3170/AB XX.GP

 

In Beantwortung der schriftlichen parlamentarischen Anfrage Nr. 3207/J betreffend

Erneuerbarer Energiequellen, welche die Abgeordneten Schuster, Freund und Kollegen am

5.11.1997 an mich richteten und aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit in Kopie

beigelegt ist, stelle ich fest:

Antwort für Punkt 1 der Anfrage:

Die größten Reduktionspotentiale zur Erreichung des Toronto-Ziels liegen insbesondere im

Verkehrsbereich sowie durch Energieeinsparung seitens der privaten Haushalte.

Einsparungspotentiale im Bereich der österreichischen Industrie, deren hohe Umweltstandards

ohnehin schon bereits weit über dem EU-Durchschnitt liegen, könnten nur sehr schwer und

sehr kostenaufwendig erzielt werden.

Als Maßnahmenkatalog zur Umsetzung dieses Zieles wurde seitens des österreichischen

Klimabeirates das sogenannte - entwickelt, welches neben

einer Reduktion klimarelevanter Gase auch einen kräftigen Innovationsimpuls zur

Restrukturierung der österreichischen Wirtschaft in Richtung einer nachhaltigen Entwicklung

auslösen soll. Der Text dieses Toronto-Technologieprogrammes vom Jänner 1997 liegt bei.

Außerdem sieht das Energiekonzept der Bundesregierung folgende Strategien zur Erreichung

der energiepolitischen Ziele vor:

— die sinnvolle und rationelle Nutzung der eingesetzten Energien und

— die Forcierung erneuerbarer Energieträger.

Ein großer Teil der im Energiekonzept - in Umsetzung dieser Strategien - vorgesehenen 97

Maßnahmen ist bestens geeignet, einen substantiellen Beitrag zur Reduzierung der C02-

Emissionen zu leisten.

Es wird daher weiterhin die Aufgabe aller involvierten Stellen auf Bundes- und Landesebene

sein, die Durchführung dieser Maßnahmen konsequent und mit Nachdruck fortzusetzen und

auf diese Weise an der Verfolgung des Zieles der Reduktion der C02-Emissionen

Mitzuwirken.

Antwort zu Punkt 2 der Anfrage:

Dänemark gehört zu jenen Ländern der EU, in denen der Anteil der erneuerbaren

Energiequellen am Gesamtenergieverbrauch über dem Gemeinschaftsdurchschnitt liegt -

Dänemark lag dieser Anteil im Jahre 1995 bei 7,3 %, der EU-Durchschnitt beträgt 5,3 %.

In Österreich lag der Anteil der erneuerbaren Energiequellen am Gesamtenergieverbrauch im

Jahre 1905 bei 24,3 % (26 % nach österreichischer Bilanzmethodik). Österreich liegt also weit

höher über dem EU-Durchschnitt als Dänemark.

Die Betrachtung der Primärenerenergieerzeugung auf Basis erneuerbarer Energiequellen zeigt

folgendes Bild:

In Dänemark wird der überwiegende Teil - rund 92 % auf Basis von Biomasse gewonnen.

Darin enthalten ist jedoch auch die Prirnärenergieerzeugung auf Basis von Siedlungsabfällen,

die bei rund 35 % liegt. Einen bedeutenden Platz nimmt auch Wind mit rund 7,5 % ein. Die

verbleibenden 0,5 % entfallen auf Wasserkraft, Solarenergie und Geothermic.

In Österreich werden etwas mehr als 49 % der erneuerbaren Primärenergie aus Wasserkraft

gewonnen. Weitere etwa 48 % werden auf Basis von Biomasse erzeugt. Der geringe

verbleibende Teil wird zum Großteil aus Umgebungswärme und zum kleineren Teil aus

Solarenergie gewonnen.

Die Struktur der Primärenergieerzeugung in Dänemark spiegelt die dortigen Gegebenheiten

wieder. Die Energiegewinnung aus Wasserkraft ist aus topographischen Gründen

offensichtlich keine Option. Hingegen begünstigen die Windströmungen in Meeresnähe

entlang der Küsten die Nutzung von Windkraft. Der überwältigend hohe Anteil der Biomasse

an der Primärenergieerzeugung auf Basis erneuerbarer Energie ist eine Folge der, mit

Ausnahme von Windkraft, bescheidenen Bedeutung der anderen erneuerbaren Energiequellen.

Es ist jedoch auch zu berücksichtigen, daß in diesem Biomasseblock ein sehr hoher Anteil dem

Bereich "Siedlungsabfälle" zuzurechnen ist, ein Bereich der gerade hinsichtlich seiner

ökologischen Konsequenzen einer gesonderten Betrachtung bedarf.

Die Struktur der Primärenergieerzeugung in Österreich zeigt, daß es hierzulande geradezu

mustergültig gelungen ist, die gegebenen Voraussetzungen zur Erzeugung von Energie auf

Basis erneuerbarer Energiequellen zu nutzen. Wir verfügen über ein überaus bedeutendes

Reservoir an Wasserkraft, und es ist daher kein Zufall, daß dieser Bereich fast die Hälfte der

Primärenergieerzeugung auf Basis erneuerbarer Energiequellen abdeckt. Fast die Hälfte

Österreichs ist mit Wald bedeckt, sodaß weitere rund 48 % der erneuerbaren Primärenergie auf

Basis von Biomasse erzeugt werden. Darüberhinaus ist der Anteil der Nutzung von

Umgebungswärme mittels Wärmepumpen ebenso wie jener der Nutzung von Solarenergie

beachtlich.

Österreich liegt bei der Nutzung der erneuerbaren Energiequellen innerhalb der EU im

Spitzenfeld. Die Struktur der Erzeugung von Energie auf Basis erneuerbarer Energiequellen

entspricht den vorhandenen Gegebenheiten geradezu vorbildhaft.

Vor dem Hintergrund sich ändernder Rahmenbedingungen wird es weiterhin unsere Aufgabe

sein, diesen seit langem erreichten, musterhaften Status aufrechtzuerhalten und behutsam

auszubauen, sowie in ergänzenden Bereichen - etwa Photovoltaik und Windkraft - Impulse zu

setzen, die einen Anreiz zur Nutzung der zwar begrenzten jedoch immerhin vorhandenen

Potentiale geben.

Antwort zu Punkt 3 der Anfrage:

Österreich verfügt tatsächlich über einen sehr großen Waldbestand und damit über ein

beträchtliches Potential zur energetischen Nutzung von Biomasse. Wie bereits in der Antwort

zu Frage 2 ausgeführt, ist die Nutzung dieses Potentials eine tragende Säule der

Energieerzeugung auf Basis erneuerbarer Energien.

Eine Betrachtung der relevanten Daten zeigt, daß der Anteil der Biomasse am

Gesamtenergieverbrauch Österreichs in den letzten zwei Jahrzehnten kontinuierlich

angestiegen ist - voll 7,2 % im Jahre 1973 auf 12,1 % im Jahre 1994. Mittlerweile ist also ein

sehr hohes Niveau erreicht, sodaß von einer Zurückdrängung der Biomasse nicht die Rede sein

kann.

Ziel muß es sein, den erreichten Status abzusichern und weiter auszubauen, was naturgemäß

mit immer höherem Aufwand verbunden ist. Dazu kommt, daß der budgetäre Spielraum für

die Gewährung von Subventionen in Hinkunft immer geringer werden wird.

Vor diesem Hintergrund wird zukünftig das Hauptaugenmerk auf den effizienten Einsatz, voll

Fördermitteln zu legen sein. Das heißt, es muß gewährleistet werden, daß mit Hilfe der

begrenzten Fördergelder möglichst umfangreiche Kapazitäten zur Energieerzeugung auf Basis

von erneuerbaren Energiequellen geschaffen werden, daß diese Kapazitäten langfristig

lebensfähig sind und daß von diesen Förderungsmaßnahmen auch Impulse ausgehen, die die

Wettbewerbsfähigkeit von erneuerbarer Energie gegen über konventioneller Energie

verbessern.

In meinem Hause wurde dazu ein Konzept erarbeitet, welches Investitionsförderungen für die

Bereiche Biomasse, Biogas, Wind und Photovoltaik vorsieht, die nach dem

Wettbewerbsprinzip vergeben werden sollen. Alle oben genannten Anforderungen könnten mit

diesem Modell erfüllt werden. Die Arbeiten an der Implementierung dieses Modelles sind sehr

weit fortgeschritten, und ich hoffe, daß es bald angewendet werden kann.

Antwort zu Punkt 4 der Anfrage:

Jüngst wurde von der Europäischen Kommission eine Mitteilung mit dem Titel „Energie für

die Zukunft: Erneuerbare Energiequellen - Weißbuch für eine Gemeinschaltsstrategie und

einen Aktionsplan“ vorgelegt.

Wie aus dem nachfolgenden Auszug aus dieser Kommissions-Mitteilung hervorgeht, sind die

darin vorgesehenen Aktivitäten nicht auf eine finanzielle Förderung/Subventionierung

beschränkt, sondern entsprechen eher einem breiten Begriff im Sinne von „Unterstützung“.

In der Kommissionsmitteilung ist folgendes vorgesehen (Auszug):

(1) Ziele und Strategien

- Festlegung von nationalen Zielen (bis 2005 und 2010) und Strategien durch die

Mitgliedstaaten;

(2) Maßnahmen betreffend den Binnenmarkt

- Fairer Zugang für Elektrizität auf Basis Erneuerbarer zum Elektrizitätsmarkt;

- Neustrukturierung des Gemeinschaftsrahmens für die Besteuerung von Energieprodukten;

- Startsubventionen für neue Erzeugungskapazitäten, KMU und Schaffung von Arbeitsplätzen;

- Die Unterstützung des Einsatzes von Biotreibstoffen im Verkehrsbereich;

(3) Stärkung der Gemeinschaftspolitiken

- Einbeziehung von Maßnahmen für Erneuerbare in die Gesamtstrategie zur Bekämpfung des

Klimawandels;

— Beschluß und Umsetzung des 5. Rahmenprogrammes über Forschung, technologische

Entwicklung und Demonstration (1998 - 2002);

- Unterstützung der Biomasse im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik und Vorschläge für

ländliche Entwicklung für 2000 bis 2006;

(4) Verstärkung der Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten

(5) Unterstützungsmaßnahmen

- ALTENER II und Energierahmenprogramm;

- Kampagnen zur Information von Konsumenten;

- Entwicklung von europäischen Normen und Zertifikaten;

- Schaffung eines Zentrums zur Sammlung und Verbreitung von Informationen;

(6) ‚Take-off-Kampagne

- 1.000.000 Photovoltaik-Systeme, zur Hälfte in der EU und zur Hälfte in Drittstaaten - mit

EU-Unterstützung, auch finanziell;

- 10.000 MW Elektizitätserzeugungskapazität in großen Windfarmen - mit EU-Unterstützung,

auch finanziell;

- 10.000 MWh Kapazität in Biomasseanlagen - mit EU-Unterstützung, auch finanziell;

— Integration von Erneuerbaren Energien in 100 Gemeinden - mit EU-Unterstützung, auch

finanziell;

(7) ‚Follow-up‘-Maßnahmen

- System zur Überwachung des Fortschrittes;

- Verbesserung der Datenerhebung und der Statistik;

- Koordinationsgruppe für die Zusammenarbeit zwischen den Kommissionsdienststellen;

- Schaffung einer Arbeitsgruppe mit Vertretern der Kommission und den Mitgliedstaaten;

- Regelmäßige Berichterstattung an die Gemeinschaftsinstitutionen.

Grundsätzlich tritt Österreich für eine gemeinsame Strategie für erneuerbare Energien auf

gesamteuropäischer Ebene ein und wird an der Umsetzung des Aktionsplanes nach besten

Kräften mitarbeiten.

Antwort zu Punkt 5 der Anfrage:

Wie in der Antwort zu Frage 3 ausgeführt, ist der Anteil der Biomasse am

Gesamtenergieverbrauch in den letzten 2 Jahrzehnten kontinuierlich gestiegen, nämlich von

7,2 % im Jahre 1 973 auf 12,1 % im Jahre 1994. Ermöglicht wurde dies unter anderem durch

finanzielle Fördermaßnahmen auf Bundes- und auf Landesebene. Meiner Einschätzung nach

wird dieser leicht steigende Trend anhalten, denn die im Energiekonzept der Bundesregierung

festgelegten Maßnahmen werden auch weiterhin konsequent umzusetzen sein. Finanzielle

Förderungen auf Bundes- und auf Landesebene werden weiterhin eine wichtige Rolle spielen,

wenngleich in diesem Bereich in Zukunft das Hauptaugenmerk auf dem effizienten Einsatz

der Fördermittel liegen wird müssen. Ich habe bereits in der Antwort zu Frage 2 ausgeführt,

welche Konzeption ich in diesem Zusammenhang für zielführend halte.