstraße 28

Ersatzmitglied an 11. Stelle:                                      LAbg. Alfred Frauscher, geb. 22.05.1954

                                                                                                           4910 Ried im Innkreis, Ringweg 43


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 8

Diese Nachwahl wurde notwendig, weil Bundesrätin Notburga Astleitner und deren Er­satzmitglied Dipl.-Päd. Waltraud Kaltenhuber mit Ablauf des 4. Juli 2012 auf ihr Mandat als Mitglied bzw. Ersatzmitglied verzichtet haben.

Mit freundlichen Grüßen“

*****

Schreiben des Präsidenten des Niederösterreichischen Landtages betreffend Mandats­verzicht sowie Wahl eines Mitgliedes und eines Ersatzmitgliedes:

„Landtag von Niederösterreich

Ltg.-W-5/8-2012

An den

Präsidenten des Bundesrates

Georg Keuschnigg

Parlament

1017 Wien

Betrifft:

Wahl eines Mitgliedes und eines Ersatzmitgliedes des Bundesrates

Sehr geehrter Herr Präsident!

Der Landtag von Niederösterreich hat in seiner 53. Sitzung am 5. Juli 2012 folgende Wahl eines Mitgliedes und eines Ersatzmitgliedes des Bundesrates durchgeführt.

Auf Vorschlag des Klubs der Sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten Nieder­österreichs:

Ing. Maurice ANDROSCH

(Mitglied anstelle von Karl Boden)

Herbert THUMPSER

(Ersatzmitglied für Ing. Maurice Androsch).

Ich beehre mich, den Bundesrat hievon in Kenntnis zu setzen.

St. Pölten, am 5. Juli 2012

Der Präsident

(Ing. Hans Penz)“

„Abgeordneter zum Bundesrat

Karl BODEN

Reibers 41

3844 Waldkirchen/Thaya                                                                                                  28. Juni 2012

Herrn

Landtagspräsident

Ing. Hans PENZ

im Hause

Sehr geehrter Herr Präsident!

Ich erlaube mir mitzuteilen, dass ich mit Ablauf des 4. Juli 2012 mein Mandat als Mit­glied des Bundesrates zurücklege.

Mit freundlichen Grüßen“


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 9

„Abgeordneter zum NÖ Landtag

Bgm. Herbert Thumpser

Perlmooserau 2b

3160 Traisen                                                                                                                           28. Juni 2012

Herrn

Landtagspräsident

Ing. Hans PENZ

im Hause

Sehr geehrter Herr Präsident!

Ich erlaube mir mitzuteilen, dass ich als Ersatzmitglied auf das von Herrn Bundesrat Karl BODEN zurückgelegte Mandat als Mitglied des Bundesrates verzichte und gleich­zeitig weiterhin auf der Liste der Ersatzmitglieder des Bundesrates verbleiben möchte.

Mit freundlichen Grüßen“

*****

09.04.54Angelobung

 


Präsident Georg Keuschnigg: Die neuen Mitglieder des Bundesrates sind im Hause anwesend. Ich werde daher sogleich deren Angelobung vornehmen.

Nach Verlesung der Gelöbnisformel durch die Schriftführung wird die Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“ zu leisten sein.

Ich ersuche nun die Schriftführung um Verlesung der Gelöbnisformel.

 


9.05.12

Schriftführer Josef Saller: „Sie werden geloben unverbrüchliche Treue der Republik Österreich, stete und volle Beobachtung der Verfassungsgesetze und aller anderen Gesetze sowie gewissenhafte Erfüllung Ihrer Pflichten.“

Über Namensaufruf durch Schriftführer Saller leisten die Bundesräte Ing. Maurice An­drosch (SPÖ, Niederösterreich) und Mag. Klaus Fürlinger (ÖVP, Oberösterreich) ihre Angelobung mit den Worten „Ich gelobe“.

 


Präsident Georg Keuschnigg: Ich begrüße die neuen Mitglieder des Bundesrates recht herzlich in unserer Mitte. (Allgemeiner Beifall.)

*****

Wir setzen mit der Sitzung fort.

Ich darf an dieser Stelle auch den beiden ausgeschiedenen Mitgliedern des Bundes­rates für die ausgezeichnete Zusammenarbeit sehr herzlich danken.

Unsere Kollegin Notburga Astleitner war seit Oktober 2009 hier im Bundesrat, und sie hat sich auch entsprechend ihrem beruflichen Engagement als stellvertretende Vorsit­zende im Ausschuss für Unterricht, Kunst und Kultur sowie als Mitglied des Ausschus­ses für Wissenschaft und Forschung und im Gleichbehandlungsausschuss betätigt.

Unser langjähriger Kollege Karl Boden, der 13 Jahre lang, seit 1999, dem Bundesrat angehört hat, war zehn Jahre lang unser Ordner und zuletzt als Vorsitzender im Aus­schuss für Verkehr, Innovation und Technologie tätig.

Einen herzlichen Dank auch von unseren Kolleginnen und Kollegen mit der Bitte, ihnen diesen Dank zu überbringen.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 10

09.08.49Einlauf und Zuweisungen

 


Präsident Georg Keuschnigg: Hinsichtlich der eingelangten, vervielfältigen und ver­teilten Anfragebeantwortung 2677/AB beziehungsweise

jenes Verhandlungsgegenstandes, der gemäß Artikel 42 Abs. 5 B-VG nicht dem Mitwir­kungsrecht des Bundesrates unterliegt, und

jenes Schreibens des Generalsekretärs für auswärtige Angelegenheiten gemäß Arti­kel 50 Abs. 5 B-VG betreffend die Aufnahme von Verhandlungen eines Waffenhandels­vertrags sowie

des Schreiben des Ministerratsdienstes des Bundeskanzleramtes betreffend den Auf­enthalt des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirt­schaft am 6. Juli 2012 innerhalb eines EU-Mitgliedsstaates

verweise ich auf die im Sitzungssaal verteilten Mitteilungen gemäß § 41 Abs. 1 der Geschäftsordnung des Bundesrates, die dem Stenographischen Protokoll dieser Sit­zung angeschlossen werden.

Die schriftlichen Mitteilungen haben folgenden Wortlaut:

Anfragebeantwortung (siehe S. 5)

*****

Beschluss des Nationalrates, der gemäß Art. 42 Abs. 5 B-VG nicht dem Mitwirkungs­recht des Bundesrates unterliegt:

Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzgesetz 2012, das Bundesfinanzrahmengesetz 2012 bis 2015, das Bundesfinanzrahmengesetz 2013 bis 2016, das Bundeshaushaltsgesetz und das Bun­deshaushaltsgesetz 2013 geändert werden (1711 und 1883/NR der Beilagen)

*****

Schreiben des Generalsekretärs für auswärtige Angelegenheiten gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG:

                                       „Generalsekretär

          für auswärtige Angelegenheiten

                                  Dr. Johannes Kyrle

Herrn

Präsidenten des Bundesrates

Gregor Hammerl

Parlament, Dr. Karl Renner Ring 1-3

1017 Wien                                                                                                                                29. Juni 2012

                                                                                                  GZ: BMeiA-UN.8.33.02/0011-I.2a/2012

Sehr geehrter Herr Präsident!

Im Auftrag von Bundesminister Dr. Michael Spindelegger unterrichte ich Sie gemäß Art. 50 Abs. 5 B-VG, dass aufgrund des Vorschlages der Bundesregierung vom 19. Ju­ni 2012 (Pkt. 28 des Beschl.Prot Nr. 148) der Herr Bundespräsident am 21. Juni 2012 die Vollmacht zur Aufnahme von Verhandlung eines Waffenhandelsvertrags erteilt hat. Die Aufnahme dieser Verhandlungen wird ehestmöglich erfolgen.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 11

Zur näheren Information lege ich eine Kopie des Vortrages an den Ministerrat bei.

Mit meinen besten Grüßen

Beilage“

„Bundesministerium für europäische

und internationale Angelegenheiten

BMeiA-AT.2.13.25/0066-ll.8c/2012

Staatenkonferenz der Vereinten Nationen

zur Verhandlung eines

Waffenhandelsvertrags;

New York/USA, 2. bis 27. Juli 2012;

österreichische Delegation

Vortrag an den Ministerrat

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat am 2. Dezember 2009 in ihrer 64. Sitzung mit Resolution 64/48 die Abhaltung einer vierwöchigen Staatenkonferenz im Jahr 2012 beschlossen, in deren Rahmen ein rechtlich verbindlicher Waffenhan­delsvertrag (Arms Trade Treaty/ATT) ausgearbeitet werden soll. Diese Staatenkonfe­renz wird voraussichtlich von 2. bis 27. Juli 2012 in New York/USA stattfinden.

Der ATT soll einen Beitrag zur Bekämpfung bzw. Begrenzung der negativen Auswir­kungen des illegalen und verantwortungslosen Waffenhandels auf Stabilität, Sicherheit und Menschenrechte, aber auch auf nachhaltige Wirtschafts- und Entwicklungspolitik leisten. Der Waffenhandelsvertrag enthält jedoch kein Waffenverbot und auch keine Verpflichtung, bestehende Waffen zu zerstören. Das Recht auf Selbstverteidigung ge­mäß Art. 51 der Satzung der Vereinten Nationen bleibt durch den Vertrag unberührt.

Österreich hat gemeinsam mit seinen EU-Partnern den Prozess zur Ausarbeitung des ATT im Rahmen der Vereinten Nationen (bisher haben 4 Vorbereitungssitzungen statt­gefunden) nachdrücklich unterstützt. Damit verfolgt Österreich sein traditionelles Enga­gement in den Bereichen Abrüstung, Rüstungskontrolle und Stärkung des humanitären Völkerrechts.

Österreich wird sich bei den Verhandlungen für einen Vertrag einsetzen, der ebenso hohe Kontrollstandards für Waffentransfers vorsieht, wie sie sich in den einschlägigen EU-Normen und den zu deren Umsetzung geschaffenen österreichischen Gesetzen finden. Da angesichts der zu erwartenden massiven Widerstände einiger Staaten bzw. Staatengruppen gegen einen effektiven ATT ein derartiges Ergebnis derzeit nicht in Reichweite erscheint, wird sich Österreich für einen Vertragstext einsetzen, der zumin­dest als Ausgangspunkt eines diesbezüglichen Prozesses für weiterreichende Maß­nahmen geeignet ist. Entsprechende Klauseln im ATT sollen jedenfalls sicherstellen, dass die höheren Standards von EU und Österreich durch den Vertrag unberührt blei­ben und dass der

Transfer von Rüstungsgütern innerhalb der EU weiter den entsprechenden EU- Rege­lungen unterliegt. Österreich wird sich für ATT-Implementierungsmechanismen einset­zen, die für Österreich zu keinem zusätzlichen bzw. unvertretbaren bürokratischen Auf­wand führen würden.

Über den jeweiligen Stand des ATT-Prozesses wurden interessierte Nichtregierungs­organisationen sowie Wirtschaftsvertreter informiert, und mit ihnen ein Gedankenaus­tausch durchgeführt. Die Österreichische Verhandlungsposition wurde mit dem Bun-


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 12

desministerium für Inneres, dem Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend und dem Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport akkordiert.

Österreich wird an der Konferenz aktiv teilnehmen und beabsichtigt, zu diesem Zweck eine Delegation mit folgender Zusammensetzung zu entsenden:

Botschafter Dr. Martin Sajdik                                              Ständiger Vertreter Österreichs bei

Delegationsleiter                                                                          den Vereinten Nationen New York

Botschafter Mag. Alexander Kmentt                               Bundesministerium für europäische

Stellvertretender Delegationsleiter                                      und internationale Angelegenheiten

Gesandter Mag. Martin Krüger                                         Bundesministerium für europäische

Stellvertretender Delegationsleiter                                      und internationale Angelegenheiten

Gesandter Mag. Andreas Riecken                                  Ständige Vertretung Österreichs bei

                                                                                                            den Vereinten Nationen New York

Botschaftssekretär MMag. Dr. Hartmut                        Ständige Vertretung Österreichs bei

Koller-Lenhardt                                                                            den Vereinten Nationen New York

Botschaftssekretärin Mag. Catherine                                    Ständige Vertretung Österreichs

Quidenus                                                                                 bei den Vereinten Nationen New York

Brigadier MMag. Dr. Franz Berndorfer                                                      Bundesministerium für

                                                                                                                   Landesverteidigung und Sport

Oberst Helmut Breitfuss                                                                                 Bundesministerium für

                                                                                                                   Landesverteidigung und Sport

Ferner ist beabsichtigt, falls erforderlich, weitere Expertinnen oder Experten des Bun­desministeriums für europäische und internationale Angelegenheiten, des Bundesmi­nisteriums für Inneres, des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend und des Bundesministeriums für Landesverteidigung und Sport als Berater/innen beizu­ziehen.

Die mit der Verhandlung dieses Abkommens verbundenen Kosten finden ihre Bede­ckung in den Budgetansätzen der jeweils entsendenden Ressorts. Das künftige Ab­kommen wird voraussichtlich keine finanziellen Auswirkungen haben; sofern es den­noch zu solchen kommen sollte, werden sie aus den den zuständigen Ressorts zur Verfügung gestellten Mitteln bedeckt.

Der geplante Vertrag wird gesetzändernd bzw. gesetzesergänzend sein und daher der Genehmigung des Nationalrats gemäß Art. 50 B-VG bedürfen. Der Nationalrat und der Bundesrat werden gemäß Art 50 Abs. 5 B-VG von der Aufnahme der Verhandlungen unverzüglich unterrichtet werden.

Im Einvernehmen mit der Bundesministerin für Inneres, dem Bundesminister für Wirt­schaft, Familie und Jugend und dem Bundesminister für Landesverteidigung und Sport stelle ich daher den

Antrag,

die Bundesregierung wolle dem Herrn Bundespräsidenten vorschlagen, die Mitglieder der österreichischen Delegation in der oben angeführten Zusammensetzung zur Teil­nahme an den Beratungen und Beschlussfassungen der Staatenkonferenz der Ver­einten Nationen zur Verhandlung eines Waffenhandelsvertrags sowie den Leiter der österreichischen Delegation, Botschafter Dr. Martin Sajdik, und im Falle seiner Ver­hinderung den stellvertretenden Leiter der österreichischen Delegation, Botschafter Mag. Alexander Kmentt, und im Falle seiner Verhinderung den stellvertretenden Leiter


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 13

der österreichischen Delegation, Mag. Martin Krüger, zur Unterzeichnung der allfälligen Schlussakte der Konferenz zu bevollmächtigen.

Wien, am 13. Juni 2012

SPINDELEGGER m.p.“

*****

Schreiben des Bundeskanzleramtes betreffend Aufenthalt eines Mitgliedes der Bun­desregierung in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union:

„BUNDESKANZLERAMT ÖSTERREICH

Mag. Stephan LEITNER

MINISTERRATSDIENST                                                   Geschäftszahl: 350.200/0086-I/4/12

                                                                                                                                                 Abteilungsmail:

An den                                                                                          Sachbearbeiterin: Gabriele Munsch

Präsidenten des Bundesrates                                 Pers. eMail: gabriele.munsch@bka.gv.at

Parlament                                                                                                          Telefon: 01/531 15/2264

1017 Wien                                                                                                                                28. Juni 2012

Sehr geehrter Herr Präsident!

Der Ministerratsdienst des Bundeskanzleramtes teilt mit, dass sich der Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft Dipl.-Ing. Nikolaus BER­LAKOVICH vom 6. (abends) bis 8. Juli 2012 in Zypern bzw. am 16. Juli 2012 in Brüssel aufhalten wird. Seine Angelegenheiten im Nationalrat gemäß Art. 73 Abs. 3 B-VG lässt er am 6. Juli 2012 ab 19.00 Uhr durch Bundesminister Dr. Karlheinz TÖCHTERLE wahrnehmen.

Mit freundlichen Grüßen“

*****

Vertretung von Mitgliedern der Bundesregierung

 


Präsident Georg Keuschnigg: Darüber hinaus gebe ich bekannt, dass Schreiben des Ministerratsdienstes des Bundeskanzleramtes betreffend den Aufenthalt des Bundes­ministers für europäische und internationale Angelegenheiten Vizekanzler Dr. Michael Spindelegger vom 5. bis 7. Juli 2012 in Montenegro und Kroatien bei gleichzeitiger Beauftragung der Bundesministerin für Finanzen Dr. Maria Fekter mit seiner Vertre­tung und

den Aufenthalt des Bundesministers für Landesverteidigung und Sport Mag. Norbert Darabos am 6. und 7. Juli 2012 bei gleichzeitiger Beauftragung der Bundesministerin für Verkehr, Innovation und Technologie Doris Bures mit seiner Vertretung eingelangt sind.

*****

Ferner eingelangt ist der Außen- und Europapolitische Bericht 2011 der Bundesre­gierung, der dem Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten zur Vorberatung zuge­wiesen wurde.

Ebenso sind die Beschlüsse des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Beschluss des Europäischen Rates vom 25. März 2011 zur Änderung des Artikels 136 AEUV hin-


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 14

sichtlich eines Stabilitätsmechanismus für die Mitgliedstaaten, deren Währung der Euro ist, und

Vertrag zur Einrichtung des Europäischen Stabilitätsmechanismus zwischen dem Kö­nigreich Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Hellenischen Republik, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, der Italienischen Republik, der Republik Zypern, dem Großherzogtum Luxemburg, Malta, dem Königreich der Niederlande, der Republik Österreich, der Portugiesischen Repu­blik, der Republik Slowenien, der Slowakischen Republik und der Republik Finnland sowie

eine ESM-Begleitnovelle beziehungsweise

Vertrag über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Wäh­rungsunion zwischen dem Königreich Belgien, der Republik Bulgarien, dem Königreich Dänemark, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Helleni­schen Republik, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, der Italieni­schen Republik, der Republik Zypern, der Republik Lettland, der Republik Litauen, dem Großherzogtum Luxemburg, Ungarn, Malta, dem Königreich der Niederlande, der Re­publik Österreich, der Republik Polen, der Portugiesischen Republik, Rumänien, der Republik Slowenien, der Slowakischen Republik, der Republik Finnland und dem Kö­nigreich Schweden

eingelangt, die dem Ausschuss für Verfassung und Föderalismus zur Vorberatung zu­gewiesen wurden und in der heutigen Sitzung jeweils einen Tagesordnungspunkt bil­den.

In weiterer Folge ist der Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Ver­trag zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union und der Republik Kroatien über den Beitritt der Republik Kroatien zur Europäischen Union samt Schlussakte ein­gelangt, der ebenfalls dem Ausschuss für Verfassung und Föderalismus zur Vorbera­tung zugewiesen wurde.

Der genannte Ausschuss hat auch dazu seine Beratungen abgeschlossen.

Ergänzung der Tagesordnung und
Absehen von der 24-stündigen Aufliegefrist

 


Präsident Georg Keuschnigg: Da der gegenständliche Beschluss einen weiteren Tagesordnungspunkt bilden soll, schlage ich gemäß § 41 Abs. 3 der Geschäftsordnung des Bundesrates vor, die Tagesordnung um den Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Vertrag zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union und der Republik Kroatien über den Beitritt der Republik Kroatien zur Europäischen Union samt Schlussakte als 5. Tagesordnungspunkt zu ergänzen.

Eine Ergänzung der Tagesordnung kann vor Eingang in dieselbe vorgenommen wer­den und erfordert die Zustimmung der Mitglieder des Bundesrates mit einer Zweidrittel­mehrheit.

Ich stelle zunächst die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der Mitglieder des Bundesrates fest.

Wir kommen daher zur Abstimmung.

Ich lasse über meinen Vorschlag, die Tagesordnung um den soeben genannten Ta­gesordnungspunkt zu ergänzen, abstimmen. Hiezu ist die Mehrheit von mindestens zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen erforderlich.

Ich ersuche jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Vorschlag auf Ergän­zung der Tagesordnung um den zuvor genannten Tagesordnungspunkt 5 betreffend


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 15

Vertrag zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union und der Republik Kroa­tien über den Beitritt der Republik Kroatien zur Europäischen Union samt Schlussakte ihre Zustimmung erteilen, um ein Handzeichen. – Das ist einstimmig der Fall. Der An­trag auf Ergänzung der Tagesordnung um den Punkt 5 ist somit mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit angenommen.

Die bisherige Tagesordnung wird somit um die gegenständliche Vorlage ergänzt und diese als 5. Tagesordnungspunkt in Verhandlung genommen.

*****

Es ist mir des Weiteren der Vorschlag zugekommen, von der 24-stündigen Aufliegefrist der gegenständlichen Ausschussberichte Abstand zu nehmen.

Hiezu ist ebenfalls eine Mehrheit von mindestens zwei Dritteln der abgegebenen Stim­men erforderlich.

Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die mit dem Vorschlag der Abstandnah­me von der 24-stündigen Aufliegefrist der gegenständlichen Ausschussberichte einver­standen sind, um ein Handzeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit. Der Vorschlag ist mit der nach § 44 Abs. 3 der Geschäftsordnung des Bundesrates erforderlichen Zwei­drittelmehrheit angenommen.

*****

Eingelangt sind und dem zuständigen Ausschuss zugewiesen wurden jene Beschlüsse des Nationalrates, die jeweils Gegenstand der heutigen Tagesordnung sind. Der Aus­schuss hat seine Vorberatungen abgeschlossen und schriftliche Ausschussberichte er­stattet.

Ich habe die zuvor genannten Verhandlungsgegenstände sowie den Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Vertrag zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union und der Republik Kroatien über den Beitritt der Republik Kroatien zur Europäischen Union samt Schlussakte auf die Tagesordnung der heutigen Sitzung gestellt.

Wird zur Tagesordnung das Wort gewünscht? – Das ist nicht der Fall.

Behandlung der Tagesordnung

 


Präsident Georg Keuschnigg: Aufgrund eines mir zugekommenen Vorschlages be­absichtige ich, die Debatte über die Tagesordnungspunkte 1 bis 4 unter einem durch­zuführen.

Wird dagegen eine Einwendung erhoben? – Bitte.

09.15.51Einwendungen gegen die Tagesordnung

 


9.16.02

Bundesrätin Elisabeth Kerschbaum (Grüne, Niederösterreich): Ich habe es schon im Ausschuss angemerkt: Die Grünen finden es nicht sinnvoll, die Tagesordnungspunkte 1 bis 4 zusammenzuziehen. Wir hätten es bevorzugt, 1 bis 3 und 4, so wie im National­rat, getrennt zu diskutieren.

9.16


Präsident Georg Keuschnigg: Wünscht sonst noch jemand das Wort? – Bitte, Herr Fraktionsvorsitzender Klug.

 



BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 16

9.16.34

Bundesrat Mag. Gerald Klug (SPÖ, Steiermark): Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrter Herr Präsident! Nachdem ich gestern das Vergnügen hatte, den Präsidenten als Vorsitzenden des Verfassungsausschusses im Verfassungsausschuss zu vertreten, wiederhole ich meine Anmerkungen im Verfas­sungsausschuss auch heute im Plenum sehr gerne.

Wir haben das durchaus intensiv in der Präsidiale beraten, und ich stelle sogar im Nachhinein fest, dass nicht nur die politische Debatte diese Woche am 4. Juli im Natio­nalrat, sondern auch unsere Ausschussberatungen die inhaltlichen Vernetzungen und meines Erachtens auch die politischen Zusammenhänge aller vier Tagesordnungs­punkte deutlich zutage gebracht haben. Meines Erachtens spricht daher auch heute nichts dagegen, das gemeinsam zu debattieren und letztlich getrennt abzustimmen. – Danke.

9.17


Präsident Georg Keuschnigg: Sie haben die Einwendungen gegen die Tagesord­nung gehört.

Ich trete diesen Einwendungen nicht bei, weshalb der Bundesrat zu entscheiden hat.

Somit kommen wir zur Abstimmung.

Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die den erhobenen Einwendungen zu­stimmen, um ein Handzeichen. – Das ist die Minderheit.

Somit bleibt es bei dem von mir gemachten Vorschlag, die Debatte über die Tagesord­nungspunkte 1 bis 4 unter einem durchzuführen.

Redezeitbeschränkung

 


Präsident Georg Keuschnigg: Es liegt mir ein Antrag der Bundesräte Mag. Gerald Klug und Gottfried Kneifel gemäß § 47 Abs. 5 der Geschäftsordnung des Bundesrates vor, die Redezeit für die gemeinsame Debatte zu den Tagesordnungspunkten 1 bis 4 sowie für die Debatte zum Tagesordnungspunkt 5 jeweils mit 20 Minuten zu beschrän­ken.

Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Antrag die Zustimmung er­teilen, um ein Handzeichen. – Das ist mit Stimmenmehrheit angenommen.

*****

Bevor wir in die Tagesordnung eintreten, möchte ich der Bundesratsdirektion sehr herzlich für die Erstellung dieses ersten Berichtes des Bundesrates danken. Das war ir­gendwo doch auch eine gewisse Pionierzeit, den Bericht zu konzipieren und zu erstel­len, und ich glaube, er ist zu unser aller Zufriedenheit gelungen. Herzlichen Dank für diese Mühe und Tätigkeit! (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

09.19.191. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Beschluss des Europäi­schen Rates vom 25. März 2011 zur Änderung des Art. 136 AEUV hinsichtlich ei­nes Stabilitätsmechanismus für die Mitgliedstaaten, deren Währung der Euro ist (1716 d.B. und 1877 d.B. sowie 8755/BR d.B.)

2. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Vertrag zur Einrichtung des Europäischen Stabilitätsmechanismus zwischen dem Königreich Belgien,


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 17

der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Hellenischen Republik, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, der Italieni­schen Republik, der Republik Zypern, dem Großherzogtum Luxemburg, Malta, dem Königreich der Niederlande, der Republik Österreich, der Portugiesischen Republik, der Republik Slowenien, der Slowakischen Republik und der Republik Finnland (1731 d.B. und 1880 d.B. sowie 8756/BR d.B.)

3. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz und das Zahlungsbilanzstabilisierungs­gesetz geändert werden (ESM-Begleitnovelle) (1985/A und 1878 d.B. sowie 8757/BR d.B.)

4. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Vertrag über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion zwischen dem Königreich Belgien, der Republik Bulgarien, dem Königreich Dänemark, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Hellenischen Re­publik, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, der Italienischen Republik, der Republik Zypern, der Republik Lettland, der Republik Litauen, dem Großherzogtum Luxemburg, Ungarn, Malta, dem Königreich der Niederlande, der Republik Österreich, der Republik Polen, der Portugiesischen Republik, Rumä­nien, der Republik Slowenien, der Slowakischen Republik, der Republik Finnland und dem Königreich Schweden (1725 d.B. und 1881 d.B. sowie 8758/BR d.B.)

 


Präsident Georg Keuschnigg: Wir gehen damit in die Tagesordnung ein und kom­men zu den Tagesordnungspunkten 1 bis 4, über welche die Debatte unter einem durchgeführt wird.

Berichterstatter zu den Punkten 1 bis 4 ist Herr Bundesrat Saller. – Bitte um die Be­richte.

 


9.21.19

Berichterstatter Josef Saller: Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Staats­sekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich bringe nunmehr folgende Berichte:

Bericht des Ausschusses für Verfassung und Föderalismus über den Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Beschluss des Europäischen Rates vom 25. März 2011 zur Änderung des Art. 136 AEUV hinsichtlich eines Stabilitätsmecha­nismus für die Mitgliedstaaten, deren Währung der Euro ist.

Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor; ich komme daher sogleich zur An­tragstellung.

Ich stelle den Antrag, dem vorliegenden Beschluss des Nationalrates gemäß Art. 23i Abs. 4 B-VG in Verbindung mit Art. 50 Abs. 4 B-VG die verfassungsmäßige Zustim­mung zu erteilen.

Weiters bringe ich den Bericht des Ausschusses für Verfassung und Föderalismus über den Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Vertrag zur Einrich­tung des Europäischen Stabilitätsmechanismus zwischen den vom Präsidenten gerade genannten Ländern.

Auch hier liegt der Bericht in schriftlicher Form vor.

Ich stelle den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 18

Weiters bringe ich den Bericht des Ausschusses für Verfassung und Föderalismus über den Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz und das Zahlungsbilanzstabilisierungsgesetz geändert werden (ESM-Begleitnovelle).

Der Bericht liegt in schriftlicher Form vor; ich komme daher sogleich zur Antragstellung.

Ich stelle den Antrag,

1. gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben,

2. dem vorliegenden Beschluss des Nationalrates gemäß Art. 44 Abs. 2 B-VG die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen.

Ich komme zum vierten Bericht, und zwar: Bericht des Ausschusses für Verfassung und Föderalismus über den Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Vertrag über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Wäh­rungsunion zwischen den ebenfalls vorhin vom Präsidenten genannten Ländern.

Auch dieser Bericht liegt in schriftlicher Form vor.

Ich stelle daher den Antrag,

1. gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben,

2. dem vorliegenden Beschluss des Nationalrates gemäß Art. 50 Abs. 2 Z 2 B-VG die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen.

 


Präsident Georg Keuschnigg: Vielen Dank für die Berichte.

Wir treten in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mühlwerth. – Bitte.

 


9.24.22

Bundesrätin Monika Mühlwerth (FPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Minister! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Heute soll hier auch im Bun­desrat dieser ESM-Vertrag beschlossen werden mit allem, was dazugehört, also auch Fiskalpakt und ESM-Begleitnovelle. Und das, obwohl seit zwei Jahren von der EU vor allem nach Griechenland, aber auch in andere Länder wie Spanien, Portugal und Irland Geld gepumpt wird. Aber vor allem in Griechenland ist dieses Geld wirkungslos ver­pufft.

Da möchte ich Ihnen etwas nicht vorenthalten, was ein französischer Schriftsteller be­reits 1858 über Griechenland geschrieben hat. Er schreibt nach eigenen Beobachtun­gen unter anderem:

„Das Land lebt seit seiner Geburt im totalen Bankrott“.

„Griechenland ist das einzige bekannte Beispiel eines Landes, das seit dem Tag seiner Geburt im totalen Bankrott lebt. Wenn Frankreich oder England sich nur ein einziges Jahr in dieser Lage befänden, würden wir dort schreckliche Katastrophen erleben. Griechenland lebt nun schon seit zwanzig Jahren in Frieden mit einem Staatsbankrott. Alle griechischen Budgets, vom ersten bis zum letzten, weisen ein Defizit auf.“

Und weiter:

„Wenn in einem zivilisierten Land die Einnahmen nicht ausreichen, um die Ausgaben zu bestreiten, ist das Mittel einer Staatsanleihe im Innern vorgesehen. Dieses Mittel hat die griechische Regierung noch nie versucht, und der Versuch wäre auch erfolglos ge­wesen. Die Schutzmächte Griechenlands mussten schließlich die Zahlungsfähigkeit des Landes garantieren, damit das Land über eine Anleihe im Ausland verhandeln konnte. Die Mittel, die durch diese Anleihe zur Verfügung standen, wurden von der Re-


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 19

gierung ohne irgendeinen Nutzen für das Land selbst verprasst; und nachdem das Geld einmal ausgegeben war, mussten die Garantiemächte aus purem Wohlwollen die Zinsen bedienen.“

Das kommt uns doch eigentlich sehr bekannt vor.

Und dann noch ein Wort, auch aus dem Jahr 1858, was die Steuermoral betrifft.

„Die Steuerpflichtigen machen das, was die Bauern machten: Sie zahlen einfach nicht. Die reichen Grundbesitzer, also die einflussreichsten Personen, finden leicht die Me­thoden, den Staat zu hintergehen, indem sie die Beamten entweder kaufen oder ein­schüchtern.

Die nomadisierenden Steuerpflichtigen, also die Schäfer, Holzfäller, Köhler oder Fi­scher, machen sich einen Spaß daraus und rechnen es sich zur Ehre an, keine Steu­ern zu zahlen.“

Daher hat die Regierung immer zwei Budgets, zwei Einnahme-Budgets erstellt.

„Das eine, das amtliche Budget, verzeichnete die Summen, die die Regierung im Jahr einnehmen sollte und auf die sie einen Rechtsanspruch hatte; das andere, das Ver­waltungsbudget, verzeichnete die Summen, die die Regierung einzunehmen hoffte.“

Und da hat man dieser Hoffnung beispielsweise so Rechnung getragen:

„Im Jahr 1845 hatte der Finanzminister für Olivenernte auf öffentlichem Grund und Bo­den, der in der Regel an private Bauern verpachtet ist, in das amtliche Budget eine Summe von 441.800 Drachmen eingesetzt. Er hoffte (im Verwaltungsbudget), dass der Staat glücklich sein konnte, von dieser Summe wenigstens 61.500 Drachmen einzu­nehmen.“

Es kam dann aber ganz anders:

„Aber auch diese Hoffnung war überzogen, denn im Jahr zuvor hatte der Staat hierbei nicht 441.800 Drachmen eingenommen, auch nicht 61 500 Drachmen, sondern bloße 4457 Drachmen und 31 Centimes, also etwa ein Prozent der Summe, auf die er zu­greifen konnte.“

Damit hat es dann der griechische Staat aufgegeben, überhaupt noch ein Verwal­tungsbudget zu machen.

Das war vor mehr als 150 Jahren, und das kommt uns sehr bekannt vor, denn das er­leben wir nämlich heute auch.

Heute wollen Sie im Bundesrat diesen Europäischen Stabilitätsmechanismus beschlie­ßen, damit noch mehr Geld in marode Länder wie Griechenland, Spanien, Portugal – das schaut im Moment ganz gut aus – et cetera fließen kann. Da sind Sie bereit, we­sentliche Rechte des österreichischen Staates an diesen Gouverneursrat, in dem die Finanzminister drinnen sitzen, abzugeben.

Nicht nur, dass wir selbst ein extremes Defizit haben, das ja auch schwankt, je nach­dem, was hineingerechnet wird, und nicht nur, dass Sie von den Regierungsparteien in den letzten beiden Jahren Belastungspakete für die Bevölkerung geschnürt haben, sind Sie bereit, jetzt 2,2 Milliarden gleich einmal Cash zu zahlen und für weitere 19 Milliarden die Haftungen zu übernehmen. Und im ESM-Vertrag Artikel 9 Abs. 3 steht, dass in dringlichen Fällen der dann jeweils im ESM beschlossene Betrag inner­halb von sieben Tagen abrufbar ist.

Das heißt, die Haftungen können jederzeit schlagend werden. Es ist einfach nicht wahr, dass wir zwar haften, aber das sei eigentlich eine Fiktion, wie es immer wieder gesagt wird. Sie können nichts dagegen tun, gar nichts, weil das ja mit qualifizierter


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 20

Mehrheit beschlossen werden kann. Und selbst wenn Österreich dagegen wäre, was wir ja nach unseren Erfahrungen nicht glauben, wird uns das überhaupt nichts nützen.

Hier wird Geld des Steuerzahlers einfach ausgegeben, denn der Steuerzahler bezahlt nämlich die Rechnung, und Sie gehen mit diesem Geld des Steuerzahlers äußerst großzügig um, aber Sie verwehren dem Zahler der Zeche natürlich das Mitsprache­recht. Sie erklären zwar landauf, landab, wie wichtig dieser Europäische Stabilitätsme­chanismus ist, dass es keine Alternativen gäbe, welche Katastrophe über uns herein­brechen würde, gäbe es diesen nicht – zum Beispiel die Folgen einer Pleite Grie­chenlands oder eines anderen maroden Staates –, aber Sie trauen sich offensichtlich nicht, das der Bevölkerung auch zu vermitteln, denn sonst müssten Sie keine Angst vor einer Volksabstimmung haben.

Erinnern wir uns doch an den EU-Beitritt. Da gab es auch Skeptiker. Das Ergebnis ist bekannt: Es waren 66 Prozent dafür. Also wenn das alles so toll ist und so richtig ist und so wichtig ist, dann bräuchten Sie keine Angst vor einer Volksabstimmung zu ha­ben, denn vielleicht würden Ihnen die Leute ja folgen und sagen: Ja, wir sehen das ein. Das ist wichtig und das ist richtig, daher stimmen wir dem auch zu.

Ihr Kanzler Faymann hat ja beim Lissabon-Vertrag via „Kronen Zeitung“ versprochen, bei einer weiteren existenziellen Vertragsänderung eine Volksabstimmung abhalten zu wollen und für eine solche einzutreten. Und was ist jetzt? – Na, das, was immer ist und was auch zu erwarten war, nämlich nichts. Also wieder einmal ein Versprechen gebrochen. Das begleitet uns ja seit dem Beitritt zur Europäischen Union. Auf den „Ederer-Tausender“ warten die Leute heute noch, denn nach ihren Aussagen damals sollte man sich ja 1 000 Schilling ersparen. (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Bundesrates Mag. Klug.) – Die Menschen merken nichts davon bei ihren täglichen Einkäufen, und der Warenkorb ist kein Argument, denn es kauft sich nicht jeder jeden Tag einen Computer. (Beifall bei der FPÖ.)

Der Schilling bleibt, haben Sie beim EU-Beitritt versprochen. Der Schilling, der wird uns ewig begleiten. Was haben wir jetzt? – Der Schilling ist weg, wir haben den Euro. (Bundesrat Mag. Klug: Seien wir froh, dass wir ihn haben! – Weitere Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Es ist eine ganze Liste Ihrer gebrochenen Versprechen – und da brauchen Sie sich überhaupt nicht zu wundern, wenn die Menschen in unserem Land das Vertrauen in die Politik verlieren und auch in die handelnden Politiker. Mich wundert es nicht, dass die Leute der Politik nicht mehr vertrauen, denn selbst der gelernte Österreicher, der genau weiß, dass nicht jedes Versprechen, das von der Politik abgegeben wird, auch tatsächlich eingelöst wird, möchte sich doch wenigstens auf die grundlegenden Dinge verlassen können. Und das kann er bei Ihnen nachweislich nicht, denn die Menschen merken täglich, dass das, was Sie sagen, Schall und Rauch ist.

Die EU hat sich im Lissabon-Vertrag selbst verordnet, ihr Defizit und ihren Haushalt in Grenzen zu halten. Sie hat sich verpflichtet, nicht die Schulden für marode Staaten zu zahlen, aber jetzt ist sie bereit, das sehr wohl zu tun. Die EU hat die Maastricht-Kri­terien definiert, wonach sie sich verpflichtet hat, nicht mehr als 60 Prozent des BIP Schulden zu machen, und keine Neuverschuldung, die mehr als 3 Prozent des BIP be­trägt, zuzulassen.

Deutschland war das erste Land, das dieses Versprechen gebrochen hat, und damit waren die Schleusen geöffnet. Danach haben sich auch die anderen Staaten nicht mehr daran gehalten. Und das war alles noch vor der Finanzkrise. Nach dem Motto: Ist der Ruf erst ’mal ruiniert, dann lebt sich’s völlig ungeniert!, ist natürlich jetzt mit dem ESM die Verpflichtung gefallen, nicht für die Schulden anderer Länder zu zahlen.


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Noch dazu kommt das Geld ja nicht einmal bei der Bevölkerung an. Auch in Griechen­land ist es nicht bei der Bevölkerung angekommen. Die Bevölkerung dort hat ja an dem Sparpaket wirklich schwer zu kiefeln. Die Menschen müssen Lohneinbußen hinneh­men, die Arbeitslosenversicherung ist zeitlich gekürzt worden, es hat Entlassungen ge­geben et cetera. Also von dem Geld, das die EU bis jetzt schon gezahlt hat, hat die griechische Bevölkerung überhaupt nichts gehabt, sondern da sind vor allem die Ban­ken bedient worden. Und jetzt im ESM-Vertrag ist festgelegt, dass man diesen Umweg über die Länder gar nicht mehr macht, sondern gleich die Banken direkt finanzieren kann – jene Banken, die bisher ohne jedes Verantwortungsgefühl das Geld verzockt haben und dann immer zu groß waren, um fallengelassen zu werden und pleitegehen zu können.

Dabei wäre es wirklich höchste Zeit, die Banken auch in die Verantwortung zu nehmen, denn anders lernen sie es nie. (Staatssekretär Dr. Ostermayer: Sind wir schon wieder bei der Hypo?) Wir sind vielleicht bei der Kommunalkredit oder vielleicht auch bei der Hypo Niederösterreich. (Beifall bei der FPÖ.)

Zeitungsmeldungen aus den USA, wonach die Banken fröhliche Urständ feiern und dort weiterzocken, als ob es nie eine Krise gegeben hätte, als ob nie etwas passiert wäre, wo sich jeder Banker wieder hohe und höchste Prämien auszahlt, die legen ein beredtes Zeugnis davon ab, dass die Banken es nicht lernen, wenn man sie nicht in die Pflicht nimmt und sagt: Für euer Handeln müsst ihr selber geradestehen, und wenn ihr euch verspekuliert habt, dann müsst ihr halt, wie übrigens auch jeder Unternehmer, die Folgen tragen und dann geht ihr eben pleite. (Beifall bei der FPÖ. – Staatssekretär Dr. Ostermayer: Deswegen haben Sie dem Entschließungsantrag nicht zugestimmt?)

Mit diesem Europäischen Stabilitätsmechanismus geben Sie wieder Garantien, dass sich weder die Banken noch die Länder wirklich Sorgen machen müssen, dass man ihnen nicht im Falle des Falles aus der Patsche hilft. Und leider sind die Grünen wieder mit dabei. Wir haben das beim Transparenzpaket schon gehabt, wo sie dann versucht haben, sich aus der Verantwortung herauszuschwindeln, dass sich die Regierung die Parteienförderung fast verdoppelt hat. (Bundesrätin Kerschbaum: Das stimmt doch überhaupt nicht!) Da haben Sie gesagt, na, wir stimmen ja eh nicht mit, aber dieses Mal sind Sie wieder bereit, mitzugehen, weil das Ihr Eintrittsgeld zu einer möglichen Regierungsbeteiligung ist. (Beifall bei der FPÖ.)

So, wie es jetzt ausschaut, wird es keine rot-schwarze Mehrheit mehr geben, also wird ein Dritter gebraucht werden, und Sie sind eifrig bemüht, sich hier anzudienen und zu sagen: Macht es doch mit uns! Ihre Bundesvorsitzende Glawischnig hat ja schon in der Zeitung verlauten lassen, sie kann sowohl mit der SPÖ – die ist ihr lieber; das wundert uns nicht, die ist ihr auch ideologisch näher –, sie kann aber auch notfalls mit der ÖVP. Hauptsache sie sind mit an Bord. – Das heißt, Sie nehmen nur deswegen sehr vieles billigend in Kauf. (Zwischenruf des Bundesrates Kneifel.)

Sie sagen ja jetzt auch: Nein, dem Fiskalpakt stimmen wir natürlich nicht zu, aber dem ESM-Vertrag selbstverständlich schon, weil der wichtig ist. (Bundesrätin Kerschbaum: Das beurteilen nicht Sie!) Und dann verweisen Sie stolz darauf, dass es Ihnen ge­lungen ist, ein Mitspracherecht über das Parlament zu bekommen. Wenn man sich das anschaut, verehrte Kollegen von den Grünen, dann ist das Makulatur. Sie können dort mitreden – da ist aber schon die Redezeit beschränkt –, Sie können Ihre Meinung zum Ausdruck bringen, und am Ende wird das entschieden werden, was die anderen wol­len. Sie werden es jedenfalls nicht in der Hand haben, die Richtung vorzugeben – aber Hauptsache, Sie können mitreden. (Bundesrat Schreuder: Das entscheiden aber schon wir und nicht Sie!) Es ist also ein weiteres Placebo zur Selbstberuhigung und zur Beruhigung Ihrer Wähler, die ja nicht alles für so toll erachten, was Sie da gerade ma­chen.


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Wir halten es jedenfalls für falsch, den Ländern die Verantwortung für ihr Tun und Han­deln abzunehmen, und das tun Sie mit diesem Beschluss. Wir haben immer gesagt, auch Staaten müssen pleitegehen können. Es kann ja nicht sein, dass ich jemanden ewig durchfüttere. Der tut selbst überhaupt nichts, aber pleitegehen kann man ihn auch nicht lassen. Das ist ein Fass ohne Boden, und der ESM wird auch ein Fass ohne Boden werden, das sage ich Ihnen jetzt schon. (Bundesrat Mag. Klug: Orakel!)

Das Gleiche muss auch für die Banken gelten, und es gibt genug Experten, die das durchaus ähnlich sehen. Gauweiler aus Bayern hat das schon gesagt, der bayerische Finanzminister hat auch Ähnliches gesagt, und da gibt es wirklich viele, die das durch­aus ähnlich sehen wie wir.

Wenn man sich die ARD-Dokumentation über das Tricksen, Täuschen und Fälschen angeschaut hat, wie sich die Griechen in den Euro hineingemogelt haben, dann weiß man, dass hier nicht wirklich etwas zu holen sein wird und dass auch nicht wirklich et­was zu erwarten sein wird.

Und bei den Banken ist es genauso, wenn wir ihnen nicht einen Riegel vorschieben. Auch da haben wir nicht nur einmal gesagt, die Banken müssen erstens einmal kleiner werden, damit dieses „too big to fail“ einfach wegfallen kann, und zweitens sollten sie dringend geteilt werden, und zwar in die Geschäftsbanken, die die normalen Kreditge­schäfte abwickeln, wo Sie Ihr Girokonto haben et cetera, und in die Investmentbanken. Die können dann tun, was sie für richtig halten, aber wenn sie ihr eigenes Geld ver­spielt haben, dann haben sie eben Pech gehabt, dann müssen sie pleitegehen, aber dann werden nicht immer die anderen hineingezogen. Und das erscheint uns auch sehr wichtig zu sein.

Wir halten es eben einfach für falsch – und darum werden wir auch gegen dieses Ver­tragswerk stimmen –, dass immer einige wenige Länder viele andere mitziehen müs­sen. Es sind ja im Wesentlichen Deutschland, Österreich, Niederlande, Finnland, die da heftig zahlen werden. Bei den anderen, die in den ESM-Topf hineinzahlen, wird man sehen, wie lange sie das aushalten. Und genau das geschieht nach unserer Mei­nung mit dem ESM: dass hier ein endloses Sponsoring für Staaten staatfindet, die nicht willens oder vielleicht auch nicht fähig sind, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen.

Thilo Sarrazin hat es ja auch gesagt: Wenn Griechenland pleitegegangen wäre oder auch die eine oder andere Bank, was wäre das Schreckensszenario gewesen? – Ja, sie hätten eine Zeit lang wirklich Turbulenzen gehabt – das bezweifelt ja auch nie­mand –, aber danach hätten sie die Chance und die Möglichkeit gehabt, so sie sie ge­nutzt hätten, sich wieder zu erholen und besser dazustehen als heute. (Bundesrat Schreuder: Sagen Sie dazu, wie sie das machen hätten sollen! Sagen Sie das dazu!) Wir glauben, dass mit diesem Durchfüttern genau das nicht passieren wird, dass man nämlich auch den Griechen und anderen Ländern die Chance nimmt, wieder von sel­ber auf die Beine zu kommen.

Und wer büßt dafür? – Die Bürger der europäischen Länder, die zahlen müssen, da­runter auch die Bürger Österreichs, die sich dann schon auf das nächste Sparpaket freuen dürfen, das auch ganz sicher kommen wird.

Wir glauben auch, dass Ihr Friedensprojekt, das Sie immer beschwören und das ja durchaus in Ordnung ist – wir können ja froh sein, denn wir alle, die wir nach dem Krieg geboren sind, kennen eigentlich nur eine Zeit des Friedens, darüber sind wir alle glück­lich und dafür dankbar –, durch die Vorgehensweise, wie das gemacht wird, gefährdet ist. Man hat es ja gesehen in Griechenland, als dann plötzlich Aufschriften wie „Deutschland – Nazi“ aufgetaucht sind, als die Griechen Deutschland vorgeworfen ha­ben, sie seien Export-Weltmeister und deswegen geht es den Griechen so schlecht.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 23

Also hier brechen Gräben auf, von denen wir geglaubt haben, dass sie zugeschüttet sind. Und es werden noch mehr werden.

Noch gibt es ja Umfragen, wonach die Menschen in Italien, in Spanien und in Portugal sagen, sie mögen die Deutschen sehr, das ist ein tolles Land, dessen Bewohner flei­ßig, redlich und arbeitsam sind, und so weiter und so weiter. Das kann sich aber än­dern, sobald sie Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Denn es ist ja auch im Kleinen so: Jeder, der Hilfe in Anspruch nehmen muss, ist immer ein bisschen irritiert, denn das will er ja eigentlich nicht. Er hofft, es nicht zu müssen, und es ist ihm peinlich, wenn er sie doch annehmen muss. (Staatssekretär Dr. Ostermayer: Er will lieber untergehen! Er will lieber verhungern!) Das heißt, der Zorn richtet sich dann nicht immer so sehr ge­gen sich selbst, sondern eher gegen den anderen, der einem helfen muss.

Daher glaube ich, dass es hier zu Verwerfungen kommen wird, die wir nicht wollen und die wir auch nicht mittragen wollen. Wir wollen kein Auseinanderbrechen Europas. Und da geht es nicht um die EU, denn Sie wissen ganz genau, die Konstruktion EU, wie sie sich heute darstellt, wird von uns auf das Heftigste kritisiert, was aber nicht heißt, dass wir gegen Europa sind, gegen die Menschen in Europa, gegen die Vaterländer in Euro­pa. Das ist etwas völlig anderes. Das kann man nicht immer verknüpfen und sagen, das kann man nur miteinander sehen, das kann man nicht losgelöst sehen.

Wir möchten nicht, dass dieses Europa auseinanderbricht. Wir möchten nicht, dass der Friede in Europa gefährdet ist. Wir befürchten jedoch, dass mit diesem ESM-Vertrag genau das passieren wird, und daher werden wir dieses Vertragswerk nicht mittragen. (Beifall bei der FPÖ.)

9.43


Präsident Georg Keuschnigg: Ich darf bei dieser Gelegenheit Frau Bundesministerin Dr. Maria Fekter sehr herzlich hier bei uns im Bundesrat begrüßen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Zu Wort gemeldet ist Herr Fraktionsobmann Bundesrat Mag. Klug. – Bitte.

 


9.43.36

Bundesrat Mag. Gerald Klug (SPÖ, Steiermark): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Österreich hat in seiner bisherigen Entwicklung im Rahmen der Euro­päischen Union ganz offensichtlich massiv von seiner Mitgliedschaft profitiert.

Ein Drittel des Wirtschaftswachstums, immerhin 27,5 Milliarden € gesamt, seit 1995 geht auf die Mitgliedschaft in der Europäischen Union zurück.

Rund 220 000 Jobs wurden seit 1995 durch den Beitritt Österreichs zur Europäischen Union zusätzlich geschaffen.

Die Inflation, liebe Kolleginnen und Kollegen, war mit dem Euro seit 2002 wesentlich geringer als verglichen mit dem Schilling.

70 Prozent unserer Exporte gehen in die Europäische Union. Eine Verdreifachung! 300 Prozent seit 1995.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Eine kurze Bemerkung zum „Ederer-Tausender“. Die vorhin zitierte WIFO-Studie, nämlich 220 000 neue Jobs, durchgerechnet auf jeden ein­zelnen Österreicher und jede einzelne Österreicherin, brachte nicht den „Ederer-Tau­sender“, sondern 20 000 S pro Österreicher und Österreicherin. (Bundesrätin Mühl­werth: Die möchte ich aber sehen!) Und diese 20 000 S, werte Kollegin Mühlwerth, sind inflationsbereinigt. Ich schließe mich daher dem Zwischenruf unseres Kollegen Perhab an und kommentiere kurz: Nicht einmal Stammtischniveau!


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 24

Dies besonders hervorzuheben, ist meines Erachtens insofern notwendig, als insbe­sondere die FPÖ mit ihrer EU-kritischen Haltung folgende Alternativen auslösen würde: einen Einbruch der Wirtschaftsleistung um über 10 Prozentpunkte. Ich erinnere in diesem Zusammenhang daran, dass die Wirtschaftskrise 2009 einen Einbruch um 3,8 Prozentpunkte brachte. Eine Verdoppelung der Arbeitslosigkeit würde ins Haus ste­hen. 500 000 Jobs sind unmittelbar von den Exporten in den europäischen Raum abhängig und damit gefährdet. Darüber hinaus wäre die Einzelwährung ungeschützt gegenüber Spekulationen auf den Finanzmärkten.

Daher, liebe Kolleginnen und Kollegen, sagen wir Ja zu einem solidarisch finanzierten Europäischen Währungsfonds für Notfälle. Europäische Solidarität heißt in diesem Zu­sammenhang ganz deutlich: Wir legen Steuergelder zusammen und borgen in Not ge­ratenen Staaten gemeinsames Geld zu vernünftigen und leistbaren Zinsen. Aber es heißt auch ganz deutlich: Dieses Geld gibt es nur mit strengeren Kontrollen und unter strengeren Konditionen.

Nachdem der Fiskalpakt politisch betrachtet untrennbar mit dem ESM verbunden ist, werden beide Teile als vernünftige, zukunftsorientierte Strategien einer europäischen Krisenbewältigung von der sozialdemokratischen Bundesratsfraktion unterstützt. (Bei­fall bei der SPÖ sowie bei Bundesräten der ÖVP.)

Meines Erachtens ist es darüber hinaus aber unverzichtbar, dass die politische Kehrt­wendung trotz deutlich konservativer europäischer Mehrheit mit den Maßnahmen rund um den Pakt für Beschäftigung beziehungsweise der Finanztransaktionssteuer unbeirrt fortgesetzt werden muss. So wird mit dem Pakt für Wachstum und Beschäftigung eine neue verantwortungsvolle Wirtschaftspolitik eingeschlagen. Ersten Studien zufolge werden durch die Erhöhung der Mittel für die Europäische Investitionsbank um rund 30 Milliarden € rund 2 Millionen neue Jobs in der EU geschaffen beziehungsweise auch die Arbeitslosigkeit um rund 10 Prozentpunkte gesenkt.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Da die Kosten für die Finanzkrise gerecht verteilt wer­den müssen, geht Europa darüber hinaus mit der Finanztransaktionssteuer einen deut­lichen Schritt in den Bahnhof der sozialen Gerechtigkeit. Vor wenigen Monaten, am Beginn der Debatte, wurde unser Bundeskanzler Werner Faymann noch für diese For­derung vor allem von Teilen der Opposition belächelt, mittlerweile liegt ein konkreter Zeitplan, Dezember 2012, für die Umsetzung vor.

Ich halte daher zusammenfassend aus meiner Sicht Folgendes fest: Der ESM und der Fiskalpakt stellen einen zentralen Schritt für eine erfolgreiche europäische Krisenbe­wältigung dar. Die Trendwende in der Unionspolitik, wie sie mit dem Pakt für Wachs­tum und Beschäftigung auf der einen Seite und der Finanztransaktionssteuer auf der anderen Seite deutlich zum Ausdruck kommt, muss jedoch konsequent fortgesetzt wer­den.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lang lebe ein soziales, solidarisches und friedliches Europa! (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Bundesrat Krusche: Amen!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sie werden es sich zum Teil erwarten, daher kann ich es ganz zum Schluss auch heute nicht lassen und erlaube mir, meine Ausführungen mit folgenden Gedanken zu beenden: Bei all der unterschiedlichen Positionierung zu den nun vorliegenden vier Tagesordnungspunkten verbinde ich doch die Hoffnung, dass es heute gelingt, dass auf Basis einer intensiven Debatte in allen Fraktionen, in allen Parlamentsklubs, am Mittwoch im Nationalrat, aber auch bei uns gestern im Ver­fassungsausschuss des Bundesrates uns insbesondere Teile der Opposition dieses jämmerliche Schauspiel mit den politischen Unwahrheiten aus dem Nationalrat heute ersparen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist ja schon mehrfach versucht worden, auch vor allem vom Kollegen Pisec von der FPÖ, uns mit seinen liberalen und zum Teil über-


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haupt nicht mehr nachvollziehbaren Wirtschaftsgedanken hier im Bundesrat zu beläs­tigen und auch in der Öffentlichkeit zu belästigen. (Bundesrätin Mühlwerth: Na, bitte! Was soll das?) Aber eines, Herr Kollege Pisec – vielleicht können Sie ja dann im An­schluss an Ihre Wortmeldung zur Erhellung beitragen –, in Ihrer letzten Presseaussen­dung haben Sie wieder einmal versucht, so mit diesen politischen Unwahrheiten als angebliches Mitglied eines Wirtschaftsparlaments, wo auch immer, der Öffentlichkeit zu erklären, wie denn das mit den Finanzmitteln im ESM funktioniert.

Zitat Pisec: „Der unbegrenzt mit finanziellen Mitteln ausgestattete ESM ist ein EU-Ban­ken-Turmbau und erinnert an den grandios gescheiterten biblischen Turmbau zu Ba­bel.“

Der Kollege hat versucht, sich im alten Testamten ein bisserl firm zu machen. Werter Kollege, der Turmbau zu Babel war der Versuch der Menschheit, mit diesem Turmbau-Vorhaben Gott gleichzukommen. Ob wir im Bundesrat in diesem Zusammenhang eine Mehrheit finden würden, dafür würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen. Aber we­gen dieser Selbstüberhebung strafte Gott die Völker, die zuvor eine gemeinsame Spra­che hatten, mit Sprachverwirrung und zerstreute sie über die ganze Erde. (Heiterkeit bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

Lieber Kollege Pisec! Wenn überhaupt ein Einziger beim Turmbau zu Babel dabei war, dann waren Sie das, denn so, wie Sie den ESM beschreiben, kann es nur bei Ihnen eine sprachliche Verwirrung geben! (Heiterkeit und Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

9.53


Präsident Georg Keuschnigg: Zur Geschäftsordnung zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesrätin Mühlwerth. – Bitte.

 


9.54.07

Bundesrätin Monika Mühlwerth (FPÖ, Wien) (zur Geschäftsbehandlung): Sehr ge­ehrter Herr Präsident! Ich weise diese Aussage wirklich auf das Schärfste zurück, dass einer meiner Kollegen mit dem, wofür er steht, das Plenum hier „belästigt“.

Jeder hat hier seine Meinung – und das, was Kollege Klug von sich gibt, ist manchmal auch nur schwer verdaulich. Trotzdem steigen wir nicht herab und sagen, er belästigt uns mit dem, was er sagt. (Beifall bei der FPÖ.)

9.54


Präsident Georg Keuschnigg: Zu Wort gelangt nun Herr Bundesrat Dönmez. – Bitte.

 


9.54.39

Bundesrat Efgani Dönmez, PMM (Grüne, Oberösterreich): Geschätztes Präsidium! Sehr geehrte Frau Finanzministerin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe Ihren Ausführungen, Kollegin Mühlwerth, sehr auf­merksam zugehört, und ich zähle mich zu der jungen Generation in Österreich, die es, glaube ich, sehr schätzt, dass sie in wenigen Stunden in die Nachbarstaaten fahren kann, dass sie dort eine Währung verwenden kann, bei der man nicht wechseln muss, dass hier ein Geist der Solidarität herrscht. Wenn Sie die Gefährdung des Friedenspro­jektes darin sehen, dass hier Quersubventionierungen von wohlhabenden Ländern zu ärmeren Ländern oder zu Ländern, die Unterstützung brauchen, stattfinden, dann muss ich sagen: Das ist meines Erachtens nichts, was das Friedensprojekt gefährdet. Gefährdet wäre dieses Friedensprojekt dann, wenn diese Solidarität nicht gegeben wäre.

Jetzt kann man sich natürlich über die Ursachen, warum sich Griechenland in die EU überhaupt hineingeschwindelt hat, trefflich unterhalten, und diese Einwände haben auch ihre Berechtigung, jedoch sind wir in einer Situation, in der uns dieses „was wäre, wenn“ und diese nostalgischen Erinnerungen an den Schilling keinen Millimeter weiter-


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 26

bringen. Wir leben in einer Zeit, wo wir zahlreiche Probleme an unterschiedlichen Ecken und Enden haben, nicht nur im Wirtschafts- und Finanzbereich, sondern auch im Bereich der Migration, im Bereich des Klimawandels, des Umweltschutzes. Und diese Probleme können nur länderübergreifend und gemeinsam gelöst werden. (Beifall des Bundesrates Schreuder.) Kleinstaatliches, nationalstaatliches, kleinkariertes Den­ken wird uns in dieser Frage keinen Millimeter weiterbringen.

Kollege Klug hat meines Erachtens die Gründe sehr gut dargestellt, warum die EU von Vorteil ist. Natürlich gibt es Kritik, berechtigte Kritik an dieser EU, so wie sie von man­chen gelebt wird – diese Kritik ist berechtigt und die teile ich auch –, aber ich glaube, alle hier – bis auf die Freiheitlichen, nehme ich einmal an – treten für dieses Europa ein. Wir wollen jedoch – und ich glaube, auch da gibt es Übereinstimmung – kein neoli­berales Europa, denn das ist ein Weg, den wir sicher nicht beschreiten möchten.

Aber nun zum Fiskalpakt, zu dem ich jetzt eine Kontrarede halten werde. Dafür gibt es verschiedene Gründe, und das war auch der Grund, warum die Kollegin Kerschbaum eine getrennte Debatte eingefordert hat. Denn: Fiskalpakt und ESM und viele Sachen werden in der öffentlichen Diskussion verwechselt, deswegen war es uns auch ein An­liegen, hier getrennt darüber zu reden. Aber gut, es ist, wie es ist.

Der Fiskalpakt ist ein Regelungswerk auf europäischer Ebene, das alle EU-Staaten außer Großbritannien und Tschechien zu starken Kürzungsauflagen zwingt. Die Mer­kelsche Kürzungspolitik wird damit auf die Länder der Europäischen Union umgelegt.

Der Fiskalpakt stellt aus grüner Sicht eine wirtschafts- und demokratiepolitische Fehl­entscheidung für Europa dar. Dafür gibt es aus grüner Sicht mehrere Gründe: Der Fis­kalpakt bedroht festgelegte, gleichzeitig europaweite Budgetkonsolidierung für die ge­samte europäische Konjunktur. Bei aller Notwendigkeit der Reduktion der strukturellen Defizite wird bei einer scharfen und europaweit gleichzeitigen Konsolidierung die ohne­hin schwächelnde Konjunktur vollständig abgewürgt. Dadurch sinken die Steuerein­nahmen noch weiter und die Sparziele können unter diesen Umständen nicht erreicht werden.

Insofern ist der Fiskalpakt aus volkswirtschaftlicher Sicht kontraproduktiv, und als bes­tes Beispiel möchte ich hier Griechenland anführen, das den Weg in die Depression bereits beschritten hat. Staat und Wirtschaft weisen seit langem schwere Mängel auf, doch die schwersten Schäden richtet jene Sparpolitik an, welche die EU zur Bedingung für Finanzhilfe machte, nachdem der freie Markt die Zinsen in unfinanzierbare Höhen getrieben hatte. Staat, Unternehmen und Haushalte versuchten, ihre Lage durch Spa­ren zu verbessern und bewirkten damit genau das Gegenteil. Das BIP schrumpfte Jahr für Jahr, und dies katapultierte die Staatsschuldenquote in die Höhe.

In der Folge wurden Portugal, Spanien und Italien auf den gleichen Weg geschickt. Mit dem Fiskalpakt wird er für 25 EU-Staaten verewigt. Und so funktioniert der Pakt, darge­stellt am Beispiel von Spanien: Aufgrund des Defizitkriteriums muss Spanien bei schrumpfender Wirtschaft sein Defizit von 8,5 Prozent des BIP auf 3 Prozent des BIP senken. Dies beschleunigt die Talfahrt. Bei sinkenden Löhnen und Preisen schrumpft das nominelle BIP innerhalb von zwei bis drei Jahren um weitere 10 Prozent.

Wenn das Gesamtdefizit tatsächlich auf 3 Prozent sinkt, ist die Defizitregel erfüllt, nach EU-Berechnung wäre das strukturelle Defizit dann kleiner als 0,5 Prozent. Denn dieses wird so bestimmt: Zunächst schätzt man den „Potentialoutput“, also jenes Produktions­volumen, bei dem alle Kapazitäten ausgelastet sind. Die Differenz zwischen tatsächli­chem und potentiellem BIP ist die „Outputlücke. Die Hälfte davon gilt nach EU-Ver­fahren als das konjunkturell bedingte Defizit. Zieht man von dem Gesamtdefizit dieses „erlaubte“ Defizit ab, erhält man das strukturelle Defizit.

Wenn das spanische BIP um 10 Prozent schrumpft, wird die EU-Kommission die Out­putlücke auf mindestens 6 Prozent schätzen, das konjunkturbedingte Defizit somit auf


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 27

3 Prozent, bei einem Gesamtdefizit von 3 Prozent läge der strukturelle Saldo bei 0 Prozent, also unter 0,5 Prozent.

Damit wird offenkundig: Mit ihrem Schätzverfahren von Potentialoutput und der durch die Konjunktur verursachten Defizitkomponente bestimmt die EU-Kommission den fis­kalpolitischen Spielraum der Mitgliedstaaten, Experten übernehmen de facto die Bud­gethoheit. Gleichzeitig ist ihr Schätzverfahren verzerrt zugunsten von striktem Sparen im Sinne von mehr Markt, weniger Staat.

Hätten die Regierungschefs verstanden, wie die neue Zielgröße, das strukturelle Defi­zit, geschätzt wird, wie ungesichert und verzerrt die Schätzverfahren sind und welche Gestaltungsmacht daher den Mainstream-Ökonomen durch den Fiskalpakt gegeben wird, hätten sie ihn sicherlich nicht unterschrieben. So aber verließen sie sich auf die Experten der EU-Kommission, und die versicherten ihnen, dass alles in Ordnung sei.

Hat Spanien das Defizitkriterium endlich erfüllt, entfaltet das Schuldenkriterium seine volle Wirkung: Bei schrumpfender Wirtschaft ist die Staatsschuldenquote von 70 Pro­zent auf fast 90 Prozent gestiegen. Nach dem Schuldenkriterium muss Spanien jetzt 20 Jahre lang 1,5 Prozent des BIP einsparen.

Fazit: Die Verzahnung von Defizit- und Schuldenregel im Fiskalpakt verordnet fast al­len EU-Ländern den griechischen Weg in die Depression. Sparmaßnahmen reduzieren zwar das Defizit, aber gleichzeitig das BIP, die Staatsschuldenquote steigt, und das er­zwingt ein nahezu permanentes Sparen. Der europäische Sozialstaat wird so konse­quent stranguliert. Das hat der EZB-Chef Draghi richtig erkannt. Beispiel Italien: Die Staatsschuldenquote beträgt 120 Prozent. Italien müsste also 20 Jahre lang 3 Prozent des BIP einsparen, Jahr für Jahr.

Noch nie seit der Gründung der EU haben die Regierenden ein Regelwerk beschlos­sen, das folgende Merkmale gleichzeitig aufweist:

Die Zielsetzung einer Eindämmung der Staatsverschuldung ist richtig.

Die Methode des kollektiven Sparens bewirkt genau das Gegenteil, insbesondere we­gen der Eindämmung der Wirtschaftsdynamik.

Das Regelwerk basiert auf der monetaristisch-neoliberalen Theorie, deren politische Hauptziele der Abbau des Sozialstaates, die Regelbindung der Politik und die Deregu­lierung der Finanzmärkte sind.

Die Politik möchte sich mit dem Regelwerk aus dem Zinsdiktat der Märkte befreien, in­dem sie sich ihnen unterwirft.

Der Fiskalpakt bedeutet die Flucht aus den EU-Verträgen, weil dieser eben nicht im Rahmen des EU-Rechts verankert wird, sondern als zwischenstaatlicher Vertrag. Das Europäische Parlament, die einzige direkt demokratisch legitimierte EU-Institution, wird aus der zukünftigen Budgetkoordination in Europa ausgegrenzt.

EuroparechtsexpertInnen sehen den Fiskalpakt damit im Widerspruch zu den Europäi­schen Verträgen. Mit dem Fiskalpakt ist ein demokratiepolitischer Tiefpunkt europäi­scher Krisenpolitik erreicht.

Die für das Europäische Sozialmodell verheerende Wirkung des Fiskalpakts liegt weni­ger in der viel diskutierten Schuldenbremse nach deutschem Vorbild, sondern im Schuldenkriterium. Dieses ist bereits gültiges EU-Recht: Ohne öffentliche Diskussion haben Regierungschefs, EU-Parlament und EU-Kommission dieses folgenschwere Re­gelwerk im Herbst 2011 in einer Richtlinie verankert; Teil des Sixpack zur Schärfung des Stabilitäts- und Wachstumspakts.

Zu guter Letzt möchte ich noch festhalten: Im Fiskalpakt wird die Rolle des EuGH als Schiedsrichter für die Einhaltung von Budgetzielen der nationalen Budgets aufgewer-


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 28

tet. Dies und etwaige daraus folgende Budget-Automatismen könnten möglicherweise mit der österreichischen Verfassung in Widerspruch stehen.

Deshalb haben wir Grüne eine Verfassungsklage in Vorbereitung und deshalb wurde mittlerweile auch ein Schreiben an den Herrn Bundespräsidenten gerichtet, nämlich mit der Aufforderung, seine Unterschrift nicht darunter zu setzen, bis eben geklärt ist, ob es hiezu verfassungsrechtliche Bedenken gibt oder nicht. (Zwischenruf der Bundesrä-
tin Mühlwerth.)

Das stimmt. Aber wir haben ihn ersucht, dass die Unterschrift sozusagen ausgesetzt werden soll. Mal sehen, ob er sich daran hält oder nicht. Wenn nicht, dann werden wir diese Verfassungsklage einbringen (Zwischenruf des Bundesrates Kainz), genauso wie die Freiheitlichen die Verfassungsklage einbringen. Aus diesem Grund werden wir dem Fiskalpakt und seiner Ratifikation die Zustimmung verweigern. Wir werden natür­lich im Nachhinein sehen, wer in dieser Frage recht behalten wird. – Danke. (Beifall bei den Grünen. – Zwischenbemerkung von Bundesministerin Dr. Fekter.)

10.06


Präsident Georg Keuschnigg: Zu Wort gelangt als Nächster Herr Bundesrat Per­hab. – Bitte.

 


10.06.18

Bundesrat Franz Perhab (ÖVP, Steiermark): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Frau Ministerin! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Kollege Efgani Dönmez, danke für deine volkswirtschaftliche Vorlesung. Das ist zwar nicht ganz auf deinem Mist ge­wachsen, würde ich sagen, aber es war ein Erklärungsversuch für die Ablehnung des Fiskalpakts seitens der Grünen. Ich glaube, es hat euch jetzt ein bisschen der Mut ver­lassen, wegen der Reaktionen aus der Öffentlichkeit.

Gott sei Dank für eure Zustimmung, die ja von großer Verantwortung für unsere Re­publik zeugt, aber andererseits, glaube ich, bei eurer Wählerklientel doch für einige Irritationen sorgt. Daher sagt ihr zwar Ja, aber dem Fiskalpakt könnt ihr leider nicht zu­stimmen. (Zwischenrufe bei den Grünen.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Unsere heutige Sitzung, die leider wieder einmal im Schatten des Nationalrates stattfindet, dokumentiert ein Schattendasein des Bundesrates. (Bundesministerin Dr. Fekter: Aber nein ! – Allgemeine Heiterkeit.) – Danke, Frau Minister. Wenn du da bist, ist das alles vergessen, keine Frage. Wir freu­en uns sehr über deine persönliche, kompetente Anwesenheit, wir freuen uns, dass du uns deine Begründung mitteilen kannst, warum wir diesen schwierigen Schritt heute setzen und in diese Abstimmung gehen müssen.

Ich gebe offen zu, auch mir ist heute nicht ganz wohl zumute. Es ist eine historische Abstimmung, keine Frage. Aber wenn wir die Historie, dieses ganze Prozedere inner­halb der Europäischen Gemeinschaft seit 2008, verfolgen, dann kommen wir zu zwei Schlüssen, entweder, oder:

Ich komme zu dem Schluss, dass die EU sowohl bei der Immobilienkrise als auch bei der Finanzkrise, bei der darauffolgenden Wirtschaftskrise und jetzt auch bei der Schul­denkrise einfach zu langsam und zu unentschlossen handelt. Daher ist meine persön­liche Schlussfolgerung aus dieser Situation: Wir brauchen in Zukunft wahrscheinlich mehr EU, wir brauchen geschlossene Institutionen, geschlossene Mechanismen. Das wird natürlich für uns als Österreicher, als Nationalstaat bedeuten, dass wir gewisse Kompetenzen nach Brüssel werden abgeben müssen.

Es wird nicht leicht sein, das unseren Wählern und Wählerinnen zu erklären, keine Frage. Ich verschweige nicht, dass uns das vor eine große Herausforderung stellen wird, wo viel Überzeugungskraft, gute Argumente, gute Öffentlichkeitsarbeit notwendig


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 29

sein werden. Aber es ist aus meiner Sicht alternativlos, denn was wäre, wenn wir aus diesem fahrenden Zug wieder aussteigen würden? Kollege Klug hat es ja schon an­gerissen: Es wäre für unsere kleine Volkswirtschaft natürlich alles andere als förderlich.

Immer wieder versucht vor allem die Freiheitliche Partei oder letztens auch der Herr Stronach, den Österreichern zu erklären, dass wir das alles nicht brauchen, dass es nur eine einzige Lösung gäbe: den Schilling wieder einführen, aus der EU austreten, kein Geld mehr für andere Staaten zahlen, schon gar nicht für Griechenland, dann wä­re angeblich alles wieder in Butter in Österreich. Dann hätten wir in Österreich angeb­lich kein Defizit mehr, keine Staatsschulden mehr und eine rosige Zukunft vor uns.

Für wie blöd halten diese Menschen die österreichische Bevölkerung? Die liest ja Zei­tungen und informiert sich umfassend darüber, was in der Welt passiert. Ich denke, wir müssen durch diesen Weg durch. Der wird schwer genug, keine Frage, aber bleiben wir bei den Fakten! Was ist ESM als Faktum? Was bedeutet das für Österreich?

Es bedeutet für Österreich, dass wir morgen, übermorgen 2,23 Milliarden € an Stamm­kapital in den ESM einzahlen. Es bedeutet, dass wir, zugegeben, 17 Milliarden € an Haftungen übernehmen. Es ist aber nicht so, wie die Frau Kollegin Mühlwerth gesagt hat, dass das jederzeit abrufbar sei, und wenn das Geld im ESM aus sei, würde der Gouverneursrat mit Stimme der Frau Finanzministerin, die uns dort vertreten wird, eine Sitzung abhalten und dort würde angeblich von heute auf morgen der Beschluss ge­fällt, dass Österreich weitere Milliarden einzahlen muss. – Also so spielt sich das nicht ab! Das ist ja unmöglich, undenkbar! (Bundesrätin Michalke: O ja!)

Da muss Einstimmigkeit im Gouverneursrat herrschen; und wenn man sich anschaut, was die einzelnen EU-Mitgliedsländer hier einzahlen und wofür sie haften, wird doch kein Land dabei sein! Wenn ich daran denke, dass zum Beispiel auch Portugal 2 Milliarden € in den ESM einzahlt und für 16 Milliarden € haftet – die werden ja dort im Gouverneursrat bei Gott nie in der Lage sein, mir nichts, dir nichts zuzustimmen, wenn weitere, was weiß ich, 10 Milliarden € abgerufen werden. Das ist doch irreal, das gibt es doch nicht!

Ich bin hundertprozentig überzeugt davon, dass das so nicht funktionieren wird; son­dern diese Dinge werden seriös, mit einem wissenschaftlichen Beirat im Gouverneurs­rat und so weiter abgehandelt werden. Es ist ja nur möglich, mit einem einstimmigen Beschluss das Stammkapital zu erhöhen; es ist nicht so, dass da jeder Staat irgend­welche irrsinnige Summen, die durch die Medien geistern, bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag einzahlt. Das ist unmöglich, und so ist dieser Fonds auch nicht gedacht.

Wir diskutieren doch schon seit Monaten, auch hier im Plenum, darüber, dass wir eine europäische Ratingagentur möchten. Jetzt gründen wir mit dem ESM einen „Europäi­schen Währungsfonds“ im Vergleich zum Internationalen Währungsfonds; wobei das Regelwerk beim ESM härter gefasst ist als beim Internationalen Währungsfonds, das haben wir ja auch im Verfassungsausschuss gestern von den Experten eindeutig ver­nommen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn ich mir die Tagesordnung ansehe und den Tagesordnungspunkt betreffend Kroatiens Beitritt zur Europäischen Union, dann frage ich mich: Was sind das für Menschen in Kroatien? Sind die blind oder haben sie keine Augen im Kopf, dass sie freien Willens in diese Gemeinschaft eintreten wollen; über die wir jeden Tag von Ihrer Seite hören, wie schlecht diese Gemeinschaft funktioniere und was für ein finanzielles Torso, Fiasko sie sei?! (Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Erstens sind die Kroaten herzlich willkommen, zweitens sieht gerade die Jugend ihre Zukunft hier in Europa, und ich denke, sie werden auch für uns eine Bereicherung sein.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 30

Und ich sage: Europa ist noch lange nicht am Ende, Europa marschiert in die Zukunft! Wenn dieser Schritt, der heute getätigt werden muss, auch schwierig ist und Österreich hier weiter verantwortungsvoll seinen Beitrag leisten muss, denke ich als Staatsbürger und wir als Volkspartei, als staatstragende Partei: Wir müssen diesem ESM natürlich zustimmen – mit schwerem Herzen, aber voller Überzeugung, dass die Idee Europa weiterlebt. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

10.13


Präsident Georg Keuschnigg: Zu Wort gelangt als Nächster Herr Bundesrat Zan­gerl. – Bitte.

 


10.13.55

Bundesrat Stefan Zangerl (ohne Fraktionszugehörigkeit, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Geschätzte Frau Ministerin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Liebe Kol­leginnen und Kollegen! Ich weiß schon, dass es nicht einfach ist, hier heraußen zu ste­hen und gegen etwas zu sprechen, was eine Notwendigkeit in diesem Staate darstellt. Nur: So flockig, wie das hier schöngeredet wird, wird die Sache leider nicht ablaufen.

Ich bin – das können Sie mir glauben – für ein geeintes, freies, starkes Europa; ein Eu­ropa ohne nationale Grenzen, mit einer soliden Wirtschaft, mit dynamischen Chancen für unsere Jugend; ein Europa, in dem Wohlstand durch Arbeit, durch Tüchtigkeit ent­steht und nicht durch das Hin- und Herschieben von bedrucktem Papier. Was hier und heute beschlossen werden soll, ist für mich – und ich bete zu Gott, dass Kollege Per­hab recht haben möge – die Legalisierung einer permanenten Umverteilung! (Beifall bei der FPÖ.)

Gut aufgestellte Volkswirtschaften werden dadurch zu Bankomaten für unreformierbare Staaten, die nie gelernt haben, dass Steuerbetrug eben kein Kavaliersdelikt darstellt. Man muss keine besondere historische Bildung haben, um zu wissen, wie oft Grie­chenland in den Staatsbankrott geschlittert ist und dass es leider bislang nichts daraus gelernt hat. Jetzt haben wir auch Probleme mit Spanien – Probleme, die Gott sei Dank nicht so groß sind wie jene in Griechenland. Wir haben auch Probleme mit Portugal, mit Irland, also Staaten, die ihre Budgets längst nicht mehr so im Griff haben, wie es hier in diesem Haus Europa sein sollte.

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie es uns gelingen sollte, in diese Staaten ordnend einzugreifen, und ordnend eingreifen wäre ja ein Gebot der Stunde. Wir haben es ja am griechischen Beispiel erlebt, dass der Rettungsschirm zwar bei den Banken angekommen ist, aber leider, leider nicht bei den Menschen. Dabei hat der griechische Staat viel Zeit gehabt und hat seelenruhig zugeschaut, wie die großen Vermögen der griechischen Reeder und anderer Milliardäre ins Ausland verschoben worden sind.

Nun schnüren wir ein Rettungspaket quer über Europa, mit einem Grundkapital von sa­genhaften 700 Milliarden €; und das wird es auch brauchen, ich glaube, es wird sogar noch mehr brauchen. Aber überlegen wir doch einmal: Wie viel sind denn 700 Milliar­den €? Das ist jetzt keine Nostalgie, wenn ich jetzt einmal eine Wertgrenze hier anset­zen möchte: 700 Milliarden € sind unglaubliche 9 800 Milliarden Schilling, also im rich­tigen Geld. (Heiterkeit bei der FPÖ.) Wie wir das alles schultern sollen und unsere Ju­gend schultern wird müssen, das ist mir einfach unklar! Faktum ist, wir, die noch zah­lungsfähigen Länder, springen für die nicht zahlungsfähigen ein. So wird es uns gehen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das Fundament unseres Wohlstandes ist ja neben Fleiß, Tüchtigkeit und so weiter auch der Friede, und hier vor allem der soziale Friede. Auf den werden wir in Zukunft sehr aufpassen müssen.

Ich glaube, wenn die südeuropäischen Staaten sich darauf verlassen können, dass wir ohnehin ihre Schulden quasi übernehmen, dann mag sich in diesem Hohen Hause


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jeder selber ausmalen, was passieren wird. Für mich wird heute die Umverteilung in Beton gegossen, und wir werden die Verlierer sein. Bitte denken Sie daran, wenn wir heute darüber abstimmen! Ich werde meinem Gewissen folgen und meine Zustimmung nicht erteilen. – Ich danke Ihnen aber trotzdem für die Aufmerksamkeit. (Beifall bei der FPÖ.)

10.18


Präsident Georg Keuschnigg: Zu Wort gelangt Herr Bundesrat Schreuder. – Bitte.

 


10.18.19

Bundesrat Marco Schreuder (Grüne, Wien): Herr Präsident! Frau Ministerin! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kollegen und Kolleginnen! Es gibt so Momente in der politischen Zeit, in der politischen Arbeit, da hat man zwei Mög­lichkeiten, auf eine Herausforderung, die aktuell ansteht, zu reagieren. Man kann sich in die erste Reihe fußfrei hinsetzen, schimpfen und apokalyptische Bilder an die Wand malen, wie die FPÖ das macht, ohne selbst Konzepte zu liefern – ich habe von der FPÖ kein einziges Konzept gehört, wie sie mit der Finanzkrise in Europa umgehen möchte –, oder man krempelt die Ärmel hoch und übernimmt Verantwortung. Oder, um die Vizebürgermeisterin unserer schönen Bundeshauptstadt zu zitieren, frei zu zitieren, ich gebe es zu: Verantwortung übernehmen „ist nichts für Lulus“.

Dies hier zu sagen halte ich für wichtig, denn es hat sich in den letzten Monaten tat­sächlich einiges in Europa verändert. Wir waren dem Taktstock von Sarkozy und Mer­kel ausgeliefert. Es gab tatsächlich kaum eine demokratische Umgangsweise mit der Krise, die wir in Europa derzeit erleben. Dann gab es eine Wahl in Frankreich, und jetzt sind wir in einem Moment, wo sich verschiedene politische Ideologien, Weltanschau­ungen treffen und miteinander um eine Lösung ringen. Die Grünen haben sich jetzt nicht gedrückt vor dieser Verantwortung, sondern haben verhandelt. Das unterscheidet uns ganz vehement von euch, Freiheitliche Partei. (Beifall bei den Grünen.)

Ist es eine leichte Entscheidung, hier dem ESM zuzustimmen? Nein, überhaupt nicht. Gibt es Grund zur Sorge? Ja. Aber ist es notwendig? Ja. Es ist ganz wichtig, das fest­zuhalten. Das Beispiel Griechenland ist ja heute schon sehr oft genannt worden – Kol­lege Zangerl ist gerade nicht mehr da. Unser Umgang mit Griechenland war ja das per­fekte Beispiel dafür, wie es nicht passieren soll: aus wahltaktischen Gründen abwar­ten, so wie es in Deutschland passiert ist, und ganz lange nichts tun, so wie es passiert ist. Dann schlittern wir nämlich wirklich in eine veritable Krise. Es geht jetzt nicht da­rum, Griechenland hier zu bashen, sondern darum, zu überlegen, wie wir verhindern können, dass das in Zukunft noch einmal passiert.

Haben sich die Grünen bei den Verhandlungen komplett durchgesetzt? Nein. (Bundes­rätin Mühlwerth: Es ist der falsche Weg!) Ich bin ja Wiener Grüner, und wer die Ge­schichte der Wiener Grünen kennt, weiß, dass wir vehemente Kämpfer für eine Vermö­genssteuer sind; und ich hätte es jetzt hier beim Beschließen vom ESM natürlich gerne gehabt, dass wir auch Vermögen besteuern, um noch stärker diejenigen, die jahrelang profitiert haben, zur Kasse zu bitten, um einen Beitrag zu dieser Krise zu leisten. Ja, ich gebe zu, es schmerzt mich, dass ich jetzt zustimme und die Vermögenssteuer nicht dabei ist. Ich stimme trotzdem zu, weil ich nicht feig bin! (Beifall bei den Grünen sowie des Bundesrates Stadler.)

Wir hatten mehrere Probleme in dieser gesamten Krisenbewältigung, und auf die ha­ben sich die Grünen in den Verhandlungen konzentriert. Da war einerseits das Demo­kratiedefizit. Das zweite Problem war: Wie können wir erreichen, dass Profiteure des bisherigen Systems auch ihren Beitrag zur Finanzierung leisten? Das dritte Problem war, dass sich natürlich die Frage stellt: Was ist denn nun eigentlich die Zukunft Euro­pas?


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 32

Wenn wir ESM, Fiskalpakt und viele andere Themen diskutieren, diskutieren wir ja in Wahrheit darum, welches zukünftige Europa wir wollen. Wollen wir ein Europa, das solidarisch ist, gemeinsam agiert, gemeinsam im Weltgeschehen eine Rolle spielen will, nachdem es eigentlich diese eine Supermacht nicht mehr gibt, sondern China, In­dien, Brasilien? Will Europa in diesem Konzert global mitspielen, ja oder nein? Oder wollen wir in die Kleinstaaterei zurückfallen und keine Rolle im globalen Gefecht spie­len? Dabei haben wir ja nicht nur dieses Thema zu bewältigen, sondern – Kollege Dön­mez hat es gesagt – auch das Thema Klimawandel ist eines, das man nur in einem globalen Konzert lösen kann.

Das vierte Problem ist – auch darauf hat Kollege Dönmez bereits hingewiesen, und deswegen ja auch unser Problem mit dem Fiskalpakt, wir haben eben versucht, beim ESM das eine oder andere ein bissel zu retten –, dass Sparen ohne Investieren nicht funktioniert. Wer bremst, muss auch einmal Gas geben, sonst bleibt man stillstehen.

Jetzt war eine Chance da, die Achse Sarkozy–Merkel ohne diese demokratischen Din­ge ist weg, und wir haben das eben gemacht. Ich möchte sagen, weil ich stolz bin auf die Grünen, und zwar auf die deutschen und die österreichischen Grünen, die gemein­sam mit der Sozialdemokratie in diesen Ländern und in Frankreich, mit der neuen fran­zösischen Regierung, vieles erreichen konnten: Die Einführung der Finanztransaktions­steuer bei mindestens neun Ländern – und wir hoffen ja, dass es mehr werden – ist tat­sächlich ein Riesenfortschritt, der gar nicht genug gewürdigt werden kann. Wie viele Jahre haben wir und viele NGOs eine Finanztransaktionssteuer verlangt, damit die Profiteure von Finanzsystemen auch ihren Beitrag leisten? Ich bin sehr stolz darauf, dass dies nunmehr gelungen ist.

Wir haben es geschafft, dass grüne Investitionen in Europa in Zukunft auch dabei sein werden, denn wie gesagt: Nur Schulden bremsen, das geht nicht! Wir brauchen Inves­titionen. 2008, als die Krise auftauchte, war sehr oft von den New Deals die Rede. Wir haben es Green New Deal genannt. Es wurden ja sehr oft die Vereinigten Staaten in den 1930er Jahren als Beispiel dafür genannt, wie man mit Krisen umgeht. Wir haben immer gesagt, wir brauchen dringend Investitionen.

Eine Krise – ich wiederhole es, es wird leider nicht mehr so oft gesagt – ist auch eine Chance, nämlich eine Chance zu überlegen: Wohin investieren wir jetzt? Wo liegt die Zukunft? Die Zukunft liegt eindeutig auch bei den Green Jobs, und ich bin sehr froh, dass wir auch diesen Bereich erreicht haben.

Zu den großen Fragen, wie denn das Europa der Zukunft ausschaut: Da gab es jetzt einen gemeinsamen Antrag im Nationalrat, und das wird passieren, es wird einen Kon­vent für Europa geben. Das haben wir beschlossen, das wurde von uns Grünen da hi­neinverhandelt. Auch darüber bin ich sehr froh. Es ist sehr wichtig, dass wir das auch demokratisch debattieren, diskutieren, uns überlegen und auch ringen. Ich halte das für ganz wichtig.

Der ESM ist ja erst ein Anfang. Es ist ein kleines erstes Pflänzchen, über das mein Kol­lege Albert Steinhauser so schön gesagt hat: Entweder wir gießen, hegen und pflegen es und schauen, dass es gut wächst, oder wir schauen zu, wie es verkümmert. Zu­schauen ist euer Konzept; gießen, hegen und pflegen ist unser Konzept. Und ja, wir wollen auf diesem Weg, damit es schön wächst, Eurobonds. Ja, wir wollen, dass Eu­ropa gemeinsam Anleihen emissioniert. (Staatssekretär Dr. Ostermayer: Emittiert!) Wir halten das für ganz wichtig in der Zukunft.

Bankenregulierung, ein ganz wichtiges europäisches Thema, kann man noch verstär­ken. Da sind wir noch nicht zufrieden, da kann man noch mehr machen. Insolvenzrecht für Banken, das Trennen von dem, was pleitegehen darf, und dem, was beschützt ge­hört, ist eine ganz wichtige Frage für Österreich und Europa.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 33

Auch die private Gläubigerbeteiligung beim ESM ist nicht zu unterschätzen, auch die wurde von uns hineinverhandelt. Ja, es ist ein Problem, wenn Defizite ausschließlich auf die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen zurückfallen, keine Frage. Deswegen ist es uns so wichtig gewesen, dass auch Gläubiger einen Beitrag dazu leisten.

Schließlich haben wir es geschafft – und das halte ich überhaupt für die wichtigste Be­teiligung, und das ist einzigartig in Europa –, dass das österreichische Parlament mit­beschließen wird, wohin Gelder fließen, wenn gerettet werden muss. Wenn die FPÖ in den letzten Wochen oder zumindest Tagen von der „Finanzdiktatur“ spricht, dann kann ich nur sagen: Was ihr vorschlagt, ist, nichts zu tun. Ich kenne jedenfalls kein einziges Konzept von euch, ich kenne nur Schimpfereien. Ich habe keine Ahnung, obwohl ich immer genau zuhöre. Ich möchte immer wissen: Was würde die Freiheitliche Partei, würde sie Europa oder zumindest Österreich regieren, tun? Nichts! Kein einziges Kon­zept, nur apokalyptisches Menetekel-an-die-Wand-Malen. Wir haben heute auch schon Orakel gehört. Die Freiheitliche Partei ist jetzt also scheinbar eine Partei voller Zu­kunftsforscherInnen, die wissen, was passieren wird, aber es gibt kein einziges Kon­zept.

Nichts zu tun würde eine Finanzdiktatur bedeuten. Nichts zu tun, nicht solidarisch zu handeln würde bedeuten, dass Länder der Eurozone und der Europäischen Union hilflos den Finanzmärkten ausgeliefert wären, weil sie wegen der hohen Zinsen auf den Finanzmärkten kein Kapital mehr aufnehmen könnten. Die Finanzdiktatur würde dann kommen, wenn wir so handeln würden, wie die Freiheitliche Partei das will, indem wir eben nichts tun.

Wir übernehmen Verantwortung, und das gerne. Fällt es uns leicht? Nein. Bin ich zu­frieden? Nein. Stimme ich zu? Ja, weil es notwendig ist und weil es ein erster Schritt ist, mit dem ganzen Bauchweh, das damit verknüpft ist, und ich habe damit kein Pro­blem. – Danke. (Beifall bei Grünen, SPÖ und ÖVP.)

10.28


Präsident Georg Keuschnigg: Zu Wort gelangt Herr Bundesrat Brückl. – Bitte.

 


10.29.00

Bundesrat Hermann Brückl (FPÖ, Oberösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Das, was wir hier beschließen – beziehungsweise nicht wir, wir beschließen es nicht mit, ihr beschließt es! –, das, was hier heute beschlossen werden soll, Hohes Haus, ist die Aufgabe der Eigenständigkeit unseres Staates, der freiwillige Verzicht auf die Souveränität unserer Heimat, der Ver­lust der Freiheit, selbst zu entscheiden, was mit meinem Geld passiert und wohin es fließen soll! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenruf des Bundesrates Mag. Klug.)

Das ist so, wie wenn ich jemandem erlauben würde, dass er auf mein Bankkonto zu­greift, sich nimmt, was er braucht, und ich am Ende des Tages nicht mehr den Über­blick über meine Gelder habe – weil das Geld für die Miete fehlt, weil das Geld für die Kreditdarlehen fehlt, weil das Geld für die Lebensmittel und die Treibstoffe nicht da ist! (Zwischenrufe bei ÖVP und SPÖ.)

Aber wenn der Regierung das Geld ausgeht, dann hat die SPÖ hervorragende Vor­schläge, wie ich dieser Tage in den Medien lese. Da steht dann, die SPÖ will neue Steuern. Beim Pflegegeld geht offensichtlich wieder das Geld aus, und dann steht in der Zeitung: „Pflegegeld: SPÖ und Länder drängen auf neue Steuer“. (Bundesrat Stad­ler: Vermögenssteuer!)

Da fordert man neue Steuern für das Inland, weil wir in der Heimat Probleme haben; aber gleichzeitig ist Geld da für den ESM, für die Banken und für die Pleite-Länder in Europa. Aber für die Menschen bei uns fehlt dieses Geld, ist es nicht da.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 34

Es geht hier um 2,2 Milliarden € Barzahlungen, cash, bar, und es geht um über 17 Mil­liarden € an Haftungen. Das sind unvorstellbare Summen! Nur ein paar Beispiele: Die­se 2,2 Milliarden €, das entspricht etwa dem Gegenwert von 9 000 Einfamilienhäusern, wenn Sie sich das überlegen. Oder, meine Damen und Herren von der sogenannten Arbeiterpartei, das entspricht in etwa den monatlichen Lohnkosten von 600 000 Ar­beitsplätzen! Was hier passiert, das sage ich ganz offen, ist mir eine persönliche Her­zensangelegenheit. Es geht hier um die Souveränität und die Freiheit unseres Öster­reich, es geht um die Gestaltung und Entscheidungsfreiheit unseres Österreich (Bun­desrat Mayer: Ja, ja!); und ich werde Ihnen das dann auch begründen, Herr Kollege Mayer! (Bundesrat Mayer: Lei, lei!)

Ein Wort noch zu den 17 Milliarden € an Haftungen. Ich bin in meinem Beruf tagtäglich mit Haftungen, Bürgschaften und Schuldübernahmen befasst beziehungsweise kon­frontiert; und ich kann Ihnen sagen, der Spruch „Den Bürgen sollst du würgen“ kommt nicht von irgendwo. Wenn diese Haftungen von 17 Milliarden € schlagend werden, dann, liebes Österreich, gute Nacht!

Gerade im Zusammenhang mit diesen Haftungen ist es erschreckend, welche Möglich­keiten dieser ESM zulässt. Der Artikel 9 Abs. 3, der wesentlichste und in Wirklichkeit der beunruhigendste an diesem Vertragswerk: „Die ESM-Mitglieder verpflichten sich unwiderruflich und uneingeschränkt Kapital, das der geschäftsführende Direktor gemäß diesem Absatz abruft, innerhalb von sieben Tagen ab Erhalt der Aufforderung einzu­zahlen.“

Ein nicht demokratisch legitimierter Direktor ruft nicht vorhandenes Geld bei uns ab! Wir haben 225 Milliarden € Schulden – im Internet unter www.staatsschulden.at nachzulesen, dort wird der Schuldenstand sekündlich angezeigt –, und das Ganze wird abgerufen binnen sieben Tagen! Das ist eine Sünde an Österreich, das ist eine Sünde an unserem Heimatland! (Beifall bei der FPÖ.)

Geschätzte Damen und Herren! Wir befinden uns am Weg zur Vergemeinschaftung der Schulden in Europa, und das ist unverantwortlich! Ich halte es hier mit meinem Landesparteiobmann, Landesrat Dr. Haimbuchner in Oberösterreich, der gesagt hat: „Das ist kein Rettungsschirm, das ist ein Fetzenschirm – unter dem die Österreicher im Regen stehen gelassen werden“, mit diesem ESM.

Noch etwas, weil es heute schon angesprochen wurde: Der europäische Gedanke wird mit diesem ESM schwerstens beschädigt, weil die sogenannten Pleite-Staaten künftig die finanzpolitische Linie in der EU vorgeben werden. Das ist so, das wird so sein! Und wir verlieren gleichzeitig unsere finanzpolitische Souveränität und die Freiheit, selbst zu entscheiden. (Vizepräsident Mag. Himmer übernimmt den Vorsitz.)

Und zu diesem „Friedensprojekt Europa“, das immer wieder angesprochen wird – Ef­gani, du hast es auch gemacht –: Nicht der Euro sichert den Frieden, nicht die Europäi­sche Union sichert den Frieden! Europa lebt deswegen seit so vielen Jahren in Frie­den, weil dieses Europa demokratisch organisiert ist und weil noch nie in der Ge­schichte ein demokratisches Land ein anderes demokratisches Land angegriffen hat oder Krieg geführt hat gegen dieses. Das ist der wahre Grund für den Frieden, den wir heute in Europa haben, aber nicht der Euro ist verantwortlich dafür, dass Europa in Frieden lebt!

Noch ein Satz zu den Grünen. Ihr würdet vermutlich eure Großmutter verkaufen, wenn es darum geht, an die Macht zu kommen, denn das sind eure Ansprüche. Ihr drei nicht, aber eure Parteivordersten gewiss. (Bundesrätin Kerschbaum: Das ist echt lächer­lich!) Deswegen stimmen die Grünen hier für diesen ESM. (Bundesrat Petritz: Lass die Großmutter aus dem Spiel!)


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 35

Abschließend noch ein Zitat. Ich zitiere aus einem Brief, der gestern in verschiede-
nen Medien von 160 Wirtschaftsprofessoren, mehrheitlich aus dem deutschsprachigen Raum, veröffentlicht wurde. Die wenden sich an Bürger und Politik, und da steht:

„Wenn die soliden Länder der Vergemeinschaftung der Haftung für die Bankschulden grundsätzlich zustimmen, werden sie immer wieder Pressionen ausgesetzt sein, die Haftungssummen zu vergrößern oder die Voraussetzungen für den Haftungsfall aufzu­weichen. Streit und Zwietracht mit den Nachbarn sind vorprogrammiert. Weder der Eu­ro noch der europäische Gedanke als solcher werden durch die Erweiterung der Haf­tung auf die Banken gerettet; geholfen wird stattdessen der Wall Street, der City of London – auch einigen Investoren in Deutschland – und einer Reihe maroder in- und ausländischer Banken, die nun weiter zu Lasten der Bürger anderer Länder, die mit all dem wenig zu tun haben, ihre Geschäfte betreiben dürfen.“

Am Ende dieses Briefes steht: „Bitte tragen Sie diese Sorgen den Abgeordneten Ihres Wahlkreises vor; unsere Volksvertreter sollen wissen, welche Gefahren unserer Wirt­schaft drohen.“

Diesen Brief beziehungsweise dieses Anliegen habe ich jetzt hier vorgetragen, und wir werden das auch dort tun, wo Sie es mit Sicherheit nicht tun werden, nämlich zu Hause in meinem Wahlkreis, dort, wo die Menschen zu Hause sind.

Lassen Sie mich zum Schluss noch einen ganz großen Mann meiner Innviertler Heimat zitieren, Franz Stelzhamer aus unserem oberösterreichischen Hoamatland:

„Hoamatland, Hoamatland,

di han i so gern!

Wiar a Kinderl sein Muader,

a Hünderl sein Herrn.“

Sehr geehrte Damen und Herren! Wer heute dem hier zustimmt, der gibt seine Heimat­liebe auf! (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Mag. Klug: Eben nicht!)

10.36


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gelangt Herr Staatssekretär Dr. Oster­mayer. – Bitte, Herr Staatssekretär.

 


10.36.45

Staatssekretär im Bundeskanzleramt Dr. Josef Ostermayer: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete zum Bundesrat! Dem letzten Redner möchte ich nur einen ganz kurzen Hinweis geben: spiegel.de, das ist gerade ganz aktuell: „‚Der Aufruf schadet dem öf­fentlichen Ansehen der deutschen Wirtschaftswissenschaft‘, sagte der Wirtschaftswei­se Bofinger ().“ – Gemeint ist der Aufruf, den Sie gerade zitiert haben. (Bundesrat Jenewein: Lesen Sie weiter! Dann lesen Sie, dass Slowenien der nächste Staat ist, der unter den Rettungsschirm muss!)

Aber ich wollte Ihnen eigentlich etwas ganz anderes sagen; es war nur ein aktueller Hinweis, weil Sie das gerade gesagt haben. Sie entscheiden heute natürlich auch mit über die Frage: Wollen wir auch in Zukunft Europa, ja oder nein? Wollen wir in Zukunft den Euro, ja oder nein? Wollen wir Arbeitsplätze sichern oder Arbeitsplätze vernichten?

Dass die ganze Lösung, die ganze Diskussion über die Wirtschaftskrise, Finanzkrise, Schuldenkrise keine einfache ist, das weiß jeder. Keiner hat sich’s einfach gemacht. Insofern möchte ich mich auch ganz ausdrücklich nicht nur beim Koalitionspartner, sondern auch bei den Grünen bedanken, die in sehr konstruktiven Verhandlungen viele Punkte mit uns diskutiert haben, wobei wir uns auf etliches einigen konnten und sie dann am Ende bereit waren, auch Verantwortung zu tragen.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 36

Dafür kritisiert, teilweise auch verhöhnt zu werden, also das halte ich wirklich für letzt­klassig. Es ist für keinen einfach. Aber es geht nicht um einfach, sondern es geht um die Frage, ob es richtig ist unter den verschiedenen Alternativen, die es gibt. Richtig ist wichtiger als einfach, und dafür nochmals herzlichen Dank! (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Warum sage ich, es geht um die Frage Arbeitsplätze sichern oder Arbeitsplätze ver­nichten? – Wir in Österreich haben eine relativ kleine, offene, tüchtige Volkswirtschaft. Das führt dazu, dass wir sehr viel exportieren, dass eine Million Arbeitsplätze vom Ex­port abhängig ist. 500 000 dieser Arbeitsplätze sind laut Daten der Oesterreichischen Nationalbank vom Export in die Eurozone abhängig.

Was das heißt, wenn das wegfallen würde? – Also ich will es mir nicht ausmalen! Was es heißt, wenn die Eurozone zerbrechen würde? Es gibt viele Zahlen. Ich kenne jetzt eine sehr aktuelle, weil sie im heutigen „FORMAT“ steht. Da steht: „Ein Scheitern des Euro könnte Österreichs Wirtschaft über Nacht mit 30 Milliarden Euro belasten.“

Ich würde für das Eingehen dieses Risikos nicht verantwortlich sein wollen. Wir wollen dieses Risiko nicht eingehen. Daher glauben wir, dass dieser Schritt notwendig ist, auch wenn er nicht immer ganz einfach und leicht fällt. Also allen, die da konstruktiv mitgetan haben, nochmals herzlichen Dank!

Zu Efgani Dönmez noch: Wie Sie wissen und wie ihr wisst, haben die Grünen in Deutschland auch dem Fiskalpakt zugestimmt. Die Situation in Deutschland ist anders. Dort ist nicht nur eine Zweidrittelmehrheit für den Artikel 136 notwendig wie bei uns, also sozusagen im Konnex für den ESM, sondern auch für den Fiskalpakt. Die Grünen in Deutschland wissen natürlich, dass das eine mit dem anderen verknüpft ist, dass so­zusagen solidarische Unterstützung, Rettung der Eurozone auch mit bestimmten Auf­lagen, also, sagen wir einmal vereinfacht, Fiskal- und Budgetdisziplin verbunden ist.

Da die Grünen in Deutschland Verantwortung für Europa tragen wollen und dort eine Zweidrittelmehrheit notwendig ist, haben sie auch dem Fiskalpakt zugestimmt. In Ös­terreich ist es nicht notwendig. Ihr wählt eben den Weg, dass dem ESM zugestimmt wird, dem Fiskalpakt jedoch nicht zugestimmt wird. Ich habe dich schon oft in freier Re­de reden gehört, heute war es nicht so. Vermutlich hat auch das bestimmte Gründe.

Ich will noch etwas sagen. Da ich gesehen habe, dass die Grünen auch in Österreich bereit sind, Verantwortung zu tragen, wenn es ganz ernst wird, wenn es um Europa geht, glaube ich, ihr würdet sogar dem Fiskalpakt zustimmen, wenn es erforderlich wä­re. Es ist eben nicht notwendig, daher verhaltet ihr euch anders. Aber ich glaube, man sollte das insgesamt berücksichtigen und würdigen.

Ich wollte noch etwas zur Frau Kollegin Mühlwerth sagen, weil mich das wirklich er­staunt hat. Sie haben, glaube ich, wenn man es zusammenfasst, gesagt: Solidarität ge­fährdet Frieden. Es ist nicht wörtlich so gefallen, aber ich glaube, sinngemäß war das Argument: Wenn jemand Hilfe braucht, löst das bei demjenigen negative Emotionen aus, und das gefährde den Frieden. (Bundesrätin Mühlwerth: Das werden wir schon noch erleben!)

Das verstehe ich nicht. Also, wenn das wirklich so gemeint war – und ich schließe aus Ihrem Zwischenruf, dass es so gemeint war –, dann widerspricht das, glaube ich, al­lem, was historisch belegbar, was im täglichen Leben nachvollziehbar ist. Es ist genau das Gegenteil: Solidarität sichert Frieden. Nur wenn nicht gegeneinander gehetzt wird, sondern man sich gegenseitig unterstützt, ist Frieden auch tatsächlich langfristig gesi­chert. Daher glaube ich, dass das ein ganz wesentlicher Grund ist, die entsprechenden Sicherungs- und Stabilitätsmechanismen, die schneller funktionieren als die üblichen Entscheidungen in Europa, zu beschließen.

Aber man kann oft den Eindruck gewinnen, dass Sie geradezu auf die Katastrophe hof­fen oder immer sozusagen die Apokalypse verbreiten. Wir haben das schon in vielen


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Situationen erlebt. Als wir das Stabilitätspaket beziehungsweise das Konsolidierungs­paket beschlossen haben, waren Sie unter den Ersten, die gerufen haben, das stehe auf tönernen Füßen, die Dinge, die da drinnen stehen, kommen nicht.

Der eine Punkt war die Abgeltungsabgabe, wo wir mit der Schweiz Gespräche geführt haben, und schließlich hat die Frau Finanzministerin dann den Vertrag unterschrieben.

Finanztransaktionssteuer: Wir haben sie vorsichtigerweise, so wie wir insgesamt vorsichtig agiert haben, für 2014 eingestellt. Wir diskutieren oder wir haben jetzt den Beschluss von neun oder mehr EU-Staaten, dass wir das sogar heuer noch zustande bringen wollen.

Übrigens: Die Prognosen der Wirtschaftsforscher, des Wirtschaftsforschungsinstitutes gehen von einem Wachstum von 0,4 Prozent aus. Mittlerweile wird dieser Wert höher prognostiziert, es geht also nach oben.

Sie haben behauptet, wir würden die Mehrwertsteuer erhöhen – wir haben die Mehr­wertsteuer nicht erhöht. Sie haben behauptet, wir würden die Mineralölsteuer erhö­hen – wir haben die Mineralölsteuer nicht erhöht. Trotzdem sind wir zu einem Ergebnis gekommen.

Letzte Woche war der Internationale Währungsfonds hier, so wie es jedes Jahr diese Staatenprüfung gibt. Staatssekretär Schieder hat mit ihnen gesprochen, ich habe mit ihnen gesprochen; die Frau Finanzministerin war im Nationalrat, daher haben wir die Gespräche geführt. Was ist das Ergebnis? Das Ergebnis ist ein sehr positiver Bericht des Währungsfonds, der sagt, wir haben ein ausgewogenes Paket erstellt. Es ist aus­gewogen, und zwar einerseits im Hinblick auf Konsolidierungsmaßnahmen, anderer­seits im Hinblick auf Investitionen in die Zukunft.

Es gibt einen Punkt, wo ein bisschen kritischer reagiert wurde. Da sind wir übrigens d’accord. Der IWF hat gesagt, wir sollten die Arbeiten am Bankeninsolvenzrecht oder Bankenrestrukturierungsrecht fortführen. Ich sage Ihnen: Wir führen sie fort. Wir haben bei zwei Regierungsklausuren schon beschlossen, dass wir das machen wollen, wir haben gestern ein langes intensives Gespräch miteinander gehabt und sind sozusagen on track, was dieses Thema betrifft. Wir werden das rechtzeitig schaffen.

Wenn Sie, meine Damen und Herren von den Freiheitlichen, das tatsächlich wollen – Sie haben es ja gesagt –, dann hätten Sie eigentlich dem Entschließungsantrag im Na­tionalrat zustimmen müssen, in dem es um genau dieses Thema gegangen ist, nämlich um Maßnahmen zur Prävention von Bankeninsolvenzen und zur geordneten Reorgani­sation von Bankinstituten, insbesondere um dem Steuerzahler nicht zusätzliche Kosten aufzubürden. Aber den Entschließungsantrag können Sie ja präzise nachlesen.

Ich wollte nur abschließend noch etwas sagen, weil Sie immer das Thema Volksab­stimmung ansprechen. Sie haben selbst in Ihrer Rede gesagt, der Bundeskanzler ha­be versprochen, dass bei wesentlichen Änderungen des Lissabon-Vertrags eine Volks­abstimmung kommen soll. Ja, das hat er versprochen, und er steht auch zu seinem Versprechen, und ich möchte Ihnen das auch kurz erklären.

Der Artikel 136 – Vertragsänderung Lissabon-Vertrag – ist eine Regelung, die bei uns nicht notwendig wäre. Bei uns wäre also gar keine Änderung des Lissabon-Vertrags notwendig. Aufgrund der deutschen Situation, Karlsruhe et cetera, brauchen die Deut­schen diese Änderung, wir aber nicht. Wenn wir eine Änderung gar nicht brauchen, sondern sie nur beschließen, weil die Deutschen sie brauchen, dann kann man, glaube ich, daraus ableiten, dass es keine wesentliche Änderung ist.

Ich sage aber etwas ganz deutlich dazu, das ich vor zwei Tagen auch im Nationalrat gesagt habe: Würde es im Zuge eines Konvents, der auch bei einer Entschließung Inhalt ist, zu wesentlichen Änderungen des Lissabon-Vertrags kommen, dann sind wir


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 38

dafür, dass darüber eine Volksabstimmung abgehalten wird. Das wäre dann der Mo­ment, wo das Versprechen einzulösen wäre, und ich sage Ihnen: Es wird dann auch eingelöst werden!

Da brauchen Sie also keine Sorgen zu haben, wir halten uns daran; und ich glaube, Sie können nicht nachweisen, dass wir in dieser Legislaturperiode irgendwelche Ver­sprechen abgegeben haben, die dann nicht in der Folge auch eingelöst wurden. Viel­leicht ist uns manchmal vorgeworfen worden, dass wir längere Zeiträume nennen – es ist schön, wenn man schneller fertig wird als angekündigt –, aber die Dinge, die ver­sprochen wurden, sind auch immer eingehalten worden.

Abschließend nochmals vielen herzlichen Dank für die konstruktiven Gespräche! Ich appelliere an Sie: Stimmen Sie für Europa, stimmen Sie für den Euro, stimmen Sie für die Sicherung und Bewahrung von Arbeitsplätzen in diesem Land! – Herzlichen Dank. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

10.49


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster gelangt Herr Bundesrat Schennach zu Wort. – Bitte, Herr Kollege.

 


10.49.24

Bundesrat Stefan Schennach (SPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­schätzter Herr Staatssekretär! Was Herr Brückl vielleicht noch nicht weiß, ist, dass un­ser Heimatbegriff heutzutage multipel ist. Wir haben als Heimat ein Dorf, eine Stadt, ein Bundesland, einen Staat, und wir haben die Heimat Europa. Das heißt, wir sind in der glücklichen Lage, eine vielfache Heimat zu haben. Manche haben vielleicht noch eine zusätzliche Heimat, wenn sie nämlich aus der Migration kommen. Das heißt, die­se Heimat-Schmierentragödie hier am Rednerpult war komplett fehl am Platz, denn selbst wenn es um kleine Verschiebungen von Rechten in Richtung EU geht, bleibt es innerhalb einer Heimat.

Lassen Sie mich vor der grundsätzlichen Diskussion über den ESM und den Fiskalpakt ein paar Sätze sagen – Frau Mühlwerth hat mich dazu animiert. Wenn man heute in Diskussionen das Wort „Griechenland“ ausspricht, wird es so verächtlich ausgespro­chen, quasi als der neue Beelzebub. Früher galt die Aversion in bestimmten politischen Kreisen dem Slawischen, nun ist das bei Griechenland so.

Es ist in jeder Familie so – das ist für erfolgreiche Kinder tragisch –, dass sich die El­tern und Großeltern besonders stark um die Sorgenkinder bemühen. Aber auch Sor­genkinder sind immer noch Kinder ein und derselben Familie. Griechenland hat lie­benswürdige Menschen, ist ein nettes Land – jeder und jede von Ihnen beziehungs­weise von uns, der/die schon einmal auf Urlaub in Griechenland war, kann das aus ei­gener Erfahrung bestätigen.

Griechenland hat vor zwölf Jahren etwas Verhängnisvolles gemacht, das in der Dis­kussion immer irgendwie übersehen wird: Griechenland hat sich an eine Bank ge­wandt, wie auch viele einzelne Bürgerinnen und Bürger, manche Gemeinden und Städte in Österreich zu Anlageberatern gegangen sind. Die griechische Regierung hat sich angesichts des Euro-Beitritts an eine amerikanische Investmentbank gewandt, nämlich an Goldman Sachs.

Goldman Sachs hat letztlich in Griechenland das mitverursacht, was Europa fast an den Abgrund gebracht hat. Es wurden nämlich Kredite für den Staat Griechenland in Yen aufgenommen und in anderen Währungen verzockt. Goldman Sachs hat allein da­raus 600 Millionen € Gewinn gemacht und hat es geschafft, das, was es mit grie­chischen Staatskrediten gemacht hat, an die griechische Nationalbank abzuladen. Das heißt, Griechenland war extrem schlecht beraten. Aber das ist ja nur ein Teil dieses Spiels oder der wirtschaftlichen Auseinandersetzung.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 39

Da heute der Begriff „Sponsoring“ gefallen ist, nämlich das „Sponsoring“ an die notlei­denden südlichen Mitgliedstaaten der EU: Man muss auch die Kehrseite sehen, so sinken die Kosten der Kredite für die nördlichen Staaten wie zum Beispiel Deutschland. Deutschland hat allein durch die Krise der südlichen EU-Mitgliedstaaten einen Netto­gewinn durch sinkende Kreditzinsen von ungefähr 50 Milliarden €. Das ist die Kehr­seite, die man nie dazusagt. Daher kann da von Sponsoring im Augenblick keine Rede sein.

Die Ursachen der Krise sind unterschiedlich. Wenn es in Spanien den Lehman-Effekt gibt, das heißt Immobilienblasen, die natürlich die Banken, das sieht man ja auch in Amerika, nach sich ziehen, dann gibt es eben unterschiedliche Auswirkungen.

Vielleicht sollte man noch zwei Dinge berücksichtigen: Erstens handelt es sich hier um Staaten am Rande des Europäischen Wirtschaftsraums, wobei wir hier eine sehr star­ke Zentrifugalkraft beobachten. Zweitens – das sollte man nie vergessen – sind jene Staaten stark betroffen – wie Portugal, Spanien und Griechenland –, die die letzten rechten, strammen Diktaturen hatten und eigentlich erst über die Europäische Union in die Demokratie geführt wurden.

Da Kollege Brückl in Richtung der Grünen gesagt hat, diese würden ihre Großmütter verkaufen, frage ich mich, was die FPÖ mit ihrem Regierungseintritt alles verkauft hat. Es war immerhin ein freiheitlicher Finanzminister, der den Beitritt Griechenlands zur Eurozone unterschrieben hat. Aber diese Verantwortung wird ja gerne vergessen, es heißt: Wir waren ja nie dabei!

Wenn ich an die Malversationen zugunsten von Parteigünstlingen beim Verkauf be­stimmter Dinge, die evident sind, denke, muss ich sagen: Ich weiß nicht, ob die Grünen sehr viele Großmütter haben, aber die FPÖ hat offensichtlich nichts mehr an Verwandt­schaft zu verkaufen!

Wenn wir von den Haftungen sprechen: Das BIP Österreichs beträgt 300 Milliarden €. 17 Milliarden € sind die Haftung aus dem ESM. Wie hoch ist das BIP von Kärnten? Wer weiß das? – 15 Milliarden €. Wie hoch war die Haftung des Landes Kärnten für die Hypo Alpe-Adria? – 20 Milliarden €! Und wie viel musste der Bund beitragen? – 22 Mil­liarden €! Hätten wir das in Kärnten nicht machen müssen, dann könnten wir uns die Hilfe für Griechenland, Spanien und Portugal zehnmal leisten und nicht nur einmal! (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Vielleicht kann man es ein bisschen einfacher erklären: Was macht man, wenn immer wieder Hochwässer Täler überschwemmen? – Man macht Regulierungen, man baut einen Damm. Der ESM ist ein Damm, eine Art Schutzdamm gegen Spekulation, um die Wirtschaft, die Arbeitsplätze in der Eurozone zu sichern, um Stabilität in der Eurozone zu garantieren und internationale – es gibt immer die innere und die äußere Stabilität –, äußere Stabilität herbeizuführen.

Deshalb halte ich den ESM – ein bisschen anders, als das in der Diskussion gesagt wurde – weniger für ein Notfallprodukt, Herr Staatssekretär. Ich finde, er ist eine not­wendige Struktur, die die Eurozone braucht, eine Art europäischer Währungsfonds. Ich bin froh, dass wir einen ESM haben, denn – das soll ja auch unsere Politik der Vertie­fung Europas sein – künftig muss sich nicht mehr jedes Land allein auf dem Markt mit Wucherzinsen herumschlagen.

Jetzt an dich, Kollege Efi Dönmez: Du lehnst den Fiskalpakt hier ab. Durch eine ge­meinsame und durch den ESM kontrollierte Darlehensvergabe ersparen sich die Län­der sehr viel an Wucherzinsen – allein ein einziges Prozent Zinsen in Österreich würde ungefähr 2 Milliarden € im Budget ausmachen! Das ist genau jenes notwendige Kapi­tal, das man in jedem einzelnen Land braucht, nämlich für Investitionen in die Bildung, in die Wissenschaft, in die Innovation, in die Wirtschaft, in die Arbeitsplätze.


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Somit schaffen wir hier ein Instrument innereuropäischer Solidarität. Europa ist unsere Heimat, und innerhalb dieser Heimat sind wir solidarisch. Da brauchen wir hier am Rednerpult kein Heimatlied zu singen, sondern müssen erkennen, dass wir innerhalb einer Gemeinschaft sind, und hier sind wir solidarisch.

Denken Sie an die Zinsen, um die es hier geht! Man stelle sich vor: Österreichs zweit­wichtigster Handelspartner ist Italien, und Italiens Zinsen fressen alle Bemühungen der Monti-Regierung auf. Davon hängen aber Tausende österreichische Arbeitsplätze ab, davon hängen österreichischer Wohlstand und die Entwicklung österreichischer Firmen ab.

Die Welt ist längst nicht mehr aufgeteilt in Inseln der Gartenzwerge, wo die Österrei­cher ein bisserl anfangen, mit Mozartkugeln zu spielen, Manner-Schnitten zu essen und Schillingträume zu haben. Das ist vorbei, wir leben in einer Welt von unglaublicher Interdependenz! Nicht einmal die Militärdiktatur in Burma, die nur mehr ein Armenhaus hinterlassen hat, nachdem Burma jahrzehntelang der abgeschlossenste Staat der Welt war, konnte sich gegen die internationalen Verflechtungen behaupten.

Ja, der ESM ist eine Verlagerung zu mehr Europa, und das ist gut so. Ja, wir stärken damit Europa, wir stärken damit die Eurozone.

Wir alle haben Briefe bekommen – seit der Rede des Herrn Brückl weiß ich, wer der Spiritus Rector dieser Standardbriefe ist, denn es ist hier fast wörtlich das gekommen, was man da gelesen hat.

Vielleicht ein Satz dazu – die Frau Finanzministerin wird es auch noch einmal sagen, und ich habe das auch immer wieder erwähnt –: Wir haben keine Krise des Euro. Der Euro ist seit der Einführung, abgesehen von minimalen Bewegungen, stabil.

Übrigens für die Schilling-Träumer: Die Inflation in der Schilling-Zeit war höher als die Inflation heute in der Euro-Zeit, und über die niedrige Inflation von heute könnte man auf Umwegen auch den „Ederer-Tausender“ hereinbekommen.

Was wir brauchen – und deshalb ist der ESM wichtig –, sind die Sicherung der Export­fähigkeit, die Sicherung unserer Arbeitsplätze und auch des Wohlstands. Und jetzt kommt – wie nennt man das in diesen Protestbriefen überall? – die Volkspolitik. Was heißt denn „Volkspolitik“? Volkspolitik heißt – so wie es die FPÖ derzeit proklamiert –, man will ganz bewusst eine Krisenstimmung haben, denn wenn eine Krise da ist, dann kommen Hasardeure zu Krisengewinnen. Wir kennen ja den Begriff, man will versu­chen, ein Klima der Instabilität und der Angst zu erzeugen, dann kann man zum Raub­ritter werden – nämlich an Stimmen. Aber wir wollen ein friedliches, ein soziales Eu­ropa, ein solidarisches Europa, das zueinandersteht, das nicht verächtlich über die Schuldenstaaten spricht, sondern die Sorgenkinder an der Hand nimmt.

Das, was Deutschland gemacht hat, diese Abwertung der Löhne, ist ein Staubsau­gereffekt. Wir müssen schauen, dass die Länder selbst aktiv werden. In der Entwick­lungszusammenarbeit nennen wir das Hilfe zur Selbsthilfe, und genau unter diesen Au­spizien steht das Ganze.

Es ist ein völkerrechtlicher Vertrag, und wenn Sie schon eine juristische Ausbildung ha­ben, dann wissen Sie auch – der Kollege, der vorher hier geredet hat –, dass es über völkerrechtliche Verträge keine Volksabstimmungen geben kann.

Der ESM – gehen wir einmal auf diese Schauermärchen ein – wird kontrolliert: vom Europäischen Rechnungshof und abwechselnd von zwei nationalen Rechnungshöfen. Es gibt die volle Mitwirkung, das wurde im Nationalrat beschlossen – ich nehme an, dass die deutschen Verfassungsrichter letztlich die Regelung des österreichischen Na­tionalrates für Deutschland wollen –, und er hat ein unterschiedliches Handlungsszena­rio, Herr Brückl.


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Ich weiß, ihr hängt euch alle am Notfall auf, aber Sie wissen, dass es für die ganz nor­malen Darlehen ein ganz normales Verfahren gibt – erste Stufe –, dann gibt es ein dringliches Verfahren, und dann gibt es den Notfall. Sie wissen, dass von den 700 Milliarden 500 Milliarden für Stufe eins vorgesehen sind. Aber was wäre, würde es dieses Notfallszenario nicht geben? Wollen Sie die Schuldenquote in Österreich er­höhen, indem man dann Kapital nachschießen muss? Ist das Ihre Lösung? Ich meine, von Lösungen sind wir ja weit weg, ich habe davon noch nichts gehört.

Das heißt, der ESM ist ein Schutz gegen diese systemischen Krisen. Diese Vertiefung im Bereich der Budget-, Finanz- und Wirtschaftspolitik sind Dinge, die wir damals bei der Einführung des Euro mitbedenken hätten müssen, und man hätte wahrscheinlich damals auch gleich eine europäische Ratingagentur mitbeschließen sollen. Aber es ist nicht zu spät, um klüger zu werden. Der ESM ist auf einem guten Weg, und der öster­reichische Beitrag an dem ESM sind 2,8 Prozent, bitte. 2,8 Prozent!

Kommen wir zum Fiskalpakt. Ja, hier akzeptiere ich Kritik – in der Politik gibt es immer wieder Kompromisse. Die deutsche Bundeskanzlerin hat sich schon mehrfach etwas schwerfällig bewegt – das war ganz am Anfang der Griechenlandkrise, da hätte man etwas schneller agieren können; und so passiert es hier laufend.

Der Fiskalpakt ist sicherlich einerseits ein Kompromiss, um diesen gemeinsamen Schutzschild, Schutzdamm, Schutzwall ESM in Gang zu setzen, aber wir stehen der­zeit auch vor einer Änderung, einem Paradigmenwechsel in der Politik in Europa.

Ich kann mich noch erinnern, vor zwei Jahren hat jeder die Eurobonds als Gottseibei­uns bezeichnet, aber letztlich gehen wir mit dem ESM in diese Richtung.

Mit einer Änderung der Regierung in einem ganz wichtigen Land in Europa, in Frank­reich, ist natürlich jetzt auch etwas ganz neu und mit großem Elan hinzugekommen: das Investitionspaket. Ich muss ehrlich sagen, ich finde es gut, diese 130 Milliarden, die nun verabschiedet wurden, ganz gezielt zum Beispiel zur Bekämpfung der Jugend­arbeitslosigkeit einzusetzen.

Ich habe immer gesagt, 100 Milliarden zur Sicherung der spanischen Banken, kein Problem, aber das, was uns wirklich schlaflose Nächte macht, ist die Jugendarbeitslo­sigkeit in Europa. Denn eine Jugend, die nicht an Europa glaubt, eine Jugend, die nicht an ihre Zukunft glaubt, ist ein Riesenproblem. 50 Prozent Jugendarbeitslosigkeit in Spanien, über 50 Prozent in Griechenland, fast 40 Prozent in Italien, wo mittlerweile die Kinder nicht mehr von den Eltern, sondern die Kinder und die Eltern von den Groß­eltern versorgt werden und von deren Hilfe leben, das ist ein ganz großes Problem, nämlich ein demokratiegefährdendes Problem.

Genau da kommen diese 130 Milliarden zum Einsatz, und plötzlich, lieber Efgani Dön­mez, relativiert sich hier ein bisschen die Kritik. Denn diese 130 Milliarden – das ist jetzt auch auf die Kritik zum Beispiel der Jugend unseres eigenen Lagers gemünzt – halte ich für eine ganz wichtige Maßnahme, wodurch auch wir sagen können: Ja, der Fiskalpakt, der nicht zu Repression und Degression führen soll, ist ein wichtiges Instru­ment der Regulative, aber gleichzeitig muss uns klar sein, dass wir Impulse zu setzen haben – Wachstumsimpulse, Beschäftigungsimpulse –, damit genau diese Kritik, dass jetzt alle Staaten die Wachstumsbremse anziehen, dass die Investitionskraft der Städte und Gemeinden zum Beispiel ausgehöhlt wird, entkräftet wird, indem hier ganz gezielt entgegengehalten wird.

Auch das Argument, dass der Fiskalpakt den Abbau der Sozialpolitik in Europa bedeu­tet und dass sich die Eliten verschworen hätten, die Demontage des Sozialstaates in Europa zu betreiben, wie es auch unsere Jugend kritisch vermerkt – um das auch ge­sagt zu haben –, wurde damit bekämpft.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 42

Ich gehe ganz sicher davon aus, dass die 130 Milliarden nicht die einzige Maßnahme bisher gewesen sind. Mit 130 Milliarden kann ein wirklich interessantes Projekt für In­novation, für die Schaffung von Arbeitsplätzen stattfinden, denn – ich sage es noch ein­mal – wir müssen in Europa den Jugendlichen Arbeit vermitteln, denn wenn sie ihre Schule fertig haben, wollen sie sich bewähren, sie wollen auch integriert sein. Und deshalb steht und fällt alles, was wir in Europa wollen, mit der Jugend. Dass nicht die Hasardeure gewinnen, dass nicht der Erosionsprozess Europas gewinnt, das alles hängt an der Jugend, und deshalb ist diese Maßnahme so wichtig.

In diesem Sinne wird meine Fraktion beidem zustimmen, und auch ich bedanke mich dafür, dass es hier beim ESM zu einer Zweidrittelmehrheit für diesen völkerrechtlichen Vertrag gekommen ist, der eine Weiterentwicklung erfahren wird, keine Frage, der alles andere als der Ausverkauf der Heimat und alles andere als ein Teufelswerk ist. Er dient der Stabilität und dem sozialen Frieden in Europa. (Beifall bei der SPÖ und bei Bun­desräten der ÖVP.)

11.09


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Bundesrat Krusche. – Bitte, Herr Kollege.

 


11.10.02

Bundesrat Gerd Krusche (FPÖ, Steiermark): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bun­desminister! Herr Staatssekretär! Trotz allen Schönredens, ich bleibe dabei: Dieser Vertrag ist zutiefst undemokratisch! Er ist ein Knebelvertrag, der sich jeder Mitbestim­mung entzieht!

Österreich weist bereits jetzt mit Einrechnung der ausgelagerten Schulden einen Ver­schuldungsgrad von 90 Prozent des BIP auf und hat bereits Haftungen von 50 Milliar­den € übernommen. Jetzt sollen also, wie bereits mehrmals erwähnt, weitere 2,2 Mil­liarden € Direkteinzahlungen und weitere 17,3 Milliarden € an Haftungen hinzukom­men. Damit ist Österreich eigentlich konkursreif. (Bundesrat Mayer: So wie Kärnten!) – Hören Sie einmal mit den ewigen Kärnten-Beispielen auf! (Bundesrat Mayer: Sicher nicht!) Die können wir schon nicht mehr hören. (Ironische Heiterkeit bei ÖVP und SPÖ.) – Reden wir von der Kommunalkredit zum Beispiel!

Der ESM legalisiert die bisher in den EU-Verträgen ausdrücklich untersagte Transfer­union, und tritt dieses Machwerk in Kraft, dann können wir nicht mehr zurück, es gibt kein Retour mehr – Austritt ist ja bekanntlich verboten –, und damit hätten wir unsere Souveränität endgültig aufgegeben.

Ich fordere Sie alle daher auf: Folgen Sie Ihrem Gewissen, so wie Kollege Zangerl das getan hat, geben Sie der Vernunft noch eine Chance und zeigen Sie, dass der Bun­desrat sehr wohl ein wichtiges Korrektiv in unserer Demokratie sein kann! Lehnen Sie diesen Vertrag heute ab und geben Sie dem Nationalrat noch einmal die Chance, ver­antwortungsvolle Politik für unsere Zukunft und die Zukunft unserer Jugend zu ma­chen! (Beifall bei der FPÖ.)

Gehen Sie nicht den Rattenfängern in Europa auf den Leim, indem Sie kritiklos glau­ben, dass dieser ESM die Rettung und die Lösung für alle Probleme ist.

In der „Kleinen Zeitung“ vom vergangenen Mittwoch wurde eine beeindruckende Auf­listung all jener Dinge vorgenommen, die uns schon gesagt und versprochen worden sind im Zusammenhang mit diesem Europa und die alle samt und sonders gebrochen worden sind. Beispielsweise hat es geheißen, nur wer die strengen Aufnahmekriterien erfüllt, darf Mitglied in dieser Währungsunion werden. Griechenland – es führt kein Weg an diesem Beispiel vorbei – hat mit über Jahren gefälschten Haushaltszahlen be­trogen, und als man Griechenland auf die Schliche gekommen ist, sind die Konsequen-


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zen ausgeblieben, denn man hat geglaubt, das kleine Griechenland werde dem Euro ja nicht gefährlich werden. Mittlerweile wissen wir es besser. Das war ein fataler Irrtum.

Weiters wurde immer gesagt – und das ist auch heute hier noch betont worden –, wie hart der Euro sein wird, weil sich ja die Mitgliedsländer zu Budgetdisziplin verpflichten. Deutschland und Frankreich – das wurde bereits erwähnt – waren die ersten Sünder, und 2005 wurden die Regeln dann komplett aufgeweicht und verwässert. Und die ver­meintliche Stärke des Euro gegenüber dem US-Dollar trügt, weil da eigentlich zwei schwache Währungen miteinander verglichen werden. Das beweist ja der Verfall des Euro im Vergleich zum Schweizer Franken und einigen anderen Währungen auch noch. Das sind harte Währungen!

Es hat auch geheißen, dass kein Euroland für die Verbindlichkeiten eines anderen Mit­gliedes haftet. Diese sogenannte No-Bail-Out-Klausel wurde aber bereits mit dem ers­ten Rettungspaket für Griechenland ausgehebelt. Die Vergemeinschaftung der Schul­den hat sich munter fortgesetzt und soll jetzt mit diesem Vertrag ihren unwiderruflichen Höhepunkt finden. Aus dieser vielgepriesenen Stabilitätsunion wird eine Transferunion. Und auch wenn es heute noch keine Eurobonds gibt, sind wir schon sehr, sehr nahe dran. Hinter den Direktzahlungen an die taumelnden Banken stehen ja die einzelnen Staaten quasi als Bad Bank und übernehmen damit alle Risiken dieser Banken.

Es ist heute so oft die Solidarität beschworen worden. Meine Damen und Herren, Sie scheinen dabei eines zu verkennen: Solidarität ist gut und wichtig – auch wir sind so­lidarisch (Bundesrat Mag. Klug: Nein! Nein, ihr nicht!) –, aber auch Solidarität hat ihre Grenzen (Bundesrätin Kerschbaum: Bestimmen Sie diese Grenzen?), und zwar dann, wenn sie in Schmarotzertum und Parasitentum ausartet. Und das erleben wir am Bei­spiel Griechenland, das nicht bereit ist, seine Hausaufgaben zu machen. (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Es hängt sehr wohl am Tropf der EU. (Bundesrat Mag. Klug: Sie haben das nicht verstanden!)

Es hat auch geheißen, dass das erste Griechenland-Hilfspaket, das mit 100 Milliar­den € geschnürt wurde, ja gar nicht ausgeschöpft werden wird, sondern eigentlich nur einen symbolischen Charakter als Zeichen an die Märkte haben wird. Und was folgte wenige Monate darauf? – Das zweite Hilfspaket mit 130 Milliarden €. Und so geht es munter weiter.

Ein Versprechen war auch, dass die Europäische Zentralbank kein Schuldnerland be­vorzugen und die Regeln nicht aufweichen wird. Wie sieht es in der Realität aus? – Es werden griechische Staatsanleihen mit Ramschstatus akzeptiert, Italien und Spanien profitieren nun von den gelockerten Bestimmungen, im Gegensatz zu Irland und Por­tugal vorher, und die Griechen verhandeln bereits über weitere Verwässerungen.

Und jetzt erwarten Sie von uns, dass wir auf einmal glauben, dass das alles besser werden soll, dass jetzt plötzlich nur mehr die Wahrheit gesagt wird und das alles ein­tritt? Meine Damen und Herren! Spätestens zu dem Zeitpunkt, als zu lesen war, wie die Südländer Spanien und Italien, aber auch Frankreich ihren Sieg über Merkel prokla­mierten und triumphal feierten, musste der Naivste erkennen, dass da etwas ganz ge­waltig faul ist.

Dieser ESM basiert ja auf der Annahme, dass die Schulden zurückgezahlt werden kön­nen, aber dazu müssten diese Länder sparen, den Arbeitsmarkt reformieren und die Verwaltung zurückschrauben. Die gezeigte Reaktion beweist jedoch, dass diese An­nahme, dass diese Hoffnung Utopie ist. Genau das Gegenteil wird eintreten, sobald die Südländer das Geld aus dem ESM erhalten. Italien hat ja bereits wegen fallender Zin­sen auf eine Arbeitsmarktreform verzichtet, und Präsident Hollande in Frankreich setzt den Mindestlohn hinauf und das Pensionsantrittsalter hinunter.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 44

Die Wirtschaftswissenschaftlerin Eva Pichler vergleicht die Hoffnung auf nachhaltige Reformen in den Südländern mit der Hoffnung, dass ein auf einen Steinboden fallen­des Wasserglas nicht zerbricht. (Bundesrat Mag. Pisec: Probieren wir es aus!) – Hier ist leider kein Steinboden.

Professor Hankel, der übrigens so wie Thilo Sarrazin Mitglied der SPD ist, meint: „Der Geldspritze, die nur Anreize schafft, den gegenwärtigen Schuldenstand beizubehalten und nicht fällig zu stellen, soll nun die kontrollierte Verwaltung, Übernahme und Umver­teilung dieser Schulden folgen: ihre Vergemeinschaftung.“

Mit diesem ESM entsteht nicht nur Europas größte Bank – mit ihrem Eigenkapital von 700 Milliarden € übertrifft sie das der Europäischen Zentralbank um das 130-Fache –, sondern die größte Bank der Welt. Und wenn man diese Eruption der Geldwirtschaft mit den krisenbedingt mageren Ergebnissen bei Produktion und Umsätzen in der Real­wirtschaft vergleicht, dann ist eine europäische Hyperinflation bereits jetzt vorprogram­miert.

Sie werden jetzt wahrscheinlich darauf antworten, dass diese Inflation nicht spürbar ist, aber wir hatten bereits bis vor Kurzem eine Hyperinflation an den Börsen und an den Finanzmärkten, bis die Unsicherheit über den weiteren Krisenverlauf die Blase dort dann platzen ließ.

Zweitens bremst die Krise zwar den Preisauftrieb heute, aber nicht morgen, dann näm­lich, wenn immer mehr verzweifelte Menschen ihre Konten, ihr Geldvermögen auflö­sen, wie man es ja bereits in einigen Staaten sieht, und in Sachwerte oder andere Währungen fliehen.

Die klaren Wählervoten in Griechenland und Frankreich machen die alten stereotypen Beschwichtigungsformeln der Eurokraten zu Makulatur. Die einen wollen Wachstum und Schuldentilgung, die anderen Haushaltskonsolidierung. Was soll es da nachzuver­handeln geben? Dieser Billionenrausch des ESM lässt die Bürger und vor allem die Steuerzahler blass werden, die Finanzmärkte lässt dieser Rettungsfonds nämlich kalt. Sie wissen sehr gut, dass ihn sein aufgepumptes Volumen äußerst verdächtig macht. Ein solches „Superding“ kann nur entweder seine Träger, nämlich die Eurostaaten, rui­nieren oder sich selbst. Schon der ESM-Vorgänger, der EFSF, zeigt, dass dieser Ret­tungsfonds bereits gezwungen war und ist, seine Langzeitkredite mit wesentlich kür-
zer laufenden Anleihen zu finanzieren. Dieser Verstoß gegen die goldene Bankenre-
gel, nämlich das Prinzip der Fristenkongruenz, bringt das Finanzieren à la Lehman Brothers nach Europa.

Der ganze Wahnsinn wird immer damit argumentiert, dass uns ein Zerbrechen des Eu­roraumes teuer zu stehen käme. Das ist zwar grundsätzlich richtig, aber wahrscheinlich die einzige Möglichkeit. Der Karren, meine Damen und Herren, ist bereits so tief in den Dreck gefahren, dass man ihn ohne Beschädigung nicht mehr herausbringen wird. Aber auch in der Realwirtschaft gilt eigentlich die Weisheit, dass eine Konkursver­schleppung die Gläubiger schlussendlich nur noch mehr Geld kostet.

Kollege Perhab, niemand hat behauptet, dass dann alle Probleme gelöst wären und dass das eine gemähte Wiese wäre, aber wir sind der Überzeugung – Kollege Schreu­der ist jetzt nicht im Saal – und sagen, ein Lösungsansatz wäre, dass jene schwachen Länder aus der Währungsunion in der Form ausscheiden müssen, um dem Gesamten eine Chance zu geben, denn mit Ländern wie Griechenland, die die Produktivität eines Dritte-Welt-Landes haben, aber Löhne und Gehälter eines hochentwickelten Industrie­staates, kann das auf Dauer nicht funktionieren. Das wird das kleinere Übel sein.

Ich weiß schon, wir haben jetzt die Wahl zwischen Pest und Cholera. Aber diese Angst vor einem Zerbrechen des Euro oder auch vor einem Ausscheiden einzelner Länder wird ja ganz besonders von den Banken und all jenen, die von den Schulden betroffen


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sind, geschürt. Dazu gehören auch die USA, weil dortige Pensionsfonds Anleihen süd­licher Euroländer halten. Und wenn die internationalen Banken vor den schlimmen Fol­gen eines Euro-Austritts warnen, dann muss man dabei auch bedenken, dass sie halt gerne ihre faulen Wertpapiere dem Steuerzahler unterjubeln möchten.

Die Alternative, die wir haben, ist Hyperinflation, Verelendung der Bevölkerung mit al­len negativen Begleiterscheinungen wie sozialen Unruhen und schlussendlich wahr­scheinlich eine nicht mehr auf dem Markt frei konvertierbare Währung.

Bei all dem behauptet diese Regierung, dass es sich um keinen gravierenden Eingriff in europäisches Recht handelt. Da ist keine Volksabstimmung notwendig. Diese Be­hauptung, meine Damen und Herren, ist blanker Hohn!

Nach diesem Fiskalpakt – wenn ich dieses Beispiel, aber nicht an Spanien, sondern an Österreich, das liegt uns näher, bringen darf – dürfen wir eine Schuldenhöhe von ma­ximal 60 Prozent der Wirtschaftsleistung haben – wir haben aber derzeit Schulden von etwas über 90 Prozent der Wirtschaftsleistung, das sind 280 Milliarden €. Und dieser Pakt verpflichtet uns, den überschießenden Betrag von etwa 94 Milliarden € jährlich um 5 Prozent abzubauen. Das heißt, der Nationalrat und wir in Österreich werden faktisch völkerrechtlich gezwungen, 20 Jahre lang jeweils 4,7 Milliarden € an Schulden abzu­bauen. Trotzdem dürfen wir noch eine Neuverschuldung von zunächst 0,5 Prozent des BIP beschließen. Dabei handelt es sich um 1,5 Milliarden €. Die Regelung einer Neu­verschuldung von einem Prozent gilt ja nur für weniger verschuldete Staaten, also nicht für Österreich. Kommt es also zu dieser berechneten Neuverschuldung, dann ist auch dieser Betrag der überschüssigen Schuld zuzurechnen und erhöht somit die abzubau­enden 5 Prozent auf über 4,7 Milliarden € pro Jahr, die wir abbauen müssen.

Die Damen und Herren von den Grünen können ihr Bauchweh ja nicht ganz verbergen und bringen es auch zum Ausdruck, lassen sich aber auch mit diesem Placebo-Un­terausschuss abspeisen. Der Hunger nach Regierungsmacht scheint ja schon unstill­bar geworden zu sein. Dieser Unterausschuss wird nämlich wahrscheinlich nicht viel zu tun haben, denn bestimmen wird schlussendlich allein der absolutistisch herrschende Gouverneursrat. Da werden sich dann höhere Zahlungen für Österreich ergeben, denn wenn ein Mitglied seine Anteile nicht bezahlen kann, dann müssen ja gemäß Artikel 25 die anderen einspringen, ohne dass dazu nationale Beschlüsse notwendig sind – ist ja nur vorübergehend! (Zwischenbemerkung von Bundesministerin Dr. Fekter.) Da wür­den bei einer Zahlungsunfähigkeit am Beispiel von Spanien und Italien bereits 30 Pro­zent an Einzahlungen ausfallen, und die würden dann auf die anderen Länder aufge­teilt. Slowenien fällt auch noch aus. (Neuerliche Zwischenbemerkung von Bundesmi­nisterin Dr. Fekter.) – Leider ist es diese „Asterix-Ökonomie“, die Sie da betreiben, die uns so Sorgen macht.

Dass das nicht ganz so falsch ist, zeigen auch die Ausführungen des Herrn Staats­sekretärs Ostermayer. Ich habe eigentlich von ihm erwartet, dass er inhaltlich etwas zu all diesen Punkten, die wir heute zu beschließen haben, zu sagen hat. Aber leider hat sich der Herr Staatssekretär nur mit Lob für die Grünen und mit Kritik an der FPÖ be­fasst (Bundesrat Stadler: Die war angebracht!), inhaltlich habe ich nichts gehört.

Daher noch einmal zum Abschluss mein Appell: Zeigen Sie Rückgrat! Stimmen Sie heute mit Nein! (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Stadler: Laufen Sie nicht davon!)

11.28


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundes­rätin Dr. Winzig. – Bitte, Frau Kollegin.

 


11.28.23

Bundesrätin Dr. Angelika Winzig (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsi­dent! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Ge-


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schätzte Kolleginnen und Kollegen! Wenn man die heutige Diskussion verfolgt, gewinnt man den Eindruck, dass einige unter uns die europäische Realität verweigern und vor allem auch die internationalen Entwicklungen und Zusammenhänge ignorieren. Ich darf mir daher erlauben – auch wie Frau Kollegin Mühlwerth –, einen Exkurs in die Vergan­genheit für Kollegen Krusche zu machen.

Uns ist schon klar, dass vor 95 Jahren die Weltbevölkerung zwei Milliarden betrug, jetzt haben wir sieben Milliarden, in 40 Jahren werden es neun Milliarden sein, und unser Anteil schrumpft auf 7 Prozent. Ebenso schrumpft natürlich auch der Anteil Europas am globalen Sozialprodukt, und zwar von 30 Prozent auf 10 Prozent. Da sagt eigent­lich schon der Hausverstand, dass wir alles tun müssen, um die europäische Integra­tion voranzutreiben, denn als Einzelstaaten oder Einzelwährungen würden wir uns in den Promillebereich begeben.

Mir ist auch klar, dass die EU nicht perfekt ist und weiterentwickelt gehört, aber das ist, wie wenn Sie eine Firma gründen. Da haben Sie auch am nächsten Tag nicht 4 000 Mitarbeiter und eine perfekte Organisation, Sie werden wachsen, Sie werden sich entwickeln, Sie werden auch Lehrgeld zahlen, aber Sie haben dafür mehr Variable als Konstanten und daher auch mehr Chancen. Wichtig ist doch, dass wir Kontrollins­trumente, dass wir Instrumente und Mechanismen für den Schutz und zur Stabilisie­rung der Eurozone entwickeln. Und der ESM garantiert dies, dass wir auch in Zukunft einen stabilen Euro haben.

Wir haben ja heute schon wieder die Märchenstunde über den Euro gehabt. Eines möchte ich schon klarstellen: Der Euro ist die zweitwichtigste Währung der Welt
und somit ein entscheidender Faktor im Wettbewerb mit China und den USA, und McKinsey hat ja unlängst veröffentlicht, dass Österreich am meisten von dieser Wäh­rungsunion profitiert hat mit einem Zuwachs von 22 Milliarden und 7,8 Prozent des BIP.

Da Frau Kollegin Mühlwerth gesagt hat, wir denken nicht in Alternativen: Wir denken auch in Alternativen zur Eurozone, nur wenn man sich die Alternativen anschaut, dann sind sie so schlecht, dass wir Österreicher masochistisch veranlagt sein müssten. (Bei­fall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Wir müssen schon auseinanderhalten, dass wir keine Eurokrise haben, sondern dass sich einige Staaten im Schatten des Euro mit ihren Ausgaben vertan haben. Es ist of­fensichtlich verlockend gewesen, ohne Risiko einer Abwertung Schulden aufzubauen. Daher brauchen wir auch den Fiskalpakt für eine stärkere Haushaltsdisziplin. (Bundes­rat Brückl: Es gibt keine Disziplin!) Der Fiskalpakt wird europaweit zum Schuldenab­bau beitragen und bessere Kontrolle der Staatshaushalte bringen. (Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.)

Sparen auf der einen Seite und Wachstum auf der anderen Seite schließen einander nicht aus, Frau Kollegin Mühlwerth, denn wir in Österreich zeigen es vor. Wir haben ei­ne wachstumsfreundliche Defizitreduzierung, wir machen Reformen, andererseits in­vestieren wir 6,4 Milliarden € in Bildung, in neue Technologien und so weiter.

Europa braucht Wachstum, und das war auch unserem Vizekanzler ein großes An­liegen, der die Errichtung des Wachstumsfonds gefordert hat, der ja letzte Woche in Brüssel beschlossen wurde.

Ja, wie man sieht, Europa ist lernfähig. Ich hoffe, die Kolleginnen und Kollegen von der FPÖ sind es auch, denn Ihre vielen negativen Vorhersagen, die Sie in der vergange­nen Zeit gebracht haben, sind nie eingetroffen. Sie haben gemeint, unser Arbeitsmarkt wird überschwemmt von Ausländern, das Abkommen mit der Schweiz kommt nicht zustande. (Bundesrat Brückl: Fragen Sie einmal die Menschen!) – Herr Brückl, bei Ih­nen frage ich mich überhaupt, ob Sie gestern im Ausschuss waren, denn das, was Ih­nen die Experten erzählt haben, haben Sie genau ins Gegenteil verwandelt. Und ich


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würde mir auch an Ihrer Stelle als Strophe von der Landeshymne die letzte aussuchen: „Dahoam is dahoam, wannst net fort muaßt, so bleib!“ Leider waren Sie nicht da, als Herr Kollege Schennach den Heimatbegriff neu erklärt hat. (Bundesrat Brückl: So ein Pech!)

Was mich besonders ärgert, ist, dass Sie die Bürger falsch informieren. (Bundesrat Brückl: Wo haben wir sie falsch informiert?) Das liegt wahrscheinlich daran, dass Sie mit diesem Thema auf einem gemeinsamen Pferd mit einem 80-jährigen Austro-Ka­nadier reiten und den offensichtlich nicht überholen können. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Die internationalen Reaktionen zeigen es aber schon: ESM, Fiskalpolitik und Wachs­tumspaket sind der richtige Weg, und darum stimmen wir zu. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

11.33


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Mag. Pi­sec. – Bitte.

 


11.33.35

Bundesrat Mag. Reinhard Pisec, BA (FPÖ, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! – Sehr geehrter Herr Klug, immer, wenn es um Wirtschaftsthemen geht, haben Sie Stress (Bundesrat Mag. Klug: Wirklich nicht!), da werden Sie aggressiv und unsachlich. Sie müssen ja nicht zu Wirtschaftsthemen reden; es gibt genug andere Themen. Lassen Sie Ihre Kollegen reden, die berichten sicherlich Interessanteres als Sie! (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Mag. Klug: Das ist wirklich mein Problem!)

Kurze inhaltliche Auseinandersetzung mit Ihrer Rede. Sie sagen, wir Österreicher pro­fitieren seit dem EU-Beitritt. – Sie verwechseln Euro- und EU-Beitritt. EU-Beitritt be­kanntlich 1995, Euro-Beitritt bekanntlich 1. Jänner 1999.

Das, wovon Österreich profitiert hat, ist der Freihandel, ist die Niederlassungsfreiheit des Kapitals und der Arbeit. Das sind die Größen. Der Freihandel ist etwas Liberales. Wenn Sie gegen den Freihandel sind, dann müssen Sie es sagen hier im Plenum. Dann stehen Sie auf und sagen Sie, Sie wollen den Freihandel nicht, Sie wollen Schutzzölle und Protektionismus haben. Das ist nicht mehr Marktwirtschaft. Stehen Sie auf und sagen Sie es! Wo ist Ihr Mut, Herr Kollege Klug? Wo ist Ihr Mut? (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Konrad: Schreien Sie nicht so! Davon wird es nicht besser!)

Zweiter Fehler Ihrer Rede: Die Inflation ist gesunken. – Das stimmt. Und die Zinsen? Rechnen können Sie schon, oder? (Bundesrat Mag. Klug: Ich kann das Einmaleins!) Die Zinsen sind auch gesunken. Was bleibt übrig? Das Gleiche. Wenn die Zinsen sin­ken und die Inflation sinkt, bleibt weniger übrig. (Bundesrat Mag. Klug: Für wen?) –Für den Bürger, weil dadurch negative Realzinsen herauskommen. Zu dem Thema komme ich gleich.

Fehler Nummer drei: die Zinsen. Damit sind wir beim Hauptpunkt des ganzen ESM-Schirmes. Der Sinn und Zweck des ESM-Schirmes ist, die Zinsen in Europa zu nivellie­ren, die Zinsen anzupassen. Bekanntlich haben die Spanier und die Italiener heutzuta­ge 7 Prozent Zinsen zu bezahlen. Sie haben – Kollege Schennach ist jetzt nicht da, aber er hat es schon richtig gesagt (Staatssekretär Dr. Ostermayer: Er ist da! So klein ist er nicht!) – Schwierigkeiten mit diesen Zinsen umzugehen, aber vor dem Euro hat­ten diese Länder 10 Prozent Zinsen, 11 und 12 Prozent Zinsen und ein Wirtschafts­wachstum von 2, 3 Prozent, heutzutage haben sie weniger Zinsen als damals und ein negatives Wirtschaftswachstum. Da stimmt doch einiges am ganzen System nicht.

Dieses ganze System beruht nämlich auf dem Euro, das ist die Euro-Einführung der Länder in Europa. Ursprünglich waren es elf, mit dem Griechenlandbeitritt im Jahr 2000


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waren es zwölf, heutzutage sind es die Euro-17. Sieben Länder hängen schon, sieben Länder in Europa haben bereits den Status einer Ramschwirtschaft bekommen. Slowe­nien, haben wir heute schon gehört, wird das nächste Land sein. Wie viele Länder sollen noch kommen? Und der einzige Sinn meiner OTS-Aussendung, die Sie of­fensichtlich überhaupt nicht verstanden haben, dieser Banken-Turmbau zu Babel,
ist, dass der ESM-Schirm (ironische Heiterkeit und Zwischenruf des Bundesrates Mag. Klug) – da müssen Sie halt den Vertrag ordentlich lesen –, dass der ESM-Schirm eine Bank ist. Das ist eine Bank, eine Megabank. Wir würden im Unternehmensbereich sagen, das ist eine Monsterbank. In der ganzen Geschichte ist noch nie auf einmal so eine große Bank entstanden, mit einer dermaßen hohen Bilanzsumme, mit einer der­maßen ausgedehnten Bilanzsumme.

Wo soll das hinführen? – Ziel dieses ESM-Schirmes ist es, die Zinsen zu nivellieren. Was wird passieren? – Die Zinsen in den Südländern werden kurzfristig sinken, das ist schon richtig, aber nur ganz kurzfristig. Aber was passiert hier in Österreich? – Das be­trifft dann Sie, sehr geehrte Frau Ministerin. Das Budget wird belastet durch höhere Zinsen. In Österreich werden die Zinsen steigen, in Deutschland werden sie steigen, in den Niederlanden und in Finnland werden sie steigen. Und das belastet das Budget, das belastet unsere Wirtschaft, also ist der ESM-Schirm ein einziges Belastungspaket für uns Österreicher. (Beifall bei der FPÖ.)

Der Fehler, den die EU bei der Einführung des Euro am 1. Jänner 1999 gemacht hat, war einfach, diesen über zwölf verschiedene Volkswirtschaften drüberzustülpen. Und jetzt darf ich wieder einen wunderbaren Liberalen nennen – du wirst dich sicherlich wieder erregen (Bundesrat Mag. Klug: Oh ja! Ja genau!) –: Milton Friedman, ein No­belpreisträger, einer der zwölf Berater von Ronald Reagan, bekannt geworden in dem Buch „The Seven Fat Years“. Du kannst ein Buch schreiben über die „The Seven Bad Years“ in der österreichischen Regierung.

Milton Friedman hat bereits 1997 in einem Interview gesagt, es ist ein Fehler, wenn Europa über verschiedene Volkswirtschaften eine Währung drüberstülpt, aus dem einfachen Grund, weil der Wechselkurs ein volkswirtschaftlich sinnvolles Instrument ist, um die Wirtschaften exportorientiert zu halten und Wettbewerbsnachteile auszuglei­chen.

Das hat im 19. Jahrhundert auch schon David Ricardo mit dem komparativen Kosten­vorteil gesagt, und jetzt macht man diesen Fehler genau noch einmal. Die USA stülpen ja auch nicht ihre Währung über Kanada oder Mexiko drüber. Die machen es ja auch nicht. Die sind wesentlich cleverer, wesentlich weitsichtiger als die Europäer; nicht die EU, sondern die Euro-Länder. Das war ein riesengroßer Fehler, und aus diesem Fehler kommt man jetzt nicht mehr heraus. (Beifall bei der FPÖ.)

Etwas kann ich Ihnen aus meinem Beruf als Unternehmer sagen – ich bin nämlich kein Staatspolitiker, sehr geehrter Herr Klug –: Eine freie Marktwirtschaft kann nie so brutal sein, wie der Euro es gewesen ist oder ist, selbst die freieste Marktwirtschaft ist nie­mals so brutal gewesen. Da sind ganze Industriezweige in Italien und in Spanien weg­gebrochen. Da gibt es überhaupt keine Konkurrenz mehr. Die haben in Österreich frei­en Lauf, die sind weggefallen, weggebrochen, die sind einfach nicht mehr wettbe­werbsfähig. Also die Brutalität, mit der der Euro in diesen Ländern aufgrund nicht mehr wettbewerbsfähiger Stückkosten gewütet hat, das ist das essentielle Problem und dem muss Beachtung geschenkt werden.

Jetzt errichten Sie mit dieser Monsterbank ESM oder mit diesem Turmbau zu Babel – das ist ein wunderbarer Vergleich  – Übrigens da gibt es noch einen Buchtipp für Sie, ein Buch von Georg Simmel: Früher bauten wir Kirchen, jetzt bauen wir Banken. – Ein interessantes Thema, ein interessanter Vergleich. (Zwischenruf des Bundesrates Mag. Klug.) – Du kannst gerne auch ein Buch schreiben, aber umgekehrt: Früher bau-


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ten wir Banken, jetzt Kirchen. Aber ich gebe zu, es wird keiner dein Buch lesen; du wirst nicht einmal einen Verleger finden.

Die Überstülpung des Euro war schon negativ, und jetzt mit dem ESM stülpen wir Zin­sen über 17 Euro-Länder. Das wird nicht funktionieren. Der Staat ist selbst Teil des Fi­nanzmarktes geworden, er ist selbst der Spekulant, er ist selbst Teil der Börsen. Mit dem ESM-Schirm werden am Sekundärmarkt Anleihen aufgekauft. Das ist der Sinn und Zweck, um die Anleihen zu stützen, um die Zinsen zu stützen.

In der gesamten Finanzgeschichte war es noch niemals möglich, dass eine Institution eine Marktwirtschaft vor sich hertreiben kann. Das funktioniert nicht. Das beste Beispiel ist das jüngste Beispiel, als Mario Draghi von der EZB versucht hat, mit seinem Ten­derverfahren in der EU, in den Euro-Ländern die Banken zu stützen, indem sie sich niedrig verzinsen können, bekanntlich bei 1 Prozent. Das hat vielleicht drei Monate ge­fruchtet, maximal sechs Monate. Heute sind die Zinsen, wie wir schon gehört haben, wieder auf einem Höchststand, und das nach nur sechs Monaten. Wie soll denn das mit dem ESM funktionieren? (Zwischenruf des Bundesrates Perhab.) – Ich rede von den Staatsanleihezinsen am Sekundärmarkt. Es wird gesenkt, das ist richtig, aber ich rede von den Staatsanleihen am Sekundärmarkt. Das ist ein Unterschied.

Das ist ja das beste Beispiel: Obwohl die EZB gestern die Zinsen auf 0,75 Prozent ge­senkt hat, sind die Staatsanleihen trotzdem gleichgeblieben. Das ist das beste Beispiel. Das ist der Beweis schlechthin – quod erat demonstrandum, was zu beweisen war –, dass sich die Investoren, dass sich der Finanzmarkt von falschen Aussagen der Staatspolitik überhaupt nicht mehr auseinanderdividieren lässt. Investoren wissen sehr wohl zu unterscheiden: Wo ist eine echte Staatsverschuldung, wo ist eine verdeckte Staatsverschuldung, wo ist eine ausgelagerte Staatsverschuldung, und wie hoch ist das Risiko der einzelnen Länder? Das ist nämlich das Entscheidende. Wenn Öster­reich in Spanien mithaftet und dort diese heruntergewirtschafteten Banken subven­tioniert, wird das in Österreich die Zinsen erhöhen, weil sie für die spanischen Banken mithaften müssen. Das wird das Ergebnis sein. (Beifall bei der FPÖ.)

Das Fazit aus dem ESM und dem Euro ist eine weitere Schuldenpolitik. Da ist ja die Kombination interessant, einerseits die Euro-Währung, andererseits die Verschuldung. Das ist das Verständnis einer österreichischen Wirtschaftspolitik, und das seit fast vier­zig Jahren.

Interessant ist eben, wie Nachfrage entsteht. Der Staat bestimmt die Bedürfnisse sel­ber, kauft diese gleichzeitig ein und finanziert sie auch gleichzeitig noch. Der Staat als One-Stop-Shop. Das ist recht lustig. Ob wirklich die Bedürfnisse der Menschen, der Bevölkerung befriedigt werden, ob die Güter, Sach- und Dienstleistungen wirklich be­nötigt werden, was das kostet, ob das Geld überhaupt vorhanden ist – das ist sekun­där, denn die Europäische Gemeinschaft mit Österreich wird alles zahlen. Alles wird finanziert, alles wird refinanziert. Wir können die Zinsen ausgleichen, wir haben eine gemeinsame Währung. Das ist der Plan der Staatsinterventionisten, des Paternalis­mus, des Autokratismus. Das, sehr geehrte Frau Ministerin, wird nicht funktionieren. (Beifall bei der FPÖ.)

Was ist das Fazit aus dem ESM, aus der Schuldenpolitik und aus dem Euro? – Das Geld wird ausgehen. Da nützt kein Turmbau zu Babel, irgendwann ist Schluss, irgend­wann kommt man nicht mehr in den Himmel, Herr Klug, irgendwann ist Schluss. So fromm kann man gar nicht sein, dass man in den Himmel kommt. Das gebe ich Ihnen schriftlich.

Und das Gleiche ist beim ESM: Irgendwann wird das Geld ausgehen. Die Zinsen in Österreich werden steigen, das Budget wird angehoben werden, das Budgetdefizit wird angehoben werden. Die Inflation ist niedrig, aber die Zinsen sind auch niedrig, und das


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ist das Problem. Bei höheren Zinsen wäre es leichter. Die Sparer könnten ihr Geld be­halten, Geld bekommen. Das ist nicht der Fall. Wir haben es mit negativen Realzinsen zu tun. Die Einkommen der Österreicher sinken, das ist Faktum. (Bundesministerin Dr. Fekter: Wo ist da die Logik? Einmal sind die Zinsen zu niedrig, einmal zu hoch!) Die Zinsen müssten über der Inflation sein, damit die Inflation abgegolten wird. Das ist ja die Quintessenz einer Wirtschaft. Wenn die Zinsen unter der Inflation sind, gibt es Realeinkommensverlust. Das ist ja klar. (Beifall bei der FPÖ.)

Zusammenfassung: Wir bräuchten mehr Einkommen für unsere Bürger, weniger Höchststeuern, mehr Freiheiten für die Unternehmer und für die Bürger im Allgemei­nen. Weniger Gigantomanie, zurück zu kleinen Einheiten. Sogar der Börsenguru André Kostolany hat von der Macht der kleinen Einheiten gesprochen. Weg von dieser glo­balisierten Welt! Weg von diesen Wahnsinnsprojekten! Weg von diesen Fass-ohne-Bo­den-Mentalitäten! Eine Insolvenzordnung für Banken und Staaten – die Staaten sollte man nicht vergessen, denn die werden als Nächstes drankommen –, mehr Geld für die Realwirtschaft!

Obwohl die EZB so ein hohes Geldvolumen in die gesamte Wirtschaft pumpt, geht seit drei Jahren die Kreditvergabe an die Unternehmen zurück. Das ist ja recht lustig. Wer inhaliert denn das ganze Geld? Wer inhaliert denn dieses gesamte Vermögen, das von der EZB da in den Raum gebracht wird? Das sind nur die Staaten. Das sind nur die Staaten mit ihrer vollkommen unfähigen Wirtschaftsgebarung, weil sie nicht imstande sind, für die Bürger zu denken und die Einkommen denjenigen zu lassen, die die Arbeit leisten. Und das sind einmal wir Österreicher und Österreicherinnen.

Unsere Steuergelder für unsere Bürger. Aus diesem Grund lehnen wir den ESM,
die Schuldenpolitik und den gesamten Euro ab. (Beifall bei der FPÖ. – Bundesrat Mag. Klug: Ja, „Unser Geld für unsere Leut’“!)

Zum Abschluss darf ich, sehr geehrter Herr Präsident, folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

des Bundesrates Ertl, Kolleginnen und Kollegen betreffend Beurkundung der Beschlüs­se zum ESM-Vertrag

Der Bundesrat wolle beschließen:

„Der Bundeskanzler wird aufgefordert, die Beschlüsse zum ESM (1877 d.B., 1880 d.B. und 1878 d.B.) und zum Stabilitätspakt (1881 d.B.) dem Bundespräsidenten nicht zur Beurkundung vorzulegen, zumal die Regierungsparteien SPÖ und ÖVP sowie die Grü­nen den Österreichern eine Volksabstimmung vorenthalten.“

*****

Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

11.46


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Der von den Bundesräten Johann Ertl, Kollegin­nen und Kollegen eingebrachte Entschließungsantrag betreffend Beurkundung der Be­schlüsse zum ESM-Vertrag ist genügend unterstützt und steht demnach mit in Ver­handlung.

Als Nächste zu Wort gelangt Frau Bundesrätin Kerschbaum. – Bitte.

 


11.47.13

Bundesrätin Elisabeth Kerschbaum (Grüne, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Herr Staatssekretär! Liebe Kolleginnen und


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Kollegen! Sehr geehrte Besucher! Ich war jetzt noch ganz gebannt vom Herrn Pisec. (Heiterkeit.) Es ist wirklich nicht einfach, noch einen sinnvollen Satz zu formulieren, nachdem man versucht hat, dem zu folgen, was er hier heraußen von sich gegeben hat. Aber ich glaube, ich habe mich schon gefangen.

Es geht um den ESM. Auch ich sehe im ESM jetzt kein Wundermittel, ich sehe darin keine demokratische Glanzleistung, aber es ist einfach – wie Stefan Schennach schon gesagt hat – eine Notwendigkeit. Es geht nicht anders, und es ist nicht das Problem, sondern es ist schon ein Teil der Lösung des Problems, das wir haben.

Wir werden heute abstimmen, und die FPÖ wirft uns ja dauernd irgendwie Regierungs­beteiligungsgeilheit – darf man das sagen? – vor, aber dem ist nicht so. Jeder von uns – das kann ich euch versichern – hat sich genau damit befasst und hat genau überlegt, ob er oder sie zustimmt oder nicht. Wir, also alle drei Bundesräte von den Grünen, werden dem ESM zustimmen. (Zwischenbemerkung von Bundesministerin Dr. Fekter.) – Nein. Unanständig wäre es in meinen Augen schon, wenn man einfach nur einer Parteilinie folgt und nicht selber darüber nachdenkt, wie man selbst bei so ei­nem doch wichtigen Gesetz abstimmt.

Der ESM ist kein Wundermittel, und es geht, wie gesagt, um die Bewältigung einer Krise. Es ist ja nicht so, dass das jetzt von ungefähr kommt. In den letzten Jahren ha­ben wir die Verwundbarkeit des Euro zu spüren bekommen, und, keine Frage, es gibt noch einiges zu tun, um diese Verletzbarkeit des Euro in den Griff zu bekommen. Das, was es zu tun gibt, ist nicht nur der ESM, wir müssen sehr wohl noch weiter daran ar­beiten, dass wir die Finanzmärkte in den Griff bekommen.

Durch die Finanztransaktionssteuer ist ja doch immerhin ein wichtiger Schritt passiert in den letzten Tagen. Durch diese Vermögensbesteuerung soll genau das, was die FPÖ jetzt immer kritisiert, dass nur die Reichen reicher werden durch die Geschichte und die Armen ärmer, eingedämmt werden. Daher frage ich mich: Warum habt ihr et­was dagegen, dass die Vermögen, die von den Krisengewinnlern angehäuft worden sind, besteuert werden? Warum wehrt ihr euch dagegen? (Beifall bei den Grünen.)

Diese Systemkorrekturen müssen wir natürlich noch in Angriff nehmen, um das System an sich wieder in den Griff zu bekommen und vor allem, um uns davor zu schützen, dass es immer so weitergeht, um uns genau davor zu schützen, was ihr an die Wand malt. Denn im Prinzip sind alle diese Zukunftsvisionen – Kollege Pisec beherrscht es perfekt, andere von der FPÖ weniger – nur Einschätzungen, das ist alles nur Kaffee­sudleserei. Ehrlich! (Zwischenruf des Bundesrates Mag. Pisec.)

Wenn Sie mir sagen, Herr Kollege Pisec, dass Sie die Finanzmärkte in zehn Jahren abschätzen können (Bundesrat Mag. Pisec: Das habe ich nicht gesagt!), ehrlich, das glaubt Ihnen kein Mensch, auch wenn Sie irrsinnig gescheit daherreden hier heraußen und alles irrsinnig intelligent klingt. In Wirklich versteht keiner, was Sie sagen, und die Zusammenhänge, die Sie da aufzeigen, sind wirklich nicht nachvollziehbar. (Beifall bei Grünen und SPÖ.)

Im Gegensatz zur FPÖ haben sich die Grünen wirklich eingebracht, und auch im Be­reich des Wundermittels beziehungsweise dessen, dass eben auch mit der Regulie­rung der Finanzmärkte etwas weitergeht, haben wir, über ein paar Ecken, einiges in diesen Vertrag hineingebracht. Man kann sich zurücklehnen und sagen, es ist alles mies und alles fies, die Welt geht unter, und ihr seid schuld, weil ihr vor zehn Jahren ir­gendwann einmal den Euro eingeführt habt, oder man kann sich hinsetzen und etwas tun. Das ist der kleine Unterschied. (Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.)

Der ESM ist keine demokratische Glanzleistung. – Das stimmt. Es ist einiges verbes­sert worden, insbesondere die Einbindung des Nationalrates. (Neuerlicher Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.) – Aber wir hier sind ein Parlament, und wir müssen dem


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hier zustimmen, und darum ist das, indem wir hier zustimmen, schon auch einer de­mokratischen Ordnung unterworfen. Das hoffe ich doch, das würde ich mir zumindest wünschen.

Der Nationalrat wird eingebunden – die Frau Ministerin wird des Öfteren kommunizie­ren müssen mit dem Ausschuss –, auch die Rechnungshöfe sind eingebunden. Das ist immerhin schon einmal etwas, perfekte demokratische Kontrolle ist es nicht.

Und was mir schon auch auffällt, ist die Verantwortlichkeit der handelnden Personen, insbesondere der Direktoren. Das ist meiner Meinung nach jetzt nicht so üppig ge­regelt, ist aber natürlich auch noch ein Teil der künftigen Verhandlungen und der künfti­gen Entwicklungen.

Was aber meiner Überzeugung nach wirklich das Wichtigste ist: Die Finanzkrise, von der wir seit Jahren reden und an der wir seit Jahren arbeiten, hat einfach sehr viele verschiedene Ursachen. Wenn ihr daherkommt und immer nur sagt, die Griechen sind faul und Schmarotzer und deshalb geht es uns schlecht, tut mir leid, das ist einfach lächerlich. Ihr wisst das selbst auch ganz genau. Kollegin Mühlwerth hat es am Anfang auch anders formuliert, aber der Herr Kollege Krusche hat dann gesagt, die Griechen sind die Schmarotzer, und wir sind die, die arbeiten.

Das grundlegende Übel an dieser ganzen Finanzkrise ist meiner Meinung nach die ge­sellschaftliche Anerkennung von Gier – die hat sich in den letzten Jahren in der Gesell­schaft leider eingebürgert – und die Nichtkontrolle der Finanzmärkte. Dagegen ist jetzt der ESM sicher auch nicht unbedingt die große Lösung, aber das ist etwas, was man mitberücksichtigen muss. Es hat sich die Gesellschaft geändert, und wir werden dafür sorgen müssen, dass wir die Solidarität auch in diesem Bereich ein bisschen in den Vordergrund stellen müssen.

Wenn jetzt 17 Euro-Staaten in einem Boot sitzen, dann ist die Frage, haue ich jetzt ein, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben raus, oder sage ich, sie sollen springen, oder geht es darum, dass wir uns alle miteinander anstrengen und zum Rudern anfangen. Keiner kann sagen, was passiert, wenn 17 aus dem Boot springen, und keiner kann sagen, ob wir es bis zum Ufer schaffen, wenn wir alle rudern, aber mir ist die zweite Variante ein­fach die liebere Lösung.

Realistisch gesehen haben wir weder die Zeit noch die Möglichkeit, die vielen offenen Fragen, die da drinnen sicher noch enthalten sind – wir haben im Ausschuss sehr viel diskutiert, wir haben sehr viel nachgefragt, aber es gibt noch viele offene Fragen –, auszudiskutieren, und wir haben auch, unter anderem bei Griechenland, gesehen, dass diese lange Herumeiern ganz, ganz viel noch dazu beiträgt, dass sich die Spirale nach unten dreht. Ich denke, es ist jetzt wirklich dringend an der Zeit, dass man hier einfach Beschlüsse fasst, dass künftig nicht mehr so lange herumgeeiert werden muss, wenn es darum geht, Akzente zu setzen beziehungsweise auch Geld in die Hand zu nehmen.

Einige Hürden haben wir entfernen, haben wir wegräumen können, aber realistisch ge­sehen ist dieser Rettungsschirm letztendlich nur ein Teil einer Lösung, und es ist ganz, ganz wichtig und dringend, dass wir an den weiteren Teilen dieser Lösung – ich rede jetzt vom Finanzmarkt, von der Finanztransaktionssteuer et cetera – natürlich weiterar­beiten. Und da würde ich auch die FPÖ noch einmal dazu animieren wollen, dass sie sich da einbringt, denn das ist auch eure Möglichkeit, hier als ParlamentarierInnen nicht nur zu sagen, in der EU ist alles mies, sondern sich auch einzubringen.

Das, was von eurer Seite passiert, ist nämlich, diese Halbwahrheiten und Horrorsze­narien zu verbreiten. (Bundesrat Mag. Klug: Genau!) Heute ist der Kollege Brückl wie­der mit seinem Artikel 9 (3) gekommen. Das haben wir gestern im Ausschuss bespro­chen. (Bundesrat Stadler: Das weiß er nicht!) Es ist erstens einmal nur ein Teil und


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zweitens steht da: Der Geschäftsführende Direktor ruft genehmigtes nicht eingezahltes Kapital rechtzeitig ab, ().“

Das heißt, es ist genehmigt. Und wer hat es genehmigt? Das habt ihr nämlich nicht da­zu gesagt. Indirekt dieses Parlament, indem man vorher, nämlich die Frau Finanzmi­nisterin, zumindest mit dem Ausschuss beziehungsweise mit dem Parlament reden muss. Also tut nicht so, als ob da irgendwelche geschäftsführenden Direktoren einfach die Tausender herausziehen könnten! So ist es ja doch nicht.

Und das ist es, was ich euch wirklich vorhalte und was mich wirklich enorm stört. Man kann natürlich Verträgen gegenüber kritisch sein, aber sie nur halb zu lesen, das finde ich einfach verantwortungslos. Und dann da herauszukommen und mit diesen halb ge­lesenen  (Rufe und Gegenrufe zwischen Bundesräten von SPÖ und FPÖ.) – Kollege Brückl, da herauszukommen und dann mehr oder weniger Halbwahrheiten zu ver­breiten, obwohl du es gestern im Ausschuss nachgefragt hast  (Zwischenruf des Bundesrates Brückl.) – Na sicher! Also ich bin daneben gesessen. Du hast es nachge­fragt, es ist dir erklärt worden, und dann stellst du dich heraus und verbreitest den gleichen Topfen noch einmal. Das verstehe ich nicht. (Bundesrat Stadler: Weil er es nicht verstanden hat!)

Aber zum zweiten Punkt, dem wir nicht zustimmen werden, zum Fiskalpakt, da möchte ich schon auch noch ein paar Worte sagen. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Wenn ich darf, würde ich gerne dazu auch ein paar Worte sagen.

Herr Staatssekretär, Sie haben die Verknüpfung  (Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.)

 


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Am Wort ist Frau Bundesrätin Kerschbaum! Bitte um etwas Aufmerksamkeit!

 


Bundesrätin Elisabeth Kerschbaum (fortsetzend): Herr Staatssekretär, Sie haben zuerst die Verknüpfung angesprochen. Natürlich gibt es eine Verknüpfung und natür­lich braucht man zum ESM auch ein Instrumentarium, vielleicht so etwas Ähnliches wie diesen Fiskalpakt, aber wie er ausgestaltet ist, das ist für uns einfach unzureichend. Wenn die deutschen Grünen zugestimmt haben – es haben nicht alle zugestimmt, eini­ge haben zugestimmt, einige nicht –, dann ist das vielleicht so, aber nichtsdestotrotz ist das, was jetzt vorliegt an empfohlenen Maßnahmen – sprich, dass wir uns jetzt ver­pflichten, kein Defizit mehr zu machen, sondern einen positiven Haushaltsabschluss –, meiner Meinung nach absolut überzogen. (Zwischenruf der Bundesrätin Diesner-Wais.)

Jedem Staat einen positiven Haushaltsabschluss vorzuschreiben, finde ich überzogen, denn Staaten sind letztendlich auch nicht dazu da, Gewinne zu machen. (Bundesrätin Diesner-Wais: Aber stabile Haushalte sollten wir haben!) – Ich habe nichts gegen stabile Haushalte. Dagegen spricht nichts, und es ist im Maastricht-Vertrag an und für sich schon drinnen, wie das funktionieren könnte, man müsste sich nur daran halten.

Letztendlich ist es so, wenn man jetzt kurzfristig in diversen Staaten massiv einsparen muss, dass der erste Angriffspunkt der Sozialstaat ist. Das sieht man leider auch in Griechenland. Letztendlich wird dort gespart, wo es am schnellsten möglich ist (Staatssekretär Dr. Ostermayer: Es geht nicht nur ums Sparen, Frau Kersch­baum!), und das Steuereintreiben, die Verwaltungsreform et cetera – wir wissen, wie schnell die Verwaltungsreform in Österreich funktioniert –, das dauert ein bisschen län­ger und auch der Abbau der Militärausgaben.

Darum denke ich, ist es jetzt vielleicht sinnvoller, die einzelnen Staaten genauer anzu­schauen und wirklich die Probleme anzugreifen, um die es geht, und jetzt nicht einfach zu sagen, alle müssen plötzlich einen ausgeglichenen Haushalt haben, egal, wie es dazu kommt. Natürlich ist es dann in erster Linie der Sozialstaat, der darunter leidet.


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Kollegen Krusche wollte ich noch erwähnen, denn der hat nämlich von den Problemen gesprochen, die wir mit diesem Europa haben. Ich möchte gern wissen, ob es ein an­deres Europa gibt. Ich persönlich bin der Meinung, wir haben nur dieses Europa. (Zwi­schenruf des Bundesrates Krusche.) Die EU ist natürlich nicht immer das Nonplus­ultra, auch wir waren nicht für den Beitritt, aber wir schaffen es, dass wir daran arbei­ten, dass dieses Europa ein Europa wird, für das es sich wirklich lohnt, hier heraußen zu stehen und zu kämpfen. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesräten der SPÖ. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

11.59


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gelangt Frau Bundesminister Dr. Fek­ter. – Bitte, Frau Minister.

 


11.59.22

Bundesministerin für Finanzen Mag. Dr. Maria Theresia Fekter: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Damen und Herren des Bundesrates! Sehr geehrte Zuhörerinnen und Zuhörer! Lieber Herr Staatssekretär! Wir haben hier umfassende Vorlagen zu be­raten, die eine Antwort geben auf die Finanz-, Schulden-, Wirtschafts- und Wachstums­krise, die wir in Europa seit einiger Zeit erleben. Das heißt, begonnen hat es mit einer Bankenkrise im Jahr 2008, und dann ist eine Schuldenkrise mancher europäischer Länder hinzugekommen. Heute sehen wir, dass daraus auch politische Krisen werden können, wie beispielsweise in Griechenland, wo es dann zu keiner Regierungsbildung kam. Aber vor allem werden wir uns jetzt auch der Wachstumsschwäche in Europa entscheidend widmen.

Ganz zu Beginn, als diese Krisen aufgekommen sind, kamen sie übrigens von Ameri­ka; daher brauchen wir uns von dort keine guten Ratschläge geben zu lassen! (Bravo­rufe bei ÖVP und SPÖ.)

Diese Krisen haben gezeigt, dass die Wirtschaftspolitik und die gesamte Zusammenar­beit in der EU doch Schwachstellen hat. Im Vertrag von Lissabon waren beispielsweise keine Instrumente vorgesehen, um solche Bankenkrisen zu bewältigen; und wie Sie sich erinnern, haben wir zuerst einen Schutzschirm über die Banken aufgestellt und den Interbankenmarkt flott bekommen. Das waren die ersten Maßnahmen.

Dann, in der Schuldenkrise, bei Griechenland, hatten wir immer noch kein Instrumenta­rium – denn das ist ja unmittelbar darauf gekommen – und haben uns mit bilateralen Krediten geholfen, weil es noch keine Managementinstitutionen in Europa gab. Es wurde dann rasch, sofort eine befristete Fazilität geschaffen, weil man gedacht hat, dass es ohnehin in einem absehbaren Zeitraum zu einer Stabilisierung kommt. Der EFSF ist daher das Instrument, das derzeit Griechenland, Portugal und Irland abwi­ckelt.

Man hat aber rasch erkannt, dass diese befristete Fazilität nicht ausreichend ist, hat daher bereits im Oktober 2010 beschlossen, eine permanente Managementinstitution, eine Art europäischen Währungsfond zu errichten, der dauerhaft hilft, alle möglichen Phänomene, die uns bei der Stabilisierung unserer Währung begegnen, abzuwickeln.

Im Kampf gegen die Krise wurde aber nicht nur eine neue institutionelle Infrastruktur geschaffen, sondern es wurden auch ganz umfangreiche Regeln und Maßnahmen ge­schaffen, die präventiv wirken sollen, dass solche Krisen gar nicht entstehen. Der Fis­kalpakt ist so ein präventiver Arm. Das heißt, er soll dazu beitragen, das wir in unserer Währungsunion auch wirtschafts- und fiskalpolitisch enger zusammenwachsen.

Es sind natürlich Argumente gekommen, die richtig sind. Wenn die Wirtschafts- und Fiskalpolitiken in den Ländern so unterschiedlich sind, dass die einen die großen Exporte und Gewinne und damit Steuereinnahmen haben und die anderen auf Schul­den diese Exporte bezahlen, dann ist klar, dass derartige Ungleichgewichte in einer


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gemeinsamen Wirtschafts- und Währungsunion ausgeglichen gehören. Wir brauchen daher Haushaltsdisziplin in allen Ländern.

Es ist kein Unsinn, wenn einmal Überschüsse erzielt werden sollten. Auch das ist nicht schlecht für Staaten, denn mit den Überschüssen können sie dann die Schulden ab­bauen. Daher: Zu glauben, es sei ein ungeschriebenes Gesetz, dass man immer nur Defizite machen muss und immer nur auf Pump leben, die Schulden weiter ausbauen muss, das ist, wie die Krise eindeutig gezeigt hat, der falsche Weg. Daher: Haushalts­disziplin, Nulldefizite, und ich würde mich als Finanzministerin freuen, wenn es mir ge­länge, in unserem Land auch einmal Überschüsse zu haben! (Beifall bei der ÖVP so­wie bei Bundesräten der SPÖ.)

Neben dieser Haushaltsdisziplin gehört aber auch der Abbau der makroökonomischen Ungleichgewichte. Ich nenne Ihnen ein Beispiel dafür, was man unter makroökonomi­schen Ungleichgewichten verstehen kann:

Wenn die Griechen Rüstungsausgaben von über 4 Prozent haben und sich in Deutsch­land und Frankreich bei den großen Rüstungskonzernen auf Pump die Rüstungsgeräte kaufen (Bundesrat Schennach: U-Boote!); dann haben natürlich die Rüstungskonzer­ne in Deutschland und in Frankreich dazu beigetragen, dass dort das Bruttoinlands­produkt steigt, die Steuereinahmen steigen, in Deutschland Arbeitsplätze damit ge­schaffen werden. Die Griechen können sich aber diese Rüstungsgüter gar nicht leisten, machen das auf Schulden, die wir jetzt finanzieren, weil wir ihnen ja helfen. Da frage ich Sie: Wem haben wir da makroökonomisch wirklich geholfen? Den Griechen oder vielleicht doch der deutschen und französischen Makroindustrie?

Das heißt, diese Ungleichgewichte muss man sich ganz genau anschauen und helfen, dass sie wieder ins Gleichgewicht kommen. Die 27 in der EU leben im Ungleichge­wicht. Wir haben nur vier Staaten, deren makroökonomisches Gefüge – Export, Import, Produktion, Dienstleistung, Produktivität, Leistungsbilanz et cetera – insgesamt im Gleichgewicht steht. In Österreich ist das medial überhaupt kein Thema, denn wir ge­hören zu diesen vier. Wir nehmen das als selbstverständlich hin – ist es aber nicht! Sondern man muss schon bei den Rahmenbedingungen, die die Politik aufstellt, so sorgsam handeln, dass dieses Gleichgewicht ja nicht aus dem Ruder gerät; und darauf achten wir, darauf haben wir auch bei unserem Konsolidierungspaket geachtet.

Ich habe es hier schon erwähnt, wir haben, bevor wir die eigentlichen Maßnahmen diskutiert haben, außer Streit gestellt: Wir wollen das Wachstum nicht bremsen, die In­flation nicht anheizen, die Investitionen nicht bremsen, die Arbeitsplätze nicht gefähr­den, und wir werden etwas für die Zukunftsinvestitionen tun. Das war rasch außer Streit gestellt! Und genau so, wie wir das in Österreich tun, will jetzt auch die EU vor­gehen. Das heißt, neben Reformen im Hinblick auf die Institutionen und die Regeln für die Haushaltsdisziplin soll es dann auch ein Wachstumspaket geben, und wir haben vorgezeigt, wie das geht. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Bundesräten der SPÖ.)

Es ist auch nicht gescheit, immer zu sagen, Sparen würde alles bremsen – nein, nur muss man es klug angehen! (Bundesrat Mag. Klug: Genau!) Wenn man das faktische Pensionsantrittsalter um ein Jahr anhebt, sparen wir 1 Milliarde € an Steuergeldern und Zuschüssen in die Kassen, in die Pensionszahlungen. Damit sparen wir, und gleichzei­tig nützt es der Wirtschaft, denn die leidet derzeit unter Fachkräftemangel.

Das heißt, dort stimulieren wir das Wachstum, und gleichzeitig sparen wir. Solche Fel­der muss man identifizieren. So ein Feld ist auch, wenn wir sorgsam die Finanzen so im Griff haben, dass wir niedrige Zinsen zahlen; denn niedrige Zinsen helfen auch spa­ren, und wir haben Spielraum und Manövriermasse für die Investitionen, für die Wachs­tumsprogramme, für die Zukunft.


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Ich kann einer Hochzinspolitik gar nichts abgewinnen. Das vernichtet Kaufkraft, das heizt die Inflation an, das treibt die Lohnstückkosten in die Höhe, das ist für eine Volks­wirtschaft überhaupt nicht klug. Daher werden wir keiner Hochzinspolitik das Wort re­den, sondern schauen, dass wir so stabil sind, dass die Zinsen niedrig sein können.

Mit dem ESM wollen wir diese Stabilität in Europa erreichen, wollen wir unsere ge­samte Währungszone stabilisieren, denn dieser dauerhafte Mechanismus soll in Zu­kunft wie ein Europäischer Währungsfonds agieren können, sprich: bei Finanzierungs­problemen in der Eurozone zur Verfügung stehen.

Damit werden wir gewährleisten können, dass auch unsere öffentlichen Finanzen nicht durch Krisen ständig neu belastet werden, sondern wir einmal unseren Anteil als Stammeinlage einbezahlen und dann das Management der Krise von diesem „europäi­schen Währungsfonds“, sprich: Stabilitätsmechanismus, übernommen wird.

Damit wollen wir das Krisenmanagement effizienter gestalten und einer Fragmentie­rung der Finanz- und Kapitalmärkte entgegenwirken; denn derzeit erkennen wir in Eu­ropa, dass die Finanzmärkte nur mehr national, regional agieren.

Der Finanzmarkt ist grenzüberschreitend fast gänzlich zum Erliegen gekommen, dies muss dann die EZB durch massive Maßnahmen ausgleichen. Die Banken leihen sich nicht mehr untereinander Geld oder entwickeln grenzüberschreitende Projekte et cete­ra, sondern jeder reduziert sich, und das tut dem Wachstum nicht wirklich gut. Das heißt, der Mechanismus wird die Stabilität so gewährleisten, dass wieder Vertrauen in die Finanzmärkte kommt, dass wir dieser Fragmentierung der Kapitalmärkte entgegen­wirken.

Weiters wollen wir damit gewährleisten, dass die Abhängigkeit von Bankensektor und Staat wesentlich verringert wird. Derzeit haben wir nicht ausreichend Möglichkeiten, uns als Staat zurückzuziehen und zu sagen: Wenn die Banken Schwierigkeiten haben, dann sollen sie schauen, wie sie weiterwurschteln! Das ist heute schon erwähnt wor­den. Das hat einmal einer gesagt, nämlich Bush, in Bezug auf Lehman. Und was ist dann passiert? Weil es keine Instrumente gab, hat das zu einer weltweiten Finanzkrise geführt, an der wir heute noch leiden.

Wie ist nun dieses Wesen und die Wirkung des ESM? Die Errichtung dieses ständigen Stabilitätsmechanismus zur Wahrung unserer Finanzstabilität wurde bereits im Okto­ber 2010 durch den Europäischen Rat beschlossen. Er soll damit die gleichen Aufga­ben haben wie der befristete EFSF oder auch der EFSM, aber er soll in Zukunft nicht befristet sein, sondern dauerhaft eingerichtet sein.

Es hat sich gezeigt, dass die Gestaltung des EFSF nicht optimal war, wenn es nämlich darum ging, Finanzmittel zu mobilisieren und seinen Mitgliedstaaten, die Finanzie­rungsprobleme haben, unter strengen Auflagen Hilfe zu leisten. Daher ist im Unter­schied zum EFSF der ESM eine internationale Organisation, ein völkerrechtlicher Ver­trag, der kapitalbasiert und nicht garantiebasiert ist.

Die Garantiekonstruktion des EFSF hat dann zu Folgendem geführt: Kaum ist ein Staat marod geworden, war das Ranking und das Rating des EFSF plötzlich in Schwierig­keiten. Eine internationale Finanzinstitution, die kapitalbasiert ist, wo wir also eine Stammeinlage haben, ist für sich geratet und nicht abhängig vom Rating derer, die die Stammeinlage einmal einbezahlt haben. Daher ist dieser Mechanismus für sich selbst bereits stabiler aufgestellt.

Er ist weiter eine internationale Finanzinstitution; und für mich ist es schon ein bisschen überraschend, dass man, beispielsweise als die Weltbank gegründet wurde, keine sol­chen Debatten abgehalten hat. Auch wir sind Mitglied, sprich: haben Anteile an der Weltbank. Auch beim Internationalen Währungsfonds, der ähnlich konstruiert ist, haben


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wir Anteile (Bundesrat Schennach: Entwicklungsbank!) – bei der Entwicklungsbank, bei der Investitionsbank, bei der Asiatischen Entwicklungsbank, und genau so eine in­ternationale Finanzinstitution ist auch dieser Stabilitätsmechanismus.

Kann es sein, dass man da nur deshalb einen, ich sage einmal, Abwehrkampf führt, um ein Negativszenario zu zeichnen, damit man eine Anti-EU-Propaganda betreiben kann? Man führt diesen „Abwehrkampf“ gegen etwas, das sich in dieser Welt bewährt hat. Der Internationale Währungsfonds genießt hohe Anerkennung, und das gilt auch für die Weltbank, die Entwicklungsbank und die Investitionsbank.

Die haben gute Dienste geleistet. Sie helfen uns bei der Stabilisierung. Beispielsweise hilft der Internationale Währungsfonds bei der Stabilisierung von Irland und Portugal, und dort hat das System gegriffen: Wir haben es bereits geschafft, diese beiden Län­der zu stabilisieren. Irland geht derzeit vorsichtig auf den Kapitalmarkt zurück; und wenn Irland sich wieder selbst refinanzieren kann, brauchen sie keine weiteren Hilfen.

Das genehmigte Stammkapital beträgt insgesamt 700 Milliarden €. Der österreichische Anteil davon beträgt 2,7834 Prozent, das sind 19 483 800 000 €. Das ist jenes Ge­samtkapital, mit dem wir diesen ESM ausstatten. Wir zahlen aber nur einen Teil ein. Es sind 80 Milliarden € insgesamt, das ergibt für Österreich gemäß Beitragsschlüssel 2 226 720 000 €. Dies werden wir in fünf Tranchen einzahlen. Das heißt, heuer rund 900 Millionen €, nächstes Jahr auch 900 Millionen € und den Rest im Jahr 2014.

Dies ist das Stammkapital. Das heißt, das kann nicht beliebig vergrößert werden. Es haben die Regierungschefs heuer am 30. März beschlossen, die 500 Milliarden €, die ursprünglich vorgesehen waren, mit dem, was der EFSF hatte oder mit dem, was noch vorhanden ist, zusammenzulegen und damit die 700 Milliarden € zu deckeln. Das ist ein Beschluss der Regierungschefs und das ist jetzt Beschlusslage für die Stammeinla­ge und das Abrufkapital dieser Finanzinstitution.

So, wie man auch bei einer Aktiengesellschaft nicht nachher zu dem Aktionär sagen kann: Na, jetzt schieß nach!, so ist es eben auch hier. Das müsste hier im Parlament beschlossen werden. Denn: Das österreichische Parlament hat von allen Anteilseig­nern die größten Mitwirkungsrechte. Das österreichische Parlament hat mehr Mitwir­kungsrechte als das deutsche Parlament. Das wird für die, die in diesen Ausschüssen sitzen, viel Arbeit bedeuten, das kann ich euch schon sagen. Da gibt es keine Som­merpause, da wird durchgearbeitet. (Zwischenruf des Bundesrates Mayer. – Heiter­keit.)

So wie ich Telefonkonferenzen, Euro-Gruppen-Meeting, Ecofin-Meeting, Abstimmun­gen für dieses Instrument zu machen habe, genauso wird hier einberufen. Jede Tele­fonkonferenz, die ich dann habe – und ich habe manchmal zwei pro Woche – müssen hier im Parlament erst abgesegnet werden. Das heißt, hier wird intensiv mit dem öster­reichischen Parlament zusammengearbeitet. Daher ist es ganz einfach die Unwahrheit, die da permanent propagandistisch wie eine Dampfwalze durch die Lande gezogen wird. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Würdet ihr die Wahrheit sagen, dann würdet ihr die Negativpropaganda nicht aufrecht­erhalten können, dann müsstet ihr unter Umständen sagen: Ja eh, ist recht, ist wirklich etwas Gescheites! (Bundesrat Jenewein: Ist alles super!) Ich akzeptiere eine andere Position, dafür war ich lange genug Parlamentarierin; aber eine andere Position nur auf Unwahrheiten aufzubauen, das schmerzt. Es schmerzt, dass ihr verbreitet, dass sich dort die Direktoren selber enorm hohe Gagen beschließen. Die Direktoren arbeiten eh­renamtlich. Sagt das euren Leuten draußen! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Es ist die Unwahrheit, dass dort Gelder in „unbegrenzter Höhe“ beschlossen werden können. 700 Milliarden € ist das genehmigte Kapital, 80 Milliarden € das einzuzahlende Kapital; und darüber hinaus kann der Gouverneursrat nichts beschließen, denn dieses


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Parlament beschließt. Ihr habt euch das wohl noch nicht durchgelesen, sonst könntet ihr nicht so viele Unwahrheiten verbreiten. (Ruf bei der ÖVP: O ja, schon! – Zwischen­rufe bei der FPÖ.)

Dieses Parlament hat zu beschließen, wenn ein Mitgliedstaat grundsätzlich Stabili­tätshilfe bekommt. Das heißt, wenn in den nächsten Tagen Spanien ansteht, wenn Zy­pern ansteht, dann darf ich das da draußen in Brüssel nicht beschließen: Nein, stopp, retour ins österreichische Parlament, und dann erst wieder hinaus! Das muss rasch ge­hen, mit Sondersitzungen, das muss schnell gehen.

Wir werden alle Dokumente selbstverständlich im Original übermitteln, das ist meist Englisch. Ich gehe davon aus, dass das für das österreichische Parlament kein Pro­blem darstellt, auch wenn man binnen eines Nachmittages entscheiden muss.

Zweitens: Dieses Parlament bestimmt mit, wenn es Veränderungen im genehmigten Kapital gibt, wenn es eine Anpassung des maximalen Darlehensvolumens gibt und wenn es einen Abruf des genehmigten Kapitals gibt.

Jetzt ist er nicht da, der Innviertler. (Heiterkeit bei ÖVP und SPÖ.) Er liest, glaube ich, die Strophen in der Landeshymne nach. Es wäre gescheiter, er läse die Geschäftsord­nung dieses Hauses für den Nationalrat nach. Dann würde er nämlich wissen, dass auch ein Abruf von genehmigtem Kapital vorher hier zu beschließen ist, bevor ich als Gouverneurin da draußen dem zustimmen kann. Und wenn ich zugestimmt habe, dann soll es schnell gehen, nämlich binnen sieben Tagen.

Immerhin ist der ESM die Feuerwehr, die ausrückt, wenn es brennt. Da können wir nicht dann noch drei, vier, fünf Monate darüber diskutieren, ob wir ausrücken, um zu lö­schen, sondern das wird alles relativ rasch gehen müssen. Ich bin aber sehr zuver­sichtlich, meine sehr verehrten Damen und Herren, dass wir die Zusammenarbeit zwi­schen der Gouverneurin, also mir, und dem Parlament pragmatisch, professionell ge­stalten werden.

Ich war lange genug in diesem Haus, ich habe miterlebt, wie auch die Zusammenarbeit im Hauptausschuss, EU-Unterausschuss sehr pragmatisch erfolgt ist und die Be­schlüsse immer rechtzeitig gekommen sind, damit in Brüssel draußen unsere Entschei­dungen vertreten werden konnten.

Die Auswirkungen dieses ESM – wie hat es ein Experte genannt? –, das muss ich er­läutern. Es hat, glaube ich, Herr Krusche ausgeführt, wie schrecklich es ist, wenn ein einmal eingezahltes Kapital, also das Kapital, mit dem der ESM arbeitet, nicht zurück­bezahlt wird.

Das heißt, das ist vorhanden, der Anteil ist vorhanden. Es ist eine Mär zu sagen: Wenn der dann nicht zahlen kann!, et cetera. Es könnte aber sein, dass im Hinblick auf abruf­bares Kapital der Abruf bei einigen Ländern nicht möglich ist; und dann wird es Ent­scheidungen geben, ob man das nicht sistieren und verlängern kann

Diese Entscheidungen wiederum muss man auch hier im Parlament beschließen. (Bundesrat Mitterer: Bei den Mehrheitsverhältnissen im österreichischen Parla­ment !), ob wir dem zustimmen oder nicht.

Es ist das Szenario aufgestellt worden: Da zahlt womöglich Spanien, Portugal, Italien, Irland, Frankreich, Belgien nicht ein, und dann würde alles womöglich auf den Schul­tern von Deutschland und Österreich alleine hängen bleiben! (Bundesrat Jenewein: Wie war das bei den griechischen Haftungen?)

Dann hat irgendeiner gesagt: Wenn auch noch Deutschland herausfällt, dann bleiben nur wir über! Dann hat der Universitätsprofessor –, ich weiß seinen Namen nicht – ge­sagt, also das kommt ihm vor wie „Asterix-Ökonomie“: Wir sind das gallische Dorf, und der Rest der Welt ist der Feind! (Heiterkeit bei ÖVP und SPÖ.)


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Also lassen wir die Kirche im Dorf! Niemand kann unseren Anteil von diesen 2,8 Pro­zent, den wir da haben, vergrößern, ausweiten oder sonst irgendwie abrufen, ohne dass dieses Hohe Haus dem zustimmt. Hört daher endlich auf mit eurer Horrorsze­narien-Propaganda, die auf Unwahrheiten aufgebaut ist! (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Was für einen Nutzen haben wir daraus, außer dass wir solidarisch sind? – Natürlich ist es in unserem ureigensten österreichischen Interesse, dass es Stabilität für unsere eigene Währung gibt. Das nutzt uns, wenn es in Europa, im Euroraum Stabilität gibt! Das ist Planungssicherheit für unsere Unternehmungen, das ist für eine offene Volks­wirtschaft, wie wir es sind, sehr wichtig!

Wir leben von den Exporten, wir leben davon, dass Touristen zu uns kommen, wir le­ben davon, dass wir Weltmeister in den Exporten sind, pro Kopf gesehen, dass wir so­zusagen über unsere Grenzen hinaus denken. Es gibt schon welche, die da den Grenzbalken wieder heruntertun möchten und einen Horizont haben, der nur bis zum Grenzbalken reicht.

Es ist unser Wohlstand für die Leute darauf aufgebaut, es ist unser Sozialsystem da­rauf aufgebaut. Aber wenn hier welche glauben, wir wären alleine oder vielleicht mit den Deutschen viel besser dran, und wenn hier welche wehmütig an damals zurück­denken, als wir noch den Schilling hatten, so muss ich sagen: Wir hatten den Schilling nicht alleine, wir waren mehr als ein Jahrzehnt ganz eng an die D-Mark gekoppelt. Wer hier davon träumt, zum Schilling zurückzukehren – das Pferd des 80-Jährigen reitet
auf dieser Welle –, der hat vergessen, was damals war, nämlich die Koppelung an die
D-Mark. Wahrscheinlich würden die Freiheitlichen sagen: Dann koppeln wir uns eben wieder an die Deutschen! – Das ist die Philosophie „Nordeuro – Südeuro“, oder wie man es überhaupt nennen soll. (Präsident Keuschnigg übernimmt wieder den Vor­sitz.)

Mit der Installation einer Währung ausschließlich aus Deutschland, Österreich und viel­leicht noch den Niederlanden und Finnland würde schlagartig zwischen 40 und 60 Pro­zent Aufwertung erfahren, und das wiederum würde eine Verteuerung unserer Exporte um 40 bis 60 Prozent bedeuten. Und dann muss man sich anschauen: Wo sind wir dann noch wettbewerbsfähig, wenn wir um 60 Prozent teurer sind als jetzt?! (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen. – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Wer das nicht glaubt, der nehme sich das Beispiel des Schweizer Franken her. Was war denn beim Schweizer Franken? – Der ist durch die Decke galoppiert, die Regie­rung hat gar nicht gewusst, wie sie ihre Exportwirtschaft schützen soll! Und was haben sie dann getan? Sie haben ihre Währung fix an den Euro gekoppelt, nur damit sie sie nicht noch höher aufwerten müssen.

Das sei all jenen gesagt, die da so träumerische Ideen haben! (Zwischenruf der Bun­desrätin Mühlwerth.) – Ja, manche Wissenschaftler publizieren das in der Zeitung, weil sie auch in den Medien präsent sein wollen, aber durchdacht ist es nicht. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Manche schreiben dann Bücher und gehen auf Propaganda-Tour. Da muss man ganz ehrlich sagen: Ökonomie ist ein sehr verzahntes Gebilde, wo man weiter denken muss, als die Nase lang ist! (Neuerlicher Beifall bei ÖVP und SPÖ.) Unsere makroökonomi­sche Ausrichtung – und Gott sei Dank ist die Mehrheit in diesem Parlament auf dem richtigen Weg – (Ruf bei der FPÖ: Noch!) führt uns nicht in Wohlstandsverluste und in Krisenszenarien hinein, sondern in mehr Stabilität. Ein Teil für dieses Mehr an Stabilität beschließen wir heute.

Ich bedanke mich im Übrigen bei allen, die mitgewirkt haben bei der Erarbeitung dieses Konvolutes. Es sind nämlich mehrere Gesetze zu beschließen. Die parlamentarischen


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Mitwirkungsrechte im Nationalrat haben wir schon beschlossen, aber es geht auch um die Verfassungsbestimmung, die Entschließungsanträge, die wir hatten bezüglich Ban­keninsolvenzrecht und Weiterentwicklung der Fiskalunion.

Da bedanke ich mich im Übrigen sehr herzlich auch bei der Grünen Fraktion. Ich habe zuerst nicht begriffen, warum die Grünen, die in den Verhandlungen konstruktiv waren, die nicht gegen Haushaltskonsolidierung waren, die nicht gegen strenge Kontrolle der Defizitsünder aufgetreten sind, die natürlich auch der Auffassung sind, dass man ma­kroökonomische Ungleichgewichte abbauen muss, gegen den Fiskalpakt sind! Dem Stabilitätsmechanismus stimmen sie zu, beim Fiskalpakt sind sie dagegen. Dabei enthält der Fiskalpakt Haushaltskonsolidierung, Kontrolle und Sanktionsmechanismus, Abbau makroökonomischer Ungleichgewichte.

Dann habe ich rekapituliert: In diesem Fiskalpakt steht auch die Schuldenbremse drin­nen, und bei der Schuldenbremse waren Sie ja im April auf dem falschen Weg, und jetzt können Sie schwer sagen: Im April waren wir massivst dagegen, dass die Schul­denbremse in die Verfassung kommt, da können wir doch jetzt nicht dafür sein! Be­schreitet daher in Zukunft nicht den falschen Weg, denn es könnte nämlich dann im Nachhinein die Argumentation schwierig sein, warum man gute Dinge nicht mitbe­schließt! (Heiterkeit bei ÖVP und SPÖ.)

Ich glaube also, dass der einzige Grund, warum Ihr jetzt dort nicht mitkönnt, darin be­steht, dass ihr sonst ein Problem damit hättet, zu erklären, warum ihr im April gegen die Schuldenbremse wart, jetzt aber für die Schuldenbremse seid. – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

12.35


Präsident Georg Keuschnigg: Danke, Frau Bundesministerin.

Ich darf nun sehr herzlich den Herrn Botschafter der Republik Kroatien, seine Exzel­lenz Herrn Gordan Bakota, bei uns hier im Bundesrat begrüßen. (Botschafter Bakota betritt den Saal.) – Herr Botschafter, herzlich willkommen! (Allgemeiner Beifall.)

Zu Wort gelangt nun Frau Bundesrätin Michalke. – Bitte. (Zwischenruf. – Bundesrätin Michalke – auf dem Weg zum Rednerpult –: Wir können zwar gut miteinander tanzen, aber wir müssen trotzdem nicht gleicher Meinung sein, Herr Kollege!)

 


12.36.18

Bundesrätin Cornelia Michalke (FPÖ, Vorarlberg): Sehr geehrte Frau Bundesminis­terin! Herr Staatssekretär! Herr Präsident! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Frau Bundesministerin! Auch wenn Sie jetzt einfach wahnsinnig wortgewaltig hier versucht haben, den Grünen den „rechten Weg“ klarzumachen, der offensichtlich ein ÖVP-Weg sein soll (Bundesrat Kneifel: Aber es war ein tauglicher Versuch! Gelungen!), habe ich trotzdem wohlwollend zur Kenntnis genommen, dass Sie sehr wohl akzeptieren, dass man anderer Meinung sein kann.

Da wir immer noch in einer Demokratie leben, bin ich froh, dass ich diese andere Mei­nung offensichtlich vertreten darf, ohne von rechts und links geprügelt zu werden. Sie werden mir sicher auch recht geben, wenn Sie bedenken, was in der Vergangenheit mit den bereits unterzeichneten Verträgen, die alle Mitgliedstaaten in der EU unter­zeichnet haben, passiert ist, nämlich einfach schlicht und einfach gar nichts! Es war ihnen egal, was passiert. Es war ihnen egal, ob es eine prozentuelle Verschuldung ge­ben darf oder nicht. Sie haben diese Unterschriftsbekundungen schlicht und einfach ig­noriert!

Jetzt werden Sie uns doch hoffentlich unsere Meinung zugestehen, nachdem man ge­sehen hat, welche Verträge alle gebrochen wurden; unter anderem auch im Lissabon-Vertrag die finanzielle Hilfestellung anderer Mitgliedstaaten, das wurde bitte alles im-


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mer gebrochen. Jetzt sollte man sich doch zumindest kritisch damit auseinandersetzen dürfen und hinterfragen, wie oft denn das jetzt noch gebrochen wird! Wie viele Verträge müssen wir denn jetzt noch machen und unterzeichnen?

Fiskalpakt, ESM und wie sie alle heißen – ist es dann nicht angebracht, zu überlegen, ob die neuen Verträge nicht genauso gleich wieder gebrochen werden, wie das in der Vergangenheit passiert ist?! Sie sagen hier wortgewaltig, all das passiert nur mit Zu­stimmung des österreichischen Parlaments; Sie als Gouverneursrätin dürfen dort nur zu etwas Ja sagen, das hier durch die Parlamente gegangen ist. – No na net, bei die­ser Zusammensetzung können Sie heute eigentlich schon hingehen und unterschrei­ben, denn ich wage es, hier zu wetten, dass selbstverständlich alle dazu Ja sagen. (Beifall bei der FPÖ.)

Fraglich wird die Situation, sollte sich irgendwann in naher Zukunft eine andere Kons­tellation dieses Parlaments ergeben. Dann ist vielleicht Ihre Position als Gouverneurs­rätin ein bisschen schwieriger. (Bundesrätin Mühlwerth: Dann sind Sie es wahrschein­lich gar nicht mehr!)

Dass die Dinge, die Herr Kollege Pisec erörtert hat, ein bisschen schwer zu verstehen waren, gebe ich zu, möchte aber hier in alle Richtungen ein Beispiel aus der Praxis nennen. Wenn man privatwirtschaftlich tätig ist, wie ich es bin oder war, und jetzt noch die Möglichkeit hat, den Kundenkreis in Portugal, Italien oder Spanien ab und zu zu be­suchen und mit diesen Unternehmern dort zu reden, und zwar nachdem sie bereits die­se Unterstützung bekommen haben, dann muss man feststellen, dass zum Beispiel KMUs, Kleinunternehmer in Portugal einem Problem gegenüberstehen, dass ihre eige­nen Kunden zu wenig Geld haben, sprich eine Zahlungsmoral haben, wo Zahlungs­ziele von mittlerweile 120 bis 150 Tagen erwartet werden. Um diese Diskrepanz durch­zustehen, würden sie einen Kredit brauchen, der über diese Zeit hinweghilft.

Wenn Sie jetzt aber vielleicht glauben, dass die portugiesische Bank über diese Hürde hinweghilft, eben mit der Unterstützung, die sie aus diesem Rettungsschirm bekommen hat, dann, meine Damen und Herren, haben Sie sich einfach getäuscht.

Wenn Sie nach Portugal fahren und sich dort die kleinen KMUs anschauen – dasselbe gilt übrigens für Italien und für Spanien; ich gebe zu, ich kann da jetzt in erster Linie vom Textilbereich sprechen –, werden Sie merken, wie traurig dort die Situation aus­sieht. Jede Woche müssen in diesen Ländern Geschäfte zusperren; viele können diese großen Hürden einfach nicht mehr nehmen!

Ich frage Sie: Wo ist denn unser Geld dort hingekommen? Dieses Geld liegt eben nicht dort, oder kommt nicht dorthin, wo es gebraucht wird. Es liegt auf der portugiesischen, auf der spanischen und auf der italienischen Bank, damit die ihre Anleihen gesichert haben, damit die ihre Werte gesichert haben, und das Volk oder die KMUs bekommen dieses Geld nicht. Das sind die Tatsachen! (Beifall bei der FPÖ.)

In die Richtung des Herrn Schreuder, der gemeint hat, das sei feig, was wir hier tun, möchte ich sagen: Ich glaube nicht, dass es feig ist. Ich glaube, in der Demokratie ha­ben wir das Recht, den Mut zu haben, gegen den Strom zu schwimmen; und wenn wir das heute tun, dann sind wir bei Gott nicht alleine auf der Welt, wir sind in bester Ge­sellschaft.

Wenn man bei dem Hearing mit dabei war, das leider Gottes zum selben Zeitpunkt stattgefunden hat wie der letzte Bundesrat – was sehr schade war, wir konnten somit nur bis zirka 11.30 Uhr daran teilnehmen –: Diese Mitteilungen, die diese gesamten Experten gegeben haben, waren hochinteressant.

Es war schade, dass sehr, sehr wenige der Bundesratskolleginnen und -kollegen dort anwesend waren. Es war durchaus interessant zu hören, was diese Leute gesagt ha-


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ben, es waren nicht nur Professoren da, wie Sie, Frau Bundesministerin, jetzt gerade erwähnt haben, aber es waren jedenfalls Experten. Die haben eben ihre Meinung dort vertreten, und auch die von ÖVP, SPÖ und Grünen nominierten Experten waren abso­lut nicht euphorisch. Sie haben ein bisschen in eine andere Richtung geredet, aber von Euphorie war dort keine Spur.

Man darf dann als Abgeordnete sehr wohl kritisch sein, sich genau informieren, überle­gen und auch dagegen sein, wenn man der Meinung ist, dass das nicht richtig ist. (Bei­fall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei ÖVP und Grünen. – Bundesrat Schreuder: Ich möchte wissen, wofür ihr seid!)

Der Herr Staatssekretär Ostermayer ist jetzt gerade nicht herinnen. Er hat gemeint, wir herinnen sichern Arbeitsplätze und seien dafür verantwortlich. Ja, das sind wir. Aber wir sind dafür verantwortlich, für die Wirtschaft und für die Industrie Rahmenbedingun­gen zu schaffen, damit sie die Arbeitsplätze schaffen können. Die Politik hat noch nie Arbeitsplätze geschaffen, es waren schon immer die Industrie und die Wirtschaft und sonst gar niemand! (Beifall bei der FPÖ. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

In diesem Zusammenhang hat der Kollege Klug am Anfang gemeint, wir würden hier jämmerliche Unwahrheiten verbreiten. Ich möchte nicht in dieses Füllhorn klagen, ich möchte eine jämmerliche Tatsache hier vor Ort erwähnen: Wir haben in der letzten Woche gehört, was die Betrugsbekämpfungsbehörde OLAF kommentiert hat; dass nämlich ein außergewöhnlich hoher Betrag, sozusagen einfach nur 389 Millionen €, in ein Straßenprojekt in Kalabrien geflossen sind.

Das war nicht gerade jetzt, das war in den Jahren 1994 bis 1999, und es hat immerhin bis heute, 2012 gedauert, bis wir draufgekommen sind, dass das irgendwo dubios ver­schwunden ist. Und das ist nur ein Betrag unter vielen anderen, die ebenfalls ver­schwunden sind! (Bundesrat Tiefnig: Und was ist mit Hypo Alpe-Adria?)

Wenn Geldmittel aus Österreich – wir sind ja Nettozahler in der EU – zum großen Teil in den Kohäsionsfonds fließen, dann darf man sich doch in diesem Lichte fragen, wo diese Österreich-Zahlungen an die EU und ihre Institutionen im Zuge der Eurorettung, nachdem die sprunghaft angestiegen sind, hinfließen! Das darf man sich doch schlicht und einfach fragen!

Es ist auch klar, der ESM wird zu in ihrer Höhe unlimitierten Zahlungen führen, denn das Parlament hier wird diesen Erhöhungen zustimmen, falls das in dieser Zusammen­setzung bleiben sollte. (Zwischenruf des Bundesrates Mayer.) – Es sei denn, sie wer­den erhöht und es wird hier im Parlament zugestimmt. Wir haben gerade gehört, wie es laufen wird. Nur, bis sie hier im Parlament geändert wird – das hat die Frau Gou­verneursrätin vorher klar ausformuliert, ich habe es zumindest so verstanden. Also wenn hier im Parlament einer Erhöhung zugestimmt wird, dann wird sie erhöht. Da brauchen wir jetzt, glaube ich, nicht Erbsen zählen.

Es muss darum schon die Frage erlaubt sein, ob die österreichischen Steuermilliarden in Straßburg, in Brüssel (Ruf: Kärnten!) oder bei diesem rechtlich unantastbaren Gou­verneursrat, ob die dort richtig aufbewahrt sind. Ich möchte einfach diese Möglichkeit wahrnehmen und sagen, es wäre ja auch nicht so dringend gewesen, das genau jetzt, heute und sofort zu erledigen.

Natürlich hätten wir jetzt auch noch Zeit gehabt, abzuwarten, was zum Beispiel in der Bundesrepublik Deutschland passiert. Wir hätten doch jetzt warten können, was der Verfassungsgerichthof dort entscheidet. Ob den Klagen, die dort eingebracht wurden – außerdem von CSU- und SPD-Mitgliedern! –, recht gegeben wird oder nicht.

Warum warten wir denn nicht diese drei Wochen ab, nützen die Sommerpause für eine sinnvolle Entscheidung, und kommen wieder zusammen, was ja durchaus auch schön


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sein kann? Wien ist sicher auch im Sommer eine Reise wert. (Ruf: Ändert das Ihre Meinung? – Heiterkeit bei SPÖ, ÖVP und Grünen.) – Aber wir müssen das doch nicht innerhalb dieser kurzen Zeit einfach durchboxen! Warum warten wir nicht zumindest diese Reaktion ab, damit wir noch wissen, was dort entschieden wird und was nicht?

Wir sind, wie ich schon gesagt habe, in absolut guter Gesellschaft. Es ist Finnland die­ser Meinung und auch die Niederlande nicht unbedingt hellauf begeistert. Also darf man sehr wohl als Oppositionspolitikerin hier stehen, ohne dass einem böse Absichten unterstellt werden und ohne dass man wortgewaltigst meint, dass wir mit der Dampflok propagandistisch durch Österreich reisen. Wir können übrigens mit der Dampflok gar nicht fahren, die gibt es nämlich gar nicht mehr.

Das darf man schlicht und einfach, und ich möchte dem genauso das Wort reden. Wie gesagt, auch ein CDU-Abgeordneter, Herr Bosbach, hat zum Beispiel gesagt, die Wäh­rungsunion ist auf dem Weg in eine Haftungsunion. Es sei die Frage derzeit, wann dies zu einer Transferunion wird. Das aber sollte die Eurozone niemals sein. Das ist nicht enkeltauglich, das wollen wir nicht, und deshalb stimmen wir dem auch nicht zu! (Bei­fall bei der FPÖ.)

12.48


Präsident Georg Keuschnigg: Zu Wort gelangt Herr Bundesrat Kneifel. – Bitte.

 


12.48.21

Bundesrat Gottfried Kneifel (ÖVP, Oberösterreich): Sehr geschätzter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Liebe Kollegin­nen und Kollegen! Ich habe, glaube ich, fast jeden Redner heute gehört und diese De­batte aufmerksam mitverfolgt und darf gleich anschließen an die Frau Kollegin Michal­ke von der Freiheitlichen Partei.

Sie haben natürlich recht, dass die Politik an sich keine Arbeitsplätze schafft. Aber wir nehmen sehr wohl in Anspruch, dass wir hier in diesem Haus wesentliche Rahmenbe­dingungen schaffen, dass die Wirtschaft Erfolge erzielen kann. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Es ist sicher richtig, Europa macht derzeit eine Krise durch. Wer etwas anderes behauptet, der lügt. Jetzt geht es darum, die rich­tigen Entscheidungen zu fällen, die richtigen Maßnahmen zu setzen, um aus dieser Krise entsprechend wieder herauszukommen.

Ich kann Sie beruhigen, die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass Europa aus jeder Krise gestärkt und verbessert herausgegangen ist. Das wird auch bei dieser Krise der Fall sein. Ich halte wenig davon, Zitate zu bringen, die 150 oder 200 Jahre alt sind – oder gar noch älter, wenn ich an den Turmbau zu Babel denke oder an Schrift­steller oder an den geschätzten oberösterreichischen Mundartdichter Franz Stelzhamer aus Piesenham, der im Jahre 1802 geboren wurde. Das war eine ganz andere Zeit. Wir müssen doch die Veränderungen zur Kenntnis nehmen!

Damals hat es keine weltumfassende Finanzspekulation gegeben. Damals war die Welt noch in Ordnung. Damals war alles bieder und gemütlich, da hat man sich auf der Hausbank zusammengesetzt, auch in Piesenham, mit Franz Stelzhamer. – Jetzt aber sind wir einer globalen Weltspekulation ausgesetzt, sind wir Spekulanten ausgesetzt, die völlig abgekoppelt sind von der Realwirtschaft. Und ich muss Ihnen sagen, die Realwirtschaft macht ihre Arbeit sehr gut.

Ich habe in den letzten 14 Tagen eine Serie von Gesprächen mit Innungsmeistern aus dem Gewerbe in Oberösterreich geführt. Alle haben mir gesagt, dass sie gut ausge­lastet sind und Aufträge haben; sie haben sogar zu wenig Fachkräfte, zu wenig Mitar­beiterinnen und Mitarbeiter. – Die Realwirtschaft macht ihre Arbeit ausgezeichnet.


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Daher: Sollen wir wirklich zum Spielball dieser Spekulanten werden?

Herr Kollege Pisec, ich habe Verständnis für Ihre Situation: Sie sind ein gebildeter Wirt­schaftsakademiker, Sie haben die Berechtigung zum Börsenhandel, Sie sind auch ein in Südafrika geprüfter Börsenhändler. – Der Standort bestimmt den Standpunkt. Sie, Herr Kollege Pisec, haben eher ein Faible für Börsenhändler – ich hingegen nicht. Mir geht es um die Sicherung des Wohlstandes in unserer Republik, in Europa. Das ist un­ser zentrales Anliegen – und nichts anderes.

Wir lassen nicht zu, dass die Spekulanten der Finanzmärkte uns vor sich hertreiben (Zwischenruf bei der ÖVP), sondern wir nützen unsere Möglichkeiten als Parlamenta­rier, die entsprechenden Antworten darauf zu geben. Diese Herrschaften werden sich warm anziehen müssen, wenn Europa in dieser Stunde zusammensteht und ein ge­schlossenes und gemeinsames Bild der Solidarität und der Gemeinschaft abgibt. (Bei­fall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Es wurde gesagt, der ESM sei verfassungs­widrig und so weiter. Frau Bundesministerin Dr. Fekter ist ja schon darauf eingegan­gen, dass das ein völkerrechtlicher Vertrag ist, der abgeschlossen wird. Beispiele in diesem Zusammenhang wurden ja schon gebracht; darüber brauche ich mich nicht mehr näher zu äußern.

Bei diesen Beschlüssen geht es wirklich um Solidarität in Europa, und wir erleben ja die Früchte dieser Vernetzung. Die Wirtschaft geht immer voraus; die Politik hinkt im­mer hinten nach, aber die Wirtschaft hat ein feines Sensorium. Wir haben die Früchte dieser gemeinsamen Arbeit, dieser Vernetzung unserer Wirtschaft in den vergangenen Jahren ja auch genossen. Jetzt geht es also darum, einen Teil dieser Früchte in diese Solidarität einzubringen und zu helfen.

Es ist hier gesagt worden, Solidarität sei uneigennützig – aber das, geschätzte Damen und Herren, ist in Wirklichkeit auch sehr eigennützig, denn damit helfen wir uns ja auch selbst und nicht nur den anderen. Es geht um die Erhaltung unseres Wohlstandes, unserer Pensionen. Es geht um die Erhaltung des Lohnniveaus und der Gehälter in Österreich; es geht um die Sicherung der Sparguthaben und der sozialen Standards in unserem Lande. Ich würde auch sagen, es geht um nicht mehr und nicht weniger als um die Erhaltung des sozialen Friedens.

Geschätzte Damen und Herren! Der Fiskalpakt steht in enger Verbindung mit dem ESM: Man kann nicht oben in ein Fass Wasser hineingießen und die Löcher auf der Seite und unten nicht stopfen; das geht nicht. Das leuchtet doch jedem Menschen – auch am Stammtisch – ein. Man kann nicht Kapital geben und sagen, es sei einem wurscht, wie es verrinnt. Daher muss man die Löcher in diesem Fass stopfen, damit es eben kein Fass ohne Boden wird.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Die Solidarität ist auch innerösterreichisch wirklich perfekt gewesen: Bund, Länder und Gemeinden tun bei diesem Fiskalpakt, beim Stabilitätsmechanismus und bei der Sicherstellung der wirtschaftlichen und fi­nanziellen Stabilität unserer Länder vorbildlich mit. In der Länderkammer sollte man daher auch einmal betonen, dass die Länder da eine sehr kooperative Rolle gespielt haben.

In Österreich sind die Vorgaben des Vertrages mit dem innerösterreichischen Stabili­tätspakt hervorragend und vorbildlich umgesetzt. Dieser Vertrag implementiert die Schuldenbremse in Österreich und regelt auch die Verantwortung zwischen Bund, Län­dern und Gemeinden.

Damit, meine sehr geschätzten Damen und Herren, bin ich bei den Bundesländern, und ich meine, es ist an der Zeit, auch einmal eine Art Zwischenbilanz zu ziehen, wie


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sich die Bundesländer in diesen Fragen verhalten haben. Das Bundesgesetz zum Sta­bilitätspakt ist ja der bisherige Schlusspunkt einer ganzen Serie von Reformprojekten, die zwischen dem Bund und den Ländern vorbildlich umgesetzt wurden. Ich denke da zum Beispiel an die Pflegefinanzierung, an die Einführung der Landesverwaltungsge­richte, an die Polizeireform, an die Gesundheitsreform, an mehr als 200 Deregulie­rungsvorschläge, die mit den Ländern umgesetzt wurden. Weiters verweise ich in die­sem Zusammenhang auf die Artikel-15a-Vereinbarung betreffend Transparenzdaten­bank oder auf das Bundesgesetz für den Stabilitätspakt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist ein Beweis dafür, dass die Reform­partnerschaft zwischen Bund und Ländern funktioniert und wir dieses Modell der in­nerösterreichischen Solidarität auf ganz Europa umsetzen und uns gegenseitig helfen; und da schließe ich das Bundesland Kärnten selbstverständlich mit ein.

Diese Erfolgsbilanz, meine sehr geschätzten Damen und Herren, straft jene Kritiker Lü­gen, die die Bundesländer immer als „Reformverweigerer“ und „Blockierer“ hinstellen. – Das stimmt doch nicht! Föderalismus ist auch nicht ein Grundübel unserer Verfassung, sondern ein Wettbewerbsvorteil, wenn wir uns Daten im internationalen Vergleich vor Augen führen.

Es geht nicht um Ländergeld, es geht nicht um Landesgeld, es geht nicht um Gemein­degeld, es geht nicht um Bundesgeld, das wir heute in einem Solidaritätsakt zur Siche­rung der Finanzen und der Wirtschaft Europas bereitstellen, sondern es geht um das Geld des österreichischen Steuerzahlers, der das sehr sauer verdienen muss – und mit dem wir in Zukunft wirkungsvoll und sparsam umzugehen haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der SPÖ.)

12.58

12.58.20

 


Präsident Georg Keuschnigg: Weitere Wortmeldungen hiezu liegen nicht vor.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall.

Die Debatte ist damit geschlossen.

Die Abstimmung über die gegenständlichen Beschlüsse des Nationalrates erfolgt ge­trennt.

Wir kommen zunächst zur Abstimmung über den Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend den Beschluss des Europäischen Rates vom 25. März 2011 zur Änderung des Artikels 136 AEUV hinsichtlich eines Stabilitätsmechanismus für die Mit­gliedstaaten, deren Währung der Euro ist.

Der gegenständliche Beschluss bedarf nach Artikel 23i Abs. 4 B-VG in Verbindung mit Artikel 50 Abs. 4 B-VG der Zustimmung des Bundesrates bei Anwesenheit von mindes­tens der Hälfte der Mitglieder des Bundesrates und einer Mehrheit von mindestens zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen.

Ich stelle zunächst die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der Mitglieder des Bundesrates fest.

Es ist hiezu namentliche Abstimmung verlangt worden.

Da dieses Verlangen von fünf Bundesräten gestellt wurde, ist gemäß § 54 Abs. 3 der Geschäftsordnung eine namentliche Abstimmung durchzuführen. Ich gehe daher so vor.

Im Sinne des § 55 Abs. 5 der Geschäftsordnung erfolgt die Stimmabgabe nach Aufruf durch die Schriftführung in alphabetischer Reihenfolge mündlich mit „Ja“ – Zustim­mung – oder „Nein“. Ich bitte um deutliche Worte.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 66

Ich ersuche nunmehr die Schriftführung um den Aufruf der Bundesräte in alphabeti­scher Reihenfolge.

*****

(Über Namensaufruf durch die Schriftführerin Diesner-Wais geben die Bundesrätinnen und Bundesräte ihr Stimmverhalten mündlich bekannt.)

*****

 


Präsident Georg Keuschnigg: Die Stimmabgabe ist beendet.

Ich unterbreche zur Auszählung der Stimmen kurz die Sitzung.

*****

(Die Stimmenzählung wird vorgenommen. – Die Sitzung wird um 13.02 Uhr unterbro­chen und um 13.03 Uhr wieder aufgenommen.)

*****

 


Präsident Georg Keuschnigg: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt.

Demnach entfallen auf den Antrag, dem gegenständlichen Beschluss gemäß Arti­kel 23i Abs. 4 B-VG in Verbindung mit Artikel 50 Abs. 4 B-VG die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen, bei

55 abgegebenen Stimmen 45 „Ja“-Stimmen, 10 „Nein“-Stimmen.

Der Antrag ist somit unter Berücksichtigung der besonderen Beschlusserfordernisse angenommen.

Ausdrücklich stelle ich die verfassungsmäßig erforderliche Zweidrittelmehrheit fest.

Mit „Ja“ stimmten die Bundesrätinnen und Bundesräte:

Androsch;

Beer;

Diesner-Wais, Dönmez, Duzdar;

Ebner;

Füller, Fürlinger;

Greiderer, Grimling;

Hensler, Himmer;

Jachs, Junker;

Kainz, Kemperle, Kerschbaum, Klug, Kneifel, Köberl Johanna, Konrad;

Lampel, Lindinger, Lugsteiner;

Mayer;

Perhab, Petritz, Posch-Gruska, Preineder;

Rausch, Reisinger;


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 67

Saller, Schennach, Schreuder, Schweigkofler, Stadler, Steinkogler, Strohmayer-Dangl;

Temmel, Tiefnig, Todt;

Wenger, Winzig;

Zehentner, Zwazl.

Mit „Nein“ stimmten die Bundesrätinnen und Bundesräte:

Brückl;

Ertl;

Jenewein;

Krusche;

Michalke, Mitterer, Mühlwerth;

Pirolt, Pisec;

Zangerl.

*****

 


Präsident Georg Keuschnigg: Nun gelangen wir zur Abstimmung über den Be­schluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Vertrag zur Einrichtung des Eu­ropäischen Stabilitätsmechanismus zwischen dem Königreich Belgien, der Bundesre­publik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Hellenischen Republik, dem Kö­nigreich Spanien, der Französischen Republik, der Italienischen Republik, der Republik Zypern, dem Großherzogtum Luxemburg, Malta, dem Königreich der Niederlande, der Republik Österreich, der Portugiesischen Republik, der Republik Slowenien, der Slo­wakischen Republik und der Republik Finnland.

Es ist hiezu ebenfalls namentliche Abstimmung verlangt worden.

Da dieses Verlangen von fünf Bundesräten gestellt wurde, ist gemäß § 54 Abs. 3 der Geschäftsordnung eine namentliche Abstimmung durchzuführen. Ich gehe daher so vor.

Im Sinne des § 55 Abs. 5 der Geschäftsordnung erfolgt die Stimmabgabe nach Aufruf durch die Schriftführung in alphabetischer Reihenfolge mündlich mit „Ja“ oder „Nein“. Ich bitte um deutliche Worte.

Ich ersuche nunmehr die Schriftführung um den Aufruf der Bundesräte in alphabeti­scher Reihenfolge.

*****

(Über Namensaufruf durch die Schriftführerin Diesner-Wais geben die Bundesrätinnen und Bundesräte ihr Stimmverhalten mündlich bekannt.)

*****

 


Präsident Georg Keuschnigg: Die Stimmabgabe ist beendet.

Ich unterbreche zur Auszählung der Stimmen kurz die Sitzung.

*****


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 68

(Die Stimmenzählung wird vorgenommen. – Die Sitzung wird um 13.06 Uhr unterbro­chen und um 13.07 Uhr wieder aufgenommen.)

*****

 


Präsident Georg Keuschnigg: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt.

Auf den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Ein­spruch zu erheben, entfallen bei

55 abgegebenen Stimmen 45 „Ja“-Stimmen, 10 „Nein“-Stimmen.

Der Antrag ist somit angenommen.

Mit „Ja“ stimmten die Bundesrätinnen und Bundesräte:

Androsch;

Beer;

Diesner-Wais, Dönmez, Duzdar;

Ebner;

Füller, Fürlinger;

Greiderer, Grimling;

Hensler, Himmer;

Jachs, Junker;

Kainz, Kemperle, Kerschbaum, Klug, Kneifel, Köberl Johanna, Konrad;

Lampel, Lindinger, Lugsteiner;

Mayer;

Perhab, Petritz, Posch-Gruska, Preineder;

Rausch, Reisinger;

Saller, Schennach, Schreuder, Schweigkofler, Stadler, Steinkogler, Strohmayer-Dangl;

Temmel, Tiefnig, Todt;

Wenger, Winzig;

Zehentner, Zwazl.

Mit „Nein“ stimmten die Bundesrätinnen und Bundesräte:

Brückl;

Ertl;

Jenewein;

Krusche;

Michalke, Mitterer, Mühlwerth;

Pirolt, Pisec;

Zangerl.

*****

 



BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 69

Präsident Georg Keuschnigg: Wir kommen nun zur Abstimmung über den Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend eine ESM-Begleitnovelle.

Der gegenständliche Beschluss bedarf nach Artikel 44 Abs. 2 B-VG der Zustimmung des Bundesrates bei Anwesenheit von mindestens der Hälfte der Mitglieder des Bun­desrates und einer Mehrheit von mindestens zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen.

Ich stelle zunächst die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der Mitglieder des Bundesrates fest.

Es ist hiezu namentliche Abstimmung verlangt worden.

Da dieses Verlangen von fünf Bundesräten gestellt wurde, ist gemäß § 54 Abs. 3 der Geschäftsordnung eine namentliche Abstimmung durchzuführen. Ich gehe daher so vor.

Im Sinne des § 55 Abs. 5 der Geschäftsordnung erfolgt die Stimmabgabe nach Aufruf durch die Schriftführung in alphabetischer Reihenfolge mündlich mit „Ja“ oder „Nein“.

Ich ersuche nunmehr die Schriftführung um den Aufruf der Bundesräte in alphabeti­scher Reihenfolge.

*****

(Über Namensaufruf durch die Schriftführerin Diesner-Wais geben die Bundesrätinnen und Bundesräte ihr Stimmverhalten mündlich bekannt.)

*****

 


Präsident Georg Keuschnigg: Die Stimmabgabe ist beendet.

Ich unterbreche zur Auszählung der Stimmen kurz die Sitzung.

*****

(Die Stimmenzählung wird vorgenommen. – Die Sitzung wird um 13.10 Uhr unterbro­chen und um 13.11 Uhr wieder aufgenommen.)

*****

 


Präsident Georg Keuschnigg: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt.

Demnach entfallen auf den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalra­tes keinen Einspruch zu erheben, bei

55 abgegebenen Stimmen 45 „Ja“-Stimmen, 10 „Nein“-Stimmen.

Der gegenständliche Antrag ist somit angenommen.

Mit „Ja“ stimmten die Bundesrätinnen und Bundesräte:

Androsch;

Beer;

Diesner-Wais, Dönmez, Duzdar;

Ebner;

Füller, Fürlinger;


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 70

Greiderer, Grimling;

Hensler, Himmer;

Jachs, Junker;

Kainz, Kemperle, Kerschbaum, Klug, Kneifel, Köberl Johanna, Konrad;

Lampel, Lindinger, Lugsteiner;

Mayer;

Perhab, Petritz, Posch-Gruska, Preineder;

Rausch, Reisinger;

Saller, Schennach, Schreuder, Schweigkofler, Stadler, Steinkogler, Strohmayer-Dangl;

Temmel, Tiefnig, Todt;

Wenger, Winzig;

Zehentner, Zwazl.

Mit „Nein“ stimmten die Bundesrätinnen und Bundesräte:

Brückl;

Ertl;

Jenewein;

Krusche;

Michalke, Mitterer, Mühlwerth;

Pirolt, Pisec;

Zangerl.

*****

 


Präsident Georg Keuschnigg: Nunmehr lasse ich noch über den Antrag abstimmen, dem vorliegenden Beschluss gemäß Artikel 44 Abs. 2 B-VG die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen.

Es ist auch hiezu namentliche Abstimmung verlangt worden.

Da dieses Verlangen ebenfalls von fünf Bundesräten gestellt wurde, ist gemäß § 54 Abs. 3 der Geschäftsordnung eine namentliche Abstimmung durchzuführen. Ich gehe daher so vor.

Im Sinne des § 55 Abs. 5 der Geschäftsordnung erfolgt die Stimmabgabe nach Aufruf durch die Schriftführung in alphabetischer Reihenfolge mündlich mit „Ja“ oder „Nein“.

Ich ersuche die Schriftführung um den Aufruf der Bundesräte in alphabetischer Reihen­folge.

*****

(Über Namensaufruf durch die Schriftführerin Diesner-Wais geben die Bundesrätinnen und Bundesräte ihr Stimmverhalten mündlich bekannt.)

*****

 



BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 71

Präsident Georg Keuschnigg: Die Stimmabgabe ist beendet.

Ich unterbreche zur Auszählung der Stimmen kurz die Sitzung.

*****

(Die Stimmenzählung wird vorgenommen. – Die Sitzung wird um 13.14 Uhr unterbro­chen und um 13.15 Uhr wieder aufgenommen.)

*****

 


Präsident Georg Keuschnigg: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt.

Demnach entfallen auf den Antrag, dem vorliegenden Beschluss gemäß Artikel 44 Abs. 2 B-VG die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen, bei

55 abgegebenen Stimmen 45 „Ja“-Stimmen, 10 „Nein“-Stimmen.

Der Antrag ist somit unter Berücksichtigung der besonderen Beschlusserfordernisse angenommen.

Ausdrücklich stelle ich die verfassungsmäßig erforderliche Zweidrittelmehrheit fest.

Mit „Ja“ stimmten die Bundesrätinnen und Bundesräte:

Androsch;

Beer;

Diesner-Wais, Dönmez, Duzdar;

Ebner;

Füller, Fürlinger;

Greiderer, Grimling;

Hensler, Himmer;

Jachs, Junker;

Kainz, Kemperle, Kerschbaum, Klug, Kneifel, Köberl Johanna, Konrad;

Lampel, Lindinger, Lugsteiner;

Mayer;

Perhab, Petritz, Posch-Gruska, Preineder;

Rausch, Reisinger;

Saller, Schennach, Schreuder, Schweigkofler, Stadler, Steinkogler, Strohmayer-Dangl;

Temmel, Tiefnig, Todt;

Wenger, Winzig;

Zehentner, Zwazl.

Mit „Nein“ stimmten die Bundesrätinnen und Bundesräte:

Brückl;

Ertl;

Jenewein;


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 72

Krusche;

Michalke, Mitterer, Mühlwerth;

Pirolt, Pisec;

Zangerl.

*****

 


Präsident Georg Keuschnigg: Nun gelangen wir zur Abstimmung über den Be­schluss des Nationalrats vom 4. Juli 2012 betreffend Vertrag über Stabilität, Koordinie­rung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion zwischen dem König-
reich Belgien, der Republik Bulgarien, dem Königreich Dänemark, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Hellenischen Republik, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, der Italienischen Republik, der Republik Zypern, der Republik Lettland, der Republik Litauen, dem Großherzogtum Luxemburg, Ungarn, Malta, dem Königreich der Niederlande, der Republik Österreich, der Republik Polen, der Portugiesischen Republik, Rumänien, der Republik Slowenien, der Slowakischen Republik, der Republik Finnland und dem Königreich Schweden.

Da der gegenständliche Beschluss Angelegenheiten des selbständigen Wirkungsberei­ches der Länder regelt, bedarf dieser der Zustimmung des Bundesrates gemäß Arti­kel 50 Abs. 2 Z 2 B-VG.

Es ist hiezu ebenfalls namentliche Abstimmung verlangt worden.

Da auch dieses Verlangen von fünf Bundesräten gestellt wurde, ist gemäß § 54 Abs. 3 der Geschäftsordnung eine namentliche Abstimmung durchzuführen. Ich gehe daher so vor.

Im Sinne des § 55 Abs. 5 der Geschäftsordnung erfolgt die Stimmabgabe nach Aufruf durch die Schriftführung in alphabetischer Reihenfolge mündlich mit „Ja“ oder „Nein“.

Ich ersuche nunmehr die Schriftführung um den Aufruf der Bundesräte in alphabeti­scher Reihenfolge. – Bitte.

*****

(Über Namensaufruf durch die Schriftführerin Diesner-Wais geben die Bundesrätinnen und Bundesräte ihr Stimmverhalten mündlich bekannt.)

*****

 


Präsident Georg Keuschnigg: Die Stimmabgabe ist beendet.

Ich unterbreche zur Auszählung der Stimmen kurz die Sitzung.

*****

(Die Stimmenzählung wird vorgenommen. – Die Sitzung wird um 13.19 Uhr unterbro­chen und um 13.20 Uhr wieder aufgenommen.)

*****

 


Präsident Georg Keuschnigg: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 73

Demnach entfallen auf den Antrag, gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalra­tes keinen Einspruch zu erheben, bei

55 abgegebenen Stimmen 42 „Ja“-Stimmen und 13 „Nein“-Stimmen.

Der gegenständliche Antrag ist somit angenommen.

Mit „Ja“ stimmten die Bundesrätinnen und Bundesräte:

Androsch;

Beer;

Diesner-Wais, Duzdar;

Ebner;

Füller, Fürlinger;

Greiderer, Grimling;

Hensler, Himmer;

Jachs, Junker;

Kainz, Kemperle, Klug, Kneifel, Köberl Johanna, Konrad;

Lampel, Lindinger, Lugsteiner;

Mayer;

Perhab, Petritz, Posch-Gruska, Preineder;

Rausch, Reisinger;

Saller, Schennach, Schweigkofler, Stadler, Steinkogler, Strohmayer-Dangl;

Temmel, Tiefnig, Todt;

Wenger, Winzig;

Zehentner, Zwazl.

Mit „Nein“ stimmten die Bundesrätinnen und Bundesräte:

Brückl;

Dönmez;

Ertl;

Jenewein;

Kerschbaum, Krusche;

Michalke, Mitterer, Mühlwerth;

Pirolt, Pisec;

Schreuder;

Zangerl.

*****

 


Präsident Georg Keuschnigg: Nunmehr lasse ich noch über den Antrag abstimmen, dem vorliegenden Beschluss gemäß Artikel 50 Abs. 2 Z 2 B-VG die verfassungsmäßi­ge Zustimmung zu erteilen.

Es ist auch hiezu eine namentliche Abstimmung verlangt worden.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 74

Da dieses Verlangen ebenfalls von fünf Bundesräten gestellt wurde, ist gemäß § 54 Abs. 3 der Geschäftsordnung eine namentliche Abstimmung durchzuführen. Ich gehe daher so vor.

Im Sinne des § 55 Abs. 5 der Geschäftsordnung erfolgt die Stimmabgabe nach Aufruf durch die Schriftführung in alphabetischer Reihenfolge mündlich mit „Ja“ oder „Nein“. Ich bitte ausdrücklich um deutliche Worte.

Ich ersuche nun die Schriftführung um den Aufruf der Bundesräte in alphabetischer Reihenfolge.

*****

(Über Namensaufruf durch die Schriftführerin Diesner-Wais geben die Bundesrätinnen und Bundesräte ihr Stimmverhalten mündlich bekannt.)

*****

 


Präsident Georg Keuschnigg: Die Stimmabgabe ist beendet.

Ich unterbreche zur Auszählung der Stimmen kurz die Sitzung.

*****

(Die Stimmenzählung wird vorgenommen. – Die Sitzung wird um 13.23 Uhr unterbro­chen und um 13.24 Uhr wieder aufgenommen.)

*****

 


Präsident Georg Keuschnigg: Ich nehme die unterbrochene Sitzung wieder auf und gebe das Abstimmungsergebnis bekannt.

Demnach entfallen auf den Antrag, dem vorliegenden Beschluss gemäß Artikel 50 Abs. 2 Z 2 B-VG die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen, bei

55 abgegebenen Stimmen 42 „Ja“-Stimmen und 13 „Nein“-Stimmen.

Der Antrag ist somit angenommen.

Mit „Ja“ stimmten die Bundesrätinnen und Bundesräte:

Androsch;

Beer;

Diesner-Wais, Duzdar;

Ebner;

Füller, Fürlinger;

Greiderer, Grimling;

Hensler, Himmer;

Jachs, Junker;

Kainz, Kemperle, Klug, Kneifel, Köberl Johanna, Konrad;

Lampel, Lindinger, Lugsteiner;

Mayer;


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 75

Perhab, Petritz, Posch-Gruska, Preineder;

Rausch, Reisinger;

Saller, Schennach, Schweigkofler, Stadler, Steinkogler, Strohmayer-Dangl;

Temmel, Tiefnig, Todt;

Wenger, Winzig;

Zehentner, Zwazl.

Mit „Nein“ stimmten die Bundesrätinnen und Bundesräte:

Brückl;

Dönmez;

Ertl;

Jenewein;

Kerschbaum, Krusche;

Michalke, Mitterer, Mühlwerth;

Pirolt, Pisec;

Schreuder;

Zangerl.

*****

 


Präsident Georg Keuschnigg: Es liegt ein Antrag der Bundesräte Johann Ertl, Kolle­ginnen und Kollegen auf Fassung einer Entschließung betreffend Beurkundung der Beschlüsse zum ESM-Vertrag vor.

Ich lasse über diesen Entschließungsantrag abstimmen.

Ich bitte jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die diesem Antrag zustimmen, um eine Zeichen mit der Hand. – Das ist die Minderheit. Der Antrag auf Fassung der gegen­ständlichen Entschließung ist daher abgelehnt. (Ironische Heiterkeit bei ÖVP und SPÖ. – Ruf: Nicht einmal der Antragsteller ist da!)

13.25.445. Punkt

Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Vertrag zwischen dem Königreich Belgien, der Republik Bulgarien, der Tschechischen Republik, dem Königreich Dänemark, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Hellenischen Republik, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, der Italienischen Republik, der Republik Zypern, der Republik Lettland, der Republik Litauen, dem Großherzogtum Luxemburg, der Republik Ungarn, der Republik Malta, dem Königreich der Niederlande, der Republik Österreich, der Republik Polen, der Portugiesischen Republik, Rumänien, der Republik Slowe­nien, der Slowakischen Republik, der Republik Finnland, dem Königreich Schwe­den, dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Nordirland (Mitgliedstaaten der Europäischen Union) und der Republik Kroatien über den Beitritt der Repu­blik Kroatien zur Europäischen Union samt Schlussakte (1717 d.B. und 1848 d.B. sowie 8759/BR d.B.)

 


Präsident Georg Keuschnigg: Nun gelangen wir zum 5. Punkt der Tagesordnung.

Berichterstatterin ist Frau Bundesrätin Dr. Winzig. Ich bitte um den Bericht.

 


13.26.03


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 76

Berichterstatterin Dr. Angelika Winzig: Ich bringe den Bericht des Ausschusses für Verfassung und Föderalismus über den Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend den Vertrag zwischen den bereits genannten Ländern über den Beitritt der Republik Kroatien zur Europäischen Union samt Schlussakte.

Der Bericht liegt Ihnen in schriftlicher Form vor; ich komme daher gleich zur Antrag­stellung.

Ich stelle den Antrag, dem vorliegenden Beschluss des Nationalrates gemäß Artikel 50 Abs. 1 Z 2 B-VG in Verbindung mit Artikel 50 Abs. 4 B-VG die verfassungsmäßige Zu­stimmung zu erteilen.

 


Präsident Georg Keuschnigg: Danke für den Bericht.

Wir gehen in die Debatte ein.

Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Mag. Klug. Ich erteile es ihm.

 


13.26.53

Bundesrat Mag. Gerald Klug (SPÖ, Steiermark): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Staatssekretär! Sehr geehrter Herr Botschafter! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Hauptgrund meiner Wortmeldung liegt in der Vergangenheit. Wir haben unter der steirischen Präsidentschaft im Bundesrat gemeinsam unsere Europakonfe­renz am 9. Mai in der Landstube des Grazer Landhauses abgehalten und unter dem Motto „Kroatien – der 28. EU-Mitgliedstaat“ ausgerichtet.

Im Zuge dieser Europakonferenz haben sowohl unser steirischer Landeshauptmann Franz Voves als auch der kroatische Präsident Josipović gemeinsam, gerade auch vor dem Hintergrund der gemeinsamen geschichtlichen Entwicklung, es als einen konse­quenten und logischen Schritt bezeichnet, dass sowohl die Steiermark aber heute na­türlich auch Österreich Kroatien auf dem Weg in ein gemeinsames Europa behilflich ist.

Zitat Josipović: Jeder Staat muss seinen Weg zur Stabilität und Demokratie selbst fin­den. – Zitatende. Treffender, liebe Kolleginnen und Kollegen, könnte man es nicht for­mulieren.

1992 kam es zur völkerrechtlichen Anerkennung Kroatiens, auch als ehrlicher Partner im europäischen Einigungsprozess.

Im Bundesrat, der Länderkammer, liebe Kolleginnen und Kollegen, betrachten wir ger­ne unsere politischen Entwicklungen im Rahmen von Regionen. Am 1.7.2013 wächst unsere europäische politische Familie auf 28 Mitgliedstaaten, oder anders formuliert: Zu den jetzt 271 europäischen Regionen kommen weitere fünf Regionen aus Kroatien dazu.

Sehr geehrter Herr Botschafter! Vor allem auch liebe Kolleginnen und Kollegen! Die sozialdemokratische Bundesratsfraktion freut sich geschlossen über diese Entwick­lung. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie der Bundesrätin Kerschbaum.)

13.29


Präsident Georg Keuschnigg: Zu Wort gelangt Herr Bundesrat Mayer. – Bitte.

 


13.29.27

Bundesrat Edgar Mayer (ÖVP, Vorarlberg): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr ge­ehrter Staatssekretär! Sehr geehrter Herr Botschafter! Dobar dan!, wie man bei euch sagt, aber damit sind meine bescheidenen Kroatisch-Kenntnisse auch schon beendet. Frau Kollegin Blatnik könnte da wahrscheinlich mehr dazu beitragen.

Was lange währt, wird endlich gut, könnte man zu Beginn der Ratifizierung des Vertra­ges zum Beitritt Kroatiens zur EU sagen. Eine österreichische Zeitung, „Der Standard“, erschien mit der Headline, „Kroatien läuft den EU-Hafen an“, und da kann man sagen,


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 77

die längsten Beitrittsverhandlungen, die jemals in der EU stattgefunden haben, finden somit einen positiven Abschluss. Tatsächlich wurde der Antrag ja am 21. Februar 2003 eingereicht.

In den Beitrittsverhandlungen ging es letztlich nicht nur um Anpassungen an das EU-Recht, sondern auch um eine radikale Umstellung der unter der Tudjman-Ära eigent­lich festgefahrenen wirtschaftlichen Entwicklungen – heute steht Kroatien mit seiner wirtschaftlichen Entwicklung sehr gut da, das kann man hier erwähnen –, und es ging dabei auch um einige politische Hürden wie zum Beispiel die Beilegung des Grenz­streites mit Slowenien, was die Bucht von Piran anbelangt, oder um die Verhaftung des Generals Gotovina oder die Verhaftung des unter Korruptionsverdacht stehenden Ex-Premiers Ivo Sanader. Dazu sei aber doch erwähnt, da gibt es eine Anklageerhebung, noch kein Urteil, und in Zeiten wie diesen gilt auch für ihn die Unschuldsvermutung.

Einiges gibt es aus dem Bereich des Kapitels 23, des EU-Gemeinschaftsrechtes noch anzufügen, wo es um Grundrechte und Justiz geht, aber es geht auch noch um drei große im Staatsbesitz befindliche Werften, die privatisiert werden müssen, und das ist kein leichtes Unterfangen, weil es da natürlich auch um sehr viele Arbeitsplätze geht.

Die EU-Kommission ist nach dem derzeitigen Stand mit den bisherigen Fortschritten, was die Bekämpfung der Korruption und die organisierte Kriminalität anbelangt, eini­germaßen zufrieden, obwohl es da noch einiger Anstrengungen bedarf. Es darf auch Kroatien nicht lockerlassen, obwohl einige Experten schon wieder in diese Richtung argumentieren. Aber wir haben ja heute gehört, wie die Expertensituation auszulegen und darzulegen ist.

Wichtig und wesentlich ist auch: Das Monitoring, das in diesem Bereich eingesetzt war, wird ausgesetzt beziehungsweise ist beendet. Und das ist zum Unterschied von Bulga­rien und Rumänien auch ein wesentlicher Schritt.

Österreich hat sich immer wieder hervorgetan, indem es die Beitrittsverhandlungen Kroatiens sehr unterstützt hat. Es hat bereits unter dem damaligen Außenminister Alois Mock besondere Bewegung in diese Richtung, besondere Unterstützung gegeben. Man kann natürlich auch sagen, dass unter der Ägide von Alois Mock, während dessen Außenministertätigkeit, die europäische Idee eigentlich sehr, sehr weiterentwickelt wurde. Das ist natürlich kein Wunder, weil Österreich und Kroatien eine gemeinsame geschichtliche Vergangenheit haben und wir auch die – unter Anführungszeichen – „gutnachbarschaftlichen“ Beziehungen entsprechend weiterentwickeln können.

Das hat sich bis zum heutigen Tag fortgesetzt. Außenminister Vizekanzler Michael Spindelegger ist auch einer der großen Unterstützer, mit der gesamten Bundesregie­rung – das muss man hier auch deutlich erwähnen –, denn wir haben dieses Unterfan­gen von Kroatien auch sehr unterstützt, und zwar nicht nur, als es um die Verhandlun­gen über die Bucht von Piran ging, sondern auch jetzt im Endausbau. Da gab es einige Schwierigkeiten, und als sich das lange verzögert hat, hat Österreich mit entsprechen­den Interventionen auch Druck gemacht. (Vizepräsident Mag. Himmer übernimmt den Vorsitz.)

Es wird sich jetzt zeigen, wie sich die gesamte Region entwickelt, ob sich diesen Bei­tritt von Kroatien die anderen Länder des Westbalkans oder Südosteuropas als Bei­spiel nehmen und sich um ihre Hausaufgaben bemühen, so wie Kroatien, das da bei­spielhaft ist. Man wird sehen, wie es mit anderen Ländern, zum Beispiel mit Monte­negro – da gibt es schon ernsthafte Verhandlungen –, Bosnien und Mazedonien, aber insbesondere auch Serbien weitergeht. Es wird noch sehr viel an dieser Situation gearbeitet werden müssen. Wenn Kroatien als 28. Vollmitglied der EU beitritt, dann schafft das hoffentlich Energie für die ganze Region und für die anderen Länder, sich ein besonderes Beispiel zu nehmen.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 78

Das europäische Projekt wird größer, es wird wachsen, und wir begrüßen gemeinsam und eigentlich mit großer Freude ein ganz wichtiges Land: Kroatien. Wir dürfen auf die­sem Wege alles Gute wünschen.  Danke, Herr Botschafter. Ich danke Ihnen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen sowie des Bundesrates Brückl.)

13.34


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bun­desrat Krusche. – Bitte, Herr Kollege.

 


13.34.52

Bundesrat Gerd Krusche (FPÖ, Steiermark): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Sehr geehrter Herr Botschafter! Auch die freiheitliche Fraktion freut sich über den heu­tigen Tag, darüber, dass Kroatien, das ein unverzichtbarer Teil Europas ist, endlich in die Europäische Union aufgenommen wird.

Dieses Land hat ja gerade für uns Österreicher eine große, auch historische Bedeu­tung. Als Bestandteil der habsburgischen Länder war Kroatien von 1527 bis 1918, also fast 400 Jahre lang, unter habsburgischer Krone Seite an Seite mit Österreich. Die Kroaten waren an allen österreichischen Kriegen mit einem hohen Blutzoll beteiligt. Der Beitritt nun ist mehr als überfällig. Es wurde ja bereits erwähnt, die Verhandlungen ha­ben äußerst lange gedauert.

Für uns gibt es allerdings trotz aller Freude und positiver Einstellung einen Wermuts­tropfen: Es ist trotz vieler Bemühungen nicht gelungen, schweres Unrecht, das in der Zeit um 1945 passiert ist, gutzumachen. Es hat damals unter anderem Hunderttausen­de Enteignungen gegeben, die sehr viele Menschen betroffen haben, und hinsichtlich der Restitutionsgesetze gibt es bis dato eher vage Absichtserklärungen, aber leider vor allem seit den letzten Wahlen keine konkreten Schritte, um endlich Klarheit zu schaffen und dieses Problem aus der Welt zu schaffen. Auch ein klares diplomatisches Be­kenntnis war bis dato nicht zu hören.

Wir sind zwar durchaus optimistisch, dass Kroatien auch diesen Punkt abhaken wird können, aber wir sind irgendwo auch gebrannte Kinder. Wir haben die Beispiele mit Tschechien, wo noch immer die Unrechtsdekrete, die Beneš-Dekrete, in Rechtskraft sind, ebenso die AVNOJ-Bestimmungen in Slowenien.

Aus diesem Grund mag es heute vielleicht sein, dass der eine oder andere unserer Ab­geordneten dagegen stimmt. Ich bitte, das nicht als Affront zu verstehen, sondern als symbolisches Zeichen der Mahnung unter Freunden. – Danke. (Beifall bei der FPÖ.)

13.37


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundes­rätin Kerschbaum. – Bitte, Frau Kollegin.

 


13.38.04

Bundesrätin Elisabeth Kerschbaum (Grüne, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Sehr geehrter Herr Botschafter! Im Namen der Grünen darf ich natürlich auch unsere Freude ausdrücken, dass Kroatien jetzt zur Europäi­schen Union gehören wird.

Bei der Europakonferenz des Bundesrates – sie ist schon kurz angesprochen worden –habe ich die Rede des Präsidenten sehr spannend gefunden, vor allem auch deshalb, weil er nicht nur gesagt hat, es ist alles super, lässig, leiwand, sondern eben auch da­rauf aufmerksam gemacht hat, dass es noch Bereiche gibt, wo es Anstrengungen ge­ben wird müssen, sei es Korruptionsbekämpfung, Justizreform, Verfolgung von Kriegs­verbrechen oder Schutz von Minderheiten. Also ich denke, das sind Bereiche, da gibt es in fast allen Ländern immer wieder Dinge, wo man sich noch anstrengen muss, und es ist erfreulich, dass das der Präsident in der Konferenz mehr oder weniger auch be­tont hat.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 79

Der Herr Edgar Mayer hat diesmal wirklich fast alles gesagt, was ich sagen wollte, da­rum kann ich mich da nur anschließen, auch in dem Wunsch, dass Kroatien mit diesem Beitritt eben ein Vorbild für andere Balkanstaaten wird und für eventuelle weitere Bei­tritte.

Jetzt zu dem Einwand vom Herrn Kollegen Krusche: Also in der Zeit um 1945 ist in vie­len Ländern vieles passiert, und Österreich ist auch Mitglied der EU, zum Glück. Vieles von dem, was damals passiert ist, ist nicht wiedergutzumachen und wird auch nicht wiedergutzumachen sein. Das irgendwie noch in einen Zusammenhang mit dem Beitritt zu bringen – ich denke, da gibt es momentan doch auch andere Probleme. (Zwischen­ruf der Bundesrätin Mühlwerth.)

Ja, ich glaube, auch in Österreich gibt es noch Dinge, die noch nicht wiedergutgemacht sind und die nie wiedergutzumachen sein werden. – Danke. (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)

13.39


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Als Nächster zu Wort gelangt Herr Staatssekre­tär Dr. Ostermayer. – Bitte, Herr Staatssekretär.

 


13.40.01

Staatssekretär im Bundeskanzleramt Dr. Josef Ostermayer: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Botschafter! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich freue mich, und ich danke sozusagen stellvertretend den Menschen aus Kroatien, dem kroatischen Volk, dem kroatischen Staat für die Leistungen, für die Anstrengungen, für die Erfolge, für die Reformen, die in den letzten zwanzig Jahren und insbesondere in den letzten sechs Jahren während des Beitrittsprozesses umgesetzt wurden. Sie ha­ben einerseits Geduld, andererseits Konsequenz bewiesen. Es hat doch einige Zeit in Anspruch genommen.

Die österreichische Bundesregierung – damit das auch klar gesagt ist – hat in ihrem Koalitionsabkommen Ende 2008 festgehalten, dass wir den Beitritt von Kroatien unter­stützen. Wir haben auch entsprechende Schritte gesetzt – der Herr Abgeordnete May­er hat auch schon darauf hingewiesen –, es hat mit beiden Seiten, also Slowenien und Kroatien, als es um das Thema Bucht von Piran gegangen ist, Gespräche gegeben, in denen wir versucht haben zu vermitteln.

Es hat laufend auch sehr gute Kontakte gegeben zu den Vertretern von Kroatien. Der jetzige Ministerpräsident war ja auch erst vor wenigen Monaten hier zu Gast. Ich bin überzeugt davon, dass Sie die noch ausstehenden Herausforderungen genauso be­wältigen werden wie die in der Vergangenheit.

Ich finde es bedauerlich, dass im Unterschied zum Verfassungsausschuss, wo ein ein­stimmiger Beschluss erfolgt ist, im Plenum des Nationalrates leider kein einstimmiger Beschluss erfolgt ist. Ich habe es auch nicht als einen sehr freundlichen Akt gegenüber dem Herrn Parlamentspräsidenten, der anwesend war bei dieser Sitzung, empfunden. Ich finde es auch bedauerlich, dass es offenbar jetzt auch keinen einstimmigen Be­schluss gibt.

Aber seien Sie überzeugt davon: Die Menschen in Österreich stehen dazu, die Men­schen in Österreich unterstützen, dass Kroatien als 28. Mitglied in der EU aufgenom­men wird. – Danke schön. (Beifall bei SPÖ, ÖVP und Grünen.)

13.42


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Nächster Redner: Kollege Bundesrat Zangerl. – Bitte.

 


13.42.42

Bundesrat Stefan Zangerl (ohne Fraktionszugehörigkeit, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Geschätzter Herr Botschafter! Es ist ungewöhnlich,


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 80

dass ich als Einzelfraktion eine Stellungnahme zu irgendetwas abgebe, aber dieses Mal möchte ich es trotzdem tun, und ich möchte auch meiner persönlichen Freude Ausdruck verleihen, dass Kroatien diesen Weg gewählt hat.

Wenn man Kroatien betrachtet, dann muss man sagen, dass Kroatien immer ein in­tegrativer Bestandteil Europas war. Da unterscheidet sich Kroatien wesentlich von an­deren Balkanvölkern. Kroatien hat vor tausend Jahren eine weitreichende Entschei­dung getroffen, es hat den Weg nach Westen eingeschlagen, im Gegensatz zu Ser­bien, dem dieser Weg versagt geblieben ist.

Der Papst hat damals Königskronen an Ungarn, an Kroatien und an Serbien angebo­ten. István Árpád-házi, der spätere Heilige König Stefan I. von Ungarn, hat die Krone vom Papst genommen und hat sich nach Westen orientiert. Kroatien hat den gleichen Weg eingeschlagen, hat die lateinische Schrift angenommen und hat sich nach Westen orientiert. Nur in der serbischen Geschichte ist ein Irrtum unterlaufen. Wiewohl ein Volk, das mitten in Europa gelebt hat, hat es sich Byzanz angeschlossen, dem nieder­gehenden Kaiserreich Byzanz, und ist dann in späterer Folge, wie wir alle wissen, unter die russische Fuchtel geraten, was bis in die jüngere Vergangenheit angedauert hat.

Ich freue mich, dass Kroatien wieder ein Teil Europas wird, aber ich würde mich auch freuen, wenn wir alle miteinander die Kraft fänden, auch Serbien diesen Weg zu wei­sen. Denn alle Völker, die in diesem europäischen Hause wohnen, müssen auch in Zu­kunft den friedlichen Weg einschlagen, und ich halte das für ganz wichtig und be­stimmend für diesen Kontinent. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

13.45


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Ich sehe keine weiteren Wortmeldungen.

Wünscht noch jemand das Wort? – Das ist nicht der Fall.

Die Debatte ist geschlossen.

Wir gelangen zur Abstimmung.

Der gegenständliche Beschluss bedarf gemäß Artikel 50 Abs. 1 Z 2 B-VG in Verbin­dung mit Artikel 50 Abs. 4 B-VG der Zustimmung des Bundesrates bei Anwesenheit von mindestens der Hälfte der Mitglieder des Bundesrates und von mindestens zwei Dritteln der abgegebenen Stimmen.

Ich stelle zunächst die für die Abstimmung erforderliche Anwesenheit der Mitglieder des Bundesrates fest.

Ich bitte jetzt jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die dem Antrag zustimmen, dem gegenständlichen Beschluss gemäß Artikel 50 Abs. 1 Z 2 B-VG in Verbindung mit Ar­tikel 50 Abs. 4 B-VG die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen, um ein Hand­zeichen. – Das ist die Stimmenmehrheit. Der Antrag ist somit unter Berücksichtigung der besonderen Beschlusserfordernisse  (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Es war die Mehrheit. (Bundesrat Kneifel: Es war einstimmig!) Von vorne sieht man es besser als mit den Abstimmenden im Rücken.

Das ist die Stimmenmehrheit.

Der Antrag ist somit unter Berücksichtigung der besonderen Beschlusserfordernisse angenommen.

Ausdrücklich stelle ich die verfassungsmäßig erforderliche Zweidrittelmehrheit fest.

Die Tagesordnung ist erschöpft.


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 81

13.47.10Verlesung eines Teiles des Amtlichen Protokolls

 


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Es liegt mir das schriftliche Verlangen von fünf Mitgliedern des Bundesrates vor, das Amtliche Protokoll hinsichtlich der Tagesord­nungspunkte 1 bis 5 über die Beschlüsse des Nationalrates vom 4. Juli 2012, betref­fend

Beschluss des Europäischen Rates vom 25. März 2011 zur Änderung des Arti­kels 136 AEUV hinsichtlich eines Stabilitätsmechanismus für die Mitgliedstaaten, deren Währung der Euro ist, und

Vertrag zur Einrichtung des Europäischen Stabilitätsmechanismus zwischen dem Kö­nigreich Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Hellenischen Republik, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, der Ita­lienischen Republik, der Republik Zypern, dem Großherzogtum Luxemburg, Malta, dem Königreich der Niederlande, der Republik Österreich, der Portugiesischen Repu­blik, der Republik Slowenien, der Slowakischen Republik und der Republik Finnland sowie

eine ESM-Begleitnovelle beziehungsweise

Vertrag über Stabilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Wäh­rungsunion zwischen dem Königreich Belgien, der Republik Bulgarien, dem Königreich Dänemark, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Helleni­schen Republik, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, der Italieni­schen Republik, der Republik Zypern, der Republik Lettland, der Republik Litauen, dem Großherzogtum Luxemburg, Ungarn, Malta, dem Königreich der Niederlande, der Re­publik Österreich, der Republik Polen, der Portugiesischen Republik, Rumänien, der Republik Slowenien, der Slowakischen Republik, der Republik Finnland und dem Kö­nigreich Schweden und

Vertrag zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union und der Republik Kroa­tien über den Beitritt der Republik Kroatien zur Europäischen Union samt Schlussakte.

Ich bitte um ein wenig Ruhe zur Verlesung, damit dieser entsprechende Teil des Amtli­chen Protokolls mit Schluss der Sitzung als genehmigt gilt. Dadurch soll die umge­hende Beschlussausfertigung ermöglicht werden.

Ich werde daher so vorgehen und verlese nunmehr den entsprechenden Teil des Amt­lichen Protokolls:

„Tagesordnung siehe Beilage/A.

Der Präsident gibt das Einlangen eines Schreibens des Oberösterreichischen Landta­ges betreffend Mandatsverzicht sowie Wahl eines Mitgliedes und eines Ersatzmitglie­des des Bundesrates sowie eines weiteren Schreibens des Niederösterreichischen Landtages betreffend Mandatsverzicht sowie Wahl eines Mitgliedes und eines Ersatz­mitgliedes des Bundesrates bekannt.

Der Wortlaut dieser Schreiben wird als Mitteilungen des Präsidenten des Bundesrates gemäß § 41 Abs. 1 GO-BR dem Stenographischen Protokoll dieser Sitzung ange­schlossen.

Angelobt werden die neuen Mitglieder des Bundesrates

Ing. Maurice Androsch (SPÖ)

Mag. Klaus Fürlinger (ÖVP)

Im Einlauf befindet sich ein Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend ein Bundesgesetz, mit dem das Bundesfinanzgesetz 2012, das Bundesfinanzrahmen-


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 82

gesetz 2012 bis 2015, das Bundesfinanzrahmengesetz 2013 bis 2016, das Bundes­haushaltsgesetz und das Bundeshaushaltsrechtes 2013 geändert werden.

Im Sinne des Artikels 42 Abs. 5 B-VG unterliegt dieser Beschluss des Nationalrates nicht dem Mitwirkungsrecht des Bundesrates. Eine weitere geschäftsordnungsmäßige Behandlung ist daher nicht vorgesehen.

Der Präsident gibt das Einlangen eines Schreibens des Generalsekretärs für auswärti­ge Angelegenheiten gemäß Artikel 50 Abs. 5 B-VG sowie das Einlangen eines Schrei­bens des Bundeskanzleramtes betreffend Aufenthalt eines Mitgliedes der Bundesregie­rung in einem anderen Mitgliedsstaat der Europäischen Union bekannt.

Der Wortlaut dieser Schreiben wird als Mitteilung des Präsidenten des Bundesra-
tes gemäß § 41 Abs. 1 GO-BR dem Stenographischen Protokoll dieser Sitzung ange­schlossen.

Der Präsident gibt weiters das Einlangen von Schreiben des Bundeskanzleramtes be­treffend Ministervertretungen bekannt.

Der Präsident schlägt vor, die Tagesordnung gemäß § 41 Abs. 3 GO-BR um den Be­schluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend

Vertrag zwischen dem Königreich Belgien, der Republik Bulgarien, der Tschechischen Republik, dem Königreich Dänemark, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Hellenischen Republik, dem Königreich Spanien, der Französi­schen Republik, der Italienischen Republik, der Republik Zypern, der Republik Lett­land, der Republik Litauen, dem Großherzogtum Luxemburg, der Republik Ungarn, der Republik Malta, dem Königreich der Niederlande, der Republik Österreich, der Repu­blik Polen, der Portugiesischen Republik, Rumänien, der Republik Slowenien, der Slo­wakischen Republik, der Republik Finnland, dem Königreich Schweden, dem Ver­einigten Königreich Großbritannien und Nordirland (Mitgliedstaaten der Europäischen Union) und der Republik Kroatien über den Beitritt der Republik Kroatien zur Europäi­schen Union samt Schlussakte

als 5. Tagesordnungspunkt zu ergänzen.

Dieser Vorschlag wird mit Stimmeneinhelligkeit (d.h. mit der erforderlichen Zweidrittel­mehrheit) angenommen.

Der Vorschlag des Präsidenten auf Abstandnahme von der 24stündigen Aufliegefrist der gegenständlichen Ausschussberichte wird gemäß § 44 Abs. 3 GO-BR mit Stim­menmehrheit (d.h. mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit) angenommen.

Gegen den Vorschlag des Präsidenten, die Tagesordnungspunkte 1 bis 4 unter einem zu verhandeln, werden Einwendungen erhoben.

Der Präsident tritt den Einwendungen nicht bei.

Bei der Abstimmung spricht sich die Mehrheit der Mitglieder des Bundesrates für den Vorschlag des Präsidenten auf Zusammenziehung aus.

Es liegt ein Antrag gemäß § 47 Abs. 5 GO-BR der Bundesräte Mag. Gerald Klug und Gottfried Kneifel vor, die Redezeit für die gemeinsame Debatte zu den Tagesordnungs­punkten1 bis 4 sowie die Debatte zum Tagesordnungspunkt 5 jeweils mit 20 Minuten (Beilage B) zu beschränken.

Der Antrag wird mit Stimmenmehrheit angenommen.

TO-Punkt 1: Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Beschluss des Europäischen Rates vom 25. März 2011 zur Änderung des Artikels 136 AEUV hin­sichtlich eines Stabilitätsmechanismus für die Mitgliedstaaten, deren Währung der Euro ist (1716 d.B. und 1877 d.B. sowie 8755/BR d.B.)


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 83

TO-Punkt 2: Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Vertrag zur Ein­richtung des Europäischen Stabilitätsmechanismus zwischen dem Königreich Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Hellenischen Repu­blik, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, der Italienischen Republik, der Republik Zypern, dem Großherzogtum Luxemburg, Malta, dem Königreich der Nie­derlande, der Republik Österreich, der Portugiesischen Republik, der Republik Slowe­nien, der Slowakischen Republik und der Republik Finnland (1731 d.B. und 1880 d.B. sowie 8756/BR d.B.)

TO-Punkt 3: Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend ein Bundes­gesetz, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz und das Zahlungsbilanzstabilisie­rungsgesetz geändert werden (ESM-Begleitnovelle) (1985/A und 1878 d.B. sowie 8757/BR d.B.)

TO-Punkt 4: Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Vertrag über Sta­bilität, Koordinierung und Steuerung in der Wirtschafts- und Währungsunion zwischen dem Königreich Belgien, der Republik Bulgarien, dem Königreich Dänemark, der Bun­desrepublik Deutschland, der Republik Estland, Irland, der Hellenischen Republik, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, der Italienischen Republik, der Re­publik Zypern, der Republik Lettland, der Republik Litauen, dem Großherzogtum Lu­xemburg, Ungarn, Malta, dem Königreich der Niederlande, der Republik Österreich, der Republik Polen, der Portugiesischen Republik, Rumänien, der Republik Slowenien, der Slowakischen Republik, der Republik Finnland und dem Königreich Schweden (1725 d.B und 1881 d.B. sowie 8758/BR d.B.)

Es liegen Verlangen auf namentliche Abstimmung betreffend der Tagesordnungspunk­te 1 bis 4 vor (Beilage I-IV/1).

Die Bundesräte Johann Ertl, Kolleginnen und Kollegen bringen einen Entschließungs­antrag Beilage 4/1 EA ein.

Abstimmungen:

Zu TO-Punkt 1: Berichterstattung: Antrag,

dem vorliegenden Beschluss des Nationalrates gemäß Artikel 23i Absatz 4 B-VG in Verbindung mit Artikel 50 Absatz 4 B-VG die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertei­len, wird bei Anwesenheit von mehr als der Hälfte der Mitglieder des Bundesrates in namentlicher Abstimmung

abgegeben Stimmen: 55

davon Ja-Stimmen: 45

Nein-Stimmen: 10

mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit angenommen.

Sitzungsunterbrechung zur Stimmenauszählung von 13.02 Uhr bis 13. Uhr.

Zu TO-Punkt 2: Berichterstattung: Antrag,

keinen Einspruch zu erheben, wird in namentlicher Abstimmung

abgegeben Stimmen: 55

davon Ja-Stimmen: 45

Nein-Stimmen: 10

angenommen.

Sitzungsunterbrechung zur Stimmenauszählung von 13.06 Uhr bis 13.07 Uhr.

Zu TO-Punkt 3: Berichterstattung: Antrag,


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 84

1. gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, wird bei Anwesenheit von mehr als der Hälfte der Mitglieder des Bundesrates in na­mentlicher Abstimmung

abgegeben Stimmen: 55

davon Ja-Stimmen: 45

Nein-Stimmen: 10

angenommen.

Sitzungsunterbrechung zur Stimmenauszählung von 13.11 Uhr bis 13.12 Uhr.

Berichterstattung: Antrag

2. dem vorliegenden Beschluss des Nationalrates gemäß Artikel 44 Absatz 2 B-VG die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen, wird bei Anwesenheit von mehr als der Hälfte der Mitglieder des Bundesrates in namentlicher Abstimmung

abgegeben Stimmen: 55

davon Ja-Stimmen: 45

Nein-Stimmen: 10

mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit angenommen.

Sitzungsunterbrechung zur Stimmenauszählung von 13.14 Uhr bis 13.15 Uhr.

Zu TO-Punkt 4: Berichterstattung: Antrag,

1. gegen den vorliegenden Beschluss des Nationalrates keinen Einspruch zu erheben, wird in namentlicher Abstimmung

abgegeben Stimmen: 55

davon Ja-Stimmen: 42

Nein-Stimmen: 13

angenommen.

Sitzungsunterbrechung zur Stimmenauszählung von 13.19 Uhr bis 13.20 Uhr.

Berichterstattung: Antrag,

2. dem vorliegenden Beschluss des Nationalrates gemäß Artikel 50 Absatz 2 Ziffer 2
B-VG die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen, wird in namentlicher Abstim­mung

abgegebene Stimmen: 55

davon Ja-Stimmen: 42

Nein-Stimmen: 13

angenommen.

Sitzungsunterbrechung zur Stimmenauszählung von 13.23 Uhr bis 13.24 Uhr.

Der Entschließungsantrag der Bundesräte Johann Ertl, Kolleginnen und Kollegen (Bei­lage 4/1 EA) wird mit Stimmenmehrheit abgelehnt.

TO-Punkt 5: Beschluss des Nationalrates vom 4. Juli 2012 betreffend Vertrag zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union und der Republik Kroatien über den Bei­tritt der Republik Kroatien zur Europäischen Union samt Schlussakte (1717 d.B. und 1848 d.B. sowie 8759/BR d.B.)

Abstimmung: Berichterstattung: Antrag,


BundesratStenographisches Protokoll811. Sitzung / Seite 85

dem vorliegenden Beschluss des Nationalrates gemäß Artikel 50 Absatz 1 Z 2 B-
VG iVm Artikel 50 Absatz 4 B-VG, die verfassungsmäßige Zustimmung zu erteilen,

wird bei Anwesenheit von mehr als der Hälfte der Mitglieder des Bundesrates mit Stim­menmehrheit (d.h. mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit) angenommen.

Es liegt ein schriftliches Verlangen von 5 Mitgliedern des Bundesrates gemäß § 64 Abs. 2 GO-BR auf Verlesung des Amtlichen Protokolls hinsichtlich der Tagesordnungs­punkte 1 bis 5 vor (Beilage C).“

*****

Erheben sich Einwendungen gegen die Fassung und den Inhalt (lebhafte Heiterkeit) dieses Teiles des Amtlichen Protokolls? – Das ist überraschenderweise nicht der Fall. (Neuerliche Heiterkeit.)

Dieser Teil des Amtlichen Protokolls gilt daher gemäß § 64 Abs. 2 der Geschäftsord­nung des Bundesrates mit Schluss dieser Sitzung als genehmigt.

*****

Die Einberufung der nächsten Sitzung des Bundesrates wird auf schriftlichem Weg erfolgen. Als Sitzungstermin ist Donnerstag, der 19. Juli 2012, 9 Uhr, in Aussicht ge­nommen.

Für die Tagesordnung kommen wie immer insbesondere jene Beschlüsse in Betracht, die der Nationalrat bis dahin verabschiedet haben wird, soweit sie dem Einspruchs­recht beziehungsweise dem Zustimmungsrecht des Bundesrates unterliegen.

Die Ausschussvorberatungen sind für Dienstag, 17. Juli 2012, ab 14 Uhr, vorgesehen.

Ich bedanke mich. (Bravorufe und Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

Die Sitzung ist geschlossen.

13.58.21Schluss der Sitzung: 13.58 Uhr

Impressum:

Parlamentsdirektion

1017 Wien