9.38

Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross (Grüne, Vorarlberg): Herr Präsident, ich wünsche Ihnen auch im Namen der grünen Fraktion alles Gute für die wieder normale Abgeordnetentätigkeit und herzlichen Dank für Ihre Präsidentschaft. (Beifall bei den Grünen sowie bei Abgeordneten von ÖVP und SPÖ.)

Präsident Günter Kovacs: Danke schön.

Bundesrat Dipl.-Ing. Dr. Adi Gross (fortsetzend): Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herr Bundesminister! Sag einmal, Papa, warum haben wir einen Wäschetrockner, der verbraucht Unmengen an Energie? (Ruf bei der FPÖ: Damit die Wäsche trocknet!) Mama, 23 Grad sind unnötig warm und verbrennen viel zu viel Gas. – Vermutlich gibt es ja kaum etwas pädagogisch Wirksameres als klar auftretende, informierte und von einer Sache überzeugte junge Leute. Dem kann man sich nicht, schon gar nicht als Eltern, ohne Weiteres entziehen. Dafür ist allerdings Wissen eine Grundvoraussetzung.

Wiewohl auch die Eltern Zukunftsverantwortung gegenüber ihren Kindern haben, kommt der Schule als Ort des koordinierten, professionellen und organisierten Lernens natürlich eine hohe Bedeutung zu.

Selbstverständlich sollte es längst selbstverständlich sein, dass dermaßen wichtige Inhalte wie die Klimakrise, deren Ursachen und Folgen sowie Handlungsmöglichkeiten und die Frage eines effizienten und sparsamen Umgangs mit knappen Ressourcen Unterrichtsinhalt sind – vom Kindergarten über die Pflichtschulen, höheren Schulen, Berufsschulen bis hin zum Universitätsabschluss.

Nur leider, das wissen wir alle, ist das noch nicht immer überall der Fall und nicht überall in der notwendigen Qualität. Immer noch stößt man auf erstaunliches Nichtwissen, was man nicht den jungen Menschen vorwerfen kann, sondern was auf ein Manko im System hinweist, wiewohl – das darf man nicht unter den Tisch fallen lassen, weil es nicht um Pauschalierungen geht – es wirklich sehr, sehr viele engagierte Schulen und sehr, sehr viele engagierte Lehrer:innen gibt.

Trotzdem ist jedenfalls jede Initiative, die ökologisches Basiswissen stärkt, zu begrüßen, um flächendeckend und fundiert solche Inhalte, die maßgeblich für die Zukunftsgestaltung sind, zu verankern. Dass das hingegen der ÖVP als zentrale Zukunftsaufgabe - - Entschuldigung, der FPÖ! (Ruf bei der ÖVP: Ups! – Ruf bei der SPÖ: Das kann man schon mal verwechseln, das kann passieren! – Bundesrätin Schumann: Die gleichen sich schon so an! – Bundesrätin Hahn: Der Unterschied ist nicht mehr so!) Dass das der FPÖ als zentrale Zukunftsaufgabe völlig egal ist, hat ja Frau Theuermann wieder einmal bewiesen. Wir können ja nur hoffen, dass der Hausverstand der FPÖ in den Schulen nicht auf die Kinder abfärbt. (Beifall bei den Grünen. – Ruf bei der SPÖ: Die ÖVP klatscht nicht! – Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Diese Begrüßung der Initiativen gilt natürlich für die bereits erwähnte Schwerpunktinitiative Energiebewusst in der Schule und für die Energieeffizienzmaßnahmen und bauökologischen Maßnahmen der bundeseigenen Schulen. Auch da darf man nicht vergessen, zu erwähnen, dass es seit vielen Jahren in vielen Bundesländern in unterschiedlichem Ausmaß, aber doch zahlreiche gute Angebote für Schulen, für Lehrer:innen, für Schüler:innen gibt.

Ich war ja selbst auch viele Jahre Leiter einer Energieagentur, die solche Programme entwickelt hat. Was die Schulen als Gebäude betrifft, haben wir vor allem die Kooperation mit Gemeinden gesucht, die ja auch wichtige Schulerhalter sind. Da zeigt sich schon sehr erfreulich, dass viele Gemeinden Vorreiter sind, wenn es darum geht, ökologische, baukulturelle und pädagogische Maßstäbe in ihren Schulen zu setzen.

Gerade vor zwei Wochen haben wir grüne Bundesrät:innen einen Schulneubau in der Landgemeinde Hittisau im Bregenzerwald besucht. Dieser Schulkampus ist schlichtweg eine Sensation. Das hat schon damit angefangen, dass bei der Planung alle mit dabei waren, insbesondere die Lehrer:innen. So bestechen diese Gebäude nicht nur durch eine großartige Formensprache, sondern sind Architektur gebaut im Dienste der Pädagogik. Da muss man fast nicht mehr erwähnen, dass die Gebäude im Passivhausstandard und mit einer Versorgung auf Basis erneuerbarer Energieträger mit höchsten bauökologischen Ansprüchen errichtet sind und einen Fokus – das klingt technisch, ist aber so wichtig – auf hohe Raumluftqualität haben. Das ist eine ganz wichtige Bedingung, um gut lernen zu können.

Da ist es erfreulich, dass es jetzt eine Selbstverpflichtung der BIG gemeinsam mit dem Bildungsministerium gibt, Neubauten nur noch im Klimaaktiv-Goldstandard zu errichten. Das ist auch deswegen wichtig, weil damit eine unabhängige Zertifizierung und Qualitätssicherung gewährleistet ist, denn eigentlich – ist ja logisch – darf es keine Schule mehr geben, die nicht ganz besonders energieeffizient ist und mit erneuerbaren Energieträgern versorgt wird. Es sollte keine Schule mehr geben, die kein Nullemissionsgebäude mehr ist. Eigentlich ist das wirklich eine Mindestanforderung, wenn man den Schüler:innen gegenüber glaubwürdig sein will.

Einen wichtigen Rahmen setzt übrigens das in der letzten Plenarsitzung – vielleicht können Sie sich erinnern – beschlossene Energieeffizienzgesetz, das die auszuübende Vorbildwirkung bei bundeseigenen Gebäuden rechtlich verankert hat. Dem folgt dann ein Maßnahmenkatalog mit einem ambitionierten Einsparziel, denn nicht zu vergessen: Die allermeisten Schulen sind gebaut und bedürfen einer energetischen, ökologischen und raumpädagogischen Sanierung. Daher ist es erfreulich – auch das ist ein bisschen untergegangen –, dass es gelungen ist, im Energieeffizienzgesetz eine Sanierungsrate von 3 Prozent pro Jahr für Bundesgebäude und somit auch für Bundesschulen zu verankern – und eine Verpflichtung, erneuerbare Energieträger einzusetzen und die Maßnahmenempfehlungen, die im Zuge einer verbindlichen Erstellung eines Energieausweises erarbeitet werden, auch umzusetzen.

Ich möchte eh schon langsam zum Schluss kommen und noch auf einen aus meiner Sicht wichtigen Aspekt des Lernens und des Zuhörens eingehen, weil gerade in einer komplexen, schnellen und sich digitalisierenden Welt mit ganz neuen Möglichkeiten der Informationsbeschaffung klar sein sollte, dass Lernen schon längst nicht mehr etwas Monodirektionales, sondern etwas Gegenseitiges ist. Lernen geht weit über die Schule hinaus. Das betrifft insbesondere auch ökologische Themen. Viele junge Leute sind da super engagiert – das kann man täglich beobachten – und super informiert. Die Welt, in der sie jahrzehntelang leben werden, ist ihnen nicht egal.

Es stünde – das möchte ich jetzt in aller Ernsthaftigkeit anmerken – vielen gut an, Kindern und Jugendlichen besser zuzuhören, anstatt zum Beispiel einfach nur besserwisserisch auf sie hinabzuschauen, sie zu kriminalisieren und härtere Strafen zu fordern, weil sie unbequem sind, gelegentlich einmal friedlich eine lebensfeindliche Straße blockieren (Bundesrat Spanring: Das tun keine Kinder! – Bundesrat Leinfellner: Das machen keine Kinder, das machen bezahlte ..., Herr Gross!) und sich für die richtigen Ziele einsetzen oder einen Vormittag Unterricht opfern, um lautstark Achtsamkeit einzufordern, ohne einen unmittelbaren Vorteil davon zu haben. (Bundesrat Spanring: Werbung für Klimaterroristen, oder was ist das?) Da könnten sich viele etwas abschneiden. (Beifall bei den Grünen. – Rufe bei der FPÖ: Ja, ja! Unglaublich!)

Es kann ja schließlich nicht das Ziel sein (weitere Zwischenrufe bei der FPÖ) – ich weiß schon, dass Ihnen das nicht gefällt, Sie haben ja lieber kuschende Schüler:innen mit FPÖ-Hausverstand (neuerliche Zwischenrufe bei der FPÖ) –, in unseren Schulen brave, leise, gehorsame junge Leute zu formen. Gerade in der Frage der ökologischen Zukunft und somit ihrer künftigen Gestaltungsfreiheiten stehen ihnen besondere Rechte zu. Manchmal hat man ja förmlich den Eindruck (Bundesrat Spanring: Klimaterroristen und Ökonazisten, dass seids ihr!), dass die Kinder für ihre Eltern haften und nicht umgekehrt. Gerade die Schule sollte der Ort für eine kritische gesellschaftspolitische Auseinandersetzung sein. (Bundesrat Spanring: Das Klima wird auch besser, wenn ihr ...!) Gerade die Schulen sollten der gebaute Ort sein, der den großen Zukunftsaufgaben selber gerecht wird. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP.)

9.47

Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Herr Bundesrat.

Für eine erste Stellungnahme zu Wort gemeldet hat sich der Herr Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung. Ich erteile es ihm und bitte ihn, die Redezeit einzuhalten: 10 Minuten. – Danke sehr.