2361/AB XX.GP
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 2355/J-NR/1997, betreffend das Projekt Magna
Globe Ressort Park in Ebreichsdorf; bundespolitische Problemkreise Finanzierung, zusätzliche
Verkehrsbelastung; Infrastrukturkonzept sowie Umweltbelastungen, die die Abgeordneten
Petrovic, Freundinnen und Freunde am 6. Mai 1997 an mich gerichtet haben, beehre ich mich
wie folgt zu beantworten:
1. Welche Auswirkungen auf das Verkehrsgeschehen im südlichen Wiener Becken
bzw. in der Ostregion hätten die von den Projektwerbern angestrebten Besu-
cherInnenzahlen ohne lnfrastrukturmaßnahmen?
Antwort:
Der durch eine Umsetzung des Projektes verursachte Verkehr wurde in der Raumverträglich-
keitsprüfung für den Magna Globe Ressort Park von der Fa. Regional Consult untersucht. In der
Beilage zur Anfragebeantwortung sind die derzeitigen Verkehrsmengen (Beilage 1 ) und die
Auswirkungen des Magna Globe Ressort Parks auf die Verkehrsbelastung der A 2, der A 3 und
der B 16 (Beilage 2 a, b, c) bezogen auf einen Bemessungstag mit etwa 20 000 Besuchern des
Parks dargestellt. Ob diese Annahme realistisch ist, kann nicht beurteilt werden, sie ist aber
Ausgangspunkt für die folgenden
Ableitungen.
Die vom Projekt bewirkten Zunahmen auf der A 2 Südautobahn sind zwar anteilsmäßig am
geringsten, sie können jedoch zeitweilige Kapazitätsprobleme auf der Südautobahn verstärken,
da die Dauer der Überlastungszeiten durch das Projekt wesentlich verlängert wird. Die Lei-
stungsfähigkeit eines Fahrstreifens wird im Regelfall mit 2.000 Fahrzeugen pro Stunde angege-
ben. Im Falle der A 2 liegen 3 Fahrstreifen pro Richtung vor, somit ergibt sich eine rechnerische
Leistungsfähigkeit in der Größenordnung von 6.000 Fahrzeugen pro Stunde, aus der - wie
bereits erwähnt - Kapazitätsprobleme auf der A 2 temporär resultieren können.
An der A 3 wird durch das Projekt die Verkehrsbelastung in der Spitzenzeit etwa verdoppelt.
Die Kapazitätsgrenze der Südostautobahn wird allerdings auch bei der erhöhten Verkehrsmenge
noch nicht erreicht werden.
Die relativ stärksten Verkehrszunahmen würden durch das Projekt auf der B 1 6 Odenburger
Straße verursacht werden. Dort würde eine Vervielfachung der Verkehrsmenge von derzeit
maximal 200 Kfz/h auf über 1400 Kfz/h in der Spitzenstunde verursacht.
Ohne Ausbau des Autobahnnetzes in der Region wären bei Umsetzung des Projektes folgende
Probleme zu erwarten:
* Wesentliche Verstärkung der Überlastung der Südautobahn zwischen den Knoten
Guntramsdorf und Vösendorf
* Verkehrsbelastungen im Bereich der Gemeinde Ebreichsdorf durch ca. 7000 bis 8000
verursachte Kfz-Fahrten durch das Ortsgebiet von Ebreichsdorf
2. Wie hoch ist das aktuelle Verkehrsaufkommen im Durchschnitt bzw. zu den Spit-
zenzeiten auf den von den Ausbauwünschen der Projektbetreiber betroffenen
Routen?
Antwort:
Die aktuellen Zahlen betreffend das geschätzte Verkehrsaufkommen sind in der Beilage 1
dargestellt.
3. Wie hoch wären die öffentlichen Investitionen für die Autobahnverbreiterungen
einerseits bzw. die Anlage von Autobahn-Vollknoten bei Ebreichsdorf bzw. die
Realisierung der B 301 zum gegenwärtigen
Zeitpunkt?
Antwort:
Die Beantwortung dieser Frage fällt nicht in meinen Kompetenzbereich.
4. Unbeschadet der Zuständigkeit des Wirtschaftsministers für den Straßenausbau:
Wurden Sie mit diesen Ausbauwünschen der Projektwerber konfrontiert? Wenn
ja, mit welchen Ergebnissen, wenn nein, werden Sie als für die Verkehrsabwick-
lung zuständiger Minister trachten, daß dieses Projekt mit einer zweifellos über-
regionalen Bedeutung einer objektiven verkehrspolitischen Beurteilung zugeführt
wird?
Antwort.,:
Mein Ressort wurde mit keinen Ausbauwünschen seitens der Projektwerber konfrontiert. Eine
Untersuchung des Projektes wurde im Rahmen der Raumverträglichkeitsprüfung durch die Fa.
Regional Consult bereits durchgeführt. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden jedenfalls
in die Beurteilung des Projektes einbezogen werden müssen. Das ho. Ressort ist allerdings nicht
für die behördliche Genehmigung des Projektes zuständig.
Etwaigen Wünschen, das Autobahnnetz im Südraum von Wien speziell für den Magna Globe
Ressort Park auszubauen, muß entgegengehalten werden, daß die verkehrlichen Wirkungen des
Projektes, falls es nicht gelingt, durch geeignete Maßnahmen den Pkw-Anteil am Besucher-
verkehr erheblich zu senken, klar der verkehrspolitischen Zielsetzung einer Eindämmung des
Wachstums des motorisierten Individualverkehrs widersprechen. Das Ziel einer Erhöhung des
Anteils öffentlicher Verkehrsmittel am Personenverkehr ist sowohl im Österreichischen
Gesamtverkehrskonzept 1 99 1 als auch im Landesverkehrskonzept für Niederösterreich enthal-
ten.
Fairerweise möchte ich festhalten, daß der Projektbetreiber selbst meinen Informationen nach
bisher keine Wünsche zum Ausbau der Verkehrsinfrastruktur an den Bund gerichtet hat. Im
zitierten Gutachten der Regional Consult wird davon ausgegangen, daß durch die Verkehrs-
entwicklung im Südraum Wiens voraussichtlich die Verbreiterung der A2 erforderlich wird.
Empfohlen wird vom Gutachterteam der Ausbau der Knoten A2/A3 bei Guntramsdorf und des
Knotens Ebreichsdorf Nord (A3).
.
5. Halten Sie angesichts der derzeit bestehenden Grundbelastung, insbesondere auf
der Südautobahn im Nahbereich der Bundeshauptstadt Wien ein derartig großes
zusätzliches
Straßenverkehrsaufkommen für wünschenswert?
Antwort:
Aus den bekannten verkehrspolitischen Zielsetzungen der Verkehrsverlagerung, sowie der
Zielsetzung die Belastungen für Mensch und Umwelt aus dem Straßenverkehr so gering wie
möglich zu halten bzw. Belastungen, die das tolerierbare Ausmaß bereits überschritten haben,
zu reduzieren, kann es nicht Anliegen eines Verkehrsministers sein, für massive Zunahmen im
Straßenverkehr einzutreten. Vielmehr sollten Alternativen zur Anwendung kommen, die einen
akzeptablen Interessensausgleich zwischen den Mobilitäts- sowie tourismuswirtschaftlichen
Bedürfnissen einerseits und den Anliegen der vom Verkehr betroffenen Bevölkerung und der
Umwelt andererseits, ermöglicht. In diesem Sinne könnte der Globe Ressort Park ein ökologi-
sches Modellprojekt für große Freizeiteinrichtungen und dafür erforderliche Verkehrslösungen
darstellen. Schon beim Baustellenverkehr könnte/sollte der Bahntransport sinnvoll eingebunden
werden. Eintrittspreise in den Park und zu Veranstaltungen könnten die Anfahrt mit öffentli-
chen Verkehrsmitteln aus der näheren Umgebung (beispielsweise aus Wien, Wiener Neustadt
und aus dem nördlichen Burgenland) enthalten, für Gäste aus weiter entfernten Regionen
könnten attraktive Bahn-Pauschalangebote geschaffen werden. Die Herstellung attraktiver
Verkehrsverbindungen zum Globe Ressort Park stellt eine Herausforderung für die in der
Region tätigen Bahn- und Busunternehmen dar. Sie bietet aber auch entsprechende kommer-
zielle Chancen für diese Unternehmen. Dies würde auch hinsichtlich der Anzahl der Parkplätze
im Globe Ressort Park gegenüber der derzeit geplanten Anzahl von rund 6000 eine erhebliche
Reduktion erlauben.
Letztlich könnte die Bewilligung derartiger verkehrsinduzierender Vorhaben auch vom Vorlie-
gen entsprechender, diese Problematik lösender Logistik- bzw. Verkehrskonzepte wie z.B.
Verkehrsmanagementpläne, abhängig gemacht werden. Die Zuständigkeit, ob derartige Überle-
gungen zur Anwendung gelangen sollen bzw. die Schaffung diesbezüglicher (eventuell auch
rechtlicher) Voraussetzungen hierfür, liegt allerdings beim Land Niederösterreich bzw. im
Rahmen des Flächenwidmungs- und Baugenehmigungsverfahrens bei der Gemeinde Ebreichs-
dorf
6. Die Projektwerber sprechen sich auch für eine Halbierung der Intervalle der
Eisenbahn auf der Pottendorfer Linie aus; ist eine derartige Maßnahme geplant
bzw. befürworten Sie diese aus der Sicht der unterfertigten Abgeordneten völlig
unabhängig vom Magna Globe Projekt wünschenswerte Verstärkung des öffentli-
chen Verkehrs? Welche Kosten wären damit
verbunden?
Im Maßnahmenkonzept der ÖBB ist ein zweigleisiger Ausbau der Pottendorfer Linie vor-
gesehen. Diese Maßnahme ist auch aufgrund anderer Aufwertungen der Pottendorferlinie
. (Verlagerungen des Fernverkehrs von der Südbahn auf die Pottendorferlinie, Güterterminal
Inzersdorf) wichtig und prioritär. Eine kurzfristige Verbesserung des Zugsangebotes für die
Gemeinde Ebreichsdorf könnte auch durch einen Halt der stündlich verkehrenden Eilzüge Wien
- Ebenfurth - Sopron/Eisenstadt ohne wesentliche Mehrkosten erreicht werden.