10.15

Bundesrätin Simone Jagl (Grüne, Niederösterreich): Herr Präsident! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Werte Kolleginnen und Kollegen! Willkommen hier im Haus, liebe Besucherinnen und Besucher! Sehr geehrte Zuseherinnen und Zuseher via Livestream zu Hause! Energiebewusst Schule leben – Projekte wie dieses gehen von der Idee aus, dass durch die Arbeit in der Schule in Kindern und Jugendlichen ein Bewusstsein für verschiedene Themen gefördert wird, in diesem Fall dafür, wie wir mit den endlichen Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, in Zukunft besser haushalten können. Dass wir das müssen, ist nicht erst seit der Energiepreiskrise evident. Das ist eine wesentliche Voraussetzung, um Klimaschutzziele zu erreichen, und somit essenziell wichtig für die Zukunft der jungen Leute, und darum geht es heute in der Aktuellen Stunde.

Bei allen berechtigten Hinweisen auf Punkte, die wir im Bildungssystem verbessern müssen, ist das also ein bisschen eine Themenverfehlung, vor allem von FPÖ-Seite und teilweise auch von der SPÖ.

Gerade an die FPÖ, weil Kollege Leinfellner vorhin von sinnerfassendem Lesen gesprochen hat (Bundesrat Leinfellner: Wieso? Hast du dich verlesen auf deinem Zettel?): Ihr habt in letzter Zeit bewiesen, dass ihr euch mit sinnerfassendem Zuhören ein bisschen schwertut. (Beifall bei den Grünen und bei Bundesrät:innen der ÖVP. – Ah-Rufe und weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)

Mein Kollege Adi Gross hat vorhin gemeint, dass es „kaum etwas pädagogisch Wirksameres“ gibt als gut informierte junge Menschen. Dem kann ich nur zustimmen. Sehr gut kann ich mich daran erinnern, mit welcher Vehemenz und Ausdauer ich als Kind die Einführung von gewissenhafter Mülltrennung in meiner Familie eingefordert habe, nachdem ich erstmals in der Schule mit dem Thema in Berührung gekommen bin und von wachsenden Müllbergen erfahren habe.

Während für Kinder und Jugendliche die Familie oft der Rahmen ist, in dem sie ihre Grenzen austesten und Widerstand üben, stehen sie dem, was Pädagoginnen und Pädagogen zu vermitteln haben, oft etwas aufgeschlossener gegenüber – das ist zumindest die Erfahrung, die ich gemacht habe. Sie treten somit als Multiplikator:innen für wichtige Zukunftsthemen in den Familien, in ihren Peergroups und somit in der Gesellschaft auf. Insofern kommt den Schulen in der Bewusstseinsbildung der jungen Menschen ein ganz besonderer Stellenwert zu.

Wie informiert, reflektiert und engagiert junge Menschen sind, zeigen die Forderungen im aktuellen Bericht der Bundesschüler:innenvertretung. Dieser umfasst nämlich sieben Anträge des österreichischen Schülerparlaments, darunter den Punkt klimaoptimistische Schule, Forderungen nach Etablierung klimafreundlicher Maßnahmen in der Schule. Da geht es unter anderem um Forderungen wie ein plastikfreies Buffet, leistbares und nachhaltiges Essen, Etablierung von Trinkbrunnen statt Getränkeautomaten, Verbesserung der Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und auch hohe ökologische Standards bei Schulneubauten. All diese Bereiche zeigen ganz deutlich die Vorbildwirkung der Schulen, eben auch im Bereich der ökologischen Standards bei Schulbauten.

Es gibt diesen Fünfpunkteplan des Bildungsministeriums und der BIG, von dem wir schon gehört haben – Kollegin Wolff hat das zu Beginn schon ausführlich erklärt –, für energieeffizientes Bauen und Sanieren von Bundesschulen. Das ist ein wichtiger Schritt, und es müssen weitere Schritte folgen, denn die Schulen, bei denen der Bund Schulerhalter ist, machen nur einen Bruchteil der Schulgebäude in Österreich aus.

Kollege Gross hat von dem vorbildlichen Schulgebäude in Hittisau berichtet. Ich habe den Bericht nach eurem Ausflug nach Vorarlberg sehr aufmerksam gelesen. Es ist gut, dass es solche Best-Practice-Beispiele gibt.

Ich kenne leider auch Bad-Practice-Beispiele. In unserer Gemeinde soll demnächst die Volksschule saniert und erweitert werden. In Vorbereitung darauf haben einige Gemeinderät:innen Schulen der Umgebung besucht. Dabei ist mir aufgefallen, wie wenig klima- und somit energiebewusst selbst neue Schulen oft gebaut werden (Bundesrat Steiner: Aber die Frau Minister Gewessler ist doch ...! – Zwischenruf der Bundesrätin Doppler), denn klimaangepasstes Bauen ist energiebewusstes Bauen.

Architektonisch machen diese Schulgebäude schon etwas her, bei näherem Hinsehen fehlt es allerdings oft an einigen Ecken und Enden. Schlechte Raumklimatisierung – wir haben heute schon gehört, wie wichtig gute Raumklimatisierung für ein gutes Lernklima ist – führt oft dazu, dass ganze Schulen, neue Schulen – neue Gebäude! – in den warmen Frühsommertagen oder -monaten zu Saunas werden, was wirklich nicht gut ist, da so ein effizientes, konzentriertes Arbeiten dort kaum möglich ist. Die Gebäude müssen dann im Nachhinein oft mit Klimaanlagen nachgerüstet werden. Hitzeschutz in Form natürlicher Beschattung und Begrünung oder andere Klimaanpassungsmaßnahmen gibt es teilweise gar nicht oder nur in unzureichendem Ausmaß. Es muss also noch vieles geschehen. Die Länder sind da dringend gefordert, gute Rahmenbedingungen zu schaffen.

Mit der Initiative Energiebewusst in der Schule ist in puncto Energieeffizienz und Nachhaltigkeit schon ganz viel geschehen; da ist schon ganz viel auf Schiene und wird auch laufend ergänzt. Zum Beispiel ist der Bereich energiebewusst schon in der Eduthek etabliert worden (Zwischenruf des Bundesrates Steiner), und dieser wird von Pädagoginnen und Pädagogen auch ausgiebig genutzt. (Bundesrat Steiner: Gewessler, Klimaanlage ...!) Dieser Bereich wird laufend ausgebaut, um mehr Unterrichtsmaterialien für Lehrkräfte zu den Themen Energieeffizienz, Umweltschutz und Nachhaltigkeit anbieten zu können. (Zwischenruf des Bundesrates Steiner.)

Es werden verbindlich schulstandortsspezifische nachhaltige Maßnahmen (Bundesrat Spanring: Gewessler, Klimaanlage!) zum Energiesparen unter Einbeziehung der Schulpartner erarbeitet. Weitere Aus-, Fort- und Weiterbildungen, Bildungsveranstaltungen im Bereich Nachhaltigkeit und Klimaschutz für Lehrkräfte werden etabliert. Die Zahl der sogenannten Ökologschulen wird bis 2030 deutlich erhöht. Das sind derzeit circa 700 Schulen aller Schularten und 13 pädagogische Hochschulen, in denen Lehrer:innen, Studierende und Schüler:innen gemeinsam an wichtigen Zukunftsthemen (Zwischenruf des Bundesrates Steiner) wie Ökologie, nachhaltige Wirtschaft und soziale Belange arbeiten.

Es ist heute auch schon erwähnt worden: der Wettbewerb. Energiebewusst im All- - (Bundesrat Steiner: Die 5 Minuten sind aus, das geht nicht!)

Präsident Günter Kovacs: Bitte die Redezeit beachten! (Bundesrat Steiner: Die 5 Minuten sind aus! – Anhaltende Rufe und Gegenrufe zwischen Bundesrät:innen von FPÖ und ÖVP.)

Bundesrätin Simone Jagl (fortsetzend): Ja, gut. – Schule hat eine wichtige Vorbildfunktion. Dieser Vorbildfunktion kann sie dann gut nachkommen, wenn wir gute Rahmenbedingungen dafür liefern. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen.)

10.22

Präsident Günter Kovacs: Danke, Frau Bundesrätin.

Zu Wort gemeldet ist nun Herr Mag. Dr. Karl-Arthur Arlamovsky. – Bitte, Herr Bundesrat. (Rufe und Gegenrufe zwischen Bundesrät:innen von FPÖ und ÖVP.)