14.45

Bundesrätin Simone Jagl (Grüne, Niederösterreich): Frau Präsidentin! Werter Herr Bundesminister, willkommen! Werte Kolleginnen und Kollegen! Werte Zuseherinnen und Zuseher, auch zu Hause via Livestream! „Im Menschenleben ist es wie auf der Reise. Die ersten Schritte bestimmen den ganzen Weg.“ – Diese Worte von Arthur Schopenhauer bringen eines wirklich sehr gut auf den Punkt, nämlich dass in der frühen Kindheit der Grundstein für Lebensqualität, für die soziale und ökonomische Lage und auch für die Gesundheit bis weit in das Erwachsenenalter hinein gelegt wird.

Studien zeigen zum Beispiel, dass soziale und finanzielle Belastungssituationen große Auswirkungen auf die akute Gefährdungslage von Kindern haben: Familientragödien, bei denen Bezugspersonen ihre Kleinstkinder verletzen oder ihnen sogar Schlimmeres antun, finden in schwierigen familiären Situationen, in schwierigen sozialen Situationen, in gesundheitlich schwierigen, in finanziell schwierigen Situationen statt. Langfristig wirken sich solche Belastungssituationen aber auch auf die kognitiven Fähigkeiten sowie auf die soziale und emotionale Entwicklung von Kindern aus.

Die frühen Hilfen setzen genau da an, nämlich wenn die Geburt eines Kindes nicht unbedingt einen Zustand der bedingungslosen, ungetrübten Glückseligkeit auslöst. Das kann schon in der Schwangerschaft beginnen, zum Beispiel, wenn die Mutter von familiärer Gewalt, von häuslicher Gewalt betroffen ist oder wenn die Eltern von einer Behinderung oder Krankheit des ungeborenen Kindes erfahren. Es kann aber auch passieren, wenn das Geld schon vor und während der Schwangerschaft knapp ist und Sorgen auftreten, wie es dann mit noch weniger Geld weitergehen wird, wenn das Kind einmal auf der Welt ist.

Ist das Kind einmal geboren, kann es einfach sein, dass Eltern mit der neuen Situation und mit den neuen Aufgaben überfordert sind, aber vielleicht auch mit dem Kind an sich. Wenn Eltern zum Beispiel sogenannte High-Maintenance-Kinder bekommen, die sehr vehement die Erfüllung ihrer Bedürfnisse einfordern, dann kann das schon wirklich zu Überforderungssituationen führen, dazu kommen Schlafmangel und soziale Isolation, denn mit einem Schreikind geht man nicht außer Haus, es findet eigentlich kein sozialer Kontakt statt. Wenn dazu auch noch das soziale Umfeld suboptimal ist, sind Belastungssituationen vorprogrammiert, und in dieser Situation sind Eltern oft nicht mehr in der Lage, sich selbst Hilfe zu suchen.

Das Programm der frühen Hilfen ist wirklich mehr als hilfreich, denn neben der Möglichkeit, dass Familien, Eltern und Bezugspersonen sich selbst an die Netzwerkstellen wenden können, ist auch vorgesehen, dass Eltern von Expert:innen an diese Netzwerke der frühen Hilfen vermittelt werden. Sie werden also wirklich dort abgeholt, wo sie sind, auch wenn sie selbst nicht mehr in der Lage sind, sich Hilfe zu suchen. Seit 2015 wurden über 10 000 Familien begleitet, allein 2022 waren es 2 500 Familien – das ist eine sensationell treffsichere Sache und gilt nicht umsonst EU-weit als Best-Practice-Beispiel.

Wir beschließen heute, dieses Angebot langfristig weiterzuführen. Die Finanzierung in Höhe von 21 Millionen jährlich bis 2028 wird im Rahmen des Finanzausgleichs geregelt, das heißt, es gibt eine Aufteilung zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherungen. Das ist eine wirklich gute Sache und ich freue mich auf breite Zustimmung. – Danke schön. (Beifall bei Grünen, ÖVP und SPÖ.)

14.49

Präsidentin Mag.a Claudia Arpa: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Sandra Böhmwalder. – Bitte, Frau Bundesrätin.