2436/AB XX.GP
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 24341J-NR/97 betreffend Abschaffung der
Vorschulklassen ab dem Schuljahr 1998/99, die die Abgeordneten Mag. Karl Schweitzer und
KollegInnen am 15. Mai 1997 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:
1. Welche konkreten Gründe sind dafür ausschlaggebend, daß die Vorschulklassen
zugunsten eines integrativen Modells abgeschafft werden sollen?
Antwort:
Nach Übertragung der Schulversuche zur Vorschulklasse ins Regelschulwesen hat sich gezeigt,
daß Vorschulklassen nur an etwa 25% der Volksschulstandorte eingerichtet werden können.
Vorschulgruppen sind nicht in allen Ausführungsgesetzen der einzelnen Bundesländer vorgesehen
und werden dort, wo sie bestehen, von den Eltern und Erziehungsberechtigten teilweise nicht
angenommen. Es wurde daher bereits mit der 15. Novelle zum Schulorganisationsgesetz in einem
eigenen Schulversuchsparagraphen (§131 c) die Möglichkeit geschaffen, in 20% der Klassen an
öffentlichen Schulen eines Bundeslandes Modelle zu erproben, die unter Einbeziehung der
Vorschulstufe zu einer Verbesserung der Situation zu Beginn der Schulpflicht beitragen. Dieser
Versuchszeitraum wurde auf die Schuljahre
1993/94 bis 1997/98 begrenzt.
2. Gibt es einschlägige Erfahrungen mit einem diesbezüglichen integrativen Volksschul-
modell bereits in Österreich und wenn ja, wo und seit wann und wie sehen diese aus?
Antwort:
Österreichweit werden derzeit in 1097 Klassen an 552 Volksschulen Schulversuche gemäß
§ 131 c Schulorganisationsgesetz durchgeflührt, dabei werden sowohl vorschulklassenähnliche
Modelle (mit einem „verspäteten oder verzögerten Rückstellzeitpunkt“) als auch integrative
Modelle erprobt. Bei integrativen Projekten wird den Kindern erforderlichenfalls für die Absol-
vierung der Lehrplangrundstufe 1 bis zu drei Jahren Zeit gewährt und auf das Wiederholen einer
Schulstufe verzichtet.
Die Evaluation erfolgte in erster Linie seitens des Zentrums für Schulentwicklung in Graz sowie in
Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Akademie in der Steiermark. Eine umfangreiche
Dokumentation dieses Forschungsprojektes befindet sich in Vorbereitung. Um weitere
Entscheidungen treffen zu können, muß das Ergebnis des Forschungsprojektes abgewartet
werden.
Kurz zusammengefaßt können folgende Hauptergebnisse der Lehrerbefragung genannt werden.
Knapp 60% der Lehrerinnen und Lehrer erwarten sich vom Schulversuch eine Verbesserung der
individuellen Förderung, einen positiven Schulstart und ein günstigeres Schulklima.
Etwas mehr als 40% erwarten sich eine Veränderung der Lehrerrolle, etwas mehr als ein Fünftel
sieht schwierige Aufgabenstellungen bei der Förderung und Differenzierung. Schulleiterinnen und
Schulleiter beurteilen die Verbesserung der Arbeitssituation durch den Schulversuch günstiger als
die Lehrerinnen und Lehrer.
Über die Wahrnehmungen der Meinung der Eltern wird berichtet, daß diese eine Erleichterung
des Schuleinstiegs, erhöhte Freude und Motivation sowie gute Leistungen und keine Überfor-
derung der Kinder feststellen. Knapp 10% der Eltern beftirchten eine soziale Diskriminierung
einzelner Kinder in den Versuchsklassen.
In integrativen Modellen ist der Anteil jener Kinder, die für die Grundstufe 1 nur zwei Jahre
benötigen,höher als in den vorschulklassenähnlichen, bei denen sich der Prozentsatz nicht von der
Regelschule unterscheidet.
3. Wieviel Schulanfänger besuchten - aufgeschlüsselt nach Bundesländern - seit ihrer
Einführung die Vorschulklasse und wieviel davon wurden aus der ersten Klasse zurück—
gestellt?
Antwort:
Die entsprechenden statistischen Angaben befinden sich in der Beilage.
4. Welche konkreten Schritte werden Sie setzen, um Kinder, die noch nicht schulpflichtig
sind, aber für schulreif befunden werden, zu fordern bzw. werden diese Kinder in das
neue Modell integriert werden?
Antwort:
Da von den Regelungen bezüglich der Dispenskinder im Schulversuch nicht abgegangen worden
ist, werden diese auch bei allfälligen Veränderungen auf Wunsch der Eltern bzw. Erziehungs-
berechtigten nach entsprechender Beratung in die Volksschule aufgenommen werden können. Es
wird zu prüfen sein, inwieweit bei einer Aufhebung der Altersdispens der Besuch der Vorschul-
klasse auf die Schulpflicht angerechnet werden soll.
5. Wird die Abschaffung der Vorschulklassen konkrete Einsparungsmaßnahmen - aufge-
schlüsselt nach Bundesländern - im Personalbereich bringen und wenn ja, welche?
(Personalkosten, Anzahl der Lehrer)
Antwort
Bei noch zu verhandelnden Veränderungen im Schuleingangsbereich stehen pädagogische Ziel-
setzungen im Vordergrund. Es muß jedoch auch auf die vorhandenen Budgetmittel Rücksicht
genommen werden, sodaß beispielsweise Kostenumschichtungen im Sinne der bildungsöko-
nomischen Effizienz vorgenommen werden
könnten.
6. Welche Kosten wird die Einführung von Stützlehrern zur Betreuung der noch nicht
schulreifen Kinder verursachen?
Antwort:
Die derzeit im Schulversuch erprobten Modelle basieren auf den für die Bewirtschaftung der Plan-
stellen an Vorschulklassen bzw. Volksschulklassen geltenden Instrumenten und sehen, was auch
ein Gesetzesauftrag für den Schulversuchszeitraum war (§131 c Abs. 2 Schulorganisations-
gesetz), keine zusätzlichen Ressourcen
vor.
vstg396.doc
VORSCHULSTUFE — KLASSEN - SCHÜLER
AN ÖFFENTLICHEN VOLKSSCHULEN, 1983/84 bis 1995/96
VORSCHULSTUFE- KLASSEN
Jahr B K N 0 S ST T V W Ö VG2 VG3
83/84 8 73 21 144 46 62 15 31 105 505 14 12
84/85 3 91 23 172 46 68 15 29 122 569 24 20
85/86 4 108 23 199 50 78 18 27 132 639
86/87 4 134 27 222 52 82 20 35 146 722
87/88 5 143 33 239 53 85 24 36 152 770
88/89 7 132 35 241 48 93 26 36 155 773
89/90 6 142 41 257 54 96 26 42 155 819
90/91 6 156 60 277 54 100 32 43 160 888 23 32
91/92 7 165 79 233 61 111 30 46 176 908 16 30
92/93 8 167 101 137 62 113 36 45 183 852 18 13
93/94 9 156 117 136 65 113 40 52 193 881 12 43
94/95 8 142 111 104 62 93 38 47 162 767 2 28
95/96 10 157 131 102 64 78 43 57 170 812 3 24
V0RSCHULSTUFE— SCHÜLER* — — ——— -——
Jahr B K N 0 S ST T V W Ö VG2 VG3
83/84 107 867 171 1769 346 681 182 331 865 5319 66 88
84/85 47 986 187 2066 388 649 189 337 864 5713 109 136
85/86 63 1132 187 2405 453 648 224 329 1020 6461 104 165
86/87 60 1389 209 2783 465 766 244 411 1168 7495 112 146
87/88 70 1549 282 2905 461 776 303 417 1284 8047 134 209
88/89 81 1597 324 2842 451 808 306 431 1268 8108 130 236
89/90 76 1672 409 3068 534 794 303 452 1244 8552 150 253
90/91 81 1750 591 3216 550 892 397 454 1249 9180 127 229
91/92 87 1893 807 2781 637 1026 383 502 1604 9720 93 236
92/93 98 1938 1052 1627 664 1138 463 509 1635 9124 103 102
93/94 127 1708 1241 1619 680 1104 498 578 1779 9334 82 314
94/95 125 1740 1254 1282 665 869 512 575 1600 8622 13 198
95/96 116 1906 1359 1236 648 907 554 647 1552 8925 16 186
*) Die Zahl der Schüler in der Vorschulstufe erhöht sich bis 31.12. erfahrungsgemäß noch um
ca 30%.
Zahl und Schü1er der Vorschulgruppen sind bei Ö schon inkludiert.
(Daten: Osterr. Schulstatistik, Okt. Erh.)