1922/AB XX.GP
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 2104/J-NR/1997, betreffend Realisierungschan-
cen für neue Fachhochschul-Studiengänge, die die Abgeordneten Dipl.-Vw. Dr. LUKESCH
und Kollegen am 27. Februar 1997 an mich gerichtet haben, beehre ich mich wie folgt zu be-
antworten: -
1. Wie hat sich der Fachhochschulsektor seit Einführung des FHStG insgesamt - vor
allem budgetär - entwickelt?
Antwort:
Die bisherige Entwicklung des Fachhochschulsektors entspricht - sowohl in kapazitätsmäßiger
als auch in budgetärer Hinsicht - der vom Ministerrat beschlossenen "Entwicklungs- und Fi-
nanzierungsplanung für den Fachhochschulbereich". Zwischen 1994/95 und 1996/97 wurden
österreichweit 33 Fachhochschul-Studiengänge mit breitem Fächerspektrum eingerichtet.
Im laufenden Budgetjahr werden für alle seit 1994/95 bis 1996/97 eingerichteten Studiengänge
insgesamt S 389 Mio. aufgewendet. Dies entspricht dem im Bundesfinanzgesetz 1997 für
Fachhochschul-Studiengänge vorgesehenen
Betrag.
2. Wieviele Projekte liegen derzeit dem Fachhochschulrat zur Beurteilung vor und in
welchem Stand befinden sich die einzelnen Verfahren?
Antwort:
Mit Stichtag 12,Februar 1997 liegen dem Fachhochschulrat rund 20 Anträge in verschiedenen
Bearbeitungsstadien vor. So fehlen bei einigen Anträge gesetzlich vorgesehene Nachweise,
deren Nachreichung mittels Mängelbehebungsaufträgen eingemahnt wurde; andere Anträge sind
so mangelhaft, daß eine Neueinreichung avisiert wurde,
Eine Gruppe von Anträgen wird derzeit für die Behandlung in der nächsten Vollversammlung
vorbereitet. Schließlich wurde die mögliche Realisierung einiger Anträge auf das Wintersemester
1997/98 verschoben,
3. Wieviele Studiengänge können im heurigen, in den nächsten drei bzw. in den nächsten
fünf Jahren auf der Basis des gültigen Fachhochschulstudien-Entwicklungskonzeptes
finanziell realisiert werden?
5. Halten Sie den budgetären Spielraum im Fachhochschulsektor für ausreichend?
Antwort:
Das Bekenntnis zum moderaten Tempo beim Aufbau des Fachhochschulsektors, wie es in der
"Entwicklungs- und Finanzierungsplanung" vorgesehen ist, hat nach wie vor Gültigkeit; und
zwar nicht aus budgetären, sondern auch aus sachlichen Gründen. Es sprechen nämlich nicht nur
die budgetären Rahmenbedingungen, sondern auch mangelnde Erfahrung hinsichtlich der Ent-
wicklung von Angebot und Nachfrage sowie Qualitätsgründe gegen eine übereilte Expansion
des Fachhochschul-Sektors. Vor einer Änderung des Aufbautempos scheint es jedenfalls sinn-
voll, die Evaluierungsergebnisse der ersten Studiengänge sowie Rückmeldungen des Arbeits-
marktes auf die ersten Absolventen abzuwarten.
4. Sind die beiden beantragten Tiroler Fachhochschul-Studiengänge in Kufstein
("Facility-Managenrent" und ,'International Business Studies") und Innsbruck (Um-
welttechnik) - die Akkreditierung des Fachhochschulrates vorausgesetzt - budgetär
noch heuer realisierbar?
Antwort:
Die Realisierung der Anträge "Facility Management" und "International Business Studies"
(beide Kufstein) ist vorbehaltlich der noch ausstehenden Anerkennung durch den Fachhoch-
schulrat für das Studienjahr 1997/98 vorgesehen. Für das Studienjahr 1998/99 sind als Schwer-
punkt Angebote zur Höherqualifizierung von HTL-Absolventen geplant. In diesem Kontext ist
auch der Innsbrucker Antrag, dessen Zielgruppe HTL-Ingenieure sind, zu sehen.
6. Was werden Sie unternehmen, um die kontinuierliche Weiterentwicklung des Fach-
hochschulsektors sicherzustellen?
Antwort:
Die Konsoldierung und kontinuierliche Weiterentwicklung des Fachhochschulsektors wird durch
folgende Maßnahmen sichergestellt:
* laufende Antragsbearbeitung durch den Fachhochschulrat;
* Einrichtung neuer Studiengänge wie unter 4) und 5) angeführt;
* Evaluierung der laufenden Studiengänge;
* Weiterführung der laufenden Studiengänge, sofern ein entsprechendes Evaluierungsergebnis
vorliegt.
7. Wie stellt sich die Entwicklung der Studentenzahlen im Fachhochschulsektor dar?
Antwort:
Auch die Entwicklung der Studentenzahlen bzw. der geförderten Studienplätze entspricht der in
der "Entwicklungs- und
Finanzierungsplanung" niedergelegten Größenordnung.
Die Summe der geförderten Studienplätze beträgt im Studienjahr 1996/97 3.884 (Entwicklungs-
und Finanzierungsplanung: 4.000), im Studienjahr 1997/98 wird die Zahl der Studienplätze in
den bereits laufenden Studiengängen auf 5.820 anwachsen (Entwicklungs- und Finanzierungs-
planung: 6.000) und im Studienjahr 1998/99 7.076 betragen (Entwicklungs- und Finanzierungs-
planung: 8.000). Die Differenz zur Entwicklungs- und Finanzierungsplanung wird durch die
Genehmigung neuer Studiengänge ausgeglichen werden.
8. Wieviele Studierende besuchen derzeit österreichische Fachhochschulen (bitte aufge-
schlüsselt nach Geschlecht und Bundesländern)?
Antwort:
Zum Stichtag 15 .November 1996 studierten österreichweit 3.753 Personen an Fachhochschul-
Studiengängen. Die Verteilung auf die einzelnen Bundesländer zeigt folgendes Bild:
Wien: 778 Studierende
Niederösterreich: 849 Studierende
Burgenland: 345 Studierende
Oberösterreich: 600 Studierende
Salzburg: 255 Studierende
Steiermark: 454 Studierende
Kärnten: 164 Studierende
Tirol: 86 Studierende
Vorarlberg: 222 Studierende
Zum genannten Stichtag waren 2.818 Studierende männlichen und 935 Studierende weiblichen
Geschlechts.
9. Sind Sie bereit, zur budgetären Absicherung und einer dynamischen Entwicklung
dieses zukunftsträchtigen Bildungssektors dem Wunsch vieler Fachhochschulträger
nachzukommen, die Einhebung von
Studiengebühren zu gestatten?
10. Wenn nein, warum nicht?
Antwort:
Die bildungspolitische Grundsatzeintscheidung, hinsichtlich der Einführung von Studiengebüh-
ren den gesamten Hochschulsektor gleich zu behandeln, ist weiterhin gültig. Beschränkte sich
die Einhebung von Studiengebühren auf den Fachhochschulsektor, so würde dies zu einer - für
den Fachhochschulsektor- nachteiligen - Wettbewerbsverzerrung auf dem Hochschulsektor
führen.
Grundsätzlich halte ich Studiengebühren zur Finanzierung einer Infrastruktur, an deren Her-
stellung insbesondere dem Staat und nicht nur den Studierenden gelegen sein muß, nicht für
zielführend. Die breite Verbesserung und Anhebung des Ausbildungsniveaus ist ein entscheiden-
der Beitrag zur Sicherung des Wohlstandes in unserem Land in der Zukunft und muß daher
weiterhin ein vorraniges Ziel der Regierungspolitik bleiben. Es dürfen daher keine Schranken
errichtet werden, sondern es müssen noch bestehende abgebaut werden.