2862/AB XX.GP
Die Abgeordneten zum Nationalrat Helmut Haigermoser und Kollegen haben am 9.
Oktober 1997 unter der Nr. 3106/J-NR/1997 an mich eine schriftliche Anfrage betreffend
die Begnadigung ehemaliger österreichischer Südtirolaktivisten gerichtet, die folgenden
Wortlaut hat:
‚1. Wie viele österreichische Südtirolaktivisten wurden wegen ihrer politisch motivierten
Aktionen in Italien verurteilt?
2. Wie viele davon sind derzeit inhaftiert?
3. Gegen wie viele Österreicher existieren noch aufrechte internationale Haftbefehle
aus den oben genannten Gründen?
4. Sind Sie der Ansicht, daß sowohl die Inhaftierten als auch die zur Verhaftung
Ausgeschriebenen dreißig Jahre nach der Beendigung der Widerstandsbewegung
von dieser Last befreit werden sollten?
a) Wenn nein, warum nicht?
b) Wenn ja, welche konkreten Schritte werden Sie zur Erreichung dieses Zieles
setzen?“
Ich beehre mich, diese Anfrage wie folgt zu beantworten:
Was die in der Einleitung zitierte Anfrage Nr. 2699/J anlangt, so hat sie der Herr
Bundeskanzler am 4. September d.J. unter ZI. 2747/AB beantwortet.
ad 1): Der Kreis ehemaliger Südtirolaktivisten der 60er Jahre, welche die österreichische
Staatsbürgerschaft besitzen und in Italien in Abwesenheit zu Haftstrafen verurteilt
wurden, umfaßt 14 Personen. Die Bundesregierung setzt sich bereits seit dem
Paketabschluß im Jahre 1992 intensiv für eine Begnadigung dieser Gruppe ein.
ad 2): Keiner. Die Mitglieder des unter 1) genannten Personenkreises wurden alle in .
Abwesenheit verurteilt und haben keine Strafe in Italien verbüßt.
Die einzige österreichische Staatsbürgerin, die sich derzeit im Zusammenhang mit
einer südtirolpolitischen Aktivität in Italien in Haft befindet, ist Karola Unterkircher.
Die ihr zur Last gelegten Straftaten beziehen sich auf einen späteren Zeitpunkt,
weswegen die Genannte nicht in den in der Anfrage angesprochenen Kreis der
Südtirolaktivisten der 60er Jahre fällt.
ad 3): Die internationale Fahndung gegen diese 14 Personen wurde per Jänner 1993
eingestellt. Lediglich im Falle einer Einreise nach Italien würde ihnen weiterhin die
Verhaftung drohen.
ad 4): Ich bin wie mein Amtsvorgänger Alois Mock der Meinung, daß die Frage der
Begnadigung der ehemaligen Südtirolaktivisten österreichischer
Staatsbürgerschaft ehestbaldig einer Lösung zugeführt werden sollte. Bezüglich
der seit 1992 unternommenen Interventionen verweise ich auf die entsprechende
Aufzählung in der am 20. August 1996 erfolgten Beantwortung der
Parlamentarischen Anfrage Nr. 1005/J-NR/1996 vom 10.Juli 1996. Österreich wird
diese Bemühungen fortsetzen und den politisch Verantwortlichen in Italien
gegenüber die gegenständliche Frage weiterhin thematisieren.