3153/AB XX.GP
Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr.3163/J-NR/1997, betreffend die Erhaltung der
Eisenbahnstrecke über den Semmering, die die Abgeordneten Rosenstingl und Kollegen am
29. Oktober 1997 an mich gerichtet haben, beehre ich mich auf Grund von Stellungnahmen der
ÖB13 wie folgt zu beantworten:
1. Welchen Aufwand zur Erhaltung der Semmeringstrecke zwischen Gloggnitz
und Mürzzuschlag hat die ÖBB seit 1980 jährlich betrieben?
Antwort:
Der jährliche Aufwand für die Erhaltung der Semmeringstrecke im Streckenabschnitt Gloggnitz
- Mürzzuschlag (Streckenlänge 42,7 km) beträgt durchschnittlich zwischen 1980 und 1997 rund
90 Mio 5 (gerechnet auf Preisbasis 1997).
Hiezu sind noch die Kosten für die Erneuerung bestehender Anlagen hinzuzurechnen, für die
seit 1980 (exklusive Tunnels und Viadukte) im Durchschnitt ca. 25 Mio S pro Jahr aufzuwen-
den waren (gerechnet auf Preisbasis 1997). Aufgrund der schweren Verkehrsbelastung und des
Alters der Viadukte fallen hinkünftig allerdings verstärkt Arbeiten zur Erneuerung von Viaduk-
ten an. In den nächsten Jahren sind hiefür durchschnittlich ca 50 Mio 5 pro Jahr zu veranschla--
gen.
2. Welcher Erhaltungsaufwand pro Kilometer Streckenlänge wird für die .Alpin-
bahnen durchschnittlich aufgewendet? Wie hoch ist dieser Betrag bei der
Semmeringstrecke?
Antwort:
Das finanzielle Volumen für die Erhaltung beträgt z.B. auf der Brennerbahn (Innsbruck
Brenner, Streckenlänge 37 km) im Durchschnitt 1,13 Mio S km.
Auf der Semmeringstrecke zwischen Gloggnitz und Mürzzuschlag erhöht sich dieser Aufwand
aufgrund extremer Anlageverhältnisse (insbesondere sehr enge Bogenradien, viele aufwendige
Kunstbauten) erheblich. Der Erhaltungsaufwand für die Semmeringstrecke beträgt durch-
schnittlich ca. 2,11 Mio S/km.
Ähnlich verhält es sich mit den Kosten zur Erneuerung bestehender Ansagen.
3.,4. Ist es richtig, daß in den Erhaltungsplänen der letzten Jahre diverse Streckensa-
nierungsarbeiten enthalten waren, diese aber bislang nicht bzw. erst wesentlich
später ausgeführt wurden, als zunächst geplant?
Wenn ja, welche waren dies im Einzelfall und wie ist dies zu verantworten?
Antwort:
Es ist richtig, daß aus unterschiedlichen Gründen Umplanungen bezüglich Erhaltungsmaß-
nahmen stattgefunden haben. Keinesfalls bewirkte dies eine Verschlechterung des Sicherheits-
standards.
5., 6., 7. Welche Unfälle ereigneten sich im in Frage 1 genannten Zeitraum auf der
Strecke über den Semmering, und welche genaue Ursache wurde dabei jeweils.
festgestellt?
Wieviele Unfälle ereigneten sich im gleichen Zeitraum jeweils auf den übrigen
Alpenbahnen der ÖBB?
Welche Dichte an Unfällen pro Zeit und Kilometer ergibt sich daraus jeweils für
die einzelnen Alpenbahnen?
Antwort:
In den Jahren 1980 - 1997 kam es auf der Semmeringbahn zu 18 Unfällen (vorwiegend Zugent-
gleisungen in Bögen). Da das Streckennetz der ÖBB die typischen Charakteristika eines
Alpenlandes (im EU-Vergleich verhältnismäßig große Anzahl von Bögen und geneigten
Streckenabschnitten) aufweist, kann zu Ihrer nicht näher definierten Fragestellung des Punktes
6 "übrige Alpenbahnen der
ÖBB“ keine exakte Festlegung getroffen werden.
Als Beispiel für eine andere Bergstrecke wird daher die Brennerbahn herangezogen.
Auf dieser Strecke ereigneten sich im angefragten Zeitraum 8 Unfälle.
8. Ist es richtig, daß sich die medial stets aufwendig gewürdigten und von Tunnel-
befürwortern stets als Argument für den Bau gebrauchten Entgleisungen der
jüngeren Zeit auf der Semmeringstrecke sich durchwege nicht in jenen
Streckenabschnitten mit schwierigen Trassierungen (etwa Kalte Rinne) er-
eigneten?
Antwort:
Die ÖBB haben auf den im Fragepunkt angesprochenen Umfang medial redaktioneller Bericht-
erstattung über Entgleisungen auf der Semmeringbahn keinen Einfluß. Die Entgleisungen
ereigneten sich durchwegs im Bereich von Gleisbögen oder Weichen. Ein Zusammenhang mit
den im Vergleich zu anderen österreichischen Hauptstrecken bestehenden, zum Teil extremen
Anlageverhältnissen der Semmering-Nordrampe (in Bezug auf Bogenradien und Kunstbauten)
ist gegeben.
9. Können Sie ausschließen, daß im Hinblick auf die geplante Errichtung des
Basistunnels die Erhaltung nicht mehr im vollen Umfang durchgeführt wird und
sich dadurch eine Gefährdung der Sicherheit ergibt?
Antwort:
Die Realisierung des Semmering-Basistunnels hat eine zukünftig wesentlich reduzierte Bela-
stung (Verringerung von Zugzahlen und Achslasten) der alten Gebirgsstrecke über den Semme-
ring zur Folge. Daraus ergibt sich eine, gegenüber dem heutigen Stand wesentlich vereinfachte
und - im Sinne der sparsamen Verwendung öffentlicher Gelder - kostengünstigere Erhaltungs-
situation. Eine Verringerung des - im internationalen Vergleich hohen - Sicherheitsstandards
der ÖBB ist daraus selbstverständlich nicht zu befürchten.