3192/AB XX.GP

 

Die Abgeordneten zum Nationalrat Haidlmayr, Freundinnen und Freunde haben am

30. Oktober 1997 unter der Nr. 3171/J an mich eine schriftliche parlamentarische

Anfrage betreffend Gesundheitsgefährdung von Kleinkindern durch PVC-Spielzeug

gerichtet, die folgenden Wortlaut hat:

„1. Wie beurteilen Sie die alarmierenden Ergebnisse von Untersuchungen betref-

fend Kinderspielzeug auf PVC?

2. Werden Sie sich für ein sofortiges nationales Verbot von Weich-PVC-Spielzeug

für Kleinkinder einsetzen?

Wenn nein, warum nicht?

3. Werden Sie sich für ein langfristiges EU-weites Verbot von Weich-PVC-Spiel-

zeug einsetzen?

Wenn nein, warum nicht?

4. Wie werden Sie die Bevölkerung über die Gefahren von Weich-PVC-Spielzeug

für Kleinkinder und die Alternativen (Spielzeug aus Natur-Latex, Stoff, etc.) auf-

klären?“

Diese Anfrage beantworte ich wie folgt:

Zu den Fragen 1, 2 und 4:

In diesen Fragen werden offenbar die Untersuchungen von Weich-PVC-Spielzeug

gemeint, das im Versuch mit synthetischer Speichellösung Phthalate abgeben kann.

Untersuchungen dieser Art wurden sowohl in Dänemark als auch in den Niederlan-

den und in Österreich durchgeführt. Als Weichmacher wurden mehrere Phthalate

gleichzeitig eingesetzt. In einigen Fällen kam es bei zwei Weichmachern zu Über-

schreitungen des sogenannten TDI-Wertes (tolerable daily intake).

Phthalate (Phthalsäureester) werden mit hormonähnlichen (östrogenartigen) Wirkun-

gen in Zusammenhang gebracht und damit zu den endokrin wirksamen Substanzen

gezählt. Weltweit gibt es auf diesem Gebiet intensive Forschungsaktivitäten; auch

internationale Organisationen wie die OECD haben sich dieses Themas angenom-

men. Der Wissenschaftliche Lebensmittelausschuß der Europäischen Kommission

(Ek Meeting vom 12. und 13. Juni 1997) sieht sich auf der Basis des derzeit vorhan-

denen Wissens allerdings noch außerstande, eine endgültige toxikologische Risiko-

bewertung dieser Stoffe vorzunehmen. Weiters haben Reproduktions und Terato-

genitätsstudien im Tierversuch negative Wirkungen - jedoch nur bei hohen Dosierun-

gen - gezeigt. Unter Berücksichtigung der neueren toxikologischen Daten hat dieser

Ausschuß 1996 die bereits bestehenden TDIs überprüft und in ihrer Höhe weitge-

hend beibehalten. Langzeitversuche an Nagetieren hinsichtlich einer möglichen Kan-

zerogenität liegen vor, wobei die dort festgestellten positiven Befunde (Lebertumore)

wegen des gut aufgeklärten Nagetier-spezifischen Wirkungsmechanismus nur sehr

eingeschränkt auf den Menschen übertragbar sind.

Eine akute Gesundheitsgefährdung aufgrund der aus den Beißringen freiwerdenden

Phthalatmengen ist nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft nicht zu befürch-

ten; aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes sollte jedoch bei Klein-

kindern die Phthalataufnahme weitestgehend minimiert werden.

Es stehen bereits jetzt ausreichend geeignete phthalaffreie Kunststoffe als Ersatz für

Weich-PVC zur Verfügung, mit dem Verschwinden von Weich-PVC vom Spielzeug—

markt werden ohnedies lediglich solche geeigneten Alternativen angeboten werden

können.

Die Wirtschaftskammer Österreichs hat den österreichischen Spielwarenhändlern

bereits Listen mit Alternativprodukten zur Kenntnis gebracht.

Eine Verordnung im Sinne dieses vorbeugenden Gesundheitsschutzes ist in Vorbe-

reitung und wurde bereits zur Begutachtung ausgesandt.

Zu Frage 3.

Es liegt im Interesse Österreichs als Mitgliedstaat, daß EU-weit eine harmonisierte

Regelung getroffen wird, die für alle Mitgliedstaaten in gleicher Weise gilt. In diesem

Sinne setze ich mich als Konsumentenschutzministerin für ein EU-weites Verbot von

Weich-PVC—Spielzeug für Kinder unter 36 Monaten ein, wenn dieses Spielzeug be-

stimmungsgemäß oder voraussehbar in den Mund genommen wird.