2417/AB XX.GP

 

Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 2410/J-NR/97 betreffend desaströser Zustand

des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums im Narrenturm, die die Abgeordneten

MMag. Dr. Madeleine Petrovic und FreundInnen am 14. Mai 1997 an mich richteten, wird

wie folgt beantwortet:

1. Sind dem Ministerium die in der Begründung angeführten Mißstände im Patholo-

gisch-anatomischen Bundesmuseum bekannt?

2. Wenn ja: Was wird das Ministerium zur Beseitigung dieser Mißstände unternehmen?

Warum wurde bisher nichts unternommen?

Antwort:

Das Gebäude des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums befindet sich im Ensemble des

Alten AKH, welches Eigentum der Universität Wien ist. Das Museum ist Mieter im

sogenannten „Narrenturm“, wobei prinzipiell die Universität Wien die dem Hauseigentümer

obliegenden Instandsetzungs- und Instandhaltungspflichten zu tragen hat Gebrechen sind zu

beheben. Zweckadaptierungen sind aufgrund der unklaren Situation der diversen medizinischen

Sammlungen derzeit nicht durchführbar.

3. Warum wurde der „Narrenturm“ nicht in die baulichen Restaurierungsmaßnahmen

im Rahmen der Museumsmilliarde einbezogen? Wurde im Budget die Renovierungs-

bedürftigkeit des Gebäudes berücksichtigt bzw. wie sollen Reparaturarbeiten in

Zukunft finanziert werden?

Antwort:

Wie bereits festgestellt, handelt es sich um ein Mietobjekt, auf das die einschlägigen Bestim-

mungen des Allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches, insbesondere des § 1096, anzuwenden

sind. Deshalb war eine Einbeziehung in die Museumsmilliarde nicht tunlich.

4. Wird das Ministerium konkret für eine Reparatur der Wasser- und Stromversorgung

sorgen?

Antwort:

Soweit der Mieter für die Reparaturen aufzukommen hat, werden diese seitens meines Ressorts

durchgeführt.

5. Gibt es seitens des Ministeriums konkrete museumspolitische Zielsetzungen

betreffend das Pathologisch-anatomische Bundesmuseum? Gibt es einen konkret

formulierten Plan für die Zukunft des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums?

Wenn ja: Wie sehen diese aus? Wie werden diese Ziele umgesetzt werden?

Antwort:

Wie bei allen Bundesmuseen ist auch hier auf ein ausgewogenes Verhältnis der gesetzlich vor-

geschriebenen Museumsfunktionen zu achten. Die Sammlungspolitik hat nach wie vor den

Erwerb von Feuchtpräparaten, Moulagen, Exsikkationspräparaten, pathologischen Skeletten,

Knochen und historisch medizinischen Geräten zum Ziele. Zwecks Bewahrung dieser Objekte

werden sie nach dem jeweiligen Stand der Wissenschaft auf ihren Erhaltungszustand geprüft

und geordnete Maßnahmen zu ihrer Sicherheit gesetzt. Diese Sammelobjekte werden der

Öffentlichkeit zum Teil in Form von Ausstellungen dargeboten. Der überwiegende Teil der

Objekte ist in Form einer Studiensammlung zusammengefaßt, die einem Fachpublikum auf

Anfrage zugänglich gemacht wird Das Museum beschäftigt sich ferner mit der Bestimmung

und Inventarisierung seiner Bestände und mit der Herausgabe wissenschaftlicher Publikationen

sowie der Forschung auf seinem Fachgebiet.

6. Halten Sie es für zielführend die Leitung eines Bundesmuseums vier Jahre lang nicht

definitiv zu besetzen? Halten Sie es für ausreichend, daß die Leitung des Museums

nur provisorisch und noch dazu nur halbtags erfolgt, da die derzeitige Leiterin nur

einen halben A-Posten innehat? Wie stellt sich das Ministerium das weitere Vorgehen

in bezug auf die Leitung des Museums vor? Wird es demnächst eine Bestellung einer

Leiterin/eines Leiters geben?

Antwort:

Über einen definitiven Direktor verfügte das Pathologisch-anatomische Bundesmuseum nie, da

der verstorbene, sehr verdienstvolle kustodische Leiter, Dr. Karl Portele, neben seinem Haupt—

beruf als akademischer Lehrer das gegenständliche Museum auf \Werkvertragsbasis ohne

eigene Planstelle betreute. Somit kann die Widmung einer halben Planstelle für die

gegenwärtige Leiterin, Dr. Beatrix Patzak, in Anbetracht der budgetären Situation als Erfolg

gesehen werden.

7. Halten Sie es für ausreichend, daß ein Bundesmuseum nur acht (!) Stunden

wöchentlich allgemein zugänglich ist? Wenn nein: Was werden Sie dagegen

unternehmen?

Antwort:

Dieses Museum unterscheidet sich von allen anderen Bundesmuseen insbesondere dadurch,

daß seine Bestände in Form einer Studiensammlung zusammengefaßt sind. Zwar verfügen auch

andere Bundesmuseen über ansehnliche Studiensammlungen (vgl. Graphische Sammlung

Albertina oder das Museum für angewandte Kunst bzw. das Naturhistorische Museum), doch

besitzen sie daneben umfangreiche Schausammlungen. die das Hauptinteresse des Publikums

beanspruchen. Die Studiensammlung des Pathologisch-anatomischen Bundesmuseums ist

hingegen dem medizinischen Fachpublikum vorbehalten und wird von vereinzelt interessierten

Laien besucht. Eine durchgehende Öffnung ist mit der Einschränkung des Besucherkreises

nicht vereinbar und wirtschaftlich nicht vertretbar, zumal mit den bisherigen Öffnungszeiten das

Auslangen gefunden werden konnte.

8. Gibt es einen Plan, wie das Museum in den zukünftigen Universitäts-Campus inte-

griert wird?

Antwort:

Das Museum ist im sogenannten „Narrenturm“ etabliert, der aus denkmalpflegerischer Sicht

einen wesentlichen und nicht veränderbaren Teil des Ensembles des Alten AKH, mithin des

Universitätscampus, darstellt.

9. Ist es richtig, daß beim Verkauf des AKH an die Universität Wien und den nachfol-

genden Mietverhandlungen des neuen Hauseigentümers, auf den Narrenturm „ver-

gessen“ wurde?

Antwort:

Der gemeindeeigene Teil des Alten AKH, auf dessen Boden sich der Narrenturm befindet, ist

eine Schenkung an die Universität Wien. Kein Teil der Schenkung darf verkauft werden. Die

Schenkung hat den Bestand des Museums im Narrenturm nicht beruhrt.

10. Ist es richtig, daß der vom Museum genützte und gemietete Vortragsraum, trotz

bestehender Mietverträge, abgerissen werden soll? Wenn ja, warum?

Antwort:

Der neben dem Gebäude der Strahlentherapie, somit außerhalb des Museumsgebäudes

gelegene, vom Museum nur sporadisch genutzte Vortragsraum (Fläche ca. 25m²) wurde aus

wirtschaftlichen Erwägungen aufgegeben, da an anderer Stelle im Narrenturm für diese

Zwecke bestimmte Räumlichkeiten bestehen