9.47

Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung Dr. Martin Polaschek: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ja, wir haben das Thema Energiebewusst im Schulalltag im vergangenen Herbst zum Schwerpunkt im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung gemacht, denn die Klimakrise und die Energiekrise waren und sind in aller Munde, und wir wollten den Schülerinnen und Schülern die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz ins Gedächtnis rufen und ihnen einfache Werkzeuge für eine energiebewusste und ressourcenschonende Lebensweise mitgeben.

Gleich zu Schulbeginn haben wir mit umfangreichen Maßnahmen gestartet. Den Monat Oktober haben wir zum Energiebewusstmonat erkoren und viele Aktionen durchgeführt. Den Schulen wurde dazu eine mit Expertinnen und Experten ausgearbeitete Checkliste zum Energiesparen zur Verfügung gestellt, aber es war auch unser Ziel, die gesamte Bevölkerung miteinzubinden, Eltern und Lehrkräfte, damit sie Vorbilder für die Schülerinnen und Schüler sein können.

Ein Schulpartnergipfel mit Schülerinnen und Schülern, Eltern- und Lehrerinnen- und Lehrervertretern und -vertreterinnen hat dabei geholfen, alle mitzunehmen. Gemeinsam mit dem Österreichischen Gemeindebund haben wir uns darum bemüht, alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister mit an Bord zu holen, da diese als bürgernächste Ebene eine große Vorbildfunktion einnehmen. Für die Lehrkräfte haben wir in der Eduthek eine eigene Energiebewusstsparte eingeführt, in der laufend neue Unterrichtsmaterialien zu den Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz zu finden sind.

Vorläufiger Schlusspunkt war die große Preisverleihung zu unserem Wettbewerb Energiebewusst im Schulalltag, bei dem sich Tausende Schülerinnen und Schüler mit kreativen Ideen eingebracht haben. Die besten Zeichnungen, Videos und Plakate wurden prämiert und veröffentlicht, um diese guten Ideen auch sichtbar zu machen, diese guten Ideen auch an die anderen Schulen weiterzutragen. So wollten wir es schaffen, die Energiespartipps, die seitens der Schülerinnen und Schüler in enger Zusammenarbeit mit ihren Lehrkräften erarbeitet wurden, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Jahresschwerpunkt samt Wettbewerb war ein Erfolgsprojekt, weshalb wir die Maßnahmen auch im nächsten Jahr weiterführen und sogar ausbauen wollen.

Nach den Kindern selbst und der Lehrkraft wird der Raum als dritter Pädagoge bezeichnet, und daher reicht es nicht, allein auf pädagogischer Ebene zu wirken. Wir haben uns auch den Schulbau angesehen und haben uns ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Wir werden Österreichs Schulsystem noch effizienter und noch energieeffizienter machen und zu Vorreitern im Bereich der Nachhaltigkeit in Europa werden.

Grundlage für die nachhaltige Ausrichtung unserer Schulen insbesondere auch bei Neubauten und Sanierungen stellt das sogenannte Schulentwicklungsprogramm, das Schep 2020, dar. Der Schulbau in Österreich ist bereits heute in vielen Aspekten führend und beispielgebend, und mit dem Schep 2020 wurde die Grundlage für die nächsten Schritte im nachhaltigen Schulbau gelegt. Diese Grundlagen wurden in den letzten Jahren immer weiter intensiviert und geschärft. Zuletzt haben wir im Herbst 2022 gemeinsam mit unserem starken Partner, der Bundesimmobiliengesellschaft, den Start der Initiative Green Schep verkündet, und es wurden fünf Bereiche definiert, auf die ich eingehen möchte:

Im wichtigen Schwerpunkt des Ausbaus der Fotovoltaik ist es uns bereits gelungen, rund 2 000 Kilowatt Peak an PV-Anlagen zu errichten, und unser Ziel ist eine geplante Leistung von weiteren 5 000 Kilowatt Peak mit neuen Fotovoltaikanlagen innerhalb der nächsten zwei Jahre. Weitere Potenziale von über 14 000 Kilowatt Peak werden momentan geprüft und sollen, so möglich, ebenfalls umgesetzt werden.

Wir verbessern auch die Gebäudestandards unserer Schulen. Im Schep 2020 war noch der Klimaaktiv-Standard-Silber verankert; nun setzen wir den Klimaaktiv-Gold-Standard bei den Schulneubauten um. Das ist eine beachtliche Steigerung, was die Anforderungen betrifft. Seither konnten wir schon drei Schulbauten mit diesem hohen Standard in Umsetzung bringen, und er wird bei allen geplanten Neubauten des Ministeriums erreicht werden.

Zudem werden wir den Einsatz nachhaltiger Energiesysteme noch weiter ausbauen. Bereits jetzt sind über 80 Prozent der Bundesschulen mit Fernwärme und alternativen Heizsystemen versorgt. Wir haben uns dazu entschlossen, so rasch wie möglich auch die weiteren 20 Prozent aller Heizsysteme in den Bundesschulen auf nachhaltige Systeme umzustellen. Ein entsprechendes Screening wurde bereits eingeleitet und ein Fahrplan dafür erstellt.

Eine weitere Maßnahme des Fünfpunkteplans ist der Ausbau des sogenannten Contractings. So bringt die Wartung und der energieoptimierte Betrieb der haustechnischen Anlagen im Durchschnitt 20 Prozent an Energieeinsparung. Auch dieses Contracting wird massiv ausgebaut und weiter verbessert; eine entsprechende Ausschreibung der Bundesimmobiliengesellschaft ist bereits im Laufen.

Darüber hinaus wird stark in die Gebäudetechnik investiert. Dazu konnten wir bereits an ersten Standorten ein umfassendes Echtzeitmonitoring des Strom- und Wärmeverbrauchs einrichten.

Die von mir beauftragten neuen Gebäuderichtlinien – als letzter Punkt – sind ebenfalls ein wichtiger Schritt. Darin enthalten ist nicht nur der Punkt Nachhaltigkeit, sondern auch die mechanische Belüftung.

Sie sehen, die Maßnahmen, die wir gesetzt haben und die noch gesetzt werden sollen, sind durchaus ambitioniert. Diese führen auch bereits zu konkreten Ergebnissen wie etwa Kosteneinsparungen oder Einsparung von Emissionen, und wir werden diesen Weg entschlossen weitergehen.

Als Bildungs- und Wissenschaftsminister möchte ich aber an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass auch im Universitätsbau umfangreiche Bemühungen angestellt werden, um auch diesen klimafit und ansprechend für junge Menschen zu gestalten. Im Universitätsbau wird bereits seit über zehn Jahren auf nachhaltige Standards gesetzt. Verschiedene Berechnungsmodelle, wie das Climcalc-Tool, welches die Erstellung von CO2-Bilanzen und Roadmaps zur Klimaneutralität ermöglicht, wird auf alle öffentlichen Universitäten ausgerollt. Daraus lassen sich dann weitere Initiativen und notwendige Maßnahmen für einzelne Standorte ableiten.

Für alle Neubauten und Generalsanierungen gibt es seitens der BIG Mindeststandards betreffend Nachhaltigkeit im Bau. So muss den definierten Maßnahmen des Holistic-Building-Programs entsprochen werden und der Gebäudeausweis Klimaaktiv-Silber erreicht werden. Festzuhalten ist, dass bei den meisten Universitätsbauprojekten wesentlich höhere Gebäudezertifizierungen erreicht werden, als es der Mindeststandard erfordert.

Um einen kurzen Überblick zu geben, welche Möglichkeiten bestehen, die Infrastruktur an und in universitären Gebäuden noch nachhaltiger zu machen, darf ich beispielhaft einige Maßnahmen anführen, welche entsprechend den Möglichkeiten der konkreten Ausgangslage umgesetzt werden: die Installation von Luftwärmepumpen, Erdwärme mit Bauteilaktivierung, Mikroklimasimulationen, Dach- und Fassadenbegrünungen, Fotovoltaikinitiativen sowohl seitens der BIG als auch zahlreicher Universitäten, intelligente Grünraumkonzepte und Freiraumplanung, Maßnahmen generell zur Bewusstseinsbildung in den Universitäten und konkrete Verhaltensempfehlungen.

Wie Sie sehen, gibt es in allen Bereichen meines Verantwortungsbereichs umfangreiche Initiativen. Da wir hier im Bundesrat sind, möchte ich betonen, dass die geschilderten Aktivitäten in ganz Österreich gesetzt werden, um Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sowohl in den Köpfen als auch räumlich bestmöglich zu verankern.

Dass die Bemühungen ankommen, zeigen die rege Teilnahme am Wettbewerb Energiebewusst und die positive Resonanz aus allen Bundesländern. Wir werden unsere Anstrengungen gemeinsam mit unseren zahlreichen Partnern weiter fortsetzen und intensivieren. – Vielen Dank. (Beifall bei ÖVP und Grünen.)

9.56

Präsident Günter Kovacs: Herzlichen Dank, Herr Bundesminister.

Zu Wort gemeldet ist nun Frau Dr.in Andrea Eder-Gitschthaler. – Bitte, Frau Bundesrätin.