20.08

Bundesrat Bernhard Hirczy (ÖVP, Burgenland): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Minister! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Auch ich darf auf diese Regierungs­vor­lage eingehen, auf die Gesetze SchUG und SchOG im Bereich Berufstätige, Kollegs und Vorbereitungslehrgänge, aber auch auf das Pflichtschulerhaltungsgrundsatzgesetz, das Schulpflichtgesetz 1985, das Land- und forstwirtschaftliche Bundesschulgesetz, das Hochschulgesetz und das 2. COVID-19-Gesetz. Da werden wichtige Neuerungen wie die Sommerschule, die digitale Grundbildung, Digitalisierung, Elementarpädagogik oder auch die Stärkung der Kuratorien dementsprechend behandelt.

Die Sommerschule ist ein gutes Projekt. Es geht um eine Sommerschule, die auf die Bedürfnisse der Menschen eingeht – die Bedürfnisse der Kinder, der Pädagoginnen und Pädagogen und auch der Eltern. (Zwischenruf der Bundesrätin Hahn.) Konkret geht es dabei um die Förderung von Deutsch und Mathematik in der Volksschule und Sekundar­stufe I. Ich finde es persönlich eine sehr gute Möglichkeit, den Einstieg in das Schuljahr zu erleichtern, denn wir wissen ja: Wiederholen und Festigen sind die zentralen Ele­mente in unserem Bildungssystem. Damit der Unterschied beim Schulstart nicht allzu groß ist oder nicht noch größer wird, ist dies als eine Chance zu sehen, um Defizite auszugleichen. An dieser Stelle möchte ich auch festhalten, dass wir dadurch einen opti­malen Schritt setzen, um den Kindern mehr Förderunterricht anbieten zu können. Die Sommerschule soll aber nicht nur für lernschwache Schüler da sein, sie soll auch ein Anreiz für Schülerinnen und Schüler sein, die leistungswillig und leistungsfähig sind und von diesem Unterricht profitieren können.

Für den Bereich der mittleren und höheren Schulen darf ich festhalten, dass es hier um eine entsprechende Vorbereitung auf die 9. Schulstufe und gleichzeitig auch auf einen möglichen Schulwechsel geht. Auch dabei gilt es, Kindern und Jugendlichen bessere Chancen im Hinblick auf eine neue Schule zu ermöglichen.

Ebenfalls erwähnen möchte ich natürlich auch die Stärkung der Stellung der Kuratorien an höheren technischen und gewerblichen Lehranstalten, vor allem für Land- und Forst­wirtschaft. Da geht es um mehr Mitbestimmung im Bereich der selbst aufgebrachten Mittel und deren Zweckwidmung.

Im Bereich der Elementarpädagogik geht es um die Überführung – wir haben schon einiges dazu gehört – eines sehr wichtigen Schulversuchs in das Regelschulwesen. Die­ser Aufbaulehrgang soll künftig für Absolventinnen und Absolventen der Fachschule für pädagogische Assistenzberufe möglich sein, um sich zur Elementarpädagogin oder zum Elementarpädagogen weiter qualifizieren zu können. Es wird dadurch die Möglichkeit geschaffen, dass mehr qualifiziertes Personal für elementarpädagogische Einrichtungen ausgebildet wird.

Ein Punkt, der mir persönlich auch sehr wichtig ist, ist der Bereich Digitalisierung. Die Digitalisierung in Österreich schreitet voran. Wir werden täglich auf allen Ebenen davon begleitet, egal ob es Smartphones, Laptops, Tablets sind. Die digitale Welt ist ein zen­traler Teil unseres Alltags geworden. Damit ist auch die digitale Schule keine Zukunfts­musik mehr, sondern wird Schritt für Schritt zur Realität. Sie ist die zukunftsweisende Kombination aus digitaler Infrastruktur und inspirierender Pädagogik.

Vorrangiges Ziel ist daher die Verbesserung der bestehenden Rahmenbedingungen. Unser Ziel ist es, die Gesellschaft – und somit müssen wir bei unseren Kindern und Jugendlichen beginnen – fit für den digitalen Wandel, für eine digitale Zukunft zu machen. Es geht um digitale Innovationen und es geht um Chancen. Konkret geht es um die Weiterentwicklung der digitalen Grundbildung. Diese wird nun als Pflichtgegen­stand vorgesehen, was sich in der Änderung der Stundentafel entsprechend nieder­schlagen wird: als Pflichtgegenstand mit vier Wochenstunden binnen vier Jahren, und das nach einer dementsprechenden Lehrplanänderung. Ich sehe es als einen wesent­lichen Schritt und als eine Chance, dass sich Schülerinnen und Schüler künftig im Unter­richt mit der Digitalisierung auseinandersetzen werden.

Positiv finde ich auch die Initiative für die digitalen Endgeräte für Schülerinnen und Schüler. Da darf ich auf Zahlen aus meinem Heimatbezirk Jennersdorf verweisen. Dort freuen wir uns über 253 Geräte für unsere Schülerinnen und Schüler. Ich möchte hier auch die neue Mittelschule Jennersdorf mit Direktor Hannes Thomas positiv erwähnen. Es gibt 148 zusätzliche Geräte für diese Schule im kleinsten Bezirksvorort von Öster­reich. Es ist eine Schule, die seit vielen Jahren – ich wage zu behaupten, seit über 15 Jahren – einen innovativen Weg geht. Die Schule wird als „Leuchtturm“ bezeichnet, sie hat sehr viele I-Pad-Klassen, und wir sind auch sehr stolz darauf. Die Schule bekommt österreichweit sowie international sehr viel Aufmerksamkeit. Auch die nam­hafte Firma Apple berichtete bereits über diese Schule. Schlagzeilen wie „erste I-Pad-Klasse Österreichs“ oder „der digitale Lehrer wird möglich“ sorgten für sehr viel Aufmerk­samkeit. Nach vielen harten Jahren mit vielen Investitionen auf kommunaler Ebene ist es nun gelungen, dass dieser Schritt, der vor Ort im Kleinen bereits umgesetzt ist, für ganz Österreich langfristig Realität wird.

Ich erinnere mich an harte Gespräche und Verhandlungen mit den zuständigen Firmen, mit digitalen Versorgern für entsprechende Netzwerke, für den Breitbandausbau. Es ging darum, eine Bandbreite für 200 bis 300 I-Pads sicherzustellen. Es ist ein innovatives Projekt, und ich möchte mich hier bei allen Beteiligten, bei allen Mitwirkenden, bei allen Unterstützern, bei allen Sponsoren und natürlich auch bei allen Lehrerinnen und Lehrern an der Schule in Jennersdorf bedanken, dass sie diesen innovativen Weg mit uns gemeinsam gegangen sind. (Beifall bei ÖVP und Grünen.) – Danke.

Dieses Beispiel zeigt, dass es sehr erfreulich ist, dass der Bund die Digitalisierung forciert und die Schülerinnen und Schüler mit Endgeräten versorgt. Die Ausrollung dieser Endgeräte auf ganz Österreich ist natürlich sehr fordernd. Ein Experte im Unterrichts­ausschuss bestätigte jedoch, dass es derzeit – für ein Projekt dieser Größenordnung – sehr wenige bis fast gar keine Probleme gibt.

Ich möchte auch festhalten, dass diese Tablets auf keinen Fall Schulbücher ersetzen, darf aber auch anmerken, dass das Aufsetzen dieser Tablets, das Implementieren in bestehende Netzwerke, das Vorbereiten mit einem Aufwand verbunden sind und nicht so einfach funktioniert, wie 25 Schulbücher von A nach B zu schicken.

Abschließend möchte ich noch den Bereich häuslicher Unterricht streifen. Bedingt durch die Covid-Pandemie ist dieser Begriff derzeit sehr prominent besetzt. Wir haben wirklich engagierte und kompetente Lehrkräfte, und diese sorgen dafür, dass wir hervorragende Schulen haben. Sie sorgen auch dafür, dass die Zahlen im Bereich des häuslichen Unterrichtes sehr gering gehalten werden. In der Zeit der Pandemie haben sehr viele Pädagoginnen und Pädagogen Schüler auch im Distancelearning unterstützt und ge­lehrt. Auch jetzt werden viele Schülerinnen und Schüler im Falle einer Quarantäne mit­tels Teams oder Moodle unterrichtet, die Schülerinnen und Schüler werden also dem Unterricht zugeschaltet. All dieser Aufwand ist es wert, all das klappt hervorragend und das ist natürlich auch auf unsere Lehrerinnen und Lehrer zurückzuführen.

Viele Eltern haben aus meiner Sicht die Abmeldung vom Schulunterricht unterschätzt, denn ein Buch kann keinen Lehrer ersetzen, und zu Hause diese Tätigkeiten zu über­nehmen ist auf jeden Fall nicht so einfach. Daher finden gerade auch sehr viele abgemeldete Schüler den Weg zurück an unsere Schulen. Ich finde es auch positiv, dass ein Reflexionsgespräch für diese Schüler eingeführt wird, damit die Eltern wissen, auf welchen Weg, auf welche Reise sie sich mit ihren Kindern begeben.

Ich möchte mich abschließend auch als Familienvater bei allen Pädagoginnen und Pädagogen recht herzlich bedanken. Vom Kindergarten bis zur Hochschule: In allen Bereichen wird hervorragend gearbeitet und auch diese fordernde Pandemiezeit hervor­ragend bewältigt. Ich darf daher an alle appellieren: Verbessern wir gemeinsam unser Bildungssystem! Es ist im Sinne unserer Kinder und Jugendlichen, und wir wollen dementsprechend qualitätsvollen und zukunftsorientierten Schulbetrieb sichern. – Herz­lichen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

20.16

Präsident Dr. Peter Raggl: Zu Wort gemeldet ist Bundesrat Josef Ofner. – Bitte. (Bun­desrat Steiner: Bravo, Giuseppe! Ernst bleiben! Nicht lachen!)