10.45

Bundesrat Markus Leinfellner (FPÖ, Steiermark): Geschätzter Herr Präsident! Ge­schätzter Herr Sportminister! Liebe Mitglieder der Bundesregierung! Frau Staatssekretä­rin! Kolleginnen und Kollegen! Liebe Österreicherinnen und Österreicher! Für mich ist dies heute wirklich ein besonderer Moment, da wir unseren Sportminister hier haben. – Ich hoffe, Sie verzeihen mir, dass ich Sie heute vermehrt als Sportminister ansprechen werde, ich glaube nämlich, dass dieser Bereich bei Ihnen ein wenig in Vergessenheit geraten ist.

Ich frage mich: Was ist aus diesem Mann der großen Worte – Sie haben es heute selbst schon erwähnt, Herr Sportminister: 12,5-Stunden-Rede im Nationalrat – geworden, der wirklich etwas verändern wollte? – Im Bereich des Sports, vor allem im Bereich des Brei­tensports und des Jugendsports, ist eher ein Schweigeminister daraus geworden, wie es Kollege Wanner vorhin schon richtig angesprochen hat. Wir hätten uns von Ihnen Worte dazu gewünscht, aber dazu schweigen Sie, Herr Sportminister! (Bundesrat Schen­nach: Taten zählen!)

Seit Sie Vizekanzler sind, haben Sie anscheinend vergessen, dass Sie viele weitere Be­reiche abzudecken haben: den Bereich der Kunst, und zwar nicht nur Ihre linken Künst­ler, sondern den gesamten Bereich der Kunst, den Bereich der Kultur, auch der Volks­kultur, des öffentlichen Dienstes und des Sports, wobei mir der Sport ganz besonders am Herzen liegt. Seit Sie diese Ressorts übernommen haben, hat es aber weder im Nationalrat noch im Bundesrat eine Ausschusssitzung des Sportausschusses gegeben, und es gibt viele Anträge, die hier noch zu behandeln wären, Herr Minister.

Was mir auch fehlt, sind klare Worte betreffend dieses 700-Millionen-Euro-Förderungs­paket. Was bleibt wirklich für die regionalen Vereine übrig? Was bleibt wirklich vor Ort übrig? Wie viel davon ist dafür vorgesehen? – All das bleibt unbeantwortet. Deshalb muss ich sagen: Es stimmt mich ein wenig traurig, dass nicht nur von Ihnen, sondern von der gesamten Bundesregierung der Sport stiefmütterlich behandelt wird. Die ge­samte Nachwuchsarbeit draußen in den regionalen Vereinen ist sehr schwierig, doch niemand in dieser Bundesregierung fühlt sich für diese regionalen Vereine und Bereiche zuständig.

Herr Sportminister! Es ist schön und gut und auch wichtig, wenn Sie bei Eröffnungen dabei sind, bei einem Nightrace, bei einer Gala des Sports, oder wie die Veranstaltungen auch alle heißen mögen, viel wichtiger wäre es aber, wenn Sie sich einmal vor Ort ein Bild von den regionalen Vereinen, von der Nachwuchsarbeit, von den großartigen Nach­wuchstalenten, die wir haben, machen würden, aber auch von den widrigen Umständen, die diese Bundesregierung ihnen auferlegt hat, wenn sie ihrem Sport nachgehen wollen.

Versuchen Sie einmal, Kindern und Jugendlichen beizubringen, dass sie trainieren sol­len und müssen, um besser zu werden, ohne dass sie sich je mit irgendjemandem mes­sen oder vergleichen können, weil einfach keine Wettkämpfe mehr stattfinden. Es ist nämlich nicht nur das Duschen, das nicht mehr stattfinden kann, sondern diese Bundes­regierung hat gerade den Nachwuchssportlern viele, viele Steine in den Weg gelegt. (Vizepräsident Wanner übernimmt den Vorsitz.)

Daher bitte ich Sie: Machen Sie sich ein Bild davon! Ich lade Sie gerne ein, einmal zu unseren Sportvereinen zu kommen, wenn Sie in der Steiermark sind! Machen Sie sich ein Bild von der wirklich großartigen Arbeit, die in den Vereinen geschieht! (Beifall bei der FPÖ.) Machen Sie sich aber auch ein Bild davon, wie viele Hürden diese Bundesre­gierung diesen Menschen in den Weg gelegt hat!

Herr Sportminister! Es ist mir vollkommen bewusst, dass der Babyelefantenabstand nicht bei allen Sportarten und nicht immer einzuhalten ist. Es ist mir vollkommen bewusst, dass man beim Fußball, beim Handball, beim Basketball und vielleicht auch beim Rad­fahren diesen Babyelefantenabstand manchmal kurzfristig unterschreitet, aber glauben Sie mir: Das sind nicht die Dinge, die unsere Menschen krank machen! Was unsere Österreicherinnen und Österreicher wirklich krank macht, sind Ihre Hürden und Ihre Stei­ne, die Sie den Menschen im Bereich des Sports in den Weg gelegt haben. Das macht sie krank, aber nicht die Ausübung ihres Sportes! (Beifall bei der FPÖ.)

Österreich ist eine Sportnation. Wir haben sehr viele begeisterte Sportler, die durch ihren Sport ein sehr starkes Immunsystem aufgebaut haben. Ich bin mir sicher, dass das sehr viel Positives zur Bewältigung dieser Coronakrise beigetragen hat. Das waren nicht nur die Maßnahmen, die Sie in der Bundesregierung geschaffen haben und die in der An­fangsphase sicherlich richtig waren, die aber jetzt schön langsam in einem Coronawahn­sinn enden. Daher wünsche ich mir eine Rückkehr zu unserer normalen Normalität. Kommen Sie in der wirklichen Wirklichkeit an! Öffnen Sie die Augen im Bereich des Sports und legen Sie der Jugend und unserer Nachwuchsarbeit nicht noch mehr Steine in den Weg!

Abschließend muss ich sagen: Diese Bundesregierung hat in vielen Bereichen schon sehr viel Schaden angerichtet. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang immer an die Aufschriften auf den Zigarettenschachteln, denn ich würde mir wünschen, dass auch im Regierungsprogramm steht: Kann Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung Schaden zufügen. (Beifall bei der FPÖ.) – Das würde ich mir wirklich wünschen. Wenn ich sehe, was hier bereits zerstört wurde, dann wäre das, muss ich sagen, wenigstens einmal etwas Ehrliches!

Sehr geehrter Herr Sportminister! Wie gesagt: Diese Bundesregierung hat schon so viel zerstört, zerstören Sie nicht auch noch den Sport! (Beifall bei der FPÖ.)

10.51

Vizepräsident Michael Wanner: Zur Abgabe einer abschließenden Stellungnahme hat sich der Herr Vizekanzler noch einmal zu Wort gemeldet. Ich darf ihn bitten, dass er die Redezeit von 5 Minuten nicht überschreitet, und erteile ihm das Wort.